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lebenden Fürsten, beugte er sich doch mit gläubig-frommem Sinne und mit christlicher Ergebenheit unter die Schläge des Schicksals, und in otter deutscher Weise hielt er fest om gegebenen Wort.
2. Nach den Revolutionsjahren 1848 und 1849 lehrte wohl die Ruhe in Deutschland zurück, aber mit der Einheit wurde es nicht besser. Die beiden größten Staaten, Oestreich und Preußen, standen sich eifersüchtig gegenüber; keiner wollte sich dem andern unterordnen, und doch konnte, wenn ein starkes Deutschland geschaffen werden sollte, nur einer die Führung übernehmen; das aber konnte nur Preußen sein, da es ein rein deutscher Staat ist, Oestreich dagegen eine Menge außerdeutscher Länder besitzt.
In Preußen regierte feit dem Jahre 1861 König Wilhelm5 ein Mann „schlicht und wahr, stark und klar, gerecht und fromm,y, „jeder Zoll ein König und ein Deutscher". Als Knabe hatte er die Unglücksjahre Preußens mit durchlebt, die feiner Mutter, der edlen Königin Luise das Herz brachen; als Jüngling aber war er mit in den Befreiungskampf hinausgezogen und hatte sich das eiserne Kreuz errungen. Jetzt sah er voraus, daß nur ein Krieg den alten Streit zwischen Oestreich und Preußen werde entscheiden können. Um auf ihn gerüstet zu sein, verbesserte er mit Hilfe feines Kriegsministers Roon das Heer und stellte den weitfchauenden und willenskräftigen Bismark an die Spitze der Regierung.
Noch einmal gingen Preußen und Oestreich Hand in Hand. Den Anlaß gaben die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein. Auf ewig ungetheilt, sollten sie, obfchon unter dänischer Herrschaft, bei Deutschland bleiben. Aber der dänische König wollte Schleswig vonholstein reißen und Dänemark einverleiben. Ganz Deutschland war darüber empört; Oestreicher und Preußen rückten über den Grenzfluß, die Eider, und begannen den Krieg. Dänemark, fort und fort geschlagen, mußte nach kurzem Kampfe um Frieden bitten und) in demselben auf Schleswig-Holstein verzichten.
3. Es fragte sich nun, welche Stellung die beiden wiedergewonnenen Länder im deutschen Bunde einnehmen sollten. Darüber war eit Oestreich und Preußen abermals völlig verschiedener Meinung. Die Spannung und Feindschaft beider wuchs, und Preußen sah sich endlich genöthigt, das Schwert zu ergreifen. So entbrannte im Jahre 1866 der preußisch-östreichische Krieg. Auf Seite Oestreichs standen die süddeutschen Staaten (— Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen), Hannover und Sachsen; Preußen aber hatte die übrigen norddeutschen Fürsten und Italien zu Bundesgenossen. Mit „affenartiger Geschwindigkeit" begann und führte Preußen den Krieg; in 7 Tagen war er entschieden, in 7 Wochen beendet. Der Kurfürst von Hessen wurde als Gefangener nach Stettin gesendet. Vergeblich suchte der blinde König Georg von Hannover, sich mit den Baiern zu vereinigen; bei Langensalza wurde er genöthigt, die Waffen zu strecken; die Truppen erhielten freien Abzug in die Heimath, der König nahm feinen Aufenthalt in
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Holstein Deutschland Deutschland Schleswig-Holstein Baiern Würtemberg Baden Hessen Hannover Sachsen Italien Hessen Stettin Langensalza
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in die Reihen der Krieger; nach zweitägigem Ringen rühmte sich jede Partei des Siegs. Doch gingen die Franzosen zurück, und Napoleon bot dem Könige von Preußen Frieden an; allein dieser blieb dem russischen Biindniß treu. In einer zweiten furchtbaren Schlacht bei Friedland aber siegte Napoleon entscheidend. Da vergaß der russische Kaiser seines Versprechens, ließ Preußen im Stich und schloß mit dem Gegner Frieden. Nun war auch der König von Preußen, Friedrich Wilhelm, gezwungen, den Kamps zu beenden und sich im Frieden zu Tilsit den Bedingungen des Siegers zu fügen. Und hart genug waren dieselben. Die Hälfte des Reichs mußte abgetreten werden: alles Land zwifchenelbe und Rhein und die östlichen polnischen Provinzen (— Rußland, Preußen und Oestreich hatten das uneinige und zerrissene Polen unter sich getheilt —). Aus jenen westlichen Theilen, zu denen noch Braunschweig, Hessen und Hanover geschlagen wurden, bildete Napoleon das neue Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und gab es seinem Bruder Hieronymus. Die bisherigen polnischen Provinzen aber schenkte er als Herzogthum Warschau dem König von Sachsen.
