174 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit.
1706] Marlborough vereitelte durch die Schlacht bei Ramillies Billerois Zug gegen Holland, Engen, verstärkt durch die Brandenburger unter Leopold von Dessau, warf durch den Sieg bei Turin die Franzosen aus Italien hinaus, drang, wiewohl ohne Erfolg,
1708] in die Provence ein, er und Marlborough setzten bei Oude-narde dem Vordringen der Franzosen gegen Holland ein Ziel und
1709] schlugen Villars in der mörderischen Schlacht bei Malplaquet; in Madrid hielt Karl Iii. seinen Einzug. Diese Schläge zwangen Ludwig selbst Friedensanträge zu stellen, ja, da diesmal seine Gegner sich nicht trennen ließen, die demütigsten Bedingungen, Verzicht auf Spanien, Herausgabe des Elsaß, Straßburgs, der Frauche-Comtü und der lothringischen Bistümer zuzugestehen; als aber die Verbündeten sogar noch seine Beihülfe zur Vertreibung seines Enkels forderten, strafte sich ihr Übermut durch einen plötzlichen Umschlag, den durch eine Hofintrigue herbeigeführten Sturz der Whigs in England und den Tod Josephs I., der seinen Bruder zum Erben der österreichischen Länder und zum Kaiser machte. Das Toryministerium Bolingbroke eilte, mit Frankreich Frieden zu schließen,
1713] dem zu Utrecht die Niederlande, Portugal, Savoyen und Preußen beitraten. Philipp V. behielt Spanien und trat Gibraltar und Minorca, Frankreich die Hudsonsbailänder, Neuschottland und Neufundland an England ab, Savoyen erhielt Sicilien als Königreich, Preußen gegen Verzicht aus Orange das Oberquartier von Geldern, Neuenburg und Anerkennung seiner Königswürde. Nun
1714] mußte auch der Kaiser zu Rastatt Frieden schließen, durch welchen er die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand, Mantua und Sardinien erhielt und welchem zu Baden auch das Reich beitrat. Frankreich bezahlte die Kriege Ludwigs Xiv. mit tiefer Erschöpfung, Menschenverlnst und furchtbarer Schuldenlast.
§ 93. Der nordische Krieg 1700—21. Zu derselben Zeit, wo sich in langem blutigen Ringen zwischen den Häusern Bourbon und Habsburg das Gleichgewicht im Staatensystem Westeuropas feststellte, gestaltete ein zweiter großer Kampf die Machtverhältnisse
1462-1505] des Nordostens um. — Rußland, das Großfürst Iwan der Große von Moskau vom mongolischen Joche befreit, Iwan Ii. der Schreckliche durch Eroberung von Kasan und Astrachan vergrößert
1598] hatte, war nach dem Aussterben des Hauses Rurik auch unter
1613] den Zaren aus dem Geschlecht Michael Romanows in
1682-1725] asiatische Barbarei versenkt geblieben. Erst Peter 1. der Große unternahm, nachdem er seiner Schwester Sophie mit Hülfe
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Extrahierte Personennamen: Marlborough Ramillies_Billerois Leopold_von_Dessau Leopold Marlborough Karl_Iii Karl Ludwig Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Ludwigs Michael_Romanows
Extrahierte Ortsnamen: Holland Turin Italien Holland Madrid Spanien Straßburgs Frauche-Comtü England Frankreich Niederlande Portugal Spanien Frankreich Neufundland England Neuenburg Neapel Mailand Mantua Sardinien Frankreich Habsburg Westeuropas Moskau Kasan Astrachan
240 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit.
ersannt und Nationalwerkstätten eröffnet. Als aber der Kostenpunkt die Schließung biefer Stätten des Müßiggangs nötig machte, erhob Junil sich der „vierte Staub" um den Besitzeubeu die Herrschaft zu entreißen und erfüllte die Hauptstabt mit Entsetzen und Greueln, bis General Cavaignac, zum Chef der vollziehenben Gewalt ernannt, den Aufstanb blutig nieberfchlug. Unter feinem Schutz vollenbete die Nationalversammlung die Verfassung der Republik, zu bereit Präsibenten jeboch die Volksabstimmung nicht ihn, fonbern den Prinzen Ludwig Napoleon berief.
