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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 63

1910 - Düsseldorf : Bagel
63 Wohl kein Staat hätte ein solches Interesse gehabt, mit Preußen zusammen zu gehen und ihm namentlich auch den vorerwähnten Isthmus von Göttingen zu gönnen, als wie Bayern, das doch immer schon, wenn nicht kirchliche Fragen mitspielten, unter dem Gegensätze zu Oesterreich gestanden. Ist doch das Entstehen und Wachsen Oesterreichs wesentlich auf Kosten des bayerischen Stammes erfolgt. Aber in Bayern sah man damals mit ebensoviel Hochachtung wie Vertrauen auf Oesterreichs, das heißt auf Metternichs guten Willen, wie man mit Geringschätzung und Abneigung auf den des norddeutschen Emporkömmlings sah; für seine Verdienste blieb man blind. Als man demgemäß Preußens Wünsche, sich über Sachsen auszudehnen, ebenso darnach das Verlangen, den „Isthmus“ zu erhalten und anderes entschieden bekämpfte, wurden auch umgekehrt Preußen und Rußland gegen die Bayern minder freundlich. Metternich aber, der den Bayern die Herstellung der vorigen Größe (1700 Quadratmeilen) dem Rieder Vertrag entsprechend ausdrücklich zugesichert und daß die Landesteile zusammenhängend sein sollten, vergaß trotz alledem seine Versprechungen. Bayern mußte mit 1400 Quadratmeilen und der Zerstückelung in zwei Teile zufrieden sein. Dabei wurde es auch wie Preußen mit der französischen Nachbarschaft „kompromittiert“. Seine Ansprüche auf die rechtsrheinische Pfalz, auf Mainz, Frankfurt, Hanau und Fulda s mußte es aufgeben, bezw. auf die Hoffnung beschränken, möglicherweise vielleicht später das eine oder andere durch Erbschaft zu erhalten. So mußte Bayern (gegen 1792) mit dem Zuwachs sich zufrieden geben, der in Schwaben, Franken und der linksrheinischen Pfalz bestand. Dem Stamme nach waren die Einwohner jetzt nur zu einem Drittel wirkliche Bayern; die beiden anderen Drittel waren Schwaben und Franken. — Ebenso änderte sich auch, ähnlich wie in Preußen, der kirchliche Charakter. Sonst war Bayern mehr wie irgend ein anderes deutsches Land ausgesprochen katholisch und immer die treueste Stütze der katholischen Kirche gewesen. Kirche und Staat hatten sich gegenseitig immer in die Hände gearbeitet. Jetzt aber war es fast zu einem Drittel evangelisch geworden. Alle diese neuen Verhältnisse mußten, obschon dies sicher nicht die Absicht Metternichs gewesen, die Wirkung haben, das eigenartig Altbayerische zu mildern und politisch wie kirchlich eine Annäherung

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 66

1910 - Düsseldorf : Bagel
66 Isenburgische Gebiete mit Offenbach und das linksrheinische Hessen mit Oppenheim, Mainz und Bingen. Aber auch das neue Hessen gehörte nicht zu den Ländern, die Preußens führende Rolle liebten, und doch hat kein Staat früher und häufiger es erfahren, daß die wirtschaftlichen Interessen zwingend auf die Verbindung mit Preußen hinwiesen. (Zollverein, Eisenbahnen). Hätte der greifbare Gewinn nicht ein Fingerzeig für die Politik der anderen Staaten werden können? In welchem Maße das Interesse fremder Länder bei der Neugestaltung Deutschlands maßgebend war, zeigte am deutlichsten die Behandlung der Nordseeländer. Hier machten sich englische Anschauungen besonders geltend, und England bekam auch wirklich an der ganzen Nordsee die entscheidende Stellung. Holland, dessen wertvolle Kolonien an England gekommen, sollte reichen Ersatz an Belgien und einen möglichst großen Zuwachs ostwärts haben. Begehrt wurde naiverweise sogar das Bergische Land und linksrheinisch möglichst viel, etwa bis zur Mosel. Und heimische Phantasten, wie der deutsche Vertreter Hollands, Gagern, redeten sich sogar ein, so das entfremdete Niederland dem Vaterland zurückgewinnen zu können! England dagegen, das klarer sah, wollte Holland zu einer größeren kontinentalen Macht machen, das ebenso wie die ändern Nachbarn Frankreichs (Sardinien, die Schweiz, Bayern, Preußen) allerdings dieses unruhige Land eindämmen, zugleich aber auch und mit ausreichenden Mitteln das fortwährende Wachsen Preußens nach der Nordsee zu einschränken könnte. Demgemäß sollte Preußen auch seinen Besitz an der Maas, wie Venlo und Gennep, an das Königreich der Niederlande abtreten. Die Maas sollte im Unterlauf nur niederländisch sein und demgemäß die preußische Grenze überall mindestens eine Meile östlich von der Maas entfernt bleiben. Um nun aber doch diesem vergrößerten Königreich eine beschränkte politische Verbindung mit Deutschland zu geben, sollten Luxemburg und Limburg zum deutschen Bunde gehören. Für die Annäherung der beiden Länder hat diese Brücke natürlich nicht den geringsten Wert gehabt. Preußens und Deutschlands Wachsen aber hat es auch nicht aufhalten können. Weit stärker noch machte sich der englische Einfluß auch bei dem Neubau Hannovers geltend. Die ganzen Emslande, dazu das Bistum Hildesheim, die ehemalige Reichsstadt Goslar

