150
lebenden Fürsten, beugte er sich doch mit gläubig-frommem Sinne und mit christlicher Ergebenheit unter die Schläge des Schicksals, und in otter deutscher Weise hielt er fest om gegebenen Wort.
2. Nach den Revolutionsjahren 1848 und 1849 lehrte wohl die Ruhe in Deutschland zurück, aber mit der Einheit wurde es nicht besser. Die beiden größten Staaten, Oestreich und Preußen, standen sich eifersüchtig gegenüber; keiner wollte sich dem andern unterordnen, und doch konnte, wenn ein starkes Deutschland geschaffen werden sollte, nur einer die Führung übernehmen; das aber konnte nur Preußen sein, da es ein rein deutscher Staat ist, Oestreich dagegen eine Menge außerdeutscher Länder besitzt.
In Preußen regierte feit dem Jahre 1861 König Wilhelm5 ein Mann „schlicht und wahr, stark und klar, gerecht und fromm,y, „jeder Zoll ein König und ein Deutscher". Als Knabe hatte er die Unglücksjahre Preußens mit durchlebt, die feiner Mutter, der edlen Königin Luise das Herz brachen; als Jüngling aber war er mit in den Befreiungskampf hinausgezogen und hatte sich das eiserne Kreuz errungen. Jetzt sah er voraus, daß nur ein Krieg den alten Streit zwischen Oestreich und Preußen werde entscheiden können. Um auf ihn gerüstet zu sein, verbesserte er mit Hilfe feines Kriegsministers Roon das Heer und stellte den weitfchauenden und willenskräftigen Bismark an die Spitze der Regierung.
Noch einmal gingen Preußen und Oestreich Hand in Hand. Den Anlaß gaben die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein. Auf ewig ungetheilt, sollten sie, obfchon unter dänischer Herrschaft, bei Deutschland bleiben. Aber der dänische König wollte Schleswig vonholstein reißen und Dänemark einverleiben. Ganz Deutschland war darüber empört; Oestreicher und Preußen rückten über den Grenzfluß, die Eider, und begannen den Krieg. Dänemark, fort und fort geschlagen, mußte nach kurzem Kampfe um Frieden bitten und) in demselben auf Schleswig-Holstein verzichten.
3. Es fragte sich nun, welche Stellung die beiden wiedergewonnenen Länder im deutschen Bunde einnehmen sollten. Darüber war eit Oestreich und Preußen abermals völlig verschiedener Meinung. Die Spannung und Feindschaft beider wuchs, und Preußen sah sich endlich genöthigt, das Schwert zu ergreifen. So entbrannte im Jahre 1866 der preußisch-östreichische Krieg. Auf Seite Oestreichs standen die süddeutschen Staaten (— Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen), Hannover und Sachsen; Preußen aber hatte die übrigen norddeutschen Fürsten und Italien zu Bundesgenossen. Mit „affenartiger Geschwindigkeit" begann und führte Preußen den Krieg; in 7 Tagen war er entschieden, in 7 Wochen beendet. Der Kurfürst von Hessen wurde als Gefangener nach Stettin gesendet. Vergeblich suchte der blinde König Georg von Hannover, sich mit den Baiern zu vereinigen; bei Langensalza wurde er genöthigt, die Waffen zu strecken; die Truppen erhielten freien Abzug in die Heimath, der König nahm feinen Aufenthalt in
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Holstein Deutschland Deutschland Schleswig-Holstein Baiern Würtemberg Baden Hessen Hannover Sachsen Italien Hessen Stettin Langensalza
137
in die Reihen der Krieger; nach zweitägigem Ringen rühmte sich jede Partei des Siegs. Doch gingen die Franzosen zurück, und Napoleon bot dem Könige von Preußen Frieden an; allein dieser blieb dem russischen Biindniß treu. In einer zweiten furchtbaren Schlacht bei Friedland aber siegte Napoleon entscheidend. Da vergaß der russische Kaiser seines Versprechens, ließ Preußen im Stich und schloß mit dem Gegner Frieden. Nun war auch der König von Preußen, Friedrich Wilhelm, gezwungen, den Kamps zu beenden und sich im Frieden zu Tilsit den Bedingungen des Siegers zu fügen. Und hart genug waren dieselben. Die Hälfte des Reichs mußte abgetreten werden: alles Land zwifchenelbe und Rhein und die östlichen polnischen Provinzen (— Rußland, Preußen und Oestreich hatten das uneinige und zerrissene Polen unter sich getheilt —). Aus jenen westlichen Theilen, zu denen noch Braunschweig, Hessen und Hanover geschlagen wurden, bildete Napoleon das neue Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und gab es seinem Bruder Hieronymus. Die bisherigen polnischen Provinzen aber schenkte er als Herzogthum Warschau dem König von Sachsen.