§ 126. Die deutsche Revolution von 1848. Weit stärker als die Julirevolution schlug die Februarrevolution ihre Wellen über Deutschland nicht bloß in lokalen Aufstäuben, fonbern in einer mächtigen beutsch-nationalen Bewegung. In allen Mittel- und Kleinstaaten brach fast augenblicklich das alte verhaßte Negierungs-fystem zusammen. Bürgerwehren bewaffneten sich und die Häupter der liberalen Opposition traten in die Ministerien. Der Bunbestag eilte die Censur aufzuheben und sich durch siebenzehn Vertrauensmänner behufs Revision der Bunbesverfassung zu verstärken und hißte selbst die lange versehmte schwarz-rot-golbne Fahne auf; gleichzeitig aber beschloß ein in Frankfurt eigenmächtig zusammengetretenes Vorparlament die Einberufung einer Nationalversammlung zu Feststellung der deutschen Bunbesverfassung und bestellte, um über die Ausführung bieses Beschlusses zu wachen, einen Fünfzigerausschuß. Die rabikale Partei jeboch, die in Frankfurt nicht burchgebrungen war, versuchte in Baden die Republik mit gewaffueter Hand burch-zusetzen, aber Heckers und Struves Freischaren würden von den Bunbestruppen schnell zersprengt. Österreich und Preußen, selbst von der Revolution ergriffen, mußten der deutschen Bewegung ihren Lauf lassen. Metternich entfloh vor einem Volksaufstanbe nach England, die ungarische Nationalpartei ertrotzte von der bebrängten Sbiener Regierung ein eigenes liberales Ministerium, besten Haupt Graf L. Batthyany, beffen Seele der kühne Agitator L. Koffuth war, und felbstänbige Verwaltung; am 18. März erhob sich Mai-laub, nach zweitägigem Straßenkampf mußte der greife Feldmarschall Rabetzky es räumen und unter dem Jubel der Bevölkerung hielt 8. April) König Karl Albert von Sarbinien feinen Einzug, bei Goito 6. mal] geschlagen, behaupteten sich wenigstens bei S. Lucia die Österreicher gegen die Piemontesen, die Lombarbei und Venebig votierten ihren Anschluß an Sarbinien, währenb in Rom, Parma, Mobeita, Florenz und Neapel die Revolution für den Augenblick triumphierte,
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Extrahierte Personennamen: Cavaignac Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Metternich Graf_L._Batthyany L._Koffuth Feldmarschall_Rabetzky Karl_Albert_von_Sarbinien Karl Goito
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankfurt Frankfurt Baden England Rom Parma Mobeita Florenz Neapel
244 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit.
Mai] Russen Bakunin aus und konnte nur mit Hülse preußischer Truppen gedämpft werden; eine zweite Schilderhebung ergriff die Rheinpsalz und Baden, selbst die Bundesfestung Rastatt fiel in ihre Gewalt, aber auch diese wurde durch die Preußen unter dem Prinzen von Preußen bewältigt. Preußen und andere Regierungen beriefen ihre Abgeordneten aus Frankfurt ebenfalls ab, freiwillige Austritte folgten in Menge, der Rest siedelte nach Stuttgart über und wurde dort endlich durch würtembergische Truppen auseinandergetrieben. Der Versuch des deutschen Volkes sich selbst eine Verfassung zu geben war gescheitert.
