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1. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ende der Französischen Revolution - S. 3

1905 - Hamburg : Boysen
— 3 — entrichten, und ihm sollten Sitz und Stimme auf dem Reichstage zustehen; aber die Reichsgerichte sollten für den Burgundischen Kreis keine Gültigkeit haben. Als sich die Stände 1555 anschickten, eine Reichskriegsverfassung fertigzustellen, schoben sie den Burgundischen Kreis beiseite und überließen den Schutz desselben der spanischen Monarchie. Seitdem hatten die nördlichen Provinzen einen achtzigjährigen Freiheitskampf gegen die Spanier geführt, und im Frieden zu Münster und Osnabrück wurden sie als unabhängiger, souveräner Staat anerkannt, und damit waren sie sowohl von Spanien als auch von Deutschland abgetrennt. Der alte Burgundische Kreis war also zertrümmert, und nur die südlichen, von Spanien behaupteten Teile, deren Bewohner zum Teil eine fremde Sprache redeten, waren in dem Verbände des Deutschen Reiches geblieben, und auch sie nur dem Namen nach. Schleswig-Holstein. Wenden wir uns dem Norden zu. Bis zum Jahre 1460 hatte das Geschlecht der Schauenburger zugleich die Herzogswürde in Schleswig und das Grafenamt in Holstein besessen. Als 1460 die Schauenburger ausstarben, da wählten die Stände von Schleswig und von Holstein den Dänenkönig Christian, der deutschen Stammes war und dem Grafenhause von Oldenburg angehörte, zum Nachfolger der Schauenburger, jedoch nur unter der Bedingung, daß Schleswig-Holstein ewig zusammen und' ungeteilt bleiben sollte. Aus dieser Wahl von 1460 ergaben sich für Schleswig-Holstein Zustände ganz eigentümlicher Art. Es konnte hinfort niemand mehr angeben, wo eigentlich die Grenze zwischen Dänemark und Deutschland sei. War es die Eider? Man könnte es glauben, weil Schleswig ein dänisches und Holstein ein deutsches Lehen war. Aber die beiden Länder sollten ja auf ewig zusammen und ungeteilt bleiben. Oder war es die Königsau ? Die Bevölkerung Schleswigs war zum größten Teile deutsch. Aber Schleswig und Holstein standen unter dem Könige von Dänemark. Oder war es gar die Elbe? Aber fast die ganze Bevölkerung der beiden Herzogtümer war deutsch. Es waren Zustände, die man für unhaltbar erklären müßte, wenn sie nicht tatsächlich jahrhundertelang zu Recht bestanden hätten. Die habsburgischen Länder. Die südöstlichen Marken des Deutschen Reiches befanden sich seit zwei Jahrhunderten, im Besitze des habsburgischen Hauses. Von Anfang an hatten sich die Habsburger bemüht, sich eine bedeutende, festgefügte Hausmacht zu gründen, und hatten zu dem Ende ihre Herrschaft immer weiter auch über die außerdeutschen Gebiete im Südosten ausgedehnt. Bei ihrem Bestreben, sich eine Hausmacht zu gründen und ihre Erblande möglichst fest zusammenzuschließen, war es zuletzt dahin gekommen, daß die österreichischen Lande sich immer mehr von dem übrigen Deutschen Reiche losgelöst hatten. Nur äußerlich waren sie mit dem Deutschen Reiche verbunden; in Wahrheit standen sie ganz unabhängig da. Und wie die österreichische Regierung ihre eigenen Wege einschlug, so wandelte auch das Geistesleben der österreichischen Bevölkerung schon während des späteren Mittelalters eigene Bahnen. Dann trat Luther auf; auch Österreich wandte sich der 1*

