72
preuische Prinz Louis Ferdinand in einem Gefechte gefallen. Der preuische Fhrer, Herzog Ferdinand von Braunschweig, erhielt gleich bei Beginn des Kampfes einen Schu durch das rechte Auge und starb bald darauf. Das preuische Heer aber, das sich noch vor 50 Jahren, in dem Siebenjhrigen Kriege, mit Ruhm bedeckt hatte, wurde vollstndig geschlagen und vernichtet.
Preuens Erniedrigung. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstdt zogen sich die Trmmer des preuischen Heeres hinter die
Weichsel 'zurck. Die meisten Festungen er-gaben sich schmhlich ohneschwertstreich.nur einige leisteten tapferen Widerstand. Als der Befehlshaber vongrau-deuz aufgefordert wurde, sich zu ergeben, weil es keinen König von Preu-en mehr gebe, sprach er: Nun wohl, so bin ich König von Grau-denz." Allein der ber-mtige Sieger konnte ungehindert in Berlin einziehen, und der unglckliche König mute mit seiner Familie nach Knigsberg und spter sogar nach Memel flie-hen. Bei Friedland wurden die preuischen Abb. 45. Napoleon i. Truppen noch einmal
geschlagen, und der König ward zu dem schimpflichen Frieden von Tilsit gentigt (1807). Er mute die Hlfte seines Gebietes, nmlich alles Land westlich der Elbe, an Napoleon abtreten. Dieser machte daraus das Knig-reich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und gab es seinem Bruder Jerome oder Hieronymus. Auerdem mute Preußen hundert Millionen Franken Kriegskosten zahlen. Die knigliche Familie wohnte in dieser schweren Zeit zu Knigsberg in einem einfachen Landhause. Der Hofstaat wurde in allem auf das Ntigste beschrnkt, selbst das ererbte goldene
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Louis_Ferdinand Ferdinand Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Knigsberg Tilsit Westfalen Kassel
96
preuische Prinz Louis Ferdinand in einem Gefechte gefallen. Der preuische Fhrer, Herzog Ferdinand von Braunschweig, erhielt gleich bei Beginn des Kampfes einen Schu durch das rechte Auge und starb bald darauf. Das preuische Heer aber, das sich noch vor 50 Jahren, in dem Siebenjhrigen Kriege, mit Ruhm bedeckt hatte, wurde vollstndig geschlagen und vernichtet.
Preueus Erniedrigung. Nach der Schlacht bei Jena und Anerstdt zogen sich die Trmmer des preuischen Heeres hinter die
Weichsel zurck. Die meisten Festungen er-gaben sich schmhlich ohneschwertstreich.nur einige leisteten tapferen Widerstand. Als der Befehlshaber von Grau-deuz aufgefordert wurde, sich zu ergeben, weil es keinen König von Pren-en mehr gebe, sprach er: Nun wohl, so bin ich König von Gran-denz." Allein der bermtige Sieger konnte ungehindert in Berlin einziehen, und der un-glckliche König mute mit seiner Familie nach Knigsberg und spter sogar nach Memel flie-hen. Bei Friedland wurden die preuischen Abb. 53. Napoleon I. Truppen noch einmal
geschlagen, und der König ward zu dem schimpflichen Frieden von Tilsit gentigt (1807). Er mute die Hlfte feines Gebietes, nmlich alles Land westlich der Elbe, an Napoleon abtreten. Dieser machte daraus das Knig-reich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und gab es seinem Bruder Jerome oder Hieronymus. Auerdem mute Preußen hundert Millionen Franken Kriegskosten zahlen. Die knigliche Familie wohnte in dieser schweren Zeit zu Knigsberg in entern einfachen Landhause. Der Hofstaat wurde in allem auf das Ntigste beschrnkt, selbst das ererbte goldene
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Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Knigsberg Tilsit Westfalen Kassel
24
der Holzreichtum der Gebirge Gelegenheit bot. In Thüringen wird das Holz vielfach
zu Spielwaren geschnitzt, während im Harz noch viel Köhlerei betrieben wird.
