142
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Ruhme war Prinz Eugen höchst bescheiden und leutselig, ein wahrer ^ater seiner Soldaten. Die größte Sorge trug er für gute Verpflegung der Truppen; er griff eher in seine Tasche, als daß er bei leerer Kriegskasse den rückständigen Sold nicht ausbezahlt hätte. Darum vergötterten ihn aber auch seine Soldaten, die freudig und muthig sich für ihn aufopferten. Sein Aeußeres fiel nicht sehr ins Auge, denn er war klein, schmal und bleich. Seine Haltung war männlich. Jeden, der mit ihm redete, faßte er scharf ins Auge. Seine Stimme beim Commandiren war stark und vernehmlich. Er liebte, wie Friedrich der Große, den Schnupftabak und trug ihn ebenfalls offen in den im Türkei, waschen. Eugens Energie und Feldherrntalent verdankt es Europa, Kriege und daß die Türken nie wieder zu so gefährlichen Feinden der Christenheit Erbfolge- wurden, wie sie vorher waren. Nach zwei bedeutenden Siegen über streite aus. die Türken eroberte er Stadt und Festung Belgrad und schloß 1699 zu Earlowitz einen Waffenstillstand mit den Türken auf 25 Jahre. Noch größere Lorbern sammelte er im spanischen Erbsolgekriege (1700—1713).
pen 5t Eugen eröffnete den Krieg in Italien und nahm den französischen ereignisse. Feldherrn Villeroi gefangen. Der Nachfolger desselben, der Herzog von Vendome, brachte den Prinzen in Verlegenheit durch eine imposante Kriegsmacht, und der Kaiser, selbst hart bedrängt, konnte keine Verstärkungen senden. Der Kurfürst von Vaiern war nämlich in Tyrol eingedrungen, um sich mit dem Herzoge von Vendome zu vereinigen Deraufstand und barm vor Wien zu rücken. Allein die treuen Tyroler vereitelten den kühnen Plan; der heldenmüthige Amtmann Martin Sterzinger sammelte die besten Scharfschützen, besetzte die Höhen und Pässe und trieb die Feinde zurück. Die Baiern vereinigten sich nun an der Donau mit den Franzosen und erfochten bei Höchstädt (1703) einen oieg über die Oesterreicher. Sosort eilten Marlborough aus den Niederlanden und Prinz Eugen aus Italien herbei und brachten ebendaselbst Siez über die (^04) den Franzosen unter dem Marschall Tallard eine bedeutende Franzosen Niederlage bei. Der hessische Rittmeister von Boyneburg hatte den bei Höchstädt flüchtigen Marschall eingeholt und gefangen genommen. Der Kurfürst von Baiern floh mit den Franzosen über den Rhein, und Baiern wurde besetzt. Auf dem Schlachtfelde errichteten die Verbündeten eine Ehrensäule mit der Inschrift: „Mögen die Fürsten lernen, daß Verschwörungen mit den Feinden des Vaterlandes selten ungestraft bleiben, fotgt Ludwig Xiy. aber erkennen, daß man vor dem Tode niemand den Joseph°i? Großen oder Glücklichen nennen soll/' 1705 starb Kaiser Leopold. 1i05-17h. Sein Nachfolger Joseph I. (1705—1711) ließ die Kurfürsten von
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Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 143
Köln und Barern die ganze Schwere des Rechtes empfinden. Jener verlor alle seine weltlichen Rechte und Besitzungen, dieser kam in die Reichsacht. „Sein unglücklicher Leib soll aus des Kaisers und des Reiches Schutz in Unfrieden und Unsicherheit verfallen, dergestalt, daß sich niemand weiter an ihm vergreifen und v er freveln kann." Diese Strenge veranlaßte ein gefährlicher Aufstand, welcher 1705 ausgebrochen war, um die Willkür der österreichischen Beamten zu rächen. ^ ^
„Lieber bairisch sterben, als österreichisch verderben", war die allgemeine Losung. Unter Anführung des kühnen Studenten Meindl hatten 20,000 Mann zu den Waffen gegriffen, waren aber unterlegen und flüchtig geworden.
