— 7 —
vier Königreiche: Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg,
sechs Großherzogtümer: Baden, Hessen, Oldenburg, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar-Eisenach,
fünf Herzogtümer: Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg-Gotha,
Sachsen-Altenburg, Braunschweig, Anhalt,
sieben Fürsteutümer: Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Souders-
Hausen, Reuß ü. &, Renß j. L., Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe,
drei freie Städte: Hamburg, Lübeck, Bremen,
ein Reichsland: Elsaß-Lothringen.
§ 5. Das Königreich Preußen, eine Erbmonarchie *) unter Herrschern
aus dem Geschlechte der Hohenzollern, besteht aus 12 Provinzen und den
hohenzollernschen Landen. Jede Provinz ist in Regierungsbezirke, jeder Regie-
rnngsbezirk in Kreise geteilt. An der Spitze der Provinz steht der Ober-
Präsident, des Regierungsbezirkes der Regierungspräsident und des Kreises der
Landrat. — Die Provinzen**) und Regierungsbezirke des preußischen Staates sind:
1. Ostpreußen (Regierungsbezirke Königsberg und Gumbinueu),
2. Westpreußen (Reg. Danzig und Marienwerder),
3. Pommern (Reg. Stettin, Köslin und Stralsund),
4. Brandenburg (Reg. Potsdam, Frankfurt a/O. n. Stadtkreis Berlin),
5. Posen (Reg. Posen n. Bromberg),
^ 6. Schlesien (Reg. Breslau, Liegnitz, Oppeln),
7. Schleswig-Holstein (Reg. Schleswig mit Helgoland),
8. Sachsen (Reg. Magdeburg, Merseburg u. Erfurt),
9. Hauuover (Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Aurich),
10. Westfalen (Reg. Münster, Minden u. Arnsberg),
11. Hessen-Nassau (Reg. Kassel u. Wiesbaden),
12. Rheinland (Koblenz, Düsseldorf, Köln, Trier, Aachen n. Hohenzollern).
*) Monarchie = Reich, das von einem Herrscher regiert wird; Erbmonarchie
ein Reich, in dem die Herrschaft vom Vater auf den Sohn forterbt. — Das alte deutsche
Reich war eine Wahlmonarchie.
**) Nach der Zeit ihrer Erwerbung und Einverleibung geordnet:
1. Brandenburg (die Stammprovinz der Monarchie, seit 1415 im Besitze der Hohen-
zollern), 2. Ostpreußen (1618 durchjohann Sigismund erworben), 3. Po mmern (1648—1815
unter dem großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Wilhelm Iii. erworben),
4. Schlesien (1742 durch Friedrich den Großen erobert), 5. Westpreußen (1772 durch
Friedrich den Großen erworben), 6. Posen (1793 unter Friedrich Wilhelm Ii. bei der Tei-
lung Polens hinzugekommen), 7. Sachsen (1648 und 1680 durch den großen Kurfürsten
erworben und 1815 unter Friedrich Wilhelm Iii. wiedergewonnen), 8. Rheinland (1815
unter Friedrich Wilhelm Iii. erworben), 9. Westfalen (hauptsächlich 1815 unter Friedrich
Wilhelm Iii. gewonnen), 10. Schleswig-Holstein, 11. Hannover und 12. Hessen-
Nassau (1866 unter Wilhelm I. einverleibt).
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Extrahierte Personennamen: Westpreußen Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I.
— 30 —
Kr:r> er 60 q u elten.
§22. Ackerbau und Viehzucht bilden für einen großen Teil der
Landschaft (goldene Aue, Becken) die Hauptnahrungsquelle. Für die meisten
Gegenden ist aber der Reichtum an Bodenschätzen die Grundlage des
Erwerbs. Der Thüringer Wald liefert Schiefer, Porzellanerde und Eisen,
der Harz silberführende Bleierze und Kupfer. Schon vor dem Jahre 1000
begann hier der Bergbau am Rammelsberge, dessen Ertrag in Gestalt von
„Segensthalern" durch alle deutscheu Lande ging. Auch das Vorland des
Harzes ist mit Salz, Eisen, Kohle und nutzbarem Gestein reich ausgestattet.
Etwa die Hälfte des im Reiche gewonnenen Steinsalzes entstammt den
unerschöpflichen, bis 240 m mächtigen Lagern von Staßsnrt und Leopolds-
hall. Auf Gruud der Bodenreichtümer hat sich in der Landschaft eine bedeu-
teude Industrie entwickelt, besonders in Eisen-, Textil- und Spielwaren.
Der Handel beschäftigt sich mit der Ausfuhr dieser Jndustrieerzeuguisse
und der Produkte des im eigentlichen Becken blühenden Feld- und Gartenbans.
Wervohner, Stclcrten und Städte.
§ 23. Das Thüringer Becken gehört zu den starkbevölkerten Teilen des
deutschen Reiches; es wird im 8. von Thüringern, im N. von Nieder-
sachsen bewohnt. Nirgends herrscht eine größere politische Zerstückelung des
Bodens als im Thüringer Becken, dem Sitze der deutschen Kleinstaaten.