So war auch Preußen gedemüthigt und seine Macht gebrochen; gehorsam mußte es sich von nun ab dem Willen des Gewaltigen fügen.
6. Mit immer größerer Willkür waltete Napoleon in Europa. Auch die pyrenäifche Halbinsel suchte er an sich zu reißen. Aber das spanische Volk wollte sich dem fremden Joche nicht beugen. Allenthalben erhob es sich zum Kampfe gegen die verhaßten Nachbarn. Da, als Napoleon in Spanien voll beschäftigt war, glaubte Oestreich, das fei die rechte Zeit, das verlorene Land und die verlorene Ehre wieder zu gewinnen, und begann im Jahre 1809 von neuem den Krieg.
Mit gewohnter Schnelle flog Napoleon ans Spanien herbei; Sieg auf Sieg erfocht er über das östreichische Heer; bald stand er vor Wien. Hier aber stieß er auf eine neue feindliche Armee, die ihm bei Aspern und Eßlingen (— unweit Wien —) den Uebergang über die Donau streitig machte. Auf beiden Seiten würd e heiß gerungen. Als der blutige Tag zu Ende ging, war Napoleon zum ersten mal völlig geschlagen. Rasch durchflog die Siegeskunde Deutschland, aber zu früh war der Jubel. Einen Monat später brach Napoleon, gestärkt und gekräftigt, von neuem vor. In der gewaltigen Schlacht bei Wagram (— in der Nähe des früheren Schlachtfeldes —) kettete er den Sieg wieder an seine Fahnen. Kaiser Franz, muthlos geworden, schloß eilends Frieden; abermals trat er einen Theil seines Reichs an den Sieger ab, ja, selbst seine Tochter mußte er diesem zum Weibe geben.
7. Im Frieden zu Preßburg (— 1805 —) mußte Oestreich Tyrol an Baiern abtreten. Die Tyroler hatten von jeher mit treuer Liebe an ihrem Kaiser gehangen; jetzt ertrugen sie nur mit Unwillen das fremde Regiment; sie hofften aus die Zukunft. Als nun Oestreich 1809 den Kamps von neuem begann, erhoben auch sie sich.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleon Oestreich Napoleon Napoleon Napoleon Franz Franz Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Friedland Rhein Hessen Hanover Westfalen Kassel Sachsen Europa Spanien Spanien Wien Aspern Wien Donau Deutschland Wagram Baiern
Deutschland.
11
bahnknoten Halle (?), die Meßstadt Leipzig, Berlin (?) die Hptst. des
Deutschen Reiches und der wichtigste Eisenbahnknoten Norddeutschlands, und
weiter nach O. Frankfurt a. O.
C. Klima.
31] Das Klima Deutschlands ist gemäßigt, im S. nicht viel wärmer als im
N. (Hamburg 8", München 10" mittlere Jahreswärme). Als mildeste Gegen-
den sind die Oberrheinische Tiefebene und das Mainthal berühmt. Von den
Küstenländern hat das Nordseeland mildere, das Ostseeland rauhere Witterung.
