J. Zeitalter d. Reformation u. d. in ihrer Folge entstand. Bewegungen. 133
stets von Ungarn getrennt blieb), dagegen Ungarn selbst mit ihrem Reich vereinigt; nur einige nördliche und westliche Theile Ungarns behauptete Ferdinand von Oesterreich, der sich auch seit 1526 König von Ungarn nannte, aber häufig sich zu einem Tribut an die Türken bequemen mußte. 1546 kam ein längerer Waffenstillstand mit den Türken zu Stande und diese Ruhe wollte der auch mit Frankreich im Frieden lebende Kaiser zur Unterdrückung der deutschen Protestanten benutzen.
5. Der schmalkaldische Krieg, 1546—1552.
Das Tridentiuer Concil (1545—1563), dessen Geschichtsschreiber in italiänischer Sprache der venetianische Mönch Paolo Sarpi ist, wurde von den protestantischen Fürsten nicht beschickt. Da diese auch den 1546 vom Kaiser in Regensburg ausgeschriebenen Reichstag nicht beschickten, so erklärte er sie als Verächter der kaiserlichen Majestät in die Acht und erhielt nun vom Papst Hilfsgelder zum Kriege. An der obern Donau bei Ingolstadt hatte der Kaiser sein Lager. Die Verbündeten, der Kurfürst Johann Friedrich der Großmüthige von Sachsen, Sohn und Nachfolger des 1532 gestorbenen Johanns des Standhaften, und der Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige (letzterer hatte noch 1545 bei Nordh eim den wieder in sein Land Braunschweig-Wolfenbüttel eingedrungenen Herzog Heinrich den Jüngeren geschlagen und gefangen genommen), hatten nicht gewagt, die Vereinigung der aus Italien über die Ehrenberger Klause in Tyrol heranziehenden spanischen und italiänischen Hilssvölker des Kaisers mit der geringen Macht, die er in Regensburg um sich hatte, zu verhindern, obgleich der Söldnerhauptmann der oberdeutschen Städte, Sebastian Schärtlin von Burtenbach dies auf eigene Hand hatte unternehmen wollen. Luther, der jeden Krieg des Glaubens wegen verurtheilt hatte und meinte, die Reformation werde auch ohne Krieg weiter dringen, war zwar schon den 18. Febrnar 1546 in Eisleben gestorben, aber die Scheu in dem Kriege mit der kaiserlichen Majestät blieb den Verbündeten, und erst als Herzog Moritz von Sachsen, im Geheimen mit dem Kaiser vereinigt, in des Kurfürsten Land eingefallen war und es zum Theil besetzt hatte, kam größere Thätigkeit
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104 Mittlere Geschichte.
Erbrechts. Nach der Ermordung des tapferen Gerhard durch einen dänischen Edelmann, Niels Ebbesou, setzten seine Söhne ruhmreich den Widerstand gegen Dänemark fort und als die Nachkommen Waldemars V. in Schleswig ausstarben, erfolgte endlich 1386 unter dem schaueuburgi-schen Grafen von Holstein Gerhard Iv., dem Enkel des oben erwähnten, die Vereinigung von Schleswig mit Holstein und die Belehnung rer Grasen des letzteren Landes mit dem Herzogthum Schleswig von Seiten der nordischen Semiramis, Margaretha. Am größten war das Glück dieser Schauenburger unter ihrem letzten Sprossen Adolph Vlll. Er herrschte seit 1427 mit Glück über Schleswig und Holstein und war so geachtet, daß die Dänen, als 1448 ihr Thron erledigt war, ihm denselben anboten, und als er ihn ausschlug, ihn baten, einen König ihnen wenigstens vorzuschlagen. Sie erwählten daranf 1448 seinen von ihm vorgeschlagenen Schwestersohn, Graf Christian von Oldenburg. Als aber Adolph 1460 ohne Erben starb, wählten die Schleswig-Holsteiner (Holstein wurde bald darauf 1474 von Kaiser Friedrich 111. zum Herzogthum erhoben) auch Christian von Dänemark zu ihrem Herrscher gegen das feierliche Versprechen, daß Schleswig-Holstein zusammen und uitgetheilt bleiben sollten. Leider wurde dieses Versprechen von seinen Nachfolgern bald vergessen.