Politisch verteilt sich die Landschaft unter folgende Staaten:
die Königreiche Preußen (Prov. Hessen-Nassau, Sachsen und Hannover)
und Bayern steilweise);
das Großherzogtum Sachseu-Weimar-Eiseuach;
die Herzogtümer Sachseu-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiuiugeu und teil-
weise Sachseu-Alteuburg, Anhalt und Braunschweig;
die Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt und Schw.-Sondershauseu
und teilweise Renß ä. 2., Reuß j. L.
Residenzstädte im Werravorlande des Thüringer Waldes:
72. Coburg, von Schlössern, Gärten und Weinbergen umgebene Residenz von
Sachsen-Eobnrg-Gotha; östl. davon die Feste Coburgs), „die fränkische Krone".
73. Hildburghausen an der Werra, Technikum.
74. Meiningen an der Werra, Residenz von Sachsen-Meiningen.
Industriestädte im Franken- und Thüringer Walde:
75. Hof an der Saale, wichtiger Verkehrsknoten zwischen dem Becken
und Bayern, Mittelpunkt eines Jndnstriebezirks für Textilwaren.
*) Aufenthalt Luthers. Belagerung durch Wallenstein (1632).
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— 75 —
3. Das Grotzherzogtum Luxemburg.
§ ^9. Luxemburg, ein von der Rheinprovinz, Belgien und Frankreich ein-
geschlossener konstitutioneller Kleinstaats, liegt auf dem Lothringer Stufen-
lande und den Ardenneu. Es ist durch Wald-und Mineralreichtum (Kohle
und Eisenerze) und äußerst fruchtbaren Boden von der Natur bevorzugt.
Die Bewohner sind Deutsche und katholischer Konfession. Die Haupt- und
Residenzstadt Luxemburg war bis 1867 eine unbezwingliche Felsenburg.
X. Die Republik Frankreich.
Lcrge mtd Wegrenzung.
§ 50. Frankreich bedeckt die Südwestecke des europäischen Festlands-
dreiecks. Es hat die Gestalt eines unregelmäßigen Fünfecks, das fast überall
natürliche Grenzen besitzt: im No. die Ardennen und das Lothringer
Stufenland, im 0. der Wasgau, der Schweizer Jura, der Genfer See und
die Westalpen, im 8. das Mittelmeer (Golf du Liou) und die Pyrenäen,
im W. der atlantische Ocean (Golf von Biseaya) und im Nw. der Kanal
und die Straße von Ealais. Die Nachbarstaaten Frankreichs sind im No.
und 0. Belgien, Luxemburg, das deutsche Reich, die Schweiz und Italien,
im 8. Spanien.
Modenform und Gewässer.
§ 51. Die Oberfläche Frankreichs enthält außer der Nordabdachung
der (größtenteils zu Spanien gehörenden) Pyrenäeu:
ein Hochgebirge (südliche Hälfte der Westalpen),
ein Mittelgebirge (französisches) und
zwei Ebenen (das vom Hoch- und Mittelgebirge eingeschlossene schmale
Rhone-Saone-Becken im 0. und das große französische Flachland im W.).
1. Die französischen Westalpen, vom Mittelmeer bis zum Montblane
reichend, umfassen „eine ganze Gebirgswelt voll massiger Stöcke mit schnee- und
eisbedeckteu Gehängen". Ihr Hauptkamm, über den die sranzösisch-italienische
Grenze läuft, gliedert sich von 8. nach N. in die Meeralpen, die eottischen
(mit dem Monte Biso) und die grajischeu Alpen. In den letzteren ver-
binden die Pässe des Mont Eenis**) und des kleinen St. Bernhard
*) Das frühere Herrscherhaus der Luxemburger hat dem deutscheu Reiche einige
Kaiser gegeben (Heinrich Vii., 1303—1313; Karl Iv.. Wenzel und Sigismund, 1347—1437).
**) Die 30 km lange M ont-C6 nis-Straße ist die Hauptverkehrslinie zwischen Frank-
reich und Italien. Die (fälschlich sogenannte) Mont-Cenis-Bahn durchbricht im Col de Frejus
mit einem 12*/* km langen Tunnel die Westalpen (Bauzeit 1857—1870, Kosteu 60mill. Ji).
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Extrahierte Personennamen: Biseaya Bernhard
* Heinrich_Vii Heinrich Karl_Iv.._Wenzel Karl Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Luxemburg Belgien Frankreich Luxemburg Frankreich Frankreich Frankreichs Belgien Luxemburg Italien Spanien Frankreichs Spanien Frank- Italien
— 331 —
und Flechtindustrie, für die chemische und Droguen-Judustrie, für
die Leder- und Rauchwarenindustrie, für die Kantschukiudustrie
entnehmen, und bezeichne die Länder der Herkunft dieser Roh-
stoffe näher!
c) Der Handel.
Der Binnenhandel des Reiches und seine Verkehrsmittel.