D. Das Deutsche Reich.
1. Bevölkerung.
32] Das deutsche Volk besteht aus mehreren Zweigen eines und desselben
germanischen Urstammes (Alamannen,Schwaben,Bayern,Franken,
Thüringer, Hessen, Sachsen, Friesen). Außerdem schließen die
Grenzen des Deutschen Reiches stellenweis fremde Bevölkerungsteile
ein. In den Provinzen Schlesien, Posen und Westpreußen wohnen Polen
(3 Mill.), in der Lausitz Wenden (140 T.), in Nordostpreußen Litauer
(150 T.), in Nordschleswig Dänen (150 D), in Elsaß-Lothringen Fran-
zosen (250 T.) — Dem Reli gionsbekenntni s nach unterscheiden sich
31 Mill. (mehr als -'/z) Evangelische und 19 Mill. (fast '^/.) Ka tho liken.
2. Reichsverfassung.
33] Oberhaupt des Deutschen Reiches ist der jedesmalige König von Preußen, der
deshalb den Titel Deutscher Kaiser führt. Er ist in der Reichsregierung beschränkt
I) durch den Bundesrat, der aus Bevollmächtigten der deutschen Regierungen ge-
bildet ist, 2) durch den Reichstag, der sich aus Abgeordneten zusammensetzt, welche
vom Volke gewählt werden.
3. Die Staaten des Deutschen Reiches.
34] Die Staaten des Deutschen Reiches bilden drei Gruppen: 1) das Königreich
Preußen, 2) die norddeutschen Staaten, 3) die süddeutschen Staaten.
I. Das Königreich Preuszen.
35] Das Königreich Preußen ist die Hauptmacht des Deutschen Reiches. Es be-
steht aus dem Stadtbezirk Berlin, den 12 Provinzen Brandenburg, Pommern, West-
. Preußen, Ostpreußen, Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover (mit dem
Jadegebiet), Hessen-Nassau, Westfalen, Rheinprovinz und den hohenzollernschen Landen.
_ 36] i. Stadtbezirk Berlin. Berlin (?) liegt in sandiger Ebene und ist die Haupt-
stadt des Deutschen Reiches. Wegen seiner regelmäßigen Bauart, seiner mit Schlössern
geschmückten Straßen und Plätze ist Berlin eine der schönsten Städte Europas (1,7 Mill.).
37] z. Provinz Brandenburg. Das Land zu beiden Seiten der mittleren Oder
bis zur Havel und Elbe im W., das Stammland des preußischen Staates. — In der
Nähe von Berlin liegt Charlottenburg (?) mit der Ruhestätte Friedrich Wil-
Helms Iii., der Königin Luise, des Kaisers Wilhelm I. und der Kaiserin Augusta (132').
Potsdam (?) ist wegen seiner vielen Kasernen eine wahre Soldatenstadt (58). Bei
Potsdam liegt das Lustschloß Sanssouci sßangsusi^, einst der Lieblingsaufenthalt
des alten Fritz. Frankfurt an der Oder ist eine aewerbfleißiqe Stadt mit drei
Messen (59).
38] Z. Provinz Pommern. Das Küstenland an der Ostsee, zu beiden Seiten der
unteren Oder. — Stettin (?) ist die erste Seehandelsstadt Preußens (140). Von
^ ') Die eingeklammerten Zahlen geben die Bevölkerung in Tausenden an; bei
Städten unter 50 T. E. ist die Einwohnerzahl fortgelassen.
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Extrahierte Personennamen: C. Friedrich_Wil-
Helms Friedrich Wilhelm_I. Augusta Fritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Leipzig Berlin Norddeutschlands Frankfurt Deutschlands Hamburg Oberrheinische Mainthal Hessen Sachsen Schlesien Posen Nordostpreußen Nordschleswig_Dänen Elsaß-Lothringen_Fran- Berlin Brandenburg Pommern Posen Schlesien Sachsen Schleswig-Holstein Hannover Hessen-Nassau Westfalen Rheinprovinz Berlin Berlin Berlin Europas Berlin Charlottenburg Potsdam Potsdam Sanssouci Frankfurt Pommern Ostsee Stettin
400
Viertes Buch.
