J.
Are affen Deutschen.
1. Unsere Vorfahren wohnten ursprünglich auf dem Hochlande von Mittelasien. Dort, yn den Abhängen des großen Quergebirges, welches Vorder- und Hinterasien scheidet, saßen sie als Glied des großen arischen oder indogermanischen Völkerstammes und weideten die Hserden.
Von da ans sind sie in unbekannter Zeit westwärts gezogen und in Europa eingewandert. Vor ihnen hatten schon drei andre Zweige der Arier denselben Weg eingeschlagen: der eine besetzte die südlichen europäischen Halbinseln Griechenland und Italien; der andere — die Kelten — ließ sich im Westen des Erdtheils (— in Gallien, Spanien und Britannien) nieder; der dritte — die Slaven — blieb im östlichen Europa. Die ihnen folgenden Germanen bewohmeu zuerst den Norden (—Skandinavien und die deutsche Nord - und Ostseeküste) und wandten sich später südwärts.
Zur Zeit Christi bewohnten sie das Land zwischen Nord- und Ostsee, Weichsel, Donau und Rhein. Ihre westlichen Nachbarn waren die Kelten, ihre östlichen die Slave«, ihre südlichen die Römer.
2. Deutschland besaß um jene Zeit ein rauhes Klima; die Winter waren lang und hart, die Luft feucht und nebelig. So wenigstens wird uns von den Römern erzählt, denen wir die Nachrichten über unsre Vorfahren verdanken, und auf sie mußte allerdings das Land im Gegensatze zu ihrer warmen, sonnigen Heimath einen unfreundlichen Eindruck machen.
Der Boden war sumpfig und mit großen Wäldern bedeckt. Einer derselben soll 9 Tagereisen breit und 60 Tagereisen lang gewesen sein.
Die Berge lieferten Eisen und Salz.
In den Wäldern wuchsen riesige Eichen, Buchen uno Tannen. Mancher dieser Bäume saßte, zum Nachen ausgehöhlt, wohl 30 Menschen. Neben ihnen reiften allerlei Waldbeeren und wildes Obst. Auf den Feldern wurden Hafer und Gerste, Erbsen, Linsen, Bohnen, große Rettige und Flachs erbaut.
Bären, Wölfe, Luchse, wilde Schweine, Elennthiere und riesige Auerochsen bevölkerten die Wälder; Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen und Gänfe wurden als Hausthiere gezogen.
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: Mittelasien Europa Griechenland Italien Gallien Spanien Britannien Europa Ostsee Weichsel Donau Rhein Deutschland
2
Von den Kelten wurden unsre Vorfahren „Germanen", d. H. „Nachbarn" genannt. Andre freilich leiten diesen Namen von „Ger", d. H. „Speer" ab, so daß Germanen oder dann eigentlich Germannen „Speermänner" bedeuten würde.
Sie selbst nannten sich später „Deutsche", d.h. „Volk". Erst im 10. Jahrhundert aber ist dieser Name aufgekommen; Otto I. heißt zuerst urkundlich „König der Deutschen."
4. Die alten Deutschen zeichneten sich durch hohenwuchs, blaue Augen, röthlich-blondes Haar und weiße reinehaut-färbe vor andern Völkern aus.
Sie kleideten sich in Pelze und in Gewänder aus gewebten Stoffen.
Alle trugen sie einen Mantel aus Thierfellen oder Leinwand, auf der linken Schulter mit einer Spange oder, wenn es daran fehlte, mit einem Dorn zusammengehalten. Der Arme begnügte sich mit diesem Kleidungsstück. Der Wohlhabende dagegen trug einen kurzen, anliegenden Rock, über den dann ein Mantel aus Fellen oder Pelzen geworfen wurde. Die weibliche Tracht war von der männlichen nicht verschieden; nur hüllten sich die Frauen häufiger in leinene Gewänder, welche Schulter und Arme nackt ließen und die mit bunten Streifen verziert waren. — Bei Männern und Frauen wallte das Haar in üppiger Fülle über die Schultern lang hernieder; der Bart wurde voll getragen; dem unfreien Manne wurde beides geschoren.