2. Geschichtliches Lesebuch - S. 18

1909 - Hamburg : Boysen
sich der linke Flügel der Österreicher, und jetzt schien auch Preußen bereit, der Koalition beizutreten. Wenn die Verbündeten Napoleon durch eine behutsame Verteidigung hinhielten, bis alle Zuzüge herangekommen waren und Preußen mit eingreifen konnte, so war Napoleons Niederlage unausbleiblich: er stand über 100 Meilen von Frankreichs Grenzen entfernt, konnte keine Verstärkung erwarten, und sein Heer zählte schon jetzt nicht ganz soviel Soldaten wie der Feind gegenüber. Aber der Übermut Alexanders, des jungen russischen Kaisers, sollte Napoleon retten. Bei den Unterhandlungen, die Napoleon angeknüpft hatte, stellte er sich nachgiebig und friedfertig, um den Glauben zu erwecken, daß er sich fürchte. Alexander durchschaute das Spiel freilich und beteuerte wiederholt, keine List des Feindes solle ihn zum vorzeitigen Losschlagen verlocken. Aber eine glänzende Heerschau brachte den Zaren um alle seine guten Vorsätze. Ihn durchzuckte der Gedanke, die Welt durch eine entscheidende Schlacht zu überraschen, noch ehe Preußen am Kriege teilnahm, und seine Günstlinge stimmten ihm lärmend bei. So begann am Jahrestage der napoleonischen Kaiserkrönung (am 2. Dezember) die Schlacht bei Austerlitz, und durch eine furchtbare Niederlage erhielt Alexander den Lohn für seine Torheit. Die Russen dachten nach der Schlacht nur an ihre Rettung und zogen ab, und bald darauf schloß Österreich mit Napoleon einen Frieden zu Preßburg. In diesem bestätigte Österreich alle Veränderungen in Holland, in der Schweiz und Italien. Ferner verlor das Haus Österreich Venetien, Tirol mit Vorarlberg und seine schwäbischen Besitzungen. (Venetien kam an das Königreich Italien, Tirol an Bayern, die abgetretenen süddeutschen Gebiete wurden den süddeutschen Bundesgenossen Napoleons zugeteilt.) Die Herrscher von Bayern und Württemberg erhielten durch Napoleons Gnade die Königs würde. Es war allerdings in der Urkunde hinzugefügt, sie hörten darum nicht auf, dem ,,deutschen Bunde“ anzugehören. Aber es hieß auch unter den Friedensbedingungen: die Könige von Bayern und Württemberg, sowie der Kurfürst von Baden werden der vollen Souveränität und aller daraus fließenden Rechte genießen, ganz so, wie der Kaiser von Österreich und der König von Preußen sich deren in ihren deutschen Landen erfreuen. Der Rheinbund. Nach einem Kriege, in dem die Fürsten den Kaiser bekriegt, nach einem Frieden, in welchem der Kaiser seine letzten Besitzungen im Reich eingebüßt hatte, die siegreichen Fürsten Souveräne und Könige geworden waren, hatten die Formen des alten Reichs jeden Sinn verloren. Jetzt konnte Napoleon daran gehen, seine alten Schützlinge durch Verträge dauernd an Frankreich zu fesseln. Wenn er ihnen einen Beutezug gegen ihre kleineren Mitstände erlaubte, durfte er den Höfen der Mittelstaaten alles zutrauen. Im Frühjahr 1806 verbreitete sich an den deutschen Höfen das Gerücht, eine neue umfassende Gebietseinziehung stehe bevor. Abermals wie ein paar Jahre früher eilten die Gesandten unseres

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 28

1909 - Hamburg : Boysen
— 28 — obgleich Napoleon sie in seinen Bulletins als Urheberin des Krieges hingestellt und sie mit Anklagen und Hohn überschüttet hatte. Aber die Unterredung war erfolglos; ihre Bitten glitten von Napoleon ab — so drückte er sich selber aus — wie das Wasser vom Wachstuch. Dann wurde in Tilsit die Friedensurkunde unterzeichnet. Alles Land links von der Elbe und alle Gebiete, welche Preußen durch die beiden letzten Teilungen Polens sich angeeignet hatte, gingen verloren. Preußen behielt von den 6000 Geviertmeilen, welche der Staat vor dem Kriege besaß, nur 2800, war also nur noch wenig umfangreicher als im Jahre 174° und dazu weit ungünstiger gestellt. Er war auf das rechte Elbufer zurückgedrängt, aller seiner Außenposten im Westen beraubt. Jeden Augenblick konnten auf einen Wink des Kaisers die Polen von Osten, die Sachsen von Süden her, die Westfalen aus Magdeburg gleichzeitig gegen Berlin vorbrechen und das Netz über dem Haupte der Hohenzollern zusammenziehen. Das Werk Friedrichs des Großen schien vernichtet. Die polnischen Provinzen des Königreichs wurden dem Könige von Sachsen zugeteilt, der den Namen eines Herzogs von Warschau annahm. Aus den preußischen Landen links der Elbe, aus den welfischen und kurhessischen Gebieten wurde ein Königreich Westfalen gebildet, und dieses wurde dem Bruder des Kaisers, Hieronymus, übergeben mit der strengen Weisung, daß er als seine erste Fürstenpflicht den Gehorsam gegen Frankreich zu betrachten habe. Nach Freytag und Treitschke.

