328
Neuere Geschichte, Zweite Periode.
den Niederlanden und in Italien zu verschaffen, während Frank-
reich sich mit den Herzogen von Savoyen und Mantua, den Kur-
fürsten von Baiern und Coin verbündet. Die übrigen Stände des
deutschen Keichs, namentlich Preußen, mit dem Kaiser verbündet.
Beitritt Portugals zur großen Allianz und endlich auch Savoyens
(1703), welches Frankreich verlässt.
Drei Männer stehen an der Spitze der großen Allianz gegen
Frankreich: Eugen, Prinz v. Savoyen (kaiserlicher Feldherr), Marlbo-
rough (früher John Churchill, Feldherr der Engländer), A. Heinsius
(nach Wilhelms Iii. Tode, 1702, Eathspensionär von Holland).
Spanien, um das der Krieg eigentlich geführt wird, ist für den
Kampf selbst von geringer Bedeutung, die Hauptschauplätze des-
selben sind: Italien, die Niederlande und Deutschland.
Philipp von Anjou wird in Spanien als König Philipp Y. an-
erkannt. Seine Hauptstütze ist Castilien.
1701. Eröffnung des Krieges durch Eugens Einfall in Italien,
Sieg über Catinat bei Carpi, über Villeroi bei Chiari,
letzterer gefangen in Cremona (1702).
Eugen und Vendömc kämpfen unentschieden bei I/uzzara (1702),
dann haben die Franzosen bis 1706 in Italien die überhand.
Die Baiern fallen in Tyrol ein, werden zurückgetrieben. Eugen
nach Deutschland an den Rhein. Marlborough fällt in die spani-
schen Niederlande ein. Erzherzog Karl landet in Portugal, spätor
in Catalonicn. Die Engländer erobern Gibraltar (1704).
1704. Schlacht bei Höchstädt und Blenheim,
13, Aug. (zwischen Ulm und Donauwörth), Baiern und Fran-
zosen von Eugen und Marlborough geschlagen.
1705. Leopold I. sl^bt. Seii^Sohn Joseph I. Kaiser.
1706. Karl eroberf- auf kurze Zeit Madrid (Juni).
1706. (Mai). Sieg Marlboroughs bei Ramillies.
(Sept.) Sieg Eugens bei Turin
mit Hülfe der Preußen unter Leopold von Dessau.
1708. Sieg Marlboroughs und Eugens bei Oudenarde
11. Juli. über Vendome und den Herzog von Bourgogne.
teile belagert und genommen. Furchtbarer Winter in
Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen John_Churchill Wilhelms Philipp_von_Anjou Philipp Philipp_Y Philipp Eugens Eugens Carpi Chiari Eugen Eugen Marlborough Karl Karl Eugen Eugen Marlborough Leopold_I. Karl_eroberf- Karl Eugens Eugens Leopold_von_Dessau Leopold Eugens Eugens
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Italien Mantua Baiern Savoyens Frankreich Frankreich A._Heinsius Wilhelms Holland Spanien Italien Deutschland Spanien Italien Cremona Italien Tyrol Deutschland Rhein Portugal Catalonicn Blenheim Ulm Donauwörth Baiern Madrid Oudenarde Frankreich
Deutschland, Westfälischer Friede.
297
Breisach, die (einer österreichischen Nebenlinie gehörige) Landgraf-
schaft Ober- und Unter-Elsass und die Landvogtei über 10 Reichs-
städte im Eisass (Praefectura provincialis decem civitatum imperia-
lium), mit ausdrücklicher Wahrnehmung ihrer bisherigen Freiheit.
Den übrigen 'Reichsständen im Eisass (darunter namentlich Strafsburg)
bleibt ihre Reichsunmittelbarkeit und bisherige Freiheit. Aufserdem
erhält Frankreich das Besatzungsrecht in Philippsburg.
3) Hessen-Kassel: Abtei liersfeld, die schaumburgischen Lehen
des Stiftes Minden und 000,000 Thaler.