13. Fürstth. Waldeck. Das bis zu Anfang des
18ten Jhdts. gräfliche Fürstengeschlccht stammt von den Gra-
fen v. Schwalenberg ab und zählt unter seinen Söhnen
viele tüchtige Feldherren. Fürst Georg Victor. Sein Land
hat auf 2 t m M. 60,000 meist evangel. E. und liegt in 2
Theilen etwa 10 M. aus einander.
a) In dem südlichen größeren 19/20, dem eigentlichen Fürsten-
thum Waldeck, §. 91., 2. Anmerk, (im alten oberrheinischen
Kreise), liegt die Residenz Arolsen, 3000 E. Geburtsort der be-
rühmten Künstler Rauch und Kaulbach.
b) In der Gra fschaft Pyrmont, an einem Nebenflüßchen
der Weser gelegen, ist unter den vorzüglichsten deutschen Badern
zu nennen, obgleich der Besuch gegen früher etwas abgenommen
hat, 7000 E. Bon dem Trinkbrunnen wird auch viel versendet.
Die Hauptallee, aus 4 Reihen von Linden bestehend, ist der Sam-
melplatz der Kurgäste. In der Nähe eine Dunst- oder Schwefel-
hohle, eine neapolitanische Hundsgrotte im Kleinen (S. 216.)
§. 101.
Norddeutsche Staaten.
1. Die Anhaltischen Herzogthümer, im alten
Obersächsischen Kreise. Das alte Stammschloß Anhalt
liegt im Selkethale (S. 340.); als Stammvater des Ge-
schlechtes nimmt man Esiko v. Ballenstadt an. Al-
brecht d. Bär ls. 362.) war sein Urenkel. Seine Nach-
kommen besaßen um das Jahr 1300 zwei Kurhüte: Bran-
denburg (S. 332.) und Sachsen. Als aber die beiden
Kurlinien erloschen, konnte der in den Stammländern regie-
rende Zweig seine Ansprüche nicht durchsetzen, nicht einmal
als das Haus Sachsen - Lauenburg (ein Nebenast der
anhaltisch-sächsischen Linie) 1689 erlosch. Er hatte sich im
Laufe der Zeit wieder in mehrere Linien zertheilt: in der
Mitte des vorigen Jhdts. bestanden 4: Zerbst (aus ihr die
russische Kaiserin Katharina Ii. fs. 303.]), Bern bürg,
Cörhen, Dessau. Fürst Leopold von Dessau, ge-
wöhnlich nur „der alte Dessauer" genannt, war einer der
preußischen Kriegshelden bis in die schlesischen Kriege „des
alten Fritz", ein derber, seltsamer, alter Herr, Soldat von
der Zehe bis zum Schu'tel. (Der Dessauer Marsch. Im
„Dessauer" in Halle hat der Fürst als Regiments'com-
mandeur gewohnt.) In Allem setzte er seinen Kopf auf.
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Extrahierte Personennamen: Georg_Victor Anmerk Katharina_Ii Leopold_von_Dessau Leopold
406
Viertes Buch.
Eisenbahnen: 1) Von Braunschweig (Magde-
burg, Berlin, Leipzig u. s. w.) über Hannover nach Min-
den (Cöln, Belgien, Frankreich). 2) Etwas östlich von
Hannover setzt sich an diese Bahn eine andere nach N. an,
welche über Celle und Lüneburg nach Haarburg geht.
3) An derselben Stelle geht ein Flügel nach S. auf Hildes-
heim. 4) Etwas westlich von Hannover setzt sich an Nr. 1.
eine Bahn über Verden nach Bremen.
4. Großherzgth. Oldenburg. Die Grafen von
Oldenburg leiteten ihr Geschlecht von Wittekind ab. Ein
Zweig bestieg im l6ten Jh. den Thron der 3 nordischen Kö-
nigreiche (S. 286.) und behauptete im I6ten den dänischen.
Das Grafengeschlecht in der Heimath starb im 17ten Jh.
aus, und ihr Land siel an das dänische Königshaus. Der
Streit zwischen diesen und einem von ihm ausgegangenen
Seitenzweige Hol stein-Gottorp (der auf die Throne von
Schweden und Rußland gelangt war ss. 287. 303.)) wurde
zum Theil durch das alte Stammland Oldenburg ausge-
glichen. Seit 1773 regiert hier eine Linie des Hauses Hol-
stein-Gottorp, welche 1815 den (erst 1829 angenomme-
nen) großhevgoglichen Titel und Vergrößerungen erhielt.