So war auch Preußen gedemüthigt und seine Macht gebrochen; gehorsam mußte es sich von nun ab dem Willen des Gewaltigen fügen.
6. Mit immer größerer Willkür waltete Napoleon in Europa. Auch die pyrenäifche Halbinsel suchte er an sich zu reißen. Aber das spanische Volk wollte sich dem fremden Joche nicht beugen. Allenthalben erhob es sich zum Kampfe gegen die verhaßten Nachbarn. Da, als Napoleon in Spanien voll beschäftigt war, glaubte Oestreich, das fei die rechte Zeit, das verlorene Land und die verlorene Ehre wieder zu gewinnen, und begann im Jahre 1809 von neuem den Krieg.
Mit gewohnter Schnelle flog Napoleon ans Spanien herbei; Sieg auf Sieg erfocht er über das östreichische Heer; bald stand er vor Wien. Hier aber stieß er auf eine neue feindliche Armee, die ihm bei Aspern und Eßlingen (— unweit Wien —) den Uebergang über die Donau streitig machte. Auf beiden Seiten würd e heiß gerungen. Als der blutige Tag zu Ende ging, war Napoleon zum ersten mal völlig geschlagen. Rasch durchflog die Siegeskunde Deutschland, aber zu früh war der Jubel. Einen Monat später brach Napoleon, gestärkt und gekräftigt, von neuem vor. In der gewaltigen Schlacht bei Wagram (— in der Nähe des früheren Schlachtfeldes —) kettete er den Sieg wieder an seine Fahnen. Kaiser Franz, muthlos geworden, schloß eilends Frieden; abermals trat er einen Theil seines Reichs an den Sieger ab, ja, selbst seine Tochter mußte er diesem zum Weibe geben.
7. Im Frieden zu Preßburg (— 1805 —) mußte Oestreich Tyrol an Baiern abtreten. Die Tyroler hatten von jeher mit treuer Liebe an ihrem Kaiser gehangen; jetzt ertrugen sie nur mit Unwillen das fremde Regiment; sie hofften aus die Zukunft. Als nun Oestreich 1809 den Kamps von neuem begann, erhoben auch sie sich.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleon Oestreich Napoleon Napoleon Napoleon Franz Franz Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Friedland Rhein Hessen Hanover Westfalen Kassel Sachsen Europa Spanien Spanien Wien Aspern Wien Donau Deutschland Wagram Baiern
Deutschland.
11
bahnknoten Halle (?), die Meßstadt Leipzig, Berlin (?) die Hptst. des
Deutschen Reiches und der wichtigste Eisenbahnknoten Norddeutschlands, und
weiter nach O. Frankfurt a. O.
C. Klima.
31] Das Klima Deutschlands ist gemäßigt, im S. nicht viel wärmer als im
N. (Hamburg 8", München 10" mittlere Jahreswärme). Als mildeste Gegen-
den sind die Oberrheinische Tiefebene und das Mainthal berühmt. Von den
Küstenländern hat das Nordseeland mildere, das Ostseeland rauhere Witterung.
D. Das Deutsche Reich.
1. Bevölkerung.
32] Das deutsche Volk besteht aus mehreren Zweigen eines und desselben
germanischen Urstammes (Alamannen,Schwaben,Bayern,Franken,
Thüringer, Hessen, Sachsen, Friesen). Außerdem schließen die
Grenzen des Deutschen Reiches stellenweis fremde Bevölkerungsteile
ein. In den Provinzen Schlesien, Posen und Westpreußen wohnen Polen
(3 Mill.), in der Lausitz Wenden (140 T.), in Nordostpreußen Litauer
(150 T.), in Nordschleswig Dänen (150 D), in Elsaß-Lothringen Fran-
zosen (250 T.) — Dem Reli gionsbekenntni s nach unterscheiden sich
31 Mill. (mehr als -'/z) Evangelische und 19 Mill. (fast '^/.) Ka tho liken.
2. Reichsverfassung.
33] Oberhaupt des Deutschen Reiches ist der jedesmalige König von Preußen, der
deshalb den Titel Deutscher Kaiser führt. Er ist in der Reichsregierung beschränkt
I) durch den Bundesrat, der aus Bevollmächtigten der deutschen Regierungen ge-
bildet ist, 2) durch den Reichstag, der sich aus Abgeordneten zusammensetzt, welche
vom Volke gewählt werden.
