1856 -
Wesel
: Bagel
- Autor: Beumer, Philipp Jakob
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule, Handwerkerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
40
§. 54.
Ober-Italien.
Zu Ober-Italien rechnet man: 1) das Königreich Sardinien; 2) das lombardisch-
venetianische Königreich; 3) das Herzogthum Parma und 4) das Herzogthum Modena.
1. Das Königreich Sardinien.
Das Königreich Sardinien umfaßt 1372% □ Meilen mit 5 Millionen Einwohnern.
Es kommen also circa 3640 Einwohner auf die □ M. Seit 1848 ist S. ein kon-
stitutionelles Königreich. Die Herzöge aus dem Hause Savoyen waren seit 1416
durch Kauf, Eroberung u. s. w. in Besitz der einzelnen Landestheile gekommen, als
Sardinien 1713 zum Königreich erhoben wurde. Nach der franz. Revolution flüchtete die
Herrscherfamilie nach der Insel Sardinien und kehrte erst 1814 nach Piemont zurück. —
Die politische Eintheilung des Königreichs umfaßt 14 General-Intendanturen mit
49 Provinzen. Geschichtlich besteht das Königreich aus folgenden Bestandtheilen: a) das
Herzogthum Savoyen; b) das Fürstenthum Piemont; o) das piemontesische Herzogthum
Mailand; ä) Herzogthum Montferat; e) Herzogthum Genua; f) Grafschaft Nizza;
g) Insel und Königreich Sardinien.
a. Das Herzogthum Savoyen.
Savoyen, am westlichen Fuße des Montblanc gelegen, ist ein unfruchtbares, armes
Land, jedoch reich an erhabenen Naturschönheiten (das Chamounithal, das Eismeer).
Seine treuherzigen Bewohner können sich nicht alle im Lande nähren; deshalb punktirt
man den Knaben ein Erkennungszeichen auf den Arm und schickt sie, dem Schutze Gottes
sie befehlend, in die weite Welt. Sehr viele wandern nach Paris, dienen hier als
Stiefelputzer, Schornsteinfeger rc., halten ihren Erwerb treu zusammen und kehren mit
demselben später in die geliebte Heimath zurück, um sich einen eigenen Heerd zu gründen.
Hauptorte sind: Chambery, 20, Seidenfabriken, Jesuitenkollegium; Anecy, 6, mit
Baumwollenfabriken und Glashütten.
b. Das Fiirstenthum Piemont.
Das Fürstenthum Piemont, Hauptland des Königreichs, ist sehr fruchtbar; ergiebig
an Reis, Getreide, Wein u. s. w., Haupterzeugniß aber ist die Seide, welche für die
beste in Europa gilt. — Turin, 140, Haupt- und Residenzstadt, nach dem Lineal gebaut,
mit lauter graden Straßen, hat bedeutende Seidenfabriken, eine Universität und eine schöne
Kathedrale. Rivoli, 6, königl. Schloß, Sommerresidenz. Chieri, 14, trefflicher Wein.
Mondovi, 22, Zeug- und Papierfabriken. Aosta, 7, lebhafter Transithandel. Pinne-
rolo, 15, starke Festung. (Am Fuße des Mont Biso die berühmten Waldenser Thäler.)
Coni, 22, Handel und Fabriken, früher Festung. Saluzzo, 15, schöner Dom.
Mondovi, 19, Wein- und Kastanienbau, lebhafte Fabriken. Fossano, 18, Bäder,
Seidenbau, Akademie der Wissenschaften.
c. Das piemontesische Mailand.
Der größte Theil des Herzogthums Mailand gehört zur Lombardei; der zu Piemont
gehörige Antheil ist ein schmaler aber langer Strich Landes, von den penninischen Alpen
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des ehemaligen Friaul. In der Nähe das Dorf Campo-Formio, wo 1797 Friede
geschlossen wurde. —
3. Das Herzogthum Parma.
Das Herzogthum Parma, 113 m Meilen mit 520,000 Einwohnern, besteht aus
Parma und Piacenza, liegt am Nordabhange der Apeninen bis zum Po, ist in den
Ebenen äußerst fruchtbar, treibt Seiden- und Weinbau, wie auch Viehzucht. In den
Gebirgen gibt es einige Eisen- und Kupfergruben, Alabaster und Marmorbrüche. Die
Bewohner sind arbeitsam und thätig und meistens der Landwirthschaft beflissen. Parma
und Piacenza waren im 12. Jahrhundert freie Städte, kamen im 15. Jahrhundert zu
Frankreich, wurden dann ein Eigenthum des Papstes und kamen 1725 als ein Lehen an
Spanien. 1802 mit Frankreich vereinigt, wurden sie nach 1814 der Gemahlin Napo-
leon's, Maria Louise, übergeben. Dieselbe besaß außerdem noch Guastalla. Nach
ihrem Tode 1847 kam das Herzogthum mit Ausschluß von Guastalla an den Herzog
von Lucca, der Lucca. an Toscana, Guastalla an Modena abtrat. — Parma, 42,
Residenz, Universität, eine große Buchdruckerei, welche Schriften in 200 Sprachen liefert;
das größte Schauspielhaus in Europa; schöne Gemälde von Correggio, welcher hier
wohnte. Piacenza, 11, zweite Hauptstadt; große Stadt mit breiten Straßen und vielen
Palästen, alte Kathedrale mit schönen Gemälden. Pontremoli, 12, Citadelle. In
der Nähe von Piacenza wird der beliebte Parmesankäse in großer Menge bereitet.
