480 Iweiundzwanzkgstes Hauptstück.
seine Politik den alten Grundsätzen treu, und noch bevor
ihm die Eroberung von Röchelte freie Hand gab, hatte er
einen Plan angelegt, der den Spaniern das Uebergewicht
in Italien raubte. Karl Gonzaga von Revers
und R e t h e l, nächster Agnat Herzog Vincenzh.
von Mantua, übrigens mit Leib und Seele Franzos,
war 1627 auf die Nachricht, der kinderlose Herzog sey
am Sterben, nach Mantua gereist, von demselben an-
erkannt, in der Nacht, da Vincenz starb, mit einer Ver-
wandten des Erblassers, die man aus dem Kloster holte,
getraut, und folgenden Tags als Herzog proklamirt und
begrüßt worden. Das ärgerte den Minister Olivarez nicht
wenig: Mantua sey doch ein spanisches Lehen, und man
habe ihn nicht einmal gefragt. Auf seinen Antrieb er-
hoben die Herzoge von Guastalla und Savoyen Erban-
sprüche , und der Kaiser forderte als oberster Lehensherr
sämmtliche Prätendenten vor seinen Richterstuhl. Karl
Revers trotzte; Urban und Venedig, froh, ein Gegenge-
wicht gegen die trotzigen Spanier zu finden, leisteten
Hülfe, und Richelieu sandte 25,000 Mann, welche die
Savoyer im Frühling 20 bei Susa schlugen, und obgleich
den 18. Juli 1630 20,000 Oestrcicher die Stadt Mantua
eroberten, mußte doch laut des Friedens von Chierasco,
der den 6. April 31 zu Stande kam, Revers mit Man-
tua und Montferrat belehnt werden.
Die Absendung jener 20,000 Oestrcicher nach Ita-
lien hatte ohne Zweifel der bayrische Maximilian, damit
Ferdinand in Deutschland geschwächt würde, angerathen
und durchgesetzt; denn die Spaunung zwischen Beiden
wurde immer größer, und freundlich hatten sie sich zum
letztenmal bei einem Tauschgeschäfte berührt. Maximilian
hatte nämlich seit 1620 kraft des Münchner Vertrags
das Land ob der Enns pfandschaftlich inne, aber, weil
er den Katholizismus gewaltsam wieder einführte, so viel
mit Aufständen zu schaffen, daß ihm der Besitz Nichts
eintrug; es geschah daher auf seinen Wunsch, daß ihm
Ferdinand, wie früher die Churwürdc, so 1628 auch das
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Extrahierte Personennamen: Iweiundzwanzkgstes_Hauptstück Karl_Gonzaga Karl Olivarez Guastalla Karl
Revers Karl Urban Richelieu Chierasco Maximilian Maximilian Ferdinand Maximilian Maximilian Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mantua Mantua Mantua Venedig Mantua Ita- Deutschland
122
Achtes Hauptstück.
Geleite, ordnete in den Städten Empfangsfeierlichkeiten
an, behielt ihn 6 Tage als Gast in Paris, und stellte ihm
zu Ehren Festlichkeiten aller Arten an (Jan. 1540). Er-
hoffte wohl, den Kaiser hiedurch zur Nachgiebigkeit wegen
Mailands zu stimmen, fand sich aber hierin dergestalt ge-
täuscht, daß er im Jahre 1542 auf die Nachricht von
Karls Unfällen vor Algier den Krieg erneuerte.
Als Vorwand diente dießmal ein doppelter Gesand-
tenmord. Nincon und Fr eg oso, die in Konstantino-
pel neue Verbindungen mit Solimán anknüpfen sollten,
und ohne amtlichen Charakter durch Mailand reisten,
waren, weil sie sich bei frühern Gelegenheiten als Feinde
des Kaisers verdächtig gemacht hatten, auf Befehl des
Marchese del Guasto aufgegriffen und, da sie sich zur
Wehre setzten, erschlagen worden. Fünf Heere stellte nun
Franz zu gleicher Zeit ins Feld: eines sollte 40,000
Mann stark unter dem Herzoge von Orleans, den der
Herzog Guise von Lothringen als Lehrer in der Kriegs-
kunst begleitete, in Luxemburg den Krieg führen; ein an-
dres sollte an der Gränze von Spanien Angriffe machen;
in Brabant und Flandern wurden ebenfalls Truppen
aufgestellt, und ein fünftes Heer rückte nach Piemont.