3. Die Staaten des Deutschen Reiches.
34] Die Staaten des Deutschen Reiches bilden drei Gruppen: 1) das Königreich
Preußen, 2) die norddeutschen Staaten, 3) die süddeutschen Staaten.
I. Das Königreich Preuszen.
35] Das Königreich Preußen ist die Hauptmacht des Deutschen Reiches. Es be-
steht aus dem Stadtbezirk Berlin, den 12 Provinzen Brandenburg, Pommern, West-
. Preußen, Ostpreußen, Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover (mit dem
Jadegebiet), Hessen-Nassau, Westfalen, Rheinprovinz und den hohenzollernschen Landen.
_ 36] i. Stadtbezirk Berlin. Berlin (?) liegt in sandiger Ebene und ist die Haupt-
stadt des Deutschen Reiches. Wegen seiner regelmäßigen Bauart, seiner mit Schlössern
geschmückten Straßen und Plätze ist Berlin eine der schönsten Städte Europas (1,7 Mill.).
37] z. Provinz Brandenburg. Das Land zu beiden Seiten der mittleren Oder
bis zur Havel und Elbe im W., das Stammland des preußischen Staates. — In der
Nähe von Berlin liegt Charlottenburg (?) mit der Ruhestätte Friedrich Wil-
Helms Iii., der Königin Luise, des Kaisers Wilhelm I. und der Kaiserin Augusta (132').
Potsdam (?) ist wegen seiner vielen Kasernen eine wahre Soldatenstadt (58). Bei
Potsdam liegt das Lustschloß Sanssouci sßangsusi^, einst der Lieblingsaufenthalt
des alten Fritz. Frankfurt an der Oder ist eine aewerbfleißiqe Stadt mit drei
Messen (59).
38] Z. Provinz Pommern. Das Küstenland an der Ostsee, zu beiden Seiten der
unteren Oder. — Stettin (?) ist die erste Seehandelsstadt Preußens (140). Von
^ ') Die eingeklammerten Zahlen geben die Bevölkerung in Tausenden an; bei
Städten unter 50 T. E. ist die Einwohnerzahl fortgelassen.
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Extrahierte Personennamen: C. Friedrich_Wil-
Helms Friedrich Wilhelm_I. Augusta Fritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Leipzig Berlin Norddeutschlands Frankfurt Deutschlands Hamburg Oberrheinische Mainthal Hessen Sachsen Schlesien Posen Nordostpreußen Nordschleswig_Dänen Elsaß-Lothringen_Fran- Berlin Brandenburg Pommern Posen Schlesien Sachsen Schleswig-Holstein Hannover Hessen-Nassau Westfalen Rheinprovinz Berlin Berlin Berlin Europas Berlin Charlottenburg Potsdam Potsdam Sanssouci Frankfurt Pommern Ostsee Stettin
226
Colli die feste Stellung bereits selbst verlaßen. Leider hat-
ten sich die sardinifchen Truppen beim Abzüge verspätet.
Serrurier Holle sie bei Wik (Vico) ein; Colli verlor in
einem unglüklichen Gefechte 8 Kanonen und 1000 Man
und muste sich líber Mondoven auf Fossim zurükziehcn.
Die Nachricht dieses unglüklichen Gefechtes bei Mon-
doven bestimte den Turiner Hof zu Waffenstilstands und
Fridcnsantiagen. Buonaparte wünschte die Sardinier rasch
ganz zu beseitigen, und eine Garantie, welche er durch
Uebergabe einiger der wichtigsten Vestungen erhielt, gewarte
ihm diese Beseitigung. Er antwortete am 2.4ttn: Aufs
Ungewisse werde er seinen sigreichen Marsch nicht einstellen,
aber wenn man ihm nach eigner Wal von den drei Vesten
Alessandrien, Derton (Tortona) und Conen (Coni) zwei
übergebe, sei er zu einem Waffenstilstande geneigt. Am
28ten wurden Dertnn und Conen, und bis jenes (was
noch von östreichischen Truppen umgeben und besezt war)
übergeben werden könne Alessandrien und Conen zugesagt.