Da entschloß sich Preußen, das durch sein Schwert Deutschland vom Abgrunde der Revolution zurückgerissen hatte, selbst und zwar aus dem Wege der Vereinbarung mit den übrigen Bundesfürsten das deutsche Verfassungswerk in die Hand zu nehmen; es schloß 26. Mai] mit Sachsen und Hannover das Dreikönigsbündnis, dem alle Kleinstaaten beitraten; auch die Reste der erbkaiserlichen Partei sprachen sich zu Gotha für den auf Grund der revidierten Reichsverfassung ausgearbeiteten Verfassungsentwurf aus. Zum Unglück aber verscherzte Preußen gleichzeitig das Vertrauen des deutschen Volks durch sein Verhalten in Schleswig-H o lstein, wo seit Ablaus des Waffenstillstands trotz der Vernichtung des 5. April] „Christian Viii." und Eroberung der „Gefion" im Hafen von Eckernförde, trotz der Erstürmung der Düppeler Schanzen durch die Baiern und Sachsen und des Siegs der Schleswig-Holsteiner bei Kol ding die Preußen unter Prittwitz den Krieg nur lässig führten, der Niederlage der Schleswig-Holsteiner vor Fri-dericia unthätig zusahen und schließlich in einem neuen Waffenstillstände Nordschleswig der dänischen Willkür preisgaben. Die deutschen Mittelstaaten aber, des Rückhalts an dem erstarkenden Österreich sicher, leisteten der drohenden Unterordnung unter Preußen Widerstand, Baiern und Würtemberg lehnten den Eintritt in den Bundesstaat ab, und nachdem Preußen zaghaft in die Errichtung eines österreichisch-preußischen Interims gewilligt hatte, in dessen 20, a>ec.] Hände der Reichsverweser seine Gewalt niederlegte, fielen selbst Hannover und Sachsen von dem Maibündnisse ab, der zu Erfurt eröffnete Reichstag wurde nach Annahme der Unionsverfassung plötzlich vertagt und selbst von dem neuerrichteten provisorischen Fürstenkollegium sagten sich etliche los, als Österreich den alten Bundestag 2. Sept. 1850] einberief und in Bregenz mit Baiern und Würtemberg das bewaffnete Einschreiten desselben in den kurhessischen Verfassnngs-
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Dritte Periode. Vom Beginn der französischen Revolution ?e. 209
Baiern Tirol; es erhielt Salzburg, dessen Kurfürst durch Würzburg entschädigt wurde. Sein Einfluß auf Deutschland und Italien war damit gebrochen. Baiern und Würtemberg wurden Königreiche und gleich Baden sonverain.
Von Schönbrunn aus erklärte Napoleon die Dynastie Bourbon von Neapel, weil daselbst Engländer und Russen gelandet waren, für abgesetzt und schenkte ihren Thron seinem ältesten Bruder Joseph, einen andern Bruder, Ludwig, mußten sich die Holländer zum König erbitten. Des Kaisers Schwager Murat wurde Großherzog von Berg, Marschall Berthier Fürst von Neuschltel, mehrere Ehebündnisse sollten die Emporkömmlinge zur Ebenbürtigkeit mit den alten Fürstenhäusern erheben. Schutzbedürftig schlossen hierauf sechzehn südwestdeutsche Könige und Fürsten unter Napoleons Protektorat den Rheinbund, ljuli i8oe der fortan die Kosten und Menschenopfer seiner Kriege mitzutragen hatte, mediatisierten die kleineren Reichsunmittelbaren und sagten sich vom Reiche los, woraus Franz Ii., der, um Napoleon nicht nachzustehen, bereits 1804 den Titel eines Erbkaisers von Österreich angenommen hatte, die deutsche Kaiserkrone niederlegte. Klang- [6. Aug. los und unbetrauert endete so das Deutsche Reich. Die schmachvolle Erschießung des Nürnberger Buchhändlers Palm kündigte dem deutschen Volke den Beginn seiner Knechtschaft an.
§ 111. Preußens Fall und das Kontinentalsystem. Unthätig hatte Preußen seit dem Baseler Frieden den größten Veränderungen zugeschaut und durch schwankendes Verhalten nach allen Seiten an Achtung verloren. Erst die geringschätzige Verletzung des ansbachischen Gebietes durch Napoleon im Feldzuge 1805 bewog den König Friedrich Wilhelm Iii. zu Potsdam mit [1797-1840 Kaiser Alexander einen Vertrag zur Herstellung des enro- [3. Nov. päischen Gleichgewichts zu schließen. Aber in der Bestürzung über die Schlacht bei Austerlitz ließ sich Graf Haugwitz, der Überbringer des preußischen Ultimatums, dessen Verwerfung den Beitritt Preußens zur Koalition bedeuten sollte, in Schönbrunn von Napoleon als Entschädigung für das an Baiern zu überlassende Ansbach und Baireuth Hannover aufdrängen, in dessen definitive Besitznahme Preußen durch den Vertrag zu Paris willigte. Daß jedoch Napoleon [lö. Febr. 1806 gleich daraus England die Rückgabe Hannovers, Rußland das preußische Polen als Preis des Friedens anbot, entschied in Berlin das Übergewicht der Kriegspartei. Sachsen, mit dem schon über die Gründung eines norddeutschen Bundes unterhandelt wurde, trat
Flathe, Weltgeschichte. 2. Aufl. 14
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Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Deutschland Italien Neapel Rheinbund Deutsche_Reich Potsdam Paris Berlin Sachsen
254 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit.