Das erste eroberte wirklich fast ganz Luxemburg; aber
der Herzog von Orleans verließ ungeschickter Weise
zu früh seine Stellung, um mit seinem Bruder, dem
Dauphin, der die Truppen an der Gränze von Spanien
befehligte, den Ruhm eines Sieges über Karl zu theilen;
indeß giengen die Eroberungen in Luxemburg verloren,
und das Heer bei Perpignan konnte wenig ansrichten.
Der Herzog von Kleve, ein Vasalle des deutschen Reiches,
durch Franz zum Kriege gegen den Kaiser in den Nieder-
landen aufgestiftct, wurde nach einigen Eroberungen, die
er gemacht, von Karl unterworfen und strenge gezüchtigt
(1543). Solimán siel als treuer Bundesgenosse des Kö-
/
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Extrahierte Personennamen: Karls Franz Franz Karl Karl Franz Franz Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Paris Mailands Karls Algier Mailand Lothringen Luxemburg Spanien Brabant Luxemburg Spanien Luxemburg Perpignan Kleve Nieder-
130
Siebentes Hauptstück.
lik binübcrzögc: auch Christian arbeitete an Reunionen:
Hamburg sollte ihn als Herrn erkennen, Christian Al-
bert von Holstein Gottorp sollte wieder sein Vasall wer-
den, und doch hatte der roeskildcr Friede den Lehens,
verband aufgehoben, und Friedrich Iii. diesen Artikel so-
gar mit Freuden unterzeichnet; denn vor 1660 schloß
man so: wenn der Herzog in seinem Lande unbedingt
herrsche, so muffe auch dem König der dänische Antheil
an Schleswig unbedingten Gehorsam leisten, und cs sey
doch bester, irgendwo absolute Gewalt zu haben, als
riirgcndö; nun aber, da Christian über ganz Dänemark
ohne ständische Beschränkung gebot, wünschte er das ver-
äuffertc Recht über Gottorp zu erneuern. Dicß konnte
weder den Schweden, noch den Seemächten genehm seyn;
denn beiderseits hatte man lieber mit einem schwachen
Dänemark zu thun; insonderheit aber fürchteten die See-
mächte, wenn der dänische Monarch auch über alle west-
lichen Häfen der Halbinsel verfüge, so werde er um so
strenger und willkührlicher in der Bewachung des Sun-
des zu Werk gehen. Daher hielten England und die
Generalstaaten regelmäßig m i t Schweden zu Gottorp,
und an der Besetzung Hamburgs wurde Christian noch
aufferdem durch Brandenburg und Braunschweig-Lüne-
burg verhindert. Sv kam cs, daß die Verhältnisse des
Nordens dem französischen König eine erwünschte Diver-
sion versprachen. - Allein von weit größerm Belange war
das, was sein Gesandter in Kvnstantinvpel erreichte.