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 101

1909 - Hamburg : Boysen
Ioi —* an Österreich seinerseits den Krieg zu erklären, sobald Preußen die Waffen ergreifen würde. Weder Preußen noch Italien durften Frieden oder Waffenstillstand schließen, ohne Zustimmung des Bundesgenossen. Diese Zustimmung durfte nicht verweigert werden, wenn Österreich einwilligte, an Italien das lombardisch-venezische Königreich*) abzutreten und an Preußen Landstriche, die diesem Königreich an Bevölkerung gleichwertig waren. Weil Italien diesem Vertrage gemäß jetzt auch den Krieg mit Österreich begann, mußte Österreich außer der Nordarmee, die Benedek führte, eine Südarmee aufstellen, um sich gegen Italien zu schützen. Verlauf. Es sind demnach drei Kriegsschauplätze zu unterscheiden: Westdeutschland, Italien und Böhmen. Schon am Tage nach der Abstimmung in Frankfurt wurden die Regierungen von Kurhessen, Hannover und Sachsen aufgefordert, ihre Rüstungen einzustellen, ihre einberufenen Truppen zu entlassen und die Bundesreform, welche Preußen vorgeschlagen hatte, anzunehmen. Aber alle drei Staaten hielten zu Österreich, und nun begann Preußen den Krieg. Noch am Abend desselben Tages, an welchem Preußen jene Forderung gestellt hatte, überschritten Herwarths Bataillone die Grenze Sachsens. Die Sachsen wichen nach Böhmen zurück, und nach wenigen Tagen war das ganze Land den Preußen unterworfen. — Die Truppen des Generals Vogel von Falckenstein standen weit zerstreut; von Holstein, von Minden und von Wetzlar aus rückten sie vor; aber es geschah mit solchem Nachdruck und mit solcher Schnelligkeit, daß schon nach drei Tagen auch Hannover und Kurhessen besetzt waren. Darauf vereinigten sich die drei preußischen Heeresabteilungen zur Mainarmee, und dieser gelang es, die feindlichen Heeresteile, die noch im Felde standen (die Bayern und das achte Bundeskorps) getrennt zu halten und in einer Reihe von Gefechten einzeln zu schlagen. Während sich Preußen in voller Wucht auf den Gegner warf, bewies der italienische Oberfeldherr große Unfähigkeit und geringen Eifer. Bei Custozza wurden die Italiener geschlagen, und dann wurden sie über den Mincio zurückgeworfen. Von seinem italienischen Bündnis hatte Preußen nur insofern Nutzen, als die Österreicher gezwungen waren, einen Teil ihrer Truppen im Süden stehen zu lassen, so daß dieser Teil nicht gegen Preußen verwendet werden konnte. Die Entscheidung erfolgte in Böhmen. An den Kronprinzen und den Prinzen Friedrich Karl — mit dem sich Herwarth von Bittenfeld vereinigt hatte — erging von Berlin aus das folgende Telegramm: „Seine Majestät befehlen, daß beide Armeen in Böhmen einrücken und die Vereinigung in der Richtung auf Gitschin aufsuchen.“ Dieser Befehl wurde dann von Moltke erläutert. Es sei natürlich nicht gemeint, daß Gitschin unter allen Umständen erreicht werden müsse, vielmehr hänge die Ver- *) Eigentlich handelte es sich nur um Venetien; von der Lombardei besaß Österreich seit 1859 nichts weiter als Mantua und Peschiera.