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 9

1910 - Düsseldorf : Bagel
9 England empfand es unbequem, daß Napoleon Malta und weiter Aegypten genommen und damit den Weg nach Indien in seine Hand bekommen. Englands Tätigkeit spielte sich daher auf dem Mittelmeer ab; seine Mitwirkung auf dem Lande in den Niederlanden war wohl in Aussicht gestellt, blieb aber doch tatsächlich aus. Rußland, dessen phantastischer Kaiser Paul die Revolution bekämpfen und für die Legitimität eintreten wollte, schickte den in den Türkenkämpfen erprobten 70 jährigen Suworoff. Er hatte mit den österreichischen Truppen gemeinsam vorzugehen. Das Arbeitsfeld war zunächst Oberitalien. Die Oesterreicher aber, die in den polnischen Teilungen sich verkürzt glaubten und die außerdem auch den Erwerb Bayerns wieder einmal hatten aufgeben müssen, wollten, um hier sich schadlos zu halten, die französischen Tochterrepubliken in der Schweiz und in Italien wieder beseitigen. Das waren demnach sehr verschiedene Ziele. Nur anfangs gingen die Wege zusammen. Während Erzherzog Karl bei Augsburg ein Heer sammelte, die von Straßburg vorgedrungenen Franzosen bei Ostrach und Stockach schlug und dann nach Zürich ging, um hier Massena zurückzutreiben, vereinigte sich ein noch zahlreicheres österreichisches Heer unter Kray östlich der Etsch, überwand den General Scherer bei Magnano, siegte gemeinsam mit Suworoff nochmals bei Cassano und nahm dann mit ihm Mailand, ja Turin. Dann schlugen sie an dertrebbia den aus Neapel heimkehrenden Macdonald. Der letzte und entscheidende Sieg, bei welcher Gelegenheit Joubert fiel, war der bei Novi. Jetzt war das ganze Oberitalien bis auf Genua den Franzosen genommen. Suworoff durfte hoffen, auch dies in Kürze dem französischen Feldherrn Moreau abzugewinnen. Da kam von Wien her eine verhängnisvolle Wendung der Arbeitsverteilung. Das Wiener Kabinett träumte bereits von einem W iedergewinn Belgiens, dazu sollte der Erzherzog Karl Zürich verlassen und rheinabwärts ziehen. Der inzwischen bei Zürich eingetroffene Korsakoff sollte statt des Erzherzogs zusammen mit dem Oesterreicher Hotze Massena, den Nachfolger Jourdans, zurückhalten, war aber mit seiner kleinen Schar dieser Aufgabe nicht entfernt gewachsen; deshalb sollte Suworoff,

