Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 'Jl9 —
König von Sardinien zuckt die Achseln: „Wenn er cs
ist, so greift ihn."
König von Sicilien stellt sich, als wenn er von nichts
wüßte, und fragt den General: „Woher bist du?"
König von Polen halt sich die Krone mit beiden Hän-
den: „Wir haben diesen gefunden, daß er das Volk abwcndet."
König von Dänemark und Schweden, unter sich:
„Was gehet das uns an?"
König von England: „Urtheile, das; ihre Bitte geschehe;"
wobei er auf Spanien und Portugal zeigt.
Kaiserin von Rußland kehrt dem Generale den Rücken
und sagt zu einigen ihrer Offiziere: „Sie haben ihn verachtet
mit seiner Macht."
Churfürst von Baiern: „Es wäre gut gewesen, wenn
dieser Mensch nie wäre geboren."
Churfürst von der Pfalz: „Er ist unter die Uebelthätcr
gerechnet."
Die drei geistlichen Churfürsten: „Wir können den
Tempel zerbrechen."
Herzog von Toskana kommt hinter dem Könige von
Spanien: „Und Petrus folgte von ferne."
Modena: „Was bedürfen wir weiter Zcugniß?"
Parma: „Nehmt ihn hin, daß er gekreuzigt werde."
Holland leert seine Pfeife aus: „Er kann sich selbst
nicht helfen."
Venedig: „Er saß drinnen, damit er sähe, wo es hin-
aus wollte."
Genua zeigt ein Handclöbuch und weiset zugleich auf den
General: „Er war auch ein Uebelthätcr."
Lucka macht dem Papste ein tiefes Compliment: „Wir
dürfen keinen tödten."
Einige französische Parlamentsglieder, schreiend
in einer Ecke: „Sein Blut komme über uns und unsere
Kinder!"
- Prätendent (Eduard Stuart): „Wo ist meine Wohnung?"
Er ist hinter ein Gegittcr abgcbildet«
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Extrahierte Personennamen: Petrus Eduard_Stuart Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Sicilien Polen Schweden England Spanien Portugal Baiern Spanien Modena Holland Genua
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287
über, so daß jenseits des Rheins nur noch Mainz in deutschen
Händen war. —
Zu derselben Zeit äußerten mehrere deutsche Neichsfürsten
den Wunsch, sich je eher, je lieber aus diesem unseligen Kriege
hcrauszuziehcn; sie ersuchten den Kaiser, sich für die Bewirkung
eines billigen Friedens mit Frankreich nachdrücklichst zu verwen-
den und auch den König von Preußen zur Förderung dieses
Zweckes zu vermögen. Der Kaiser genehmigte dieses Gesuch und
wies seinen Gesandten zu Berlin an, dahin abzweckende Schritte
zu thun. Allein der König von Preußen hatte sich bereits in
Unterhandlungen über einen Separatfrieden mit Frankreich einge-
lassen, und diese wurden jetzt so lebhaft fortgesetzt, daß der Frie-
densvertrag von den beiderseitigen Bevollmächtigten, dem Frei-
herrn von Hardenberg, preußischer Seits, und dem bevoll-
mächtigten französischen Botschafter der Republik bei der Schweiz,
Barthelemy, am 5. April zu Basel unterzeichnet ward. In
Folge dessen sagte sich Preußen nicht nur von dem Bündnisse ge-
gen Frankreich los, sondern es opferte auch seine Besitzungen
jenseits des Rheins auf. Sodann ward zwischen beiden Mach-
ten noch eine besondere Convention über eine vom Niederrhein
bis an die Grenzen Schlesiens reichende Dcmarcationslinie
geschlossen. Allen innerhalb derselben gelegenen Reichsständen
ward die Neutralität unter der Bedingung zugesichert, daß sie
ihre Contingente von der Rcichsarmee abrufen sollten. Mit Aus-
nahme Sachsens thatcn das alle; auch Hannover ließ die Ruhe
sich gefallen; Hessen-Cassel eilte sogar, sich durch einen be-
sondern Friedensschluß noch sicherer zu stellen, vermöge dessen cs
die Festung Rheinfels, mit dem am linken Rhcinufer gelegenen
Thcile der Grafschaft Katzenellen bogen, bis zum allgemeinen
Frieden in französischen Händen ließ.