Dem bestimmten Ausspruche der Ulemas zuwider
brach Muhamed Iv". 1682 den Frieden von Vasvar,
nahm die Unterwerfung Tvkvlys an, und sandte unter
dem Großwcssicr K a r a M u st a p h a ein gewaltiges
Heer die Donau herauf. Schon diese Nachricht setzte den
wiener Hof in Bestürzung: Ungarn schien verloren: drin-
gender Hülferuf scholl ins Reich herüber. Zum Ver-
wundern schnell boten der schwäbische und fränkische Kreis
und die Churfürsten von Sachsen und Bayern dem Kai-
ser ihre ganze Miliz: 30,000 Mann kamen zusammen,
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Extrahierte Personennamen: Christian Christian_Al-
bert_von_Holstein_Gottorp Friedrich_Iii Friedrich Christian Christian Muhamed_Iv"
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Schweden England Hamburgs Brandenburg Kvnstantinvpel Donau Sachsen
Friede von Rvew'lck, Waifcnstiltstand von Cärlswitz. 1.69
rungslnstige Macht fürchten: den 6. April 1631, im
Frieden von Chierasco, war Pigncrvl, 50 Jahre später,
zugleich mit Straßburg, war basale französisch gewor-
den: in gefährlicher Mitte zwischen beiden Plätzen lag
Turin, die Hauptstadt Piemonts und Savoyens. Nie
hätte der turiner Hof das Erste, noch weniger das Zweite
zugeben sollen; allein als Karl Emanuel, Sohn Vic-
tor Amadeus den 12. Juni 1675 starb, führte seine
zweite Gemahlin Maria Johanna mit nachläßiger
Hand die Vormundschaft. Graf Mattioli (früher
Professor der Rechtsgelchrsamkeit in Bologna, dann Se-
kretär in Mantua und Unterhändler wegen basales) ver-
rieth noch dazu gegen Geld das ganze Geheimniß an
Savoyen, aber blos zu seinem Schaden! d'estra-
des, französischer Gesandter in Turin, lockte ihn auf
französischen Boden: bei Nacht, in einsamer Waldgegend,
ward er verhaftet, unter fremdem Namen dem Gouver-
neur von Pignervl, Herrn von St. Mars, übergeben,
und später mit Letzterem auf die Insel Marguerite, zu-
letzt in die Bastille verseyt: da ihm St. Mars während
des Reifens eine eiserne Maske anlegte, so entstand wahr-
scheinlich hieraus die abentheuerliche Sage von einem
Zwillingsbruder Ludwigs Xiv. Im Spätsommer 1681
gestattete Maria Johanna, daß Boufflers 4000 Rei-
ter, Catinat 8000 Fußgänger mitten durch das Piemon-
tesische nach basale führten. Victor Amadeus Ii.,
geboren den 14. Mai 1666, Sohn Maria Johannas,
empfand bald genug die nachtheiligen Folgen; denn um
die spanische Macbt auch in Italien mit Flachdruck anzu-
greifen, forderte Ludwig, daß ihm die Citadelle von Tu-
rin überliefert werde, und hierauf glaubte der Herzog
nur mit einer Kriegserklärung antworten zu können.
Während also die Venetianer in Griechenland, die
Russen in der Krim, die Polen in der Moldau und
Wallachei, die Kaiserlichen an der untern Donau den
Halbmond bekämpften, gestaltete sich plötzlich auch West-
europa von den Alpen und Pyrenäen bis zum Nieder-
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Extrahierte Personennamen: Cärlswitz Chierasco Karl_Emanuel Karl Maria_Johanna Maria Mattioli Marguerite Ludwigs Ludwigs Maria_Johanna Maria Victor_Amadeus Maria_Johannas Maria Ludwig Ludwig
Jelmks Hauptstück.