10. Preußen, Polen und Ungarn im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert.
Die Geschichte der Eroberung Preußens durch den deutschen Orden ist vom Ordenschronisten Dusburg, die der Blüthe des Ordens in Preußen am Ende des vierzehnten Jahrhunderts besonders von Lindenblatt, die des Krieges des preußischen Städtebundes mit dem deutschen Orden im fünfzehnten Jahrhundert von dem Danziger Chronisten Schütz erzählt worden.
Als am Anfang des vierzehnten Jahrhunderts der deutsche Orden eine ähnliche Verfolgung, wie die, welche der Tempelherrenorden von Philipp dem Schönen von Frankreich erfuhr, vermeiden wollte, verlegte 1309 der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen seine Residenz von Venedig nach Marienburg. Er erkaufte die Ansprüche der Mark-
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11. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 197
Hauptsitz ihrer Lehre und der Jansenist Pascal schlug den Jesuiten durch seine lettres provinciales, worin er ihre Moral bloß stellte, eine tiefe Wunde. Aber der Papst nahm gegen die Jansenisten Par-thei und verurtheilte sie 1713 durch die Bulle unigenitus, sie wurden unterdrückt.
Ludwigs fähigster Minister, Colbert, war 1683 gestorben, auch der gewaltthätige und herrschsüchtige, aber talentvolle Kriegsminister Louvois 1692. Die folgenden Minister waren meistens talentlos und durch den Einfluß der Maintenon erhoben. Louvois Herrschsucht soll den König noch zum dritten Krieg veranlaßt haben (die schiefen Fenster von Trianon). Als 1685 in der Kurpfalz die calvinischelinie Pfalz-Simmern erlosch und die katholische Pfalz-Neuburg folgte, erhob Ludwig im Namen seiner Schwägerin, der Herzogin von Orleans, einer Schwester des verstorbenen Kurfürsten, nicht nur Anspruch auf die gesammte bewegliche Hinterlassenschaft, sondern auch auf die Allo-dien. Dies und eine streitige Erzbischofswahl in Kölln veranlaßte den dritten Krieg Ludwigs Xiv. (von 1688—1697) gegen Kaiser und Reich, Holland, Spanien und den Herzog von Savoyen, den Ludwig damit anfing, daß er die Pfalz grausamer als je verwüsten und die Städte Worms und Speier ganz einäschern ließ- Als der Erbstatthalter Wilhelm 111. aber durch Vertreibung seines Schwiegervaters Jakob 11. König von England geworden war, trat auch dies Land in den Bund gegen Ludwig, dessen Macht durch den Krieg mit so vielen Feinden sich immer mehr erschöpfte.
Zwar war der Admiral Tourville noch 1690 im Seetreffen mit den Holländern bei Dieppe glücklich, aber 1692 unterlag er im Seetreffen bei La Hogue der vereinigten englischen und holländischen Flotte. Zu Lande behaupteten die Franzosen noch ihr Uebergewicht durch die talentvollen Führer Luxembourg und Catinat. Ersterer siegte in den spanischen Niederlanden 1690 bei Fleurus, 1692 bei Steenkerken und 1693 bei Neerwinden, die beiden letzten Male über König Wilhelm, aber ohne Entscheidung. Denn so oft dieser auch auf offnem Felde unterlag, so schnell wußte er nach seiner Niederlage den Feinden zu imponiren und die Folgen seiner Siege zu vereiteln. Auch der fähige Catinat siegte über den Herzog von Savoyen 1690 bei Staffarda und 1693 bei Marsaglia (beides Orte in Piemont), aber Frankreich fühlte sich durch seine Siege erschöpft und gewährte schon 1696 dem Herzoge, dem es Eafale und Pignerol einräumte, Frieden. In Hinsicht auf die bevorstehende Erledigung des spanischen Thrones, den Ludwig für seinen zweiten Enkel zu erwerben gedachte,
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11. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 205
narde, die spanischen Niederlande waren verloren. Und jetzt trat der schreckliche Winter von 1709 ein, fast ebenso berühmt in der europäischen Kriegsgeschichte, wie der von 1812. Fast alle Obstbäume und Weinstöcke erfroren in Frankreich und die Hungersnoth war entsetzlich. Ludwig erbot sich, nachdem er schon früher Friedensunterhand-luugen versucht hatte, auf die gesammte spanische Monarchie für seinen Enkel zu verzichten, aber die Verbündeten: Marlborough, Eugen und der Rathspensionär von Holland, Heinsius, die sogenannten Triumvirn, forderten, Ludwig solle selbst seinen Enkel aus Spanien vertreiben, eine wahre Herausforderung der Nemesis, denn ohne Ludwigs Hilfe konnte sich Philipp in Spanien gar nicht halten. Ludwig, oft hochmüthig, brach diesmal in gerechtem Stolz die Unterhandlungen ab. Aber sein geschicktester Feldherr Villars konnte doch die Niederlage bei Malplaq uet gegen Engen und Marlborough 1709 nicht abwenden, Mons fiel und dieser Gang der Kriegsereignisse zwang Ludwig, 1710 abermals Unterhandlungen in Gertruydenberg zu eröffnen, in denen er sich sogar erbot, Hilfsgelder zur Bekriegung seines Enkels in Spanien anzubieten, auch die Rückgabe aller Eroberungen Frankreichs seit dem westphälischen Frieden versprach. Auch dies wurde abgewiesen.
