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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 15

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 15 — 4. Die Schlacht bei Worringen und die Erhebung Düsseldorfs zur Stadt. Die Grafen von Berg und die Erzbischöfe von Cöln. Das Landesgebiet der Grafen von Berg grenzte im Westen unmittelbar an den Rhein; dennoch besaßen sie an diesem Strome kernen einzigen befestigten Platz, so daß sich ihre Untertanen auch nicht an bet" Schiffahrt und dem Handel auf dem Rheine beteiligen konnteu. Deshalb war das Streben der Grafen von Beig unablässig darauf gerichtet, sich an dem Rheine einen festen Stützpunkt für den Handel zu sichern. Sie wurden aber daran gehindert durch die Erzbischöse von (£öln, die damals zugleich weltliche fürsten und die mächtigsten Herrscher am Niederrhein waren. Ihr Gebiet erstreckt sich aus der linken Rheinseite von Remagen bis Urdingen, umfaßte also auch den linksrheinischen Teil des heutigen Düsseldorf. Sie hatteu nach und nach alle Handelsstraßen und Zollstätten am Niederrhein in ihren Besitz gebracht und erhoben von den^Waren, die auf dem Rheine und den Handelsstraßen längs des Stromes befördert wurden, hohe Zölle. Dadurch wurde aber nicht nur dav Erwerbsleben in den angrenzenden Ländern, sondern auch ganz besonders der Wohlstand der gewerbtätigen Bewohner Cölns schwer geschädigt. Die Bürger dieser Stadt vereinigten sich darum zum Schutze ihres Handels mit den Grafen von Berg und Jülich gegen die Erzbischöse von Eöln. Am Ende des 13. Jahrhunderts fand sich für die Verbündeten eine Gelegenheit, die Macht des gemein* sainen Gegners zu brechen. Der Limbnrgische Erbfolgestreil. Während der Regierungszeit des Kaisers Rudolf von Habsburg entbrannte am Niederrhein und in feinen Nachbargebieten ein blutiger Krieg, an dem fast alle Fürsten zwischen Rhein und Maas sowie der benachbarten Länder beteiligt waren. Er heißt der Limbnrgische Erbfolgestreit, weil er wegen der Erbfolge in dem Herzogtum Limburg veranlaßt wurde. Dieses Land lag auf dem rechten Ufer der Maas und umfaßte Gebietsteile von Belgien, Holland und der Rheinprovinz. Bon rheinischen Städten gehörte u. a. Eupen zu diesem Herzogtum. Im Jahre 1280 starb der Herzog Wilhelm von Limburg ohne männliche Nachkommen. Seine einzige Tochter Irmgard war mit dem Grasen Reinald von Geldern vermählt, der das Land nach dem Tode seines Schwiegervaters in Besitz nahm. Als aber Irmgard 1282 kinderlos starbt erhob Graf Adolf V. von Berg als ein Neffe des verstorbenen Herzogs ebenfalls Ansprüche auf das schöne und wohlhabende Ländchen. Der Gras von Geldern erkannte indes diese Ansprüche nicht an und hielt das Land besetzt. Da trat

2. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 44

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 44 — Die Leute meinten, man wolle Gott zu klug sein und seinen strafenden Arm lahmen. Auch hrer war es nicht leicht, sie eines besseren zu belehren. " 0 Berbindung des Bergischen Landes mit Bayern. Im ^jahic 1777 erbte Karl Theodor das Kurfürstentum Bayern und verlegte mm seine Resibenz nach München. Dadurch entstand die Verbindung des Bergischen Landes mit Bayern. !0. Düsseldorf in der Hranzosenzeit. Unfall der Revolutionsheere. Noch regierte in München Kar£ Theodor als Kursürst von Bayern und Herzog von Berg, als m Frankreich die große Staatsumwälzung ausbrach. In ihrem weiteren Verlaufe erschütterte sie in säst allen europäischen Staaten den Frieden und die Wohlfahrt der Völker. Unter ihren Folgen batte besonbers das Herzogtum Berg schwer zu leiben. Als im Jahre 1793 die Männer der Revolution die Regierung in Frankreich an sich rissen, flohen viele französische Ebelleute, geistliche und weltliche Würbenträger an den Rhein und besonbers nach Düsselbors. An der Fronleichnamsprozession 1793 nahmen ein französischer Kardinal, biet Bischöse und viele Priester teil. Die weitere Einwanderung dieser Flüchtlinge, Emigranten genannt, mußte sogar verboten werben. Bald würde sie ohnehin sür Düsselbors unmöglich, ba die Armeen der jungen französischen Republik die Heere der oerfmnbeten Preußen und Österreicher zurücfbrängten und dann den Krieg in Deutschland hineintrugen. Die Preußen nahmen ihren Rückzug über den Oberrhein. Die Österreicher kämpften noch erfolglos in Belgien, mußten hier weichen und zogen sich in die Festungen des Mittel-unb Rieberrheins zurück. So kam es, daß Düsselbors 1794 neben der pfälzischen Besetzung auch österreichische Truppen in feinen Mauern beherbergte. Am 5. Oktober erschien morgens eine französische Abteilung auf der linken Rheinseite dem Rathause gegenüber und pflanzte daselbst einen Freiheitsbaum mit der Revolutionssahne und einer Jakobinermütze auf. Die Österreicher eröffneten alsbalb das Feuer auf die Franzosen, von benen ein Hauptmann getötet und mehrere Soldaten verwundet wurden. Die Franzosen meldeten den Vorfall sofort nach Neuß zum Hauptquartier, worauf der kommandierende General ausrief: „Die Österreicher und Pfälzer haben mir guten Morgen gewünscht, ich werde ihnen guten Abend sagen." Bei Anbruch der Dunkelheit ließ er in die Gräben des abgetragenen Forts „Düjselburg" dem Rathause gegenüber vier schwere Geschütze auffahren. Gegen 11 Uhr begannen biefe ein heftiges Feuer aus

3. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 47

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 47 — sich auf die Hufe Rheinseite zurück. Damit nun die neue Ostgrenze ihres Reiches nicht fortwährend durch die Festung Düsseldorf bedroht mürbe, mußte diese geschleift werben. 1 Das Herzogtum Berg würde bcm Nachfolger des 1799 verstorbenen Karl Theobor, dem Kurfürsten und späteren König Max von Bayern, ausgeliefert. Das durch bic Schleifung der Festung freiroerbenbe Gelänbc sollte in Alleen und einen öffentlichen Park umgewandelt werben. Der Gartenbirektor Weyh e entwarf den Plan hierzu, leitete die Arbeiten und vereinte bcibei seinen Geschmack mit hoher Kunst. Auf diese Weise bekam Düsselbors den „stäbtischen Teil" des Hofgartens. Obgleich die Anlagen selbst ein Denkmal stnb, das schöner ist, als ein solches aus Stein ober Erz, setzte die bankbare Bürgerschaft dem Schöpfer bcr Anlagen auch noch ein steinernes Monument, um sein Andenken den kommenden Geschlechtern lebenbig zu erhalten. Dieses hatte anfangs seinen Stanboft an der Stelle des heutigen Theaters, von wo cs bei bessen Erbauung in den östlichen fiskalischen Teil des Hofgartens versetzt würde. Unter der bayrischen Regierung schritten die Verschönerungsarbeiten jeboch sehr langsam vorwärts, ba die berqifchen Stänbe nur spärlich die Mittel bewilligten, weil biefclben ausschließlich der Stadt Düsseldorf zugute kamen. Schon im Jahre 1806 fanb die bayrische Herrschaft im Herzogtum Berg ein Ende. Der Kurfürst Max von Bayern schloß sich an Napoleon an (Rheinbunb), erhielt den Königstitel und trat Berg am 15. März an Frankreich ab. Die letzte, wenig rühmliche Tat der bayrischen Regierung war die Fortführung bcr wunber-vollen Gemäldesammlung nach München. In biefer Zeit brohtc nämlich ein Angriff Preußens auf das mit Frankreich so eng ver-bimbete Bayern. Um die wertvollen Schätze angeblich vor den Preußen zu retten, befahl der Kurfürst, sie nach Bayern zu bringen. Wohl beschwerten sich die bergischen Stäube über diese Anorbnung, allein der Kurfürst antwortete, die Fortführung geschehe nur zum Wohle des Laubes und bcr Stadt Düsseldorf. Auf diese Weise kamen bic Kunstschätze nach München und haben seine Museen weltberühmt gemacht. Alle Bemühungen Düfsclborfs, fein Eigentum iviebcr zu erlangen, stnb erfolglos geblieben. 9?ach bcm Kriege 1866 verzichtete bic preußische Regierung endgültig auf die Galerie und zahlte der Stadt Düsseldorf zum Bau bcr Kunsthalle die Summe von etwa einer halben Million Mark. Berg unter Murat. Napoleon vereinigte mit dem Herzogtum Berg auch den rechtsrheinischen Teil des Herzogtums Kleve mit Ausnahme der Festung Wesel, ferner einen Teil der heutigen Provinz Hessen-Nassau und nach bcm Tilsiter Friebcn auch die Mark und das Bistum Münster. Zur Zeit der größten Gebietserweiterung hatte Berg etwa beu Flächeninhalt der heutigen Provinz Westfalen. 1 Siehe Seite Gl.

4. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 48

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 48 — Napoleon übertrug es als Großherzogtum Berg seinem Schwager Murat. Dieser wohnte gewöhnlich im Schlosse zu Benrath. An Sonn- und Festtagen ritt er in prunkvollem Gewände zur Stadt, um dem Gottesdienste in der Hofkirche beizuwohnen. Als tüchtiger Reüer legte er den Weg von Benrath bis Düsseldorf in einer Viertelstunde zurück, sein Gefolge weit hinter sich lassend. Unter seiner Regierung wurde eifrig an der weiteren Abtragung der Wälle und Mauern gearbeitet. Es entstanden die Breite und die Elberfelder Straße sowie die ersten Bauten an der Lindenallee, damals boule-vard Napoleon genannt. Berg unter Napoleonischer Verwaltung. Murat regierte nur bis zuin Jahre 1808 in Berg. Auch als Herrscher dieses Landes nahm er an den Kriegszügen fernes mächtigen Schwagers teil. Nachdem er im Jahre 1808 zum Könige von Neapel ernannt worden war, übernahm zunächst Napoleon selbst die Regierung des Großherzogtums, verlieh es jedoch wenige Monate später seinem fünfjährigen Neffen, einem älteren Bruder Napoleons Iii. Dieser neue Herrscher hat sein Land nie betreten. Statt seiner regierte in Düsseldorf der Statthalter Graf Be uguot. Mehr noch als unter Murat wurden nun die Geschicke des Laudes in Wirklichkeit von Napoleon selbst geleitet. Sein Wille wurde Gesetz im Bergischen Lande. Ein frischer Zug kam in die Verwaltung. Das ganze Gebiet wurde ucich französischem Vorbilde eingeteilt und verwaltet. Unsere noch jetzt bestehende rheinische Städteordnung mit der Bürgermeister-Verfassung (ohne Magistrat) stammt aus dieser Zeit. Unter dem Namen co<le Napoleon wurde das französische Recht bei uns eingeführt, für die damalige Rechtsprechung ein großer Fortschritt. Es blieb auch hier zu Lande in Kraft bis 1900, wo das Bürgerliche Gesetzbuch die deutschen Stämme auch aus dem Gebiete der Rechtsprechung einte. Mit der Einführung des französischen Gesetzbuches war eine Umgestaltung und Vermehrung der Gerichte verbunden. Jeder bedeutendere Ort erhielt ein Amtsgericht; Städte wie Elberfeld und Essen ein Landgericht, Dusteldors aber außer den genannten Gerichten ein Cberlcindesgericht, das 1815 nach Eöln verlegt nntrde. ^ Von der Hauptstadt Spaniens aus verfügte der mächtige Franzosenkaiser 1808 die Aufhebung der Leibeigenschaft im Großherzog-tum. Im nächsten Jahre erfolgte die Abschaffung des Lehnswesens und aller Standesvorrechte im Bürger- und Bauernstande. Dies war die Befreiung des Volkes aus drückenden Verhältnissen, wie sie in Preußen Napoleons größter Gegner, der Ministerpräsident Freiherr vomstein, durchführte und dadurch fein Volk für die Freiheitskämpfe erzog. Um den Handel zu fördern, wurde ein größerer Hafen nördlich der Kunstakademie angelegt. Zu den gewaltigen Erdarbeiten verwandte man französische Galeerensträflinge, die mit den ausgegrabenen Erdma^en den Napoleons- und den Änanasberg anschütteten.

5. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 95

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 95 Heimatgcschichtc« 1794 Beschießung Düsseldorfs durch die Franzosen; Brand des herzoglichen Schlosses. 1795 bis 1801 Die Franzosen besetzen die Festung Düsseldorf. 1799 bis 1806 Maximilian Joseph von Ziveibrücken-Birkeufeld, Kurfürst von der Pfalz und Bayern, Herzog von Jülich-Berg. 1801 Die Festungswerke Düsseldorfs werden geschleift. 1805 Die Gemäldegalerie wird ans Furcht vor einem preußischere Ueberfall nach Müncheil gebracht. Maximilian Joseph wird durch Napoleon zumkönigevon Bayern ernannt. 1806 Max Joseph tritt das Herzogtum Berg an Napoleon ab. 1806 bis 1808 Joachim Murat, Großherzog von Berg. 1808 bis 1813 Berg unter der Verwaltung Napoleons. 1811 Napoleons Besuch tu Düsseldorf. 1813 bis 1815 Justus von Grüner, Geueralgouverneur vou Berg. 1815 Düsseldorf kommt unter preußische Herrschaft. 1819 bis 1824 Peter vou Cornelius, Direktor der neugegründeten Kö-uiglichen Kunstakademie zu Düsseldorf. 1821 bis 1848 Prinz Friedrich von Preußen residiert im Jägerhof. 1825 Düsseldorf wird Sitz der Pro-vinzialverwaltung und der Stän-deversainmlung der Rheinvro-vinz. 1826 bis 1859 Wilhelm von Scha-dow, Direktor der Kunstakademie in Düsseldorf. 1831 bis 1837 Karl Jmmerrnann gründet als Theaterdirektor in Düsseldorf eine Musterbühne. Weltgeschichte. 1792 bis 1797 Krieg Österreichs und Preußens gegen Frankreich. 1795 Im Friedeil zu Basel tritt Preußen den Franzosen seine linksrheinischen Besitzungen ab. 1797 bis 1840 Friedrich Wilhelm Hk-, König von Preußen. 1801 Im Frieden zu Lüneville überläßt das Deutsche Reich Frauk-reich die linke Rheinseite. 1803 Durch den Reichsdeputationshauptschluß kommen die Stifter Essen und Werden an Preußen. 1806 bis 1807 Krieg Preußens gegen Frankreich. 1806 Gründung des Rheinbundes unter Napoleons Schutz. 1813 bis 1815 Die Befreiungskriege. 1815 Durch den Wiener Kongreß kommt die Rheinprovinz an Preußen. 1825 Einrichtung der Provinziallandtage in Preußen.

