4
Geogr. Uebersicht v. Europa zur Zeit der Reformation. §. 1.
schon erblich gewordene Kaiserwürde und an unmittelbaren Terri-
torien: den ganzen österreichischen Kreis (einschliesslich des
sog. Vorderösterreich am Oberrhein und in Schwaben), Böhmen
nebst Mähren, Schlesien und der Lausitz (seit 1527), ferner bis
zu Karl’s V. Abdankung die Niederlande mit Luxemburg und
die Franche-Comte. Dazu erhielt es die Krone von Ungarn (1526),
welches Land jedoch theilweise von Johann Zapolya und nach
dessen Tode (1540) von den Osmanen behauptet wurde, so dass
nur der nördliche und nordwestliche Theil dem Hause Habsburg
gehorchte.
5) Die Schweiz hatte sich (im Baseler Frieden 1499) vom
deutschen Reiche getrennt. Die Eidgenossenschaft, welche schon
seit der Mitte des 14. Jhdrts. (1353) aus acht Cantonen be-
stand, erweiterte sich (von 1481 —1513) sowohl im Norden
(durch Solothurn, Schaffhausen, Basel, Appenzell) als im Westen
(durch Freiburg), so dass sich diese 5 neuen Cantone im Halb-
kreise um den alten Kern gruppirten.
6) Italien, besonders Oberitalien, zeigte noch immer die
grösste politische Zersplitterung. In Oberitalien waren nämlich
die Herzogthümer Savoyen (nebst Piemont und der Grafschaft
Nizza), Mailand, Parma, Modena(nebstreggioundferrara),
Mantua (bis 1530 Markgrafschaft) nebst Montferrat, so wie
die beiden Republiken Genua (nebst Corsica) und Venedig,
welche das nordöstliche Oberitalien (terra firma) bis nach Ber-
gamo und Brescia besass, ferner Istrien, die Küste von Dalma-
tien und Albanien, sowie mehrere neapolitanischen Häfen und
gegen die Türken noch die jonischen Inseln, Candia und Cypern
behauptete. Mittelitalien war getheilt zwischen dem Grossherzog-
thum (seit 1569) Toscana, der Republik Luc ca und dem
Kirchenstaate. Zu Spanien gehörten: die Inseln Sardinien
und Sicilien, Neapel (seit 1504), später (seit 1540) auch
Mailand. %
7) England nebst Irland und den normannischen Inseln
(so wie Calais bis 1558).
8) Schottland (1603 mit England vereinigt).
9) Scandinavien zerfiel in Folge der Auflösung der Cal-
marischen Union in zwei Reiche: a) Dänemark nebst Norwegen,
dem südlichen Schweden, Gothland und Island, b) Schweden
nebst Finnland.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Zapolya Johann Luc_ca
26
Erster Krieg Karl’s Y. mit Franz I. §.5.
und Sicilien, und Franz I., König von Frankreich, letzterer im
Vertrauen auf sein Ansehen durch den glücklichen Krieg in
Italien, auf seine Freundschaft mit dem Papste und auf seine
Verbindungen mit einzelnen deutschen Fürsten; auch versprach
er den Kurfürsten sehr bedeutende Geldgeschenke und kräftiges
Auftreten gegen die Türken. Doch auch Karl sparte weder
Geld noch Versprechungen, und es gelang die Kurfürsten umzu-
stimmen, so dass Karl einstimmig gewählt wurde, freilich unter
Bedingungen, welche (in einer „Wahlcapitulation“ zusammen-
gefasst) seine Befugnisse zu Gunsten der Kurfürsten beschränkte.
Durch diese Vereinigung der deutschen mit der spanischen Krone
erhielt Frankreich an drei Seiten dieselbe riesige Macht zur
Nachbarin.
Karl’s Kriege.