4) Kurbrandenburg: Als Entschädigung für das ihm nach Erb-
recht zustehende Pommern (von dein es nur den gröfseren Theil
Hinterpommerns erhält), die Bisthümer Halberstadt, Minden und
Gamin als weltliche Fürstenthümer, das Erzbisthum Magdeburg als
Herzogthum (unter Vorbehalt lebenslänglichen Besitzes für den Ad-
ministrator August von Sachsen, f 1688).
5) Mecklenburg: Die Bisthümer Schwerin und Ratzeburg als
Fürstenthümer.
6) Braunschweig: Die Alternative im Bisthum Osnabrück (wo
ein katholischer und ein evangelischer Bischof abwechseln sollen).
B. Weltliche Reichsangelegenheiten.
1) Allgemeine Amnestie und Wiedereinsetzung in den Stand von
1618. 2) Die Kurwürde und die Oberpfalz bleiben bei der Wilhel-
minischen Linie (Baiern) des Hauses Wittelsbach; für die Rudol-
finische Linie (Pfalz) wird eine neue, achte Kurwürde errichtet.
3) Den sämmtlichen Ständen wird im Verhältnis zum Kaiser die
Landeshoheit (Superioritas territorialis), namentlich das Recht zu-
erkannt, Bündnisse unter sich und mit Auswärtigen, aufser gegen
Kaiser und Reich, zu schliefsen. Später (seit 1663) bestimmt der
beständige Reichstag zu Regensburg die Formen des deutschen Staats-
kör pers näher. 4) Die Republik der vereinigten Niederlande und die
Schiveis werden als unabhängig vom Reich anerkannt (s. S. 256).
C. Geistliche Angelegenheiten (Gravamina ecclesiastica).
1) Der Passaucr Vertrag und der Augsburger Religionsfriede
(S. 285) werden bestätigt und auf die Reformirten ausgedehnt.
2) In Reichsverhältnissen sollen katholische und evangelische Stände
völlig gleich sein. 3) In Ansehung der geistlichen Hüter und der
Religionsübung wird das Jahr 10^4 als Norm (Annus normalis)
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Extrahierte Personennamen: August C.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Breisach Frankreich Philippsburg Hessen-Kassel Kurbrandenburg Minden Magdeburg Sachsen Ratzeburg Braunschweig Bisthum_Osnabrück Wilhel- Baiern Wittelsbach Niederlande
Deutschland, Joseph Il, Der Norden.
351
1785. Kaiser Josephs Projekt eines Ländertausches,
wonach Karl Theodor ganz Baicrn an Oesterreich ab-
treten und dafür die österreichischen Niederlande (Belgien) aufser
Luxemburg und Namur als Königreich Burgund erhalten soll.
Frankreich verhält sich gleichgültig, Kussland unterstützt das Projekt
und sucht durch Zureden und Drohungen den bairischen Thron-
erben, den Pfalzgrafen von Zweibrücken, zur Einwilligung zu be-
wegen. Dieser wendet sich um Hülfe an Friedrich den Grofsen,
welcher noch ein Jahr vor seinem Tode (1786,17.Aug.) den
1785 (Juli). Deutschen Fürstenbund
zwischen Preußen, Kur-Sachsen, Hannover zu Stande
bringt, dem dann Braunschweig, Mainz, Hessen-Kassel, Baden,
Mecklenburg, Anhalt und die thüringischen Länder beitreten.
Widersetzlichkeiten gegen Josephs Reformen in den österreichischen
Niederlanden und in Ungarn. Die Aufhebung der Verfassung von
Brabant bewirkt einen Aufstand der belgischen Provinzen (1789).
Krieg mit den Türken (s. S. 356). Tod Josephs (1790).
1790—17955. Leopold Ii. Kaiser,
Josephs Bruder und Nachfolger, überwältigt den bel-
gischen Aufstand, stellt aber zugleich die alten Verfassungen und
Privilegien her. Durch die Conferenzen in Reichenbach wird ein
Krieg mit Preußen abgewendet, welches (31. Januar 1790) einen
Vertrag mit den Türken abgeschlossen hatte, um denselben günstigere
Friedensbedingungen von Oesterreich uncl Russland zu erwirken
(vgl. S. 356).
§. 4. Dänemark, Schweden, Russland, Polen.
