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Der unglückliche König von Preußen war unterdeß mit seiner Gemahlin Luise nach Königsberg geflohen. In der Nähe dieser Stadt vereinigte sich die russische Armee mit der preußischen. Es kam am 7. und 8. Februar 1807 bei Eylau zwischen den Franzosen und den Verbündeten zu einer mörderischen Schlacht. Beide Theile zogen sich zurück und schrieben sich den Sieg zu. Napoleon bot unserm Könige einen besonderen Frieden an; aber Friedrich Wilhelm lehnte denselben ab, weil er sich von seinem Bundesgenossen, dem Kaiser von Rußland, nicht trennen wollte.
Auf beiden Seiten wurden jetzt Truppen herbeigezogen. Es kam am 12. Juni 1807 bei Friedland zu einer neuen, entscheidenden Schlacht. Napoleon blieb Sieger. Alexander von Rußland suchte um Frieden nach. Zu Tilsit kam derselbe am 9. Juli zu Stande. Friedrich Wilhelm und dessen hochherzige Gemahlin betheiligten sich an den Friedensunterhandlungen, um den gewaltigen Sieger durch ihre Bitten zu mildernden Bedingungen zu bewegen. »Wie konnten Sie den Krieg mit mir anfangen?« fragte Napoleon die Königin. Diese antwortete mit Würde: »Sire, dem Ruhme Friedrichs war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben!«
Trotz dem verfügte Napoleon über Preußen wie über ein erobertes Land. Unser König verlor durch diesen Frieden alle Länder zwischen Rhein und Elbe, die Hälfte seiner Staaten. Außerdem mußte er sich verpflichten, nicht mehr als 42,000 Soldaten zu halten; auch ward ihm eine Kriegskontribution von 120 Millionen Franks auferlegt.
Aus den von Preußen abgetretenen Ländern, mit Einschluß von Braunschweig und Kurhessen, deren Fürsten verjagt waren, und aus Theilen Hannovers schuf Napoleon das Königreich We ftp ha len, das er seinem jüngsten Bruder Hieronymus (Jerome) gab.
Andreas Hofer.*)
, Wiederholt bestand Oesterreich feit dem Jahre 1792 gegen Frankreich den Kamps für feine Selbstständigkeit und Freiheit mit glorreicher^ Standhaftigkeit. Im Jahre 1805 aber, wo von Neuem die gewaltigen Flammen des Krieges zwischen beiden Landern emporgelodert, trat es Tyrol an Frankreich ab, und dies lieber, als jede andere Provinz, denn es kannte des Tyrolers Treue an dem alten Kaiserhause und erkaufte sich dafür den Frieden. Tyrol nämlich hing mit einer bewundernswürdigen Anhänglichkeit an dem Haufe Habsburg; benn dieses, das mit sicherm Blick die Wichtigkeit dieser alten Hochwehr und Vormauer erkannt, hatte ihm seine uralte Verfassung, seine Privilegien, überhaupt Alles gelassen, und das liebt
*) Burckhardt.
26*
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrichs Napoleon Napoleon Andreas_Hofer Burckhardt
Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Friedland Friedrichs Rhein Kurhessen Oesterreich Frankreich Frankreich Haufe_Habsburg
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gleißendem Scheine schnöder Trug gegen Preußen verübt, dessen Hauptvertreter der Minister Hardenberg war.
Am wenigsten übel meinte es noch England mit Preußen. Die englischen Staatsmänner begannen, da sie es nicht zum Aeußersten sollten, aus eine Ausgleichung hinzuarbeiten. Endlich beschlossen die drei Mächte, dem Kaiser Alexander Polen bis aus einen kleinen Theil, der bei Preußen bleiben sollte, unter der Bedmgung zu lassen, daß er die Ansprüche Preußens auf Sach-, ferrter i unterstütze. — So erhielt denn Preußen von aachjen ein Gebiet von 36772 Quadratmeilen mit 864,000 Einwohnern. ^Die kleinere Wülste, mit den Städten Dresden und ietpztg, 271 Ouabratmeilen mit 1,200,000 Einwohnern, behielt Friedrich August. Der König von Sachsen weigerte sich lange, einem solchen Vertrage seine Zustimmung zu geben; erst am 18. Mai 1815 wich er der Nothwenbigkeit und unterzeichnete.