4. Das Herzogthum Modena.
Modena hat auf 110 lh Meilen etwa 600,000 Einwohner, liegt mit Massa
und Carrara im S. des Po, auf und an den Apeninen bis zum Mittelmeere. Das
Land ist wasserreich und fruchtbar, das Klima gesund und angenehm, der Getreidebau und
die Viehzucht sind bedeutend; die Marmorgebirge von Carrara weltberühmt. Schon
früher an das Haus Oestreich gekommen, wurde das Herzogthum von 1796 — 1813 ein
Theil der Republik Italiens und kam nach der Schlacht bei Leipzig an den Erzherzog
Franz von Oestreich. Der Herzog regiert unumschränkt.
Modena, 30, Haupt- und Residenzstadt, wohlgebaut, der herzogliche Palast reich
an den schönsten Gemälden der trefflichsten Meister; Bischofssitz, Universität. Reggio, 20,
bedeutendste Handelsstadt. In der Nähe das Schloß Canossa, berühmt durch die Buße
Heinrichs Iv. (1077). Carrara, 9, im Gebirge; berühmte Marmorbrüche. Von
der besten Sorte kostet der Kubikfuß 40 — 50 Thlr. Massa, 11, bedeutender Oel-
und Seidenhandel, reich an großen, fruchtbaren Gärten.
5. Die Insel Corsika,
welche zu Frankreich gehört, hat eine Größe von 178 lh Meil. und zählt über 200,000 Ew.,
welche sämmtlich Italiener sind. Im Innern der Insel sind die Bewohner noch äußerst
roh und unwissend. Der Corse ist von Charakter jähzornig, daher leicht gereizt und zu
Mord- und Todtschlag bereit. Empörung wider das Gesetz ist nichts Seltenes. 1820
wurden z. B. vom Criminalgericht 194 Verbrecher, darunter 65 zum Tode verurtheilt.
Die ganze Insel ist gebirgig. Der Mont Rolando ist 8000 Fuß hoch. In den
Thälern wachsen Wein, Südfrüchte, Baumwolle u. s. w. Der Anbau sehr vernachlässigt.
Bastia, 10, ehemalige Hauptstadt, ziemlich lebhafter Handel. Ajaccio, 10, Sitz des
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Mit dem Jahre 1273 kam mit Rudolph I. das Haus Habsburg zur Regierung.
Um dieselbe Zeit erwirbt dieses Regentenhaus Oestreich, Steiermark und Kram. Ihm
folgte Adolph von Nassau, der aber 1298 abgesetzt wurde. Unter Albrecht I.
erheben sich die Schweizer wider das Haus Habsburg und erringen ihre Selbstständigkeit.
Jetzt folgte das Luxemburger Negentenhaus von 1308—1437; jedoch wurde
ihre Regentschaft durch Ludwig den Baier von 1313 —1347 unterbrochen. Sigis-
mund, aus dem Luxemburger Hause, verkaufte die Mark Brandenburg 1315 an den
Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, und der Grund zum preuß.
Regentenhause war gelegt. Von 1438 bis 1740 regierte nun wieder das Haus Habs-
burg über Deutschland; indessen zerrütteten Kriege von Außen (1469 fallen die Türken
in das deutsche Reich) und von Innen das Reich. Einer der kräftigsten Regenten war
Maximilian I. 1493 — 1519. Unter ihm wurde das deutsche Reich in folgende
zehn Kreise eingetheilt: 1) Obersachsen (das jetzige Königreich Sachsen, die sächsischen
Herzogthümer, Brandenburg, Pommern u. s. w); 2) Niedersachsen (Hannover,
Braunschweig, Holstein u. s. w.); 3) Westphalen (die jetzige preuß. Provinz West-
phalen, die Regierungsbezirke Düsseldorf und Aachen); 4) Nieder- oder Kurrhein
(Köln, Trier, Mainz und Pfalz); 5) Oberrhein (die Länder oberhalb der vorigen
mit Frankfurt und Wetzlar); 6) Schwaben (Würtemberg, Baden u. s. w.); 7) Fran-
ken (Anspach, Baireuth, Nürnberg, Bamberg, Würzburg); 8) Barern; 9) Oestreich;
10) Burgund (Belgien und Luxemburg).