Großhzg. August. Das Land, über 110 qsk. mit noch
nicht 300,000 zum Theil lutherischen, zum Theil katholischen
Einwohnern, liegt in 3 Stücken zerstreut.
a) Das eigentliche Oldenburg im früheren westfälischen
Kreise, das Stammland und ein erworbener Theil des Stiftes
Münster, §. 93. 1. c. S. 341.,. darin die Hauptstadt Olden-
burg an? — 9000 E. Jever, der Hauptort einer eigenen Herr-
schaft. Das Saterland ls. 343.). Die Herrschaft Kniphau-
sen, welche dem Grafengeschlechte Bentink gehört, steht zu dem
Großherzog von O. nur indem Verhältnisse, wie die Reichsstände
zum Kaiser standen, also in einem viel freieren, als die mediatisirten
Herren. Insel Wangeroge (S. 342).
b) Das Fürst ent h. Lübeck, vor der Reformation ein Bksthum
im niedcrsächsischen Kreise über 20 M. vom Hauptlande, lag sonst
in vielen Stücken durch das Holsteinische zerstreut. Neuerlich hat
zwischen Dänemark und Oldenburg ein Gebietsaustausch und gegen-
seitige Abrundung der Gebiete Statt gefunden. Hauptstadt Eutin,
<4000 E., zwischen Hügeln und Seen, in überaus anmuthiger und
fruchtbarer Gegend, „wo weislich die Psründ' ausspähte der Domherr."
c) Das Fürstenth. Birkenfeld, 50 M. vom Hauptlande, am
Hunsrück und linken Naheufer, 1814 erworben, aus pfälzischen, ba-
dischen u. a. Gebietstheilen zusammengesetzt. Es liegen nur kleine
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Extrahierte Personennamen: Großherzgth August Bentink Großherzog_von_O. Birkenfeld
Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Berlin Leipzig Belgien Frankreich Hannover Haarburg Bremen Oldenburg Oldenburg Schweden Oldenburg Oldenburg Holsteinische Dänemark Oldenburg Eutin
418
Viertes Buch.