§ 283. Das deutsche Reich bildet mit Ausnahme der Freihafengebiete
von Hamburg und Bremen und Helgolands ein Zollgebiet, innerhalb dessen
der Warenaustausch zollfrei vor sich geht. Der Binnenhandel bezweckt den
Austausch der Güter zwischen den einzelnen Landschaften des Reiches. Die
fast ausschließlich Ackerbau und Viehzucht treibenden Gegenden (Oldenburg,
der Norden Hannovers, Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Pommern, Posen,
West- und Ostpreußen und das Alpenvorland) müssen Jndustrieerzeuguisse und
Brennmaterial aus den Jndnstrlebezirken und den Bergbau treibenden Gegenden
eintauschen. Judustriereiche, aber kohlen- und erzarme Gegenden (Württemberg,
Baden, Großherzogtum Hessen, Elsaß-Lothringen) erhalten von den Nachbar-
ländern Kohlen, während sie ihren Bedarf von Lebensmitteln zum größten
Teil selbst erzeugen. Kohlen-, erz- und industriereiche Landschaften (Rhein-
land, südl. Westfalen, thüringische Staaten) bedürfen der Einfuhr von Lebens-
Mitteln, während manche Gegenden (bayerische Pfalz, Anhalt, Provinz und
Königreich Sachsen, Schlesien) zugleich fruchtbaren Boden, erz- und kohlenreiche
Tiefen und hoch entwickelte Industrie besitzen und sich handelnd mit dem Aus-
tausch der Produkte ärmerer Gegeuden befassen können. Dieser Austausch er-
folgt auf Land- und Wasserwegen. Erstereu folgen auch zahlreiche Bahnlinieu. —
Haupthaudelsplätze für den Binnenverkehr sind Berlin, Leipzig, Frank-
snrt a. M. und Köln; ihnen stehen an Bedeutung zunächst in Norddeutsch-
land Breslau, Magdeburg, Frankfurt a. O. und Braunschweig, in Süddeutsch-
laud Nürnberg, Regensburg, Augsburg, Stuttgart, Mainz, Mannheim, Straß-
bürg und Mülhausen. Die wichtigsten Geldplätze sind Berlin, Hamburg,
Bremen, Leipzig, Frankfurt a. M. und Augsburg.
§ 284. Deutschland hat nächst Rußland die größte Gesamtlänge der
Wasserstraßen (25347 km) aufzuweisen, steht an Kanälen jedoch hinter
Frankreich und Großbritannien bedeutend zurück. Es lassen sich zwei große
Schiffahrtsgebiete mit ihren Fluß- und Kanalverzweigungen unterscheiden:
1. Das Rhein-Donangebiet und
2. Das Elb-Odergebietiuverbiudung mit der unteren Weichsel.
Das erstere beherrscht den gesamten W. und S., das letztere den 0. und N.
des deutschen Reiches. Für den Norden sind noch zwei kleinere Gebiete von
Wichtigkeit: die Flußgebiete der Ems, Weser und Eider (Nordostseekanal)
und des Pregel und Niemen.
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Bremen Helgolands Oldenburg Hannovers Schleswig-Holstein Mecklenburg Pommern Posen Württemberg Baden Großherzogtum_Hessen Elsaß-Lothringen Rhein- Westfalen Sachsen Schlesien Berlin Leipzig Norddeutsch- Breslau Magdeburg Frankfurt Braunschweig Nürnberg Regensburg Augsburg Stuttgart Mainz Mannheim Berlin Hamburg Bremen Leipzig Frankfurt_a._M. Deutschland Frankreich
141. Andreas Hofer und der Aufstand in Tirol.
305
jetzt aber mußten sich solche Gefühle
tief im Innern bergen, denn wer es
wagte, sie laut werden zu lassen, verfiel
der Rache des corsischen Cäsaren, wie
das Beispiel des Buchhändlers Palm
von Nürnberg beweis't. Dieser hatte
eine Flugschrift verlegt, welche über
Deutschlands tiefe Erniedrigung klagte
und das alte Freiheitsgefühl in den
Deutschen zu wecken suchte. Der Mann
mit dem deutschen Herzen ward in sei-
ner Heimatstadt von französischen Gens-
d'armen verhaftet, vor ein ftanzösisches
Kriegsgericht in Braunau gestellt, und
weil er den Verfasser der Schrift nicht
nannte, — standrechtlich erschossen.
Aber noch war das Maß des Elends
nicht voll. Immer noch schienen Preu-
ßen und Oesterreich dem Gewaltherrn
an der Seine zu mächtig und mithin
gefährlich. Im Feldzuge von 1806 und
1807 demüthigte er auch Preußen und
im Jahre 1809 brach er den Rest von
Oesterreichs Macht. So hatte er ganz
Deutschland niedergeworfen, und seine
Uebermacht schien besiegelt für alle Zei-
ten. Das Land war unter der Geißel
fortwährender Kriege ausgesaugt, das
Volk niedergetreten, entmuthigt. Es
trug seine Ketten knirschend, grollend,
aber wagte kaum daran zu rütteln,
denn nirgends leuchtete ein Stern der
Hoffnung.