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 63

1910 - Düsseldorf : Bagel
63 Wohl kein Staat hätte ein solches Interesse gehabt, mit Preußen zusammen zu gehen und ihm namentlich auch den vorerwähnten Isthmus von Göttingen zu gönnen, als wie Bayern, das doch immer schon, wenn nicht kirchliche Fragen mitspielten, unter dem Gegensätze zu Oesterreich gestanden. Ist doch das Entstehen und Wachsen Oesterreichs wesentlich auf Kosten des bayerischen Stammes erfolgt. Aber in Bayern sah man damals mit ebensoviel Hochachtung wie Vertrauen auf Oesterreichs, das heißt auf Metternichs guten Willen, wie man mit Geringschätzung und Abneigung auf den des norddeutschen Emporkömmlings sah; für seine Verdienste blieb man blind. Als man demgemäß Preußens Wünsche, sich über Sachsen auszudehnen, ebenso darnach das Verlangen, den „Isthmus“ zu erhalten und anderes entschieden bekämpfte, wurden auch umgekehrt Preußen und Rußland gegen die Bayern minder freundlich. Metternich aber, der den Bayern die Herstellung der vorigen Größe (1700 Quadratmeilen) dem Rieder Vertrag entsprechend ausdrücklich zugesichert und daß die Landesteile zusammenhängend sein sollten, vergaß trotz alledem seine Versprechungen. Bayern mußte mit 1400 Quadratmeilen und der Zerstückelung in zwei Teile zufrieden sein. Dabei wurde es auch wie Preußen mit der französischen Nachbarschaft „kompromittiert“. Seine Ansprüche auf die rechtsrheinische Pfalz, auf Mainz, Frankfurt, Hanau und Fulda s mußte es aufgeben, bezw. auf die Hoffnung beschränken, möglicherweise vielleicht später das eine oder andere durch Erbschaft zu erhalten. So mußte Bayern (gegen 1792) mit dem Zuwachs sich zufrieden geben, der in Schwaben, Franken und der linksrheinischen Pfalz bestand. Dem Stamme nach waren die Einwohner jetzt nur zu einem Drittel wirkliche Bayern; die beiden anderen Drittel waren Schwaben und Franken. — Ebenso änderte sich auch, ähnlich wie in Preußen, der kirchliche Charakter. Sonst war Bayern mehr wie irgend ein anderes deutsches Land ausgesprochen katholisch und immer die treueste Stütze der katholischen Kirche gewesen. Kirche und Staat hatten sich gegenseitig immer in die Hände gearbeitet. Jetzt aber war es fast zu einem Drittel evangelisch geworden. Alle diese neuen Verhältnisse mußten, obschon dies sicher nicht die Absicht Metternichs gewesen, die Wirkung haben, das eigenartig Altbayerische zu mildern und politisch wie kirchlich eine Annäherung

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 66

1910 - Düsseldorf : Bagel
66 Isenburgische Gebiete mit Offenbach und das linksrheinische Hessen mit Oppenheim, Mainz und Bingen. Aber auch das neue Hessen gehörte nicht zu den Ländern, die Preußens führende Rolle liebten, und doch hat kein Staat früher und häufiger es erfahren, daß die wirtschaftlichen Interessen zwingend auf die Verbindung mit Preußen hinwiesen. (Zollverein, Eisenbahnen). Hätte der greifbare Gewinn nicht ein Fingerzeig für die Politik der anderen Staaten werden können? In welchem Maße das Interesse fremder Länder bei der Neugestaltung Deutschlands maßgebend war, zeigte am deutlichsten die Behandlung der Nordseeländer. Hier machten sich englische Anschauungen besonders geltend, und England bekam auch wirklich an der ganzen Nordsee die entscheidende Stellung. Holland, dessen wertvolle Kolonien an England gekommen, sollte reichen Ersatz an Belgien und einen möglichst großen Zuwachs ostwärts haben. Begehrt wurde naiverweise sogar das Bergische Land und linksrheinisch möglichst viel, etwa bis zur Mosel. Und heimische Phantasten, wie der deutsche Vertreter Hollands, Gagern, redeten sich sogar ein, so das entfremdete Niederland dem Vaterland zurückgewinnen zu können! England dagegen, das klarer sah, wollte Holland zu einer größeren kontinentalen Macht machen, das ebenso wie die ändern Nachbarn Frankreichs (Sardinien, die Schweiz, Bayern, Preußen) allerdings dieses unruhige Land eindämmen, zugleich aber auch und mit ausreichenden Mitteln das fortwährende Wachsen Preußens nach der Nordsee zu einschränken könnte. Demgemäß sollte Preußen auch seinen Besitz an der Maas, wie Venlo und Gennep, an das Königreich der Niederlande abtreten. Die Maas sollte im Unterlauf nur niederländisch sein und demgemäß die preußische Grenze überall mindestens eine Meile östlich von der Maas entfernt bleiben. Um nun aber doch diesem vergrößerten Königreich eine beschränkte politische Verbindung mit Deutschland zu geben, sollten Luxemburg und Limburg zum deutschen Bunde gehören. Für die Annäherung der beiden Länder hat diese Brücke natürlich nicht den geringsten Wert gehabt. Preußens und Deutschlands Wachsen aber hat es auch nicht aufhalten können. Weit stärker noch machte sich der englische Einfluß auch bei dem Neubau Hannovers geltend. Die ganzen Emslande, dazu das Bistum Hildesheim, die ehemalige Reichsstadt Goslar