Erster Krieg mit Franz I., 1521 —1526. Der Krieg zwi-
schen den beiden Nebenbuhlern bei der Kaiserwahl brach aus,
als Karl die habsburgischen Ansprüche auf das Herzogthum Bur-
gund (welches Ludwig Xi. dessen Grossmutter entrissen hatte),
und auf Mailand erneuerte. Durch die Unentschlossenheit des
französischen Anführers (Lautrec), der die Vereinigung der päpst-
lichen, kaiserlichen und Schweizer Truppen nicht hinderte und
von deutschen Landsknechten unter Georg Frundsberg (bei Bicocca
in der Nähe von Mailand) geschlagen wurde, verlor Franz das
Herzogthum Mailand, welches Franz Sforza als kaiserliches
Lehen erhielt:
Als Franz I. sich zur Wiedereroberung Mailands rüstete,
trat sein naher Verwandterund mächtigster Vasall, der Connetable
Karl von Bourbon, welcher (vorzüglich auf Veranlassung der von
ihm verschmähten Königin Mutter) auf mancherlei Weise gekränkt
worden war, zum Kaiser über und verabredete mit diesem eine
Theilung Frankreichs. Die Franzosen (unter Bonnivet) rückten
in Italien bis vor Mailand (1523), wurden aber im nächsten
Frühjahre zum Rückzuge genöthigt (auf welchem Bayard „der
Ritter ohne Furcht und Tadel“ fiel), und die Kaiserlichen wagten
auf Bourbon’s Rath einen Einfall in das südliche Frankreich, der
aber auch misslang. Um diesen Zeitpunkt zu einem letzten
Versuche der Wiedereroberung Mailands zu benutzen,
brach Franz selbst nach Italien auf, nahm fast ohne Widerstand
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Extrahierte Personennamen: Franz_I. Franz_I. Franz_I. Karl Karl Karl Karl Franz_I. Franz_I. Karl Karl Ludwig_Xi Ludwig Georg_Frundsberg Bicocca Franz Franz Franz_Sforza Franz Franz_I. Karl_von_Bourbon Karl Bayard Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Frankreich Italien Frankreich Mailand Lautrec Mailand Mailand Mailands Frankreichs Italien Mailand Frankreich Mailands Italien
Westfälischer Friede. §. 12.
67
Schweden und den Protestanten einerseits, dem Kaiser und den
Katholiken andererseits unterhandelt und kam endlich (24. Oct.)
1648 unter folgenden Bedingungen zum Abschlüsse.
a) Kirchliche Gegenstände. Der Passauer Vertrag und der
Augsburger Religionsfriede wurden bestätigt und auch auf die
Calvinisten oder „Reformirten“ ausgedehnt; als Normaljahr für
die Beibehaltung der eingezogenen geistlichen Güter, sowie für
das jus reformandi der Landesherren in Deutschland wurde nicht
das Jahr 1618, wie die Protestanten verlangten, sondern der
1. Januar 1624 angenommen, damit der confessionelle Zustand
in den österreichischen Erblanden unverändert bleibe. Was da-
mals katholisches oder protestantisches Stift war, sollte es auch
in Zukunft bleiben. In allen Reichsverhältnissen sollten beide
Confessionen einander gleich stehen.
b) An Entschädigungen erhielt: 1) Frankreich die (einer
österreichischen Nebenlinie gehörige) Landgrafschaft Eisass, die
Landvogtei über 10 Reichsstädte am Oberrhein, den Sundgau,
und die Anerkennung der Hoheit über die (schon seit 1552)
besetzten Bisthümer Metz, Toul und Verdun, ohne Abhängigkeit
vom Reiche. 2) Schweden: Vorpommern nebst Rügen, Wismar
und als weltliche Herzogthümer die säcularisirten Gebiete von
Bremen (ohne die Stadt) und Verden, mit allen Rechten eines
deutschen Reichsfürsten, und die Bewilligung von 5 Millionen
Thaler Kriegskosten. 3) Brandenburg hatte (zufolge eines
Erbvertrages) Anspruch auf das während des Krieges erledigte
Pommern, erhielt aber nur Hinterpommern und zur Entschä-
digung für Vorpommern (nebst Rügen) die säcularisirten Stifte
Magdeburg, Halberstadt, Minden und Camin.
4) Mecklenburg erhielt für den Verlust Wismars die Bis-
thümer Schwerin und Ratzeburg als Fürstenthümer; 5) Hessen-
Kassel für den an Schweden geleisteten Beistand die Abtei Hers-
feld und die Graf'schft Schaumburg.
6) Baiern behielt die Kurwürde nebst der Oberpfalz,
musste aber die Unterpfalz (am Rhein) an den Sohn des geäch-
teten Friedrich V. zurückgeben und für diesen wurde eine achte
Kurwürde errichtet.
