Die Zeit von 1815—1830.
129
-Lurch den zweiten Pariser Frieden wurde nun (November 1815) Frankreich auf die Gränzen von 1790 beschränkt, zu einer großen Kriegsentschädigung verpflichtet und das Königthum der Bourbonen wiederhergestellt. Die Familie Bonaparte ward aus Frankreich verbannt und Marschall Ney, sowie König Joachim Mnrat von Neapel, da er wieder dies Land betreten wollte, erschossen.
^.ie europäischen Staatenverhältnisse aber wurden durch die Wiener Congretzacte, von welcher die deutsche Bundesacte einen Theil ausmachte, (1815) uengeordnet. Oestreich wurde vergrößert; Preußen für seine großen Verluste nicht ganz vollständig entschädigt; der Deutsche Bund ward errichtet*); Belgien und Holland bildeten zusammen das Kö ügreirti der Niederlande; in Italien wurden die früheren Zustände wu Derhevgefteslt (Marie Louise, Napoleons Gemahlin, bekam Parma auf Lebenszeit); Schweden bekam Norwegen.
§ 89.
Die Zeit von 1815—1830.
Eon den Monarchen Oestreichs, Rußlanbs und Preußens ward nun die s. g. Heilige Allianz („der heilige Bund") gestiftet (1815) dem nachher alle übrigen Staaten mit Ausnahme Englands und des papstlmien Kirchenstaates beitraten; in diesem Bunde versprachen jene Monarchen, ihre Unterthanen christlich zu regieren und sich qeqen frevelhafte Umsturzpläne etnanber christlichen Beistanb zu leisten Seit dem Aachener Monarchen-Congreß (1818) trat auch Frankreich diesem Bunbe bet und das Land ward von den Besatzungstruppen der Allianz* mächte geräumt. '
3n den Jahren 1820—1821 brachen in Spanien und Partuaal tn Neapel und Piemont (Königreich Sardinien) Unruhen (Revolutionen) aus. In «jistntcit hatte König Ferbinanb Vii. die von den Cortes 1812 gegebene freie Verfassung aufgehoben und die unumschränkte (absolute) Komgsgewalt ttneberhergestellt: ein Aufstanb nöthigte ihn zur Annahme der „Cortesverfassung". In Portugal würde König Johann Vi. durch einen Aufstanb genöthigt, aus Brasilien zurückzukehren, um ebenfalls eine „Cortesverfassung" zu beschwören. Brasilien fiel vom Mutterlanbe (Portugal) ab und warb unter dem Sohne des
(bi« 186ti)Qufrurt “ Sd?" toai" der der ^Eutschm Bundesversammlung Wollschläger, Leitfaden der Weltgeschichte. 9
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Belgien Holland Niederlande Italien Napoleons Norwegen Englands Frankreich Spanien Neapel Sardinien Portugal Brasilien Portugal
Die Zeit von 1832—1850.
133
ungestüme Volksbewegung entstanden. In Italien war die Erschütterung besonders heftig: Sicilien erhob sich gegen Neapel und wurde mit Mühe wieder unterworfen (1849); der Papst Pius Ix. mußte aus Rom flüchten, wo der Aufruhr sein Haupt erhob (1848): die Frauzoseu bezwangen aber die römische Pöbelrepublik (1849) und ermöglichten dem Papste die Rückkehr (1850). Auch in andern italienischen Staaten erhob sich das Volk, und selbst im (östreichischen) lombardisch-venetianischen Königreiche ward die östreichische Armee zum Rückzüge genöthigt, da der König Carl Albert von Sardinien sich zum Kriege gegen Oestreich (zur Befreiung Italiens) angeschickt hatte. Allein er wurde 1848, und noch einmal 1849, besiegt und zum Frieden gezwungen; das Unternehmen war mißlungen, Carl Albert dankte ab und übergab die Regierung seinem Sohne Victor Ernannel. Mit dem Falle von Venedig war Lombards-Venetien wieder ganz östreichisch.