5. Geschichtliches Lesebuch - S. 132

1909 - Hamburg : Boysen
— I32 — mittleren und kleinen Staaten am besten durch hohe Durchfuhrzölle gezwungen werden konnten, sich der preußischen Handelspolitik anzuschließen. Die Zollordnung war nämlich von Haus aus darauf berechnet, die deutschen Nachbarn in den preußischen Zollverband hineinzuziehen. Solange fremde Gebiete, welche nicht in die Zollinie eingeschlossen waren, die Teile des preußischen Staates schieden, so lange bildete Preußen noch nicht ein.einziges Marktgebiet. Außerdem konnte durch Vereinigung mit den Nachbarstaaten die zu bewachende Zollgrenze verhältnismäßig verkürzt werden. Endlich erkannte man, daß die Gründung eines Zollvereins auch politischen Gewinn bringe: die wirtschaftlichen Vorteile, welche der Anschluß ihnen gewährte, kettete die deutschen Staaten unlösbar an Preußen, und so bereitete ihre Vereinigung zu einem Zollverbande zugleich eine politische Einigung der deutschen Staaten unter Preußens Herrschaft vor. Die kleineren Staaten konnten durch den Anschluß an Preußen in wirtschaftlicher Beziehung nur gewinnen. Manche erhielten einen 20 bis 200 mal größeren Freimarkt für ihre Erzeugnisse, und die Zolleinnahmen, welche der preußischen Staatskasse aus dem fremden Gebiete zuflossen, sollten nach billiger Übereinkunft — später nach Verhältnis der Einwohnerzahl — den Landesherren jener Gebiete überwiesen werden. Widerstand gegen das Zollgesetz. Aber die kleineren Nachbarn Preußens empfänden zunächst das neue Gesetz als eine Last. Die Zollinie an den Grenzen der neuen Provinzen störte vielfach den altgewohnten Verkehr. Das Königreich Sachsen z. B. litt schwer, als die preußischen Zollschranken nicht weit von den Toren Leipzigs aufgerichtet wurden. Überdies schob Preußen die Zollinien gleich so weit vor, daß sie die anhaitischen Herzogtümer (Köthen, Dessau, Bernburg) beinahe ganz und auch einen Teil der kleinen thüringischen Gebiete, die mit Preußen im Gemenge lagen, umfaßte. Alle nach diesen Ländern eingeführten Waren, unterlagen ohne weiteres den preußischen Einfuhrzöllen. Erst als die neue Grenzbewachung in Kraft getreten war, ließ das Berliner Kabinett diesen Staaten die Einladung zugehen, wegen des Zollwesens mit Preußen zu verhandeln, ein kluges, aber rücksichtsloses Verfahren, das die kleinen Höfe aufs tiefste verletzen mußte. Bald kam es überall in Deutschland zu einem heftigen Kampf gegen das neue Gesetz. Man meinte, es sei geradezu rechtswidrig, daß Preußen von Fremden Steuern erhebe. Freilich wären die angrenzenden und eingeschlossenen Staaten durch den Anschluß an das preußische Zollgebiet ja auch der Segnungen des neuen Gesetzes teilhaftig geworden; aber solchen Anschluß verhinderte die Großmannssucht der deutschen Mittel- und Kleinstaaten. Jeder war sich bewußt, selbständiges Mitglied der europäischen Staatenfamilie zu sein; fremde Gesetze und Verwaltungsformen wollte er nicht annehmen. Da alle Klagen beim Bundestag erfolglos waren, versuchte man — wo es anging — durch Schmuggelhandel den abgezwungenen Grenzzoll zu ersparen.