des Bundes anheimstellte, faßte Preußen als einen Bruch des Gasteiner Vertrags aus, es ließ daher seine Truppen wieder in Holstein einrücken, worauf die Österreicher dasselbe räumten, und als aus Österreichs Antrag der Bundestag mit 6 gegen 9 Stimmen
14. Juni 1866] die Mobilisierung der außerpreußischen Bundestruppen beschloß, erklärte Preußen den bisherigen Bundesvertrag für gebrochen und erloschen. Auf den abschläglichen Bescheid der preußischen
15. Juni] Sommation vonseiten Hannovers und Sachsens rückten schon tags darauf preußische Truppen in beiden Ländern ein; die Sachsen stießen zu dem österreichischen Hauptheere, das sich unter Benedek in Böhmen sammelte, der blinde König Georg von Hannover zog sich mit seiner Armee gegen den Thüringer Wald, hin den Baiern die Hand zu reichen, die unter ihrem Prinzen Karl am Main standen, nachdem ihnen durch den Einmarsch der Preußen in Kurhessen der Weg zum 7. Bundesarmeecorps verlegt worden war, welches bei Frankfurt Prinz Alexander von Hessen befehligte. Aber durch das
27.Juni] Gefecht bei Langensalza wurden die Hannoveraner zum Stehen gebracht, worauf König Georg, von allen Seiten umzingelt,
so. Juni] kapitulierte.
In drei großen Säulen drang das preußische Hauptheer nach dem von Moltke entworfenen Plane in Böhmen ein, die Infanterie mit dem Zündnadelgewehr bewaffnet. Die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld und die Armee des Prinzen Friedrich Karl, der über Zittau gegangen war, bewerkstelligten
26.-29. Juni] nach den glücklichen Gefechten bei Hühnerwasser, Podol, Liebenau, Müucheugrätz und Gitschin ihre Vereinigung und nötigten dadurch Clam-Gallas die Jser auszugeben. Kronprinz Friedrich Wilhelm bahnte sich mit der zweiten Armee
27.-30. Juni] durch die Gefechte bei Trauteuau, Nachod, Skalitz und Schweinschädel den Weg aus den Engpässen des Riesengebirges nach Böhmen, worauf Benedek seine geschwächten und entmutigten Corps bei Königgrätz konzentrierte. König Wilhelm, der mit Moltke und Bismarck in Gitschin eingetroffen war, übernahm
3. Juli] nun persönlich den Oberbesehl. Die Schlacht bei Königgrätz, lange schwankend, wurde durch das Erscheinen des Kronprinzen in Beuedeks rechter Flanke zugunsten der Preußen entschieden. Der Rückzug der Österreicher artete in Flucht aus, am 22. standen die Preußen vor Wien und Preßburg, als eine Waffenruhe die Operationen unterbrach. In solcher Bedrängnis trat Kaiser Franz Joseph, obgleich die Italiener, da General Lamarmora, der
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Extrahierte Personennamen: Benedek Georg_von_Hannover Karl_am Karl Alexander_von_Hessen Alexander Georg Moltke Herwarth_von_Bittenfeld Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Schweinschädel Benedek Wilhelm Bismarck Franz_Joseph Franz Lamarmora
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Sachsens Sachsen Main Kurhessen Frankfurt Langensalza Liebenau Gitschin Beuedeks Wien
Dritte Periode. Vom Beginn der französischen Revolution re. 255