Iso
rhein, und über das Meer bis nach Irland und in die
schottischen Hochlande zu einem unermeßlichen Waffen-
schauplaye. Betrachten wir, von Savoyen ausgehend,
den ganzen Umkreis desselben! Eatinat, anfänglich
Rechtsgclebrter, seit seinem 25. Jahre aber Soldat, und
von der Pike bis zum Befehlshaber Easales vorgerückt,
ein keuscher, bescheidner, leutseliger Mann, trug jetzt den
Marschallsstab. Am 18. Aug. 1690 traf er bei der Ab-
tei Staffarda, unweit Saluzzos, auf die durch 14,000
Spanier und einige vstreichische und brandenburgische Re-
gimenter verstärkten Savoyer unter Victor Amadeus:
5 Stunden nach den Jtaliänern räumten auch Deutsche
und Spanier den Wahlplatz: Eatinat legte sich, vom
Sieg ermüdet, in seinen Mantel gehüllt, aus die Erde:
während er schlief, trugen die Seinigen leise alle erbeute-
ten Fahnen zusammen, und als er aufwachte, sah er
sich von Trophäen umringt. Durch einen zweiten Sieg,
den er am 4. Okt. 1693 bei Marsaglia erfocht, und wo-
bei der Feind 8000 Mann verlor, rettete er das gerau-
me Zeit vom Herzog belagerte Pignerol. Auch in den
Pyrenäen befehligte ein ausgezeichneter Krieger, der cy-
nische Epikureer Ludwig Joseph, Herzog von
Veudome, geboren den 1. Juli 1654 , Urenkel Hein-
richs Iv. und der schonen Gabriele d'estrees: kühn drang
cr durch die Pyrenäen nach Eatalonien, und am 7. Au-
gust 1697 hielt er seinen Einzug in Barcelona. Nicht
so glücklich als in Savoyen und Spanien liefen die Un-
ternehmungen gegen England ab. Den 21. März 1689
hatte der entthronte Jakob mit 5000 Franzosen an der
irischen Küste gelandet: sein bloßes Erscheinen fachte den
Muth unterdrückter Katholiken an; bald hatte cr 40,000
Krieger unter seiner Fahne, und das schwache Heer von
4000 Engländern mußte nach Jnniskitlen zurückziehen:
ein irisches Parlament kam zusammen. Allein Jakob,
von dem der Verstand gewichen zu scyn schien, wollte schlech-
terdings Irland nicht als ein eignes Königreich anerken-
nen, auch nicht auf die Suprematie über die Kirche ver-
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Extrahierte Personennamen: Jelmks_Hauptstück Victor_Amadeus Marsaglia Ludwig_Joseph Ludwig Gabriele_d'estrees Jakob Muth Jakob
Extrahierte Ortsnamen: Irland Staffarda Barcelona Spanien England Irland
Spanischer Erbfolgekrleg.
295
unter fruchtlosen Aufständen des Volks: der verlaßuen
Churfürstin blieb kraft des ilbesheimer Vertrags vom 7.
9iüü. nur Stadt und Rentamt München; Königin Anna
baute zum Andenken an den Sieg das Schloß Blenhcim,
und Marlborvugh, von ihr mit dem Gute Woodstock, vom
Kaiser mit der Herrschaft Mindelheim und der Reiehsfür-
stenmürde beschenkt, hörte in Volksliedern durch das ganze
Reich seinen Namen preisen. Der von Eugen angeregte,
von Marlborvugh durch eine Reise nach Wien und Ver»
lin unterstützte Plan, gemeinschaftlich nach Frankreich ein»
zudringen, kam bei dem schlechten Willen der Reichsari-
sivkratie nicht in Ausführung: hier nützte es auch wenig, daß,
als Leopold den 5. Mai 1705 gestorben war, Kaiser Joseph l.
(vermählt 1697 mit der 24jäl>rigen Wilhelmine Ama-
lia, Tochter Herzog Johann Friedrichs von Brauuschweig-
Lüneburg) voll weiser Milde und Kraft den Thron be-
hauptete: 1707 den 4. Jan. starb Markgraf Ludwig, zum
Theile aus Gram über den elenden Gang des Krieges;
dann befehligte ein Markgraf von Bayreuth als ältester
Reichsfeldmarschall; hierauf 1708 mit Eifer und Geschick
der hannoversche Churfürst; allein mit der Rcichsarmee war
einmal Nichts anzufangen. Desto glänzendere Resultate
wurden auf den Sieg bei Höchstädt an der Maas und am
Po erfochten. Dort vereitelte Marlborvugh Villerois
Vorhaben, mit 75,000 Mann Kerntruppen Holland zu
erobern, durch die den 23. Mai 6 gelieferte Schlacht bei
Ramillies; denn obgleich ihm Villeroi um 8000 Mann
überlegen war, so hatte er doch seine Stellung so klug
gewählt, daß den Feind weder Ueberzahl noch Tapferkeit
retten konnte: rnehr als 20,000 Franzosen wurden ver-
wundet , getödtet, gefangen, 88 Kanonen, 80 Fahnen,
Gepäck und Kriegskasse genommen, Mecheln, Brüssel,
Gent, Antwerpen, Brügge, Oudenaarden ohne Schwert-
streich unterworfen, Ostende, Ath und Dcndermonde nach
kurzer Belagerung erobert, ganz Brabant, spanisch Flan,
dern und ein Theil von Hennegau besetzt. Kaum verlau»
tete, Vendóme sey an Villerois Stelle iu die Niederlande
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Extrahierte Personennamen: Anna Eugen Eugen Marlborvugh Leopold Leopold Joseph_l Wilhelmine_Ama- Johann_Friedrichs_von_Brauuschweig-
Lüneburg Johann Friedrichs Jan Ludwig Ludwig Bayreuth Marlborvugh_Villerois
Extrahierte Ortsnamen: Marlborvugh Woodstock Wien Frankreich Holland Mecheln Gent Antwerpen Brabant Hennegau