In Deutschland wurden überall in den Residenzen leichtsinnige und anmaßend revolutionäre Forderungen gestellt: besonders mächtig waren aber die Aufstände in Wien und Berlin (s. g. Märztage). In Frankfurt trat nun eine deutsche Nationalversammlung zusammen (s. g. deutsches Parlament) und Erzherzog Johann von Oestreich ward Reichsverweser: der Bundestag war abgeschafft. Dieses deutsche Parament ging aber immer weiter in den Bahnen der Revolution; als s. g. Rumpfparlament tagte es noch in Stuttgart, wo es auseinandergejagt wurde (1849). Schleswig-Holstein hatte sich gegen Dänemark erhoben, und es entstand daraus ein Krieg, der mit dem Frieden zu Berlin endigte (1850); die fernere Erhebung der Schleswig-Holsteiner endigte 1851: sie würde von Oestreich mit (Seivcilt unterdrückt. Wien warb im Herbst 1848 von dem östreichischen Militär erstürmt und baselbst die Ordnung hergestellt; Aehnliches geschah in Berlin, obwohl ohne Kampf. Der Kaiser Ferbinanb von Oestreich bankte ab, und sein Nesse Franz Joseph bestieg den Thron. Die Aufstäube in Sachsen, Pfalz (Rheinbaiern), Baden — sowie der große ungarische Aufstand — wurbeu 1849 unterbrückt und es begann wieder ruhiger zu werben. In den Jahren 1850 und 1851 warb der beutsche Bundestag in Frankfurt wiederhergestellt (restaurirt); die Revolution war besiegt.
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Die übrigen europäischen Staaten bis zum Jahre 1870. 139
Italien blieb zwar scheinbar den Preußen getreu, führte aber den Krieg gegen Oestreich nur lässig und lau.
Ehe noch die östreichische Südarmee unter Erzherzog Albrecht auf dem nördlichen Kriegsschauplätze erschien, waren die Preußen unaufhaltsam gegen Wien vorgerückt. Eben waren sie im Begriffe, Pres-burg zu nehmen, da kam es zum Nikolsburger Waffenstillstand, welchem (im August 1866) der Prager Friede folgte. In demselben aber ward bestimmt, daß Oestreich sich von Deutschland trennte (also daß der Deutsche Bund aufgelöst wurde), daß Preußen einen Norddeutschen Bund gründete. Da die süddeutschen Bundesgenossen Oestreichs in dem Nikolsburger Waffenstillstand nicht mitinbegriffen waren, so dauerte der Krieg am Main fort, endigte aber bei Würzburg. Die süddeutschen Staaten schlossen nun mit Preußen — obwohl nicht zum Norddeutschen Bunde gehörig — ein Schutz- und Trntzbündniß. Preußen war aber durch Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt vergrößert.
§ 97.
Die übrigen europäischen Staaten bis }\m Jahr? 1870.
Spanien.
Frankreich, d. h. Napoleon Iii., sowie nicht minder die Franzosen selbst, war höchst eifersüchtig auf Preußens Siege und gedachte jetzt schon, sich an demselben zu rächen. Es zwang die Preußen, die Festung Luxemburg zu verlassen (1867). Auch Oestreich grollte natürlich nicht weniger und ernannte Preußens Hauptfeind, den früheren sächsischen Minister von Beust, zum eigenen Minister.
England führte Krieg gegen den grausamen König Theodoros von Abyssinien: im April 1868 wurde Magdala, seine Felsenburg, erstürmt und der König tödtete sich selbst.
In Griechenland hatte der König Otto I. nie über die schwierigen Verhältnisse, über das unruhige zuchtlose Volk, recht Herr zu werden vermocht (1832 —1862). Ausstände zwangen ihn, das Land zu verlassen. Im folgenden Jahre 1863 gewannen die Griechen einen neuen König in dem jungen dänischen Prinzen Georg. Großbritannien schenkte den Griechen die jonischen Inseln. Der Aufstand der Bewohner von Candia, der Candioten (1867 — 1868) hätte beinahe einen europäischen Krieg herbeigeführt.
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Die französischen Revolutionskriege.