Nach dem glorreichen Siege bei Höchstädt waren Marlborough j£rc| der nach den Niederlanden und Prinz Eugen nach Italien zurückgekehrt. ®“bfless“ß Man hatte zwar anfangs geglaubt, der Krieg fei beendet, da der Erz- b°r°ughs Herzog Karl nach feiner Landung in Barcelona die Provinzen Cata- Spanien lonien und Navarra unterworfen und 1706 feinen Einzug in Madrid »erlassen, gehalten hatte. Allein er mußte sich bald wieder zurückziehen, da die Geistlichkeit ihn wegen feines Bundes mit den ketzerischen Briten haßte.
Man hatte in Madrid eine Münze geschlagen, welche die Inschrift trug: Karl Iii., von der Ketzer Gnaden König von Spanien! So oft sich der König in den Straßen sehen ließ, riefen einzelne Stimmen:
„Es lebe der König!" aber die Rufer streckten dann fünf Finger in die Höhe, um damit anzudeuten, daß sie Philipp V. meinten.
In den Niederlanden und in Italien erlitten 1706 die Fran- Ansehen und zofen entschiedene Niederlagen. Marlborough schlug den unfähigen J^'/co'n Marfchall Villeroi ungeachtet feiner Uebermacht bei dem Dorfe Ra- Marlborough millies, unweit Waterloo, so aufs Haupt, daß ganz Brabant, das u' spanische Flandern und ein Theil von Hennegau dem Erzherzog Karl als König Karl Iii. huldigen mußte. In Italien erfocht Eugen den glänzenden Sieg bei Turin, der ganz Italien von den Franzosen reinigte und den länderlofen Herzog von Savoyen wieder in feine Staaten einsetzte. Die allgemeine Begeisterung für den kleinen Kapuziner äußerte sich zuweilen höchst seltsam. Eine Dame in London vermachte ihm auf ihrem Sterbebette 30,000 Gulden, ein armer Gärtner 1200. Deutsche und italienische Lieder meldeten den Ruhm des tapferen „Prinzen Eugenius, des edlen Ritters" und leben theil-weife noch fort im Munde des Volkes. Eben so feierten die Briten ihren glücklichen Führer in Liedern und Bildern.
Auch der Feldzug von 1708 ging für die Franzosen verloren: Ludwig xiv. sie wurden in der Schlacht bei Oudenarde vollständig geschlagen. Bei Frieden,
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Dritte Periode der neueren Geschichte.
k ?°?rf r Mi,eme ml)tm Siege übet die Franzosen erfochten und biefelben u6er den Rhem zurückgeworfen hatte, wies benfelben
C riirftt0 rrte be" ®ti6eti°9 mit neuen Streitkrasten nach Italien “*e 9iavoicon m,t unwiberstehlicher Gewalt nach Tyrol, Karnthen »»»->„ ™’s*“'" und machte erst 36 Stnnben oor Wien in Leoben an &»„» “ 'Ö“‘ H'" «schienen Abgeorbnete aus bet Kaiserstabt im
k°°W°stsch°n Hauptquartier und boten Waffenstillstanb an. Bonaparte gestand ihn zu und noch im gleichen Iahte warb der grabe zu Carnpo Fotmio abgeschlossen, in welchem Oesterteich seine belgischen Provinzen an Frankreich und seine lombarbischen Länber an die eisalpinische Republik abtrat und basür einen Theil bes Freistaates Venebig erhielt, Oestetteich willigte ferner in die Abtretung des linken Rheinufers oon L°-,--ßz„ ,:“Lcr . Die betheiligten deutschen Reichsstände bekamen
R-,,.u 1197 b,e Aussicht durch Einziehung geistlicher Güter in Deutschland entschädigt w m= zu werden. Aus dem Congreffe zu Rastatt (1797), wo die französischen Gesandten aus empörende Weise beutschem Rechte Hohn sprachen, wurde" diese Fnebensbestimmnngen ins Werk gesetzt
Während dieses Congresses brachen französische Truppen auch in ie Schweiz em, hoben den ewigen Bund von 1315 auf und brachten
rt T larntf°nluntev eine einzige Regierung als untheilbare Helvetische Republik. ^rn folgenden Jahre schaffte der General Berber die päpstliche Regierung ab, gründete die römische Republik und führte Feldzug B°- " Vl ^ befangenen nach Frankreich ab, wo er 1799 starb.