Abgesondert und zerstreut siedelten sich die Germanen an, wo gerade ein Quell, ein Fluß oder ein Gehölz sie dazu einlud.
In die Mitte ihrer Besitzung bauten sie aus unbehauenen Baumstämmen und Lehm die Hütte, deckten sie mit Rohr oder Stroh und übertünchten sie hie und da mit glänzender weißer Erde. Im Winter suchten wohl auch viele in Erdhöhle« Schutz vor der Kälte.
Die ganze Besitzung wurde eingehegt oder eingefriedigt, d. H. mit Pfahlwerk umgeben. Sie war des Deutschen unverletzliches Heiligthum; er duldete nicht, daß ihm jemand unbefugter Weise „in’8 Gehege" kam und betrachtete jedes unberechtigte Eindringen als Friedensbruch.
Eine Anzahl solcher Einzelbesitzungen bildeten einen Weiler oder ein Dorf. Ein solches altdeutsches Dorf bestand demnach nicht aus zusammenhängenden Gassen, sondern aus einer Menge vereinzelter, auf weiter Fläche zerstreuter Höfe.
Alle zu einem Volksstamme gehörigen Dorfgemeinden bildeten einen Gau. Der Gau war mithin die vom ganzenvolks-ftamme bewohnte Landschaft.
5. Ein römischer Kaiser (Titus) urtheilte über unsere Vorfahren: „Groß sind die Leiber der Germanen, aber größer noch ihre Seelen."
Muth und Tapferkeit, Freiheitssinn und Vaterlandsliebe, Treue und Gastfreundschaft waren die lobenswerthen Eigenschaften der alten Deutschen. Gastlicher Bewirthung über-
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29
Da sprach nach rechts der Kaiser mild: „Habt Dank ihr frommen Knaben, Ihr sollt an mir den gnäd'gen Herrn, den güt'gen Vater haben;
Und ob ihr armer Leute Kind und Knechtessöhne seid:
In meinem Reiche gilt der Mann und nicht des Mannes Kleid."
Dann blitzt sein Blick zur Linken, hin wie Donner klang sein Tadel:
„Ihr Taugeuichtse, bessert euch, ihr schändet euren Adel!
Ihr feinen Pnppchen, trotzet nicht auf euer Milchgesicht,
Ich frage nach des Mann's Verdienst, nach seinem Namen nicht."
Da sah man manches Kinderaug' in frohem Glanze leuchten Und manches stumm zu Boden sehn und manches still sich feuchten.
Und als man aus der Schule kam, da wurde viel erzählt,
Wen heute Kaiser Karl belobt und wen er ansgeschmählt.
Heroli.
Karl pflegte die deutsche Sprache. Die alten deutschen Heldenlieder sammelte er; den Monaten gab er deutsche Namen: Wintermonat, Hornung (— weil die Hirsche im Februar ihr Geweih ablegen), Lenzmonat, Ostermonat, Wonnemonat, Brachmonat (— weil im Juni das brachgelegene Feld gepflügt wurde), Heumonat, Erntemouat, Herbstmonat, Weinmonat, Windmonat, Christmonat.
4. Karl sorgte für den Wohlstand seines Volkes, indem er den Acker- und Gartenbau zu fördern nndhandel und Verkehr zu heben suchte. Ueberall ließ er Dörfer anlegen, Wälder ausroden, Sümpfe austrocknen und Einöden in lachende Fruchtfelder umwandeln; auf seinen 129 Gütern legte er Musterwirthschasten an; hier hielt er auf strengste Ordnung, sah selbst alles nach, prüfte die Rechnungen und schrieb vor, wie Butter und Käse, Honig und Wachs bereitet, wie Wein gepreßt und Bier gebraut werden sollte.
An günstig gelegenen Orten gründete er Handelsplätze; über Flüsse ließ er Brücken bauen; Ströme ließ er durch Kanäle verbinden, und bei seinen Pfalzen (— königliche Güter) ließ er Wirthshäuser herstellen, um den Reisenden ein Unterkommen zu verschaffen.
Iv. Karl war groß als Mensch.
Größe, Kraft und königliche Haltung des Körpers zeichneten ihn aus.