6. Geschichtliches Lesebuch - S. 133

1909 - Hamburg : Boysen
— I33 — Auch durch einen Gegenverein wollte man Preußen zwingen, sein Zollgesetz aufzuheben. Als im Jahre 1828 das Großherzogtum Hessen mit Preußen eine Zollvereinigung eingegangen und im selben Jahre zwischen Bayern und Württemberg auch ein Zollvertrag zustande gekommen war (s. u.), erwachten am Dresdener Hofe schwere Besorgnisse. Was wollte werden, wenn die beiden Vereine, welche im Grunde dieselben Ziele verfolgten, sich zu einem einzigen verschmolzen, wenn sie auch Thüringen gewannen und also dem Leipziger Handel der Weg zur See ringsum durch Zollstellen versperrt wurde? Gerade damals war in Dresden die Hoffnung lebendig, man werde einen dauernden Einfluß auf die thüringischen Lande gewinnen. Um so größer war die Besorgnis, daß Thüringen dem preußischen oder dem süddeutschen Verein sich anschließen könne. So entstand der Plan, einen Gegenzollverein zu bilden, der wie ein Keil zwischen jene beiden Zollvereine im Norden und Süden hineindringen und ihre Verbindung hindern sollte. Im Herbste 1828 war der Bund geschlossen, der sich den Namen mitteldeutscher Handelsverein beilegte. In einem weiten Widerhaken reichte das Vereinsgebiet von Bremen nach Fulda, dann westwärts zum Rhein und gegen Osten bis zur schlesischen Grenze. Die Mitglieder verpflichteten sich, bis zum 31. Dezember 1834 — d. h. bis zu dem Zeitpunkte, wo der preußisch-hessische Vertrag ablief — keinem auswärtigen Zollverein einseitig beizutreten. Die bestehenden Durchfuhrzölle auf solche Waren, welche für einen Vereinsstaat bestimmt waren, durften nicht erhöht werden. Dagegen stand dem Vereine, wie jedem Vereinsstaate frei, Waren, die aus dem Vereinsausland in das Vereinsausland gingen, mit höherem Durchfuhrzoll zu belasten. Die Absichten des Vereins traten also klar zu Tage. Zunächst auf 6 Jahre hinaus wollte man die Erweiterung des preußischen Zollverbandes hindern. Da die Durchgangszölle des mitteldeutschen Handelsvereins weit niedriger waren als die preußischen, durfte man ferner hoffen, die gesamte Einfuhr von der See her nach dem Innern Deutschlands durch die Vereinslande zu leiten und somit Preußen eine bedeutende Einnahmequelle zu verstopfen. Aus dem Herzen Deutschlands mochten dann die fremden Waren durch Schmuggler nach Preußen und Bayern hinübergeschafft werden. Endlich: indem man die Durchfuhr von dem südlichen Zollverbande nach dem nördlichen und von der einen Hälfte Preußens zur anderen durch hohe Zölle erschwerte, glaubte man, den Gegner zwingen zu können, seine eigenen Durchfuhrzölle herabzumindern. Der einzige Vorteil, den der Handelsverein brachte, waren die niedrigen Durchfuhrzölle, und diese Wohltat wurde dadurch erkauft, daß man dem heimischen Gewerbe schwere Wunden schlug. Um nur Preußen zu schädigen, verpflichtete sich die sächsische Regierung, ihre eigenen Fabriken in wehrlosem Zustande zu lassen und die gewerblichen Erzeugnisse des Erzgebirges dem englischen Wettbewerb preiszugeben.