Die weiteren Entschäbigungen Preußens bestauben in einem Theile des Herzogthums Warschau (Posen), schwebisch Pommern, Kleve, Berg, Ahremberg und andern westphälischen Gebieten, enblich m dem linken Rheinufer bis an die Saar.
Preußens Antrag, Lothringen und den Elsaß wieber mit Deutsch-lanb zu vereinigen, scheiterte an Rußlanbs und Englanbs Wiberspruch, da lie ein starkes Frankreich, des europäischen Gleichgewichts wegen, für nöthig erachteten. Dagegen mußte Frankreich seine Grenzen auf den Besitzstanb von 1790 zurückführen.
Zwischen den übrigen beutfchen ?änbern würden noch einige Gebietsausgleichungen und Verleihungen frei geworbener Länber-theile vorgenommen, woburch sich ihr jetziger Bestanb gebilbet hat.
„ Me Regierungen Deutschlanbs vereinigten sich nunmehr, ba die Herstellung des deutschen Kais er thu ms zu sehr außer dem Gesichtskreise der Zeit lag, zu einem beutscheu Bunbe, bessen Glieber 39 waren.
Was die Verfassung Deutschlanbs betrifft, wie sie in der Bunbesakte festgestellt ist, so würde sie als ein freier 53unb felbftftänbiger und unabhängiger Staaten ausgerichtet, beffen Hauptbestimmungen folgenbe waren:
»Ter Zweck des Bundes ist die Erhaltung, der äußern und innern Sicherheit Deutschlands überhaupt und der Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der deutschen Bundesstaaten insbesondere.«
»Alle Bundesglieder haben als solche gleiche Rechte.«
»Tie gemeinsamen Angelegenheiten werden durch eine Bundesversammlung besorgt, die ihren Sitz zu Frankfurt am Main hat und bei welcher Oesterreich den Vorsitz führt.«
»Die gewöhnlichen Geschäfte besorgt ein engerer Ausschuß von 17 otimmen. Bei Abfassung oder Abänderung von Grundgesetzen und andern wichtigen allgemeinen Anordnungen versammeln sich aber die Vertreter
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Extrahierte Ortsnamen: England Dresden Sachsen Warschau Posen Pommern Kleve Ahremberg Lothringen Frankreich Frankreich Deutschlands Frankfurt Main Oesterreich
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Seit 1865 ist das Herzogthum Lauenburg in den Besitz der preußischen Krone gekommen, während Schleswig von Preußen, Holstein dagegen von Oesterreich bis auf Weiteres verwaltet wurde.
Eingedenk der beiden großen Waffenthaten hat das deutsche Volk den gefallenen Heldenbrüdern auf Düppel und Alsen zwei Denkmäler gesetzt, deren Hülle unter angemessener Feierlichkeit am 30. Sept. 1872 gefallen ist.
Preußens Feldzüge gegen Oesterreich und dessen Verbündete im Jahre 1866.*)
Veranlassung des Krieges.
Im Jahre 1865 am 14. August wurde zwischen Oesterreich und Preußen zu Ga st ein ein Vertrag abgeschlossen, nach welchem die befreiten Elbherzogthümer von den beiden Großmächten gemeinschaftlich verwaltet werden sollten. Dieser Vertrag schien anfangs friedliche Verhältnisse anzubahnen. Oesterreich ernannte den Feldmar-schall-Lieutenant Gablenz zum Statthalter von Holstein, Preußen den General-Lieutenant v. Manteusfel zum Statthalter Schleswigs.