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Extrahierte Personennamen: Hardenberg
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Mainz Frankreich Berlin Frankreich Schweiz Barthelemy Basel Frankreich Rheins Sachsens Hessen-Cassel
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518
Eugen, der das Commando über die kn den illyrischen Provinzen
stehende italienische Armee übernommen, in Italien siege, ihm
die Hand zu bieten. Eine Proklamation ihres Anführers, des
Genera! Wrede, akhmete warmen Eifer für Frankreich, und
Napoleons Sieg bei Dresden ward durch Frcudenschüsse gefeiert.
Allein als der Vicekönig, anstatt siegreich vorzurücken, sich vor
dem General Hill er, der über Tirol herangezogen war und ihm
in den Rücken zu kommen drohte, bis hinter die Etsch zurück-
ziehen mußte, als die Schlachten an der Katzbach, bei Kulm rc.
unglücklich für die französischen Waffen ausschlugen, da entschloß
sich der König von Baiern, von der Sache Napoleons abzufallen und
zu den Verbündeten überzulretcn. Durch einen am 8. October
auf dem Schlöffe Ried im Innviertcl abgeschloffenen Vertrag
verpflichtete sich dieser Monarch, für Auflösung des Rheinbundes
kämpfen zu Heiken, wogegen ihm die bei Stiftung desselben aus-
gesprochene Souverainetät gesichert, und ihm zugleich für die
Abtretungen, die er an Oesterreich würde zu machen haben, eine
vollständige, mit seinen übrigen Landen zusammenhängende Ent-
schädigung versprochen ward. Unmittelbar nach dem Abschlüsse
dieses Vertrags setzte der Genera! Wrede, dem auch das öster-
reichische Heer, welches bisher gegen ihn gestanden hatte, unter-
geordnet warb, sich mit den vereinten Ocfterreichcrn und Baiern
über Neu bürg und Ansbach nach Würzburg in Bewegung,
nahm diese Stadt, deren 5000 Mann starke Besatzung sich nach der
Eitadelle Marien bürg zurückzog, durch Kapitulation ein und mar?
schicke, nachdem in Aschaffenburg noch ein würtembcrgisches
Corps zu ihm gestoßen war, nach H a n a u. Hier nahm er eine Stel-
lung, in der Hoffnung, das französische Heer, das sich über Erfurt
nach dem Rheine hinzog, aufzuhalten und Napoleon zurnicdcrlegung
der Waffen zu zwingen. Nach einigen unbedeutenden Gefechten
kam es zu einer zweitägigen sehr blutigen Schlacht (30. und 31.
Oct.), in welcher Napoleon zwar einen großen Verlust an Todten,
Verwundeten und Gefangenen erlitt, sich aber doch mit dem ihm
noch verbleibenden Reste seines Heeres einen Weg mitten durch
die Feinde bahnte und diesen glücklich bei Mainz aus das linke
Rhcinufer hinüberführte. -— Der Marschall Gouvion-Saint- Cyr,
den Napoleon in Dresden zurückgelassen hatte, sah sich gcnö-
thigt, mir 27,000 Mann uj capituliren. Danzig ergab sich
mit 20,000, Torgau mit 10,000 und Stettin mit 7000
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Extrahierte Personennamen: Eugen Napoleons Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon
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pfung des gemeinschaftlichen Feindes durch die Verfolgung der
besonderen Interessen gestört war. Ein Gegenstand dieser Art,
der die größte Schwierigkeit fand, war die Wiederherstellung
der preußischen Monarchie. Preußen war zwar wieder zum Be-
sitze der Länder gelangt, welche es im Jahre 1805 besessen, jedoch
mit Ausnahme der fränkischen Fürstenthümer, die sich in den Hän-
den Baierns befanden, und einiger zu Polen gehöriger Districte, die
Rußland nicht von dem Ganzen trennen wollte. Der Verlust Preu-
ßens schien daher nur gedeckt werden zu können, wenn das Königreich
Sachsen, das von den verbündeten Waffen erobert und bisher noch
von russischen Truppen besetzt war, an Preußen gegeben ward.