Jetzt trat auch auf dem Kriegsschauplatz in Spanien durch die Siege des österreichischen Feldherrn Stahremberg bei Almenara und Saragossa im Juli und August 1710, die den Einzug des Erzherzogs Karl in Madrid bewirkten, eine Veränderung ein, die den baldigen Sturz der Herrschaft Philipps in Spanien verhieß. Der Herzog Philipp von Anjou, zweiter Enkel Ludwigs Xiv., als König von Spa-nien Philipp V. (1701—1746), hatte 1701 ruhig von Spanien Besitz genommen. Als aber 1703 Portugal dem Bunde gegen Spanien beigetreten war, die Engländer 1704 Gibraltar erobert hatten und der Erzherzog Karl 1705 in Barcelona gelandet war, worauf ihm ganz Catalonien, Arragonien und Valencia zufielen, wurde seine Herrschaft täglich schwankender. 1706 nahm ein englisch-portugiesisches Heer sogar Madrid ein, aber der Herzog von Berwick nöthigte es zum Rückzüge und befestigte durch den Sieg von Almanza 1707 die Krone auf Philipps Haupte. Karl wurde auf Barcelona beschränkt. Ader 1710 führten ihn die Siege Stahrembergs nach Madrid. Doch dies war nur vorübergehend, schnell erschien der Herzog von Vendome, den 9. December 1710 schlug er bei Brihuega die Engländer unter Stanhope, den 10. die Oesterreicher unter Stahremberg bei Villa Viciosa; Karl sah sich wieder auf Barcelona und Tarragona beschränkt.
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290
Neuere Geschichte.
Kämpfe mit den Oesterreichern, namentlich unter Wnrmser, der zuerst bei Castiglione am 5. August von Bonaparte zurückgeworfen (sein Unterfeldherr Augereau erhielt den Ehrennamen von dieser Schlacht) sich im September nach Mantua durchschlug, aber nur, um mit dem Reste seines Heeres hier auch eingeschlossen zu werden. Wieder- x holte Versuche der Oesterreicher, Hilfe zu briugeu, unter Alvinzy wurden bei Arcole vom 13. bis 16. November 1796 und bei Rivoli, den 13. und 14. Januar 1797, mit großem Verluste für sie zurückgewiesen und den 2. Februar 1797 mußte Mantua an Bonaparte übergeben werden. Nun zog dieser schnell gegen die Schlüsselsoldaten des Frankreich verdächtigen Papstes Pins Vi. und zwang ihn im Frieden von Tolentino den 19. Februar 1797 zur Abtretung von Bologna, Ferrara und Ravenna (die Romagna genannt) und zur Auslieferung kostbarer Gemälde. Dann dringt er rasch, östlich von Tyrol, durch Krain und Kärnthen bis nach der Steiermark vor. Seine Lage wird gefährlich, in seiner linken Seite bewaffnen sich Tyroler Bauern, in seinem Rücken duldete die von ihm tief gekränkte Republik Venedig die Bildung bewaffneter Massen gegen Frankreich, vor ihm erschien der Erzherzog Carl mit einer neu gekrästigten Armee. Dagegen war die vom Oberrhein her unter Augereau erwartete Hilfe noch kaum im Anzuge. Doch Bonaparte imponirt durch große Zuversichtlichkeit dem über sein weites Vordringen bestürzten feindlichen Feldherren und schließt mit ihm am 18. April 1797 den Präliminarfrieden von Leoben, in welchem Oesterreich die österreichischen Niederlande und seinen Antheil am Herzogthum Mailand gegen Entschädigung durch