Es zeigte sich aber bald für jeden Unbefangenen deutlich, daß die österreichische Regierung beim Abschluß des Vertrages nichts weiter im Sinne gehabt, als nur um so ungehinderter den Bestrebungen Preußens entgegenwirken' zu können. Mit allerlei Hintergedanken rückte Oesterreich anfänglich ins Feld. Preußen hatte in dem Kriege gegen Dänemark die größte Arbeit gethan, und dennoch wurde es fortwährend in Ausführung seiner Pläne von dem Mitbesitzer, Oesterreich, gehemmt und gestört. Dazu kam, daß der Prinz Friedrich von Auguftenburg ebenfalls den Mitbesitzer spielte, obgleich es ihm an jeder Anerkennung fehlte. In seinem Bestreben aber fand er bei Oesterreich Schutz und Hülfe. Der alte Neid und die über-lieferungsweise Herrschsucht von Seiten Oesterreichs waren auch hier wieder die Triebfedern zum Streit. Daher betrachtete denn Preußen schon seit geraumer Zeit den österreichischen Einfluß auf die deutschen Verhältnisse als einen Hemmschuh gedeihlicher Entwicklung, und aus diesem Grunde war es unablässig bemüht, im wahren Interesse Deutschlands, diesen unberechtigten und nachtheiligen Einfluß immer mehr zu beschränken. Die Gelegenheit hierzu wurde aber von unserm friedliebenden König nicht leichtfertig oder aus bloßer Ruhmsucht herbeigeführt, sondern ihm durch die Mißgunst und Leidenschaftlichkeit feiner Gegner aufgedrungen.
*) Nach den zuverlässigsten Quellen bearbeitet.
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich_von_Auguftenburg Friedrich
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der sichbaren Führung des Himmels geschehen; wir verdanken es den Gebeten daheim und aus dem Schlachtfelde. Der Himmel hat uns sichtbar geholfen, daß wir Gott auf den Knieen danken müssen. Also Demuth, keine Ueberhebung! Die Erfüllung der deutschen Geschicke ist nahe; unser Volk.hat endlich seinen Staat gefunden.«
Die Friedensschlüsse und die Erfolge des Krieges.
Als am 26. Juli in Nikolsburg zwischen Preußen und Oesterreich ein Waffenstillstand vereinbart worden war, begannen zu Prag am 9. August die Friedensverhandlungen. Diese erreichten am 23sten August ihren Abschluß. Die Hauptbedingungen waren: »Oesterreich erkennt die Auflösung des bisherigen deutschen Bundes an und giebt seine Zustimmung zu einer neuen Gestaltung Deutschlands ohne seine Betheiligung. Außerdem verpflichtet sich der Kaiser von Oesterreich an Preußen 20 Millionen Thaler Kriegskosten baar zu zahlen und überträgt dem Könige von Preußen die Rechte auf die Herzogtümer Holstein und Schleswig.«
Die Friedensunterhandlungen mit den süddeutschen Staaten wurden in Berlin geführt. — Baiern trat an Preußen folgende Gebietstheile ab: das Landgericht Orb, das Bezirksgericht Gersfeld, die Enklave Kaulsdorf zwischen Saalfeld und dem Kreise Ziegenrück, zusammen 10 Qm. mit 32,976 Ew. Außerdem mußte Baiern 20 Millionen Gulden Kriegskosten zahlen.
Sachsen trat kein Land ab, zahlte aber 10 Millionen Thaler Kriegskosten. Würtemberg zahlte 8 Millionen, Baden 6 Millionen, Hessen-Darm stadt 3 Millionen Gulden, Reuß ä. L. 100,000 Thaler an die preuß. Wittwenkasse. Außer den 3 Millionen Kriegskosten mußte der Großherzog von Hessen folgende Gebietstheile an Preußen abtreten: Die Landgrafschaft Hessen-Hom-burg mit der Herrschaft Meisenheim, die Kreise Biedenkopf und Vöhl, den nordwestlichen Theil des Kreises Gießen, den Ortsbezirk Rödelheim und einen Theil des Ortsbezirkes Nieder* Ursel, zusammen 29 Qm. mit 77,200 Ew. Für diese Abtretungen wurde der Großherzog durch 11 vormals kurhessisch-nass auisch-frartffurtifche Gebietstheile entschädigt.*)
Dem preußischen Staate gänzlich einverleibt sind: Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt a. M. und Schleswig-Holstein, wodurch Preußen einen Gebietzuwachs von 1308 Qm. mit 4vs Mill. Ew. erhalten hat; demnach beträgt der jetzige Flächeninhalt des preußischen Staates 6172 Reichs-Qm. mit 25,700,000 Ew.