Doch dagegen entstanden Einwendungen und Widerspruch, zumal
von Seiten Englands und Frankreichs. Es kam dahin, daß diese
beiden Mächte mit Ocstreich einen Bund schlossen, der nur gegen
Preußen und Rußland konnte gerichtet seyn (6. Jan. 1315.). Da
erbot sich Alexander, um die Einigkeit der Cabinette wieder her-
zustellen, an Preußen einen größeren Theil von Polen, als ihm
zuerst bestimmt gewesen, zu überlassen, und vermochte diese
Macht dazu, sich dagegen mit der Hälfte von Sachsen zu
begnügen. Nachdem die fünf großen Mächte sich über diesen
Punkt geeinigt hatten, ward der König von Sachsen ersucht,
sich in die Nähe von Wien zu begeben. Seit der Leipziger Schlacht
befand sich dieser Monarch in einer Art von Gefangenschaft zu
Friedrichsfclde bei Berlin. Er nahm die Einladung an,
weigerte sich aber, in die von ihm verlangten Abtretungen zu
willigen. Seine Beharrlichkeit bewog die fünf großen Mächte,
auch ohne seine Zustimmung in der Sache zu verfügen; sie be-
stimmten daher, daß, so lange der König sich nicht würde ent-
schieden haben, Preußen in dem Besitze von ganz Sachsen blei-
den sollte. Friedrich August gab endlich dem Drange der
Umstände nach und ratificirte am 18. Mai 1315 den Tractat.
— So ward durch ein besonderes Verhängniß Sachsens König
das Opfer von Verhältnissen, denen er sich hatte fügen müssen,
was ihn in den Herzen seines Volkes nur thcurer machte, an-
ders aber vor dem Richlerstuhle der Politik beurtheilt ward. Die
schmerzliche Empfindung, welche durch die Losreißung der einen
Hälfte des Staates von der andern, durch die Trennung der cng-
vcrbrüdcrtcn Sachsen erregt ward, brach in bittere, wiewohl
unfruchtbare Klagen und Vorwürfe aus. Friedrich August kehrte
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Friedrich Friedrich August Friedrich_August Friedrich August
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Englands Frankreichs Polen Sachsen Sachsen Wien Berlin Sachsen Sachsens Sachsen
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215
Todesstrafe verhängte. Damals lösten die Corps der Prinzen '
sich auf, und nur daö Conde'sche wurde in kaiserliche Dienste ge-
nommen, in welchem aber die Edelleute, aus denen es bestand,
mit dem Solde gemeiner Reiter sich begnügen mußten.
Auch in anderen Gegenden war dieser Feldzug der Fran-
zosen durch den glücklichsten Erfolg bezeichnet. Schon am 8».
September war der General Montesquieu in Savoyen, und
der General Anse ln in die Grafschaft Nizza cingerückt, um an
dem Könige von Sardinien, Victor Emanuel, der seinen Wi-
derwillen gegen die französischen Gewalthaber vielfach bezeigt
und deren Gesandten von Turin weggewiesen hatte, Rache zu
nehmen. Im Anfänge des Oktobers waren beide Landschaften in
den Händen der jungen Republik, der sie sogleich alö zwei neue
Departements einverlcibt wurden. Dumouriez aber, der nach
dem Abzüge der Preußen sein Heer bis aus so,ooo Mann vers
stärkt hatte, wendete sich Ende Octoders nach den Niederlanden,
wo er den Herzog von Sachsen-Tcschcn zwang, die Belagerung
von Lille aufzuhcben, nachdem er cs sieben Tage bombardier
hatte; er nöthigte hierauf die Oestcrreicher, unter dem Genera!.