venetianische Gebiete abzutreten versprach. Die Republik Venedig hatte durch ihre Schwäche die Verachtung und durch die Duldung bewaffneter Zusammenrottungen gegen die Franzosen den Zorn Bonapartes erregt; sie brach unwürdig zusammen, den 16. Mai 1797 zogen die Franzosen in Venedig ein und am 17. Oktober 1797 wurde im Frieden von Campo Formio, einem Dorfe bei Udine, der den ersten Coalitions-krieg von 1792—1797 beendigte, das Gebiet der Republik zwischen Oesterreich und der (von Frankreich aus dem bisherigen österreichischen Mailand und Mantua, aus dem seinem Herzoge entrissnen Modena und aus der vom Papst abgetretenen Romagna gebildeten) cis alpinischen Republik getheilt; ersteres erhielt zwei Drittel mit der Hauptstadt und Dalmatien, Bergamo und Brescia aber kamen an Cisalpinien, Frankreich nahm die ionischen Inseln. Wegen der von Deutschland geforderten Abtretungen sollte ein in Rastadt zusammentretender Friedenscongreß beschließen. — Unterdeß war durch die neuen
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111. Französische Revolution und deren Folgen. 285
rhein, obgleich die Engländer beanspruchten, vermöge obigen Vertrages müsse er Krieg gegen die ganze französische Ostgränze nördlich von der Schweiz führen, wo es ihnen beliebte, also auch in Belgien. Möllendorf erfocht zwar neue Vortheile über die Franzosen in zwei blutigen Gefechten bei Kaiserslautern im Mai und September 1794, ohne jedoch dadurch mehr als die Zurückweisung von Angriffen auf seine Armee zu bewirken. Die Preußen zogen mit dem Schluffe des Feldzuges über den Rhein und bald schloß ihr König den 5. April 1795 mit der französischen Republik einen Separatfrieden zu Basel, worin er seine Besitzungen westlich vom Rhein (einen Theil von Cleve, das Oberquartier von Geldern und die Grafschaft Mörs) gegen das Versprechen von Entschädigung im allgemeinen Frieden einstweilen an Frankreich überließ. Später sicherte Preußen noch durch eine Demarkationslinie, die seine Truppen in Deutschland besetzten, (von der Sieg, zwischen dem Thüringerwalde und dem Main bis zum Fichtelgebirge laufend) die nördlich von derselben gelegnen Länder gegen die fernern Kriegsübel. In jener Zeit schlummernden deutschen Nationalgefühls that Preußen nichts mehr, als was vor und nach ihm der Kaiser und die mächtigern Reichsglieder oft zu weit größerm Nachtheil des Reichs gethan hatten. Mittlererweile war Holland in die Gewalt der Franzosen gefallen. Pichegru führte seiuheer im Januar 1795 durch einen kühnen Marsch über die gesrornen Flüsse und Eanäle Hollands nach Amsterdam und der Erbstatthalter Wilhelm V. flüchtete sich nach England. Holland verbündete sich als batavische Republik mit den Franzosen und mußte denselben Opfer an Land und noch mehr an Geld bringen. Der Feldzug von 1795 zwischen Oesterreich und Frankreich verlief fast thatenlos, nur im September schlug der geschickte österreichische Feldherr Clerfait einen Angriff von Iourdan, dem Sieger von Fleurus 1794, und Pichegru mit Erfolg zurück.