302 Zwölftes Hauptstück.
bleiben, Spanien nebst Besitzungen ausserhalb Europas;
Portugal! Frankreichs Ansprüche auf die südamcrikaniscke
Küste zwischen Marannon undoyapvk; Savoyen das 1703
von Kaiser Leopold Versprochne, eine Barriere von Fe-
stungen gegen Frankreich, die Insel Sicilien als König-
reich, und wenn Philipps V. Linie aussterbe, die Anwart-
schaft auf Spanien; Preussen, gegen Abtretung des Für-
stenthums Orange an Frankreich, als Erbe Wilhelms Iii.
die Svuvcrainetät über Neufchatel und Valcngin, ferner
das geldcrnsche Oberquartier nebst einigen Aemtcrn, und
die Anerkennung seiner Königswürde; Hollaich das Be-
satzungsrecht in Furnes, Fort Knocke, Ypern, Menin,
Dvornick, Mons, Charteroi, Namur und einigen Schlös-
sern, und Theilnahme an einem Handelsverträge zwischen
Frankreich, England und den Hansestädten; endlich Eng-
land Ludwigs Anerkennung der protestantischen Thronfolge,
während dem Prätendenten Jakob kein Schutz mehr ge-
währt werden durfte, das Versprechen, man werde die
Festungswerke von Dünkirchen schleifen, und den Hafen
der Stadt ausfüllen, die französischen Besitzungen Hud-
sonsbai, Acadien oder Neuschottland und Neufoundland
in Nordamerika, Gibraltar und Minorca von Spanien,
und noch dazu den Assientotraktat, „daß einer brittischen
Gesellschaft 30 Jahre lang das ausschließliche Recht zu-
stehen solle, gegen eine mäßige Abgabe jährlich 4800 Nc-
gersclaven in spanisch Indien einzuführen." Da jetzt Lud-
wig seine gesammte Streitmacht gegen den Kaiser wenden
konnte, und manche Reichsfürsten in Folge von Bestechun-
gen noch schläfriger als sonst zu Werke gicngen, so ge-
wann Dillars am 20. Aug. 1715 Landau, am 16. Nvv.