Clairfait, nach zweitägigem Kampfe (5. und 6. Novemb.) zum
Rückzüge und bemächtigte sich fast ohne Widerstand aller Städte
im Hcnnegau, Flandern und Brabant. Von hier aus öffneten
sich die Franzosen den Weg nach Lüttich, wo seit mehreren
Jahren ein böser Hader den Bischof mit seinem Volke entzweit
hielt, verjagten die Oesterreicher, die kürzlich diesen Handel zum
Vortheile des Bischofs entschieden hatten, und fehlen die Ver-
fassung auf einen neuen Fuß. Noch vor dem Ende des Jahrs
gerieth auch das österreichische Limburg, Geldern und die
Reichsstadt Aachen in den Besitz der neuen Republikaner» —
Am Oberrhein hatte der General Kustine, bisher Comman-
dant von Landau, Trier, Speier, Worms und Mainz
genommen und hierauf auch Frankfurt überwältigt, welches
jedoch nach sech-s Wochen von den Preußen und Hessen wieder
eingenommen ward»
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298
malö zu projeetircn gewagt hatte. Die ersten und entscheidend-
sten Streiche sollten in Italien geführt werden. Zum Obergene-
ral der dortigen Armee bestimmte man Napoleon Bonaparte,
der sich dem Convente durch den Sieg deö 13. Vendemiaire em-
pfohlen und sich nachher durch seine Heirath mit Josephine,
der von dem Director Barraö beschützten Wittwe des General
Beauharnoiö, mit Barraö befreundet hatte. Von dem Er-
folge seiner Unternehmungen sollten die Operationen am Rheine
abhängen.
Der Feldzug deö Iahres 1705 war wenig glänzend für die
französischen Waffen gewesen. Der Abzug der Preußen einerseits
und der in Frankreich herrschende Mangel andererseits, verzöger-
ten die Eröffnung desselben; erst als eine reiche Ernte den Muth
der Truppen wieder belebt hatte, ging im September sowohl die
Armee der Sambre und Maas unter Iourdan, als die Rhein-
und Moselarmee unter Pichegrü über den Rhein. Allein durch
die lange Ruhe hatten die französischen Heere viel von ihrer
Energie verloren. Dazu kam die schlechte Harmonie zwischen den
beiden Oberfeldherren; auch war der Uebergang über den Rhein
ganz wider Pichegrü's Rath unternommen worden. Iourdan,
von Llairfait bei Höchst in die Flucht geschlagen, ging in
Unordnung über diesen Hluß zurück, und das seit dem 2. Sep-
tember belagerte Mainz ward auf diese Weise entsetzt. Pichegrü,
der sich mittlerweile Mannheims bemächtigt hatte, mußte sich
jetzt ebenfalls wieder zurückziehen, und der General Wurmser
besetzte diese Stadt auf's Neue. Ein Waffenstillstand auf zehn-
tägige Aufkündigung ward am letzten Tage des Jahres abge-
schlossen. — In Spanien verloren die Franzosen die Schlacht
bei Ormea (6. Juli); doch kam bald darauf der Friede mit
dieser Macht zu Stande. Hauptbcdingung war: Abtretung des
spanischen Antheilö von St. Domingo an Frankreich.*) —
In Italien wurden zwar die Franzosen aus Piemont und der
Republik Genua, in deren Gebiet sie eingefallen waren, wieder
vertrieben; ein Sieg aber, den der französische General Scherer *)
*) Don Emanuel Godoy, Günstling der Königin von Spanien,
trug von diesem Vertrage die Benennung Fürst vom Frieden
davon.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_Bonaparte Napoleon Josephine Wurmser Scherer Emanuel_Godoy
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rheine Frankreich Rhein Rhein Mainz Spanien Frankreich Italien Republik_Genua Spanien