Karol war von Anblick herrlich,
Mächtig seine Brust und Glieder;
Wie des Löwen Augen funkeln Feurig seine hohen Blicke,
Wen er ansah, mußte oftmals Vor dem Blicke blos erzittern.
Seine Länge maß acht Fuße,
Königlich war feine Stirne.
Ausgelernt war er im Kampfe Und an Kraft fast wie ein Riese. —
Seine Stärke war so mächtig,
Daß er oftmals einen Ritter,
Ganz geharnischt und gerüstet.
Aus der stachen Hand gen Himmel
Hoch erhoben in die Lüfte. Schlegel.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Schlegel
10
Deutschland.
b. Die Eisel, ein welliges Hochland voll öder Moorstriche, auf dem
sich häufig Spuren feuerspeiender Berge finden, die in alter Zeit hier
thätig waren. Nach Nw. verläuft die Eifel in
c. Das Ho h e V en n (d. i. Hochmoor), eine kahle, moorige Hochfläche.
Die wenigen Bewohner nähren sich kümmerlich von Moorwirtschaft.
C. Das Rheinthal. Zwischen den beiden Teilen des Schieferge-
birges zieht die breite Wasserader des Rheins von So. nach Nw. Zahl-
reiche Nebenflüsse machen den Strom wasserreich. Der größte derselben
ist die l. einmündende Mosel; diese entspringt auf dem Wasgenwalde
und windet sich in einer Schlangenlinie zwischen Hunsrück und Eifel hin-
durch; die Ufer schmücken prächtige Rebengelände; daher findet sich überall
Weinbau von der alten Römerstadt Trier bis zur Festung C ob lenz
an der Mündung. Rechte Nebenflüsse sind: a) die Lahn zwischen Taunus
und Westerwald, d) die Sieg zwischen Westerwald und Sauerland, ^) die
Ruhr aus dem Sauerlande, <1) die Lippe vom Teutoburgerwalde. Bei
Bonn tritt der Rhein aus dem Gebirge; an der altberühmten Handels-
stadt Köln fließt er bereits im Tieflande.
9. Das Norddeutsche Tiefland.
30] Das Norddeutsche Tiefland erstreckt sich vom uutereu Rheine
gegen O. bis über die Weichsel. Seine Länge von W. nach O. beträgt
900 km, seine Breite im W. 150 km, im O. 500 km. Es wird vom
Rhein, von der Weser, der Elbe, der Oder und Weichsel durch-
flössen. Die Elbe teilt das Tiefland in zwei verschiedene Teile.
a. Im W. der Elbe besteht der Boden im südlichen Teile stellenweis
aus Sand (Geest). Der größte Sandstrich bildet die Lüneburger
Heide. Hier besteht die Pflanzendecke nur aus Heidekraut und Nadelholz;
tiefliegende Stellen werden von Torfmooren ausgefüllt. Die Heidebauern
nähren sich kümmerlich vom Anban des Buchweizens, von Schaf- und Bienen-
zucht. Die sandige Geest ist nach den Flüssen und nach der Nordsee hin
von einem breiten Gürtel Marschland umgeben, das noch immer durch
Eindeichen der Schlammbänke dem Meere abgewonnen wird. In der Marsch
lohnt der schwarze Fruchtboden hundertfach die Mühe des Landmanns.
b. Im O. der Elbe erheben sich aus dem Tieflande zwei niedere Land-
rücken. Im südlichen Teile liegt der sandige, wenig fruchtbare Fläming.
Ten nördlichen Teil durchzieht ein von Lehmhügeln gebildeter breiter Höhen-
rücken, der mit Seeen besetzt ist (der Mecklenburgische Landrücken
zwischen Elbe und Oder, der P o m m e r s ch e Landrücken im O. der
Oder, der Preußische Landrücken im O. der Weichsel). Am Süd-
fuße dieser Landrücken liegen an den großen Flüssen einst versumpfte, dann
entwässerte und nun sehr fruchtbare Landschaften, so das Oderbruch,
das Netzebruch, das W arthebruch.