und Oesterreich hat es 1814 nicht wieder verlangt. Die
sämmtlichen niederländischen Provinzen wurden unter dem
Hause Nassau-Oranten zu einem Königreiche der
Niederlande vereinigt: eine Provinz, Luxemburg, ge-
hört zum deutschen Bunde. Aber die Verschiedenheit der
Confessionen und das nun seit Jahrhunderten ausgebildete
Sonderbewußtsein führten 1830 zu einem Aufstand Belgiens
gegen die Nordprovinzen, und nach langem Streit und Ha-
der wurde ein unabhängiges Königreich Belgien auch
von dem König der Niederlande anerkannt. Es herrscht seit
1831 König Leopold aus dem Hause Sachsen-Coburg:
Stände in 2 Kammern stehen ihm zur Seite. Von den
neueren europäischen Bewegungen ist B. unberührt geblie-
den und befindet sich überhaupt in großer Blüthe. Das
Land hat auf 530 mm. über 4*/, Mill. römi sch-katho-
lische E. Die Bevölkerung ist so dicht, wie fast nirgends
in Europa. In Ostflandern auf die nm. 14,000 E., in
Westflandern 11,000 u. s. w. Ein Stamm- und Sprach-
unterschied tritt unter den Belgiern immer mehr bedeutsam
hervor. Die Flamländer sind ein deutscher Stamm und
in Sprache und Wesen zunächst den Holländern ähnlich —
die Wallonen neigen sich mehr zu den Franzosen und
reden auch Französisch. Da auch für die Zukunft dieser
Unterschied noch sehr wichtig sein kann, so theilen wir uns
die Provinzen Belgiens nach diesem Gesichtspunkte. 1
1. Flämische Provinzen, etwa 260 Ihm. mit 2‘/2 Mill. E.
a) Brabant. Darin Hauptstadt und Residenz Brüssel, wo
schon früher die spanischen und österreichischen Statthalter ihren Sitz
hatten. Die Stadt ist eine der schönsten in Europa, besonders der
auf der Höhe gelegene, französische Theil; in dem niedriger gelege-
nen spricht man flämisch. Königsstraße und Königsplatz, Dom,
Kirche St. Gudula, das Stadt- oder Rathhaus. Bedeutende Fa-
brikstadt: die Brüsseler oder Brabanter ikanten; mit Militair
130,000 E. In der Nähe das königl. Lustschloß Lacken (sprich
Laken). 5 St. südlich von Brüssel der Wald von Soigne und
von N. nach S. auf einander folgend Dorf Waterloo, Dorf
Mont St. Jean, Meierhof Belle Alliance, alle drei durch
den Sieg Wellingtons und Blüchers über Napoleon denk-
würdig, 18. Juni 1815. Löwen, noch nicht 30,000 E, hatte
einst dreimal so viel und die ersten Tuchfabriken in Europa. Uni-
versität. b) Antwerpen. Die gleichnamige Hauptstadt ist Stadt
im Binnenlande und Stadt an der See zugleich (S. 341.). Ha-
fen, Schiffswerfte, Arsenal, Alles im größten Umfange: Napo-
leon hat an den Bau der Hafenbassins und Docks (S. 276.) un-
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Gudula Jean Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Niederlande Luxemburg Belgien Niederlande Hause_Sachsen-Coburg Europa Ostflandern Westflandern Belgiens Brabant Europa Europa Antwerpen
388
Viertes Buch.
traten die beiden Zweige der älteren Linie ihre Besitzungen
an die königliche Linie in Preußen ab. Diese erwarb da-
durch 25 mit 62,000 katholischen Einwohnern.
Heching en ist ein kleines, hüglichtes, nicht eben schönes Städt-
chen. Vz St. im Süden liegt auf einem 2600' hohen Kegelberge
das 'durch gemeinsame Sorge aller Hohenzollern ziemlich erhaltene
Stammschloß gleiches Namens. Es wird jetzt von einem Förster
und einigen Invaliden bewohnt. Siegmaringen liegt an der
Donau, , 1700' über dem Meere.
6. Fürstenth. Liechtenstein begreist die Herrschaf-
ten Vaduz und Schellenbcrg, welche 1718 zu einem
Reichsfürstenthum erhoben wurden. Das fürstliche Haus
L., nur hier souverain, hat in Oesterreich und Preußen
über 100 □ 502. Privakbcsitz. Das Ländchen, §. 88. 2.,
hat 2 m M. und 6000 katholische E., die geringste Zahl
unter allen deutschen Bundesstaaten. Zur Bundesarmee
stellt es 55 Scharfschützen. Hauptstadt der Flecken Liech-
tenstein, sonst Vaduz; der Fürst Alois wohnt aber in
Wien.
Beide zuletzt genannten Fürstenthümer liegen im alten
schwäbischen Kreise.
h. 100.
Mitteldeutsche Staaten.'
1. Königreich Sachsen, §. 92. 1. a. b. c. d. 4.
a. b. Die sächsische Kurwürde haftete auf dem Kurkreise,
d. h. der Umgegend von Wittenberg; der Umfang der eigent-
lich kurfürstlich- oder herzoglich sächsischen Lande war gering.
Als die Kurfürsten aus dem Hause Anhalt um 1420 aus-
starben, erlangte Markgraf Friedrich d. Streitbare von
Meißen ihre Würde und ihr Land. Sein, von den alten
Wettiner Grafen stammendes Haus, hatte, außer dem Mark-
grafenthum Meißen auch das Osterland zwischen Saale und
Mulde und die Landgrasschast Thüringen im !3ten Ihdt.
erworben. So war nun eine große Landermaste beisammen.