*) Zur gründlichen Belehrung über Preußens Neugestaltung empfehle ich eine vortrefflich bearbeitete Schrift: »Preußen und der Norddeutsche Bund i. I. 1867. 5te Aufl.« Schulbuchhandlung von F. ®. L. Greßler in Langensalza.
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Extrahierte Personennamen: Demuth August August Gersfeld Biedenkopf L._Greßler
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348
Jugend in die trostlosen Wirren des polnischen Erbfolgekriegs. — Die Erziehung und geistige Ausbildung der nachmals so berühmten Fürstin, deren großes Walten durch die erstaunlichen Thaten ihres berühmtesten Zeitgenossen Friedrichs Ii. zu sehr in den Hinter-grung gedrängt und zu schnell vergessen wurde, leitete der besorgte Vater, der einer der gelehrtesten Fürsten seiner Zeit, ein tüchtiger Lateiner und trefflicher Musiker war, größtenteils selbst. In den ihr nothwendigen Sprachen erhielt sie gründlichen Unterricht, ebenso in körperlichen und kriegerischen Uebungen, und vom 15. Jahre an wohnte sie regelmäßig den Konferenzen der Minister mit Aufmerksamkeit bei, ohne jedoch dabei besonders viel zu lernen. Das Beste bewirkte ihr eigener Geist, der richtige Takt, der ihr angeboren war, und der Alle durchdringt, die Kopf und Herz an rechter Stelle haben, und ihre ungeheuchelte Religiosität. Mißtrauisch in ihre eigene Einsicht, prüfte sie lange, hörte in den Konferenzen geduldig die ermüdendsten Vorträge und Einwürfe an, um sich ein eigenes Urtheil zu bilden, und gelangte so zu richtiger Ansicht und Uebung.
Am 12. Februar 1736 vermählte sich Maria Theresia mit dem Herzog Franz Stephan von Lothringen-Toskana; zuvor mußte sie aber auf die Erbfolge verzichten, im Fall dem Kaiser ja noch ein Prinz geboren werden sollte. Karl, der letzte männliche Habsburger, starb am 20. Oktober 1740 in Folge einer Erkältung, die er sich auf der Jagd zugezogen, ohne Hinterlassung eines männlichen Erben, und am 21. Oktober bestieg Maria Theresia den Thron von Ungarn, Böhmen und Oesterreich und erklärte kurz darauf ihren Gemahl zum Mitregenten. Gleich bei der Thronbesteigung wurde sie in gefährliche Kriege verwickelt; denn der Kurfürst von Baiern machte Asprüche auf Oesterreich, und die Kurfürsten von Köln und Pfalz erkannten die Erbfolge nicht an. Bündnisse zwischen Baiern, Frankreich, Spanien, Pfalz und Köln kamen gegen Oesterreich und Maria Theresia zu Stande, denen später auch Sachsen, und endlich Preußens junger König, Friedrich Ii., beitraten, und schon theilten vorläufig auf der Karte die Verbündeten die sogenannte Erbschaft, von welcher Baiern Böhmen, Ober-Oesterreich, Tyrol und Breisgau; Sachsen Mähren und Oberschlesien; Preußen Niederschlesien; Spanien die Lombardei, Parma, Piacenza und Mantua; Frankreich aber die Niederlande bekommen; Maria Theresia blos Nieder-Oesterreich mit Wien, Ungarn, Kärnthen, Krain und Steiermark behalten sollte.