Im Frankenwalde wird der Schiefer zur Herstellung von Schiefertafeln und Griffeln
gebrochen. Der Thüringer Wald hat Glasbläserei. An der Saale finden wir Porzellan-
fabrikation. Die hoch entwickelte Landwirtschaft bringt es mit sich, daß die Her-
stellung landwirtschaftlicher Maschinen in hoher Blüte steht.
4. Politisches. Politisch ist das Gebiet das Land der kleinen Staaten. In
jedem kleinen Talstücke ist ein selbständiges Fürstentum ausgebildet. Die meisten
von ihnen gehören zu den sächsischen Fürstentümern.
a) In den Frankenwald ragt ein Stück von Bayern hinein. Dort liegt nördlich
vom Fichtelgebirge der wichtige Eisenbahnknotenpunkt Hof.
Fig. 13. Tal der Bode.
(Nach einer Photographie.)
b) Das Tal der oberen Werra gehört zum Herzogtume Sachsen-Meiningen;
es wird teilweise von Franken bewohnt, reicht aber über den Thüringer "Wald
hinüber.
c) Zu beiden Seiten des Gebirges liegt das Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha
mit der südlichen Hauptstadt Koburg und der nördlichen Gotha; letzteres ist em
Hauptplatz der geographischen wissenschaftlichen Forschung.
d) Im Großherzogtume Sachsen-Weimar liegt am Westrande des Thüringer
Waldes Eisenach mit der Wartburg, dem in der Geschichte oft hervortretenden
Sitze der alten Landgrafen. Das hübsch gelegene Weimar ist besonders als einst-
maliger Wohnsitz Schillers und Goethes bekannt. An der Saale liegt die liebliche
Universitätstadt Jena.
e) Zwei Fürstentümer Schwarzburg mit den Hauptstädten Rudolstadt und
Sondershausen haben am Thüringer Walde und an dem mit einer alten Burg und
dem Kaiserdenkmal gekrönten Kyffhäuser ihre Besitzungen.
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62 Europa.
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg
und Sachsen-Weimar-Eisenach, die Herzogtümer Anhalt, Sachsen-
Meiningen, Sachsen-Koburg und -Gotha, Sachsen-Altenburg
und Braun schweig, die Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe,
Wald eck, Reuß jüngere Linie, Renß ältere Linie, Schwarz-
bnrg-Rudolstadt und S ch w a r z b n r g - S o n d e r s h a n s e n, die freien
Städte Bremen, Hamburg und Lübeck und das 1871 erworbene Reichs-
land Elsaß-Lothringen.
Die Alpen und das Alpenvorland.
§ 86. Die nördlichen Ketten der Alpen fallen noch in das Gebiet des
Deutsche Hitschen Reiches. Sie führen den Namen deutsche oder bayrische
Alpeu. Ihr höchster Gipfel, die Zugfpitze, ist mit fast Zwo m der
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Die norddeutschen Staaten.
91
Friedrich Iii. nahm daher 1701 als Friedrich I. die Würde eines Königs
in Preußen an. Nene Gebietserweiterungen brachte die Teilnahme am
nordischen Krieg dnrch die Einverleibung des südlichen Vorponimern.
Unter Friedrich dem Großen erwarb Preußen vor allem Schlesien,
wodurch es tatsächlich zur angesehenen Großmacht wurde. In den
Teilungen Polens gewann es die wichtigen Gebiete, welche Preußen
bisher noch von Brandenburg trennten. Der Wiener Kongreß 1815 fügte
das nördliche Knrsachsen, die ehedem geistlichenländer amnhein
und Schwedisch-Pommern hinzu. Der Staat blieb dadurch noch
immer in zwei völlig getrennte Teile gespalten; auch fehlte noch die wichtige
Verbindung mit der Nordsee. Dieses Mißverhältnis wurde erst in den
Jahren 1864—66 durch die Erwerbung von Schleswig-Holstein und
Hannover aufgehoben. Gleichzeitig gewann Preußen Kurhessen,
Nassau und die freie Reichsstadt Frankfurt. Durch die Einverleibung
des Herzogtums Lauen bürg 1876 und der Insel Helgoland 1890
wurde dann die Ausgestaltung des Königreichs vollendet.