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 80

1910 - Düsseldorf : Bagel
80 Nr. 14. Preußen nach 1815. Wie gut Preußen daran tat, erst den eigenen neu zusammengesetzten Staat fertig zu machen, bevor es die Verbindung mit den ändern inniger gestaltete, zeigt schon ein Blick auf die Zusammenfügung der Teile. Jede geographische Einheit fehlte den beiden Ländermassen. Eigentümlich war die lange Ausdehnung der Grenzen und die Verteilung über fast ganz Deutschland; nur die Schwaben und Bayern waren hier nicht vertreten. Bezeichnend war ferner, daß über die Hälfte der Einwohner, nämlich 57a Millionen, zu den alten 5 Millionen neu hinzugekommen waren. Charakteristisch war aber auch, daß alle diese neuen Preußen nur ungern in den neuen Verband übertraten, gewiß ein ausreichender Grund, mit der Umwandlung des absoluten Staates in einen konstitutionellen recht vorsichtig vorzugehen. Im Norden war das schwedische Vorpommern, welches schon der Große Kurfürst heiß begehrt, nun endlich gewonnen. Man hätte denken sollen, daß dies Ländchen unschwer mit dem ändern Pommern sich hätte vereinigen lassen. Aber der Adel fürchtete von seinen Vorrechten, Privilegien und Freiheiten einzubüßen und bekämpfte nach Kräften die Verbindung mit der ändern „Nation“ der Pommern. Erst 1818 durfte sie gewagt werden. So partikularistisch war damals noch das Empfinden selbst in den Ländern, die so zweifellos zusammengehören. — Schwieriger war natürlich die Behandlung der sächsischen Landesteile. In Konfession und Abstammung war die Bevölkerung den Brandenburgern zwar nahe verwandt, aber gerade in Sachsen bestand schon seit langer Zeit eine geschichtlich begründete Eifersucht auf Preußen, weil dieses das geworden, was Sachsen hätte werden sollen. Daß Preußen nur deshalb, weil Sachsen seine nationale Aufgabe vergaß, an seine Stelle trat, wurde darum doch nicht gern gesehen. So wurde das Verhältnis Preußens und Sachsens mehr und mehr ein unfreundliches, wie sich dies in den Schlesischen Kriegen auch geoffenbart hatte. Natürlich pflegte Napoleon den Gegensatz nach Kräften und verband auch Polen wieder mit Sachsen. Diesen Vorgängen folgte 1815 die endgültige Auseinandersetzung. Die Entfremdung wäre wohl leichter überwunden, wenn Preußen jetzt das ganze Sachsen erhalten hätte. Statt' dessen bekam es die durch eine

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 25

1910 - Düsseldorf : Bagel
auf allgemeine Erbitterung gestoßen waren Wie die Geistlichen die kirchlichen Umgestaltungen haßten, so die Bauern all die anderen Veränderungen: Konskription, Steuern, Zölle und dergleichen. Von großem Wert war aber auch, daß dieser Volksbewegung eine kleine, aber regelmäßige österreichische Armee zu Hilfe kommen konnte, die der in Graz wohnende Erzherzog Johann unter Führung des Generals Chasteler von Villach aus gen Westen schickte. Während vom Passeyer Tal bei Meran die Erhebung ausging und über den Jauffenpaß nach Sterzing übersprang, kamen österreichische Truppen durch das Pustertal und andere die Salzach hinauf durch den Pinsgau. Immer weiter ging die patriotische Bewegung. Schon zogen siegreiche Bauern über den Brenner nach Wiltau, dann nach dem Iselberg und bereits am 13. April war die Hauptstadt Innsbruck von den Bayern befreit, um nunmehr „nie wieder von Oesterreich getrennt zu werden“. Aehnlich überraschend auch mit der Hauptarmee den Gegner niederzuschlagen, war der Plan Erzherzog Karls. Er stand in Böhmen und hoffte wohl auch hier, wo der Kaiserstaat Deutschland am nächsten, Beistand am schnellsten zu finden. Aber sein Aufruf an die Fürsten fand keinen Beifall; nur der länderlose Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig stellte sich mit einer kleinen Schar bei ihm ein. Er wollte sich sein Herzogtum wieder erkämpfen, doch sollte ihm dies, als Oesterreich später, ohne sein zu gedenken, mit Frankreich Frieden schloß, noch verzweifelte Kämpfe kosten. Schnell und vereinzelt den Gegner überwinden, das war der Plan; in der Ausführung trat das Gegenteil ein. Napoleon, der mit einem Teil der Trappen noch in Spanien war, während Davoust sich in Oberfranken befand und die Bayern und Württemberger zwischen den beiden standen, war doch früher an den entscheidenden Stellen. Nach dem Vorgefecht von Abensberg, das dem wenig unterrichteten Napoleon über die Stellung der Oesterreicher Klarheit verschaffte, griff dieser mit Massena bei Landshut den linken feindlichen Flügel an und, konzentrisch alle seine, noch wenig vereinigten Truppen nach denselben Mittelpunkt leitend, siegte er weiter Schlag auf Schlag, erst bei Eggmühl und dann vor Regensburg. Den Wtert der Schnelligkeit sowohl in der Entschließung wie in der Aus-