Auf den Strömen des Norddeutschen Tieflandes werden die Erzeugnisse
des Binnenlandes zum Meere hinabgeführt. Daher findet sich in der Nähe
jeder Flußmündung eine große Handelsstadt. An der Weser liegt Bremen,
an der Elbe Hamburg, an der Oder Stettin, an der Weichsel
D a n z i g. Eine zweite Reihe wichtiger Städte liegt im Binnenlande.
Es folgen von W. nach O. die ehemaligen Residenzstädte Han no v er (?)
und Br au nfch w ei g (?), die Festung Magdeburg, der wichtige Eisen-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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16 «Österreich-Ungarn. — Die Schweiz.
77] 3. Pas Karpatenlanb wird gebildet von den Karpaten und dem
von diesem Gebirge eingeschlossenen Tieflande.
a. Die Karpaten bilden einen 1600 km langen Gebirgsbogen, der
nach der Donau hin offen ist. Das Gebirge ist rauh und unwirtlich, strich-
weise kahl, in der Mitte dichtbewaldet. Es besitzt Reichtum an edlen Erzen
(Gold) und wird am Nordsuße von einem mächtigen Steinsalzlager be-
gleitet. Dieses wird in Wieliczka (wjelüschka) ausgebeutet
1). Das Ungarische Tiefland bildet den Boden des Karpatenkessels.
Sein Hauptfluß ist die Donau. Diese tritt bei Preßburg, der alten
Krönnngsstadt der Ungarn, aus Österreich uach Ungarn, bildet bei Waitzen
ein Knie, fließt nach S., bis sie wieder östliche Richtung annimmt. Links
fließt ihr zu die vielgewnndene, fischreiche Theiß, r. die Alpenflüsse Dran
und S a v e. Die Donan wird dann im N. von den Karpaten und auch
im S. von Gebirgen eingeengt. Sie durchbricht diese Enge, wobei sie die
gefahrvollen Stromschnellen des Eisernen Thor es bildet und tritt
dann in das Walachische Tiefland. Die ungarische Ebene ist im W. meist
Ackerland, im O. meist Weidegrund. In den Ackerbaugegenden erbaut man
besonders Weizen und Mais; die Weiden (Pußten genannt) nähren große
Herden halbwilder Schweine, Pferde und Rinder. Wegen des Vorherrschens
der Viehzucht giebt es in Ungarn nur wenig Städte, dafür Riefendörfer,
z. B. Debre cz i n [debrezin| mit 60 T. E. Hauptstadt ist Budapest; das
befestigte Bnda (deutsch--Ofen) liegt am rechten, hochgelegenen Donauufer,
gegenüber in weiter Ebene Pest, der Hauptsitz des ungarischen Handels
(„Ungarisch-Leipzig"). Ofen hat meist deutsche, Pest ungarische Bevöl-
kernng (59v).
78] Klima und Erzeugnisse. Ungarn und das Küstenland am Adria-
tischen Meere haben heiße, trockene Sommer, während die Alpenländer ge-
mäßigte, häufig nasse Witterung haben. Deshalb gedeiht in Ungarn Mais,
Tabak und Wein und im Küstenlande reist sogar die Olive; Böhmen und
Mähren aber sind neben Ungarn die wichtigsten Getreideländer des Reiches.
79] Bevölkerung. In den Bergländern sitzen Deutsche (10 Mill.),
Rom aiten (Z Mill.) und Slawen (18 Mill.); das Flachland ander
mittleren Donan ist von 6 Mill. Ungarn bewohnt. Dieses Bölkerge-
misch ist die Ursache, daß die 16 „Kronländer" des Kaisertums das „ö st er-
reich i s ch e" und das „ungarische Staatsgebiet" bilden.
4. Die Schweiz.
80] Lage nach der Karte. Die Schweiz ist eine Republik (d. i. ein
Freistaat).
81] Bodenform und Bewässerung. Im S. ragen die Hochketten der
Mittelalpen; an diese legt sich im Nw. die Schweizer Hochebene an und
reicht bis zum Schweizer Jura.