Tfe’ä v ft r Ereignissen sammelte das französische Direktorium an
-ch^gypten den Küsten Frankreichs ein bedeutendes Heer, um, wie man glaubte, den letzten und gefährlichsten Feind der französischen Republik, England, anzugreifen. In der That galten diese Rüstungen den Engländern, nur der Angriffspunkt war ein ganz unerwarteter, nämlich Egypten Dort hoffte man Englands Welthandel hemmen, die britischen Besitzungen erschüttern und die verlorenen Colonien wieder gewinnen zu können. Bonaparte, der an die Spitze des Unternehmens gestellt wurde, erschien unversehens in Toulon, wo er 1798 mit 40,000 Mann auf 350 Schiffen unter ^egel ging und eine Bedeckung von 24 Kriegsschiffen mitnahm. Er erreichte glücklich Malta, nahm die Hauptstadt la Valette und damit die Insel, welche bisher dem Johanniterorden zugehört hatte, und landete am 1. Juli unweit Alexandria. Es ward genommen und der Angriff auf Cairo beschlossen. Während die französische Kriegsflotte auf der Rhede von Abukir vor Anker blieb, marschierte das Landheer voran. Bonaparte erließ eine Proklamation an Ägypter und versprach ihnen Befreiung von der Herrschaft der
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Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 237
aufgelöst und die deutsche Reichsverfassung gestorben; das deutsche Volk aber lebte noch.
Kaiser Napoleon, im sicheren Gefühle seines Übergewichtes, ver- Napoleons schenkte neue Länder und Kronen wie Spielwaaren an seine Brüder h^ten Neapel, und Freunde. Als er vernahm, daß englische und russische Truppen H°«and u. in Unteritalien gelandet seien, erklärte er höchst lakonisch: „Ferdinand hat aufgehört Neapel zu regieren." General Massena erhielt den Auftrag, den kaiserlichen Machtspruch mit Hülfe eines auserlesenen Heeres zu vollziehen und des Kaisers Bruder Joseph als König einzusetzen.
Ebenso empfing Napoleons Bruder Ludwig die batavische Republik als Königreich Holland*), der Marschall Berthier das Herzogthum Neufchatel, Murat, welcher früher Koch gewesen, dann General und Schwager des Kaisers geworden war, das Großherzogthum Cleve und Berg am Niederrhein. Auch in Deutschland schaltete er ganz als unumschränkter Herr über Fürsten und Völker. Sein Wille war £inri(J)tuna höchstes Gesetz. Spione hinterbrachten, wer eine andere Meinung zu des Buchhaben wagte. Der Nürnberger Buchhändler Palm hatte eine Flug- W^^0g. sehnst „Deutschlands Erniedrigung" versandt. Er wurde plötzlich von französischen Gendarmen ergriffen und, da er den Verfasser nicht nennen konnte, erschossen (1806).
§, 22. iiiedcitfi Iditlietm Iii. oon Preußen.
Im Jahre 1797 hatte König Friedrich Wilhelm Iii. den preußi- Friedrich schen Thron bestiegen. Er war ein seltener Herrscher und durch vor- ^Öuik"v"n^ zügliche Geistesanlagen, ein edles Gemüth und große Charakterfestigkeit Preußen, gleich ausgezeichnet. Mit einer allgewinnenden Herablassung verband er einen echt religiösen Sinn, eine strenge Rechtlichkeit und große Thätigkeit.
Wie in seinem Privatleben, so befleißigte er sich auch im Staatshaushalt einer großen Sparsamkeit und wählte nur solche Männer für seine Umgebung aus, welche er für die redlichsten und uneigennützigsten erachtete. Würdig stand ihm zur Seite seine edle Gemahlin, die unvergeßliche Königin Louise, eine mecklenburgische Prinzessin, welche in inniger Harmonie mit dem Könige vom gleichen Wunsche beseelt war,
*) Holland war 1794/95 im Winter durch den General Pichegru angegriffen und, da fast alle Gewässer des Landes zugefroren waren, leicht besiegt worden. Der oranische Statthalter mußte fliehen, das Land selbst wurde zur Republik gemacht.
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Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 243
Er besiegte sie zwar rasch, konnte aber die Spanier doch nicht gewinnen.