Dänemark (mit Norwegen), seit Beendigung des Nordischen
Krieges im vollständigen Besitz Schleswigs, erfreut sich unter
Friedrich Iv., Christian Vi., Friedrich V., Christian Vii. (Graf
Bernstorjf Minister) eines langen inneren und äufseren Friedens.
Unter dem schwachen Christian Vii. revolutionäre Reformversuche
nach Art Kaiser Josephs Ii. durch den Deutschen Struensee (geb.
in Halle, Arzt in Altona, Reisebegleiter des Königs, Erzieher des
Kronprinzen, Günstling der Königin Karoline Maihilde, Premier-
minister, Graf), welcher 1772 durch eine Verschwörung (Königin
Mutter Juliane Marie) gestürzt und mit seinem Frcundo Brand
enthauptet wird. — Die Streitigkeiten mit der Holstein-Gottorpschen
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Il Josephs Karl_Theodor Karl Friedrich Friedrich Josephs Leopold_Ii Leopold Dänemark Friedrich_Iv. Friedrich_Iv. Christian_Vi Friedrich_V. Friedrich_V. Christian_Vii Graf
Bernstorjf Christian_Vii Karoline_Maihilde Juliane_Marie
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oesterreich Belgien Luxemburg Namur Burgund Frankreich Hannover Mainz Hessen-Kassel Baden Mecklenburg Ungarn Brabant Josephs Josephs Reichenbach Oesterreich Russland Schweden Russland Polen Norwegen Schleswigs Josephs Altona
Erste franz. Revolution, Friedenspräliminarien zu Leoben. 377
bis auf Mantua. Die Herzoge von Parma und Modüna, der Papst
und Neapel erkaufen Waffenstillstände und Frieden durch Geld und
Kunstschätze. (Definitiver Friede mit dem Papst zu Tolentino erst
Februar 1797.)
1796—1797. Belagerung von Mantua. Vier Versuche der Oester-
Juli—febr. reicher, die Festung zu entsetzen. Die Oesterreicher bei
Castiglione, Boveredo, Bassano, bei
15.—19. Nov. Arcole und bei
1797. Jan. Bivoli geschlagen. Mantua übergeben (Febr.).
1707. Vordringen Bonapartes über die Alpen dem von Deutsch-
März. land heranrückenden Erzherzog Karl entgegen, während
Moreau und Iloche wieder über den Rhein gehen.
Die Bewohner des venetianischen Gebiets erheben sich gegen die
Franzosen, in Tyrol und Böhmen wird die Bevölkerung unter die
Waffen gerufen. Bonaparte, in Gefahr abgeschnitten zu werden,
knüpft Unterhandlungen an. Diese führen zum Abschluss der
1707. Friedenspräliminarien zu Leoben
18. April. unter folgenden Bedingungen, die aber im definitiven
Frieden (zu Campo Formio, s. S. 378) bedeutend ver-
ändert werden:
1) Oesterreich tritt die belgischen Provinzen an Frankreich ab.
2) Ein Congress soll den Frieden mit dem deutschen Reiche vermitteln
auf der Basis der Integrität des Reiches. 3) Oesterreich tritt das
Land jenseits des Oglio ab, erhält dafür das erst noch wegzunehmende
venetianischc Gebiet zwischen Oglio, Po und Adriatischem Meer,
das venetianische Dalmatien und Istrien, ebenso die Festungen Man-
tua, Peschiera, und Palma Nova. 4) Venedig soll durch die Bomagna,
Bologna und Ferrara entschädigt werden. 5) Oesterreich erkennt
die in Norditalion zu bildende Cisalpinische Bepublik an.
1707. Französische Kriegserklärung gegen Venedig unter dem
Mai. Vorwände eines in Verona ausgebrochenen Aufstandes,
Aufhebung der Aristokratie und Gründung der Volks-
herrschaft. Besetzung der Republik durch französische Truppen, auch
der griechisch-venezianischen (ionischen) Inseln.
Proklamirung der Cisalpinischen Republik (Mailand, Modgna,
Ferrara, Bologna, Romagna), Umwandlung der Republik Genua in
die Ligurische Republik unter französischer Leitung.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Campo_Formio Romagna
382
Neuere Geschichte, Dritto Periode.
