114
Kampf um die Erbfolge in Spanien.
letzter männlicher Nachkomme des spanisch-österreichischen Hauses,
dem Tode nahe und ohne Kinder war, so machten ans die spanische
Monarchie Ansprüche: 1) Ludwig Xiv. (als Gemahl der ältesten
Schwester des Erblassers) für seinen 2. Enkel Philipp, Herzog von
Anjou, wobei die Verzichtleistung seiner Gemahlin (s. S. 79) als
ungültig für ihre Nachkommen erklärt wurde. 2) Leopold I. (als
Gemahl der jüngsten Schwester des Erblassers, die nicht Verzicht
geleistet hatte) für seinen jüngern Sohn Karl. 3) Der Kurprinz
vor: Baiern. Karl Ii. setzte durch Testament den Kurprinzen von
Baiern, und als dieser unerwartet noch vor ihm starb, Philipp von
Anjou zun: Universalerben seiner Länder ein, der auch bald nach
Karl's Tode als Philipp V. in Spanien austrat. Die Seemächte
aber verpflichteten sich in einer Allianz mit dem Kaiser, dem Hause
Oesterreich die spanischen Besitzungen in den Niederlanden und in
Italien wieder zu verschaffen und nie die Vereinigung Spaniens und
Frankreichs zu Einem Reiche zuzugeben.
Um die Ansprüche des Kurfürsten von Baiern, welcher damals Statthalter
der spanischen Niederlande war, zu befriedigen, wurde ihm von Ludwig Xiv.
der Besitz dieser Niederlande zuerkannt, wofür er nebst seinem Bruder, dem Kur-
fürsten von Köln, sich mit Frankreich verbündete.
A. Kampf in Italien und Deutschland, vorzüglich um
Mailand (1701 — 1701).
1) In Italien. Der Kaiser, unterstützt von den beiden
deutschen Fürsten, die ihm ihre Standeserhöhung verdankten, dem
Könige von Preußen und dem Kurfürsten von Hannover, sandte ein
Heer unter dem Prinzen Eugen von Savoyen, welcher sich schon
bei dem Entsätze Wiens und in den folgenden Türkenkriegen, sowie
im 3. französischen Kriege ausgezeichnet hatte, nach Italien, wo
bereits ein französisches Heer ((unter Catinat) angelangt war. Eugen
eröffnete nach einem kühnen Zuge über die Tiroler Alpen den Krieg
mit zwei Siegen über die Franzosen, kämpfte aber dann gegen die
überlegene Truppenzahl des Herzogs von Vendöme ohne Enffcheidung.
2) In Deutschland. Die Engländer begannen den Krieg
in den spanischen Niederlanden unter dem Graser:, nachmaliger: Her-
zoge vor: Marlborough, welcher sich 1704 unerwartet mit Eugen
vereinigte, und beide besiegten die Baiern und Franzosen bei Höch-
st ädt an der Donau (und Blenheim) so entscheidend, daß kaum ein
Drittheil des französischer: Heeres den Rhein erreichte, ganz Baiern
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp von
Anjou Leopold_I. Karl_Ii Karl Philipp_von
Anjou Philipp Philipp_V. Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Eugen_von_Savoyen Eugen Eugen Graser Marlborough Eugen Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Baiern Baiern Spanien Oesterreich Niederlanden Italien Spaniens Frankreichs Baiern Frankreich Italien Deutschland Mailand Italien Hannover Wiens Italien Deutschland Baiern Donau Blenheim Rhein
Joseph I. Kampf in Spanien, den Niederlanden und Italien. L16
wurde besetzt und zur Aufbringung der Rüstungen für der: nächsten
Feldzug angehalten, die Kurfürsten von Baiern und Köln abgesetzt
und vom Kaiser
Joseph I. (reg. 1705 — 1711)
mit Zustimmung des Kurfürstencollegiums in die Reichsacht erklärt.
B. Kampf in Spanien, den Niederlanden und Italien
wegen der gesammten spanischen Monarchie (1704—1711).
