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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 340

1858 - Leipzig : Engelmann
340 Neueste Geschichte. Bern Schall der Trompeten die Sprache der Freiheit verhallte, und daß der hochtrabende Ton der Lchlachtberichte (Bülletins) und die Prunkreden des Senats und des gesetzgebenden Körpers Wahrheit und Aufrichtigkeit vertilgten. 2. Äuslerutz. Prcschurg. Rheinbund. §. 507. Die Engländer benutzten den Wiederausbruch des Kriegs mit Frankreich, um holländische und französische Schiffe unerwartet wegzunehmen und suchten dann Rußland und Oestreich zu einem neuen Kriegsbund i8»3 (Koalition) zu bewegen. Napoleon dagegen ließ seine Truppen an die Weser M ' rücken, um das dem englischen König zugehörige Kurfürstenthum Hannover zu besetzen. Das hannöverische Volk und Heer war entschlossen, Gut und Blut an dievertheivigung des Vaterlandes zu setzen, aber der selbftsüchtigeadel und die Beamten zogen eine schmachvolle Kapitulation, die das ganze Land bis an die Elbe den Franzosen preisgab, einem ehrenvollen Kampfe vor. Knirschend mußte sich die tapfere Armee zuerst über die Elbe zurückzieheu und sich dann auflösen. Waffen, Kriegsvorräthe und treffliche Pferde kamen in die Hände der Franzosen, die nunmehr das Land mit ihren Truppen besetzt hielten und durch Kriegssteuern und Lieferungen aussogen. Viele vaterländisch gesinnte Männer der hannöverischen Armee traten in englische Kriegsdienste, wo sie in den Reihen der „deutschen Legion" ihre angestammte Tapferkeit in manchen Ge- fechten fern von der Heimath bewährten. — Die drohende Haltung, die Na- poleon vonhannover aus gegen den ganzennorden annahm, so wie sein eigen- mächtiges Verfahren in Holland, Italien und andern Ländern machten die andern Mächte besorgt. In Italien wurde nicht nur die italienische Republik in ein Königreich Italien umgewandelt und als Stellvertreter des Kaisers sein Stiefsohn Engen Beauharnais zum Virekönig eingesetzt, sondern Napoleon vergrößerte dasselbe auch durch Beifügung von Parma, und verlieh Lu5ca seiner an den Korsen Bacciocht vermählten Schwester Elisa. Auch in Spanien und Deutschland handelte Napoleon willkürlich und eigenmächtig. Aus diesen und andern Ursachen verbanden sich Rußland, Oestreich und Schweden mit England gegen Frankreich und erneuerten den Krieg mit großer Anstrengung. Auch in Preußen war eine starke Par- tei, an deren Spitze die hochsinnige Königin Luise und der tapfere, lebens- frohe und „geniale" Prinz Louis Ferdinand standen, für den Anschluß an die verbündeten Mächte wider Napoleon; aber die drei französisch gesinnten, alles Vaterlandsgefühls ermangelnden Minister Haugwitz, Lurche sink und Lombard besaßen noch das ganze Vertrauen des unschlüssigen, friedlie- benden Königs. So blieb Preußen zu seinem Verderben neutral. §. 508. Während die Aufmerksamkeit von ganz Europa nach der West- küste Frankreichs gerichtet war, wo Napoleon Schiffe aller Art mit großer Thä- tigkeit ausrüsten ließ und ein großartiges Heerlager in Bou log ne sammelte, um, wie man glaubte, eine Landung an der englischen Küste zu unternehmen, traf er in aller Stille seine Anstalten zu dem denkwürdigen Feldzuge von 1805. Nie strahltenapoleonö Feldherrntalent und militärisches Genie in glänzenderem Lichte, als bei der Entwerfung dieses Kriegsplans. Des Beistandes der mei- sten süddeutschen Fürsten versichert, setzte er im Herbste mit 7 von den erfahren- sten Feldherren wie N ey, Lannes, M armo nt. So ult, Murat u. A. befehligten Heerabtheilungen über den Rhein und rückte in Schwaben ein, in- deß Bernadotte, ohne Rücksicht auf Preußens Neutralität, durch das Ge- biet der brandcnburgischen Markgrafschaft Anspach-Bayreuth nach derjsarvor-

2. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 341

1858 - Leipzig : Engelmann
Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft (Austerlitz. Preßburg). 341 drang. Diese Verletzung der neutralen Stellung beleidigte den König Friedrich Wilhelm Iii. dermaßen, daß er sich jetzt den Verbündeten näherte und eine drohende Haltung gegen Napoleon annahm, ohne jedoch ausdrücklich den Krieg zu erklären. Dagegen verstärkten die Kurfürsten von Baden, Würtemberg und Bayern mit ihren Truppen die Heere des übermächtigen Feindes, von dessen Gunst sie eben so viel zu hoffen als von seinem Zorn zu fürchten hatten. Aehnliches thaten die Herzoge von Hessen, Nassau u. A. Nach dem glück- ^ lichen Treffen, das Ney bei Elchin gen bestand, wurde der öftreichischeober- iso» general Mack in Ulm eingeschlossen und von dem Hauptheer abgeschnitten. Rathlos und an aller Rettung verzweifelnd knüpfte der unfähige Feldherr mit den Franzosen Unterhandlungen an, welche die schmachvolle Capitulation von 20. On. Ulm zur Folge hatten. Durch diesen Vertrag geriethen 23,000 Oestreicher, darunter 18 Generale, in Kriegsgefangenschaft. Beschämt zogen die sonst tapfern Krieger an Napoleon vorüber, streckten das Gewehr vor dem Sieger, legten 40 Fahnen vor ihm nieder und überlieferten ihm 00 bespannte Kanonen. Zu spät sah man in Wien ein, daß Mack der hohen Stelle nicht gewachsen sei und ließ ihn durch ein Kriegsgericht seiner Ehren, Würden und Dienstvortheile berauben. Napoleons Freude über das unerhörte Glückwurde jedoch gemindert durch den gleichzeitigen S eesieg der Engländer bei Trafalgar, welcher die 21- ganze französische Flotte vernichtete, aber auch dem großen Seehelden Nelson den Tod brachte. §. 509. In Preußen erlangte seit der Verletzung des neutralen Gebiets durch Bernadotte die Kriegspartei die Oberhand. Der König erneuerte mit dem empfindsamen Kaiser Alexander in der Garnisonskirche zu Potsdam über Friedrichs des Großen Sarg, in einer nächtlichen Stunde, den Bund ewi- ger Freundschaft, und schickte dann Haugwitz mit drohenden Forderungen an Napoleon. Der französische Kaiser zog unterdessen längö der Donau den östrei- chischen Staaten zu, nicht ohne viele blutige Kämpfe, von denen besonders das n. Ncv. Treffen von Dürrenstein und Stein wider die Russen unter Kutusosf und Bagration von Bedeutung war. Fanden die Franzosen bei dieser Gele- genheit in den Russen tapfere und umsichtige Gegner, so hatten sie in Oestreich selbst um so leichteres Spiel. Mürat bemächtigte sich der Hauptstadt Wienl3- ohne alle Mühe und der Fürst von Auersperg, der die befestigte und mit Pul- ver gefüllte Donaubrücke vertheidigen oder in die Luft sprengen sollte, ließ sich durch die kecke List der französischen Befehlshaber und durch vorgespiegelte Frie- densunterhandlungen dermaßen berücken, daß er dieselbe unversehrt und unver- theidigt den Feinden überließ. Die Unschlüssigkeit deö Kaisers Franz und die Uneinigkeit der Oestreicher und Russen erleichterte den Franzosen, die nunmehr, mit unermeßlicher Kriegsbeute beladen, das russifch-östreichische Heer unter be- ständigen Gefechten nach Mähren verfolgten, den Sieg. In Mähren kam es am Jahrestag der Kaiserkrönung zu der Dreikaiserschlacht von Austerlitz, 2,82- wo die Wintersoune den glänzendsten Sieg Napoleons beschien. Kaiser Franz, die Beendigung des Krieges wünschend, ließ sich zu einem demüthigen Besuch bei Napoleon im französischen Lager bereden und willigte dann in einen Waf- fenstillstand, worin der Abzug der Russen aus den östreichischen Staaten bedungen ward. Hierauf wurden Unterhandlungen eingeleitet, die schon nach wenigen Wochen den Preßburger Frieden herbeisührten. 26.s>«. In diesem Frieden verlor Oestreich das ven etianische Gebiet, welches mit dem Königreiche Italien verbunden ward, Tyrol, das an Bayern fiel, und Vorderöstreich, wovon der Breisgau und die Länder im Schwarzwalv an Baden kamen. Bayern und Würtemberg erhielten den Rang von Kön igre i chen,

3. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 342

1858 - Leipzig : Engelmann
342 Neueste Geschichte. Baden den eines Groß Herz ogthums , und alle drei traten zu dem Napoleoni- schen Kaiserhaus in Verhältnisse der Verwandtschaft. Die Tochter des neuen Kö- nigs M ar I o s ep h von Bayern wurde mit des Kaisers adoptirtem Stiefsohne Eugen Beau Harn als verheirathet; in Würtemberg mußte die edle Fürstentoch- ter Friederike Katharina die Ehe mit Napoleons leichtfertigem Bruder Hierony- mus eingchen, der kurz zuvor auf Befehl seines kaiserlichen Bruders von seiner- bürgerlichen Gattin Elisabeth Patterson aus Baltimore geschieden worden war; und in Baden vermählte sich Karl, der Enkel des trefflichen Großherzogs Karl Fried- rich, mit der von Napoleon adoptirten S t e ph a n i e Beauharnais, einer Nichte der Kaiserin Josephine. Die Länder am Niederrhein wurden zu einem Gr oß- herzogthum Cleve-Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf vereinigt und dem Schwager des Kaisers, Joachim Mürat, verliehen. Auch Holland mußte seine republikanische Verfassung gegen eine monarchische vertauschen und sich einen Napo- leoniden als Herrscher ausbitten, worauf der französische Kaiser seinen Bruder Lud- w i g zum König von Holland ernannte. Vor Allem erfuhr die Königsfamilie von Neapel den Zorn des Machthabers. Während des Kriegs war eine russisch- englische Flotte in Neapel gelandet und von Ferdinand und Karoline mit Freuden 27. Dec. begrüßt worden. Da Unterzeichnete Napoleon am Tage nach dem Abschluß des Prcß- burger Friedens in Schönbrunn das Dekret, das den berüchtigten Satz enthielt: „D i e D y n a st i e d e r B o u r b o n e n in Neapel hat aufgehört z u r e g i e - rcn." Hierauf wurde Joseph B o nap ar te zum Kö n i g von Neapel er- nannt und durch ein französisches Heer in seine neue Würde eingesetzt. Die könig- liche Familie, die umsonst zuerst durch Bitten, dann durch Aufwiegelung der Lazza- ge6r roni und Calabresen den Verlust des schönen Landes abzuwenden suchte, flüchtete 1806. sich mit ihren Schätzen und Freunden nach Sieilien, wo sie unter dem Schutze der Engländer bis zu Napoleons Sturze lebte. In den eroberten und abgetretenen Gebietstheilen von Italien wurden eine Anzahl Reichslehen mit beträchtlichen Einkünften gegründet und an französische Marschalle und Staatsmänner mit Her- zogstiteln verliehen. Nach der Schlacht von Austerlitz wagte der preußische Botschafter Haug- witz die Aufträge seines Hofes dem siegreichen Kaiser nicht mitzutheilen; ohne in Berlin anzufragen ließ er sich theils durch die Drohungen, theils durch die gewinnende Freundlichkeit Napoleons zur Unterzeichnung eines nachtheiligen Vertrages bewegen, worin Preußen das fränkische Fürftenthum Anspach, einige Länder am Niederrhein und das Fürftenthum Neuenburg in der Schweiz gegen Hann over eintauschle. Umsonst sträubte sich der König gegen den Tausch, der ihn mit England zu verfeinden drohte; durch den schnellen Abschluß des Preßburger Friedens von Oestreich getrennt, blieb ihm nichts übrig, als sich dem Machtspruche des Siegers zu fügen. — Die Nachricht von der raschen Wendung der Dinge durch die Schlacht von Austerlitz machte auf den englischen Minister Pitt einen so erschütternden Eindruck, daß er bald nachher starb (1806). §. 510. Durch die Erhebung des Kurfürsten von Bayern und des Her- zogs von Würtemberg zur selbstherrlichen (souveränen) Königswürde war be- reits die Verfassung des deutschen Reiches aufgelös't. Napoleon kam daher aus den Gedanken, durch Stiftuug des Rheinbundes den Süden und Westen von Deutschland dem östreichischen Einflüsse ganz zu entrücken und an sich zu ketten. Aussicht auf Ländergewinn und Machtvergrößerung und Furcht vor dem gewaltigen Gebieter, auf dessen Seite immer das Schlachtenglück war, brachten eine große Anzahl Fürsten und Reichsstände zur Trennung vom deut- schen Reich und zum Anschluß an Frankreich. Eigennutz war mächtiger als

4. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 392

1858 - Leipzig : Engelmann
392 11. Suit. 15. Nov. 1848. Februar 1849. 3. Suli 1849« März 1848. Neueste Geschichte. Streifzügen und Gefechten, wobei der ritterliche Bundesgeneral Friedrich von Gage rn seinen Tod fand, wurde der Aufstand unterdrückt und die Führer zur Flucht genöthigt. — Am 18. Mai wurden die Sitzungen der verfassung- gebenden Nationalversammlung eröffnet. Die durch Talent und Be- redsamkeit ausgezeichnete Versammlung in der Paulskirche zu Frankfurt war ein würdiger Ausdruck deutscher Bildung und Gesinnung. Eine der ersten Handlungen des Frankfurter Parlaments war die Beseitigung des Bundes- tags und die Errichtung einer neuen Centralgewalt. Nach heftigen par- lamentarischen Kämpfen vereinigte man sich dahin, daß die Nationalversamm- lung einen unverantwortlichen Reichsverweser erwählte, der sich dann mit einem verantwortlichen Ministerium zu umgeben habe. Die am 29. Juni vorgenommene Wahl entschied für E r z h e r z o g I o h a n n v o n O e st r e i ch, der dann nach seinem feierlichen Einzug in Frankfurt aus den Händen desbun- destagspräsiventen die von diesem Staatskörper geübte Gewatt entgegennahm. h. 568. Nicht minder heftig waren die durch die Februar-Revolution in Italien bewirkten Erschütterungen und Wechselfälle. In Sicilien wurde der Kampf gegen Neapel über ein Jahr mit großer Kraft und Ausdauer fortgesetzt, ohne daß jedoch die unglückliche Insel im Stand gewesen wäre, die ausgespro- chene Unabhängigkeit zu erringen. Der König von Neapel, stark durch gedun- gene Schweizertruppen, brachte die Sicilianer zur Unterwerfung und hob dann in Neapel die constitutionelle Verfassung, die er in der Noth gewährt hatte, wieder gewaltsam aus. •— In Rom wurde die Aufregung bald so mächtig, daß der schwache Papst Pius Ix. sie nicht mehr zu bewältigen vermochte. Umsonst verhieß er dem Kirchenstaat eine constitutionelle Verfassung und berief eine Stän- deversammlung nach der Hauptstadt. Sein Minister R o ssi wurde aus der Treppe des Ständehauses durch einendolchstoß in diekehleermordet, woraufdie Demo- kraten alle Gewalt an sich rissen. Voll Schrecken entfloh der Papst verkleidet nach Gasta und überließ die ewige Stadt dem Pöbel und den Freischaaren, die nunmehr eine r ömisch e Republik errichteten und Hand an das Kirchenver- mögen legten. Mazzini, das thätige Oberhaupt des jungen Italiens, -und Garibaldi, der kühne Freischaarenführer, geboten in Rom. Jetzt wendete sich der Papst an die Schutzmächte des Kirchenstaats und bewirkte, daß eine fran- zösische Armee unter General Oudinot vor die Mauern Roms rückte und die Wiederherstellung der alten Ordnung verlangte. Als diese verweigert wurde, schritten die Franzosen zur Belagerung, fanden aber so heftigen Widerstand, daß sie erst nach wochenlangen blutigen Kämpfen und Stürmen in den Besitz der Stadt kamen. Die Republikaner suchten ihr Heil in der Flucht, eine französische Besatzung nahm ihren dauernden Aufenthalt in Rom und unter dem Schutze ihrer Bajonette kehrten allmählich die alten Zustände zurück. — Auch in Tos- kana erlangten die Demokraten auf kurze Zeit die Oberhand und nöthigten den Großherzog zur Flucht; aber die republikanische Staatsform dauerte nur einige Wochen. — Die merkwürdigste Umwandlung der Dinge ging in Oberitalien vor sich. In Mailand und Venedig wurde die östreichische Besatzung durch Volksaufstände und Straßenkämpfe zum Abzug genöthigt, worauf in ver ganzen Lombardei die Fahne der Unabhängigkeit aufgepflanzt ward. Dies erfüllte den König K a r l A l b e r t von Sardinien mit ver Hoffnung, sich des lombardisch- venetianischen Königreichs bemächtigen zu können. Er erklärte an Oestreich den Krieg und drängte, unterstützt von zahlreichen italienischen Freischaaren, in der ersten Zeit der Begeisterung und Ueberraschung, die feindlichen Truppen nach der Nordgrenze Italiens. Aber bald änderte sich die Lage der Dinge. Schon am 6. Mai bestand der86jährige Feldmarschall Radetzky bei Santa Lucia unweit Verona ein glückliches Gefecht und am 25. Juli erlangte er bei Cu-

5. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 269

1858 - Leipzig : Engelmann
Der spanische Erbfolgekrieg. 269 Baters Bahn fortging, über Mar Emanuel und seinen Bruder, den Kölner Kurfürsten, die Acht aus. §. 412. Auch in den Niederlanden und in Italien war das Glück den Franzosen entgegen. Dort trug Marlborough in der Schlacht von2z. Mai Ramillies einen glänzenden Sieg über den unfähigen Marschall Villeroi, r7»6. den Günstling der Frau von Maintenon, davon, was zur Folge hatte, daß die spanischen Niederlande den östreichischen Thronbewerber als Herrscher anerkannten; und in Italien schlug Prinz Eugen in der 7 Sept. Schlacht bei Turin die übermächtige französische Streitmacht aufs Haupt, 1706. worauf sowohl Mailand und die Lombardei als Unteritalien mit Sicilien in die Hände der Sieger fielen. Eugens Ruhm erschallte weithin und sein Name blieb fortan im Munde des Volks, das seine Thaten in Liedern pries. Nur in Spanien behauptete sich Philipp von Anjou gegen die englischen und östreichischen Heere. Zwar erkannten die Landschaften des alten Königreichs Aragonien, aus angeborenem Nationalhaß gegen Castilien, großentheils den östreichischen Thronbewerber an, als dieser in Catalonien landete. Barcelona, Valencia und alle bedeutende Städte fielen ihm zu, während die Engländer unter der Anführung des Prinzen Georg von Hessen auf der Südküste die schwachbesetzte Festung Gibraltar in Besitz nahmen, 1704 die sie bis zur Stunde behauptet haben. Aber durch die Anhänglichkeit der Ca- stilianer behielt Philipp V. dennoch die Oberhand und verhängte nach dem Sieg bei Al man za über die gefallenen Landschaften ein schweres Strafgericht. Die schönen Fluren von Valencia wurden verwüstet, die entschlossenenbewohner, die lieber das Aergste über sich ergehen ließen, als daß sie sich den verhaßten Castilianern unterwarfen, erlitten den Tod in jeglicher Gestalt, und um nicht dem Hohne der Sieger preisgegeben zu werden, zündeten sie, wie einst diebür- ger von Sagunt und Numantia, selbst ihre Häuser an und begruben sich unter den Trümmern. Als endlich nach der Eroberung von Saragossa und Lerida der Widerstand gebrochen war, und das Richtbeil die kühnsten Häupter gefällt hatte, verloren die drei Landschaften Aragonien, Catalonien und Valencia den letzten Rest ihrer Rechte und wurden fortan nach castilischen Gesetzen regiert. Doch beharrte Barcelona in muthvollem Widerstande bis zu Ende des Kriegs. §. 413. Im I. 1708 vermehrten die beiden großen Feldherrn Eugen und Marlborough ihren Kriegsruhm noch durch den Sieg bei Oudenarde ^os!1 an der Schelde. Da verzweifelte Ludwig Xiv. an dem glücklichen Ausgange des Kriegs und die Noch seines erschöpften Reichs erwägend wünschte er nun- mehr Frieden. Aber durch den Einfluß Eugens und Marlboroughs, die das Kriegsglückzu Frankreichs Demüthigung benutzen wollten, wurden harte For- derungen an ihn gestellt. Man verlangte nicht blos, daß der französische König alle Ansprüche auf die gesammte spanische Monarchie aufgebe, sondern, daß er auch Elsaß mit Straß bürg abtrete; und wie hart auch dem stolzen Herrscher die Demüthigung fallen mochte, er wäre auf die Bedingungen einge- gangen, hättennicht die Gegner zuletzt noch die entehrende Forderung beigefügt: Ludwig solle seinen eigenen Enkel aus Spanien vertreiben helfen. Dies schien dem französischen Hof zu hart und der Krieg dauerte fort. Aber in der mörde- rischen Schlacht von Malplaquet verlor Frankreich mehr Leute als bei irgend n. Sept. einer frühem Niederlage und würde den Frieden unter jeder Bedingung haben 1709 annehmen müssen, hätte nicht die göttliche Strafgerechtigkeit nunmehr auch den' Uebermuth der Andern züchtigen wollen, auf daß der Mensch Mäßigung lerne!

6. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 268

1858 - Leipzig : Engelmann
268 Die neue Zeit. Levpold ^etcf) fcer Ruhe bedurft hätte. Dies hatte den heftigsten aller bisherigen Kriege 1667— zur Folge. Denn Kaiser Le op o ld griff zu den Waffen, um seinem zweiten Sohn Karl das Erbe der Habsburger zu erkämpfen. Auf östreichischer Seite standen nicht nur die meisten Fürsten Deutschlands, insbesondere der Kurfürst Friedrich von Brandenburg, der für diesen Beistand mit der Würde eines Königs von Preußen geschmückt wurde, und Hannover, für das kurz zuvor eine neunte Kur errichtet worden war, sondern auch die See- mächte England und Holland, dieses aus Furcht vor Frankreichs drohen- der Uebermacht, jenes aus Zorn, als der französische König den Prätendenten Jakob (10.) Stuart bei dem Tode seines Vaters als König von England 1701. anerkannte. Mit Frankreich stand nur der Kurfürst von Bayern, Mar Emanuel, und sein Bruder, der K u r fü r st von Köln, in Verbindung. Spa- nien war getheilt. Die östlichen Landschaften, Aragonien, Catalonien, Valencia, waren für den östreichischen Thronbewerber; C a sti l i en dagegen und das übrige Land ergriffen die Waffen zum Schutze des bourbonischen Königs Philipp V., der von mütterlicher Seite von den Habsburgern ab- stammte unv dessen Natur spanisches Gepräge trug. §. 411. Was diesmal so entschieden das Kriegsglück an Oestreichs und Englands Fahnen knüpfte, war, daß die beiden größten Feldherrn der Zeit, Prinz Eugen von Savoyen und der Herzog v. Marlborough, die Heere führten. Jener vermehrte gleich Anfangs den schon in den Türkenkriegen er- worbenen Ruhm durch einen meisterhaften Zug nach Italien, wo er den 1701. wackern Feldherrn Catinat zurückdrängte und den Herzog von Savoyen und Piemont auf Oestreichs Seite brachte; Marlborough aber, das Haupt der Whigs (§. 397.), die seit dem Regierungsantritt der Königin Anna (§. 399.) das Staatsruder führten, und darum mit fast unbeschränkter Gewalt ausge- rüstet, war sowohl als Kriegsheld wie als Staatsmann ausgezeichnet, befleckte aber seine Ehre durch Habgier und Gewinnsucht. Durch seinen Bund mit Oestreich zog der Herzog von Savoyen große Kriegsnoth über sein Land. Vendome, ein geschickter Feldherr, eroberte Piemont und die reichen Fluren der Lombardei, und gedachte sich mit dem Kurfürsten von Bayern, der in Ty- 1703. r 0 l eingefallen war, zu verbinden; allein der muthige Aufstand der tapfern Tyroler, die von ihren unzugänglichen Berghöhen und Thalschluchten die Bayern mit ihren Büchsen angriffen und durch einen wohlgeleiteten Schaaren- krieg am Vorrücken hinderten, vereitelte den Plan. Der Kurfürst mußte nach großen Verlusten Tyrol räumen und schloß sich hierauf an das französische Heer an, das unter den Marschällen Villars und Tallard durch das Kinzigthal in Schwaben eingerückt war. Hier stellte sich Eugen und der Anführer der Reichstruppen, Ludwig von Baden, den Feinden entgegen. Bald schloß sich Marlborough nach einem meisterhaften Zug am Rhein und an der Mosel den beiden andern an, worauf Eugen und Marl b orou gh den alten bedäch- tigen Markgrafen Ludwig zur Belagerung von Ingolstadt abschickten und dann 13.August in der Schlacht von Höchstädt (oder, wie die Engländer sie nennen, von 1704. Blenheim) die französische und bayerische Armee aufs Haupt schlugen. Tal- larb gerieth mit einem großen Theile seines Heeres in Gefangenschaft, das ganze Kriegsgeräth wurde erbeutet. Der Kurfürst von Bayern mußte den Fran- zosen über den Rhein folgen und sein Land den Oestreichern preisgeben, welche furchtbare Bedrückungen daselbst übten, so daß endlich das zur Verzweiflung gebrachte Volk einen Aufstand machte, dadurch aber das Maaß seiner Leiden Josephs), nur noch vermehrte. Und um das bayerische Fürstenhaus für seine undeutsche *17117 Gesinnung zu züchtigen, sprach der neue Kaiser Joseph 1., der auf seines

7. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 328

1858 - Leipzig : Engelmann
328 Mai. Mailand. 10. Mai 1796. S August. 15—17. Non. 14, Jan. it. Febr. 1797. 19. Febr. 18 April 1797. Venedig. 17. Oct. 1797. Neueste Geschichte. Savoyen und Nizza an Frankreich abtrat, dem Heerführer sechs Festungen überließ und die drückende Verpflichtung einging, den französischen Armeen je- derzeit den Durchzug durch sein Land zu gestatten. Durch diese und einige an- dere lästige Bedingungen wurde das Königreich ganz von Frankreich abhängig, daher auch nach des Königs baldigem Tode sein Sohn Karl Emanuel (1796—1802) Piemont den Feinden überließ und mit seiner Familie nach der Insel Sardinien übersiedelte. Eben so rasch war Napoleons Siegeslauf in ganz Oberitalien. Nach dem denkwürdigen Uebergang über die Brücke von Lodi zog er in das östreichische Mailand ein, unterwarf die lombardischen Städte und schreckte die kleinen Fürsten so sehr durch sein Waffenglück und sei- nen Uebermuth, daß sie um jeden Preis den Frieden von dem Sieger zu erhal- ten strebten. Napoleon trotzte den Herzogen von Parma, Modena, Tos- cana ii. A. große Geldsummen und werthvolle Gemälde, Knnstschätze und Schriftwerke ab. Er verfuhr wie einst die römischen Feldherren, die er aus Plu ta rchs Lebensbeschreibungen kannte; er bereicherte die französische Haupt- stadt mit den Erzeugnissen des Geistes, um das schaulustige und eitle Pariser Volk zu ergötzen. Mit den erpreßten Geldsummen unterstützte er die schwache Directorialregierung. — An die Stelle des alten Beaulieu trat nun Wurm- se r. Aber auch dieser wurde bei C a st i g l i o n e geschlagen und darauf in Man- tua belagert. Das zu seiner Befreiung unter Alvinzi abgesandte Heer erlitt drei Niederlagen (bei Arcóle, Rivoli, La Favorita), wodurch die ganze östreichische Kriegsmacht in Italien aufgerieben, zersprengt oder gefangen ward. Dies nöthigte den wackern Wurmser, Mantua au den glorreichen Sieger zu übergeben. Bonaparte, des Feindes Tapferkeit ehrend, gewährte dem grei- sen Feldherrn mit seinem Generalstab und einem Theil der muthvollen Be- satzung freien Abzug. Erschreckt über diese raschen Erfolge erkaufte Papst Pius Vi. eilig den Frieden von Tolentino durch Gebietsabtretungen, Geldsum- men und Kunstwerke. — Jetzt übernahm Erzherzog Karl den Oberbe- fehl über die östreichischen Heere in Italien. Aber auch er wurde bald zu einem verlustvollen Rückzug genöthigt, worauf Bonaparte ihn bis nachklagen- fur t verfolgte, in der Absicht auf W ien loszugehen. Kaiser Franz, besorgt über das Schicksal seiner Hauptstadt, ließ sich durch weiblichen Einfluß gerade in dem Augenblick zum Abschluß des uachtheiligen Präliminarfriedens vonleoben bestimmen, als die Lage der französischen Armee durch daö Aus- bleiben der erwarteten Hülfstruppen und durch die drohenden Bewegungen der Tyroler, Steyrer und Kärnthner bedenklich zu werden anfing. Um dieselbe Zeit, wo dieser Friedensvertrag zum Abschluß kam, entstand im Rücken der französischen Armee auf dem Gebiete der Republik Venedig eine Volksbewe- gung, in Folge deren in Verona und in der Umgegend viele Franzosen er- mordet und nicht einmal die Kranken und Verwundeten in den Hospitälern ge- schont wurden. Dies ward von Napoleon zur Vernichtung des venetianischen Freistaats benutzt. Die Feigheit dxr aristokratischen Rathsherrn, die, statt mu- thig Widerstand zu leisten und mit Ehren zu fallen, demüthig die Gnade des stolzen Siegers anflehten und einem demokratischen Rath die Regierung über- ließen, erleichterte die Ausführung des Plans. Schon im Mai zogen die Fran- zosen in Venedig ein, führten die Schiffe und die Vorräthe des Zeughauses weg, beraubten die Kirchen, Gallerten und Bibliotheken ihrer schönsten Zier- den und kostbarsten Schätze und hielten die Stadt besetzt, bis die Unterhand- lungen mit Oestreich so weit gediehen waren, daß der Friede von Campo Formio, wodurch O deritalien als cisalpinische Republik unter Frank- reichs Herrschaft geriet!), zum Abschluß kam. Oestreich, das in diesem Frieden