1800. Doppelter Feldzug der Franzosen, in Italien unter Na-
polton Bonaparte, in Oberdeutschland unter Moreau.
April. A. In Italien: Masséna hei Voltri geschlagen, Mêlas dringt
his Nizza vor. Hartnäckige Vertheidigung Genuas
durch Masséna (und Soult), nach einer fürchterlichen
Hungersnoth (15,000 Menschen sterben) die Stadt an
4. Juni. Ott übergehen. Unterdessen Uebcrgang Bonapartes
über den großen Bernhard (Umgehung des Fort Bard),
Einnahme Mailands (7. Juni), Wiederherstellung der
Cisalpinischen Republik. General Mêlas wird nach
tapferem Kampfe und schon erfochtenem Siege durch
einen zweiten Angriff in der
1800. Schlacht bei Marengo
14. Juni. von Napoleon geschlagen (Desaix f). Kraft des mit
Mêlas abgeschlossenen Waffenstillstandes werden von
den Oesterreichern alle Festungen bis zum Oylio an
die Franzosen übergeben.
B. In Deutschland: Uebergang des Generals Moreau über
den Rhein vom Eisass aus (April). Vordringen unter
siegreichen Gefechten bei Stockach und Enyen gegen
Kray (Mai). Moreau in München (Juli). Waffenstill-
stand (bis Novembor). Wiederbeginn der Feindselig-
keiten. Moreau schlägt den Erzherzoy Johann in der
1800 Schlacht bei Hohenlinden,
(3. Dec.) nimmt Salzbur y und dringt bis Linz vor, Waffen-
stillstand von Steyer.
Nachdem in Italien Brune am Mincio gesiegt hatte (Dec.)
und über die Etsch gegangen war (1801,1. Jan ), wird
auch dort ein Waffenstillstand (in Treviso) geschlossen,
auf welchen folgt dei
1801. Friede zu Lunéville
(9. Febr.) von welchem thatsächlich dio Vernichtung des alten
deutschen Reiches datirt.
Hauptbedinyunycn : lj Bestätigung der im Frieden von Campo
Jpormio (s. S. 378) von und an Oesterreich gemachten Abtretungen.
2) Abtretung des Grofshcrzoythums Toscana (österreichische Secundo*
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Extrahierte Personennamen: Dritto Bernhard Marengo Napoleon Desaix Kray Moreau Erzherzoy_Johann Johann Steyer Hauptbedinyunycn
Reichsdeputationshauptschluss von 1808.
385
so, dass das Land als Gesammtstaat durch einen Landamman und
eine Tagsatzung vertreten wird.
Für die inneren Verhältnisse Deutschlands wird der Friede zu
Lunéville nach einem von Frankreich und Russland festgesetzten
Entschädigungsplan zur Ausführung gebracht durch den
]$03. Reichs - Deputationshauptschluss.1
(Febr.) Von geistlichen Ständen bleiben nur: 1) der bisherige
l(urjjrßt von Mainz, von jetzt ab Kurerzkanzler, mit
einem Territorium, gebildet aus Ueberresten dos Erzstifts Mainz auf
dem rechten Rheinufer, dem Bisthum Regensburg und den Städten
Regensburg und Wetzlar; 2) die Oberen des Johanniter- und des
deutschen Ordens. Von den 48 freien Reichsstädten bestehen nur
6 fort, die 3 Hansestädte : Lübeck, Hamburg, Bremen, dann Frank-
furt, Augsburg, Nürnberg. Alle übrigen geistlichen Territorien und
Reichsstädte werden zu Entschädigungen verwendet. Hie Kurfürsten-
thümer Trier und Köln gehen ein. Vier neue Kurfürstenthümer: .
Hessen-Kassel, Baden, Wurtemberg, Salzbwg.- ^ 'A
Himptsächlichste Entschädigungen: 1) Grofsherzog v. Toscana:
Salzburg und Berchtesgaden. 2) Herzog von Modena: Breisgan
(wofür Oesterreich die Stifter Trient und Brixen erhält). 3) Baiern :
Bisthümer Würzbwrg, Bamberg, Freising, Augsburg, die meisten
Prälaturen und Reichsstädte in Franken und dem östlichen Schwaben,
dafür an 4) Baden : Der auf dem rechten Rheinufer gelegene Theil
der Rheinpfalz (Heidelberg, Mannheim, etc.). Außerdem erhält
Baden: die Bisthümer Konstanz, Basel, Strafsburg, Speyer, viele
Stifter und Reichsstädte, 5) Wurtemberg: Viele Abteien, Klöster
und Reichsstädte, besonders Reutlingen, Esslingen, Heilbronn, etc.