1) In Spanien selbst begann der Krieg erst 1704, als der
Erzherzog Karl mit Engländern und Holländern an der portugiesi-
schen Küste landete. Im ersten I. ward nur Gibraltar vor: beu
Engländern weggenommen, als aber 4 Provinzen (Catalonien, Va-
lencia, Aragonien und Navarra) sich für Karl Hi. erklärten, begann
ein greuelvoller Bürgerkrieg, welcher mit abwechselitdem Glücke
fortdauerte, bis Karl nach dem Tode seines Bruders, des Kaisers
Joseph I., nach Deutschland zurückkehrte 1711.
2) In den Niederlanden und Italien. Eugen und Marl-
borough hatten sich nach dem Siege bei Höchstädt wieder getrennt,
jener ging nach Italien, dieser nach den Niederlanden zurück; beide
kämpften mit unerwarteten: Glücke und eroberten die wichtigsten
Nebenländer Spaniens. Marlborough vereitelte den Plan der Fran-
zosen in Holland einzufallen durch den glänzenden Sieg bei Ra-
millies 1706, worauf er mehrere niederländische Provinzen unter-
warf und Karl Iii. huldigen ließ. Noch folgenreicher war Eugen's-
Feldzug in Italien. Die Franzosen wollten Turin erobern und da-
durch den Herzog von Savoyen bestimmen, die Allianz mit dem
Kaiser aufzugeben Eugen aber vernichtete mit Hülse der Preußen
unter Leopold von Dessau nach einem höchst verwegenen Zuge auf
dem rechten Poufer im Angesichte des Feindes das französische Heer,
welches Turin belagerte, vertrieb die Franzosen aus der ganzen
Lombardei und ließ auch hier Karl Iii. huldigen. Ein von ihm
nach Neapel gesandtes Heer ward mit dem größten Jubel ausge-
nommen, und den Spaniern blieb von allen ihren europäischen
Nebenländern nur Sicilien (da die Engländer auch Sardinien
eroberten).
Als der Krieg in Italien beendet war, vereinigte sich Eugen
wieder mit dem von einem neuen französischen Heere bedrängten
Marlborough, beide schlugen jenes Heer bei Oudenarde an der
Schelde 1708 und eroberten die für unüberwindlich gehaltene Festung
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_Hi Karl Karl Karl Joseph_I. Eugen Marlborough Karl_Iii Karl Eugen Leopold_von_Dessau Leopold Karl_Iii Karl Eugen Eugen Marlborough
H6 Demüthigung Ludwig's Xlv. Friedensschlüsse.
Ryssel (Lille). Ludwig Xiv., nach so vielen Unfällen erschöpft und
durch beit darauf folgenden ungewöhnlich strengen Winter der Mittel
zu einem neuen Feldzuge beraubt, knüpfte Friedensunterhandlnngen
an und hatte sich schon bereit erklärt, auf die ganze spanische Mo-
narchie zu verzichten und den einzelnen Alliirten noch besondere Bor-
theile zu bewilligen. Als aber die durch seine Nachgiebigkeit immer
kühner gewordenen Verbündeten verlangten, daß er selbst Truppen
geben sollte, um seinen eigenen Enkel aus Spanien zu vertreiben,
brach er die Unterhandlungen ab und bot mit der äußersten Anstren-
gung ein neues Heer (unter Villars) auf. Nachdem auch dieses von
Eugen und Marlborough bei Malplaquet 1709 geschlagen war,
machte Ludwig neue Friedeusversuche und erklärte sich schon bereit,
bedeutende Hülfsgelder zur Vertreibung seines Enkels zahlen zu
wollen, als drei wichtige Ereignisse zusammentrafen, um ihn aus
dieser verzweifelten Lage zu retten.
6. Wendung des Glücks. Friedensschlüsse zu Utrecht,
Rastadt und Baden ((1711 — 1714)).