Erwerbung Venetiens gewiß, den Krieg ohne Nachdruck führte, [24. Juni Bei Cuftozza von Erzherzog Albrecht geschlagen worden waren, Venetien jetzt öffentlich an Napoleon ab, der bestürzt über das völlige Fehlschlagen seiner Berechnungen aus die Verhandlungen Einfluß zu gewinnen suchte. Bismarck eilte deshalb die Friedenspräliminarien von Nikols bürg zum Abschluß zu bringen, [27. Juli die den Austritt Österreichs aus dem Deutschen Bnnd'e, freie Verfügung für Preußen in Deutschland nördlich vom Main und Annexion Schleswig-Holsteins, 20 Mill. Kriegskostenentschädigung und Sachsens unverkleinerten Bestand festsetzten. 23. Aug. folgte der Friede zu Prag, S. Oct. zu Wien der mit Italien, das, obgleich auch zur See, bei Lissa, geschlagen, Venetien erhielt. [20. Juli Unterdes hatte Vogel von Falckenstein mit der Mainarmee bei^Kissingen die Baiern geschlagen, 14. Juli Aschaffenburg erstürmt und 16. Juli Frankfurt besetzt, von wo der Bundestag nach Augsburg floh. Nach Österreichs Niederlage eilten auch die süddeutschen Staaten, ihren Frieden zu machen, der Hessen-Darm-stadt und Baiern nur einige Grenzabtretungen kostete; dafür schlossen sie aber sämtlich ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen ab. Letzteres wuchs durch die Einverleibung von Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt und der Elbherzogtümer aus 6400 Quadratmeilen, nun erst ein zusammenhängender, nun erst ein überwiegend protestantischer Staat. Alle übrigen deutschen Staaten nördlich vom Main vereinigten sich mit Preußen zum Norddeutschen Bunde, dessen Verfassung mit dem am 24. Februar 1867 eröffneten Reichstage vereinbart wurde. Zur Beschlußfassung über Zollvereinsangelegenheiten verstärkte sich letzterer durch Hinzutritt der süddeutschen Abgeordneten zum Zollparlamente. Österreich suchte der an die Spitze des Ministeriums berufene bisherige sächsische Minister v. Ben st durch den dualistischen Ausgleich mit Ungarn und den Erlaß eines neuen Staatsgrundgesetzes [31. Dec. innerlich zu kräftigen.
§ 134. Der deutsch-französische Krieq 1870—71. Die durch die Errichtung des Norddeutschen Bundes schwer gekränkte französische Eitelkeit glaubte Napoleon nicht anders als durch Erlangung von „Compensationen" beschwichtigen zu können. Da Preußen durch das Angebot seines Bündnisses nicht zur Einwilligung in die französische Besitznahme von Belgien und Luxemburg zu gewinnen war, so bestimmte er den König von Holland, ihm Luxemburg abzutreten, allein aus Preußens Einspruch vermittelte die Londoner
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Napoleon Bismarck Lissa Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Venetien Nikols Deutschland Main Schleswig-Holsteins Sachsens Italien Venetien Baiern Aschaffenburg Frankfurt Augsburg Hessen-Darm-stadt Baiern Hannover Kurhessen Nassau Frankfurt Main Ungarn Belgien Luxemburg Holland Luxemburg
1805
1806
1806-7
1807
1808 1809
1812
1813
1814
Die neue Zeit. 285
Dritter Koalitionskrieg gegen Frankreich.
17. Oct. Kapitulation Macks in Ulm. 21. Oct. Seeschlacht bei Trafalgar. 2. Tec. Schlacht bei Austerlitz. 26. Dec. Friede zu Preßburg.
Rheinbund. Ende des Deutschen Reichs.
I o sep h Bonaparte König von Neapel, Ludwig Bonaparte König von Holland, Murat Großherzog von Berg. Krieg Napoleons gegen Preußen und Rußland.
14. Oct. Schlacht bei Jena. Friede zu Posen mit Sachsen. 1807. 7. Febr. Schlacht bei Pr. Evlau, 14. Juui bei Friedland.
9. Juli Friede zu Tilsit. Königreich Westfalen.
Herzogtum Warschau.