Auch die Citadelle von Zeven ward übergeben, und die
Franzosen sollen die Erlaubnis haben bei Valenzen über
den Pfad zu gehen. — Dieser Waffcnstilstand von Kle-
rasch (Chierasco) verwandelte sich nicht volle drei Wochen
später (am loten Mai) zu Paris in einen griben zwischen
der Republik Frankreich und dem Turiner Hofe, ohnge-
achtet Drake, der englische Resident in Jenau, der nach
Turin gekommen war, und der östreichische Gesandte, Mar-
chese Gherardini Alles taten, um König Victor Amadeus
standhaft bei der Allianz,zu erhalten. Die Gegenvorstellun-
gen des Cardinals Coste, Erzbischofs von Turin, stimten
zum Friden, welcher der Republik Frankreich die Territo-
rien von Saveien und Nizzen zusprach, den Franzosen die
Besatzung von Zeven, Dertnn und Conen ließ; alle Emi-
granten aus Pechmont verscheuchte und die Freunde der
Franzosen im sardinifchen Gebiete vor Verfolgungen sicher
stelle. In den von den Franzosen besezten Orten beh'elt
der König von Sardinien zwar das Civilregiment, muste
sich aber anheischig machen den Soldaten die Lönung zu
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233
capituliren ward abgewisen. Da ließ Buonaparte die be-
wafneten Haufen auf den Wällen zunächst des Tores mit
Kartätschen vertreiben, und das Tor mit Aexten aufhauen.
Eine Colonne drang ein und nam die nächsten Hauser.
Unter deren Schutze kam die Reiterei in die Stadt und
säuberte die Straßen; — nun kam der Magistrat, und
wolte sich ergeben. Buonaparte aber ließ von jenen 300
Man, die sich im Schloße ergeben hatten, den Comman»
danten und je den loten Man erschießen und dann die
Stadt einige Stunden unter den fürchterlichsten Greueln
plündern und an mehrern Orten anzünden. Ringsum war
alles von Entsetzen gelämt, und Buonaparte konte nun
unbesorgt um seinen Rücken seiner, indess nach Wälsch-
Brixen vorgedrungenen, Armee Nacheilen. Mit ihr zog er
am 28ten Mai in diese Stadt ein.
Bcaulieu hatte bei dem Durchzuge in Mantau zu
der dort schon bestehenden Garnison noch eine bedeutende
Verstärkung gegeben, und sie auf 13,000 Man gebracht.
Er selbst mit seinen übrigen Truppen wolte den Mincio
oberhalb Mantaus verteidigen. Diese übrigen Truppen
waren in Folge einiger neu hinzugekommenen Verstärkun-
gen 18,000 Man stark — allein einige tausend davon stun-
den bei Riven (Riva), und Detachements waren bis nach
den Etschquellen hinauf verzettelt. Liptay mit 4500 Man
hielt die Venediger Veste Peschleren (Peschiera) besezt, de-
ren Neutralität die Oestreicher so wenig- als Buonaparte
die des Herzogs von Parmen respectirte. Vorposten Lip-
tays stunden am Ehiese; eine Reserve für ihn, auch von
4500 Man unter Melas war bei Olioso aufgestelt. Se-
bottendorf mit 6000 Man stund bei Waletsch (Valeggio);
und 5000 Man von der Besatzung von Mantau waren
unter General Colli nach Sudeldorf (Goito) herausgerükt.
Auch Sebottendorf und Colli hatten Detachements vor sich;
und Beaulieus Hauptquartir war in St. Georg.