82] \. Das Alpcnland begreift mittleres Hochgebirge und die Voralpen
zwischen dem Genfer- und Bodensee. Hier quellen die Hauptwasseradern
der Schweiz: die obere Rhone und der obere R h e i n mit seinen Neben-
flüssen; durch den Inn gehört das Land auch zum Donaugebiet und durch
den T e s s i n zum Stromgebiet des Po. In den Flußthäleru wird Acker-
bau getrieben, auf den Bergwiesen Viehzucht (Käse!).
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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34 Das türkische Asien. — Iran.
159] Syrien mit Palästina bildet ein Hochland, das gegen O. zur
Ebene des Euphrat-Tigris sich senkt, imd sich gegen W, zu dem im*
fruchtbaren Strandsaume des alten P h ö ni ci erl an d e s abdacht. Im
nördlichen Teile erheben sich ans dem Hochlande der L i b a n o n (d. i. weißes
Gebirge) und der A n t i l i b a n o n, zwei wasserarme, waldleere Kalkge-
birge. Am Antilibanon entspringt der Jordan, durchfließt den von
begrünten Ufern umgebenen See von Galiläa und ergießt sich in das
Tote Meer, einen 400 m unter dem Meeresspiegel liegenden See mit
stark salzigem Wasser.
a) In Syrien ist die Hptst. Damaskus, welche als „das Auge des Ostens" ge-
priesen wird. Aus dein Altertum sind noch vorhanden H ä l e b (Aleppo) und Antakia
«.Antiochien), b) In Palästina (dein gelobten L a n d e) ist im Westjordanlande
die nördlichste Landschaft Galiläa, der Lieblingsaufenthalt Jesu; südlicher folgen
die Landschaften S a m a r i a und I u d ä a. In Judäa liegt I e r u s a l e in , der
Hauptort der heiligen Geschichte, auf einer bergigen Kalkfläche, die im O., S. und W.
zu Thälern abfällt; im N. verläuft der Boden in die Ebene, und von dieser Seite
wurde daher die Stadt durch die Römer und später durch die Kreuzfahrer erstürmt.
Der heiligste Ort für die Christen ist die Kirche des heil. Grabes; auf den Grund-
mauern des jüdischen Tempels steht die Hauptmoschee der Türken. An der Westseite
der Stadt liegt das Thal Hinnom, auf der Ostseite das Thal Josaphat, in
dem zur Regenzeit der Kidron zum Toten Meere rauscht. Im O. des Thales Josaphat
steigt der Ö l b e r g steil an und überragt die Stadt um ein Beträchtliches. Jerusalem,
das zur Zeit Jesu 100 T. E. besaß, hat jetzt 49 T. 1 M. südlich von Jerusalem
liegt Bethlehem, im Jordanthale Jericho, einst die Palmenstadt. An der
Küste dient Iäfa (Joppe) als Hafen von Jerusalem.
160] 5. Arabien. Die Halbinsel Arabien ist eine bergige Hochebene,
welche allmählich zum Meere abfällt. Das Laud ist fast ganz wasserlos,
daher zumteil Wüste; nur im westlichen Gebiete giebt es bewässerte und darum
anbaufähige Berglandschaften. Das Klima ist heiß und trocken. Unter
der brennenden Sonnenhitze gedeiht der Kaffeebaum und die Dattelpalme.
Das innere Arabien ist von Beduinen bewohnt, die unter Stammes-
Häuptern (Scheiks) stehen. In den Städten wohnen seßhafte Araber.
Beide sind Mohammedaner. Ihre heiligen Städte sind Mekka und
Medina; denn in Mekka war Mohammed geboren und flüchtete sich 622
vor den Feindseligkeiten seiner Landsleute nach Medina, wo sich sein Grab-
mal befindet.
^ 3. Iran.
161] Iran bildet eine Hochfläche, welche aus allen Seiten von Rand-
gebirgen umgeben ist. Der größte Fluß, der Hilmend, ist so wasserarm,
daß er im Hamünsumpfe versiegt. Im Klima wechselt die trockene
Hitze des Tages mit kühlen Nächten. Wegen der dürftigen Bewässerung
ist das Land im östlichen Teile unfruchtbare Thon- und Sandwüste, im
westlichen Teile etwas besser angebaut, recht fruchtbar nur in den Thälern
der Randgebirge, so daß diese stellenweis herrlichen Obst-, Rosen- und Reb-
gärten gleichen. - Iran begreift 3 Länder:
j. persten (West-Iran) ist 3 mal so groß wie das Deutsche Reich, hat aber
nur 7 Mill. E. Es ist das Land der alten Perserkönige Cyrus und Xerxes und wird
jetzt von einem Schah (d. i. König der Könige) beherrscht. Die Hauptstadt T e h e -
ran ist im Winter stark bevölkert, im Sommer aber wegen des heißen Klimas fast
ganz verlassen (200). Südlicher liegen Ispahan und die Rosenstadt S ch ! r ä s.