Preußen wird gegenwärtig in 12 Provinzen geteilt, an deren Spitze
ein Oberpräsident steht: Brandenburg, West- und Ostpreußen,ttmitun0,
Posen, Schlesien, Pommern, Schleswig-Holstein, Sachsen,
Hannover, Westfalen, Rheinprovinz, Hessen-Nassau. Die
hoheuzolleruscheu Lande im südwestdeutschen Gebirgsland, die erst
1849 zu Preußen kamen, bilden einen selbständigen Bezirk, der dem Ober-
Präsidium der Rheinprovinz unterstellt ist.
Jede preußische Provinz zerfällt ihrerseits wieder in Regierungsbezirke
mit einem Regierungspräsidenten, und jeder Bezirk in Kreise mit einem
Landrat als Verwaltungsoberhaupt.
Ju vielen der preußischen Provinzen und Regierungsbezirke erkennen § gy
wir die Reste alter Stammesherzogtümer und geistlichen Fürstentümer. Die
Nicht alle haben sich aber dem Königreich Preußen einverleibt. Sie sind
zum Teil selbständige Staaten bis heute geblieben, so die Fürstentümer Nord-
Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck, ferner das Herzogtum
Braunschweig und die Großherzogtümer Oldenburg, Ac eckten-
bnrg-Schwerin und- Strelitz.
Das Herzogtum Braunschweig ist ein Teil des mächtigen Welsen-
Herzogtums Brannfchweig-Lüneburg, das erst unter den Nachkommen Hein-
richs des Löwen zerfiel. Oldenburg ist dagegen ursprünglich eine nord-
deutsche Grafschaft, die im 15. Jahrhundert zu Dänemark gehörte, dann
aber im 18. Jahrhundert wieder unter der Herrschaft des Hauses Holstein-
Gottorp zu einem selbständigen Lande wurde, dessen Fürsten später anch den
großherzoglichen Titel erhielten. Zu diesem Großherzogtum gehört noch das
Fürstentum Lübeck in Holstein und das Fürstentum Birkenfeld am
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Friedrich
92
Europa.
Hunsrück. Das Gebiet der Großherzogtümer Mecklenburg ist durch
Heinrich den Löwen dem Christentum und der Herrschast der Deutschen
gewonnen. Durch Vermählung seiner Tochter mit einem Fürsten der unter-
worsenen Slaveu begrüudete er das mecklenburgische Fürstenhaus. Bereits
im 14. Jahrhundert wurden die Regenten zu Herzögen, 1815 zu Groß-
herzögen erhoben. Durch Verzweigungen der Herrschaft entstanden die
gegenwärtigen beiden Herzogtümer, die aber noch einen gemeinschaftlichen
Landtag haben.
Kleine selbständige Staaten bilden auch die drei Stadtrepublikeu
Bremen, Hamburg und Lübeck; sie sind der Nest des im Mittelalter
so mächtigen Hansabundes, dem sich über 80 Städte angeschlossen hatten.
Im 13. bis 15. Jahrhundert bildete die Hansa eine der einflußreichsten
Mächte Nordeuropas.
Zu den sächsisch-thüringischen Staaten sührt uns das Herzogtum
Anhalt. Der Stammherr seines Herrscherhauses ist Albrecht der Bär,
dessen Nachkommen um 1300 Brandenburg und Sachsen besaßen. Später
blieb das Haus Auhalt auf das jetzige Land beschränkt. Noch im vorigen
Jahrhundert bestanden 4 Fürstentümer, die im Laufe der Zeit wieder vereint
wurden. Als die Anhalt in er Linie 1.422 in Kursachsen ausstarb, wurde
der Markgraf Friedrich der Streitbare von Meißen aus dem Hause
Wettin Kurfürst von Sachsen, zu dem auch große Stücke vou Thüringen
gehörten. Damit ging der Name Sachsen auf diese wie auf die Läuder der
oberen Elbe über. Unter seinen Nachfolgern teilte sich 1485 das Haus
Wettin in die er n est in is che Linie, welche Sachsen-Wittenberg mit der
Kurwürde und das thüringische Gebiet erhielt, und in die albertinische
Linie, welcher hauptsächlich Meißen zufiel. Doch ging im 16. Jahrhundert
die Kurwürde mit Sachsen-Wittenberg an die albertinische Linie über. In
den Wirren des 30jährigen Krieges kam die Lausitz zum Kurstaat hinzu,
am Ende des 17. Jahrhunderts aber erweiterte sich dann die Macht des
Kurfürsten durch die Auuahme der Königswürde von Polen. 1806 trat
Sachsen dem Rheinbund bei und wurde dafür von Napoleon zum Königtum
erbobeu. Durch den Wiener Frieden 1815 verlor es einen großen Teil
feines Landes an Preußen.