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299
bei Leano erfocht, war das Vorspiel der Vorthekle, die Frank-
reich im folgenden Jahre in jenem Lande erringen sollte. —
Als Bonaparte in Nizza ankam, fand er das seinem Be-
fehle übergebene Heer in dem kläglichsten Zustande. Mangel an
Verpflegung und Kleidung hatten die Bande der Zucht so gelöst,
daß ein weniger ausgezeichnetes Heerführertalent schon deshalb
an jedem Erfolge verzweifelt seyn würde. Aber Bonaparte ver-
stand die Kunst, den Patriotismus und die Eitelkeit seiner Krie-
ger anzuregen und ste durch prächtige Redensarten zu Großtha-
ten zu entflammen, für die sein Feldherrnblick die richtigen Wege
fand und erleuchtete. Durch diese Mittel fing er jetzt die lange
Uebcrraschung der Menschen an, die ihm zwanzig Jahre gelungen
ist. Er brach aus den Cantonnirungen auf und drang in das
Thal von Savano, um zwischen den Ap penn inen und Al-
pen hcrvorzubrechen. Bei Montenotte warf er das feindliche
Centrum und drang in Piemont ein; bei Millassimo trennte
er gänzlich die sardinische Armee von der österreichischen, worauf
sie sich eilendö nach Turin und Mailand zurückzogen. Ehe er
die Ocsterreicher verfolgte, warf er sich links auf die sardinische
Armee; durch den Sieg, den er bei Mandovia über den pie-
montesischen General Colli davon trug, zwang er den König
von Sardinien, in Charasko einen Waffenstillstand abzuschlie-
ßen, durch welchen er den Franzosen drei Festungen in seinem
Lande einräumen mußte. In dem Frieden, der schon siebzehn
Tage darauf zwischen dem Könige von Sardinien und der Re-
publik abgeschloffen ward, mußte der Erftere ganz Savoyen
nebst den Grafschaften Nizza, Ten da und B oglio abtreten
und bis zum allgemeinen Frieden zu den obigen drei noch sechs
Festungen überlaffen. Ucberdies mußten Millionen baaren Gel-
des unter allerlei Benennungen erlegt werden, und diese waren
cs, welche die Firranzverlegenheit der französischen Negierung ho-
den, sowie die Kriegsvorräthe in den Festungen und die Lieferun-
gen des Landes die französische Armee in rüstigen Stand setzten.
Dies waren die Früchte eines vicrzehntägigen Feldzuges mit
sechs Siegen. — Der Herzog von Parma fand sich genöthigt,
um einen Waffenstillstand zu bitten. Bonaparte bewilligte ihn
unter harten Bedingungen. Der Herzog mußte zwei Millionen
Livres zahlen, 10,000 Centner Getreide, 5000. Ccntner Hafer
und 2000 Ochsen liefern, 1700 Pferde stellen und den französi-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
301
ßerdem mußte der Papst einundzwanzig Millionen Livres bezah-
len und hundert Gemälde, Büsten oder Statuen, nebst 1500
Handschriften nach der Auswahl von Commlssarien, ablicfcrn.
Die Coalition war nun zweier Glieder, der Könige von Sardi-
nien und Neapel, beraubt, und die französische Republik mit
Millionen baaren Geldes und mit einer Menge unsterblicher Mei-
sterwerke der alten und neueren Kunst bereichert. Außer Belgien
hatte Oesterreich nun noch Mailand verloren. Nur das unzu-
gängliche und durch Kriegsbaukunst furchtbare Mantua mußte
noch bezwungen werden. Schon war es blokirt, und zur förmli-
chen Belagerung traf Bonaparte die nöthigcn Anstalten.