Die vier Brücken des Mincio bei Peschleren, Bürgeln
(Borghetto), Sudeldorf und Honnover (Rivalta) bliben alle
gangbar. Man konte annemen, da die von Peschleren durch
die Ortsveste, die von Honnover durch Mantau gedekt war,
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Extrahierte Personennamen: Hauser Buonaparte Bcaulieu Melas Colli Georg Borghetto Rivalta
248
fcie Negirung einer cong-regazione di stato übergeben, eine
Bürgermiliz eingerichtet und sich eine Kontribution von
20,000,000 fr. zalen laßen, wovon er aber das weggenom-
mene Kirchensilber in Abrechnung brachte. Hier hatten die
Franzosen eine bedeutende ihnen anhänglich bleibende Par-
tei. Entschiden republikanisiren wolte aber Frankreich die
Lombardei noch nicht, da in Deutschland die französischen
Angelegenheiten im September und October, wie wir sehen
werden, so schlecht stunden, und man irgend etwas für
den Notfal zu Erleichterung des Fridens mit Oeftreich in
Händen behalten muste. Regen (Reggio) hatte sich nun
auch ganz von dem Herzoge von Moden losgerißen und
eine provisorische Regirung eingerichtet; auch Bononien
und Ferrar hatten provisorische Regirungen — doch auch
hier boten die Franzosen die Hand noch nicht entschiden zu
Einrichtung eines republikanischen Zustandes. Im October
zwar brach Buonaparte den mit den Herzog von Moden
früher geschloßenen Tractat unter nichtigen Vorwänden,
ließ in Moden und Regen nun unter französischem Schutze
die neuen provisorischen Regirungen auftreten, und erklärte
als ihm verbietende Weisungen vom Directorio zugiengen
mit anscheinendem Bedauern, es sei zu spät. Er gab dann
den vier Provinzen Modvn, Regen, Bononien und Ferr-är
eine gemeinschaftliche Deputirtenversamlung, eine s. g. Si-
cherheits-Giunta, welche eine bewafnete Macht aufstelte
und alle antirevolutionärgcsinten verfolgte. Die Menschen-
rechte und Volkssouveränetät wurden proclamirt und bis
zum Jan. 1797 erklärten sich diese vier Provinzen als cis-
padanische Republik und namen im März eine der franzö-
sischen änliche Verfaßung an.
Im Herbste waren die Fridensunterhandlungen des
Dircctyrii mit dem Pabste so weit gedihen, daß dem lez-
tern ein Fridensentwurf der schnödesten Art, der ihn kirch-
lich vollends entwürdigt haben würde, mit der Drohung
vorgelegt ward, wenn er ihn nicht anneme, werde man
wider zu den Waffen greisen. Der Pabst verwarf den
Antrag, suchte aber noch zu unterhandeln, und als das
Directorium Ende Septembers 1796 die Verhältnisse schrof
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Extrahierte Personennamen: Reggio Pabst
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Bononien
171
Am Uten April kamen nun der Kaiser und Baron
Thugut in Brüssel an. Ihre Ankunft solle den Anfang
von Koburgs Operationen bestimmen. Sofort zog sich eine
zur Offensive bestimte Armee auf der Ebene zwischen Forst
(Forest) und Montcy zusammen, wo sie Kaiser Franz am
16ten April musterte. Diese Armee bestund nun aus
23,600 Man unter York; 42,800 Man unmittelbar unter
Koburg; 18,000 Man unter dem Prinzen von Oranien.
Elairfait blib zur Deckung Flanderns mit 31,500 Man
zwischen Nieupoort und Marchienne aufgestelt, und hatte
einige Truppen zu Erhaltung der Communication mit dem
Hauptcorps links vor sich; endlich eine Armee, die den lin-
ken Flügel gegen die Sambre hin bildete, beseligte jezt
an Hohenlohes Stelle Kaunitz; es waren 27,000 Man
großenteils in einen weitläufigen Cordon aufgelöst wie Clair-
faits Armee.
Die Offensivarmee ward von Koburg in 8 Corps
geteilt, und solle ein französisches Corps von 30 —
40,000 Man, was sich auf der Waßerscheide der Oise und
Sambre zusammengezogen hatte, am folgenden Lage an-
greifen. Um Mack die wirkliche Leitung des Ganzen zu
verschaffen hatte der Kaiser scheinbar in Person den Ober-
befelh übernemen wollen; allein Thugut und Koburg wa-
ren gegen Mack, und brachten es also dahin, daß wärend
der Kaiser nominel den Oberbefelh übernam, Koburg Cen-
tralpunct aller Depeschen blib und also auch des General-
commandos; und nachdem man am 17ten April die Fran-
zosen bis gegen Guise zurük gedrängt hatte, schrit man
am 18ten zwar zur Belagerung von Landrecies; aber damit
war auch der Strom des Krieges wider in das frühere Bette
hereingelenkt, wo er nun langsam und systematisch da-
hin floß.