123
Deutschland gegen Oestreich nichts ausrichteten, führte in Italien der junge Obergeneral Napoleon Bonaparte im Jahre 1796 die Franzosen von Sieg zu Sieg; der König von Sardinien mußte um Frieden bitten und verlor Savoyen und Nizza; durch ganz Italien bis nach Neapel erstreckten sich die Wirkungen dieser französisch-italienischen
Siege. Als Napoleon Bonaparte gar gegen Wien vordrang, schloß
Oestreich mit ihm den Waffenstillstand von Leoben (in Steyermark:
April 1797), welcher zum Frieden von Campo-Formio führte (October 1797), in welchem es auf Belgien und Mailand Verzicht leistete (aber Venedig erhielt): die Verhältnisse zwischen Frankreich uni) dem Deutschen Reiche sollte der (Friedens-)Congreß in Rastatt ordnen: er wurde noch in demselben Jahre eröffnet.
Im Jahre 1798 fuhr das französische Directorinm in seinen
das Recht anderer Völker nicht mehr achtenden Gewaltsmaßregeln fort: der Papst wurde gefangen genommen und der Kirchenstaat in eine „römische Republik" verwandelt; die freie Schweiz wurde in eine „helvetische Republik" verwandelt und beraubt. Außerdem ward Napoleon Bonaparte mit einer Unternehmung (Expedition) gegen das dem türkischen Sultan (|eit 1517) gehörende Aegypten betraut: 1798. Der
auch hier wieder siegreiche junge französische Obergeneral eroberte das merkwürdige Nilland mit seinen Ruinen, aber feine Flotte wurde bei Abnkir vom englischen Amiral Nelson vernichtet (an der ägyptischen Küste). Im Anfange des Jahres 1799 unternahm er dann noch einen Eroberungszng nach Syrien, scheiterte aber an Acre und mußte
den Rückzug nach Aegypten wieder antreten. Da es dort nichts mehr für ihn zu thun gab, so verließ er heimlich das Heer, das er unter Kleb er's Oberbefehl stellte, und landete alsbald an der Küste Frankreichs. Kleber wurde alsbald nachher ermordet und die Franzosen wurden auf englischen Schiffen nach Frankreich zurückgebracht — auf Kapitulation; Aegypten war wieder verloren an die Türken.
Mittlerweile hatte England mit Oestreich, Rußland u. a. Mächten (außer Preußen) die s. g. zweite Koalition (1798—1801) geschlossen; aber die siegreich vorrückenden Franzosen verwandelten nun auch Neapel in eine „parthenopeische" Republik, rissen Toskana und das Königreich Sardinien an sich. Als sie aber über den Rhein in das südliche Deutschland einbrachen, drängte der östreichische Erzherzog Carl sie in die Schweiz zurück. Der Friedenscongreß zu Rastatt aber
ging auseinander; die daselbst weilenden französischen Gesandten wurden von östreichischen Husaren überfallen und zum Theil ermordet (1799).
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Die Herrschaft Napoleon's I.
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Im Jahre 1804 ließ sich Bonaparte als Napoleon I. zum erblichen „Kaiser der Franzosen" erklären und mit seiner Gemahlin Josephine vom Papste (im December desselben Jahres) salben; im folgenden Jahre (1805) wurde die italienische Republik in das „Königreich Italien" verwandelt und Napoleon I. mit der lombardischen Krone zu Mailand gekrönt. (Die lignrische Republik, Genua, wurde mit Frankreich vereinigt.)
Dagegen stiftete nun England die dritte Koalition (1805): wieder mit Oestreich und Rußland. Napoleon aber drang rasch bis Wien vor und siegte in der s. g. Dreikaiserschlacht *) bei Austerlitz (1805). Im Presburger Frieden ward Oestreich zur Abtretung bedeutender Landstrecken genöthigt; die Fürsten von Baiern und Würtemberg wurden Könige.
Hierauf eutsetzte Napoleon die Bourbonen in Neapel des Thrones und gab denselben seinem älteren Bruder Joseph, verwandelte die batavische Republik in das Königreich Holland für feinen jungeru Bruder Lonis und machte seinen Stiefsohn Engen Beanharnais zum Mcekönig von Italien. Andere Fürstentümer verschenkte der gewaltige französische Kaiser an andere Verwandte und Freunde. In Deutschland aber stiftete er den s. g. Rheinbund und bewirkte dadurch (1806) die Auflösung des fast tausendjährigen „heiligen römischen Reiches deutscher Nation". Kaiser Franz Ii. legte seine Würde als deutscher Kaiser nieder und nannte sich fortan „Franz I., Erbkaiser von Oestreich".