Der Wiener Hof faßte den Entschluß, alle seine Kräfte zur
Rettung Mantua's aufzubieten. An der Spitze einer Armee von
50,000 Mann frischer Truppen brach Wurmser, der den alten
achtzigjährigen Beaulieu abgeldst hatte, aus Tirol auf, durch-
brach die französische Linie an der Etsch und nöthigte Bonaparte,
die Belagerung von Mantua aufzuhebcn (31. Juli). Dieser
ging dagegen einige Tage darauf den Ocsterreichcrn entgegen,
und schlug sie am 3. und 5. August bei Leon ato und Casti-
glione, ohne jedoch den General Wurmser hindern zu können,
Mantua neu zu proviantiren. Dieser Platz ward nun zum
zweiten Male eingeschlossen, und zum zweiten Male erschien ein
österreichisches Heer zu dessen Entsetzung. Während Bonaparte
den General Davidowich bei Roveredo in die Flucht schlug,
und Massena bis nach Trient vorrückte, marschirtc Wurmser
in aller Eil auf Mantua. Bonaparte aber wandte sich schnell
gegen ihn, schlug ihn in mehreren Gefechten und zwang ihn,
sich mit dem Reste seiner Truppen in die Festung zu werfen.
Der Kö>n'g beider Sicilien und der Herzog von Parma
schloffen hierauf ihren Definitiv-Frieden in Paris ab, und die
Republik Genua Unterzeichnete einen Tractat, wodurch sie we-
nigstens einen Schein von Unabhängigkeit rettete. Zum dritten
Male versuchte jetzt Oesterreich Mantua zu befreien. Zwei Ar-
meecorps, unter den Befehlen der Generale Alvinzi und Davi-
dowich, brachen aus Friaul und Tirol hervor. Bonaparte
rückte dem ersten entgegen und überwand es in der mörderischen
Schlacht bei Arcóle; sogleich wandte er sich gegen das zweite
und trieb cs bis nach Tirol zurück.
/
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302
In Deutschland hatten die Waffen bis zum Ende des Mai'ö
geruht. Bonaparte's reißende Fortschritte in Italien aber brach-
ten den Wiener Hof zu dem verzweifelten Entschlüsse, den Fran-
zosen den Stillstand aufzukündigen, und so begannen die Feind-
seligkeiten am Rheine von neuem. Schon in den ersten zwei
Wochen wurden die Oestcrreicher bis nach Wetzlar zurückge-
drängt. Hier suchten die Franzosen, unter dem Generale Le-
se b re, die längs der Dil*l laufende Linie des Erzherzog Karl
— Bruders des Kaisers, der an Clairfait's Statt das Obercom-
mando erhalten hatte zu durchbrechen, wurden aber geschla-
gen und genöthigt, sich in schnellen Märschen nach dem Nicder-
rheine zurückzuzichen, weil sie fürchteten, überflügelt zu werden.
Unterdessen hatten die Franzosen den ganzen Strich von der Mo-
sel bis gegen Mainz hin in Besitz genommen und zugleich ihre
beiden Hauptheere am Ober- und Niederrhcine, unter Moreau,
des abgerufenen Pichegrü Nachfolger, und Iourdan, in Ver-
bindung gebracht. Während der Erzherzog den Franzosen bis
Duytz nachsctzte, ging Moreau über den Rhein; ein Unterneh-
men, das er mit vieler Kühnheit und Klugheit bewerkstelligte.