Unter diesen Umständen ergriffen die Republikaner
am 26ten April auf allen Seiten die Offensive. Rechts
drangen sie nach Schönenberg (Schoonenbrcg, Beaumont)
und gegen die Sambre; im Centrum gegen Landrecies; am
gewaltigsten links, wo sie ihre bedeutendsten Kräfte con-
centrirt hatten, gegen Meenen, Kortryk und Ypern vor.
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Extrahierte Personennamen: Koburgs Franz Franz Hohenlohes_Stelle_Kaunitz
123
schen Schlacht, die auch den 16ten fortdauerte. Um
5 Uhr Abends muste sich an lezterem Tage General Clair-
fait, der unter Koburg beseligte, zurükziehen. Koburg
hob die Belagerung von Malboden auf, und gieng über
die Sambre zurük. Er hofte bald durch den Winter Ruhe
zu haben; aber der Convent decretirte einen Winterfeldzug
bis das französische Gebiet gesäubert wäre. Es war un-
möglich die Oestreicher vor Ende des Jahres aus Condat,
Schwanental und Haimons-Eichicht zu vertreiben.
Wurmser hatte inzwischen Zabern zu nemen gesucht,
und in Straßburg war eine Verschwörung angesponnen
worden, die Stadt den Deutschen zu überlifern. Allein
St. Just und Lebas, die hier als Conventsdeputirte waren,
ließen 70 Personen hinrichten, und Pichegru, der die Mo-
selarmee kommandirte, und gegen den Herzog von Braun-
schweig und Wurmser Vorgehen muste, so wie Hoche, Na-
men die Weißenburger Linien wider. Hoche hatte vom
Convente die laconische Ordre erhalten: Landau ou la mort!
Landau ward wirklich am 26ten December entsezt. Hoche's
Truppen hatten in 40 Tagen 36 Treffen gelifert, und
hatten durch ihr Anstürmen die Alliirten so ermüdet, daß
diese sich nun in die Winterquartire zurükzogen: die preus-
si'sche Armee auf Mainz; Wurmser über den Rhein. Preus-
sen trat in der nächsten Zeit säst ganz vom Kriegsschau-
plätze ab. Nach anderen Seiten waren die Franzosen nun
in frischem Vordringen. Dugommier warf nach der Ein-
name Toulons die Spanier zurük, und drang in den öst-
lichen Pyrenäen vor.
Die Form der Regirung in Frankreich in dieser Zeit
war diese, daß die neun Mitglider des Wolfartsausschußes
(in welchen, nachdem er aus den Niderlanden zurükgekert
war, auch Carnot eintrat, und mit ihm zugleich Robes-
pierre) alle wirkliche Gewalt in Frankreich in Händen
hatten. Sie hatten über alle Bürger, über ihr Leben und
ihre Freiheit zu verfügen, und 50 Millionen Francs waren
ihrem Comité als Geldmittel für seine Betribe zur Dis-
position gestelt. So mit politischen Mitteln ausgestattet,
und durch den Beifal der Jacobinerloge getragen, ward es
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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übergeben waren) beauftragt ward, betrib sie von Basel
aus; Möllendorf beauftragte dazu einen gewissen Schmerz
aus Kreuznach. Der Erzbischof von Mainz sprach auf dem
deutschen Reichstage ebenfals den Wunsch eines ehrenvollen
Fridens aus; Pfalzbaiern, Cö'ln und Preussen (als Mark-
graf von Brandenburg) schloßen sich dieser Motion an und
der Coadjutor Dalberg mit einem pfälzischen Minister gien-
gen ebenfals nach Basel, um einen Waffenstilstand für das
Reich zu unterhandeln. Sobald die Unterhandlungen in
Basel solche Wichtigkeit erhielten, sandte der Wolfartsaus-
schuß einen eignen Bevollmächtigten Herrn Barthülemy da-
hin, und im December 1794 kam preussischer Seits der
Minister von der Goltz, der aber bald hernach starb. Von
Hardenberg trat in seine Stelle bei diesen Geschäften ein
und die Unterhandlungen wurden am 5ten April 1795 mit
einem Friden zwischen Frankreich und Preussen beschloßen,
welcher Frankreich einstweilen und bis auf ein weiter mit
dem Reiche zu treffendes Arrangement im Besitze der über-
rheinischen Gebiete Preussens ließ; Preussen verpflichtete,
nichts feindliches gegen die nun den Franzosen verbundenen
Niderländer zu unternemen; und dagegen für den Fal, daß
das künftige Arrangement mit dem Reiche Frankreich jene
überrheinischen preussischen Gebiete ließe, Preussen Entschä-
digung zusagte und bis dahin Preussens Vermittelung zu-
ließ für das Zutreten anderer Reichsglider zu demselben
Friden. Durch eine nachträgliche Convention vom 17ten
Mai ward Deutschland nördlich vom Main für neutral er-
klärt, und im August schloß dann auch der Kurfürst von
Heßen seinen Friden mit der Republik.