Freiburg. Gerne ließ sich daher Eugen am 26. Nov. zu
Rastadt, wohin Dillars ihn gebeten hatte, in Bespre-
chungen ein, deren Zweck ein Friedensschluß auch mit
Oestreich war. Ludwig forderte Landau und volle Resti-
tution des bayrischen Churfürsten, der Kaiser Bestätigung
aller Vorrechte der Katalonier, welche seinem Hause so
treu angehangen hatten. Es kostete Mühe, sich zu ver«
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Extrahierte Personennamen: Leopold_Versprochne Leopold Philipps_V. Philipps_V. Wilhelms Ludwigs Jakob Eugen Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Europas Portugal Frankreichs Frankreich Sicilien Spanien Preussen Frankreich Furnes Charteroi Namur Frankreich England Nordamerika Spanien Indien Landau Freiburg Landau
Siebenjähriger Krieg. 463
7000 Mann verlor. Am 24. Nov., als die Prälimina-
rien von Fontainebleau verlauteten, machten auch die
Oestreichcr Waffenstillstand mit Preuffen. Ins Reich aber
drang der prcussische Oberst Kleist mit 10,000 Mann,
brandschatzte Bamberg, Nürnberg, streifte bis vor Re-
gensburg, und bewog hiedurch die Churfürsten von der
Pfalz, von Bayern und Maynz, die Bischöffe von Bam-
berg und Würzburg und die Herzoge von Mecklenburg,
sich für neutral zu erklären, und ihre Truppen von der
Reichsarmce abzuberufen. Maria Theresia sah ein, daß
sie den Kampf ohne Bundesgenossen, folglich mit Nach-
theil werde fortsetzen müssen: sie beugte ihr kaiserliches
Herz unter die Nothwendigkeit, und gestattete, daß Chur-
prinz Friedrich Christian Leopold von Sachsen
bei König Friedrich anfragen ließ: der König reiste von
Meissen nach Leipzig: in der Nahe dieser Stadt, auf
dem Jagdschlösse Hubertsburg begannen während des De-
zembermonats Unterhandlungen zwischen dem preussischen
geheimen Legationsrathe Herzberg, dem kaiserlichen Hof-
rathe Köllen b ach und dem sächsischen Geheimcnrathe
Fritsch. Drei Punkte machten Schwierigkeit: die Zu-
rückgabe der Festung und Grafschaft Glatz an Preussen,
der Heimfall von Anspach und Bayreuth an Branden,
bürg, und die Wahl des Erzherzogs Joseph zum römi-
schen König. Jndcß erhoben England, Frankreich und
Spanien die Präliminarien von Fontainebleau am 10. Febr.
zum pariser Definitivfrieden, unter dem ausdrücklichen
Beisatze, daß sich England von Preussen, Frankreich von
Oestreich zurückziehen werde, falls diese Mächte den Krieg
über den 15. März 1763 hinaus verlängern sollten. Am
11. Febr. erfolgte auch von Seiten des deutschen Reichs
eine Neutralitätserklärung. Nun gab Friedrich in Be-
treff der römischen Königswahl, Maria Theresia in den
beiden andern Punkten nach: den 15. Febr. 1763 wurde
der hubertsburgcr Friede, auf Grundlagen des breslauer
und berliner Traktats znm Abschlüsse gebracht. Tau-
sende lagen erwürgt auf den Schlachtfeldern; ganze Pro-
i
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Christian_Leopold_von_Sachsen Friedrich Leopold Friedrich Friedrich Fritsch Joseph England_von_Preussen Oestreich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Fontainebleau Bamberg Nürnberg Bayern Mecklenburg Meissen Leipzig Hubertsburg Herzberg Preussen England Frankreich Spanien Fontainebleau Frankreich
438 Sechzehntes Hanptstück.
daß Manche glaubten, der Gram hierüber habe des Prin-
zen frühzeitigen Tod befördert. Während sich Friedrich
in der Lausitz mühsam gegen den überlegnen Feind be-
hauptete, liefen nicht minder traurige Nachrichten von
der hannoverschen Armee ein. Begleitet von M Gene-
rattieutenants, lauter Marquis und Herzogen, von 52 -
Brigadegenerals aus dem höchsten Adel, vom Herzoge
Orleans, vom Prinzen Conde, von den Herzogen Frvn-
sac unh Mnzarin und dem Grafen de la Marche, ver-
anstaltete Marfchall d'etre e s eine militärische Lustpar-
thie nach Deutschland, drängte die Preussen aus Westfa»
len und Ostfriesland, besetzte Hessen, einen Theil des
Hannoverschen, lieferte endlich am 26. Juli, als er hor-
te, Richelieu sey ihm zum Nachfolger bestimmt, bei Ha-
stenbeck auch ein Treffen, gewann es aber nicht eben mit
Glanz, weit Maillebvis, Chef feines Generalstabs, dem
Herzog Richelieu einen Theil des Ruhms aufsparen woll-
te. Dennoch hatte dieser kleine Sieg große Folgen. Der
geschlagne Herzog Cuwberland, Georgs !l. Sohn, eilte
von Hameln nach Verden, von Verden nach Stade, von
Stade nach Bremervörde. Kaum war Richelieu mit
einem zweiten französischen Heer, ebenfalls in bequemen
Marschen, aus Elsaß über Mayuz und Kassel eingetrof.