Ganz Deutschland, ja Europa, war
einem großen Friedhofe zu vergleichen,
in dem die Unabhängigkeit und Freiheit
der Völker begraben lag.
„Du Land der Eichen, wo das Ja ertönet,
Germania, mein herrlich Vaterland,
Du Rächerin, wie liegst du da verhöhnet,
Du Kriegcrin, wie bückst du abgewandt!
Du, die die Schmach der alten Welt versöhnet,
Die einen Weg zu Roma's Schicksal fand,
Du Pflegerin des Tapfern und des Guten,
Weinst Thränen in des fremden Rheines Flu-
then!"
(E. M. Arndt.)
141. Andreas Hofer und der Anfstand in Tirol.
Noch vor den Schlachten von Aspern
und Wagram war im Lande Tirol durch
die österreichischen Bevollmächtigten Cha-
steller und Baron Hormayr der Volks-
aufstand zu Gunsten des Kaiserhauses
vollständig eingerichtet worden; der Haß
gegen Bayern war durch die wenn auch
wohlgemeinten Neuerungen des Königs
Maximilian, durch Willkür der fremden
Beamten, besonders aber dadurch noch
gesteigert worden, daß sogar der Name
Tirol aufgehoben und das Land „Süd-
bayern" genannt wurde. Die Häupter
des Volksaufstandes waren Andreas
Hofer von Passeier, ein schlichter,
frommer Mann aus dem Volk, und
von diesem hochgeehrt; zwar beschränkt
von Einsichten, aber treu wie Gold,
kräftig von Gliedern und stattlich von
Ansehen mit seinem schwarzen Bart;
im unteren Innthal Speckbacher, der
beste Schütze weit und breit, verwegen
zu jeder großen That und meisterlich
klug. Und bald hatte ganz Tirol die
bayerisch-französische Herrschaft abgeschüt-
telt. Nun schickte Napoleon den Mar-
schall Lefebvre mit vielem Kriegsvolk
Marschall, Lesebuch.
in's Land Tirol. Da verlor Chasteller
den Muth; die Franzosen und Bayern
drangen ein, gewannen einige Vortheile
und mißhandelten die Tiroler, wo sie
deren habhaft wurden, mit der unmensch-
lichsten Grausamkeit. In dieser Noth
ließen Chasteller und Hormayr die braven
Tiroler im Stich und flüchteten. Da be-
riefen Hofer und Speckbacher alles Volk
auf den Berg Jsel bei Innsbruck, und
ein Kapuziner, Namens Haspinger,
kam auch dazu, ein Mann, mehr zum
Feldherrn als zum Mönch erschaffen.
Nun begann am Berg Jsel ein langer,
furchtbarer Kampf des Volkes gegen die
Landesfeinde. Der Speckbacher verlegte
ihnen den Weg bei Hall. Er hatte einen
jungen Sohn Andreas, der „Ändert"
genannt; der Knabe folgte ihm lustig
in's Gefecht und weil er selber nicht
mitfechten durfte, so grub er keck die
feindlichen Kugeln aus >der Erde heraus,
wo sie eingeschlagen, sammelte sie in
seinem Hütlein und brachte sie seinem
Vater. Die Feinde erlitten ungeheuren
Verlust, während die Tiroler gap frisch
und wohlgemuth auf den heimischen
20
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Hofer Arndt Andreas_Hofer Maximilian Maximilian Andreas
Hofer_von_Passeier Napoleon Namens_Haspinger Andreas
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Deutschlands Braunau Oesterreich Oesterreichs Deutschland Deutschland Europa Berg_Jsel Berg_Jsel
318
in. Geschichtsbilder.
verpflichten sich alle gleichmäßig, die
Vundesakte unverbrüchlich zu halten.
Wer will aber die im Bunde aufgenom-
menen Großmächte Zum unverbrüchlichen
Einhalten dieser Verpflichtungen nöthi-
gen?". . .
2. An Schleswig-Holstein war es, wo
sich diese Voraussage erfüllte. Eine
Darlegung der ganzen Angelegenheit
würde Zu weit führen und es mag ge-
nügen, darauf hinzuweisen, wie die bei-
den Vormächte einseitig und ohne den
Bund in der Sache vorgingen, nach
einen: glücklichen Feldzuge sich von Dä-
nemark die Herzogthümer abtreten ließen,
dann die Bundestruppen (Sachsen und
Hannoveraner) aus Holstein verdräng-
ten; — wie sodann Preußen, bestrebt,
die Herzogthümer für sich zu gewinnen,
sich des nun lästigen Mitbesitzers zu
entledigen suchte. Jetzt kehrte Oester-
reich zum Rechtsstandpunkte Zurück und
erklärte am 1. Juni 1866, daß es die
Entscheidung der schleswig-holstein'schen
Frage dem Bunde anheimstelle. Preußen
aber, da es von Seite des Bundes einen
seinen Wünschen entsprechenden Beschluß
nicht erwarten durfte, war entschlossen, auf
dem nun einmal betretenen Wege zu
beharren.