7. Geschichtliches Lesebuch - S. 134

1909 - Hamburg : Boysen
Preußens Sieg. Schließlich trug doch Preußen den Sieg davon. a) Was blieb den kleineren Staaten, die rings von preußischem Gebiet eingeschlossen waren, anders übrig, als in einen Zollverband mit Preußen einzutreten? Wenn Preußen sie als Ausland behandelte und sie mit seinen Schlagbäumen rings umstellte, so war die Volkswirtschaft in diesen kleinen Staaten sofort vernichtet. Dann fanden die Erzeugnisse des eigenen Ländchens außerhalb der Grenze keinen Absatz mehr, und doch wurden die fremden Waren der preußischen Durchgangszölle wegen nicht billiger. Wenn hingegen die kleinen Staaten sich der preußischen Handelspolitik anschlossen, so erhielten sie freien Verkehr auf dem preußischen Markte und außerdem ein gesichertes und reichliches Einkommen durch die Zölle. Zuletzt wurden die kleinen Fürsten durch wachsende Geldnot zum Anschluß gezwungen. freilich waren viele und langweilige Unterhandlungen nötig, bis man sich geeinigt hatte. Aber zur rechten Stunde fand die preußische Regierung einen geschickten Vermittler in Eichhorn. Dieser Mann besaß eine kalte, zähe Geduld, die ihn in dem ermüdenden Streit mit den deutschen Kleinstaaten niemals verließ. Immer blieb ihm der Gedanke gewärtig, daß ein großes Ziel hinter den kleinen Händeln winke. Er war kränklich, aber immer wieder raffte sich sein gebrechlicher Körper zu rastloser Tätigkeit auf, und gelassen trug er trotz ärgster Anfeindung Stein auf Stein zu dem unscheinbaren Bau deutscher Handelseinheit herbei. __________ b) Neben Maaßen und Eichhorn hat sich der preußische Finanzminister Motz um den Zollverein besonders verdient gemacht. Als im Jahre 1828 Hessen-Darmstadt, das sich in großer Geldnot befand, mit Preußen Unterhandlungen anknüpfte, um der preußischen Zollordnung beizutreten, riet Motz sofort, man solle Darmstadt ent-gegenkommen. Freilich war der augenblickliche Gewinn für Preußen gering; denn durch den Anschluß Darmstadts wurde die Grenzlinie, welche bewacht werden mußte, noch verlängert, und daß der Absatz preußischer Fabrikwaren bedeutend zunehmen werde, war auch nicht zu erwarten. Aber Motz hoffte, die mitteldeutschen Nachbarn würden dem Beispiele Darmstadts folgen. Er sagte, man müsse nicht wie bisher von Grenze zu Grenze vorzugehen suchen, vom nächsten Nachbarn zu dem entfernteren, sondern müsse die Nachbarn, die nicht zu überzeugen seien, umgehen und umklammern; dann würden sie zur Vernunft kommen. Der Erfolg hat seine Ansicht bestätigt. Darmstadt nahm die preußischen Grenzzölle an. Jeder Staat sollte seine getrennte Zollverwaltung haben und die Hauptzollämter des anderen beaufsichtigen. Alljährlich wurden die gemeinschaftlichen Einnahmen nach Verhältnis der Kopfzahl verteilt. Der neue Zollverein sollte bis zum 31. Dezember 1834 dauern, und dann, sofern keine Kündigung erfolgte, auf weitere sechs Jahre verlängert werden. c) Nachdem sich die mitteldeutschen Staaten zum Handelsverein zusammengetan hatten, war Motz fest entschlossen, den

8. Geschichtliches Lesebuch - S. 85

1909 - Hamburg : Boysen
- 85 - b) Die Befreiung Schleswig-Holsteins (Vorgeschichte). Erbfolge. Als im Jahre 1460 die Schauenburger ausstarben, die zugleich Grafen von Holstein und Herzoge von Schleswig gewesen, da wählten die Stände von Schleswig-Holstein den König von Dänemark zu ihrem Herrscher, jedoch nur unter der Bedingung, daß die Lande Schleswig-Holstein ewig zusammen und ungeteilt bleiben sollten. Seitdem bildeten Schleswig-Holstein*) und Dänemark zwar nicht einen einzigen Staat, standen jedoch unter einem Herrscher. Der König von Dänemark war zugleich Herzog von Schleswig-Holstein. In unserem Jahrhundert ließ sich voraussehen, daß der Mannesstamm der dänischen Königsfamilie aussterbe, und es war zweifelhaft, ob die Herzogtümer auch dann noch mit Dänemark vereinigt bleiben würden. Wenn in Dänemark kein männlicher Erbe des Thrones vorhanden war, dann waren nach dänischem Thronfolgerecht die Töchter zur Nachfolge berechtigt. Darum mußte in Kopenhagen nach dem Aussterben des Mannesstammes eine Prinzessin oder deren Sohn zur Herrschaft gelangen. Für Schleswig-Holstein aber hatte jenes dänische Gesetz keine Gültigkeit, und man erwartete in den Herzogtümern allgemein, daß hier ein jüngerer Manneszweig des königlichen Hauses folgen werde, die Augustenburger nämlich. Dann hätte jedoch die dänische Krone mehr als ein Drittel ihres Gebietes verloren, und darum bemühten sich die letzten dänischen Könige, Schleswig-Holstein in seinen Einrichtungen mit Dänemark allmählich zu verschmelzen und die weibliche Erbfolge auf die beiden Herzogtümer auszudehnen. In Schleswig-Holstein wurde das dänische Reichsbankgeld eingeführt, die Regierung löste die bisher völlig selbständigen Truppenkörper der Herzogtümer auf, schuf ein einheitliches Heer des dänischen Gesamtstaates und verlegte dann mehrere Bataillone aus den Herzogtümern in dänische Städte. Durch gelehrte Männer versuchte der König von Dänemark sein Recht auf die Herzogtümer zu erweisen. Einige von ihnen traten auch für Dänemark ein und erklärten, daß die Stände Schleswigs das dänische Thronfolgegesetz früher bereits anerkannt und daß die Augustenburger längst alle Erbrechte eingebüßt hätten. Aber andere gelangten zu einem für Dänemark ungünstigen Ergebnis. Wer recht hatte, ließ sich gar nicht mehr feststellen, da es darauf ankam, wie man alte Urkunden auslegte, die aus dem 17., 16., 15. und 14. Jahrhundert stammten und die offenbar nicht selten vieldeutig waren. Die Thronfolge, über welche die gelehrte Welt sich leidenschaftlich stritt, war dem gemeinen Mann in den Herzogtümern •) Holstein wurde später zum Herzogtum erhoben.