Der Beitritt Friedrichs Ii. zum Bunde machte den Mitverbündeten erst Muth. Friedrich, der beim Antritt seiner Regierung einen gefüllten Schatz und ein trefflich exercirtes Heer vorgefunden hatte, war entschlossen, sein Preußen durch Vergrößerung und Ruhm in die Reihe der ersten europäischen Mächte zu erheben und trat mit längst vergessenen, wenn auch nicht unbegründeten Ansprüchen
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Franz_Stephan_von_Lothringen-Toskana Franz Karl Karl Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrichs Friedrich Friedrich
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Preußens Bestreben ging darauf hin, Deutschlands Macht nach Außen, sein gedeihliches Emporblühen nach Innen durch Einheit zu stärken, was aber nur möglich war durch Beschränkung der Einzelstaaten. Oesterreich dagegen war es darum zu thun, Deutschland in seiner alten Zersplitterung zu erhalten. Darum wollte es in den befreiten Elbherzogthümern unter der Herrschaft des Prinzen von Augustenburg einen neuen deutschen Kleinstaat mit unverkürzten Regentenrechten ins Leben treten lassen.
Obgleich Preußen bis jetzt nirgends eine bestimmte Erklärung gegeben hatte, daß es die Elbherzogthümer sich einverleiben wollte, so sehen wir doch an der Gerechtigkeitsliebe des Königs Wilhelm, daß, bevor er diesen Schritt thun wollte, er die ersten Juristen des Landes berief, um die Rechte des Prinzen von Augustenburg mit aller Gründlichkeit zu prüfen und ein Gutachten darüber abzugeben. Der Ausspruch der Juristen fiel gegen den Augustenburger aus.
Die Anhänget* des Prinzen fuhren nun fort, die Landeshoheitsrechte, welche Preußen und Oesterreich thatsächlich und rechtlich besaßen, anzuzweifeln und jede Thätigkeit und Wirksamkeit der preußischen Regierungsbevollmächtigten zu untergraben. Die preußische Regierung that beshalb nur, was jebe Regierung ihrem Lanbe schulbig ist: sie suchte die Aufrechthaltung der Ordnung zu schützen. Oesterreich dagegen schlug einen andern Weg ein. Es erließ einseitig und ohne den König von Preußen, als rechtlichen Mitbesitzer beider Elbherzogthümer, irgend wie zu beachten, an den Feldmarschall-Lieute-nant Gablenz den Befehl, sofort zur Einberufung der holsteinischen Stände zu schreiten, »um dft Stimme des Landes über sein künftiges Geschick zu hören.« — Dieser von der österreichischen Regierung angekündigte Schritt erfolgte wirklich. Am 11. Juni 1866 sollten sich die Stände in der Stadt Itzehoe einfinden. Oesterreich hatte durch diesen Befehl den Gasteiner Vertrag verletzt; denn es heißt ausdrücklich in demselben, »daß Oesterreich und Preußen die Elbherzogthümer gemeinsam besetzen und verwalten, auch die künftigen Verhältnisse derselben nur im gegenseitigen Einverständnisse feststellen.«
Preußen legte gegen die Einberufung der Stände Verwahrung ein, welche allen Gesandten in Frankfurt mitgetheilt wurde. Außerdem erhielt der General Mantenffel den Befehl, mit den preußischen Truppen in Holstein einzurücken, um die gemeinsame Regierung Schleswig-Holsteins mit dem Feldmarschall-Lieutenant Gablenz in Holstein zu vereinbaren. Da aber Gablenz die gemeinsame Verwaltung Schleswig-Holsteins ablehnte, so wurde der Baron von Scheel-Plessen preußischerseits mit der Verwaltung der nunmehr vereinigten beiden Herzogtümer beauftragt und der Zusammentritt der holsteinischen Stände untersagt.
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501
Die preußische Armee erhielt die Bezeichnung »Main-Armee«. Sie zählte im Ganzen:
15 Infanterie-Regimenter . . 45,000 Mann 5 Kavallerie-Regimenter . . 2,400 »
2 Bataillone Sachs. Koburg i Q I Bat, Lippe-Detmold . / ' 3-000 ”
16 Batterien..................... 3,000 »
53,400 Mann mit 96 Geschützen.