Der Sturz des Ministeriums Marlborough (des Oberhauptes
der Whigs) durch das Eintreten der Tories in das Cabinet der
Königin Anna von England, der Tod des Kaisers Joseph, dem der
Erzherzog Karl als Erbe der österreichischen Länder und als Kaiser
folgte, und die Siege des Herzogs von Vendóme in Spanien, ver-
schafften Ludwig Xiv. am Ende seines Lebens noch einen unerwartet
günstigen Frieden. Zuerst schloß er mit den Seemächten, welche die
Wiedervereinigung der österreichischen Länder mit der spanischen
Monarchie auch nicht wünschten, Frieden zu Utrecht 1713: Philipp
V. ward als König von Spanien und dessen außereuropäischen Be-
sitzungen anerkannt unter der Bedingung, daß die Kronen Frankreichs
und Spaniens nie vereinigt würden, England erhielt von Spanien
Gibraltar (und Minorka); Preußen gewann Obergeldern und die
allgemeine Anerkennung seiner neuen Königswürde, Savoyen bekam
Sicilien als Königreich, welches er bald darauf gegen Sardinien
vertauschte. Der Kaiser trat diesem Frieden zu Rastadt 1714 bei
und erhielt die spanischen Nebenländer: die Niederlande, Neapel,
Mailand und Sardinien; die Kurfürsten von Baiern und Köln wur-
den wieder in ihre Würden eingesetzt. Dieser von Eugen unterhan-
delte Friede wurde von demselben in Baden im Aargau auch für
das deutsche Reich vollzogen.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Eugen Eugen Marlborough Ludwig Ludwig Marlborough Anna_von_England Joseph Karl Karl Ludwig_Xiv Ludwig Philipp
V. Philipp
V. Eugen Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Lille Spanien Baden Spanien Spanien Frankreichs Spaniens England Spanien Sardinien Niederlande Neapel Mailand Sardinien Baiern Baden
Dreifacher Angriff auf Oesterreich.
L5t>
1,200,000 Soldaten) ihren Gegnern weit überlegen und gewannen
durch Jourdan's Siege bei Wattigny (1793) und bei Fleurus
1794 (wo die österreichische Stellung von einem Luftballon aus er-
späht wurde) nicht allein die Niederlande wieder, sondern besetzten
auch, unterstützt durch die Uneinigkeit der Verbündeten, das ganze
linke Rheinnfer (außer Mainz) und nahmen Holland ein, welches in
eine batavische Republik verwandelt wurde (1795). Da Preußen
zugleich in einen Krieg mit Polen verwickelt war (s. §. 29), so
schloß es zuerst von allen Reichsftänden einen Separatfrieden mit
der französischen Republik zu Basel 1795, in welchem es seine
Besitzungen auf dem linken Rheinufer abtrat.
Inzwischen hatte in Frankreich „die Schreckensherrschaft"
ihren Gipfel erreicht, mit Robespierre's Hinrichtung war eine
„Reaction" eingetreten und eine neue Constitution hatte die voll-
ziehende Gewalt einem „Directorium" von 5 Männern übertra-
gen. Diese Behörde erneuerte, um den Frieden mit Oesterreich und
dem Reiche zu erzwingen, den Krieg nach Carnot's umfassendem
Plane mit einem dreifachen Angriffe auf Oesterreich, indem es im
Frühjahre 1796 zwei Heere nach Deutschland Vordringen ließ: eins
unter Jourdan vom Niederrheine in Franken, ein zweites unter
Moreau über den Oberrhein durch Schwaben und Baiern, wäh-
rend ein drittes unter Napoleon Bonaparte von Italien aus
durch Tirol in Oesterreich eindringen sollte.
Der Feldzug der Franzosen in Deutschland nahm zwar einen
glücklichen Anfang, indem die beiden Heere bis nach Baiern vordran-
gen, bald aber wandte sich das Kriegsglück: der Erzherzog Karl
(Bruder Kaisers Franz Ii.), welcher durch das bisherige Zurück-
weichen vor Jourdan feine Streitkräfte immer mehr concentrirt und
Verstärkungen aus dem Innern erhalten hatte, ergriff die Offensive
gegen Jourdan und schlug diesen bei Amberg und Würzburg so ent-
scheidend, daß er sein in völliger Auflösung fliehendes Heer erst an
der Sieg wieder sammeln konnte, worauf er den Oberbefehl nieder-
legte. Als sich der Erzherzog nun gegen Moreau wandte, machte
dieser vor dem überlegenen Feinde einen meisterhaften Rückzug an
den Oberrhein.