Der dreißigjährige Krieg 1618 — 48 brachte namenloses Elend über unser Vater-
land. Ihm folgte bald der Krieg mit Frankreich, in welchem dieses 1679 Besitz vom
ganzen Elsaß nimmt Erst 1697 enden die Kriegsgräuel der Franzosen. Mit Karl des
Iv. Tod hört (1740) die männliche Linie der Habsburger in Deutschland auf und das
Habsburg-Lothring'sche Haus kommt zur Regierung. Die französische Revolution
übt ihren Einfluß auf Deutschland und das deutsche Reich wird als solches 1806 auf-
gelöst. 1815 kam der deutsche Bund zu Stande, der bis auf die Gegenwart besteht,
zu welchem sämmtliche souveraine Fürsten Deutschlands und die 4 freien Städte gehören
und die sich zur gegenseitigen Vertheidigung und Erhaltung der Unabhängigkeit und des
Besitzstandes eines jeden Mitgliedes verpflichtet haben. Nur auf kurze Zeit wurde diese
Einrichtung 1848 u. 49 erschüttert; denn die vom Volke eingesetzte deutsche Reichsgevalt
trug den Todeskeim schon bet ihrer Geburt in sich. Viel ist zur Einigung und Einheit
Deutschlands durch den von Preußen hervorgerufenen Zollverein geschehen. — Es regieren
in Deutschland 1 Kaiser: Oestreich; 5 Könige: Preußen, Baiern, Hannover, Sachsen,
Würtemberg; 1 Kurfürst: Cburhessen; 6 Großherzöge: Baden, Großherzogthum Hessen,
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg - Strelitz, Oldenburg, Sachfln-Weimar; 7 Her-
zöge:. Nasiau, Braunschweig. Altenburg, Coburg-Gotha, Meiningen-Hildburghausen,
Anhalt-Dessau und Anhalt-Bernburg; 10 Fürsten: Waldeck, Lippe-Detmold, Lippc-
Schaumburg, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sonderöhausen, Reuß älterer
und Reuß jüngerer Linie, und Liechtenstein; ferner haben 2 außerdeutsche Könige deutsche
Bundesstaaten inne, der der Mederlande das Großherzogthum Luxemburg, der von
Dänemark das Herzogthum Holstein-Lauenburg; Hamburg, Lübeck, Bremen und Frank-
furt a. M. sind freie Städte.
8- 81.
Das Kaiserthum Oestreich.
Das Kaiserthum Oestreich ist nach Rußland das größte europäische Reich. Seine
gesammte Größe beträgt 12,120v« lumeilen; davon kommen 3580v« Ojmeil. auf die
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deutschen Bundesstaaten und 8540 sh Meilen auf die außerdeutsch-n Staaten. Der Staat
hat den großen Vortheil, daß seine einzelnen Theile zusammenhängen, und so also ein
Ganzes bilden. In O. macht Rußland und die Türkei die Grenze; gegen S. grenzt der
Staat an die Türkei, das adriatische Meer und den Po, welcher ihn zum Theil vom
Kirchenstaat und den übrigen italienischen Staaten trennt, gegen W- machen Sardinien,
die Schweiz, Liechtenstein und Baiern; gegen N. Sachsen, Preußen und rüst. Polen die
Grenzen. Die Gesammtzahl der Bevölkerung beträgt 38 Millionen; davon kommen auf
die deutschen Länder 10 Mill. und auf die übrigen Staaten 28 Mill. Das Kaiserthum
ist aus folgenden Ländern zusammengesetzt: A. deutsche Länder: 1. das Erzherzogthum
Oestreich; 2. das Herzogthum Steiermark; 3. das Königreich Jllyrien (Kärnthen,
Krain, Triest und Friaul begreifend); 4. die gefürstete Grafschaft Tyrol; 5. das
Königreich Böhmen; 6. die Markgrafschaft Mähren mit östreichisch Schlesien. L. außer-
deutsche Länder: 1. das Königreich Ungarn; 2. das Königreich Croatien; 3. das
Königreich Slavonien; 4. das Königreich Galizien; 5. das Großfürstenthum Sie-
benbürgen; 6. die Militairgrenze; 7. das Königreich Dalmatien; 8. das
lombard. venetianische Königreich. So verschieden diese einzelnen Länder des
Kaiserreiches sind, so verschieden ist die Bevölkerung; jedoch treten vier Hauptstämme sehr
merklich vor: 1. Deutsche, 2. die Slaven, 3. die Magyaren und 4. die Romanen.