Während in Frankreich Trinmphjnbel erscholl, wuchs in Preußen die Mißstimmung bis zur Kriegslust gegen Frankreich; entrüstet über das anmaßende Benehmen Napoleon's trat endlich Friedrich Wilhelm Iii. (1797 —1840) mit Rußland n. a. Mächten in Unterhandlungen und erließ die Kriegserklärung an den französischen Kaiser. Aber Napoleon nahte sich rasch und schlug die Preußen entscheidend in der Schlacht bei Jena und Anerstädt (1806), drang über Berlin bis nach (dem damals preußischen) Warschau (Polens einstiger Hauptstadt) vor, schlug danu die Russen in der Schlacht bei Friedland (1807) so, daß der Friede von Tilsit zu Stande kam (1807), in welchem Friedrich Wilhelm Iii. sein halbes Königreich verlor, Rußland aber nichts verlor, im Gegentheil noch gewann. Für seinen Bruder Hieronymus bildete Napoleon nun das Königreich Weftphalen.
*) >u welcher der französische Kaiser gegen die verbündeten Kaiser von Oestreich und Rußland stand.
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Die Zeit von 1856—1860. Umsturz des Königreichs Neapel. 135 § 03.
Die Zeit von 1856 bis 1860: vom lmtrsten Pariser Frieden bis zum Schlüsse der lombardischen Kriege.
Dieser europäische („Pariser") Friede war jedoch von keiner langen Dauer. Napoleon Iii. suchte Streit mit Oestreich, weil dasselbe die Wiener Verträge vom Jahre 1815 nicht zu seinen Gunsten umändern wollte. Er wollte seine Dynastie in Frankreich verewigen; die übrigen Monarchen Europa's sahen ihn aber im Grunde doch nur als eine vorübergehende Erscheinung an. Er hatte eine Prinzessin aus den regierenden Herscherhäuseru zur Gemahlin gesucht: man hatte sie ihm abgeschlagen und er hatte sich mit einer spanischen Gräfin (Eugeuie von Montijo) vermählen müssen. Nun sann er auf Rache. Er brachte eine Heirath zwischen der Tochter des ehrgeizigen Königs von Sardinien, Victor (ftmtimci (— der auch aus Rache an Oestreich für setnes Vaters Niederlage sann —) und seinem Neffen (des einstigen Königs von Westphalen Hieronymus Sohn), dem s. g. Prinzen Napoleon, zu Staude. Das Weitere sah man dann bald kommen. Victor Emauuel sollte „König Italiens" werden. Es kam zum Kriege: die Oestreicher mußten sich vor den Franzosen und Sardiniern zurückziehen; Victor Emannel zog an der Seite Napoleons Iii. in Mailand ein. Da stellte sich Kaiser Franz Joseph selbst an die Spitze seines Heeres, nach dem Beispiele seiner Gegner, verlor aber die Tchlacht bei Solferino (Juni 1859). Einen weiteren Kamps scheute aber Napoleon Iii. doch und es kam zum Waffenstillstand von Villafranca (Juli 1859) und zum Züricher Frieden (November 1859). Oestreich verlor die Lombardei, behielt aber Venetien.
In Italien aber ging die revolutionäre Bewegung weiter: der König von Sardinien verleibte („annectirte") sich Toskana, Modena, Parma ein, auch ein Stück vom päpstlichen Kirchenstaate. Im April 1860 ward auch ein italienisches Parlament eröffnet. Napoleon Iii. aber erhielt als Dank und Belohnung von Italien: Savoyen und Nizza (1860).
§ 94.
Der Umsturz des Königreichs („beider Sicilien") Neapel: 1860-1861.