Desto glänzender war das Waffenglück der Franzosen in Ita-
lien unter dem 27jährigen Napoleon Bonaparte. Dieser drang
mit einem der Auflösung nahen, selbst der dringendsten Bedürfnisse
entbehrenden, aber eben deshalb kampflustigen Heere (v. 43,000 M.)
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Extrahierte Personennamen: Jourdan Napoleon Karl
( Karl Franz_Ii Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Wattigny Niederlande Mainz Holland Basel Frankreich Oesterreich Oesterreich Deutschland Schwaben Baiern Italien Oesterreich Deutschland Baiern Amberg Würzburg Ita-
78
Einteilung Deutschlands in zehn Kreise.
Von den 10 Kreisen umfaßte (s. die Karte)
1) der österreichische, der größte von allen, Oesterreich, Steiermark,
Kärnthen, Krain, Tirol und die habsburgischen Besitzungen am Oberrhein und
in Schwaben (Vorderösterreich) ;
2) der baie rische: das Herzogthum Baiern, die Oberpfalz, das Fürsten-
thum Ncuburg, das Erzstift Salzburg u. s. w.;
3) der schwäbische: das Herzogthum Würtemberg, die Markgrafschaft
Baden, die Grafschaft Hohcnzollern, die Grafschaft Fürstenberg, das Bisthum
Augsburg u. s. w. — im Ganzen 98 geistliche und weltliche Stände;
4) der fränkische: die brandenburgischen Markgrassciiaften Culmbach
(Baireuth) und Onolzbach (Anspach), Mergentheim als Mittelpunkt des deutschen
Ordens seit der Säcularisation Preußens, die Bisthümer Bamberg, Würzburg
und Eichstädt, die Reichsstadt Nürnberg u. s. w.;
5) der oberrheinische Kreis war durch die Länder des kurrheinischen
unterbrochen und daher sehr zerstückelt; seine beiden Hauptmassen waren die
lothringischen Lande und Hessen (seit 1619 nur noch in Darmstadt und Kassel
getheilt);
6) der kur rheinische oder niederrheinische enthielt die 3 geistlichen
Kurfürstenthümer Mainz, Trier und Köln, so wie einen Theil der kurpsälzischen
Lande, die in 3, später in 4 Kreise vertheilt waren;
7) der b urgundi sch e, welcher schon 1556 an die spanische Linie des Hau-
ses Habsburg und dadurch aus dem engern Reichsverbande kam, umfaßte Hol-
land, Belgien (jedoch mit Ausnahme des Bisthums Lüttich) und einen Theil des
jetzigen nördlichen Frankreichs;
8) der westphälische Kreis zwischen Maas und Weser umfaßte die Her-
zogthümer Cleve, Jülich, Berg, die Grafschaft Mark, 6 Bisthümer (Lüttich,
Münster, Paderborn, Minden, Verden, Osnabrück), ferner Ostsriesland, Olden-
burg, die Reichsstädte Köln, Aachen, Dortmund u. s. w.;
9) der nied ersäch si sch e enthielt die Erzbisthümer Magdeburg und Bre-
men, die Bisthümer Halberstadt, Hildesheim und Lübeck, die Herzogthümer Braun-
schweig und Lüneburg, Sachsen-Lauenburg, Holstein, Mecklenburg, 6 Reichs-
städte u. s. w.;
10) der obersächsische: die 2 Kurfürstenthümer Sachsen und Brauden-
burg, die beiden pommerschen Herzogthümer (Stettin und Wolgast), die Fürsten-
thümer Anhalt, die Landgrafschaft Thüringen u. s. w.
Diese 10 Reichskreise enthielten über drittehalbhundert Kreis-
stände, wovon sedoch die kleineren nur cnrienweise stimmten, so daß
ans dem Reichstage nicht viel über hundert Stimmen waren. Böh-
men mit seinen Nebenlanden (Mähren, Schlesien u. der Lausitz) war
nicht in diese Kreisverfassung ausgenommen, da das Haus Oesterreich
in diesen Ländern unumschränkt herrschte. Auch waren diese Pro-
vinzen, wie Preußen und die Schweiz, der Gerichtsbarkeit des Kam-
mergerichts nicht unterworfen.