Ueberall bildeten sich Guerillasbanden, welche den Franzosen viel Schaden zufügten. Doch das heldenmüthige Saragossa, zum zweiten Male belagert, fiel nach tapferer Gegenwehr; Palafox gerieth in Gefangenschaft, worin er bis 1813 verblieb. Sobald Napoleon den Besitz Spaniens gesichert glaubte, eilte er nach Frankreich zurück. Ein neuer Kampf harrte seiner; während er ihn siegreich auskämpfte, mußten seine in Spanien zurückbleibenden Armeen vor Wellington immer weiter zurückweichen.
§. 24. $eu äiieg im Mite 1809.
Im gleichen Jahre, in welchem Napoleon sich Spaniens bemach-- ^^Kirchen-tigte, entriß er auch dem Papste Pius Vii. erst einen Theil feines ftaate§ iso9. Gebietes, dann 1809 den ganzen Kirchenstaat und vereinigte ihn mit Frankreich. Der Papst ward in die Gefangenschaft nach Frankreich abgeführt, Rom zur zweiten Hauptstadt des Reiches erklärt. Fast ganz Italien stand jetzt unter französischer Herrschaft.
Diese Machtstellung Napoleons erfüllte den Kaiser Franz I. von 52t ben1" Oesterreich mit neuen Befürchtungen. In der Hoffnung, es möchten Krieg, auch andere Fürsten sich entschließen gegen die französische Gewaltherrschaft anzukämpfen, griff er zu den Waffen und stellte unter Leitung der kaiserlichen Prinzen ein Heer von 400,000 Mann ins Feld. Erzherzog Karl erließ einen Aufruf an die deutsche Nation, sich zu erheben, das schmähliche Joch zu zerbrechen und wieder zu erwerben die Ehre und Unabhängigkeit, welche ihr gebühre. Die Tyroler und Vorarlberger, welche durch den Preßburger Frieden an Baiern gekommen waren (1805), folgten dem Aufrufe, ebenso einige kühne Männer in Norddeutfchland, der hessische Oberst von Dörnberg und der Major Ferdinand Schill.
Während die Oesterreicher mit unbegreiflicher Langsamkeit aus ^^nühl Böhmen nach Baiern vorrückten und ihre Kräfte zersplitterten, eilte und Regens. Napoleon im Fluge von Paris an die Donau, wo die Truppen des fcut9‘ Rheinbundes bereits seiner harrten und feine demüthigende Ansprache vernahmen : „Kein Franzose ist unter Euch; Ihr allein sollt die Oesterreicher schlagen." In den fünftägigen Gefechten bei Eckmühl und Regensburg unterlagen die Oesterreicher; sie zogen sich nach Böhmen zurück. Wien siel in die Hände des Siegers. Dieser versuchte nun die Armee des Erzherzogs Karl zu vernichten und drang da, wo die Donau die Insel Lobau bildet, über den Strom. Hier kam es bei Aspern und Eßlingen
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282
Dritte Periode bei neueren Geschichte.
bct pirsche General von Auerswald und der Fürst Lichnowski, wur-ungen.9 den an diesem Tage auf der Bornheimer Haide unweit der Stadt ermordet. Zu derselben Zeit wurden auch die republikanischen Frei-scharen Struve's und des Dichters Herwegh geschlagen und auf schweizerisches Gebiet gedrängt.
Inzwischen hatten die Friedensverhandlungen mit Dänemark keinen Erfolg gehabt, und der Krieg begann im März 1849 von neuem. Die Dänen wurden bis in die Spitze Jütlands zurückgetrieben, und ohne Kriegsflotte, die zum Kampfe gegen Dänemark durchaus nöthig gewesen wäre, gelang es doch der deutschen Artillerie, bei Eckernförde ein großes dänisches Kriegsschiff (Christian Viii.) zu vernichten und die Fregatte Gefion zu erobern. Im Juli 1849 trat ein neuer Waffenstillstand ein, und im Jahre 1850 schloß Preußen für sich Frieden mit Dänemark. Die Herzogtümer, die ihr Recht nicht genug gewahrt sahen, setzten zwar mit eigener Kraft den Krieg fort, wurden aber bei Jdstedt und Friedericia geschlagen. Ohne alle Hülfe mußten sie sich zuletzt den Dänen unterwerfen und wurden enger als je mit Dänemark vereinigt. Seitdem verfuhr der dänische König gewaltsam gegen deutschgesinnte Beamte und Geistliche und suchte die deutsche Sprache in Schleswig zu unterdrücken. Der nördliche Theil dieses Herzogthums mußte sich bereits den Namen Südjütland gefallen lassen.