Den Oesterreichern erging es nun
gerade so, wie früher den Hannoveranern
und Sachsen: sie wurden aus Holstein
verdrängt. Auf die Nachricht von den
Vorgängen in Holstein beantragte Oester-
reich beim Bundestag die Mobilmachung
des gesammten Bundesheeres mit Aus-
nahme des preußischen Kontingents.
Dieser Antrag, obwohl der preußische
Bundestagsgesandte gegen dessen ge-
schäftliche Behandlung Protest eingelegt
hatte, wurde am 14. Juni mit 9 gegen
6 Stimmen zum Beschluß erhoben. So-
fort erklärte der Vertreter Preußens,
daß dieses den seitherigen Bundesvertrag
als gebrochen und mithin als unver-
bindlich und erloschen ansehe, und legte
zugleich den Entwurf einer Neugestal-
tung des Bundes vor. Die Majorität
der Versammlung erklärte auf Grund
der Bundesakte den Austritt Preußens
aus dem Bunde für ungesetzlich. Nun
folgten sich die Ereignisse Schlag für
Schlag. Preußen, auf den Krieg schon
längst vorbereitet, wie der seit geraumer
Zeit mit Italien abgeschlossene, bisher
aber geheim gehaltene Bündnißvertrag
unwiderleglich beweist, forderte schon
am 15. Juni die norddeutschen Staaten,
namentlich Sachsen, Hannover und
Kurhessen — der meisten andern
war es ohnehin sicher — unter Andro-
hung militärischer Maßregeln auf, sich
sofort für den Beitritt zu dem neuen
Bundesprojekt zu erklären. Ans die ab-
lehnenden Antworten rückten preußische
Truppen schon am 16. Juni in die
genannten drei Staaten ein. Damit
war der Bruderkrieg begonnen, und es
war nur noch eine leere Form, daß
Preußen und Italien am 18. Juni den
Krieg an Oestereich erklärten. Die durch
Preußen angegriffenen Bundesstaaten
suchten um den Schutz des Bundes nach
und dieser ward ihnen auch zugesagt.
Allein noch war das österreichische Heer
nicht vollständig in Kriegsbereitschaft,
und noch weniger war dies der Fall
bei den Kontingenten der anderen bun-
destreuen Staaten. Die Sachsen zogen
sich vor den Preußen zurück und ver-
einigten sich in Böhmen mit den Oester-
reichern. Ganz Sachsen war innerhalb
8 Tagen in den Händen Preußens.
Der König von Hannover und der
Kronprinz hatten sich mit 18,000 Mann
nach Süden gewandt, um sich mit der
bayerischen Armee zu vereinigen. Bei
Langensalza kam es am 27. Juni
zu einem Treffen, in welchem die Han-
noveraner Sieger blieben. Durch falsche
Nachrichten von zahlreich heranziehenden
Preußen getäuscht, capitulirte die han-
növer'sche Armee am 29. Juni. Es
war dies ein trauriges Vorspiel vom
ganzen Verlaufe des Krieges.
Der Kurfürst von Hessen, der auf
seinem Schlosse Wilhelmshöhe geblieben
war, indeß seine Truppen sich mit dem
8. Bnndes-Armeecorps vereinigten, wurde
gefangen genommen und zuerst nach
Minden und dann nach Stettin gebracht.
3. Am Tage des Gefechtes von Langen-
salza begannen auch die Feindseligkeiten
gegen die Oesterreicher in Böhmen. In
drei großen Heersäulen hatten die Preu-
ßen die Grenzen überschritten und nach
einer Reihe von Gefechten (bei Hüner-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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für Mittelschulen,
insbesondere
für die Hewerös-, Kandels- und Landwirthschastsfchulen,
sowie für die Aräparanden-Anstalten
des Königreiches Bayern.
iv/Vwvw* —
Mit Rücksicht auf die Allcrh. Verordnungen vom 14. Mai 1864
und vom 26. September 1866
bearbeitet
von
G. N. Marschall,
Rcalienlehrer an der königl. Gewerbsschule zu Ansbach.
Bei Abnahme von Partieen zum Schulgebrauche tritt eine Preisermäßigung ein.
München.
Im königlichen Central-Schulbücher-Verlage.
1867.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
304
Iii. Geschichtsbilder.
140. Die Auflösung des deutschen Kaiserreiches und Deutsch-
lands tiefe Schmach.
In der Schlacht bei Austerlitz (2. De-
zember 1802) hatte das „heilige römische
Reich deutscher Nation" den Todesstreich
empfangen. Zwar wurde die Auflösung
des deutschen Kaiserthumes im Friedens-
vertrage nicht ausgesprochen, aber sie
lag nichts desto weniger in den Bestim-
mungen desselben. Die südwestdeutschen
Staaten hatten, meist auf Kosten Oester-
reichs, namhaften Länderzuwachs erhal-
ten, und deren Fürsten waren zu höheren
Würden erhoben worden, mit welchen
die Pflichten gegen das Reich nicht wohl
mehr in Einklang zu bringen waren.