Aus der erneftinifchen Linie des Hauses Wettin gingen im Laufe der
Geschichte infolge wiederholter Erbteilung immer neue Fürstentümer hervor,
und es entwickelten sich so die thüringischen Staaten, die ihren
heutigen Umfang meist erst im Laufe dieses Jahrhunderts, namentlich im
Wiener Frieden 1815, erhielten.
Die süddeutschen Staaten.
Die süddeutschen Staaten sind zum Teil hervorgegangen aus den ur-
sprünglichen Stammesherzogtümern Bayern, Schwaben, Franken des alten
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Albrecht_der_Bär Albrecht Friedrich_der_Streitbare_von_Meißen Friedrich Napoleon
Luxemburg. — Die Niederlande.
133
Seit kurzem ist Belgien trotz des Mallgels einer eigenen Kriegsflotte
mittelbar in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten, indem fein jetziger
König Leopold Ii. Souverän des afrikanischen Kongostaates geworden ist.
/
Luxemburg.
Auf der Südabdachuug der Ardeunen und im nördlichen Gebiet der § 87
Lothringer Hochfläche liegt das selbständige Großherzogtum Luxemburg. Das
vorwiegend hügelige Land gestattet eine lebhafte Landwirtschaft, die besonders
im klimatisch milderen Süden reiche Erträge liefert. All der Mosel erheben
sich auch ausgedehnte Weinberge, und außerdem gedeiht hier vortreffliches
Obst. Im Süden bildet der Bergbau auf Eiseu eine wichtige Erwerbs-
quelle für die Bewohner. Diese sind ausschließlich deutsch und katholisch.
Das Großherzogtum gehörte bis 1866 zum deutschen Bunde und
wurde dann für ein neutrales Reich erklärt. Noch heute steht es im deutschen
Zollverein und ist außerdem dem deutscheu Eisenbahnbetrieb zugeteilt. Trotz-
dem ist die Regiernngssprache französisch. Die Hauptstadt des Landes ist
die frühere Festung Luxemburg.
Die Niederlande.
Das Königreich der Niederlande fällt ganz in die Tiefebene. Wie im § 88
nordwestlichen Deutschland wird sein Bodell von niedrigen diluviale» Saud- Bovcu
Hügeln, der Geest, von ausgedehnten Mooren und von einem alluvialen °cftau
Schwemmland, der Marsch, gebildet. Der Marschboden ist hier weitaus-
gedehuter als an der deutschen Nordseeküste; er erstreckt sich längs der breiten
Flußarme tief in das Land hinein. Diese mächtige Ausdehnung verdankt
die Marsch dem großen Stromnetz des Rheins und der S ch e l d e. Man Gc-
kann die Niederlande auch als das Deltalaud des Rheins bezeichnen. Bei lt,nf|cl
seinem Austritt aus Deutschland bewegen sich die Fluten dieses Stromes
noch in einem Strombett; bald aber beginnen sie sich zu teilen. Der südliche
Arm nimmt als Waal die mächtige Maas aus und mündet dann in das
vielverzweigte Stromnetz zwischen Rhein und Schelde. Der nördliche Arm
sendet zunächst die Jjssel (eisel) zur Zuider (seuder)- See und fließt
dann westwärts. Von diesem Arm teilt sich der Lek ab, der unweit der
sogenannten Maasmündungen das Meer erreicht.