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 9

1910 - Düsseldorf : Bagel
9 England empfand es unbequem, daß Napoleon Malta und weiter Aegypten genommen und damit den Weg nach Indien in seine Hand bekommen. Englands Tätigkeit spielte sich daher auf dem Mittelmeer ab; seine Mitwirkung auf dem Lande in den Niederlanden war wohl in Aussicht gestellt, blieb aber doch tatsächlich aus. Rußland, dessen phantastischer Kaiser Paul die Revolution bekämpfen und für die Legitimität eintreten wollte, schickte den in den Türkenkämpfen erprobten 70 jährigen Suworoff. Er hatte mit den österreichischen Truppen gemeinsam vorzugehen. Das Arbeitsfeld war zunächst Oberitalien. Die Oesterreicher aber, die in den polnischen Teilungen sich verkürzt glaubten und die außerdem auch den Erwerb Bayerns wieder einmal hatten aufgeben müssen, wollten, um hier sich schadlos zu halten, die französischen Tochterrepubliken in der Schweiz und in Italien wieder beseitigen. Das waren demnach sehr verschiedene Ziele. Nur anfangs gingen die Wege zusammen. Während Erzherzog Karl bei Augsburg ein Heer sammelte, die von Straßburg vorgedrungenen Franzosen bei Ostrach und Stockach schlug und dann nach Zürich ging, um hier Massena zurückzutreiben, vereinigte sich ein noch zahlreicheres österreichisches Heer unter Kray östlich der Etsch, überwand den General Scherer bei Magnano, siegte gemeinsam mit Suworoff nochmals bei Cassano und nahm dann mit ihm Mailand, ja Turin. Dann schlugen sie an dertrebbia den aus Neapel heimkehrenden Macdonald. Der letzte und entscheidende Sieg, bei welcher Gelegenheit Joubert fiel, war der bei Novi. Jetzt war das ganze Oberitalien bis auf Genua den Franzosen genommen. Suworoff durfte hoffen, auch dies in Kürze dem französischen Feldherrn Moreau abzugewinnen. Da kam von Wien her eine verhängnisvolle Wendung der Arbeitsverteilung. Das Wiener Kabinett träumte bereits von einem W iedergewinn Belgiens, dazu sollte der Erzherzog Karl Zürich verlassen und rheinabwärts ziehen. Der inzwischen bei Zürich eingetroffene Korsakoff sollte statt des Erzherzogs zusammen mit dem Oesterreicher Hotze Massena, den Nachfolger Jourdans, zurückhalten, war aber mit seiner kleinen Schar dieser Aufgabe nicht entfernt gewachsen; deshalb sollte Suworoff,