Aus Bayern und Württemberg waren
Königreiche, aus Baden und Hessen-
Darmstadt Großherzogthümer, aus Berg
und Nassau Herzogthümer geworden.
Die ausdrückliche Bestimmung des
Preßbnrger Friedensvertrages, „daß diese
neuen Würden an dem Verhältnisse der
betreffenden Fürsten zum deutschen Reiche
nichts ändern sollten," war nur ein
Kunstgriff, um über die bereits beschlossene
Auflösung des deutschen Reiches eine
Maske zu ziehen, die seiner Zeit — und
diese kam sehr bald — schon fallen
sollte. Am 12. Juli 1806 traten auf
Veranlassung Napoleons zwölf Fürsten
des südwestlichen Deutschlands zum so-
genannten „Rheinbünde" zusammen, als
dessen Protektor Napoleon sich erklärte.
Eine eigene Bundesversammlung zu
Frankfurt a. M. unter dem Vorsitze des
Fürsten-Primas ward zur Entscheidung
über die gemeinsamen Angelegenheiten
eingesetzt Alle Bestimmungen des Bun-
desvertrags waren darauf berechnet, den
Bund in gänzliche Abhängigkeit von
Napoleon zu bringen und diesem die
Streitkräfte der Bundesfürsten — 63,000
Mann — zur Verfügung zu stellen.
Neben diesem Bundestage konnte die
Reichsversammlung zu Regensburg nicht
mehr bestehen. Napoleon ließ derselben
durch seinen Gesandten am 1. August
erklären, daß er das Dasein einer deut-
schen Reichsverfassung nicht mehr an-
anerkenne, daß das deutsche Reich auf-
gelöst sei. Preußen ließ sich durch
Zuwendung von Hannover und den
Köder einer „norddeutschen Confödera-
tion" unter seinem Protektorate zu still-
schweigendem Einverständniß bestimmen;
Oesterreich aber war nach dem unglück-
lichen Ausgange des Feldzugs von 1805
so geschwächt, daß es sich außer Stande
sah, der Vernichtung des Kaiserthumes
zu widerstreben. Franz Ii. hielt es
unter seiner Würde, einen leeren Titel
ohne Machtbefugniß zu führen und
erklärte in einer Urkunde vom 6. Au-
gust 1806, daß er Verzicht leiste auf
die deutsche Kaiserkrone, da es ihm un-
möglich sei, die mit dem kaiserlichen
Amte übernommenen Pflichten länger
zu erfüllen; er betrachte daher das Band,
welches ihn seither mit dem deutschen
Staatskörper vereinigt, als ausgelöst,
und die Würde eines deutschen Kaisers
als erloschen.
So war in bestimmtester Form das
Ende des heiligen römischen Reiches
deutscher Nation ausgesprochen. Der
Kaiserscepter, welcher seit Karl des
Großen Zeiten tausend Jahre lang von
Deutschlands Königen getragen worden,
war zerbrochen, das Baud zwischen den
Deutschen der verschiedenen Stämme
zerrissen, und die Deutschen hatten auf-
gehört als Nation einen Platz unter
den europäischen Völkern einzunehmen.
Napoleon hatte seinen zweifachen Zweck
erreicht: Deutschland zu spalten und
das gespaltene zu beherrschen, und dann
sich der Welt, wie den Erben von Karls
des Großen Macht, so auch von dessen
Kaiserkrone darzustellen. Das römisch-
deutsche Kaiserthum war dem französisch-
römischen gewichen!
Allerdings war das deutsche Reich
morsch, altersschwach, hinfällig geworden,
und sein Sturz war nur die nothwen-
dige Folge des inneren Zerfalles seit
dem dreißigjährigen Kriege; aber doch
erfüllte sein Untergang viele Gemüther
mit Schmerz und Wehmuth, und mehr
als je regte sich die Sehnsucht nach je-
nem Retter, welcher laut der Volkssage
aus dem Kyffhäuser erstehen sollte. Für
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon August Franz_Ii Franz Karl_des
Großen Karl Napoleon Karls
Extrahierte Ortsnamen: Baden Hessen-
Darmstadt_Großherzogthümer Berg Nassau Deutschlands Frankfurt Hannover Oesterreich Deutschlands Deutschland Karls
145. Die letzten Tage des Königs Maximilian Ii.
315
Und wenn die Priester beten den langen Klagchoral,
Glüht da noch der Begeisterung, der Liebe warmer Strahl:
Der war ein großer König, der war der Menschheit Held,
Werth, daß ihm noch die Thräne des fernen Enkels fällt.