0) Preußen : Die Bisthümer Paderborn, Hildesheim, das mainzische
Thüringen (Eichsfeld und Erfurt), einen Theil von Münster, viele
Abteien, besonders Quedlinburg, und die Reichsstädte : Mühlhausen,
Nordhausen, Goslar. 7) Oldenburg: Bisthum Lübeck. 8) Hannover:
Bisthum Osnabrück. 9) Beide Hessen und Nassau tlieilen sich in
die diesseits des Rheins gelegenen Ueberreste der Erzstifte Mainz,
Trier und Köln. 10) Nassau-Oranien : Bisthum Fulda und Abtei
Corvey, (im Allgemeinen gewinnen die entschädigten Fürsten be-
deutend an Territorien und Untcrthanen.)
1 Eichhorn, Deutsche Staats- und Rcchtsgeschichte, Iv, § 606.
C. l’luuz, Auszug. 5. Aufl. 25
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Portugal, Italien.
363
einem gowissen Grade von Macht gelangt, dann aber durch elende
Verwaltung vorarmt und durch einen Handelsvertrag mit England
vollständig in dessen Abhängigkeit gerathen. Unter der Regierung
Josephs L Emcmuel (1750— 1777) versucht dessen Minister Carvalho,
Marquis von Pombai, revolutionäre Reformen im Geiste des Jahr-
hunderts und in demselben Sinne wie später Joseph Ii, (s. S. 349).
Nach dem furchtbaren
1 755. Erdbeben von Lissabon,
bei dem 30,000 Menschen umkommen, lässt Pombal
den zerstörten Theil der Hauptstadt prächtig wieder aufbauen. Ein
misslungener Mordversuch gegen den König (1758) gibt den Vor-
wand zur Vertreibung der Jesuiten aus Portugal (1759) und dem
Minister Pombal eine willkommene Gelegenheit, sich aller seiner
Feinde zu entledigen. Der Tod des Königs führt Pombals Sturz
und die Aufhebung seiner Reformen herbei. (Der Orden der Jesuiten
war 1773 aufgehoben worden, s. S. 365). Pombal zum Tode verurteilt,
aber begnadigt.
§. 7. Italien.
Die Herzoge von Savoyen und Piemont, seit dem Utrechter
Frieden Könige, seit 1718 Könige von Sardinien (s. S. 335), wissen
auch im 18. Jahrhundert durch kluge Benutzung der politischen
Umstände ihr Gebiet zu erweitern. Sie erwerben im österreichischen
Erbfölgekriege (s. S. 339) beträchtliche Landstriche von Mailand.
Die Republik Genua hatte fortdauernd ihre Freiheit und Unab-
hängigkeit gegen übermächtige, nach dem Besitz ihres Gebiets
lüsterne Nachbarn (Savoyen, Frankreich, Oesterreich) zu verthei-
digen. Im Jahre 1730 empören sich die Einwohner der seit dem
14. Jahrhundert unter genuesischer Herrschaft stehenden Insel Corsica.
Nach langem, Wechsel vollen Kampfe, während dessen ein deutscher
Abenteurer, Baron Neuhof aus Westfalen, kurze Zeit als König
Theodor I. von Corsica auftritt (1736), rufen die Genuesen die Fran-
zosen zu Hülfe, die sich mit grofser Mühe und unter blutigen
Kämpfen (namentlich gegen Paoli) der Insel bemächtigen, welche
die Genueser ihnen 1768 abtreten.