Die italienischen Revolutionäre — an ihrer Spitze Garibaldi und Mazzini — regten auch Unteritalien auf. Da starb König Fer-
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Die außeritalienischen Vorgänge seit 1859.
buianb Ii. von Neapel und hinterließ seinem Sohne und Nachfolger Franz Ii. einen schlimmen Stand. Die Schweizertruppen verließen den königlichen'dienst: in ihnen verlor Franz Ii. seine beste Stütze. Da lanbete der Freischaarenführer und Revolutionsabenteurer Garibaldi auf Italien (1860), nahm die Insel, erschien basb in Neapel, wo er mit Jubel aufgenommen wurde. Victor (Stimmtet aber ließ das päpstliche Heer angreifen, welches bei Castelfibarbo (September 1860) geschlagen wurde. Darauf rückten die Truppen Victor Emanuel's auch in das Neapolitanische und zwangen den König- Franz, sich nach Gaeta zurückzuziehen. Uud nun hielt Victor Emauuel, als „König von Italien, au bet ^eite des Abenteurers und Freischaarensührers Garibalbi seinen Einzug in Neapel (November 1860). Garibaldi zog stch alsbald auf seine xjnjel. Eaprera zurück, um über neuen Umsturz -Plänen zu brüten; Gaeta aber, welches der König und seine Gemahlin (eine bairische Prinzessin) heldenmütig gehalten, mußte sich Februar 1861 ergeben. So war zwar das Königreich Neapel schnell erobert, aber Ruhe trat darum daselbst nicht ein.
§ 95.
Die aujjeritalitttisdjen Vorgänge seit dem Frieden von Villafranca: 1859—1866.
Mit dem Eintritte des Jahres 1861 starb Friedrich Wilhelm Iv. König von Preußen, einer der ebelsten utib seltensten Fürsten; sein Bruder bestieg als König Wilhelm I. den Thron und ließ sich im Herbste desselben Jahres zu Königsberg krönen.
In Rns;laird richtete Kaiser Alexander Ii. sein Augenmerk auf die innere Wohlfahrt seiner weiten Lande und war überall ans Verbesserungen bedacht. Im Jahre 1861 hob er auch die Leibeigenschaft aus. Polen aber machte 1861 einen Ausstandsversuch: die Be-
wegung stieg immer höher und brach im Jahre 1863 zur offenen Empörung aus: in den Jahren 1864 und 1865 wurden die Verhältnisse Polens neu geordnet.
England hatte in den Jahren 1857—1859 in Ostindien einen hartnäckigen Ausstand zu bekämpfen: die „ostindische Compagnie" (seit 1600 bestehend) wurde aufgehoben (1858) und die Regierung Ostindiens in die Hände der Königin Victoria gelegt.
In Nordamerika brach im Jahre 1861 ein großer Krieg zwischen den Nord- und Sübstaaten ans: erstere wünschten die Sklaverei abge-
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Der deutsche Krieg vom Jahre 1866.
welcher alsbald das halbdeutsche Schleswig Dänemark einverleiben wollte. Darüber entstand in Deutschland eine ungeheure Ausregung. Schon Ende 1863 rückten deutsche („Execnüons"-)Truppen in Holstein ein, Preußen und Oestreicher, im Anfange des Jahres 1864. Im April 1864 wurden die Düppler Schanzen erstürmt und die deutschen Truppen drangen bis Jütland vor. Das Land Schleswig-Holstein — nun von den Dänen befreit — beanspruchte nun der Herzog Friedrich von Augustenburg; Preußen wollte ihm aber dieses Land (— die s. g. Elbherzogthümer —) nur unter der Bedingung geben, wenn der neue Fürst ihm die unbedingte Verfügung über die Streitkräfte ließe. Der Herzog von Augustenburg lehnte — sich auf Oestreich stützend — diese Forderung ab. Nun war es zwischen Oestreich und Preußen schon zu einer Spannung.gekommen, die einen Bruch voraussehen ließ. Dieser wurde noch verhütet durch die s. g. Gasteiner Convention (1865), durch welche die Verwaltung Holsteins dem Kaiser von Oestreich, die Schleswigs dem Könige von Preußen .übertragen wurde.
§ 90.
9er deutsche Krieg vom Jahre 1866.