Bei hingegangenen bedeutenden Men-
schen drängt sich neben der Frage: wie
haben sie gelebt? unwillkürlich auch die
auf: wie haben sie geendet? Die Ge-
schichte weis't uns gar viele Beispiele
auf, wo ein glanzvolles und viel be-
neidetes Leben mit unsäglichem Jam-
mer abschloß, wobei uns das Wechsel-
volle, Trügerische und Nichtige alles
Irdischen recht klar vor die erschütterte
Seele geführt wird. Ruhig und erhebend
dagegen wird das Gemüth gestimmt,
wenn wir vernehmen, wie dem Leben
eines ausgezeichneten Menschen auch sein
Ende entsprach, wie er den Adel seines
Wesens bis zum letzten Hauche bewahrte
und beim Scheiden alle Schmerzen und
Schauer eines qualvollen Todes mit
Muth und Ergebung überwand.
Ein solches Beispiel gibt uns das
Hinscheiden des Königs Maximilian Ii.
von Bayern, des Herrschers mit dem
besten Herzen.
Auf den Rath seiner Aerzte begab
sich König Maximilian im Oktober 1863
nach Italien, in dessen milder Luft er
Stärkung und Erholung seiner ange-
griffenen Gesundheit zu finden hoffte.
Da brach der Hader um Schleswig-
Holstein auf's Neue aus, und kein Ruhig-
blickender konnte sich die Gefahren ver-
hehlen, welche aus diesem Streite für
Deutschland erwachsen würden. König
Max hatte in der Schleswig-Holstein-
schen Frage stets mit aller Gewissen-
haftigkeit den strengen Standpunkt des
Rechtes festgehalten. Auf ihn richteten
sich daher bei den eingetretenen Ver-
wickelungen die Blicke aller redlichen
Baterlandsfreunde, nicht nur in Bayern,
sondern in ganz Deutschland, und be-
sonders die Blicke der Schleswig-Hol-
steiner selbst. Bei der bedenklichen Lage,
in welche diese Angelegenheit durch das
bundeswidrige Verhalten Preußens und
Oesterreichs gekommen war und bei der
täglich wachsenden Aufregung in Deutsch-
land wurde in Bayern der Wunsch laut,
es möge der Landesvater aus Italien
L. A. Frankl.
zurück kehren. Sofort erklärte Maxi-
milian sich zur Erfüllung dieses Wun-
sches bereit, obgleich er fühlte, die Sorge
für seine Gesundheit fordere noch auf
längere Zeit Ruhe und milderes Klima.
„Mein Volk ahnt nicht, welches Opfer
ich ihm bringe. Dasmilde Klima Italiens
ist mir zur Wiedererlangung meiner Ge-
sundheit unerläßlich; ich fühle es, daß
ich größerer Schonung bedarf, als meine
Aerzte glauben," — so äußerte er zum
Freiherrn v. Wendtland. Dennoch ließ
er gleich nach München telegraphisch be-
richten, daß er unverweilt in seine treue
Hauptstadt zurück kehre, eingedenk seiner
Regentenpflichten, die er stets über Alles
gestellt habe. Schon am 15. Dezember
kam er, vom Jnbel des Volkes empfan-
gen, in München an. Mit aller Ent-
schiedenheit trat er nun für die Rechte
der Herzogthümer ein, und es war sein
und seiner Regierung ernstestes Bestre-
den, bei dem Bunde und durch den
Bund die Lösung der verwickelten Streit-
frage zu erzielen. Leider scheiterten seine
wohlmeinenden Absichten an dem Wider-
streben der beiden „Vormächte Deutsch-
lands", wie sich Preußen und Oester-
reich nannten. Neben der angestreng-
ten und aufregenden Thätigkeit für die
Sache der Herzogthümer, wie sie Maxi-
milian bis zum letzten Tage seines
Lebens entfaltete, mag der Schmerz über
die unerquickliche Wendung derselben
nicht wenig dazu beigetragen haben,
daß des Königs angegriffene Gesund-
heit völlig erschüttert und daß endlich
jener schnelle und unerwartete Ausgang
herbeigeführt wurde, welcher Bayern in
so tiefe Trauer versetzte.
Sonntags den 6. März fühlte der
König beim Reiben der Haut mit einer
Bürste, was er seit einem Jahr zu
thun gewohnt war, auf der linken Seite
der Brust einen oberflächlichen Schmerz
und stand sogleich vom Reiben ab.
Schon am Abende hatte sich an der
schmerzenden Stelle eine Geschwulst ge-
bildet, welche sich immer mehr und zwar
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Ii Maximilian Muth Maximilian_Ii Maximilian Maximilian Maximilian Max Max