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io4 Der Krieg in Deutschland und der Schweiz.
die Oesterreicher und Russen geführt, daß sie fast alle ihre italieni-
schen Besitzungen verloren und die von ihnen gestifteten Republiken
aufgelöst wurden. Allein im I. 1800 führte Berthier eine sog.
Reserve-Armee, bei welcher auch Bonaparte war, in mehreren Ab-
theilungen über die beiden Bernharde, den Simplón und St. Gott-
hard nach Italien der österreichischen in den Rücken, stellte die cis-
alpinische Republik her und gewann durch den einzigen Sieg (über
Melas) bei Marengo (unweit Alefsandria, 14. Juni) Oberitalien
wieder.
2) Der Krieg in Deutschland und der Schweiz. Auch
hier begaunen die Oesterreicher den Kamps siegreich: der Erzherzog
Karl drängte die nach Schwaben vorgedrungene Donauarmee über
den Rhein und damr den in Graubündten eingerückten Massena bis
hinter Zürich zurück. Suwarow bahnte sich durch eiue Reihe der
hartnäckigsten Kämpfe mit den Franzosen (namentlich im Reußthale
an der Teufelsbrücke) den Weg über die Gotthardstraße, allein die
Eroberung der Schweiz gelang nicht, indem die Oesterreicher und
ein anderes schon früher eingetroffenes russisches Heer (unter Korsa-
kow) von Massena und Soult bereits geschlagen waren, ehe er sich
mit ihnen vereinigen konnte. Nach mehreren einzelnen Gefechten und
höchst beschwerlichen Märschen mußte er sich mit seinem gänzlich er-
schöpften Heere nach Graubündten zurückziehen und der russische
Feldzug war beendet. Im Jahre 1800 führte Moreau den Krieg
in Deutschland nicht minder glücklich als Bonaparte in Italien.
Unter beständig siegreichen Treffen drängte er die Oesterreicher (unter
Kray) bis zum Inn zurück und rückte nach dem entscheidenden Siege ini
Walde bei Hohenlinden (3. Dec.) über den Erzherzog Johann in
Oesterreich ein, worauf der Kaiser zu Lüneville 1801 auch für das
Reich Frieden schloß und das linke Rheinufer (1200 Q.-Meilen mit
4 Milk. Einwohner) abtrat. Zur Erledigung des Entschädigungs-
geschäftes ward eine Deputation von acht Fürsten (unter diesen 5
Kurfürsten) ernannt, welche nach zweijährigen Verhandlungen einem
von Frankreich und Rußland festgesetzten Entschädigungsplane durch
den sog. Deputations-Hauptschluß beitreten mußten, demgemäß nur
die erblichen deutschen Reichsfürsten, so wie der Großherzog von
Toscana (durch Salzburg, wofür er sein Land an den Herzog von
Parma abgetreten hatte) und der Herzog von Modena (durch den
Breisgau) durch theilv säcularisirte Länder, theils (41) mediatisirte
Reichsstädte entschädigt wurden. Bei der Vertheilung der Enffchä-
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Extrahierte Personennamen: Marengo Karl Karl Massena Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schweiz Italien Alefsandria Oberitalien Deutschland Schweiz Schwaben Rhein Deutschland Italien Oesterreich Frankreich Salzburg Modena
Die Auflösung des deutschen Reiches.
137
Belohnung seiner Bundesgenossen benutzte Napoleon den Sieg zur
Ausstattung seiner Verwandten und seiner wichtigsten Diener mit
Ländern: Weil Neapel die Landung einer russisch-englischen Macht
während des Krieges nicht verhindert hatte, entsetzte Napoleon den
König von Neapel, der sich nur in Sicilien behauptete, und gab das
Reich seinem ältern Bruder Joseph. Seinem jüngern Bruder Lud-
wig gab er die batavische Republik als Königreich Holland, seinem
Schwager Joachim Murat Cleve und Berg (nebst dem von Baiern
abgetretenen Jülich) als Herzogthum, und seinen: Marschall Berthier
das Fürstenthum Neufchatel.