Die Deutschen sind zwar durch den ganzen Staat verbreitet; jedoch bewohnen sie vor-
herrschend die deutschen Provinzen. Ihre Zahl beträgt etwa 8 Mill. Die Slaven sind
der überwiegende Votksstamm, etwa 17 Mill. an der Zahl; sie bewohnen Böhmen, Mäh-
ren,Eallizien und andere Provinzen. Die Magyaren, etwa 5% Mill., bewohnen
größtentheils Ungarn. Die Romanen, oder Bewohner des lomb. vent. Königreichs, zählen
5v3 Will. Was nun die Religion der Bewohner betrifft, so ist der größte Theil röm.-
katholisch; man rechnet 28 Mll. Dazu kommen gegen 4 Mill. unirte und 3!/* Mill.
nicht unirte Griechen; Iv3 Mill. Lutheraner, 2'/« Mill. Reformirte, 52,000 Unitarier
und % Mill. Juden. Auch ist noch zu bemerken, daß über 100,000 Zigeuner im Lande
— besonders in Ungarn und Siebenbürgen — zerstreut leben.
Was die allgemeine Bildung betrifft, so ist dieselbe mehr unter den Bewohnern deut-
schen Stammes verbreitet, indem das Schulwesen unter denselben geförderter ist; wohin-
gegen bei den übrigen Völkern die Schulen höchst mangelhaft und dazu nur in geringer
Zahl vorhanden sind. Man rechnet, daß kaum V» der Jugend unterrichtet wirv. In
neuester Zeit aber scheint die Regierung sich dieser wichtigsten Volksangelegenheit mit
Eifer anzunehmen.
Handel und Industrie blühen besonders in den deutschen Provinzen und — wie wir
schon gehört haben — in den italienischen Besitzungen. Der Handel ist vorherrschend ein
Landhandel und wird durch Kunststraßen und Eisenbahnen befördert; der Seehandel be-
schränkt sich einzig auf das Adriameer, und wird besonders durch die Dampfschiffe der
Handelsgesellschaft des östreichischen Lloyd belebt. Was nun die Bodenverhältniffe, die
Produkte u. s. w. anbetrifft, so wollen wir das Nöthige davon bei der Beschreibung der
einzelnen Landestheile anführen.
5. 82.
Geschichte und Verfassung.
Als Stammland der östreichischen Monarchie ist das Erzherzogthum Oestreich anzu-
sehen, auf welchem seit 1804 der Kaisertitel ruht. Dieser Theil gehörte zur Zeit der
Römer zu Noricum, war zur Zeit der Völkerwanderung im Besitz der Avaren und wurde
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welcher aus dem Hause der Hohenzollern stammte, die Summe von 400,000 Goldgulden
schuldig, und da er diese, für die damalige Zeit sehr ansehnliche Summe nicht zurückzahlen
konnte, so verkaufte er dafür an Friedrich die Mark Brandenburg, als erb- und eigen-
thümlich (1415) So kam das Kurfürstenthum unter das Regiment der Hohenzollern,
deren Nachkommen bis auf den heutigen Tag zum Segen des Landes regieren. Friedrich I.
regierte 25 Jahre, suchte dem Lande aufzuhelfen und vereinigte die Altmark, Ukermark
und Prieg nitz wieder mit dem Kurfürstenthume, welches bei seinem Tode eine Größe
von 381 Öm. hatte. Ihm folgte sein Sohn Friedrich Ii., genannt Eisenzahn,
welcher die Neumark zurückkaufte und durch Verträge beträchtliche Stücke in der Lausitz
erwarb. Als er 1470 die Regierung niederlegte, war das Land bis zu 572 Om. heran-
gewachsen. Ihm folgte sein Bruder Albrecht, Markgraf von Anspach-Baireuth, welcher
Besitzungen in Pommern und die Städte Krossen, Züllichau und Sommerfeld
erwarb, und dadurch das Kursürstenthum bis auf 602 Om. vergrößerte. Sein Sohn
erwarb die 60 Om. große Grafschaft Zossen. 1499 kamjoachimi zur Regierung
und vergrößerte seine Besitzungen durch die Grafschaf Ru pp in, also um 33 Om. Unter
Johann Sigismund, der von 1608 bis 1619 regierte, fielen dem Staate zwei be-
deutende Länder zu: das Herzogthum Preußen und die Hälfte der Jülich-Cleve-
schen Länder nämlich, Cleve, Mark und Ravensberg. Die Größe des Kurstaates
betrug bei seinem Tode 1444 Om. Im dreißigjährigen Kriege litt das Land sehr viel
unter dem schwachen Georg Wilhelm; blühte aber unter der kraftvollen Regierung des
großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm, schnell wieder auf (1640 — 1688.) Die-
ser ausgezeichnete Fürst vergrößerte seinen Staat durch einen bedeutenden Theil von Hin-
terpommern, Minden, Ca min und das Erzbisthum Magdeburg; auch erwarb er
die Herrschaften Lauenburg und Bütow. Er hinterließ ein Land von 2046 Om.