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Italien Schleswig-
Holstein Deutschland Bayern Deutschland Oesterreichs Deutsch- Italien
L._A._Frankl Italiens
146. Die Auflösung des deutschen Bundes im Jahre 1866.
319
wasser, Turnau, Podol, Mün-
chengrätz, Gitschin einerseits und
bei Trautenau, Nachod, Skalitz
und Königinhof andererseits) die
Oesterreicher zurück gedrängt und ihre
Vereinigung ermöglicht. Bei Königs-
grätz hatte das österreichische Heer un-
ter Benedek eine concentrirte Stellung
genommen. Am 3. Juli beschlossen die
Preußen anzugreifen. Furchtbar war
der Zusammenstoß, kühn der Ansturm
der Preußen, heldenmüthig der Wider-
stand der Oesterreicher. Schon schien
sich der Sieg auf Seite der letzteren zu
neigen; da endlich erschien das sehnlichst
von den Preußen erwartete Heer des
Kronprinzen. Die Oesterreicher waren
umgangen; Chlum, der Schlüssel zu
ihrer Aufstellung, von den unbemerkt
herangerückten Preußen genommen: die
Schlacht war für die Oesterreicher ver-
loren. Ihr Rückzug artete bald in wilde
Flucht aus und furchtbar waren ihre
Verluste. Noch nie hatte die öster-
reichische Armee eine solche Niederlage
erlitten. Unaufhaltsam rückten die Preu-
ßen gegen Prag, das sich ihnen wider-
standslos ergab, dann gegen Wien und
Presburg vor. Zwar waren die öster-
reichischen Waffen siegreich in Italien
gewesen, zu Land in der Schlacht bei
Custozza, zur See bei Lissa, aber
das vermochte das Mißgeschick des böh-
mischen Feldzuges nicht auszugleichen.
Oesterreich suchte um einen Waffenstill-
stand bei Preußen nach — vergebens!
Da trat der Kaiser Franz Joseph Ve-
netien an den Kaiser Napoleon ab und
nahm dessen Vermittlung zur Herbei-
führung eines Friedens an.
4. Unterdessen war der Kampf auch
im Westen eröffnet worden. Nach eini-
gen unbedeutenden Gefechten in Thürin-
gen zog sich die bayerische Armee gegen
Süden zurück, um sich mit dem achten
Armeecorps zu vereinigen.
Die Vorhut des preußischen Heeres
forcirte, vom Thäte der Fulda in das
der Saale vorrückend, den Uebergang
über letzteren Fluß; die Bayern wur-
den trotz hartnäckigsten Widerstandes
sowohl bei Kissingen als bei Hammel-
burg von der feindlichen Uebermacht
zurück gedrängt (10. und 11. Juli) und
die Preußen rückten in's Mainthal,
wandten sich von Lohr aus über den
Spessart nach Aschaffenburg, warfen bei
Laufach und Aschaffenburg ein-
zelne Abtheilungen des 8. Armeecorps
und besetzten Frankfurt am 16. Juni
Von da aus marschirte die preußische
Mainarmee auf dem linken Mainufer
gen Würzburg, in dessen Nähe sie nach
den Gefechten bei Hund heim, Tau-
berbischofsheim, Helmstadt und
Roßbrunn lagerte (25 — 27. Juli).
Die Nachricht eines in Nikolsburg abge-
schlossenen Waffenstillstandes machte wei-
teren Feindseligkeiten ein Ende. Doch
mußte die Stadt Würzburg rechts des
Mains den Preußen eingeräumt werden,
gleichwie eine rasch über Hof und Bay-
reuth vorgerückte Abtheilung Nürnberg
noch besetzt hatte.
Aus den Waffenstillstandsverträgen
gingen die Friedensschlüsse hervor, welche
jeder Staat einzeln mit Preußen verein-
baren mußte. In diesen Friedensschlüssen
wurde die thatsächlich schon vollzogene
Auflösung des deutschen Bun-
des vertragsmäßig anerkannt. Oester-
reich schied ans dem Verbände mit
Deutschland, gab seine Zustimmung zu
dem neuen Bunde, den Hreußen nörd-
lich der Mainlinie begründen würde
und erklärte sich damit einverstanden,
daß die südlich dieser Linie gelegenen
deutschen Staaten in einen Verein zusam-
mentreten, dessen nationale Verbindung
mit dem norddeutschen Bunde der näheren
Verständigung zwischen beiden vorbehal-
ten bleibt. Zugleich erkannte Oester-
reich die in Norddeutschland vorzuneh-
menden Besitzveränderungen an, wobei
aber der König von Sachsen wieder seinen
gesammten Länderbesitz behält, vorbehalt-
lich weiterer Bestimmungen über dessen
Verhältniß zum norddeutschen Bund und
zu Preußen, und muß Venetien an Ita-
lien, Preußens Bundesgenossen, und sei-
nen Antheil an Schleswig-Holstein an
Preußen abtreten und letzterem noch
40 Millionen Thaler Kriegsentschädi-
gung leisten, wovon jedoch 20 Millionen
als frühere Kriegskosten in Schleswig
in Abrechnung kommen dürfen. Dieser
Friedensvertrag wurde unterzeichnet zu
Prag 23. August 1866.
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TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Benedek Lissa Franz_Joseph_Ve- Franz Napoleon August
Extrahierte Ortsnamen: Wien Italien Custozza Oesterreich Fulda Bayern Mainthal Aschaffenburg Laufach Aschaffenburg Frankfurt Mainarmee Würzburg Nikolsburg Mains Deutschland Norddeutschland Sachsen Venetien Schleswig-Holstein Schleswig