Z. Afghanistan (Nordost-Iran). Hauptort ist Käbul.
F. Valütschistän (Südost-Iran). Hauptort ist K e l ä t.
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Extrahierte Personennamen: Jordan Mohammed Cyrus Xerxes
40
182] 4- Oberguinea [— ginea], die südliche Abdachung des Kong, hat wegen
der mannigfachen Erzeugnisse l Elfenbein, Gold, Palmöl > zahlreiche europäische
Niederlassungen. Unter diesen ist das Gebiet von Togo deutscher Besitz.
3. Das nördliche Inner-Afrika.
183] \. Die Ipüftc Sahara erstreckt sich von der Küste des Atlantischen
Ozeans bis zum Nilthale; im N. wird sie von Marokko und der Berberei
begrenzt und geht im S. in den Sudan über. Sie ist fast überall ein
Sandmeer. Die öden Flächen werden selten durch Regen erfrischt; nur
der reichlich fallende Tau befeuchtet den unfruchtbaren Grund. Aber selbst
in dieses unwirtliche Sandmeer dringt der Mensch. In Karawanen zieht
er auf dem „Schiff der Wüste", dem Kamel, von Oase zu Oase. Diese
Oasen sind die „Gärten der Wüste". Sie bilden sich überall, wo ein er-
giebiger Qnell zu Tage tritt. Da befruchtet das Wasser das dürre Land;
es bilden sich Dattelpalmenhaine; Aprikosen und Pfirsiche, Granaten und
Orangen reisen in deren Schatten. Am Rande der Oasen liegen meist die
Dörfer der Wüstenbewohner.
184] 2. Der Sudan, das Land zwischen Senegambien und Abessinien,
umfaßt das Gebiet des Nigir. Die tiefste Stelle bildet der Tsadsee.
Das Laud ist fruchtbar und daher dicht bevölkert; aber Feindschaft zer-
splittert die zahlreichen Negerstämme; die Kriegsgefangenen werden zu
Sklaven gemacht, zuweilen sogar aufgefressen. Hauptorte sind Timbuktü
und Kano.
4. Südafrika.
In Südafrika unterscheidet man die Küstenländer und das Innere.
185] \. Niederguinea reicht von dem innersten Winkel des Guineabusens
bis über den Kongo hinaus. Da an der Küste Farbhölzer, Palmöl und
Elfenbein ausgeführt werden, so haben Portugiesen, Franzosen und Deutsche
sie in Besitz genommen.
Im nördlichsten Teile liegt das von Deutschen besetzte Gebiet von Kamerun.
Vom Kunene- bis zum Oränjefluß erstreckt sich D e u t f ch - S ü d w e st - ?l f r i k a.
186] 2. Das Aapland bildet den südlichen Teil von Afrika. Es ist ein
Hochland, welches in mehreren Stnsen nach S. abfällt; auf der nördlichsten
Stufe fließt der Oränjefluß zum Atlantischen Ozean. Das warme,
trockene Land ist zuerst von Holländern, später von Engländern besiedelt
worden.
a. Englisch ist die K a p k o l o n i e; Hauptort ist die K a p st a d t, am Fuße des
gegen das Meer vorspringenden Tafelberges gelegen, ein wichtiger Handels- und Schiff-
fahrtsplatz.
b. Von Niederländern gegründet sind: 1) der Oränje-Freistaat südlich des
Vaalflusses, 2) der südafrikanische Freistaat nördlich des Vaal; beide Frei-
staaten sind von holländischen Bauern besiedelt, welche Schaf- und Rindviehzucht treiben.