Vogel von Falckenstein löste seine Aufgabe glücklich; es gelang ihm, zwei an Zahl überlegene, in ihren eigenen Ländern befindliche Heere auseinander zu halten und einzeln zu schlagen. Diese beiden feindlichen Armeekorps bestanden aus der bäurischen Armee und aus der eigentlichen Bundes- oder Reichs-Armee«. Die baiersche Armee, deren Oberbefehl der greise Prinz Karl von Baiern übernommen hatte, zählte 50,000 Mann mit 136geschützen. Das 8. Armeekorps oder die Bundes-Armee stand bei Frankfurt am Main unter dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Es hatte eine Stärke von 62000 Mann mit 139 Geschützen. Die vereinigte Reichs-Armee bestand aus Oesterreichern Würtembergern, Hessen-Darmstädtern, Nassauern und Badensern. Erst nach langem Sträuben hatte der Großherzog von Baden seine Truppen zur Reichsarmee stoßen lassen. Die kurhessische Armee vereinigte sich nicht mit dem 8. Bundesarmeekorps: sie hielt sich fern vom Kampfplatze und blieb bis auf die letzte Reit in der Nähe von Mainz.
Bevor wir auf die eigentlichen Kriegsbegebenheiten selbst eingehen, haben wir noch von der Besetzung Nassaus durch preußische Truppen zu berichten. Am 28. Juni erfolgte das Einrücken der Preußen in Nassau an drei verschiedenen Stellen gleichzeitig. Von Koblenz aus marschirte ein Bataillon nach Ems, ein anderes nach Nieder- und Ober-Lahnstein. In Braubach und Marksburg fielen den Prenßen die dort befindlichen Vorräthe an Pulver (70 Ctr.), 2 Geschütze und 150 Gewehre in die Hände. Diese Kriegsbedürfnisse wurden nach Koblenz gebracht. Auch die herzoglichen Kassen nahm man in Beschlag. Ein 3. Bataillon war nach Wiesbaden vorgerückt.
Inzwischen hatte sich der noch tagende »Bundestag« in Frankfurt erlaubt, die hohenzollernschen Lande mit würtembergifchen • U^Se?Au besetzen, auch das preußische Kriegsmaterial in Rast adt mit Beschlag zu belegen. Ebenso waren baiersche Truppen nach Meiningen, Koburg und Schleusin gen eingerückt.
Vogel von Falckenstein konnte diesen Unfug nicht lange dulden. Er war der Mann, der keine Hindernisse kennt. Nach
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vorgeschoben. Inzwischen war ermittelt worden, daß das 8. Bundeskorps sich möglichst schnell der baierschen Armee westlich von Würzburg zu nähern suche. Demgemäß setzte die Mainarmee ihre Bewegung gegen die Tauber fort. Am 23. Juli kam es bei Hund-heim zu entern heftigen Zusammenstoß. General Flies stand emer badischen Brigade, die sowohl an Infanterie als namentlich an Artillerie weit überlegen war, gegenüber. Die badischen Truppen aber, angeblich weil sie den Befehl hatten, sich nicht auf etwas Ernstliches einzulassen, machten ihre Ueberlegenheit nicht geltend, sondern zogen sich zurück. General Manteuffel beschloß, sich der Uebergänge über die Tauber zu bemächtigen, um gegen den Feind noch kräftiger vordringen zu können. Das 8. Bundeskorps hatte Wertheim, Tauber-Bischofsheim und Werbach besetzt. Nach kurzem Kampfe gelang es den Preußen am 24. Juli, den Feind aus sämmtlichen eingenommenen Stellungen über die Tauber zurückzuwerfen; um Mittag befand sich die ganze Tauberlinie in den Händen der Mainarmee. Der Feind hatte in diesen Gefechten bedeutende Verluste erlitten.