7. September Bombardement von Kopenhagen durch die Engländer.
Das Contineutalsystem. — Erfindung des Dampfschiffs durch F ul ton.
Besetzung Portugals durch die Franzosen. Abdankung Karls Iv. von Spanien in Bayonne. Joseph König von Spanien, Mnrat von Neapel.
Volkskrieg in Spanien. Kapitulation von Baylen.
Wellington.
Kongreß zu Erfurt. Napoleon und Alexander I. Wiedergeburt Preußens. Stein. Scharnhorst. Österreichs Krieg gegen Napoleon. Graf Stadion. Aufstand der Tiroler; A. Hofer. 20., 21. Mai Schlacht bei Aspern und Eßlingen, 5., 6. Juli bei Wagram. Schill -s in Stralsund. Zug des Herzogs von Braun-schweig.
Friede zu Wien 14. October.
Napoleons Vermählung mit Marie Louise. — Bernadotte Kronprinz von Schweden.
Einverleibung des Kirchenstaats, Hollands, des nordwestlichen Deutschlands in Frankreich.
Napoleons Feldzug nach Rußland.
17. Aug. Schlacht bei Smolensk, 7. Sept. bei, Bo rodin o. Brand Moskaus. 26.-28. Nov. Übergang über die Beresina.
30. Dec. Iorks Konvention von Tauroggen mit Diebitsch. Deutscher Befreiungskrieg. 27. Februar Bündnis zu
Kalisch.
2. Mai Schlacht bei Großgörscheu. 20., 21. Mai bei Bautzen. 4. Juni bis 12. Aug. Waffenstillstand. 23. Aug. Schlacht bei Großbeeren, 26. a. d. Katzbach; bei Dresden. 30. bei Kulm; 6.Sept. bei Deuuewitz, 3. Oct. bei Warteuburg, 36.—19. bei Leipzig; 30. bei Hanau.
Feldzug der Verbündeten in Frankreich.
31. März Einzug in Paris. Absetzung Napoleons.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Macks Ulm Rheinbund Jena Sachsen Friedland Tilsit Westfalen Warschau Kopenhagen Karls Spanien Bayonne Spanien Neapel Spanien Wellington Erfurt Aspern Stralsund Wien Napoleons Hollands Deutschlands Frankreich Napoleons Rußland Smolensk Moskaus Bautzen Dresden Kulm Deuuewitz Warteuburg Leipzig Hanau Frankreich Paris Napoleons
172 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit.
seinen Stolz darein setzte, der Herrscher über ein freies Volk und der Vorkämpfer der Freiheit Europas gegen Ludwigs Absolutismus zu sein, bereitwillig die Mittel zum Kriege. England, die Niederlande, auch Savoyen traten der großen Koalition bei.
Da gab Ludwig, um die Grenze Frankreichs gegen die Überzahl seiner Feinde zu decken, auf Lonvois' Rat den Befehl „die Pfalz niederzubrennen". Unter namenlosen Greueln verwandelte der Mordbrenner Melac das ketzerische Land in eine Wüstenei und die deutschen Heere erschienen zu spät, um diese Unthaten zu hindern. Auf deutscher Seite verhinderte die Uneinigkeit der Heerführer die Behauptung des Rheins, wogegen in den Niederlanden trotz der Siege des Marschalls von Luxemburg bei Flenrns, Steenkerken und Neer winden Wilhelm Iii. sich behauptete und den Versuch, ihn durch eine Landung Jacobs Ii. in Irland festzuhalten, in der
1690] Schlacht am Boynefluß vereitelte. Savoyen zwang Catinat 1692] zum Frieden, aber die französische Flotte wurde bei la Hogue
fast vernichtet. Die allseitige Erschöpfung und die Voraussicht der baldigen Erledigung des spanischen Throns führten den Frieden zu 1697] Ryswick herbei, welcher Ludwig Xiv. gegen Herausgabe des übrigen Raubes im Besitz der Franche-Comte und des Elsaß mit Straßburg beließ und selbst durch die „Nyswicker Clausel" in 1922 Orten den katholischen Kultus wiederherstellte.