187] Die Küstengebiete am Indischen Ozean sind von S. nach N.:
a) die Kassernküste, b) die Küste Sofäla bis zum Sambesi, c) die
Küste Mosambik nördlich des Sambesi, 6) die Suaheliküste oder
Deutsch-Ost asrika und e) das Somäliland, das Osthorn des Erdteils.
188] Das innere Südafrika ist ein bergiges Hochland mit reicher
Bewässerung. Besonders reich an großen Seeen ist das Gebiet zwischen
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
27
Stadt der Kirchen und Klöster, mit zahlreichen Trümmern von Tempeln
und Prachtbauten ans der Römerzeit (470). c) Die Tiefebene von
Neapel ist vom Boltnrno reich bewässert und daher ein reizvoller
Fruchtgarten. Hier liegt Neapel, die größte und schönste Stadt Italiens
(530). Östlich von Neapel erhebt sich der Vesuv, der durch seine vul-
kanischen Ausbrüche oft die Umgegend verheert hat; an seinem Fuße liegen
die Ruinen der im Jahre 79 n. Chr. durch einen Aschenausbruch ver-
schütteten und teilweis wieder bloßgelegten Römerstadt Pompeji.
137] ftlitltit und Pflanzenderke. Je weiter man in Italien nach S.
kommt, desto milder ist der Winter, desto heißer der Sommer. Daher
finden sich in der Tiefebene des Po noch vielfach die deutschen Pflanzen,
südlicher dagegen die Olive, der Citronen- und Orangenbaum. In vielen
Gegenden nährt der Maulbeerbaum die Seidenraupe.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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52
Noch vor den Einwonern des Bocags war aber auch
die westliche Vendöe aufgestanden. Ein Edelman Danguy,
Bocage de l'anjou et de Poitou genant, und ist beinah in aller
Hinsicht von ganz gleicher Beschaffenheit. Aus dem tausendfach
verschlungenen Labyrinthe einzölliger schmaler, meist nicht tiefer ein-
geschnittener Fluß- und Bachtäler steigt eine gleiche Menge unbe-
deutender Hügelrcihen und Höhenrücken empor, die in ihren un-
endlichen Wendungen und Verzweigungen an sich schon ein höchst
schwieriges und ganz unübersehbares Terrän bilden. Hiezu komt
noch, daß die Cultur das Land in lauter kleine Abschnitte von
2 — 300 Schrit im Quadrat geteilt hat, welche zur Sicherung
mit breiten Gräben und 6—12 Fuß hohen Erdwällen, auf diesen
wider mit dichten Hecken und dazwischen vereinzelten Bäumen
rings umgeben sind. Gewönlich ist daher der Blick auf den Um-
fang eines Feldes, auf kaum 2 — 300 Schrit beschränkt, und fin-
det sich zuweilen ein höherer Ucbersichtspunkt, so erscheint die Ge-
gend ein unübersehbarer Wald, indem nur hier und da der Durch-
blick eines grünenden Feldes, ein einzelnes Ziegeldach, oder die
Spitze eines Kirchturmes auf Cultur und Bewoner schließen
laßen. Denkt man sich diese Bewoner in lauter vereinzelte Hütten
und Meiereien zerstreut; die Wege zu jeder Hütte ein Labyrinth
grundloser Steige, die kaum für den schmälsten Karren breit ge-
nug zwischen den Aufwürfen hinlaufen, und an vilcn Stellen durch
die überhängenden Hecken und Bäume regendicht verwachsen sind;
denkt man sich diesen allgemeinen Schlupfwinkel beinahe in allen
Gegenden noch von bedeutenden Waldstreckcn oder undurchdring-
lichen Haidestellen durchzogen, nur eine große Poststraße (die da-
mals noch nicht vollendete Chaussee von Nantes über Montaigu
nach Luron und la Rochclle) in dem ganzen Raume, und dabei
völligen 'Mangel an bedeutenden Städten und wichtigen Etablisse-
ments für Handel, Industrie und wißenschaftliche Bildung; so
wird man eben so lebhaft von den Vorteilen frappirt, welche die-
ses Land einer insurgirten Masse gcwärcn kan, als sich andrerseits