Am 25. Juli traf die Division Beyer Nachmittags bei Helmstadt auf die baierifchen Truppen und warf sie im fünfstündigen Kampfe nach Uettingen zurück. Hier wurden die Baiern abermals von dem General Flies angegriffen, der sie gegen Würzburg trieb. Gleichzeitig entspann sich ein Kampf der Division Göben gegen die Bundestruppen bei Gerchsheim. Auch hier wurde der Feind besiegt und mußte sich ebenfalls nach Würzburg zurückziehen. Am 27. Juli rückte die Mainarmee auf der ganzen Linie gegen letztere Stadt vor und eröffnete ihr Feuer auf die feindlichen Werke des Marienberges. Mehrere Granaten beschädigten einige Häuser Würzburgs, wodurch die Bewohner in große Angst versetzt wurden. In Folge dessen laugte gegen 3 Uhr aus dem baierifchen Hauptquartier ein Parlamentär an und bat, dem Feuern Einhalt zu thun. Die hierauf wegen Uebergabe der Festung angeknüpften Verhandlungen wurden durch das Eintreffen der amtlichen Nachrichten von dem Abschlüsse eines Waffenstillstandes zwischen Preußen und Baiern unterbrochen. General von Manteuffel aber zog am 2. August in Würzburg ein.
Während der Verhandlungen über Waffenstillstand und Frieden war der Großherzog von Mecklenburg in Baiern nach Süden vorgedrungen und hatte die Stadt Bayreuth besetzt. Am 2. August hielten preuß. Truppen ihren Einzug in Heidelberg und Mannheim. An demselben Tage trat der Waffenstillstand mit Oesterreich, Baiern, Würtemberg und Baden in Kraft.
Ueber die glückliche Vollendung dieses glorreichen Kampfes sprechen wir mit König Wilhelm: »Der Krieg war kurz, aber glorreich; so ist wohl noch nie ein Krieg geführt worden. Das ist unter
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Extrahierte Personennamen: Manteuffel Bundeskorps Manteuffel August August Wilhelm
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Durch den so glorreich beendeten Krieg ist es Preußen nicht nur gelungen, eine Ausdehnung und Abrundung zu erhalten, die' es ihm gestatten, seine Stellung als alleinige Großmacht in Deutschland geltend zu machen, sondern es hat auch ganz Norddeutschland bis an den Main unter seiner militärischen Führung zu einem norddeutschen Bunde vereinigt, der durch seine Macht dem übrigen Europa Achtung gebietet.
Zu diefernbunde gehören folgende Staaten: Preußen, Sachsen, Mecklenburg-Schwerin, Oldenburg, Braunschweig, Weimar, Hamburg, Anhalt, Memingen, Koburg-Gotha, Altenburg, Lippe-Detmold Bremen, Mecklenburg-'Strelitz, Reuß j. Linie, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Lübeck, Reuß ä.l., Schaumbura-^lppe und die Provinz Oberhessen. — Demnach umspannte der norddeutsche Bundesstaat einen Flächenraum von 7534 Qm. mit 29,906,763 Einwohnern.
Der deutsch-französische Stieg vom Jahre 1870 bis 1871. Ursachen des Krieges.
Schon unter der Regierung Ludwig Philipp's beabsichtigte Frankreich das linke Rheinufer zu erobern. Nikolaus Becker dichtete damals das Lied: »Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein.« Um dieselbe Zeit (1840) entstand »Die Wacht am Rhein« von M a £ Schneckenburger.
Noch deutlicher traten jene Eroberungsgelüste unter Napoleon Iii. im Jahre 1866 hervor, als Preußen gegen Oesterreich und dessen Verbündete siegte. — Nach der Schlacht von Königs-grätz hätte ganz Deutschland geeinigt werden können, aber Napoleon wollte dies ohne seine Erlaubniß nicht zugeben. Frankreich hätte schon damals in den Krieg eingegriffen, wenn es stark genug gewesen wäre.