Spanien folgte dem Beispiele Preußens und überließ in dem Frieden von Basel 1795 an Frankreich seinen Antheil von St. Domingo (die östlich gelegnen zwei Drittel der Insel), die jedoch nicht von Frankreich in Besitz genommen werden konnten, weil in dem französischen Drittel der Insel, westlich gelegen, schon seit einigen Jahren ein furchtbarer Racenkampf zwischen den Negern und Mulatten einerseits und den Creolen, der eingebornen weißen Bevölkerung, andererseits, wüthete, aus welchem der Neger Toussaint L'ouvertüre bald als Beherrscher der Insel hervorging. 1796 trat sogar der spanische König durch den Vertrag von St. Jldesonso gegen England in einen innigen Bund mit der französischen Republik,
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111. Französische Revolution und deren Folgen. 30*1
ßen aber erklärte auch in diesem Kriege seine Neutralität. Der dritte Coalitionskrieg dauerte vom September bis December 1805. Napoleon hatte seit einiger Zeit eine große Armee am Canal versammelt, um eine Landung in England zu versuchen; jetzt ergossen sich seine Schaaren über das südliche Deutschland und Baden, Würtem-berg und Baiern wurden zum Bündniß genöthigt. Nachdem darauf sein General Bernadotte, von Hannover herrückend, das neutrale preußische Gebiet von Ansbach verletzt hatte, um den österreichischen General Mack vollends einzuschließen, nöthigte Napoleon diesen am 20. Oktober, sich mit seinem Heere bei Ulm zu ergeben. Doch traf ihn den folgenden Tag, den 21. Oktober, der herbe Schlag von Trafalgar, in dieser Seeschlacht wurde seine mit vieler Mühe hergestellte französische Flotte, in Verbindung mit der spanischen, vom englischen Admiral Nelson, der darin den Heldentod starb, vernichtet. Seitdem herrschte England bis zum Ausgange des Krieges 1814 ungestört aus dem Meere und bemächtigte sich aller Kolonien Frankreichs, Spaniens und Hollands mit Ausnahme der festländischen Besitzungen Spaniens in Amerika und seiner beiden Antillen, wie auch der Philippinen. Preußen, durch die Verletzung seiner Neutralität beleidigt, verband sich im Anfange November zu Potsdam mit Rußland, schickte auch Haug-witz mit Friedensanträgen an Napoleon, deren Verwerfung den Krieg herbeiführen sollte. Aber Napoleon siegte unterdeß in der berühmten Dreikaiserschlacht von Austerlitz in Mähren am 2. December 1805 über die Russen und Oesterreicher und nun schloß Haugwitz, als die russischen Heere sich nach Polen zurückzogen, am 15. December in Wien einen Vertrag, nach welchem Preußen den Rest von Cleve, Nenschatel und Ansbach an Frankreich abtrat, dagegen von diesem ganz Hannover erhielt. Den Rest von Cleve gab Napoleon, zugleich mit dem von Baiern abgetretnen Herzogthum Berg, an Murat, den Mann seiner Schwester Caroline, Ansbach kam an Baiern, Neuschatel aber erhielt Berthier, Chef von des Kaisers Generalstabe. Nun unterzeichnete auch das isolirte Oesterreich am 26. December 1805 den Frieden von Preßburg und trat seine Besitzungen in Italien mit Venedig, auch Dalmatien und Tyrol ab. Tyrol gab Napoleon zur Vergrößerung an Baiern, das dafür Würzburg abtrat, die Fürsten von Baiern und Würtemberg nahmen zugleich mit seiner Bewilligung den Königstitel an. Baden, zum Großherzogthum unter seinem würdigen Fürsten Carl Friedrich erhoben, wurde durch den Breisgau vergrößert, welches der frühere Herzog von Modena ohne Entschädigung abtreten mußte. Venedig siel an das Königreich Italien. Für diese großen
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111. Französische Revolution und deren Folgen. 299
Breisgau, nämlich der Großherzog von Toskana und der Herzog von Modena (die Erbtochter des damals ausgestorbnen italiänischen Fürstenhauses Este in Modena hatte einen Prinzen aus dem Hause Habsburg-Lothringen geheirathet). Auch der der Statthalterwürde in den Niederlanden seit 1795 beraubte Prinz von Oranien erhielt auf Preußens «Verwenden in Deutschland Entschädigung an Fulda und Corvey. Statt der bisherigen acht Churfürsten (Mainz, Trier, Cölln, Pfalz-Baiern (seit 1779), Böhmen, Sachsen, Brandenburg und Hannover) waren jetzt zehn: der Reichserzkanzler, Baiern, Böhmen, Sachsen, Brandenburg, Hannover, Würtemberg, Hessen, Baden und Salz-bürg; die vier letzter« waren neue.