Sein Sohn und Nachfolger, Friedrich I. setzte sich am 18. Januar 1701 die Königs-
krone auf und erhob so seine Besitzungen zum Königreich Preußen. Er regierte von
1688 bis 1713 und erwarb durch Erbschaft die Grafschaften Lingen und Mors und
das Fürstenthum Neufchatel; durch Ankauf brachte er noch Quedlinburg und die Graf-
schaft Tecklenburg hinzu, im Ganzen 32 Om. Sein Sohn, der sparsame Friedrich
Wilhelm I. (1713 — 40) erhielt beim Utrechter Frieden 1713 einen Theil von
Geldern und die Grafschaft Limburg; auch bewog er Schweden, einen Theil von
Pommern bis zur Peene für zwei Millionen Thaler abzutreten. Ihm folgte Friedrich Ii.,
der Große, welcher ganz Schlesien eroberte. 1744 siel ihm durch Erbschaft Ostfriesland
zu, und 1772 nahm er einen Theil Po lens/das jetzige Westpreußen, mit Ausnahme
von Danz-g und Thoren, in Besitz; so auch 1773 den Netzedistr ict. Das Königreich
umfaßte bet seinem Tode 3600 Om. Ihm folgte seines Bruders Sohn, Friedrich
Wilhelm Ii, dem durch Erbschaft diefürstenthümer Anspach undbaireuth zufielen,
und der bei der dritten Theilung Polens einen ansehnlichen Theil mit der Monarchie ver-
einigte Das Königreich erreichte eine Größe von 5250 Om. Friedrich Wilhelm Iii.,
welcher 1797 bis 1840 regierte, erhielt zwar 1803 Hilbeeheim, Paderborn und Münster,
mußte aber 1805 durch den Wiener Traktat, nach der Schlacht bei Austerlitz, Anspach und
Baireuth, so wie Neufchatel und die Provinzen am linken Nheinufer abtreten. 1807
raubte der unglückliche Friede zu Tilsit dem Könige die Hälfte seiner Besitzungen; denn
sämmtliche Länder diesseits der Elbe riß Napoleon an sich, und die Theile von Polen
mußten ebenfalls abgetreten werden. Durch die Freiheitskämpfe 1813 —15 wurden die
verlorenen Länder wieder erobert, auch neue Besitzungen in Sachsen und Pommern, Jülich-
Berg. Trier- und Kurkölnische Länder mit der Monarchie vereinigt. Von Polen erhielt
Preußen das Großherzogthum Posen zurück. 1834 wurde durch Kauf das Fürstenthum
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der Behörden, rege Gewerbe und ausgebreiteter Getreidehandel. Gehren, 2, Marktfl.;
Vitriol- und Salpetersäurehütte, Holzwaaren. Breitenbach, 2ve, Porzellanfabrik, Holz-
waaren, Alaun- und Vitriolhütte. Langenriechen, Iv2, Bergbau.
2. Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt. Rudolstadt, Üvs, Haupt-
und Residenzstadt, schönes Schloß mit sehenswerthen Sammlungen, höhere Lehranstalten,
fürstliche Bibliothek, Wollzeugweberei. Blankenburg, 1, große Papiermühle, Gerbereien.
Königssce, 2, Bleiweißmühle. Stadtilm, 2^/2, Wollweberei. Frankenhausen,
5, Saline und Soolbad, chemische Fabriken, Braunkohlengruben; bedeutender Handel mit
Getreide und Wolle. In der Nähe die Bergruinen Kyfshausen und Rothenburg.
8. 125.
' Die Herzogtümer Anhalt.
Die Gesammtgröße dieser drei Herzogthümer beträgt 46 □ Meilen, mit 162,000 Ew.,
davon kommen ». auf Anhalt-Dessau I6v2 lhmeilen, 65,000 Einw.
b. auf Anhalt-Köthen 14'/2 lh Meilen, 45,000 Einw.
e. auf Anhalt-Bernburg 15 lls Meilen, 52,000 Einw.
Die Staats-Einnahme und Ausgabe und die Staatsschulden betragen:
». Anhalt-Dessau, Einnahme und Ausgabe 671,687, Schulden I V- Mill. Thlr.
b. Anhalt-Köthen, „ „ - „ 445,338, „ 2»/» „ ,,
c. Anhalt-Bernburg, „ „ „ 802,000, „ 1% „ „
Die Herzogtümer grenzen nur in einem kleinen Theile an Braunschweig, und sind
im Nebligen von der prcuß. Provinz Sachsen umschlossen und im Osten von der Provinz
Brandenburg begrenzt; bestehen aus einem größern östlichen und kleinern westlichen Theile,
nebst verschiedenen kleinen Enklaven. Der Boden ist durchgehcnds eben und fruchtbar;
Getreide- und Obstbau blühend, die Industrie beschränkt auf einige Hüttenwerke, Weberei
und Spinnerei. Die Bewohner sind größtenteils evangelisch. Die Herzöge haben das
Verdienst, von jeher für das Schulwesen väterlich gesorgt zu haben.