Die factisch schon längst bestehende Unabhängigkeit der
Schweiz so wie der vereinigten Niederlande wurde anerkannt.
Frankreich und Schweden übernahmen die Garantie des west-
5*
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Der Krieg in den Niederlanden und in Deutschland. §. 20.
95
B. Kampf in den Niederlanden und in Deutsch-
land, 1702—1704. Da Ludwig Xiv. nach dem Tode Jacob’s Ii.
dessen Sohn Jacob Iii. als König von England anerkannte, in
der Hoffnung, durch Unterstützung desselben in England Zwie-
tracht zu erregen, so erhielt Wilhelm Ih. kurz vor seinem Tode
auch vom Parlament die Bewilligung einer Armee und Flotte,
um an dem Kriege der grossen Allianz thätigen Antheil zu
nehmen. Seine Nachfolgerin, die Königin Anna, sandte ihren
Günstling, den Grafen, nachmaligen Herzog von Marlborough,
nach den von den Franzosen besetzten spanischen Niederlanden.
Er eroberte die Festungen an der mittlern Maas und (1703)
die kurkölnische Festung Bonn. Dagegen batten die Franzosen
(unter Villars) die deutsche Armee am Oberrhein umgangen und
sich mit dem Kurfürsten von Baiern vereinigt; doch konnten die
beiden Führer sich über die weiteren Operationen nicht verständigen.
Der Plan des Kurfürsten von Baiern, sich durch einen Zug
nach Tirol mit dem aus Italien heranziehenden Herzoge von Ven-
dome zu verbinden, wurde durch die freiwillige Erhebung des
Tiroler Landsturms (unter Martin Sterzinger) vereitelt; beide mussten
wieder umkehren.
Um die Kräfte der Verbündeten auf einer grossen Ope-
rationslinie zu concentriren, vereinigte sich Marlborough 1704
unerwartet mit Eugen zu einem gemeinschaftlichen Angriffe auf
das baierisch-französische Heer. Während Eugen den Rhein deckte,
erstürmte Marlborough (mit dem Markgrafen Ludwig von Baden)
die Verschanzungen der Baiern am Schellenberge bei Donau-
wörth und drang über den Lech in Baiern ein. Als aber Eugen
das Vorrücken eines zweiten französischen Heeres (unter Tallard)
nicht hatte verhindern können, folgte er diesem nach Baiern,
vereinigte sich mit Marlborough und beide besiegten die Baiern
und Franzosen bei Höchstädt an der Donau (13. Aug.) zwar
mit grosser Anstrengung und bedeutendem Verluste, aber durch
die tapfere Mitwirkung der Preussen unter dem Prinzen Leopold
von Dessau so entscheidend, dass kaum ein Drittel des (56,000
Mann starken) französischen Heeres auf dem übereilten Rück-
züge den Rhein erreichte. Ganz Baiern wurde durch kaiser-
liche Truppen besetzt und zur Aufbringung der Rüstungen für
den nächsten Feldzug angehalten, die beiden Wittelsbachischen
Kurfürsten von Baiern und Köln von Kaiser
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Jacob_Iii Wilhelm Marlborough Martin_Sterzinger Marlborough Eugen Eugen Marlborough Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen Marlborough Leopold
von_Dessau Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Deutschland Niederlanden Deutsch- England England Bonn Baiern Baiern Italien Rhein Baiern Donau- Baiern Baiern Baiern Donau Rhein Baiern Baiern
Joseph’s Ii. Reformen. §. 25.
123
denen Nationalitäten bewohnten Landestheile, mit Beseitigung
aller provinziellen Selbständigkeit, und die Germanisirung der
nicht deutschen Nationalitäten bezweckten. Er stellte sich die
Aufgabe, die Idee einer österreichischen Grossmacht nach Aussen,
wie im Innern zur Geltung zu bringen. Seine raschen Neue-
rungen in dem kirchlichen Angelegenheiten (Toleranzedict, Ver-
leihung aller bürgerlichen Rechte an die Protestanten und Juden.