Im Innern hatte Bonaparte mit Kraft, aber auch mit Mäßigung, gegen die feindlichen Partheien regiert, obgleich er im December 1800 nur wie durch ein Wunder einem Attentat entkommen war, das in einer in der Straße St. Nicaise von Paris gegen ihn aufgestellten Höllenmaschine sein Leben vernichten sollte. Durch ein mit dem neuen Papst Pius Vll. im Jahre 1801 abgeschloßnes Concordat stellte er die katholische Religion wieder her, wahrte aber der gallicanischen Kirche die Freiheit und den andern Confessionen die Duldung, durch den code Napoleon ordnete er später in einer den Franzosen zusagenden Weise das französische Civil- und Criminalrecht. Nachdem er 1802 als Cousul auf Lebenszeit in einer neuen Verfassung noch weit größere Gewalt als 1799 erlangt hatte, schien, da auch der Friede mit dem Auslande auf rühmliche Grundlagen geschlossen war, endlich eine ruhige, glücklichere Zeit dem vielbewegten Frankreich beschicken. Aber eine Unternehmung zur Wiederunterjochnng der Insel Haiti mißlang 1802, obgleich der Anführer der Neger, Toussaint L'ouvertüre, nach Frankreich gefangen abgeführt wurde, woselbst er 1803 starb; denn der französische Befehlshaber Leclerc, ein Schwager Bonapartes, und der größte Theil seines Heeres wurden von einer ansteckenden Krankheit weggerafft. In Europa fing ein neuer Zwist mit dem auf Frankreichs Seeunternehmungen eifersüchtigen England an, das sich weigerte, die nach dem Frieden von Amiens zu räumende Insel Malta aufzugeben, so lange Bonaparte die Schweiz und Holland unter französischem Druck hielt, namentlich auch, als derselbe 1802 Piemont der französischen Republik einverleibt hatte. Schon im Frühlinge von 1803 brach daher der Krieg zwischen Frankreich und England von neuem aus und im Mai 1803 ließ Bonaparte durch Mortier Hannover, ohne Widerstand zu finden, besetzen. In England wich das friedliebende Ministerium Addington dem jüngern Pitt. Als derselbe
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111. Französische Revolution und deren Folgen. 305
bildete Napoleon ein Königreich Westphalen mit der Hauptstadt Cassel und gab es seinem jüngsten Bruder Hieronymus; den größer» Theil Hannovers behielt er noch, wie Erfurt, unter seiner besonderen Herrschaft. Sachsen, wie vorher schon Würzburg, und die andern norddeutschen Länder traten dem Rheinbünde nach dem Falle Preußens bei, Preußen aber und Rußlaud schlossen sich dem Continental-system Napoleons an und verschlossen ihre Häfen den Engläuderu. Ueber die Höhe der von Preußen zu zahlenden Kriegssteuer konnte sich dieses lange nicht mit Frankreich einigen und deshalb lagerten die französischen Heere auch noch geschloßnem Friedeu zwischen der Weichsel und Elbe in Preußen; nur das Land östlich von der Weichsel wurde dem unglücklicher: Könige nach dem Frieden eingeräumt. Erst in der Convention von B ay onn e, im September 1808, als Napoleon wegen des spanischen Krieges seine alten Truppen brauchte, wurde die Räumung der ganzen Monarchie von Napoleon gewährt, dagegen sollten drei Festungen: Stettin, Küstrin und Glogan bis zur Abzahlung der Kriegsschuld, die auf 140 Millionen Franken festgestellt wurde, besetzt bleiben und binnen der ersten zehn Jahre das Heer nicht über 42000 Mann vermehrt werden.
Daß der König nach diesen gewaltigen Unglücksfällen an der Rettung des Staates nicht verzweifelte und dem bewährten Patrioten Stein die oberste Leitung des Staates übertrug, um die nöthigen Reformen im Staate durchzuführen, während sie der edle Scharnhorst im Kriegswesen: leitete, ist sein hellstrahlendes Verdienst. Während im Stillen der Tugendbund die Wiederbelebung des deutschen Nationalsiuns erstrebte, hob Stein schon im Oktober 1807 die Erbunterthänig-f eit der Bauern ans und verlieh den 19. November 1808 in der Städteordnnng den Bürgern das Recht der Selbstverwaltung ihrer Angelegenheiten unter Controlle des Staats. Scharnhorst aber hob die körperlichen Strafen für das Heer großem Theils auf, das in dem letzten Kriege so schlecht bewährte Werbesystem wurde aufgegeben und den Bürgerlichen der Eintritt in die Offiziersstellen mtch außerhalb der Artillerie geöffnet. Aber durch einen aufgefangenen Brief Steins, in dem er von den Hoffnungen der Patrioten sprach, über seine Pläne unterrichtet, ächtete ihn Napoleon von Madrid aus im December 1808 und Stein mußte aufhören, preußischer Minister zu sein. Das auf ihu folgende Ministerium Altenstein traf nur halbe Maaßregeln, während des österreichischen Krieges von 1809 blieb Preußen neutral und nach Beendigung desselben wagten bei den finanziellen Bedrängnissen die Minister sogar, dem Könige die Abtretung von Schlesien an Napoleon
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Neuere Geschichte.