Das Haus Anhalt gehört zu den ältesten in Deutschland. Schon im 11. Jahr-
hundert blühte es, und war unter dem Namen Ascanicn in Brandenburg und Sachsen
mächtig. Heinrich I. Graf zu Aschersleben ist der eigentliche Stifter der jetzt regie-
renden Häuser. Er starb 1252 und nun bildeten sich mehrere Linien. 1793 starb
Anhalt zuerst aus. 1806 erhielt Bernburg und 1807 Dessau und Köthen die Herzvgs-
würdc. 1847 erlosch durch den Tod des Herzogs Heinrich die Linie Köthen, über welches
der Herzog von Anhalt-Dessau für beide Linien die Regierung führt; denn nach alten
ständischen Rechten führt der Senior (Metteste) bei gemeinsamen Angelegenheiten den
Vorsitz. Die Unruhen des Jahres 1848 machten ihren Einfluß geltend, jedoch haben sich
schon manche neuere Anordnungen als unpraktisch erwiesen.
Städte. Dessau, 13, herzogl. Schloß, Sitz der höchsten Behörde, mehrere
höhere Lehranstalten, Gartenbau-Verein, rege Gewerbe, bedeutender Handel. Der berühmte
Moses Mendelsohn wurde hier geboren. Wörlitz, 2, bedeutende Gartenanlagcn.
Oranienbäum, 2, regelmäßig gebaut, herzogl. Schloß. Jessnitz, 2v2, Tuchweberei
und Mühlenwerke.
Köthen, 8vj, früher Residenzstadt, Sitz des Ministeriums, verschiedene Lehran-
stalten, starker Obst- und Gemüsebau. Im Schlosse befinden sich außer einer großen
Bibliothek verschiedene Sammlungen, darunter 2000 deutsche Vögel. Gröbzig, lj/2,
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Rorhlitz, 4v2, Colditz, 3v2, sämmtlich kleine Fabrikstädte. — Borna, 5, Wollzeuge,
Holzschuhe, Töpferwaaren, Braunkohlen. Pegau, 4, in fruchtbarer Gegend, Getreide-
märkte. Groitzsch, 2v„ darunter über 200 Schuhmachermeister, die mit ihren Gesellen
jährlich über 25,000 Dutzend Paar Pantoffeln, Babuschen genannt, verfertigen.
4. Die Kreisdirektion Bautzen (sächsische Oberlausitz), 45,68 ll! Meilen,
292,000 Einw.
Bautzen (Vudissin), 11, gewerbreiche Fabrikstadt, Papier- und Pulvermühlen,
Gymnasium, Baugewerk- und Bürgerschulen. Camenz, 4^/2, Geburtsort Lessings,
lebhafte Gewerbe; Leder, Stärke, Töpfe, Reitsättel und Pferdedecken. Bischofswerda,
3, bedeutende Wollspinnerei und Tuchweberei. Lob au, 4, blühende Fabrikstadt. Alt-
Ey lau, 5, großes Fabrikdorf; desgleichen Ober- und Nieder-Oderwitz, 6, Ebers-
bach, 6. Zittau, 11, Hauptort der sächsischen Leinwand- und Damastweberei, viele
Kirchen, schönes Rathhaus, viele Lehranstalten. Hainewalde, 21/2, Olbersdorf, 2'/,,
S eif-H ennersdo rf, 5‘/a, Groß-Schön au 4v2, und Reichenau, 4, sind blü-
hende Fabrikdörfer. Herrnhut, am Fuße des Hutberges gelegen, ist ein gewerbreiches
Dorf, und Hauptort der Herrnhuter- oder Brüdergemeinde, 1722 durch den Grafen
Zinzendorf gegründet. Der Sitz der Unitäts-Aeltesten-Konferenz, welche die Ange-
legenheiten aller Brüdergemeinden auf Erden leitet, ist in dem Dorfe Berthelsdorf.
Zu Großhennersdorf besitzt die Brüdergemeinde ein Pädagogium.
§. 115.
Das Kurfürstenthum Hessen.
Das Kurfürstenthum Hessen, auch Hessen-Kassel genannt, ist 176 ih Meilen
groß und hat eine Bevölkerung von 780,000 Einwohnern. (Rach Andern wird die
Größe auf 208 m Meilen angegeben.) Das Kurfürstenthum bildet kein zusammen-
hängendes Staatsgebiet, sondern besteht aus einem größer» Theile und verschiedenen
kleinern zerstreut liegenden Gebieten. Als Hauptgrenzländer nennen wir Hannover, preuß.
Sachsen, Weimar, Baiern, Hessen-Darmstadt, Frankfurt, Nassau, Waldeck und Westphalen.
Die Oberfläche hat ganz den Charakter eines Berg- und Hügellandes, jedoch über-
steigen die Berge keine Höhe von 3000 Fuß. Der Bibrastein, der Meißner und der
Jnselsberg sind die merkenswerthesten Höhen. Eine Menge isolirter Basaltberge gehören
Kurhessen eigenthümlich an. Der Main, die Werra und Fulde und die aus beiden gebil-
dete Weser, mit kleinen Nebenflüffen gehören theilweise zum Gebiete des Kurfürstenthums.