Seit dem sann Napoleon unablässig auf einen Vorwand zum Kriege mit Preußen. Zunächst mischte er sich in alle deutsche Angelegenheiten. Auf der Londoner Konferenz (Mai 1867) brachte er es dahin, daß Preußen seine Besatzungstruppen aus Luxemburg herausziehen und die uneinnehmbaren Festungswerke abtragen sollte. — König Wilhelm ahnte den Ausbruch eines Krieges mit Frankreich und suchte sich vor Überrumpelung zu bewahren. Ein von dem französischen Botschafter Benedetti angebotenes Bündniß, nach welchem Napoleon Belgien zu erobern gedachte, dafür aber Preußen die Einverleibung der Südstaaten Deutschlands (Baiern, Würtemberg und Baden) in den Nordbund zu sichern, wurde von dem Grafen Bismarck abgelehnt.
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Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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deutschen Geschichte. Nur seiner Geburt nach war er ein Ausländer, sonst aber durch und durch ein Deutscher; denn für deutsche Sach/ namentlich für die Interessen des Hauses Oesterreich, hat er, allen Anlockungen Frankreichs zum Trotz, gefochten wie als Jüngling, so als Greis, dessen sind zahlreiche Schlachtfelder in Ungarn und an der Donau (gegen die Türken), in Italien, Frankreich, den Niederlanden und am Rheine (gegen die Franzosen und deren Verbündete) Zeuge.
Eugen wurde 1663 zu Paris geboren. Sein Vater, Eugen Moritz, stammte aus einer Seitenlinie der Herzöge von Savoyen. Anfangs bestimmte der Vater seinen Sohn, weil er einen schwächlichen Körper hatte, zum geistlichen Stande; aber der Jüngling hatte keine Neigung zur Theologie und widmete sich deshalb dem Soldatenstande. In seinem 20. Jahre erbat er sich von Ludwig Xiv. ein Regiment. Der König schlug ihm seine Bitte wegen seiner Kleinheit ab und ließ ihm sagen, er paffe besser zu einem Geistlichen. Durch diese Antwort fand sich Eugen tief gekränkt; er bot deshalb dem Kaiser Leopold I. feine Dienste an, und da dieser gerade mit den Türken Krieg führte, so empfing er ihn mit Freuden. Bei der Belagerung Wiens bewies Eugen zuerst seine Tapferkeit gegen die Ungläubigen, wofür ihn der Kaiser mit einem Dragonerregimente belohnte. — In einem Alter von 30 Jahren an die Spitze des kaiserlichen Heeres gestellt, welches abermals gegen die Türken gehen sollte, erfocht er den entscheidenden Sieg bei Zentha am rechten Theißufer (11. Sept. 1697), obgleich ihm der Kaiser verboten hatte, eine Schlacht zu liefern. Die Türken hatten an diesem Tage 30,000 Mann an Todten und 6000 Gefangene verloren.
Bei feiner Zurückkunft nach Wien übergab er dem Kaiser das Reichsstegel der Ungläubigen und legte zugleich Rechenschaft von seinem ganzen Verfahren ab. Der Kaiser, dem des Prinzen Feinde vorgestellt hqtten, daß das Glück den Ungehorsam gegen bestimmte Befehle nicht rechtfertige, sagte ihm kein Wort darüber. Kurz nachher kam aber ein Offizier und forderte dem Prinzen feinen Degen ab. »Hier ist er,« sagte Eugen, »noch gefärbt vom Blute der Feinde, und ich will ihn nicht wieder haben, wenn ich ihn nicht ferner für den Dienst Sr. Majestät gebrauchen soll.« — Die Nachricht von diesem strengen Verfahren verbreitete sich bald in der Hauptstadt; die Bürger versammelten sich um den Palast des Prinzen, schickten Abgeordnete an ihn und ließen ihm sagen, daß sie ihn mit Gefahr des Lebens vertheidigen würden. »Ich danke Euch für Euren Eifer und Eure Liebe, — antwortete Eugen den Abgeordneten — aber ich will keine andern Bürgen für meine Sicherheit, als die Rechtschaffenheit meines Betragens und die geringen Dienste, welche ich Sr. kaif. Majestät geleistet habe. Sie ist zu erleuchtet, um nicht die Wahrheit von der Verleumdung zu unterscheiden, und zu billig,
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