Zwei Brüder, Ernst und Albert, theilten unter sich 1485
alle Besitzungen und wurden Stifter der noch bestehenden
Linien. Die ern est i ni sche erhielt die Kurwürde, den Kur-
kreis , fast ganz Thüringen, das Land Coburg, einen Theil
des Osterlandes, die albertinische Meißen und einen Theil
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Extrahierte Personennamen: Alois Friedrich_d Friedrich Ernst Albert
Extrahierte Ortsnamen: Donau Liechtenstein Vaduz Haus
L. Oesterreich Vaduz Wien Sachsen Wittenberg Coburg
202
Drittes Buch.
einen Bund zusammengehalten werden. Sie haben zusam-
men auf noch nicht 6000 of. 24 Mill. Einw. (eine nach
Verhältniß sehr starke Bevölkerung) und sind ohne Ausnahme
in den letzteren Jahren der Schauplatz unruhiger und umstür-
zender Bewegungen geworden, deren Resultat noch jetzt nicht
völlig abzusehen ist. Man ist gewohnt, die Staaten nach den
3 Abtheilungen: Ober-, Mittel - und Unter-Italien
durchzugehen; gieb aber auch bei jedem Staatsgebiete an, ob
dasselbe im continentalen I., auf der Westhälfte oder Osthälfte
der eigentlichen Halbinsel oder in mehreren dieser natürlichen
Abtheilungen zugleich liege — hernach welche Landschaften des
alten Italiens dasselbe wohl umfasse.
I. Ober-Italien.
1. Das Königreich Sardinien
hat seinen Namen von der Insel Sardinien, die jedoch
bei weitem nicht den größten, am allerwenigsten den besten
Theil des Staates ausmacht. Die Besitzungen auf dem
Festlande sind mehr als doppelt so groß und um das Drei-
fache bevölkert. Alles zusammen beträgt 1400 n>M. und
nicht ganz 5 Mill. E. Politische Gränzen des Festlandgebie-
tes? Physische Geographie nach S. 190 u. 191. — Es zer-
fällt dasselbe in mehrere Landschaften. Der Kern, an den
sich alles Uebrige angeschlossen hat, ist Savoyen (S. 191.).
Hier herrschte ein Grafengeschlecht, das auch Piemont
erwarb und um 1400 den Herzogstitel bekam. Inden
vielen italienischen Kriegen haben später die Herzoge von
Savoyen, namentlich durch ihre von den fremden Machten
sehr gesuchte Unterstützung, so weit die Umstände zu benutzen
verstanden, daß sie ihr Gebiet um das Doppelte vergrößert und
auch 1720 mit der oben genannten Insel den Königstitel
erlangt haben. Nach dem guten Rathe, den der erste König
von Sardinien seinem Sohne gab: „Das Mailändische ist
wie eine Artischocke, man muß es Blatt für Blatt essen"
haben sie mehrere Stücke von Mailand erworben: auch
das Herzogthmn Montferrat siel ihnen zu. Dazu kam
nach Napoleons Sturze auch das Gebiet der früheren Repu-
blik Genua. Jetziger König Victor Emanuel H. Wir
betrachten vor der Hand nur die Besitzungen auf dem Fest-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Der Deutsche Bund.
353
Handels - und Zollvereine zusammengethan, der sich
jetzt über fast 9000 □ M. erstreckt. Eine größere Gleichheit
des Münzfußes in den Vereins - Staaten ist nur eine seiner
wohlthätigen Folgen.
Wir lassen eine Uebersicht der deutschen Staaten folgen.
Sie haben sämmtlich constitutionelle Verfassungen. Die zum
Zollverein gehörigen sind in Klammern geschlossen.
I. Das Kaiserthum Oesterreich wegen seiner
Deutschen Kronländer: Niederösterreich, Oberösterreich,
Salzburg, Böhmen, Mähren, Oefterr. Schlesien, Kärnthen,
Kram, Görz mit Istrien, Triest, Tirol.
(2. Das Königreich Preußen mit den Provinzen
Brandenburg, Pommern, Schlesien, Sachsen, Westfalen,
Rheinprovinz.)
(3. Das Königreich Bayern.)
(4. Das Königreich Sachsen.)
6. Das Königreich Hannover.
(6. Das Königreich Würtemberg.)
(7. Das Großherzogthum Baden.)
(8. Das Kurfürstenthum Hessen.)
(9. Das Großherzogthum Hessen.)