Aufhebung einer grossen Anzahl Klöster beschaulichen Lebens
und aller Exemtionen der noch bestehenden von der bischöf-
lichen Gewalt, Beschränkung der Verbindungen der Klostergeist-
lichkeit mit ihren Obern in Rom, Einführung des landesherrlichen
„Placet“ für päpstliche Bullen und Breven) entzweiten ihn mit
dem Papste Pius Vi., der auch durch einen persönlichen Be-
such in Wien (1782) ihn (und den Fürsten Kaunitz) nicht
bewegen konnte, eine dieser Neuerungen aufzuheben, wenn auch
in der Ausführung derselben einige Beschränkungen eintraten.
Vor seinem Tode widerrief er, aus Furcht vor einem Abfalle
Ungarns (wo er das Deutsche zur Geschäftssprache gemacht hatte),
alle seine Neuerungen, die Aufhebung der Leibeigerischaft und
das Toleranzedict ausgenommen.
Seinen Lieblingsplan, Oesterreich durch die Erwerbung Baierns
abzurunden, gab Joseph nicht auf und schlug deshalb (nach seines
Ministers Kaunitz Rathe) dem (in Brüssel erzogenen) Kurfürsten
Karl Theodor vor, Baiern an Oesterreich abzutreten und dafür
die entfernten österreichischen Niederlande (auser Luxemburg
und Namur, wofür gelegentlich andere Vortheile erworben werden
sollten) unter dem Titel eines Königreichs Burgund zu nehmen,
wodurch Oesterreich dann von aller Rücksicht auf das Nachbar-
land Frankreich entbunden gewesen wäre. Der Kurfürst, dem
auch seine rheinischen (dem neuen Königreiche benachbarten)
Länder Kurpfalz und Jülich-Berg bleiben sollten, willigte in die-
sen Ländertausch ein, aber der Herzog von Pfalz-Zweibrücken
verwarf ihn und wandte sich an Friedrich Ii. Dieser trat
abermals (wie im baierischen Erbfolgestreit) als Beschützer der
Verfassung des deutschen Reiches und überhaupt des politischen
Gleichgewichts auf, indem er den Vergrosserungsplänen des
Kaisers eine Union der drei protestantischen Kurfürstenthümer
von Brandenburg, Hannover und Sachsen, zum Zwecke der
Aufrechterhaltung des Territorialbestandes des deutschen Reiches,
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Extrahierte Personennamen: Kaunitz Joseph Kaunitz Karl_Theodor Karl Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rom Wien Ungarns Oesterreich Brüssel Baiern Oesterreich Luxemburg Namur Burgund Oesterreich Frankreich Jülich-Berg Brandenburg Hannover Sachsen
162
Polens neue Verfassung. §. 39.
schnitten zu werden, so ging er zuerst einen Waffenstillstand
(zu Leoben) und nach langen Unterhandlungen den Frieden
zu Campo Formio (17. Oct.) 1797 ein. Der Kaiser (der
vergebens das Gelingen einer royalistischen Reaction gegen das
Directorium gehofft hatte) trat Belgien an Frankreich ab und die
Lombardei (östlich bis zur Etsch, also mit Mantua) an die (aus
der Lombardei, einigen venetianischen Besitzungen, dem Herzog-
thum Modena und den 3 Legationen) neu gebildete (und von
5 Directoren regierte) cisalpinische Republik; dafür erhielt
Oesterreich von der Republik Venedig, die jenen Aufstand mit
dem Verluste ihrer politischen Existenz büsste, deren Gebiet
auf dem Festlande (bis zur Etsch) nebst der Stadt Venedig,
so wie Istrien und Dalmatien (welche schon während des
Waffenstillstandes den Venetianern von Oesterreich entrissen
worden waren), als eine treffliche Arrondirung seines Gebietes
im Süden und als Grundlage zu einer Seemacht. Die joni-
schen Inseln nahm Frankreich. Der Herzog von Modena erhielt
von Oesterreich den Breisgau, und zum Abschlüsse des Friedens
mit dem deutschen Reiche sollte ein Congress zu Rastadt eröff-
net werden.
Auch Genua hatte, von einem französischen Heere bedroht,
eine demokratische Verfassung annehmen müssen, und ward zur
ligurischen Republik erklärt.
§• 39.