Er bemächtigte sich der Bcrgpäffe des Kniebis, dehnte sich in's
Würtembergische aus und schlug den Erzherzog, der vom Nie-
derrheine hcrbeigeeilt war, in die Flucht, worauf sich das ganze
kaiserliche Heer in Schwaben zurückzog. Auf der andern Seite
drang Iourdan wieder gegen die Lahn hervor und nöthigte die
Oesterreicher, ihre Stellung bei Wetzlar zu verlassen und sich nach
Frankfurt hin zurückzuziehen. Die Franzosen folgten ihnen,
forderten die Stadt auf und nahmen sie, nachdem sie einen Theil
derselben in Brand geschossen, mit §apituiation ein. Nun brei-
tete sich Iourdan nach Aschaffenburg, nach dem Oden-
walde, der Bergstraße und nach Darmstadt aus und suchte
sich dem General Moreau immer mehr zu nähern. — Das
unaufhaltsame Vordringen der Franzosen verbreitete ein so allge-
meines Schrecken unter den schwäbischen und fränkischen Reichs-
ständen, daß sie sich schnell durch besondere Neutralitätsvcrträge
zu retten suchten. Mit Ungeheuern Opfern an baarem Gelde
und Lieferungen (dem fränkischen Kreise allein ward eine Steuer
von acht Millionen Livres aufgelegt) erkaufte zuerst der Herzog
von Würtemberg, und acht Tage später der Markgraf von
Baden, einen Stillstand (17, und 25, Juli) von den französi-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
303
fchcn Befehlshabern. Ihrem Beispiele folgte der ganze schwäbi-
sche Kreis. Selbst der obersächsische Kreis schloß einen Neutra-
litätsvertrag.
Unterdessen fing der ungeheure Plan, den das Directorium
zu Paris entworfen hatte, an, sich immer mehr zu entfalten.
Die drei großen Armeen, unter Iourdan, Moreau und Bona-
parte, sollten auf gleicher Höhe in's Herz der österreichischen
Staaten Vordringen, sich in Eine Masse bilden und in dieser
Stellung den Frieden gebieten, oder selbst Wien bedrohen. Je-
der Tag schien diesen unermeßlichen Plan seiner Ausführung nä-
her zu rücken. Schon hatte Iourdan die Oesterreicher, unter
dem Generale Wartenöleben, durch ganz Franken hin, bis
Schwarzenfeld in der Oberpfalz, zurückgeworfen. Moreau
war dem Erzherzoge durch Schwaben nachgefolgt, besetzte Ulm
und Augsburg, ging über den Lech, und sein Vortrab be-
rührte die Tiroler Schluchten. Bonaparte, der bereits in Trient
eingcrückt war, drohte durch Tirol nach Baiern vorzudringen und
sich an Moreau anzuschlicßen, sowie dieser, an den Ufern der
Donau seine Vereinigung mit Iourdan zu bewirken. Dann hät-
ten die drei großen französischen Armeen nur eine gebildet. Die
Sambrc- und Maasarmee wäre der linke, die italienische der
rechte Flügel und die Rhein- und Moselarmee das Centrum ge-
wesen. Aber noch war die Sterbestunde des alten deutschen
Reichs nicht gekommen. Der Erzherzog Karl, der bisher dem
General Moreau in Schwaben gegenüber stand, ging bei In-
golstadt plötzlich über daö linke Donauufcr zurück, fiel bei
Teinig auf den von Bernadotte zu weit, bis über die Linie
hinaus, vorwärts geführten rechten Flügel der Iourdan'schen Ar-
mee und schlug ihn gänzlich in die Flucht. Da nun Iourdan
selbst in Gefahr kam, abgeschnitten zu werden, so zog er sich ei-
lends zurück nach Schweinfurt. Der Erzherzog eilte ihm nach,
schlug ihn bei Würz bürg (3. September) und nöthigte ihn,
bis zur Lahn zurückzufliehen. — Iourdanö Rückzug wirkte bald
auch auf die Unternehmungen Moreau's, der unterdeß bis In-
golstadt und München vorgerückt war und den Churfürsten von
Baiern, Karl Theodor, zum Abschlüsse eines schmählichen und
kostbaren Waffenstillstandes gezwungen hatte (7. September).
Eine Kriegssteuer von zehn Millionen Franken und Ablieferung
von zwanzig der besten Gemälde aus den Gallcrieen zu M ü n-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Moreau Karl Karl Moreau Iourdan Iourdanö_Rückzug Karl_Theodor Karl
Extrahierte Ortsnamen: Paris Bona- Wien Oberpfalz Schwaben Augsburg Baiern Donau Rhein- Schwaben Schweinfurt Baiern