Das weite Marschlaud liegt heute zum größten Teil tiefer als der
Spiegel der See. Gegen die Überflutung wird es durch künstliche Deiche
geschützt, die das ganze Gebiet umziehen. Früher begrenzte die Niederlande
gegen das Meer ein natürlicher Wall, ein hoher Dünenzug. Aber im Laufe
der Geschichte noch ist diese Dünenkette von den Fluten zerrissen worden,
und ein Gebiet des Landes nach dem anderil wurde zum Meeresboden. So
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Extrahierte Personennamen: Leopold_Ii Leopold Bovcu
Hügeln Maas
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Niederlande Belgien Luxemburg Luxemburg Luxemburg Niederlande Niederlande Deutschland Rheins Niederlande Deutschland Rhein Niederlande
Das Erzgebirge und das sächsische Bergland.
63
weniger wie 8 Staaten haben daran Anteil. Voran steht Preußen,
mit seinen Provinzen Sachsen und Hannover; dann folgen die thüringischen
Staaten, das Großherzogtum Sachseu - Weimar - Eisenach, die Herzog-
tümer Sachsen -Kobnrg und -Gotha, Sachsen-Mein in gen-Hild-
burghausen und Sachsen-Altenbnrg, ferner die Fürstentümer
Schwarzbnrg-Rudolstadt und Schwarzbnrg - Sondershans en.
Im Harz betreten wir anch noch Gebietsteile der Herzogtümer Braun-
schweig und Anhalt.
Kstticher Geit des mitteldeutschen Hebirgstanöes.
Vom Fichtelgebirge an beginnt der schmale östliche Teil des mittel- § 42.
deutschen Gebirgslandes. Als nördliche Umwallung des böhmisch-mährischen
Stnfenlandes steigen hier Erzgebirge und Sudeten auf. Es sind hohe
Geogr. Anstalt von "Wagner «5odehesrieipzig.
Fig. 19. Das östliche mitteldeutsche Gebirgsland.
Gebirgskämme mit einheitlicher Abdachung nach Norden. Das Klima zeigt
bereits kontinentale Züge und dem entsprechend ist auch die Vegetation schon
vielfach osteuropäisch.
Das Erzgebirge und das sächsische Äergland.
Mit dem Erzgebirge und dem sächsischen Bergland beginnt die schmale Boden-
. Osthälfte des mitteldeutschen Gebirgslandes. An das Fichtelgebirge und den
Frankenwald schließt sich zunächst eine breite Hochfläche, das hügelige Vogt- "wnsse/.
land und das plateauförmige Elstergebirge an, in welche die zur Saale
fließende weiße Elster eiu tiefes Thal eingeschnitten hat. Weiter östlich
erhebt sich die Hochfläche allmählich zum Erzgebirge, das leiner sanften
Nordabdachuug wegen auf der deutschen Seite kaum als Gebirge erscheint,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Europa.
außen dehnte sich zwar das Reich noch beträchtlich aus, nach Westen bis
zum Rhonethal und im Osten durch Wiedereroberung des slavischen Gebietes,
im Innern entstanden viele neue Siedlungen und erblühten die Städte;
jedoch politisch zerfiel es mehr und mehr in selbständig sich entwickelnde
Glieder, die bald uur noch lose miteinander verbunden waren. Diese Zer-
splitterung wurde durch die reformatorische Bewegung des 16. Jahrhunderts
erheblich gefördert. Die Niederlande und die Schweiz lösten sich ab.
Die kirchlicheu und politischen Streitigkeiten führten zu dem Verhängnis-
l ,.1 Deutsches Jlcich
Mw Dczusdi es Bi i rul es -
Gebiet bis 1866
! ^ i Antvatt
Cid Brcumscjnvtrig
rm Hohenzollemi
rm Liechtenstein
Llkj Limburg
Zw i -Z ifjp es che, Lancia
Llsj Luxemburg
1 Q > Oldenbiay
i n 1 Reicssische t,anile
Csd Sciuyca-zbiirg.
rsm Säehslfe/'zoytibner
rval Vorarlberg
Üz3 Wcude.cl-
Fig. 26. Der deutsche Bund und das neue deutsche Reich.
vollen 30jährigen Krieg, wodurch das deutsche Volk in jeder Be-
ziehnng geschwächt wurde. Unaufhaltsam schritt das alte Reich nun dem
Verfall entgegen; im Jahre 1806 brach es zusammen. Es unterlag dem
gewaltigen Kaiser Napoleon, der seine Herrschaft auch über Deutschland aus-
dehnte und hier den Rheinbuud errichtete.