fen, so überlieferte ihm der hannoversche Minister Har-
denberg durch die Kapitulativn vvu Minden das ganze
Land; darauf vermittelte Graflynar, als dänischer Statt-
halter zu Oldenburg, die den 8. Scpt. in Kloster Zeven
abgeschlvßne, berüchtigte Convention: Cumberland entließ
die Braunschweiger, Hessen, Gothaner, Lippe-Bückebur-
ger, und versprach, mit seinen Hannoveranern, in und
um Stade und jenseits des Elbestroms, unthätig zu blei.
den. Das Ganze schloß mit gräßlichen Brandschatzun-
gen, die Richelieu, soweit sein Arm reichte, unbarmher-
zig beitrieb. Inzwischen vereinigte Prinz Rohan Sou-
bife, ein Geschöpf der Pompadour, das dritte franzö-
sische Heer mir der zusammengesivppelten Reichsarmee
unter dem Prinzen Hildbnrghausen; zu Beiden stieß der
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Hanptstück Friedrich Friedrich Richelieu Rohan
Theilung Polens.
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dagegen ein, und stimmte auch das russische insoweit
um, als Katharina nunmehr äusserte: »sie habe dem
Herzoge den Tausch nur als eine Sache angetragen, die
vom freien Willen beider Theile abhänge.« Sofort er-
klärte auch Joseph, niemals an einen gezwungnen
Tausch gedacht zu haben. Damit aber nicht doch noch
dieser oder ein ähnlicher Vergrößerungsplan zur Aus-
führung komme, schuf Friedrich den berühmten Für-
stenbund. Am 23. Juli 85 verpflichteten sich Brandenburg,
Hannover uuo Sachsen: »das System des Reiches aufrecht
erhalten, und nachdrücklich dafür sorgen zu wollen, daß
sämmtliche Stände ungekränkt im Besitz ihrer Lande und
Gerechtsame verbleiben." Später > traten Khurmayriz,
Zweibrücken, Baden, Anhalt, Hessen-Kassel, Anspach-Bay-
reuth, Gotha, Weimar, Mecklenburg und Wolfenbüttel
bei: sogar den französischen König hätte der Stifter dieses
Bundes gerne hereingezogen.
Friedrichs erste und letzte That waren feindselige
Schritte gegen Oestreich. Er starb den 17. Aug. 1786,
Morgens 2 Uhr 20 Minuten. Ein Neffe folgte dem Kin-
derlosen, F r i e d r i ch W i l h e l m Il, geboren am 25. Sept.
1744, Sohn des 1758 verstorbnen Prinzen August Wil-
helm, welcher ein Bruder des großen Friedrich gewesen
war. Der neue König hatte sich zum erstenmale vermählt
am 14. Juli 65 mit Elisabeth, vierter Tochter Herzog
Karls von Wolfenbüttel. Sie gebar ihm eine Tochter;
allein die Ehe war unglücklich, und wurde 1769 getrennt:
alle Mitglieder der Scheidungsbehörde schwuren, das Ge-
heimniß der Verhandlung mit sich ins Grab zu nehmen:
Elisabeth lebte bis auf die neueste Zeit in Stettin. Am
19. Juli 69 heurathete Friedrich Wilhelm Friedericke
Louise, Tochter des Landgrafen Ludwig von Hessen-
Darmstadt. Seine Mätresse, eine Tochter des Kammer-
musikus Enke, ist bekannt als Gräfin von Lichten au.
Die Anhänglichkeit seiner Unterthanen suchte er dadurch
zu gewinnen, daß er sogleich die Regie aufhob, die fran-
zösischen Beamten entfernte, den Tabak, und Kaffee-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Katharina Joseph Friedrich Friedrich Friedrichs Oestreich August Friedrich Friedrich Karls_von_Wolfenbüttel Karls Elisabeth Friedrich_Wilhelm_Friedericke
Louise Friedrich Wilhelm Ludwig_von Ludwig