10. Die Herzogthümer Holstein und Lauen-
bürg, deren Herrscher zugleich König von Dänemark ist.
Ii. (Das Großherzogthum Luxemburgs und
Herzogthum Limburg, zum Königreich der Niederlande
gehörig.
(12. Das Großherzogthum Sachsen-Weimar-
Eisenach.)
13. Das Großherzogthum Mecklenburg-
Schwerin.
14. Das Großherzogth. Mecklenburg-Strelitz.
15. Das Großherzogthum Oldenburg.
(16. Das Herzogthum Braunschweig.)
(17. Das Herzogthum Nassau.)
(18. Das Herzogth. Sachsen-Coburg-Gotha.)
(19. Das Herzogthum Sachsen-Meiningen-
Hildburghausen.)
Daniel's Geographie. 5. Aufl. 23
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Dänemark.
423
0 Overyssel. Festungen Awoll und Deventer an? —
g) Drenthe. Hauptort Assen. Starke Festung Koevor-
den kn Sümpfen. Mehrere Armencolonien: man giebt den Armen
ein Häuschen, ein Stück Feld und eine Kuh, damit sie sich selber
forthelfen können.
h) Grö ning en. Groningen, durch schiffbare Kanäle mit
dem Meere verbunden, ist eine bedeutende Handelsstadt von 31,000
E. Universität.
i) (West-) Friesland, mit der gutgebauten Handelsstadt
Leuwaarden, 21,000 E. Dokkum, Bonifacius f hier am 5.
Juni 755. Handelsstadt H arlin g en.
Zum Deutschen Bunde gehört k) die niederländisch geblie-
bene Hälfte vom Großherzogthum Luxemburg (deutsch: Lü-
tzelburg), 46 Hh M., 186,000 E. , auf den Ardennen, das eine
ganz gesonderte Verfassung hat. Darin die Bundesfestung Luxem-
burg. Die Besatzung besteht aus J/* Preußen (P. ernennt auch
den Gouverneur) und V* Niederländern. Die obere Stadt liegt
auf steilem Felsen, die untere im Thale: ringsherum einzelne
Castelle und Werke. Fast alle Werke sind in Felsen gehauen, und
der Feind kann nirgends nur einige Fuß tief graben, ohne auf Fel-
sen zu stoßen. 12,000 E.
Da das Gebiet des deutschen Bundes nicht geschmälert werden
darf, so mußte für das belgisch gewordene Luxemburg Ersatz gesucht
werden. Darum ward i) das holländisch gewordene Limburg
Bundesland, 40 (Um., 200,000 E. Die eigentliche Hauptstadt
und zugleich stärkste Festung an der ganzen Maaslinie gehört über-
dieß nicht zum Bunde. Dies ist Maastricht, 20,000 E., zu-
gleich eine lebhafte Fabrikstadt (Maastrichter Sohlenleder). Auf
dem Peters berge liegt die Citadelle: ein Steinbruch führt so
weit in das Innere dieses höhlenreichen und mit Versteinerungen
angefüllten Berges, daß man behauptet, an 20,000 Wege kreuzten
sich darin. Auch Venlo, eine Festung, gehört nicht zu Deutsch-
land. Der beste Ort im deutschen Limburg ist Roermonde.
Durch Eisenbahn sind Amsterdam, Haarlem, Leyden,
Haag, Rotterdam, Utrecht und Arnheim verbunden. Aber
diese Provinzen sind mehr das Land der Kanäle, die man hier in
großer Anzahl vorsindet. An der einen Seite lausen meist gepfla-
sterte Treppelwege oder Leinpfade, für die Menschen und Pferde,
welche an Seilen, die Schiffe oder Trekschuyten ziehen. (Die zahl-
reichen und langen holländischen Kanäle sind zugleich das Paradies
der Schlittschuhläufer).
Iv. Der Dänische Staat, §. 93. 3. Die Be-
wohner der dänischen Halbinsel und der Inseln umher waren
wie die Normänn er (S. 286.) ihren südlichen europäischen
Nachbarn durch Raubzüge und Seeräuberei äußerst lästig.
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]