Mittlerweile waren in Wien und Berlin Ereignisse eingetreten, welche der Ausrichtung eines einigen freien Deutschlands entgegenarbeiteten. Gleich in den ersten Märztagen war das ganze lombardisch-^ehm-ewr ^netianifche Königreich von Oesterreich abgefallen und hatte die Truppen in der Lom- oe§ greifen Feldmarschalls Radetzky zurückgedrängt. Sardinische, römische 6arbei und toskanische Freischaren strömten den Lombarden zu, und der König Karl Albert von Sardinien, welcher zum Herrscher des einigen freien Italiens ausersehen war, rückte ebenfalls mit 100,000 Mann heran. Inzwischen hatte Radetzky bedeutende Verstärkungen an sich gezogen, und durch feine Siege bei Mortara und Novara lieferte er nicht nur Mailand wieder in die Hände des Kaisers, sondern nöthigte auch den König von Sardinien zum Rückzüge in sein Sand. Nach der Eroberung von Brescia wurde der Aufstand in der Lombardei von Haynau mit Mutiger Strenge unterdrückt; Venedig, welches die Republik proklamirt hatte, wurde eng eingeschlossen und mußte sich nach einer schwierigen Belagerung endlich ergeben. Auch in Mittel- und Süditalien gab es Unruhen. Pins Ix., setz 1846 Papst, in der ersten Zeit seines Pontificats die Hoffnung Italiens, mußte im November 1848 nach Gaeta fliehen, und Rom ward für
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Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 293
norddeutschen Bund bis zur Mainlinie begründete; es erklärte sich weiter damit einverstanden, daß die süddeutschen Staaten in einen Verein treten, dessen Verhältnis zu Norddeutschland noch näher zu bestimmen sei; endlich gab es seine Zustimmung zu den in Norddeutschland vorzunehmenden Besitzveränderungen und zahlte 40 Millionen Thaler, von denen die Hälfte als frühere Kriegskosten für die Besetzung von Schleswig-Holstein in Abrechnung kam.
Inzwischen hatte die Mainarmee unter dem Oberbefehl des preußischen Generals von Falckenstein die Aufgabe, die Bundestruppen über die Mainlinie hinaus zu drängen, nachdem der Plan der Hannoveraner, sich mit den Baiern zu verbinden, vereitelt war. Unter siegreichen Gefechten (bei Dermbach, Hünseld, 4. Juli) zogen die Preußen über Fulda nach Unterfranken, erzwangen die Uebergänge über die fränkische Saale, besonders in den hartnäckigen Gefechten bei Kissingen und Hammelburg, und nöthigten die Baiern auf das linke Mainufer zurückzuweichen. Gleich siegreich wandten sie sich westwärts, schlugen die darmstädtische Division bei Laufach (13. Juli) und die vereinigten Oesterreicher, Kurhessen und Darmstädter bei Aschaffenburg (14. Juli). Am 16. zogen die Preußen in Frankfurt ein, das wegen seiner feindseligen Gesinnung mit einer starken Kriegscontribution belegt ward. Bald rückten sie jenseits des Main vor, siegten in den Gefechten vom 24—26. Juli über die Bundestruppen (bei Wertheim, Tauberbischossheim, Roßbrunn' und zogen (am 2. August) in Würzburg ein. So waren denn die Sieger bis nach Baiern, Württemberg und Baden vorgedrungen. In Berlin wurde bald darauf mit den einzelnen Staaten der Friede abgeschlossen. Außer Schleswig-Holstein fielen Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt am Main an Preußen. Baiern verlor einige Grenzbezirke. Der Friede mit Darmstadt kam in September 1866 zum Abschluß; dasselbe trat Hessen-Homburg, den Kreis Biedenkopf und das Besatzungsrecht in Mainz ab und gestand die Aufnahme Oberhessens in den norddeutschen Bund zu. Württemberg, Baden, Baiern, Darmstadt und Sachsen schlossen Schutz- und Trutzbündnisse mit Preußen; Sachsen trat außerdem dem norddeutschen Bunde bei. Am 24. Februar 1867 fand die Eröffnung des Reichstags des norddeutschen Bundes statt, dessen Verfassung am 1. Juli 1867 in Kraft trat.