Die zweite und dritte Theilung Polens*
Als Russland im Bunde mit Oesterreich in einen Krieg mit
den Türken (s. S. 139) und zugleich in einen andern mit
Schweden (s. S. 139) verwickelt war, glaubten die Polen den
günstigen Augenblick benutzen zu müssen, um sich dem russi-
schen Einflüsse zu entziehen und die Gebrechen ihrer (erst vor
Kurzem von Russland garantirten) Verfassung zu verbessern,
um so mehr, als Preussen ein Bündniss mit Polen schloss (1790).
Dadurch ermuthigt, gaben die Polen sich 1791 eine neue Ver- .
fassung, welche das liberum veto, so wie das Wahlreich ab-
schaffte und den Thron für erblich in der Familie des Kurfürsten
von Sachsen (als Nachfolgers des Stanislaus Poniatowsky) erklärte.
Kaum aber hatte Russland mit der Pforte Frieden geschlossen,
als die Kaiserin Katharina Ii. die Gegner der neuen Verfassung
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mantua Lombardei Modena Oesterreich Venedig Venedig Istrien Dalmatien Oesterreich Frankreich Modena Oesterreich Genua Russland Oesterreich Schweden Russland Polen Sachsen Russland
Zweite Coalition gegen Frankreich. §.41.
169
dem Kriege das einzige Rettungsmittel gegen die gedrohte Säculari-
sation sahen, während die norddeutschen Fürsten, namentlich König
Friedrich Wilhelm Iii. von Preussen., auf der Neutralität beharrten.
Der Plan der Verbündeten war, die Franzosen durch ein
russisch-österreichisches Heer unter Suworow und Melas aus Ita-
lien, durch ein russisch-englisches (unter dem Herzoge von York)
aus den Niederlanden und durch ein österreichisches unter
dem Erzherzoge Karl aus dem südlichen Deutschland und
der Schweiz zu vertreiben.
Neapel, der letzte monarchische Staat in Italien, eröffnete
auf Englands Drängen den Krieg unter dem österreichischen
General Mack durch einen übereilten Einfall in die römische
Republik. Das undisciplinirte Heer wurde aber in das neapoli-
tanische Gebiet zurückgetrieben, der König entfloh nach Sicilien,
die Franzosen (unter Championet) besetzten das herrenlose Nea-
pel und verwandelten das Königreich in eine parthenopeische
Republik (25. Jan.) 1799. Sie beherrschten jetzt die ganze
Halbinsel.
Der Grossherzog von Toscana, welcher eine Abtheilung Nea-
politaner in Livorno aufgenommen hatte, ward ebenfalls seines Lan-
des beraubt.
Nach diesem kurzen Vorspiele des Krieges stellte das Di-
rectorium den Verbündeten gegenüber 4 Heere auf: am Mittel-
rhein unter Bemadotte, an der Donau unter Jourdan, in Ober-
Italien unter Scherer, dem bald Moreau folgte, in der Schweiz
•unter Massena, welcher den Oesterreichern Tirol entreissen und
durch Besetzung der östlichen Centralalpen eine Verbindung
zwischen den französischen Armeen in Italien und im südlichen
Deutschland herstellen sollte. Weit von diesen entfernt stand
Macdonald in Neapel (und Brune in Holland).
1. Vertreibung der Franzosen aus Italien, 1799.
Sardinien, welches noch die französische Republik von der
cisalpinischen trennte, ward mit Waffengewalt überfallen, der
König zur Abdankung und Flucht genöthigt und das Land unter
französische Verwaltung gestellt.
Oesterreich nahm im Vertrauen auf die Zerrüttung der Re-
publik und auf die eigenen Streitkräfte den Kampf mit grosser
Zuversicht auf. Noch vor dem Eintreffen der Russen hatten die
Oesterreicher (unter Kray) schon den General Scherer, welcher
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Karl Karl Jourdan Scherer Macdonald Scherer
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Preussen Ita- Niederlanden Deutschland Neapel Italien Englands Sicilien Livorno Donau Italien Schweiz Massena Italien Deutschland Neapel Holland Italien Sardinien Oesterreich
170
Krieg in Italien und Deutschland. §. 41.