Doch schon 1815 nach der Befreiung des Landes von dem fremden
Joch erwachte in Deutschland wieder das nationale Bewußtsein. Es erfolgte
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rhonethal Niederlande Liechtenstein
Llkj_Limburg Lancia
Llsj_Luxemburg Oldenbiay Vorarlberg Deutschland Rheinbuud Deutschland
Die Entwicklung des deutschen Reiches und seiner Staaten.
89
die Gründung eines deutschen Bundes, der dem Wunsch nach politischer
Einheit aber nur wenig genügte. Zu ihm gehörten die ehemaligen Rhein-
buudstaateu, Prenßen mit Ausschluß seiner nordöstlichen Provinzen und die
deutschen und teilweise die slavischen Kronländer Österreichs. Allein der
Bund war nur ein loser Zusammenschluß einzelner Staaten, unter deueu
uoch dazu die beiden mächtigsten, Österreich und Preußeu, um das
politische Übergewicht stritten. Preußen war dabei durch seine geographisch-
ethnographische Stellung entschieden im Borteil. Durch die Gründung des
deutscheu Zollvereins arbeitete es überdies der späteren deutschen
Einheit in kräftigster Weise vor. Der verderbliche preußisch-österreichische
Dualismus wurde durch den Krieg von 1866 beendet, der den Ausschluß vou
Österreich aus dem deutschen Bunde zur Folge hatte. Unter der Führung
Preußens entstand der norddeutsche Buud, der mit den süddeutschen
Staateu ein Schutz- und Trutzbündnis abschloß. Dieses trat bereits wenige
Jahre daraus mit dem Kriege von 1870—71 gegen Frankreich in Kraft.
Ans dem ruhmreichen Feldzng ging als herrlichster Siegespreis das neue
deutsche Reich hervor. Am 18. Jauuar 1871 erfolgte in dem Haupt-
quartier zu Versailles die Proklamation König Wilhelms I. von Prenßen
zum Deutschen Kaiser.
Das neue deutsche Reich ist ein Bundesstaat. Ihm gehören folgende § 58.
26 Staaten an: die Königreiche Preußen, Bayern, Württemberg
und Sachsen, die Großherzogtümer Baden, Hessen, Mecklenburg- " !"
Sch w er in, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg und Sachsen-Weimar-
E i s e n a ch, die Herzogtümer Anhalt, S a ch s e n - M e i n i n g e n, Sachsen-
Koburg und -Gotha, Sachsen-Altenburg, Braunschweig, die
Fürstentümer Lippe, Schaumbnrg-Lippe, Waldeck, Reuß jüngere
Linie, Reußältereliuie, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarz-
burg-Soudershauseu, die freien Städte Bremen, Hamburg und
Lübeck und das 1871 erworbene Reichsland Elfaß-Lothringen. Diese
Staaten sind sämtlich mit Ausnahme Mecklenburgs, der drei freien Städte und
des Reichslandes Elsaß-Lothringen konstitutionelle Monarchieen; in ihnen
wird die gesetzgebende Gewalt von dem regierenden Fürsten und der Volks-
Vertretung gemeinsam ausgeübt.
Das Oberhaupt des Reiches ist als Deutscher Kaiser der König von
Preußen. Ihm steht die Entscheidung über Krieg und Frieden, sowie der
Oberbefehl über die Armee und die Vertretung des Reiches nach außen zu;
in Bezug auf die Gesetzgebung ist er von der Zustimmung der Volksver-
tretung und des Bundesrates abhängig. Die Reichsgesetze treten erst in
Kraft nach der Annahme derselben dnrch den Reichstag, zu dem das deutsche
Volk unter allgemeiner direkter Wahl gegen 400 Vertreter entsendet, und
durch den Bundesrat, in dem die Vertreter der Regierungen der einzelnen
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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