Mit mehr Nachdruck und Erfolg führte Leopold I. gleichzeitig den Krieg gegen die Türken fort, der ihm den gesicherten Besitz des 1687] durch das Blutgericht zu Eperies gebändigten Ungarns und dessen Umwandlung aus einem Wahlreich in ein habsburgisches Erbreich eintrug. Der Kurfürst von Bettern erstürmte Belgrad,
1691] Markgraf Ludwig von ^ Baden siegte bei Salankemen, aber 1697] erst der bei Zenta erfochtene große Sieg des Prinzen Eugen
von Savoyen, der, früher von Ludwig Xiv. abgewiesen, im Dienste Habsburgs sich als einer der größten Feldherrn und der 1699] edelsten Menschen bewährte, führte zu dem Frieden von Carlo-witz, durch welchen Siebenbürgen ein erbliches habsburgisches Großfürstentum wurde, Morea, Egina und Sta. Manra im Besitz Venedigs blieben.
§ 92. Der spanische Erbfolljekrieg 1701—14. Das bevorstehende Erlöschen der spanischen Habsburger setzte die europäische Staatskunst in lebhafte Bewegung. Der Kaiser beanspruchte das reiche Erbe aus Grund nächster Verwandtschaft für seinen zweiten Sohn Karl, Ludwig Xiv. trotz der entgegenstehenden Thronverzichte
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Absolutismus Ludwigs Ludwig Ludwig Melac Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Leopold_I. Ludwig_von_^ Ludwig Zenta Eugen
von_Savoyen Eugen Ludwig_Xiv Ludwig Morea Karl Karl Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Europas England Niederlande Frankreichs Rheins Niederlanden Luxemburg Irland Boynefluß Hogue Belgrad Habsburgs Egina
Zweite Periode. Vom westfäl. Frieden bis zur französ. Revolution. 173
seiner Mutter und Gemahlin für feinen Enkel Philipp von Anjou. Nach Verwerfung eines von Wilhelm Iii. zur Erhaltung des [1698 Gleichgewichts vorgeschlagenen Teilungsvertrags und dem Tode [1699 des dann zum Gesamterben bestimmten Kurprinzen von Baiern ließ sich Karl Ii. von Spanien von der französischen Diplomatie bestimmen, Philipp von Anjou zum Erben einzusetzen. Der Kaiser aber griff nach Karls Ii. Tode zur Wahrung der Anrechte feines [i70i Hauses zu den Waffen. Bundesgenossen fand er an dem 1692 mit der Kurwürde beliehenen Hannover, an Friedrich Iii. von Brandenburg, dem prachtliebenden Sohne des großen Kurfürsten, indem er ihn als König „in" Preußen anerkannte, vor allem aber erneuerte Wilhelm Iii. gegen Ludwigs der Freiheit Europas wie dem Handel der Seemächte gleich gefährliche Plane die große Allianz von 1689. Daß Ludwig bei Jacobs Ii. Tode im Widerspruch gegen die protestantische Snccef fio nsacte, welche nach Wilhelms und Annas Tode den Kurfürsten von Hannover auf den englischen Thron berief, dessen Sohn als König anerkannte, machte das beleidigte Volk und Parlament zum Kriege willfährig und auch unter der Königin Anna blieb das Whigministerium Wilhelms [1702-14 Politik treu. Auf Frankreichs Seite traten Baiern, Köln, Braun-fchweig-Wolfenbüttel, Mantua und Savoyen. Aber die beiden großen Feldherrn der Verbündeten Marlborongh und Eugen entrissen diesmal den Franzosen den Ruhm der früheren Kriege; jener befehligte in den Niederlanden; Engen eröffnete in Italien den Krieg mit einem glänzenden Feldzuge gegen Catinat und Villeroi, nur am Rhein drängte Villars das Neichsheer unter Ludwig von Baden zurück, die Absicht des Kurfürsten von Baiern dagegen, durch Eroberung von Tirol dem aus Italien heranziehenden Vendome die Hand zu reichen, vereitelte der Aufstand der Tiroler und Marl-borough und Eugen erreichten durch ihre rasche Vereinigung und nach Erstürmung des Schellenbergs durch ihren großen Sieg bei Höchstädt über Marschall Tallard die Befreiung Süddeutsch- [1704 lands von den Franzosen und die Züchtigung Baierns, die Engländer nahmen im Hasen von Vigo die spanische Silberflotte und eroberten Gibraltar, doch befestigte der Sieg des Herzogs von Berwick bei [1707 Alm an za über das englisch-niederländische Heer des Erzherzogs Karl die spanische Krone wieder auf Philipps V. Haupte. Mit noch größerem Nachdruck als Leopold setzte sein Sohn Joseph I. [1705-11 den Krieg fort. Nach Niedermetzelung der aufständischen Baiern bei Sendling sprach er über den vertriebenen Kurfürsten die Acht,
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Anjou Philipp Wilhelm Karl_Ii Karl Philipp_von_Anjou Philipp Karls Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm Ludwigs Ludwig_bei_Jacobs Ludwig Wilhelms Wilhelms Eugen Eugen Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen Marschall_Tallard Karl Karl Philipps_V. Philipps_V. Leopold Leopold
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206 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit.