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 27

1910 - Düsseldorf : Bagel
berg zurückkehrte, nach einigen Wochen mit bedeutenden Verstärkungen zum zweiten Male vorgegangen. Jetzt waren sie 170 000 Mann stark. Unter Anwendung dieser Massen wurde bei Wagram eine Umklammerung der Oesterreicher erreicht und der Erzherzog nicht besiegt, aber doch zurückgewiesen. Er wurde nach Znaym gedrängt und dann ein Waffenstillstand geschlossen, der den Frieden von Schönbrunn zur Folge hatte. Eine Wendung hätte die Schlacht bei Wagram vielleicht noch dann erhalten können, wenn die Truppen des Erzherzogs Johann*) rechtzeitig den umklammernden rechten französischen Flügel im Rücken angegriffen. Erzherzog Karl mußte indes schon um 172 Uhr die Schlacht abbrechen und Erzherzog Johann erschien erst um 6 Uhr. Da die Kämpfe in Nordosten der Monarchie ebenfalls erfolglos gegen die Republik Warschau und das Kaisertum Rußland verliefen und da auch der Feldzug in Italien aufgegeben werden mußte, war Oesterreich überall unterlegen. Auch die Einzelkämpfe in Deutschland unter Dörnberg, Schill und dem Herzog von Braunschweig nutzten für den Enderfolg ebenso wenig, wie die Erhebung der Tiroler. Die Unterzeichnung des Friedens fand in Schönbrunn am 14. Oktober statt. Der Mut Oesterreichs war ja völlig gebrochen. Man glaubte sich, nur um den Frieden zu bekommen, dem Willen des verhaßten Napoleon fügen und den Verlust von 2000! Quadratmeilen Landes auf sich nehmen zu müssen! Zwischen dem Königreich Italien und Oesterreich wurden die Jllyrischen Provinzen geschaffen und an Frankreich abgetreten; durch diese Schöpfung büßte Oesterreich die ganze adriatische Meeresküste ein. Salzburg, Berchtesgaden und das Innviertel kamen an Bayern, Westgalizien an das Herzogtum Warschau und Tarnopol an Rußland. Tirol wurde, um seine Kraft dauernd zu brechen, in drei Teile geteilt. Der Norden fiel an Bayern zurück, ein östliches Drittel im Donautal wurde mit den Jllyrischen Provinzen ver- *) Erzherzog Johann hatte den Kampf in Italien gegen den Vizekönig Eugen Beauharnais zu führen gehabt. Trotz des Sieges bei Sacile hatte er, als Wien bedroht wurde, heimkehren müssen; bei Raab hatte der \ izekönig ihn dann geschlagen und zu dem Umwege über Komorn genötigt. Dieser Umweg erklärte dann freilich sein spätes Erscheinen.

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 96

1910 - Düsseldorf : Bagel
96 trat und damit am 14. Februar 1828 die Stiftung des preußischhessischen Zollvereins ermöglichte, war Hessen-Darmstadt. Maßgebend für diesen Beitritt war selbstverständlich nur das geldliche Interesse dieses Mittelstaates. Um den preußischen Bestrebungen entgegenzuarbeiten, hatte Bayern einen Süddeutschen Zollverein gestiftet. König Ludwig dachte nicht gering von den Handelsaufgaben Bayerns. Er hatte, was Karl der Große nicht zu Ende bringen konnte, seinerseits vollendet. Er hatte die Wasserstraßen vom Rhein und von der Donau, oder, wie man es lieber ausdrückte, die Nordsee und das Schwarze Meer durch den Ludwigskanal verbunden. Allerdings konnte der Kanal nur ganz kleine Schilfe von 125 t tragen und die Durchfahrt war mit 100 Schleusen belastet, aber er verriet doch immerhin große Handelsziele. Auch hatte König Ludwig zeitig den kommenden Dampfwagen seine Aufmerksamkeit zugewendet und probeweise schon Modelle in dem Nymphenburger Park fahren lassen. Später entstand dann auch in Bayern die erste deutsche Eisenbahn mit Dampfbetrieb. (Fürth - Nürnberg 1835) Jetzt wollte der hochgesinnte König auch die Führung der Zollverbände in dem „dritten, eigentlichen Deutschland“ unternehmen. Die Verständigung mit Württemberg war nicht schwierig, da dessen betriebsame Einwohner jedenfalls einen viel größeren Markt erhielten. Aber auch andere Länder mußten gewonnen werden, wenn möglich auch die Schweiz. Zunächst aber strebte man nach Hessen-Darmstadt, denn nur durch Hessen erreichte man die Verbindung mit der Bayrischen Pfalz. Hatte man Hessen-Darmstadt angeschlossen, so mußte die Beteiligung Badens folgen, eines Landes, das wenigstens in seinen nördlichen Teilen nach Wittelsbacher Auffassung zu Bayern gehören sollte. Wenn nun Hessen - Darmstadt trotz aller Bemühungen sich doch für Preußen entschied, so hatte es dafür recht triftige Gründe. Hessen-Darmstadt konnte für sich allein bleiben; es konnte mit dem Süddeutschen Zollverein gehen oder auch mit Preußen. Die Zolleinnahmen in Hessen-Darmstadt allein betrugen 21/2 Sgr., in Württemberg-Bayern, das ein größeres Handelsgebiet umfaßte, anderseits aber auch wenig Kolonialwaren verbrauchte, 972 Sgr., in Preußen dagegen 24 Sgr. Konnte der sehr geldbedürftige Darmstädter Staat da noch lange schwanken? Und das um so weniger, als die neugewonnenen