9. Geschichtliches Lesebuch - S. 87

1909 - Hamburg : Boysen
— 87 — Dänemark ein. Darauf versuchten die Schleswig-Holsteiner sich mit den Waffen Recht zu verschaffen. Der deutsche Bundestag erkannte die Bewegung als berechtigt an und übertrug dem Könige von Preußen den Schutz der Herzogtümer. Aber trotzdem die Preußen unter dem General Wrangel siegreich vorrückten, blieben die Herzogtümer schließlich an Dänemark gebunden. Denn die übrigen Großmächte Europas, England, Rußland, Österreich und Frankreich, mischten sich in den Kampf ein, und alle wünschten, daß der dänische Staat in seinem bisherigen Besitzstände erhalten bleibe. England fürchtete, daß nach dem Verlust der Herzogtümer Dänemark in vollständige Abhängigkeit von Rußland gerate. Rußland glaubte, daß in solchem Falle Jütland und die Inseln geneigt wären, einen skandinavischen Bund zu schließen, und Rußland dann in Kopenhagen gar keinen Einfluß mehr besitze. Der Wiener Hof meinte, das befreite Schleswig-Holstein sei genötigt, sich an Preußen anzulehnen, und demnach bedeute die Gründung eines selbständigen Herzogtums Schleswig-Holstein eine Verstärkung der preußischen Macht. Frankreich schloß sich den drei anderen Großmächten an. So kam 1852 nach jahrelangem Kampf mit Worten und Waffen das Londoner Protokoll zustande. In demselben war ausgesprochen, daß der dänische Staat, um ein europäisches Bedürfnis zu befriedigen, in seiner Gesamtheit erhalten bleiben müsse. Zum Nachfolger Friedrichs Vii. wurde Prinz Christian bestimmt, ein Fürst deutscher Abstammung, der mit einer Prinzessin aus dem dänischen Königshause vermählt war. Das Verhältnis Holsteins zum deutschen Bunde sollte unverändert bleiben. Das Protokoll wurde von sieben europäischen Mächten unterzeichnet, nämlich von Rußland und Schweden, England und Frankreich, Österreich und Preußen und natürlich auch von Dänemark. Vorher hatte Friedrich Vii. versprochen, allen Landesteilen gleiche Rechte einzuräumen, Schleswig nicht dem Königreiche Dänemark einzuverleiben und für die gemeinsamen Angelegenheiten des Gesamtstaates unter Beihülfe des dänischen Reichstages und der Stände Schleswig-Holsteins eine Verfassung auszuarbeiten. Aber dieser Ausgang des Kampfes war weder Deutschland noch Schleswig-Holstein, noch Dänemark recht. Das deutsche Volk hatte an dem Schicksal des Bruderstammes wärmsten Anteil genommen, und nun hatte die Begeisterung von 30 Millionen für die Befreiung Schleswig-Holsteins nichts genützt, und die Fürsten Deutschlands sahen mit Sorge und mit Ärger, wie wenig bei den Großmächten Europas die Erbansprüche eines deutschen Fürstenhauses galten. Die Schleswig-Holsteiner hatten den Krieg geführt, um von Dänemark loszukommen; jetzt hieß es, daß die Herzogtümer und Dänemark zusammenbleiben sollten. Besorgt blickten die Deutschen Schleswig-Holsteins in die Zukunft; freilich sollte Schleswig dem dänischen Staate nicht einverleibt werden; aber auch ohnedies konnte Dänemark das Deutschtum in den Herzogtümern ersticken. — Grenzenlos war der Verdruß der Eiderdänen. Sollten sie doch auf ihren Lieblingswunsch verzichten; Dänemark und Schleswig sollten getrennt bleiben,