In der Republik Venedig tritt in Folge des starren Festhaltens
an dun alton aristokratischen Formen politische Versumpfung und
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Extrahierte Ortsnamen: Portugal Italien England Josephs Lissabon Portugal Italien Sardinien Mailand Genua Frankreich Oesterreich Neuhof Westfalen Republik_Venedig
Erstes franz. Kaiserreich, Drci-Kaiscr-Schlacht hei Austerlitz. 387
Beistandes der meisten süddeutschen Staaten gewiss, den in Baiern
eingedrungenen Österreichern entgegen, vereinigt sein Heer (200,000
Mann) an der oberen Donau (Bernadotte, von Hannover kommend,
marschirt durch das neutrale Ansbachische Gebiet Preußens).
Baiern, Würtemberger, Badenser, Hessen, Nassauer verstärken
Napoléons Heer. Nachdem die Oesterreicher in vier Treffen über-
wunden worden, und das Hauptheer von den Franzosen eingeschlossen
war, gibt sich
1805. Mack in Ulm mit dem ganzen österreichischen Heere kriegs-
17. Okt. gefangen.
Der Seekrieg wird von England glänzend eröffnet durch
1805. Nelsons Seesieg bei Trafalgar
21. Okt. über die französische und spanische Flotte. Nelson f.
(„England oxpects every man to do his duty“).
Die Franzosen rnarschiren auf Wien, das Murat ohne Wider-
stand einnimmt. Erzherzog Karl, der Masséna zurückgedrängt hatte,
nach Deutschland zurück; ein russisches Heer unter Kuiusoff, ein
zweites unter Kaiser Alexander rückt heran. In der
1805. Drei-Kaiser-Schlacht bei Austerlitz
2. Dec. siegt Napoléon über die vereinigten Hussen und
Oesterreicher. Waffenstillstand mit Oesterreich, Rück-
zug der Russen.
15. Dec. Yertrag Preußens mit Napoléon zu Schönbrunn( Haugwitz ).
Preußen tritt den rechtsrheinischen Rest von Cleve,
Ansbach und Neuchâtel ab und soll dafür Hannover
erhalten.
2g. Dec. Friede zu Presburg
zwischen Frankreich und Oesterreich.
1) Frankreich behält Piemont, Parma und Piacenza. 2) Oester-
reich tritt alles vom venctianischen Gebiete im Frieden von Campo
Ipormio (s. S. 378) Erhaltene (auch das veneticunische Dalmatien) an
das Königreich Italien ab, als dessen König es Napoléon anerkennt.
3) Oesterreich tritt an Baiern ab: Tyrol, Vorarlberg, die Bisthümer
Jbrixen und 'Trient, Rurgau, Eichstädt, Passai, Lindau j aufserdem
erhält Baiern die freie ¡Stadt Augsburg. 4) Oesterreich tritt an
Wiirtemberg und Baden die noch übrigen vorderösterrcichischen
25*
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Ipormio
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Donau Hessen Ulm England Nelsons_Seesieg Wien Deutschland Oesterreich Ansbach Frankreich Oesterreich Frankreich Piacenza Oester- Dalmatien Italien Oesterreich Baiern Vorarlberg Rurgau Augsburg Oesterreich Wiirtemberg Baden
388
Neuere Geschichte, Dritte Periode.
I
Länder ah. 5) Baiern und Wurtemberg werden als Königreiche an-
erkannt. (!) Oesterreich erhält als Entschädigung: Salzburg, Berchtes-
gaden und die Güter des säeularisirten deutschen Ordens ; der Kurfürst
von Salzburg bekommt von Baiern Würzburg als Entschädigung.
Russland bleibt im Kriegsstande.
1805. Die Bourbonen in Neapel werden durch eine Verfügung
Dec. Napoléons aus Schönbrunn (La dynastie de Naples a
cessé de régner) entthront.
1800. Joseph, Napoléons älterer Bruder, König von Neapel. Der
Hof von Neapel zieht sich nach Palermo zurück.
Sicilien ist für Napoléon unerreichbar, da die Engländer das
Meer beherrschen.
Joachim Murat, Schwager Napoléons, wird Grofsherzog von
Berg. Marschall Berthier wird Fürst von Neuchâtel. Louis Bona-
parte, Napoléons dritter Bruder, wird König von Holland (frühere
batavischo Republik).