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 156

1910 - Düsseldorf : Bagel
156 allen den Opfern bereit, welche die Macht und die Ehre des Vaterlandes beanspruche. Bismarcks Verantwortung war eine ungeheure. Und doch ging er unbeirrt weiter. Sein Pflichtgefühl sagte ihm, daß er diesen Weg gehen müsse. Beruhigte ihn auch die Autorität Moltkes, der die kriegerische Lage vertrauensvoll beurteilte, so konnte doch auch dieser ruhige und klare Schlachtendenker nicht alles vorhersehen. Der Zufall konnte immer noch Ueberraschungen bringen. Die Kugel kam aber schnell ins Rollen. Am 1. Juni brachte Oesterreich die Entscheidung über die Herzogtümer an den Bund und berief gleichzeitig auf den 11. Juni die holsteinschen Stände nach Itzehoe. Darauf erklärte der preußische Statthalter Manteuffel dies Verfahren für einen Bruch des Gasteiner Vertrages^ Mit seiner Beseitigung höre die getrennte Verwaltung auf und die alten Zustände träten wieder an ihre Stelle. Er werde in Holstein einrücken; österreichisches Militär möge das Gleiche in Schleswig tun. Die schwache österreichische Biigade Kalik (4800 Mann) tat dies natürlich nicht, schon deshalb, weil sie es auf eine gewaltsame Auseinandersetzung nicht ankommen lassen durfte. Statt dessen fuhr sie mit der Bahn südwärts und die preußische Militärmusik spielte dazu auf dem Bahnhofe freundschaftliche Abschiedsgrüße. Die Preußen rückten dann den Oesterreichern in der Richtung nach Altona nach und kamen noch früh genug nach Itzehoe, um den Saal zu schließen, in dem eben die Stände sich versammeln wollten; Beschlüsse fassen konnten sie nicht mehr. Die Antwort Oesterreichs auf Preußens Vorgehen blieb nicht aus. Es bezeichnete dies als einen Gewaltakt und beantragte deshalb beim Bunde für den 14. Juni die Mobilmachung ahei nichtpreußischen Truppen. Sie sollten die Exekution gegen den Friedensstörer ausführen. So wenig dies mit den Bestimmungen des Bundes vereinbar, der einen Krieg gegen die Mitglieder ausdrücklich untersagte, so wurde der Beschluß doch mit einer Mehrheit von neun gegen sechs Stimmen gefaßt. Und dabei war diese Mehrheit eine gefälschte! Die Abstimmung bedeutete aber den Krieg. Von besonderer Tragweite war dieser Beschluß für drei der nächsten Nachbaren: Sachsen, Hannover und Kurhessen.