Da es immer deutlicher zu Tage trat, daß Oestreich gerne dem Herzog von Augustenburg Schleswig - Holstein (die Elbherzogthümer) überwiesen hätte, so kam es darüber zwischen den beiden deutschen Großmächten doch endlich- zum Bruche und der deutsche Krieg begann (1866). Alsbald ließ Preußen Hannover — dessen König mit seinem Heere zu den Baiern bei Coburg stoßen wollte, aber zur Ergebung gezwungen wurde — besetzen, ebenso Sachsen. Große preußische Heere bewegten sich gegen Prag und Wien. Die Preußen erfochten Sieg auf Sieg, den entscheidenden bei Königgrätz (3. Juli 1866), wo General Benedek mit der östreichischen Nordarmee geschlagen wurde. Nim herrschte in Wien die größte Bestürzung, denn widerstandslos rücften die Preußen immer näher. Da faßte Kaiser Franz Joseph einen unerwarteten Entschluß: um seine in Venetien gegen den König von Italien kämpfende Südarmee (welche über die Italiener bei Custozza gesiegt hatte) gegen Preußen verwenden zu können, schenkte er Venetien an den Kaiser Napoleon, um dessen Vermittelung zu gewinnen. Dieser nahm das Geschenk an, um es Italien anzubieten und dieses zum Frieden mit Oestreich zu bestimmen. Der König von
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108 Frankreich unter der Selbstregierung Ludwig's Xiv.
von Nantes (1685) erklärte er den Protestantismus in Frankreich für aufgehoben und entzog dadurch seinem Lande mehrere Hunderttausende von gewerbfleißigen Menschen, welche auswanderten.
Im Jahre 1689 ward Wilhelm Iii. von Dramen, der Gegner Ludwig's, König von England. In demselben Jahre begann der französische König seinen dritten Ranbkrieg, den s. g. Orleans'schen (1689 bis 1697)*). Die Pfalz wurde auf das unmenschlichste verwüstet. Aus diesem Kriege muß man sich besonders die (so oft abgebildete) Seeschlacht bei 1a Hogue (1692) merken, in der die englische Flotte die französische ihr Uebergewicht fühlen ließ. Dieser Krieg endigte durch den Frieden von Rystvik (1697), in welchem Frankreich nicht nur nichts erhielt, sondern verlor. Dieser Friede bewies schon den Rückgang der Macht Ludwig's Xiv.
Jetzt aber öffnete dem französischen Könige das nahe Erlöschen des spanisch-habsbnrgischen Hanfes die Aussicht auf die Erbfolge in Spanien und dadurch auf weitere Befriedigung feiner ehrgeizigen Vergrößerungssucht. Auf diese Erbfolge machten außer Ludwig Xiv. noch der deutsche Kaiser Leopold I. und der Kurfürst von Baiern Anspruch. Der für die spanische Erbfolge bestimmte baierische Prinz (ein Kind) starb aber noch vor Carl Ii. von Spanien (dem letzten spanischen Habsburger), und der Letztere bestimmte nun zu seinem Nachfolger den Enkel Ludwig's Xiv., den Prinzen Philipp (V. in Spanien: 1700 bis 1746) vou Anjou. Dieses veranlaßte nun — da Carl Ii. i. I. 1700 starb — den s. g. spanischen Erbfolge-Krieg (1700—1714). Aus den vielen Schlachten dieses Krieges sind besonders erwähnenswert: die Schlacht bei Höchftädt und Blenheim (1704), in welcher der englische Feldherr Marlborough und der kaiserliche Feldherr Prinz Eugen von Savoyen (der Türkenbesieger bei 'Zenta) den Franzosen und (den mit denselben verbündeten Baiern) eine gewaltige Niederlage beibrachten; ferner der Sieg des Prinzen Eugen (mit Hilfe der Preußen unter dem Fürsten Leopold von Dessau) über die Franzosen bei Turin 1706; ferner die Niederlagen der Franzosen durch Marlborough und Eugen Oudenarde (1708) — und Malplaqnet (1709). Nun war Ludwig geknickt: er machte deu Verbündeten für sie sehr vorteilhafte und für ihn sehr demüthigende Anerbietungen. Allein diese gaben thörichterweise in keinem Punkte nach; da trat aber plötzlich eine Wendung in der englischen Politik ein, welche die französisch-bourbonische Sache rettete.
*) Er hieß so, weil ein französischer Prinz — Herzog von Orleans — eine pfälzische Prinzessin zur Gemahlin hatte; er galt um die Pfalz.