10. Geschichtliches Lesebuch - S. 89

1909 - Hamburg : Boysen
In den Herzogtümern war die Stimmung anfangs geteilt. Als aber bekannt wurde, daß König Christian die neue Verfassung genehmigt habe — er fürchtete, daß sonst seine Hauptstadt sich gegen ihn empöre und er seine Krone verlieren könnte — da war der Abfall in Schleswig-Holstein allgemein. In wenigen Tagen war das ganze Land von der Elbe bis zur Königsau eines Sinnes. Die meisten Geistlichen, Lehrer, Schulzen und anderen Beamten weigerten sich, dem Protokollprinzen zu huldigen. Landtage und Ritterschaft traten zusammen, um Hilfsgesuche an den deutschen Bund zu richten. Alle Blicke, alle Hoffnungen richteten sich auf Deutschland. Die letzten Vorgänge in Kopenhagen hatten Deutschland aufs klarste gezeigt, daß die Herzogtümer durch Verträge mit Dänemark nicht geschützt werden konnten. Nur ein Weg schien vorhanden, das Deutschtum in den Herzogtümern zu erhalten, Schleswig-Holstein mußte von Dänemark losgelöst werden, man mußte den Augusten-burger anerkennen und unterstützen. Den deutschen Fürsten war das Londoner Protokoll von jeher verhaßt. Welches deutsche Fürstenhaus war denn noch seines Thrones sicher, wenn die Großmächte in dieser Sache ihren Willen durchsetzen durften? Und das deutsche Volk war längst darüber ergrimmt, daß der Bundestag bisher der dänischen Willkür so untätig zugesehen hatte. Aus den Kammern, aus Vereinen, aus Versammlungen, von überall her erscholl der Ruf, die Ehre Deutschlands verlange, daß man Schleswig-Holstein schütze, die Herzogtümer dem Augustenburger gebe, und auch der Bundestag neigte sich je länger, je mehr auf die Augustenburger Seite. Aber die preußische und die österreichische Regierung, welche das Protokoll unterzeichnet hatten, dachten anders. Allerdings faßte Bismarck die Befreiung der Herzogtümer auch ins Auge. Aber er war fest entschlossen, nicht vom Londoner Vertrage abzuweichen. Preußen sollte demnach König Christian wirklich als Herzog von Schleswig-Holstein anerkennen. Denn Österreich und die fremden Mächte erklärten den Londoner Vertrag für schlechthin verbindlich und wären jedenfalls für Christian eingetreten, wenn Preußen der Thronfolge wegen an Dänemark den Krieg erklärt hätte. Aber wenn Preußen an dem Vertrage von 1852 festhielt, durfte es auch fordern, daß Dänemark seine damaligen Zusagen über die Verfassung erfülle. Preußen — meinte Bismarck — sollte nicht dulden, daß Christian das Herzogtum Schleswig dem Königreiche einverleibe, und sollte darum verlangen, daß die neue Verfassung aufgehoben werde. Nur so war man vor einer Einmischung der fremden Mächte sicher; nur so hatte Preußen Aussicht — auch wenn es zum Kriege kam — den Beistand Österreichs zu gewinnen. Stand man erst im Kriege, so waren alle früheren Verträge mit Dänemark hinfällig, und dann war die Aufgabe, das Wiener Kabinett zu überzeugen, daß die Herzogtümer von Dänemark getrennt werden müßten. In Wien war man seit je dafür eingetreten, daß der dänische Staat als ein Ganzes erhalten bleibe; dazu hatte die volkstümliche
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