1806. Errichtung des Rheinbundes.
Juli. Napoléon Protector. Kurerzkanzler von Mainz Fürst
Brimas, Könige von Baiern und Wurtemberg, Grofs-
herzöge von Baden, Hessen-Darmstadt und Berg, Herzog von
Nassau, etc. (Später treten sämmtliche deutsche Fürsten hinzu, mit
Ausnahme derer von Oesterreich, Breufsen, Braunschweig und
Kurhessen.)
Zahlreiche Mediatisirungen bisher reichsunmittelbarer Fürsten,
dio freie Reichsstadt Nürnberg kommt an Baiern, Frankfurt an den
Fürst Primas. I
Kaiser Franz, der sich schon 1804 zum Kaiser seiner Oester-
reichischen Erblande erklärt hatte, legt die deutsche Kaiserkrone
nieder. Ende des alten deutschen Reiches.
1806-1835. Franz L, Kaiser von Oesterreich.
1806—1803*. (Vierter) Krieg Mit Preussen Und
Russland.
Gründe der pr eiifsischcn Kriegserklärung : Errichtung des Rhein-
bundes, Einverleibung Wesels, Wegnahme von Essen und Verden,
die Besetzung von halb Deutschland durch französische Hccro, An- ^
I
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joachim_Murat Schwager_Napoléons Louis_Bona- Kurerzkanzler_von_Mainz_Fürst
Brimas Franz Franz Franz_L Franz Wesels
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Wurtemberg Oesterreich Salzburg Salzburg Baiern_Würzburg Russland Neapel Neapel Neapel Palermo Berg Holland Baiern Wurtemberg Baden Hessen-Darmstadt Nassau Oesterreich Braunschweig Kurhessen Baiern Frankfurt Oesterreich Russland Rhein- Deutschland
Kaiserwürde von Preußen abgelehnt, Aufstände.
431
österreichischen Truppen besetzt und den Dänen gegen das vage
Versprechen „die liechte der Herzogthümer zu wahren“ über-
liefert (1851).
1849. In England Aufhebung der Navigationsakte (s. S. 324).
1849. Vollendung der deutschen Reichsverfassung: Reichstag
bestehend aus Staatenhaus (zur Hälfte von den Re-
gierungen, zur Hälfte von den Volksvertretungen der Einzelstaaten
zu ernennen) und Volkshaus. Monarchische Reichs geivalt mit nur
suspensivem Veto. — Entstehung der zwei Parteien der Grofs-
dcutschcn, welche das deutsche Bundesgebiet Oesterreichs bei Deutsch-
land erhalten wollen, und der Kleindeutschen, welche mit Aus-
schluss Oesterreichs einen engeren Bund unter Preußens Hegemonie
anstreben.
1849. Die dem Könige Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen
3. April, durch eine Deputation der Frankfurter Nationalver-
sammlung an geboten ewürde eines Kaisers der Deutschen
wird vom Könige abgelehnt. Friedrich Wilhelm erklärt,
die Kaiserwürde nur bei Zustimmung aller deutschen
Regierungen annehmen zu können.
Mai. Aufstand in Dresden (Tzschirner, Ileubncr, Todt, Baku-
nin), mit preufsischcr Hülfe niedergeworfen.
Abberufung und Austreten einer großen Zahl Abgeord-
neter aus der Frankfurter Nationalversammlung. Das
Rumpfparlament (Präsident Löwe-Kalbe) in Stuttgart
wird aufgelöst.
Mai. Republikanischer Aufstand und Abfall des Heeres in der
Pfalz und im Grofslicrzogtlium Baden (Slruve, Micro s-
lawski). Einrücken der preußischen Truppen in Baden
unter Oberbefehl des Prinzen von Preußen, der die
15. Juni. Aufständischen im Treffen von Waghäusel schlägt,
Rastadt einschliefst und zur Uebergabe zwingt. Der
Kommandant Ticdemann und mehrere andere werden erschossen;
viele, unter ihnen der Dichter Kinkel, zu lebenslänglicher Straf-
arbeit verurteilt. (Kinkel, 1850 in Spandau, wird durch Karl
Schurz befreit.)
1850. In Preußen wird die revidirte Verfassung von dem Könige
6. Febr. und den Kammern feierlich beschworen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Kinkel Kinkel Karl
Schurz Karl