licher Schwierigkeiten über den St. Gotthard in der Schweiz eindrang^ nötigte ihn Massen« durch Versperrung des Wegs, sich mit den Trümmern seines Heeres nach Graubünden zu retten; auch eine englisch-russische Landung am Helder endigte unrühmlich mit der Kapitulation vonalkmaar, so daß Kaiser Paul voll Unmut und Mißtrauen seine Truppen zurückrief.
Bonapartes Entschluß, das schwache und allgemein verhaßte Direktorium zu stürzen und sich selbst der höchsten Gewalt zu bemächtigen, war schnell gefaßt; im Einverständnis mit Sieyes führte er 9.9tob.] ihn durch den Staatsstreich vom 18. Brumaire aus. Die insgeheim gewonnene Mehrheit der Directoren dankte ab, der Rat der Fünfhundert wurde in St. Cloud durch Militär auseinandergesprengt. Eine neue, auf eine strenge Timokratie gegründete Verfassung verlieh dem General Bonaparte die Würde eines ersten Consuls aus zehn Jahre, dessen absolut monarchische Gewalt durch zwei andere, machtlose Consnln, einen Senat, ein Tribnnat und einen gesetzgebenden Körper mit künstlich verteilten und darum nur scheinbaren Befugnissen verdeckt wurde. Willig ließ sich das seines Freiheitstaumels ernüchterte, nur nach einer festen Regierung begehrende Volk die Aufrichtung der Militärdespotie gefallen, zumal Bonaparte, gleich scharfsichtig als Staatslenker wie groß als Feldherr, im Innern die wichtigsten Errungenschaften der Republik befestigte und den Franzosen den Verlust der Freiheit durch Kriegsruhm ersetzte.
Italien zurückzuerobern marschierte der erste Consnl durch den kühnen Zug über den großen St. Bernhard den Österreichern, welche Genua bezwungen hatten, in den Rücken, die schon verlorene, aber nach Desaix' Fall durch Kellermann doch noch gewonnene Schlacht 14. Juni 1800] bei Marengo bewirkte die Räumung Italiens durch die Österreicher, und da auch in Deutschland Erzherzog Johann bei 3.Dec.] Hohenlinden höchst unglücklich kämpfte, so fügte sich Öfter-9.Febr. 1801] reich darein, auch ohne England zu Luneville Frieden zu schließen, der den von Campoformio erneuerte und die Entschädigung nicht nur der erblichen deutschen Fürsten, sondern auch der Herzöge von Modena und Toscana aus das Reich verwies. Spanien gab durch den Vertrag von Jldefonso Louisiana an Frankreich zurück, wofür des Königs Eidam Ludwig von Parma das Königreich Etrurien erhielt; der neue Papst Pius Vii. wurde wiedereingesetzt, England allein setzte den Krieg noch fort. Erbittert über die Durchsuchung russischer Handelsschiffe seitens der Engländer
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Gotthard Paul Bonapartes_Entschluß Bernhard Kellermann Marengo Johann Campoformio Eidam_Ludwig_von_Parma Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Italien Genua Italiens Deutschland England Modena Spanien Jldefonso_Louisiana Frankreich Etrurien England