Oberfeldherrn von 1806, des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand von Brannschweig, von Böhmen aus mit seiner schwarzen Schaar nach Sachsen und Westphalen die Insnrrektion zu tragen, verfehlte zwar seinen Zweck, doch bewies der Umstand, daß der Herzog mit seiner kleinen Schaar auf dem langen Wege von der böhmischen Gränze bis zur Weserml'indung, wo er den 7. August die schützenden englischen Fahrzeuge erreichte, mitten durch die zahlreichen feindlichen Truppen sich mnthig durchschlug, die Schwäche des Napoleonischen Lehnskönigreichs Westphalen. Am erhebendsten war der Ausstand der von Oesterreich losgerissenen Tyroler gegen Baiern. Andreas Hofer, Sandwirth im Thale Pafseyr, Joseph Speckbacher und der Kapuziner Joachim Haspinger waren die Anführer. Schon am 13. April ward die Fremdherrschaft von den Tyrolern, mit Unterstützung eines österreichischen Heeres unter Chasteler abgeworfen, und als im Mai die Baiern mit starken Heeresmassen das Land überzogen, wurden sie von den Tyrolern nach dem verlustvollen Kampf am Berge Jsel bei Jusbruck am 29. Mai abermals über die Gränze zurückgeworfen. Erst nach dem eingetretnen Waffenstillstände unternahmen Franzosen und Baiern unter dem Marschall Lefebre und unter Wrede, 50000man» stark, einen ueueu Einfall, während die wenigen österreichischen Truppen, die bis dahin den Bauern hilfreich die Hand gereicht hatten, abzogen. Aber auch dieser Versuch scheiterte und nach abermaligem Kampfe am Jsel den 13. August gelaug deu Tyrolern zum dritten Male die Befreiung ihres Landes. Erst nach abgeschloßnem Frieden zwischen Napoleon und Oesterreich im Oktober wurde Tyrol dnrch Gewalt, mit Milde gepaart, unterworfen; Andreas Hofer aber, der sich trotz zugesicherter Amnestie von einem rasenden Schwärmer Nepomuk von Kolb wieder zur Ergreifung der Waffen hatte verleiten lassen, wurde gefangen und den 20. Februar 1810 erschossen. Zur Strafe fernes Aufstandes wurde Tyrol in drei Theile von Napoleon zerrissen: den nördlichsten behielt Baiern, der östliche kam au die von Napoleon neu erworbnen illyrischen Provinzen, der südliche, Welsch-Tyrol, wnrde znm Königreich Italien geschlagen. — Am 14. Oktober hatte endlich der Kaiser Franz nach dreimonatlichem Zandern den harten Frieden von Wien mit Napoleon unterzeichnet, nachdem die englische Expedition gegen die holländische Insel Walcheren an der Scheldemündnng ihren Zweck einer erfolgreichen Diversion verfehlt hatte. Das Inn- und ein Theil des Hausrnckviertels wurden vom eigentlichen Oesterreich abgerissen und an Baiern gegeben, wie auch Salzburg und Berchtesgaden, die. südlichen Provinzen Oesterreichs in Deutschland, nördlich vom adria-
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Extrahierte Personennamen: Carl_Wilhelm_Ferdinand_von_Brannschweig Wilhelm Ferdinand August Andreas_Hofer Joseph_Speckbacher Joachim_Haspinger Wrede August Napoleon Andreas_Hofer Nepomuk_von_Kolb Napoleon Napoleon Franz Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Oesterreich Baiern Baiern Baiern Oesterreich Baiern Welsch-Tyrol Italien Wien Oesterreich Salzburg Berchtesgaden Oesterreichs Deutschland