Am 12. Juli 1806 erfolgte auch die Auflösung des deut-
schen Reichskörpers, indem 16 Fürsten des südlichen und west-
lichen Deutschlands (Baiern, Würtemberg, der Kurerzkanzler von
Mainz, jetzt Fürst Primas genannt, der Kurfürst von Baden, der
Landgraf von Hessen-Darmstadt und der Herzog von Cleve-Berg,
welche alle 3 zu Großherzögen erhoben wurden, die Fürsten von
Nassau u. s. w.) sich vom deutschen Reiche und dessen Gesetzen los-
sagten und den Rheinbund schlossen, zu dessen Protector sich
Napoleon erklärte. Die gemeinschaftlichen Angelegenheiten sollten auf
einer Bundesversammlung zu Frankfurt a. M. unter dem Vorsitze
des Fürsten Primas entschieden werden. Die verbündeten Fürsten
verpflichteten sich in einer Allianz mit Frankreich an jedem Continen-
talkriege dieser Macht mit einem bestimmter: Contingente Theil zu
nehmen. Franz Ii., der schon 1804, um mit Rußland und Frank-
reich in gleichem Range zu stehen, den Titel eines erblichen Kaisers
von Oesterreich als Franz I. angenommen hatte, verzichtete nun
auf die Würde des Reichsoberhauptes; die Reichsgerichte zu Wetzlar
und Wien, so wie die Reichsversammlung zu Regensburg lösten sich
auf. Eine Menge bisher reichsunmittelbar gewesener Stände wurde
für mediatisirt erklärt und mit Hülfe französischer Truppen der
Souverainetät der Mitglieder des Rheinbundes unterworfen;
sich dagegen erhebende Stimnien aber gewaltsam zum Schweigen ge-
bracht (Buchhändler Palm erschossen).
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Extrahierte Ortsnamen: Neapel Neapel Sicilien Holland Baiern Deutschlands Baiern Würtemberg Mainz Baden Hessen-Darmstadt Cleve-Berg Nassau Rheinbund Frankfurt_a._M. Frankreich Frank- Oesterreich Wetzlar Wien Regensburg
140
Krieg mit Oesterreich.
2) Krieg mit Oesterreich 1809.
Um seinen Lieblingsplan, England durch das Continentalsystem
zu Grunde zu richten, auch im südlichen Europa durchzuführen, hatte
Napoleon Portugal besetzt, den König von Spanien zur Verzichtung
auf seine Krone gezwungen, und diese seinem eigenen Bruder Joseph,
die von Neapel aber seinem Schwager Murat verliehen, und endlich
auch die Aufhebung der weltlichen Gewalt des Papstes ausgesprochen,
den Kirchenstaat mit dem französischen Reiche vereinigt, und den Papst
selbst als Gefangenen nach Savona bringen lassen. Die ganze spa-
nische Nation war mit großer Erbitterung und nicht ohne Erfolg
gegen den ihr hinterlistig aufgedrungenen König aufgestanden, und
dies ermuthigte den über jene Gewaltschritte empörten Kaiser Franz s.
noch einmal die Waffen gegen den fremden Unterdrücker zu versu-
chen und im Vertrauen auf die Stimmung des Volkes den Krieg
an Frankreich zu erklären. Sein Aufruf an die deutschen Völker zur
Theilnahme am Kampfe für die Freiheit des gemeinsamen Vaterlan-
des blieb ohne Erfolg, und der ganze Plan wurde durch Napoleons
Schnelligkeit vereitelt.
Erzherzog Karl betrieb mit großen: Eifer eine neue Einrichtung
des Heerwesens (die Errichtung einer allgemeinen Landwehr und ei-
ner dreifachen Reserve), und als, Napoleon wegen dieser Rüstungen
die Fürsten des Rheinbundes aufforderte, ihre Contingente in Bereit-
schaft zu halten, beschloß der Wiener Hof, dessen Angriffe zuvorzu-
kommen. Die Brüder des Kaisers, die Erzherzöge Karl und Johann,
als Oberbefehlshaber der nach Baiern und Italien vorrückenden
Armee, forderten durch Proclamationen an die deutschen Völker auf
zur Theilnahine an dem Kampfe Oesterreichs für die Freiheit des
deutschen Vaterlandes, jedoch ohne Erfolg. Das in Baiern unter
dem Erzherzoge Karl eingerückte Heer ward vor: Napoleon haupt-
sächlich mit deutscher: Truppen nach fünftägigen Gefechten (19.—23.