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 175

1910 - Düsseldorf : Bagel
175 ihm die Felle „wegschwammen“, seine Losung wurde: „Rache für Sadowa.“ Zu diesem Ergebnis führte wesentlich auch der Ausgang des Mainfeldzuges. Der Mainfeldzug. Bei der kriegerischen Tüchtigkeit der Süddeutschen und ihrer großen Ueberzahl hätte man auf ihrer Seite auch noch nach der Ausschaltung der hannoverschen Armee größere Erfolge erwarten sollen. Die Aufgabe Vogel von Falkensteins dagegen, der die drei vereinigten preußischen Divisionen (45 000 Mann) gen Süden zu führen hatte, mußte als eine überaus schwierige und gefahrvolle betrachtet werden. Mitten zwischen zwei starke, feindliche Armeen hatte er sich hineinzuschieben. Die tatsächlichen Verhältnisse bei den Süddeutschen waren aber doch viel ungünstiger, als wie sie bei oberflächlicher Betrachtung erschienen. Die Bayern, die sich bei Bamberg sammelten, zählten bei Beginn des Krieges nur 29 000 Mann; die Zahl wuchs nach und nach auf 41 000 Mann, und erst zum Schlüsse erreichten sie wirklich die Höhe von 53 000 Mann. Aber noch viel weniger fertig waren die Leute vom achten deutschen Bundeskorps. Bei Beginn des Krieges waren sie noch mit der Aufstellung ihrer Abteilungen beschäftigt und darum zu Anfang gar nicht kampffähig. Am Schlüsse waren sie allerdings 48 000 Mann stark, hatten aber eine innere Einheit so wenig erreicht, daß ihr Führer, Prinz Alexander von Hessen, bitter klagte, sie erhielten stets von sechs verschiedenen Kriegsherren ihre Befehle und hätten ebenso-viele Reglements, Signale, Artilleriesysteme und — politische Ziele. So konnte es kommen, daß der Herzog von Nassau es durchsetzte, daß beim Vormarsch gegen Vogel von Falkenstein das Korps westlich möglichst nahe bei Nassau sich halten mußte und deshalb bei den ersten Gefechten den Bayern gar nicht helfen konnte. Im weiteren Verlauf rief der Herzog dann seine „Armee“ noch ab, um Nassau unmittelbar zu verteidigen, ohne daß diese gegen die Landwehren und vierten Bataillone Rheinpreußens das Ländchen wirklich hätte schützen können. Ein weiterer Uebelstand war es, daß die sämtlichen Süddeutschen erst nach der Schlacht von Königgrätz zum Kampfe

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 126

1910 - Düsseldorf : Bagel
126 er die Schattenherrschaft verschmähte und sein mächtiges preußisches Königtum der Zukunft erhielt. Sein Zurückweichen aber hatte die Wirkung, daß nun die Radikalen das Uebergewicht erhielten. Jetzt glaubten sie die Zeit für eine Republik gekommen. In den Bürgerwehren, Turnern, Freischärlern fanden sie die ersten Bestandteile einer bewaffneten Macht; Hoffnung aber machten sie sich auch auf den Uebertritt der Soldaten. Die Hauptsache war ihnen die Freiheit, weniger wert schien die Einheit. „Lieber in Sachsen frei, als unfrei im einigen Deutschland.“ Unter solchen Anschauungen vertrieben sie den König aus Dresden und richteten hier am 4. Mai eine vorläufige Regierung ein. Die Bewegung wurde jedoch mit preußischer Hilfe schon am 9. Mai niedergeschlagen; ebenso am industriereichen Niederrhein, wo Unruhen in Elberfeld, Düsseldorf und Iserlohn entstanden. Viel ernster aber waren die Kämpfe in der Pfalz und in Baden, wo — in Deutschland bislang unerhört — auch das Heer zur Revolution übergetreten war. Hinter dem Neckar lagerten unter dem Polen Mieroslawski die Aufständischen, ihnen gegenüber die Reichsarmee unter dem General Peucker. Die eigentliche Niederwerfung der Empörer geschah durch preußische Truppen, die unter dem Prinzen von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm) von Mainz den Rhein hinaufzogen, dann bei Germersheim ihn überschritten und nun den Gegnern in den Rücken kamen. Das größte Gefecht war am 21. Juni bei Waghäusel. Die Aufständischen wichen zurück und hielten nun nirgends mehr stand, bald wurde auch Karlsruhe genommen (21. Juni) und am 23. Juli auch das feste Rastatt. Gleichzeitig mit dem Uebergang der Republikaner zur Gewalt waren auch die Kämpfe in der Paulskirche leidenschaftlicher geworden und führten endlich zum Ausscheiden der Oesterreicher aus dem Parlament; dann schieden auch die Preußen; ebenso auch die Bayern und die Sachsen. Um so revolutionärer wurden die Zurückbleibenden, das Rumpfparlament. Sie begaben sich nach Stuttgart, um womöglich Württemberg in die badische Bewegung hineinzuziehen. Hier errichteten sie, etwa noch 100 Mitglieder zählend, eine Reichsregierung (der Zigarrenhändler Raveaux, Professor K. Vogt, G. Simon aus Breslau), die nichts mehr zu regieren vorfand. Als sie die Aufforderung an
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