In Italien hatten, wie oben bereits erwähnt, die Oesterreicher die Italiener bei Custozza (unweit Verona) besiegt (am 24. Juni), traten aber in Folge der preußischen Siege im Norden Venetien an Napoleon ab, der es an Italien schenkte. Zur See ward die Flotte der Italiens
Feldzug der Mainarmec.
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Extrahierte Personennamen: August Biedenkopf Custozza Napoleon
Von der Reformation bis zum westsälischen Frieden. 41
kenkriege so hervorgethan, daß Karl, welcher allen Deutschen abhold war, ihn allein zu seinem Liebling erkor. Moritz, der Schwiegersohn Philipps von Hessen, war mit seinem Vetter, dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, wegen des Städtchens Wurzen in Streit gerathen, dieser aber gütlich beigelegt worden. Sein geheimes Bündnis mit dem Kaiser scheint durch die Aussicht zu Stande gekommen zu sein, daß sein Land auf Kosten des Vetters vergrößert werde. Ohne allen Argwohn übergab Johann Friedrich seinem Vetter die Beschützung seines Kurfürstenthums, als er selbst mit den Häuptern des Schmalkaldischen Bundes an die Donau gegen den Kaiser aufbrach.
Der Kaiser weilte noch in Regensburg und hatte nur 8700 Mann ®ie ^lote= um sich, als die Protestanten bereits von allen Seiten heranrückten. ^Ummbie Die Kriegsmacht der oberländischen Städte befehligte ein entschlossener ^ste Zeit zum und umsichtiger Führer, Sebastian Schertlin von Burdenbach bei ®anbein Augsburg. Er wollte vor allen Dingen dem Kaiser jeden Zuzug abschneiden und ihn dann selbst angreisen ; allein die Fürsten des Schmalkaldischen Bundes traten ihm durch Gegenbefehle stets hemmend in den Weg und erließen an den Kaiser ein Schreiben und ein öffentliches Manifest, worin sie ihre Maßregeln rechtfertigten. Karl erklärte den Kurfürsten von Sachsen und den Landgrafen von Hessen in die Acht, doch zögerten diese noch immer mit einem entschiedenen Vorgehen. Unterdessen kam der Winter heran, die Soldaten wurden mißmuthig und begannen zu entlaufen. Der Kaiser, dessen Heer durch Mangel,
Seuchen und Kälte ungemein litt, hatte schließlich die Freude, daß die Verbündeten ihn um Frieden baten. Er ließ ihnen aber erwidern, daß er keinen andern Weg zum Frieden kenne, als wenn sich der Kurfürst und der Landgraf mit Land und Leuten auf Gnade und Ungnade ergäben. Jetzt kehrten diese in ihre Länder zurück, da die Nachricht eingetroffen war, Herzog Moritz von Sachsen habe die Reichsacht andern Kurfürsten vollzogen und dessen Land besetzt.
Karl konnte jetzt mit leichter Mühe die süddeutschen evangelischen fto^r^btänr^ Länder und Städte sich unterwerfen und zur Rechenschaft ziehen. Süddeutsch-Augsburg, Ulm, Frankfurt und viele andere Städte mußten bedeutende Ianb “"ttel= Summen bezahlen, einen Theil ihrer Geschütze ausliefern und kaiserliche Besatzungen aufnehmen. Der Herzog Ulrich von Württemberg mußte Abbitte thun, 300,000 Gulden zahlen und drei Festungen einräumen.
Der Kurfürst Hermann von Köln, ein Graf von Wied, der in feinem Kurfürstentum reformiren wollte und auch wohl die Absicht hegte, dasselbe als weltliches Besitzthum zu behaupten, mußte abdanken und zog sich auf feine Güter zurück.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Moritz Schwiegersohn_Philipps_von_Hessen Philipps Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Sebastian_Schertlin_von_Burdenbach Karl Karl Moritz_von_Sachsen Karl Karl Ulrich_von_Württemberg Hermann_von_Köln Graf_von_Wied