April) bei Abendsberg, Landshut, Eckmühl, Regensburg mit groß-
ßem Verluste über die Donau nach Böhmen zurückgedrängt und
Wien (13. Mai) zum zweiter: Male erobert. Ohne Aufenthalt ging
Napoleon den: (freilich zu spät) zum Entsätze herbeieilender: Erzher-
zoge Karl entgegen und erlitt nach einem zweitägigen Kampfe bei den
unweit der Donau liegenden Dörfern Aspern und Esling (21.
u. 22. Mai) die erste Niederlage. Nachdem er sich darauf mit
der unter Eugen Beauharnais herbeigekommenen italienischen Armee
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Joseph Franz_s Franz Napoleons Karl Karl Napoleon Karl_und_Johann Karl Johann Karl Karl Napoleon Napoleon Karl Karl Eugen_Beauharnais Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Oesterreich England Europa Spanien Neapel Savona Frankreich Napoleons Rheinbundes Wiener_Hof Baiern Italien Oesterreichs Baiern Abendsberg Landshut Regensburg Donau Wien Donau Aspern
Aufstand der Tiroler.
141
vereinigt hatte, ging er zum zweiten Male über die Donau und er-
focht in der zweitägigen, überaus blutigen Schlacht bei Wagram
(5. u. 6. Juli) einen entscheidenden Sieg über den Erzherzog Karl,
den er nach Mähren verfolgte. Hier (bei Znaim) hatte ein neues
Treffen angefangen und der Sieg begann sich eben den Franzosen zu-
zuneigen, als Fürst Lichtenstein, vom Kaiser Franz mit dem Abschluß
eines Waffenstillstandes beauftragt, aulangte. Diesem folgte der sog.
Wiener Friede (zu Schönbrunn 14. Oktober unterzeichnet): Oe-
sterreich verlor 2000 H)M. mit 3v2 Mill. Menschen, indem es ab-
trat: Salzburg und mehrere benachbarte Länderstriche an Baiern,
Westgalizien an das Herzogthum Warschau, einen Distrikt in Ost-
galizien an Rußland, seine Besitzungen jenseits der Sau (nebst dem
Villacher Kreis) an Napoleon, als König von Italien, aus welchen
dieser nebst (dem vom Königreiche Italien getrennten) Dalmatien,
Istrien, Ragusa und den (von Rußland 1807) ihm überlassenen grie-
chischen Inseln den neuen Staat der 7 illyrischen Provinzen
als ein französisches Gouvernement bildete.
Noch vor dem Ausbruche dieses Krieges, im April 1809, wa-
ren die mit der baierischen Regierung (wegen Erpressungen, Conscrip-
tionen und Klöstereinziehung) mißvergnügten Tiroler unter Anfüh-
rung des Sandwirths Andreas Hofer (und Speckbacher's) für
ihren alten Herrn, Oesterreich, aufgestanden und hatten mit verzwei-
felter Tapferkeit das Land dreimal (im April, Mai imb August) von
den Franzosen und Baiern befreit, die aber nach dem Frieden zu
Wien mit ihrer ganzen Macht Tirol, wo Einheit und umsichtige Lei-
tung der Kriegsführung fehlten, wieder unterwarfen; Hofer ward in
einer Alpenhütte bei Passeyer aufgespürt und in Mantua gegen beit
Ausspruch des Kriegsgerichts auf Napoleons Befehl erschossen.