Die Produkte sind diejenigen des. nordwestlichen Deutschlands. Ackerbau und Vieh-
zucht bilden die Hauptnahrungszweige. Der Hauptmanufakturzweig ist die Leinwand-
fabrikation. Im Schmalkaldischen ist die Stahl- und Eisenfabrikation vorherrschend. Die
Braunkohlenbergwerke beschäftigen über 1000 Arbeiter.
§. 116.
Geschichte und Verfassung.
Die Hessen, Nachkommen der unbesiegten Katten, sind ein kräftiger, blondhaariger
fleißiger, treuer und ausdauernder Menschenschlag. 5/e der Bevölkerung bekennt sich zur
evangelischen, V6 zur katholischen Konfession.
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- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule, Handwerkerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
141
§. 133.
Das Großherzogthum Oldenburg.
Die Gesammtgröße dieses Staates beträgt 114 lh Meilen, mit 280,000 Einwohnern.
Es gehören dazu folgende Theile:
1. das Herzogthum Oldenburg, 98 Vs □ Meilen;
2. die Herrschaft Knyphausen, 0,82 lh Meilen;
3. das Fürstenthum Lübeck, 8 Iii Meilen;
4. das Fürstenthum Birkenfcld, 6% □ Meilen.
Die drei ersten Theile liegen im nördlichen Deutschland, das Fürstenthum Birkenseld
im Süden der preuß. Rhein-Provinz. Oldenburg mit Knyphausen und Lübeck (Eutin) gehören
zum nördlichen Tieflande, welches durch Dämme gegen Ueberschwemmungen geschützt ist,
theils guten Marsch-, theils Geest- (sandigen) und theils Moor-Boden hat, wclhalb auch
W Fruchtbarkeit sehr verschieden ist. Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptbeschäftigungen
der Bewohner, doch treiben sie auch Schiffbau, Fischfang und Leinwandweberei. Das
Fürstenthum Birkenfcld wurde 1815 nach dem Wiener Congreß dem Großherzog als
Entschädigung für die durch die Franzosen erlittenen Verluste zugetheilt. Es ist ein
bergiges, von fruchtbaren Thälenl durchschnittenes Ländchen, welches Bergbau, Stein-
brüche, Achatschleifereien und einigen Weinbau besitzt. Die Bewohner des gesammten
Staates sind zum großen Theile lutherisch. Die Verfassung ist durch das Staatsgrund-
gesetz von 1849 festgestellt. Die Einnahmen und Ausgaben betragen über 1 Mill. Thlr.
Früher gehörte dieser Staat zu den wenigen Staaten Deutschlands, welche keine Schulden
hatten; seit 1848 ist die Staatsschuld bis auf 1% Mill. Thlr. angewachsen.
Das oldenburgische Fürstenhaus stammt aus einer der ältesten sächsischen Dynastien.
Im 15. Jahrhundert gelangte ein Graf von Oldenburg auf den dänischen Thron, weöhalb
nach Erlöschen des Mannesstammes in Oldenburg 1667 das Land an Dänemark fiel.
1773 wurde es an den russischen Großfürsten Paul Peterowitsch abgetreten, der es aber
seinem Vetter, dem Herzog von Holstein und Fürstbischof von Lübeck abstand und dessen
Nachkommen das Großherzogthum jetzt besitzen. Die großherzogliche Würde erhielt cs
1815. — In neuerer Zeit hat der Großherzog den Jahdebusen an Preußen abgetreten.
Städte. Oldenburg, 9, Haupt- und Residenzstadt, schönes Schloß, viele sehens-
werthe Kirchen, gute Schulanstalten, reiche Bibliothek, reges Gewerbs- und Handelsleben.
Varel, 3^2, in der Nähe des Jahdebusens, Schifffahrt und Handel. Jever, 4ytt
in fruchtbarer Gegend, Handel und Tabaksfabrik, höhere Schule, Armen- und Arbeits-
haus. Delmenhorst, 2, hübsches Städtchen mit einstöckigen Häusern; besuchte Pferde-
märkte. Vechta, 2, kath. Gymnasium, Zucht- und Strafanstalt. Eutin, 3, am See
gleichen Namens, schönes Schloß mit herrlichen Anlagen; hier lebten die Dichter Voß,
Tischbein, Schlosser, Stollberg; hier wurde Maria v. Weber geboren.
Birkenfeld, 2, an der Nahe, Regierungssitz, lat. Schule; Weberei und Gerberei.
Oberstein, 2, Marktfl., hier befinden sich Achat- und Steinschleifereim, welche jährlich
für 60,000 Thlr. Achate, Karneole u. s. w. liefern.
8. 134.
Die Herzogtümer Schleswig-Holstein-Lauenburg.'