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 335

1858 - Leipzig : Engelmann
Napoleon Bonaparte's Machtherrschast (Consulat). 335 wollten, wurden von Napoleon klug benutzt. Er schickte etliche Tausend dieser Gefangenen, neu gekleidet und bewaffnet, ohne Lösegeld in die Heimath zurück. Dadurch gewann er das Herz des bei aller Sonderbarkeit ritterlichen Kaisers, so daß dieser in freundschaftlichen Verkehr mit Bonaparte trat und sich von sei- nen früheren Bundesgenossen gänzlich lossagte. — Nun sammelte der erste Consul in aller Stille eine beträchtliche Truppenmasse in der Nähe desgenfer- see's und unternahm dann mit der Hauptarmee ven großartigen Zug über , , den großen St. Bernhard, indeß andereheerabtheilungen überdensim- plon, St. Gotthard und andere Pässe nach Italien drangen. Das kühne Un- ternehmen mit seinen Beschwerden und Gefahren erinnerte an Hannibals Hel- denzeiten. Das Heer zog an dem zwischen Schnee- und Eisbergen gelegenen Hospiz vorüber in das Flußthal der Dora Baltea hinab, wo ihm das von den Oestreichern besetzte Fort Bard unüberwindliche Schwierigkeiten zu bereiten schien. Allein Napoleons Geist fand Auswege. Auf einem Hirtensteig über- stiegen die Truppen die benachbarte Höhe, indeß das Geschütz heimlich mit List unter den Batterien des Forts durchgeführt wurde. So kamen die Franzosen ganz unerwartet in Oberitalien an, in demselben Augenblick, wo dieoeftreicher auch noch Genua zur Ergebung gezwungen und somit im Besitz des ganzen Landes waren. Aber die Lage der Dinge änderte sich bald. Fünf Tage nach 9 Genua's Fall erlitten die Oeftreicher bei Montebello eine Niederlage und "Jcmu; kurz nachher wurde unweit Aleffandria die Schlacht von Marengo geliefert,14 °Uiu wo dieoeftreicher unter Me las, nachdem sie zweimal gesiegt hatten, bei einer dritten Erneuerung des Treffens vollständig geschlagen wurden. Die Herbei- ziehung der Truppen des Generals Desair, der einige Tage früher aus Aegypten zurückgekehrt war und der rechtzeitige Reiterangriff des jungen Kel- lermann führte diese Wendung herbei und entriß den Oestreichern den sicher geglaubten Sieg. Desair, einer der edelsten und größten Männer der Revolu- tionszeit, starb bei Marengo den Heldentod. Mailand und die Lombardei wa- ren der Preis dieses Schlachttages. Gleichzeitig war eine Armee unter Mo- reau in Schwaben und Bayern eingedrungen und hatte dieoeftreicher in mehreren Treffen zurückgeschlagen und zu einer Waffenruhe gezwungen; aber erst der glorreiche Zug Maedonald's und Moncey's über die beeisten Grau- Juli, bündtner Alpen und Moreau's glänzender Sieg in der blutigen Schlacht von 3 $cc_ Hohenlinden nöthigte die Oeftreicher, in dem Frieden von Lüneville die in 9.'grtr‘ Eampo Formio eingegangenen Bedingungen anzunehmen und den Thal- 1801 weg der Etsch und des Rheins als die Grenzen des französischen Reichs anzuerkennen. Die Bildung einer italienischen Republik unter Bona- parte's Präsidentschaft und die Bestimmung, daß die zu Verlust gekommenen deutschen Fürsten und Reichsstände durch säcularisirte Kirchengüter und aufgehobene Reichsstädte auf der rechten Seite des Rheins entschä- digt werden sollten, waren die folgenreichsten Artikel des Friedens von Lüne- ville. Die zwei Jahre später durch den sogenannten Reich sdeputati ons-^ozs Hauptschluß getroffene neue Einrichtung der deutschen Staatsgebiete war der erste Schritt zur Auflösung des deutschen Reichs und zur Begründung fouve- ränerkönigreiche und Fürstenthümer. h. 503. Der Friede von Amiens. Nach dem Frieden von Lüneville stand England noch allein unter den Waffen; und da kurz vorher der rus- sische Kaiser Paul aus Haß gegen das selbstsüchtige und übermüthigejnselvolk mit Preußen, Schweden und Dänemark den Bund der bewaffneten Neu- tralität (§. 456.) erneuert und somit den Briten auch in der Ostsee Feinde bereitet hatte, so sehnte sich das englische Volk ebenfalls nach Ruhe und Echo-

9. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 343

1858 - Leipzig : Engelmann
343 Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft (Tilsit. Erfurt). Vaterlandsliebe. Am 12. Juli 1806 wurde in Paris der Gruudvertrag unter- isoe. zeichnet, kraft dessen Napoleon als Protector des Rh ei n bund es den einzelnen Bundesgliedern vollkommenes Herrenrecht (Souveränetät) zuerkannte gegen die Verpflichtung, eine bestimmte Anzahl Truppen zu des Kaisers Ver- fügung bereit zu halten. Bayern, Würtemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau u. A. m. bildeten den Kern, an den sich die kleineren Fürsten, wie Hohenzollern, Liechtenstein, Solms u. A., anschlossen, bis allmählich fast alle deutschen Bundesländer zweiten und dritten Ranges demselben beitraten. Der zum Fürst-Primas erhobene Kursürst-Erzkanzler Dalberg, der Frank- furt nebst Hanau und Fulda als Fürstenthum erhielt, ward als Napoleons Stellvertreter beim Rheinbund ausersehen. Durch Unterordnung (Mediati- sirung) vieler kleinen, vordem unmittelbaren, Reichsstände unter die Ober- hoheit der großem Fürsten nahm die Macht der meisten Bundesglieder bedeu- tend zu. Kaiser Franz Ii. entsagte nunmehr der deutschen Kaiserwürde, nannte sich Franz I. Kaiser von Oe st reich und entzog seine sämmtlichen Staaten dem deutschen Reichsverband. Damit wurde das heil, römische Reich deut- scher Nation aufgelös't. Durch innere Zwietracht und machtlose Vielherr- ^Aug. schaft war es schon längst zum Schatten herabgesunken. Jetzt wurden seine mächtigsten Glieder die Vasallen eines fremden Zwingherrn. Wohl drückte das Gefühl der Schmach manche deutsche Brust, und E. M. Arndt gab in dem „Geist der Zeit" dem Gefühle Worte; aber wer wagte es noch ferner zu spre- chen, seitdem der wackere Buchhändler P a lm von Nürnberg auf Befehl des2«. Aug. despotischen Machthabers das Opfer eines schmachvollen Justizmordes gewor- den, weil er sich weigerte, den Verfasser einer von ihm verlegten kleinen Schrift über Deutschlands Erniedrigung anzugeben? 3. Jena. Tilsit. Erfurt. §. 511. Die schwankende Haltung Preußens hatte Napoleon mit tiefem Groll erfüllt und die Ansicht in ihm erzeugt, daß der König als Freund unzu- verlässig, als Feind unschädlich sei. Er setzte daher alle Rücksicht und Scho- nung bei Seite und fügte der preußischen Negierung absichtlich viele Kränkun- gen zu. Die dadurch herbeigeführte Spannung wurde durch zwei Ursachen zum völligen Bruch gesteigert: 1) Der Stiftung des Rheinbundes schien die Ab- sicht unterzuliegen, Deutschland allmählich ebenso von dem fränkischen Kaiser- thum abhängig zu machen, wie Italien und Holland. Preußen suchte daher durch Gründung eines nordischen Bundes, dem alle am Rheinbunde noch unbetheiligten Reichsstände beitreten sollten, dieses Vorhaben zu vereiteln und fühlte sich tief verletzt, als Napoleon den Plan, den er selbst angeregt hatte, mit eigennütziger Doppelzüngigkeit Hintertrieb. 2) Man brachte in Berlin in Erfahrung, daß der französische Kaiser bei Erneuerung der Friedensunterhand- lungen mit der englischen Regierung dieser angeboten habe, das an Preußen abgetretene Kurfürstenthum Hann over wieder zurückzugeben, ohne mit der preußischen Regierung darüber Rücksprache zu nehmen. Diese Erfahrungen, verbunden mit mannichfachen Grenzverletzungen brachten die preußische Regierung zu der Ueberzeugung, daß sie sich von Frankreich des Schlimmsten zu versehen habe. Sie forderte in dem sogen. Ultimatum Abstellung aller Klagepunkte, setzte die Heere aus den Kriegsfuß und brach alle Verbindungen mit Paris ab. §. 512. Während man in Berlin noch die letzte Antwort von Frankreich erwartete, standen die französischen Truppen unter Napoleon und seinen kriegs-

10. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 345

1858 - Leipzig : Engelmann
345 Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft (Tilsit. Erfurt). Warschau ein, aber nur zu bald merkten die Polen, daß der fremde Gebieters.januar mehr auf Befriedigung seines Ehrgeizes und seiner Herrschsucht als auf Wie- 1807 derbelebung ihres Reiches bedacht sei. — Mörderische Schlachten wurden nun- mehr an den Ufern der Weichsel geliefert und bei Pultusk und Morungen Ströme von Blut vergossen. Aber der Hauptschlag geschah in der Schlacht s F-br. von Preußisch-Eylau, wo der Kriegsmuth der Franzosen, Russen und Preu- 18üi ßen einen Kampf erzeugte, der an Menschenverlust den blutigsten Ereignissen der Weltgeschichte gleichkommt. Beide Theile sprachen den Sieg an, und die Anstrengung und Erschöpfung war so groß, daß der Krieg eine viermonatliche Unterbrechung erlitt. Während dieser Zeit wurden neue Unterhandlungen ein- geleitet; allein so sehr auch der mit seiner Familie in Memel weilende König die Beendigung des Kriegs wünschte, um sein Volk von den furchtbaren Be- drückungen derfranzosen zu befreien, so war er doch zu redlich seine Sache von seinen Bundesgenossen zu trennen. Aber als auch die schlesischen Festungen an der Oder, Glogau,Brieg, Schweidnitz und Breslau, durch die Feig- heit der Befehlshaber in die Hände der Franzosen kamen, und selbst Danzig‘24’ von dem tapfern Kommandanten Kalkreuth dem Marschall Lefebvre über- geben werden mußte, da verlor der König alles Vertrauen auf einen glücklichen Ausgang. Als nun nach Wiedereröffnung des Kriegs die Franzosen, am Jah- restag von Marcngo, über die Russen in der Schlacht von Friedland einen"- Juni- glänzenden Sieg erfochten und Königsberg besetzten, da hielten es die verbün- deten Monarchen für rathsam, nach einer persönlichen Zusammenkunft mit Na- ^ poleon auf dem Riemen (Memel), in den Frieden von Tilsit zu willigen, J^. so drückend auch dessen Bedingungen waren. Durch diesen Frieden verlor Fried- rich Wilhelm die Hälfte seiner Staaten; er mußte in die Abtretung aller Län- der zwischen Rhein und Elbe, in die Gründung eines Herzogthumswar- sch au unter der Oberhoheit des Königs von Sachsen und in die Erhebung Danzigs zu einem Freistaat willigen, und die unerhörte Summe von 150 Millionen Thaler als Kriegsentschädigung genehmigen. Die von Preußen ab- getretenen Gebiete nebst Kurhessen, Braunschweig und Süd-Hannover, verei- nigte Napoleon zu einem neuen Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und setzte daselbst seinen jüngsten Bruder Hieronymus (Jerome) zum König ein, mit der Verpflichtung, als Genosse des Rheinbundes dem Kaiser westfälische Truppen zu stellen und ihm die Hälfte des Ertrags derkam- mergüter abzugeben. §. 514.» Austerlitz und Jena hatten die Macht von Oestreich und Preußen gebrochen, sodaß jetzt die Geschicke Europa's nur noch vonfrank- reich, England und Rußland gelenkt wurden. Diese drei Großmächte waren darin einig, daß sie nur das Recht achteten, dem die Kraft der Selbst- vertheidigung beiwohnte, wie die Vorgänge in Schweden und Dänemark bewiesen. König Gustav Iv. von Schweden nämlich trat dem Frieden von Tilsit nicht bei, sondern setzte, von England unterstützt, den Krieg allein gegen Napoleon fort. Erkannte man anfangs in seinem Benehmen Charakterstärke und Großmuth, so zeigte doch bald sein grenzenloser Eigensinn und die gänz- liche Mißkennung seiner Stellung und Kräfte, daß sein Geist sich in einem zer- rütteten Zustande befände. Durchdrungen von der Heiligkeit der Königswürde versagte er dem Beherrscher Frankreichs den Kaisertitel und nannte ihn nur „General Bonaparte"; in religiöser Schwärmerei befangen glaubte er sich von der Vorsehung berufen, die Bourbons wieder einzusetzen und das „Thier der Offenbarung" (Napoleon) zu stürzen. Er ging in seinem Haß gegen Napoleon so weit, daß er Preußen und Rußland, weil sie mit dem Usurpator Frieden ge-
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