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Friedrich Wilhelm Iv. m
trat in Erfurt ein Reichsparlament unter Radewitz' Leitung zusammen, welches eine neue Reichsverfassung entwarf. Da forderte Oesterreich die süddeutschen Staaten auf, den Bundestag wieder herzustellen. Es entstand eine Spaltung. Baiern, Würtemberg, Hannover und Sachsen schlossen sich Oesterreich an, die kleineren Staaten hielten es mit Preußen. Oesterreich beabsichtigte, selbst mit seinen außerdeutschen Staaten in den Bund zu treten und hatte keinen lebhafteren Wunsch, als Preußen zu demüthigen.
Die so entstandene Spannung schien durch ein Ereigniß in Kurhessen zu^ einem feindlichen Zusammenstoß dieser beiden Großmächte führen zu sollen. Hier hatten der Kurfürst und sein Minister Hassenvstug sich verschiedene verfassungswidrige Schritte erlaubt und dadurch einen unseligen Streit zwischen Regierung und Regierten heraufbeschworen. Der Kurfürst rief die Hülfe des wiederhergestellten Bundes an. Sofort erklärten sich Oesterreich und die ihm anhangenden Staaten im Namen des Bundes zum Schutz des bedrängten Kurfürsten bereit, und österreichische Truppen rückten in Hessen ein, dessen Hauptstadt von einer preußischen Heerabtheilung bereits besetzt war. Auf beiden Seiten wurden die umfassendsten Vorkehrungen zu einem Kriege getroffen, der über die oberste Leitung in Deutschland entscheiden sollte. Doch derselbe wurde durch das Einschreiten einer fremden Macht verhütet; Preußen sah’ sich durch die Drohungen des russischen Kaisers Nikolaus
zur Nachgiebigkeit gezwungen. Bei einer Zusammenkunft des preußischen Mini-
isters von Manteufsel mit dem leitenden Staatsmann von Oesterreich (Sch|nnrjm--feetfl.) in Oltnütz wurde der Streit beigelegt und Preußen ließ seinen Einigungsplan fallen, zum großen Schaden für Deutschland und Preußen, gegen welches das Wiener Kabinet fort und fort den übermüthigsten Ton anstimmte. Der Bundestag trat wieder in Kraft (1851) und Oesterreich bemühte sich, auch das letzte Band, das Preußen geschaffen, den Zollverein, zu zerreißen. Somit war die schon so nahe geglaubte Einigung Deutschlands zum Bedauern aller wahrhaft deutschen Männer in weite Ferne gerückt.
m 4- Friedrich Wilhelms Fürsorge für den preußischen Staat.
Jtaajoem die wilden Revolutionsstürme sich einigermaßen gelegt hatten, war Friedrich Wilhelm mit ganzer Kraft auf die innere Wohlfahrt seines Reiches 31.
bedacht. Am 31. Januar 1850 hatte der König die Verfassnngsnrknnde ft
unterzeichnet, durch welche besonders die Mitwirkung des Landtages der Monarchie bei der Gesetzgebung, bei der Bewilligung neuer Steuern, sowie bei der Feststellung des Staathaushaltes geordnet wurde.
Eine Erweiterung erfuhren die preußischen Grenzen durch Erwerbung der Fürstentümer Hohenzollern-Sigmaringen und Hechingen (welche von dem bisherigen Fürsten an das stammverwandte preußische Königshaus abgetreten wurden (1849) und die des Iahdebusens an der Nordsee (1853), woselbst ein Kriegshafen für die junge preußische Marine angelegt wurde.
Bum großen Segen gereichte es dem preußische» Staate, daß Friedrich Anheim unter den großen Erschütterungen, welchen Europa zu seiner Zeit ausgesetzt war, seinem Lande nach Möglichkeit den Frieden erhielt, wodurch Handel und Verkehr, Gewerbe und Fabrikthätigkeit zu einer seltenen Blüthe gelangten. Auch dem iieiteriuachteit kirchlichen Leben widmete der König in Gemeinschaft mit seiner erhabenen Gemahlin seine ungetheilte Aufmerksamkeit, und förderte die evangelische Landeskirche auf alle Weise. Er schuf den evangelischen Oberkirchenrath als oberste kirchliche Behörde und begünstigte den Gu-
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