den Uebergang über die Etsch zu erzwingen suchte, in mehreren
Gefechten geschlagen, und als sie (unter dem alten Melas) dessen
Nachfolger Moreau bei Cassano angegriffen hatten, traf der rasche
und verwegene (70jährige) Suworow mit den Russen ein, um
die Niederlage der Franzosen zu vollenden. Dieser besetzte die
Lombardei und Piemont, hob die cisalpinische Republik auf und
stellte die sardinische Regierung in Turin wieder her. Auch
schlug er das zu spät aus Neapel herbeigekommene französische
Heer unter Macdonald, der sich mit Moreau vereinigen wollte,
in einem dreitägigen Kampfe an der Trebia, worauf Neapel,
bald auch Rom und Toscana zu ihrer alten Verfassung zurück-
kehrten. Die französische Republik sandte ein neues Heer nach
Italien unter Joubert, welches von Suworow (in Verbindung mit
Melas) bei Novi geschlagen -wurde (Joubert selbst fiel). Die
Franzosen hatten in Italien nur noch die Riviera von Genua,
von wo Bonaparte 1796 seinen Siegeszug begonnen hatte. Su-
worow wollte sie auch von hier vertreiben und dann in Frank-
reich einrücken, um das Directorium zu stürzen, erhielt aber
nach einem neuen Plane des (mit ihm entzweiten) Wiener Hof-
kriegsrathes (der in Italien freie Hand zu neuen Erwerbungen
haben wollte) den Befehl, über die Alpen zu gehen, um die
Franzosen zunächst aus der Schweiz zu vertreiben und dann
nach Frankreich vorzudringen zur Herstellung der Bourbonen.
Eine russisch-türkische Flotte nahm Frankreich die 7 jonischen
Inseln weg, woraus eine Republik gebildet wurde.
2) Auch in Deutschland begannen die Oesterreicher den
Kampf siegreich. Der Erzherzog Karl schlug die nach Schwa-
den vorgedrungene Donauarmee beim Dorfe Ostrach und ungleich
entscheidender bei Stockach, worauf Jourdan über den Rhein
zurückzog und den Oberbefehl niederlegte. Aus Oberschwaben
rückte Erzherzog Karl in die Schweiz ein und vertrieb den
General Massena aus seiner festen Stellung bei Zürich (nach dem
Uetliberge); doch bald wurde er nach jenem neuen Plane der
Verbündeten abberufen, um die Operationen am mittlern und
untern Rhein zu leiten, während Suworow sich in der Schwreiz
mit einem zweiten russischen Heere (unter Korsakow) vereinigen
und die Franzosen vertreiben sollte. Allein dieses neue russische
Heer war schon (bei Zürich) geschlagen, als Suworow unter
beständigen Kämpfen mit französischen Abtheilungen (so mit
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Extrahierte Personennamen: Suworow Macdonald Suworow Joubert Karl Karl Jourdan Karl Karl Massena Suworow Suworow
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Neapel Neapel Rom Italien Italien Genua Frank- Italien Frankreich Frankreich Deutschland Schwa- Ostrach Stockach Rhein Oberschwaben Rhein
172
Friede zu Luneville. §. 41.
durch einen Angriff gegen das bis zum Inn vorgedrungene (zweite)
französische Heer den Verlust in Italien zu ersetzen. Allein
Moreau schlug das kaiserliche Heer unter dem Erzherzoge Jo-
hann bei Hohenlinden (3. Dec.) und rückte in Oesterreich
bis über die Enns vor. Zu diesen Erfolgen der Franzosen im
Felde kam noch ein diplomatischer, das Einverständniss mit Russ-
land. Daher musste Oesterreich im Frieden zu Luneville
abermals die Lombardei (bis zur Etsch) abtreten und zugleich
für das deutsche Reich den Frieden unterzeichnen, worin das
linke Rheinufer abgetreten wurde. In Folge des sog. Reichs -
Deputations-Hauptschlusses, 1803, erhielten nur die erb-
lichen deutschen Reichsfürsten eine Entschädigung durch theils
säcularisirte Länder, theils (42) mediatisirte Reichsstädte. Von
den geistlichen Fürsten war nur der von Mainz als Kurerzkanz-
ler beibehalten.