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 80

1910 - Düsseldorf : Bagel
80 Nr. 14. Preußen nach 1815. Wie gut Preußen daran tat, erst den eigenen neu zusammengesetzten Staat fertig zu machen, bevor es die Verbindung mit den ändern inniger gestaltete, zeigt schon ein Blick auf die Zusammenfügung der Teile. Jede geographische Einheit fehlte den beiden Ländermassen. Eigentümlich war die lange Ausdehnung der Grenzen und die Verteilung über fast ganz Deutschland; nur die Schwaben und Bayern waren hier nicht vertreten. Bezeichnend war ferner, daß über die Hälfte der Einwohner, nämlich 57a Millionen, zu den alten 5 Millionen neu hinzugekommen waren. Charakteristisch war aber auch, daß alle diese neuen Preußen nur ungern in den neuen Verband übertraten, gewiß ein ausreichender Grund, mit der Umwandlung des absoluten Staates in einen konstitutionellen recht vorsichtig vorzugehen. Im Norden war das schwedische Vorpommern, welches schon der Große Kurfürst heiß begehrt, nun endlich gewonnen. Man hätte denken sollen, daß dies Ländchen unschwer mit dem ändern Pommern sich hätte vereinigen lassen. Aber der Adel fürchtete von seinen Vorrechten, Privilegien und Freiheiten einzubüßen und bekämpfte nach Kräften die Verbindung mit der ändern „Nation“ der Pommern. Erst 1818 durfte sie gewagt werden. So partikularistisch war damals noch das Empfinden selbst in den Ländern, die so zweifellos zusammengehören. — Schwieriger war natürlich die Behandlung der sächsischen Landesteile. In Konfession und Abstammung war die Bevölkerung den Brandenburgern zwar nahe verwandt, aber gerade in Sachsen bestand schon seit langer Zeit eine geschichtlich begründete Eifersucht auf Preußen, weil dieses das geworden, was Sachsen hätte werden sollen. Daß Preußen nur deshalb, weil Sachsen seine nationale Aufgabe vergaß, an seine Stelle trat, wurde darum doch nicht gern gesehen. So wurde das Verhältnis Preußens und Sachsens mehr und mehr ein unfreundliches, wie sich dies in den Schlesischen Kriegen auch geoffenbart hatte. Natürlich pflegte Napoleon den Gegensatz nach Kräften und verband auch Polen wieder mit Sachsen. Diesen Vorgängen folgte 1815 die endgültige Auseinandersetzung. Die Entfremdung wäre wohl leichter überwunden, wenn Preußen jetzt das ganze Sachsen erhalten hätte. Statt' dessen bekam es die durch eine

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 25

1910 - Düsseldorf : Bagel
auf allgemeine Erbitterung gestoßen waren Wie die Geistlichen die kirchlichen Umgestaltungen haßten, so die Bauern all die anderen Veränderungen: Konskription, Steuern, Zölle und dergleichen. Von großem Wert war aber auch, daß dieser Volksbewegung eine kleine, aber regelmäßige österreichische Armee zu Hilfe kommen konnte, die der in Graz wohnende Erzherzog Johann unter Führung des Generals Chasteler von Villach aus gen Westen schickte. Während vom Passeyer Tal bei Meran die Erhebung ausging und über den Jauffenpaß nach Sterzing übersprang, kamen österreichische Truppen durch das Pustertal und andere die Salzach hinauf durch den Pinsgau. Immer weiter ging die patriotische Bewegung. Schon zogen siegreiche Bauern über den Brenner nach Wiltau, dann nach dem Iselberg und bereits am 13. April war die Hauptstadt Innsbruck von den Bayern befreit, um nunmehr „nie wieder von Oesterreich getrennt zu werden“. Aehnlich überraschend auch mit der Hauptarmee den Gegner niederzuschlagen, war der Plan Erzherzog Karls. Er stand in Böhmen und hoffte wohl auch hier, wo der Kaiserstaat Deutschland am nächsten, Beistand am schnellsten zu finden. Aber sein Aufruf an die Fürsten fand keinen Beifall; nur der länderlose Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig stellte sich mit einer kleinen Schar bei ihm ein. Er wollte sich sein Herzogtum wieder erkämpfen, doch sollte ihm dies, als Oesterreich später, ohne sein zu gedenken, mit Frankreich Frieden schloß, noch verzweifelte Kämpfe kosten. Schnell und vereinzelt den Gegner überwinden, das war der Plan; in der Ausführung trat das Gegenteil ein. Napoleon, der mit einem Teil der Trappen noch in Spanien war, während Davoust sich in Oberfranken befand und die Bayern und Württemberger zwischen den beiden standen, war doch früher an den entscheidenden Stellen. Nach dem Vorgefecht von Abensberg, das dem wenig unterrichteten Napoleon über die Stellung der Oesterreicher Klarheit verschaffte, griff dieser mit Massena bei Landshut den linken feindlichen Flügel an und, konzentrisch alle seine, noch wenig vereinigten Truppen nach denselben Mittelpunkt leitend, siegte er weiter Schlag auf Schlag, erst bei Eggmühl und dann vor Regensburg. Den Wtert der Schnelligkeit sowohl in der Entschließung wie in der Aus-
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