aus dessen ganzer Beschaffenheit mit großer Warscheinlichkeit auf
einen eigentümlichen, zu Widerstand und Aufopferung besonders
geeigneten Sin seiner Bewoner schließen läßt " — „ Ackerbau,
noch mehr aber Viehzucht sind die algemeincn, beinahe ausschließ-
lichen Narungszwcige der ganzen Volksmasse. Die Quelle dieses
Erwerbes, das Eigentum des Bodens, war fast durchgängig im
Besitze des zalreichen Adels, der es nicht verpachtete, sondern in
kleine Meiereien verteilt, für die Hälfte des Naturalertrags dem
Landmanne zur Bearbeitung überließ. In unausgesetzter Berürung
wechselseitigen Interesses, welches seiner Natur nach nur durch
gegenseitiges Vertrauen, guten Willen, freundliche Teilname und
Hülfe gedeihen konte, stund der Bauer mit dem Grundhern; fremd
war ihm die ganze übrige Welt, und eine solche Meierfamilie in
ihrer einsamen Hütte, zwischen ihren undurchdringlichen Hecken
und Gräben, arm, aber in hohem Grade unverdorben, gutmütig,
from und rechtlich, gewärte ein Bild der glücklichsten Natur, wie
man es im übrigen Frankreich wol vergebens suchte. Ihre Feier,
mit ihren Tugenden aus derselben Quelle, waren mehr Mängel
und Verirrungen als Laster. So artete der natürliche Mut des
kräftigen Volkes bei rauhen Sitten leicht in Wildheit aus; das
lebhafte Gefül für Eigentum und Billigkeit und einen auffallenden
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erholten sich aber nicht von ihrem Schrecken, denn ihre
Leute flohen nicht in Haufen auf Caen, sondern da sie
fast alle aus den normannischen und bretonischen Nach:
barlandschaften waren, zerstreuten sie sich sofort. Zeder
gieng nach Hause und die Girondins in Caen mochten se-
hen, wie sie durchka'men. Am nächsten Morgen sahen sie,
das die Municipalität von Caen das Aechtungsgesez des
Berges gegen die Girodins an den Straßenecken hatte an-
schlagen laßen. Sie zerstreuten sich also, und verkrochen
sich, so gut sie konten. Gorsas gieng zu Freunden nach
Rennes, um sich da zu verstecken. Gnadet, Lanjuinais
waren schon unterwegs nach Bordeaux. Eilfe von den
Girondins mit dem einzigen Bataillon bretonischer Frei-
williger zogen zusammen ab. Aber nachdem dies Batail-
lon zwei Tage auf seinem Marsche nach der südlichen
Bretagne zugebracht, hatte sich die Nachricht von der Ni-
derlage, die die Girondins im Calvados erlitten hatten,
verbreitet; Nantes hatte sich wider dem Convente ange-
schloßen, und auch dies lezte Bataillon zerstreute sich.
Die eilf Girondins mit etwa einem halben Dutzend Leu-
ten des Bataillons bliben allein übrig, um sich als eine
bewafnete Bande nach-Bordeaux hin zurükzuziehen; denn
auf diese Stadt rechneten sie noch ein wenig. Petion war
dabei, und Barbaroux und Louvet — kurz! es waren
noch die energischesten dieser Partei, die zusammenhielten
und einen Rükzug machten, wie Walter von Aquitanien
vor Etzel und den Burgundenhelden. Rings um sie drote
die Guillotine, oder schnit das Meer den Rükzug ab —
keine Hilfe für sie; auch kein Mittel der Ernärung als
die Muskete auf der Schulter und der Degen an der Seite.
Sie suchten die wilderen Gegenden der Bretagne, und ka-
men unangefochten bis Moncontour. Da war gerade Jahr-
markt; sie musten eilen fortzukommen; die ganze Gegend
geriet durch sie in Allarm. Aber wie kamen .sie fort.
Einer von ihnen, Cusiy, war mit Gichtbeschwerden ge-
plagt; Buzot, ein dicker Man, konte kaum marschiren;
Riouffe hatte sich die Füße ganz wund gelaufen, konte
nur unter argen Schmerzen einen Schrit um den anderen
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