Bei der Vertheilung der Entschädigungen, welche die Grund-
lage der heutigen territorialen Gestaltung Deutschlands enthält, ge-
wannen hauptsächlich Baiern, Hessen-Darmstadt, Baden und Württem-
berg, am meisten aber Preussen, welchem die Rolle eines Alliirten
Frankreichs zugedacht war; für Baden und Württemberg, so wie für
den neuen Grossherzog von Toscana, der Salzburg erhielt (und sein
Land an Parma abtrat) und für Hessen-Kassel wurden 4 neue Kur-
würden errichtet, wogegen 2 geistliche, Trier und Köln, eingingen.
Der reichsunmittelbaren Städte blieben nur 6 übrig: Hamburg,
Lübeck, Bremen, Frankfurt, Nürnberg und Augsburg. Eine so be-
deutende politische Umgestaltung hatte das deutsche Reich noch nie
erfahren.
Die Schweiz erhielt durch die sog. Mediationsacte eine neue
Organisation und eine neue Eintheilung in 19 Cantone (zu den 13
alten kamen Bündten, Aargau, Waadt, St. Gallen, Thurgau und
Tes9in; Wallis war der Simplonstrasse wegen zur Vereinigung mit
Frankreich ausersehen). Der Herzog von Parma entsagte seinem
Erblande zu Gunsten Frankreichs und gewann dafür Toscana mit
dem Titel eines Königs von Etrurien. Die cisalpinische Republik
erhielt in Bonaparte einen Präsidenten, zugleich aber die Benennung
italienische Republik.
Die Eroberung Malta’s durch die Engländer und die Räu-
mung Aegyptens durch die Franzosen in Folge einer (von Menou)
abgeschlossenen Capitulation (1801) sicherte England seine Herr-
schaft im Mittelmeere. Die Ermordung des russichen Kaisers
Paul I., dem sein Sohn Alexander I. (1801 bis 1825) folgte,
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■Geographische Uebersicht von Europa. §. 33.
141
Dritter Zeitraum.
Das Zeitalter der Revolution, 1789—1815.
I. Bis zur Stiftung der ersten französischen Republik,
1792.
S- 33.
Geographische Uebersicht топ Europa beim Ausbruche
der französischen Revolution *)•
1. Auf der pyrenäischen Halbinsel war der Länder-
bestand fast unverändert geblieben, Spanien hatte seine euro-
päischen Nebenländer verloren und Gibraltar an England abge-
treten.
2. Frankreich hatte Lothringen und Corsica gewonnen,
dagegen die meisten Besitzungen ausserhalb Europa verloren.
3. Die Republik der Vereinigten Niederlande.
4. Grossbritannien und Irland hatte Gibraltar und
Canada gewonnen, Minorca nach 70jährigem Besitze (1713 —1783)
und Florida nach 20jährigem (1763 —1783) wieder verloren, in
Nordamerika 13 Provinzen eingebüsst, in Ostindien dagegen
Behar und Bengalen nebst einigen Küstenstrichen der Halbinsel
Dekhan gewonnen.
5. Von den deutschen Mächten besass Oesterreich
jetzt ganz Ungarn, Siebenbürgen und Slavonien, hatte ferner aus
dem spanischen Erbe noch Mailand und Belgien behauptet, da-
gegen Schlesien verloren, aber bei der ersten Theilung Polens
Galizien und Lodomirien gewonnen und von Baiern das Innviertel
erhalten. Dazu kam noch in Italien: Mantua nach dem Aus-
sterben des Hauses Gonzaga (1708) und Toscana nach dem Er-
löschen des Hauses Medici (1737), welches später (1764) als
eine Secundogenitur für (Leopold) den zweiten Sohn des Kaisers
(Franz I.) abgetroiint wurde. Die preussischen Länder
waren durch Oberg Idem und einen Theil von Vorpommern,
О S. das 58. Blatt in v. Spruner’s historisch-geographischem Atlas und
Pütz, historisch-geographischer Schulatlas, И., 7. Blatt nebst Erläuterung.
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Extrahierte Personennamen: Gonzaga Leopold) Leopold Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Europa französischen_Republik Europa Spanien England Frankreich Lothringen Europa Niederlande Irland Florida Nordamerika Ostindien Bengalen Oesterreich Ungarn Mailand Belgien Polens
Galizien Baiern Italien Mantua Oberg