Inzwischen hatte das Abtreten Preussens vom Kriege
durch den Tractat vom 5ten April, die niderländischen Pa-
trioten rükhaltlos den Forderungen ihrer neuen französischen
Bundesgenoßen preis gegeben, und am 16ten Mai ward
im Haag ein Vertrag unterzeichnet, der die Verhältnisse
der beiden verbündeten Republiken gegen einander feststelte.
Die Niderländer behielten nur einen Schatten von Unab-
hängigkeit, und musten Venlo, Etats-Limburg, Maast-
richt und Etats-Flandern aufopfern, in Vlissi'ngen fran-
Lco's Lehrb. d. Unioerfatg. Band. V. (2te Luflg.) 13
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Barthülemy Goltz Hardenberg August
Extrahierte Ortsnamen: Basel Mainz Preussen Brandenburg Coadjutor_Dalberg Basel Basel Frankreich Preussen Frankreich Preussen Frankreich Preussen Deutschland Main Venlo Etats-Limburg
neutrales Gebiet, sobald er bis zum Rhein vordrang —
sein Terrän reichte von den niderländisch deutschen Grenzen,
wo diese an den Rhein stoßen rheinaufwa'rts bis Mann--
heim. Im Sept. 1795 hatten sich aber Jourdans Unter-
commandeurs über die Neutralitätsbedingung hinweggesezt,
und Championnet gieng bei Düsseldorf über den Rhein.
Um dieselbe Zeit hatte sich Pichegru, der die südlichere Ar-
mee am Rheine beseligte, des ganzen linken Rheinufers
von Mannheim bis Hüningen bemächtigt, und Mannheim
besezt. Pichegru unterhandelte in dieser Zeit mit den fran-
zösischen Prinzen, namentlich mit dem Prinzen von Conde,
und war ebenso von der royalistischen, als Iourdan von
der republikanischen Partei gehoben; aber beide haßten sich.
Oestreich hatte den Krieg gegen Frankreich schwach fortge-
sezt. Im Herbste 1795 ward Clairfait gegen Iourdan,
Wurmser gegen Pichegru gesandt, der einen Teil seines
Heeres nach Heidelberg hatte Vorgehen laßen. Aus dieser
Position wurden die Franzosen im October von den Oest-
reichern (warscheinlich mit Pichegru's Einverständnis) ver-
triben; und auch Clairfait trib Jourdans Truppen gegen
Mainz hin zurük. Dann folgte am 30ten December ein
Waffenstilstand, wärend dessen sich Clairfait mit Thugut
veruneinigte und das Commando niderlegte. Hoche fürte
den Krieg im Westen noch gegen den lezten Rest der Em-
pörer in der Vendöe, die sich unter Charette hielten, bis
dieser im März 1796 gefangen und in Nantes erschoßen
ward.
So hatte sich also zu Anfänge des Jahres 1796, nach
dem Friden mit Toscän, Preussen, Heßen, Spanien; nach
dem Waffenstilstande mit Oestreich und der gänzlichen Be-
sigung der Empörungen im Inneren, der Krieg ganz nach
der italienischen Seite hin concentriren können. Besonders
seit die Truppen von der spanischen Grenze dahin gesandt
-werden konten.
Die Engländer hatten ihrerseits den Krieg zur See
mit Glük fortgesezt, und nach dem schon früher ermänten
Seesige bei Ouessant unter Howe noch einmal an der ge-
nuesischen Küste unter Hotham (im März 1795) und bei
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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