Diese Länder, welche unter dänischer Regierung stehen, bilden den Uebergang von
dem norddeutschen Tieflande zu der jütischen Halbinsel. Einige Geographen wollen indessen
Schleswig nicht als deutsche Provinz gelten lassen. Zu Karl's des Großen Zeiten wurde
1856 -
Wesel
: Bagel
- Autor: Beumer, Philipp Jakob
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule, Handwerkerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
die Eider als Grenzfluß zwischen Deutschland und Dänemark angenommen, und Holstein
und Lauenburg dem deutschen Reiche einverleibt. Kaiser Lothar erhob Holstein zur
Grafschaft und schenkte sie den Grafen von Schaumburg, welche von 1386 an auch
Schleswig als dänisches Lehen besaßen. 1460 war das Grafengeschlecht der Schaum-
burger ausgestorben, und die Stände von Schleswig und Holstein wählten den Grafen
von Oldenburg, der zugleich König von Dänemark war, zum Herzog von Schleswig und
Grafen von Holstein; der Gewählte mußte aber die urkundliche Versicherung abgeben, daß
Schleswig und Holstein immer ungetheilt zusammen bleiben und die Stände sich unter
seinen Erben einen Nachkommen wählen sollten. Dänemark war stets darauf aus, diese
Provinzen unzertrennlich an sich zu binden; zumal die Aussicht vorhanden war, daß beim
Aussterbcn des Mannsstammes in Dänemark, wo auch die weibliche Erbfolge gültig ist,
die Herzogthümer, welche eine solche Erbfolge nicht anerkennen, sich lossagen würden.
Bei Beschreibung von Dänemark werden wir näher darauf zurückkommen. Die Kämpfe
in neuester Zeit, um die Sicherstellung der Provinzen als deutsche Lande, sind bekannt.
Größe und Einwohnerzahl:
Schleswig 165 V, Hi Meilen, 373,000 Einw.
Holstein 154^ „ 500,000 „
Lauenburg 19 „ 48,000 „
Summa 339,8 □ Meilen, 921,000 Einw.
Es gehören diese Länder dem Ost- und Nordseegebiete an; das Klima ist ein
Küstenklima mit milden Wintern und kühlen Sommern. Ackerbau und Viehzucht gedeihen
besonders in dem guten Marschboden, welcher sich mehr nach der Küste, als nach dem
Innern des Landes erstreckt. Der Mangel an Holz in einigen Gegenden wird durch
vorzüglichen Torf ersetzt. Die Nindviehzucht ist besonders von Bedeutung und die
Holsteiner Pferde sind beliebt. Fluß- und Seefischerei, wie auch Austernfang sind sehr-
einträglich. Die Bewohner, Deutsche, Friesen und Dänen, bekennen sich größtenteils
zur lutherischen Confession. Ueber die staatlichen Verhältnisse läßt sich nichts Bestimmtes
sagen. Holstein und Lauenburg sind als deutsche Provinzen anerkannt und werden beim
Bundestage vertreten. Schleswig ist in demselben nicht mit eingeschlossen.
Städte. A. Schleswig. Flensburg, 17, seit 1850 Hauptstadt, hat
Schiffswerft, Segeltuch-, Zucker- und Tabaksfabriken. Tondern, liefert berühmte
Spitzen. Haders leben, 6'/2, an der Ostsee; in der Nähe die Herrnhuterkolonie
Christiansfeld. Schleswig, 10, ehemalige Hauptstadt, Trümmer des Danewerks,
Schlacht 1843. Eckernförde, 4, hier wurde die Fregatte Gefion erobert und das
dänische Linienschiff Christian Viii. verbrannt. Husum, treibt starken Viehhandel.
Friedrichs st adt, schöne Stadt von holländischen Colonisten erbaut, treibt Seiden- und
Wollenmanufakture.
B. H0lstein. Glückstadt, 6, a. d. Elbe, früher Festung, treibt Handel;
Gerichtshof und Zuchthaus; schickt Schiffe auf den Wallfischsang. Itzehoe, 6, leb-
hafter Vieh- und Getreidehandel. Rendsburg, 10, a. d. Eider, bis 1852 Festung;
holsteinischer Canal, Eisenbahn, lebhafter Verkehr. Kiel, 14, gutgebaute Stadt, Ostsee-
hafen, Handel und Schifffahrt, Universität und andere Anstalten. Oldesloe, Salzwerk °
und Badeanstalt. Segeberg, Festung, in der Nähe Gypsfelsen, welche Kalk liefern.
Altona, 32, Eisenbahn nach Kiel, wichtige Handels- und Fabrikstadt mit Freihafen. In der
Nähe das Dorf Ottensee, wo Klopstock und Schmidtvon Lübeck begraben liegen.
C. Lauenburg. Ratzebnrg, 3, am Ratzeburger - See. Lauenburg, 3'/«,
«. d. Elbe, Speditionshandel und Schifffahrt. Mölln, 2, man zeigt hier den Grab-