Verschiedene Versuche, den Nationalhaß der Deutschen gegen die Franzosen
zu einem allgemeinen Aufstande der Nation zu entflammen, scheiterten an der
Furcht der Fürsten und der Erschlaffung 'des Volkes und gereichten denen, die
sie unternahmen, nur zu eignem Verderben. Der preußische Major von Schill,
Befehlshaber eines von ihm gebildeten Freicorps, führte (1806) dasselbe aus
Berlin wie zum Exerzieren heraus und forderte es auf, mit ihm zur Befreiung
Deutschlands auszuziehen, fand aber auf dem Zuge nirgend den erwarteten Zu-
lauf des Volkes; er fiel mit dem größten Theile seiner Mannschaft bei Stralsund,
die gefangenen (11) Ofsiciere wurden in Wesel von Franzosen erschossen.
Um seine Herrschaft auch durch Hinterlassung eines leiblichen
Erben zu befestigen und seiner Dynastie durch Verbindung mit einem
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Franz Franz Napoleon Andreas_Hofer August Napoleons Major_von_Schill
Einzug der Verbündeten in Paris. Napoleon abgesetzt. 147
in der Champagne vor, Napoleon suchte ihrer Vereinigung zuvorzu-
kommen durch einen Angriff auf Blücher bei Brienne (29. Jan.),
worauf dieser sich zurückzog, aber doch mit der großen Armee sich
vereinigte und dann Napoleon durch die Schlacht bei la Rothiere
(1. Febr.) über die Aube zurückdrängte.
Dieser faßte nach einer zweiten Niederlage bei Laon den ver-
wegenen Plan, dem Feinde die Straße nach Paris offen zu lassen,
sich ihm (durch einen Zug nach Lothringen) in den Rücken zu wer-
fen, Besatzungen aus den östlichen Festungen an sich zu ziehen und
den Volkskrieg zu beleben. Allein die Verbündeten rückten mit glei-
cher Kühnheit auf die Hauptstadt los (schlugen die Marschälle Mar-
mont und Mortier bei la Före Chantpenoise), erstürmten die Höhen
des Montmartre (30. März) und hielten (Kaiser Alexander, König
Friedrich Wilhelm und Fürst Schwarzenberg an ihrer Spitze) in
Folge einer Capitulation am 31. März ihren Einzug in Paris,
wo der Senat (unter Talleyrand's Vorsitz und Einfluß) Napoleon
und seine Familie des Thrones für verlustigerklärte. Die-
ser kam um wenige Stunden zu spät und entsagte zu Fontainebleau
(11. April) für sich und seine Erben allen Ansprüchen auf Frank-
reich, Italien und jedes andere Land, wogegen die Verbündeten ihm
die Insel Elba als souveraines Fürstenthum nebst einer jährlichen
Rente von 2 Millionen Francs auf Frankreich, seiner Gemahlin aber
die Herzogthümer Parma, Piacenza und Guastalla mit Erbrecht für
ihren Sohn und dessen Nachkommen, seinen Verwandten Pensionen
anwiesen. An demselben Tage (4. Mai), an welchem Napoleon
auf Elba landete, hielt Ludwig Xviii. seinen Einzug in Paris und
schloß mit den Verbündeten den Frieden zu Paris (30. Mai),
wonach Frankreich im Ganzen den Umfang vom 1. Jan. 1792 nebst
einigen unbedeutenden Erweiterungen (150 om.) gegen Osten und
Nordosten erhielt. Zur definitiven Feststellung der europäischen und
ins Besondere der deutschen Angelegenheiten versammelten sich die
meisten bedeutenderen Regenten Europa's (die Kaiser von Oesterreich
und Rußland, die Könige von Preußen, Dänemark, Baiern und Wür-
temberg) und viele andere Fürsten, Staatsmänner und Feldherren auf
dem Congresse zu Wien (1. Nov. 1814—9. Juni 1815). Nach
langen Unterhandlungen, die aber auf die Nachricht von Napoleon's
Rückkehr einen rascheren Gang nahmen, erhielten: 1) Oesterreich: die
illyrischen Provinzen (jetzt die Königreiche Illyrier: und Dalmatien),
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Mortier Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Guastalla Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Jan
Extrahierte Ortsnamen: Paris Laon Paris Lothringen Fürst_Schwarzenberg Paris Fontainebleau Frank- Italien Elba Frankreich Piacenza Elba Paris Paris Frankreich Oesterreich Dänemark Baiern Wien Oesterreich Dalmatien