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134
Neben diesen großen Cirkusthälern fällt nichts mehr in die Angen als die
Unzahl malerischer Felsgruppen, die bald aus einem kahlen Trümmer-
haufen der Kammhöhe (Mittagsstein!), bald ans dem Hochwalde der Abhänge
oder dem Rande der Flnßthäler emporragen. „Wie von einer Riesenhand
aufeinander geschichtet, hänfen sich die Blöcke zu mächtigen Mauern oder
hochragenden Türmen." Z
Von jenen tiefen Nischen aus, sowie von allen Teilen des Kammes
ziehen sich zahlreiche Thäler abwärts, die den Abfall des Rückens in
reizvoller Weise gliedern. Oft sind es nur steil mit dem Gehänge fallende
Schluchten, manchmal aber tiefere Thäler, in dem wasserreiche Gebirgsbäche
schäumend zu Thale rauschen. Da und dort bilden sich kleine Wasserfälle,
wie z. B. die Fülle des Zackerle und des Kochelbaches, die weniger durch
ihre Wasserfälle, als vielmehr durch die Reize der tief eingeschnittenen
Schluchten und der sie umgebenden Waldeinsamkeit den Besucher erfreuen.
Ungefähr in 750 m Meereshöhe, etwa 4 km öon dem Scheitel des Ge-
birgskammes und ebensoweit von dem Rande der Ebene (der Hirschberger
Thallandschaft) entfernt, ist die Abdachung unterbrochen von einer flachen,
an sumpfigen Waldstrecken („Nässen") reichen, aber auch von den ins Gebirge
eindringenden Ansiedelungen gern aufgesuchten Staffel.-)
Der Gürtel der Vorberge, der durch diese Linie begrenzt wird, ist
weder sehr hoch (nirgends über 750 m), noch im großen sonderlich formen-
reich; aber er ist mit Recht das Entzücken der hier zu Tausenden sich ein-
nistenden Sommergäste. Die tief einschneidenden Thäler schmückt vereinzelt
eine seltsame Felsbildnng, überall aber kräftige Waldung (vor allem Fichten-
bestand) mit) die Wasserfülle der goldbraunen Bäche, unter deren moosbe-
deckten Felsblöcken behende Forellen ihre Schlupfwinkel suchen. Zu den
st Dieser Eindruck aus eine naive Auffassung spiegelt sich in den volkstümlichen
Bezeichnungen wieder. Mit Vorliebe zeigen die Führer hier auf inoosgepolstertem Fels-
koloß Rübezahls Ruhebank, dort in aufeinander getürmten Granitblvcken seinen Backofen mit
iegen gebliebenen, hernach versteinerten Broten, dort in feuchter Berggrnft seinen Felsen-
eller, auf ragendem Vorsprunge seine Kanzel und anderswo seine Schatzkammer voll
unermeßlicher Reichtümer. Es ist seltsam, wie sehr die Sagen von dem Berggeiste
Rübezahl ins geistige Leben der Riesengebirgsbewohner eingedrungen sind; „aber die
Natur umher hält sie wach und läßt sie ewig jung erscheinen, ist ja doch dieser Rübe-
zahl mit all' seinen tollen Streichen nichts anderes, als die personifizierte Natur des Ge-
birges mit dem schnellen Wechsel ihrer Erscheinungen."
2) Diese Staffel ist für den Verkehr zwischen den einzelnen Thälern des Nordab-
hanges von ziemlicher Bedeutung; ihr folgt beispielsweise der Leiterweg (Leiter—knüppel-
damm über moorige Stellen) von Schreiberhau nach Agnatendorf und dessen kürzeste
Verbindung mit Saalberg und den Baberhänsern.
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der geographischen Breite der Alpen. Der Berg ist säst überall mit Stein-
geröll von Gneis und Glimmerschiefer bedeckt, das grünlichgraue Flechten, hier
und da auch rötlich schimmernde, angenehm duftende Veilchenmoose bekleiden.
Nur sparsam findet man kleine, mit einer dürftigen Vegetation von niedrigen
Alpenkräntern bewachsene Plätze, und wenn auch die Schneekoppe mit ihrem
Gipfel nicht die Schneegrenze erreicht, so ist ihre Erhebung doch bedeutend
Das Nie
genug, um auf eine größere Strecke selbst das Fortkommen des Knieholzes
(S. 140) zu hindernd) Auf dem obersten, nur 60 m langen und reichlich
40 m breiten Gipfel steht seit dem Ende des 17. Jahrhunderts eine kleine,
dem Laurentius geweihte Kapelle, in der alljährlich am Namenstage ihres
Heiligen, am 10. August, ein Gottesdienst abgehalten wird. Dicht neben der
0 Die Vegetationsperiode (Bergt. S. 114) hat auf der Schneekoppe eine Dauer
von nur 155 (69) Tagen. Schnee fällt nach elfjährigen Beobachtungen zuletzi am 18. Juni
und zuerst am 16. Oktober. Die mittlere Temperatur beträgt im Januar — 7,6",
im Juli 8,6" und im Jahre überhaupt — 0,1".
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Knieholz bezeichnet. Ihr Stamm wächst zuerst gerade aufwärts, bald aber
legen sich die Äste nieder und entwickeln ein radiales Wachstum, so daß
einzelne Busche mit ihren weit um sich greifenden und bisweilen neu Wurzel
schlagenden Zweigen runde dichte Strauchmasten von 20 m Durchmesser bei
1 bis 3 m Höhe bilden. Dabei ist alles, Stamm, Äste und Zweige, von
Moosen und Flechten nnikleidet. Mit dem Knieholze zusammen finden sich
zahlreiche Alpenpflanzen. Sie verleihen den fahlen, gelbgrünen Hochweiden
wenigstens stellenweise einigen Schmuck und kommeu endlich allein noch ans
den höchsten Gipfeln vor. In ungezählter Menge erscheint das goldige
Hieracium alpiimm. den Wanderer mit seinem gelben Scheine weithin er-
freuend, und mit rosenrotem Teppich überzieht die Gebirgswände die liebliche
Primula minima. Kein anderer Teil des deutschen Mittelgebirges hat einen
so ausgeprägt alpinen Charakter wie das Riesengebirge; das empfindet auch
der Wanderer an sich selbst, wenn er ans der Höhe des vegetationsarmeu
Kammes in der kühlen, stark bewegten, mäßig trockenen Luft dahinschreitet.
In jene weit gedehnten Hochflächen, auf deren fahlgrüueu Matten von
kurzem, hartem Grase die Strauchmassen der Krummholzkiefer als dunkle
Flecken sich scharf abheben, schieben sich oft Moore, kenntlich an den wehenden
weißen Flockenbüscheln des Wollgrases. Sie finden sich besonders auf den breiten
Rücken und Hochebenen der Oberfläche. Die Flachheit der Bodenform und
die anhaltende Durchfeuchtung mit dem Schmelzwasser des Schnees und den
reichen Niederschlägen des Sommers begünstigen ihre Bildung in hohem Maße.
Namentlich sind flache Einsenknngen und breite Thalmulden mit wenig aus-
gesprochener Neigung des Bodens für die Moorbildung geeignet. In diesen
Vertiefungen wird nämlich das Schmelz- und Regenwasser festgehalten. An
dem Rande solcher stehender Gewässer siedeln sich dann zahlreiche Wassermoose,
vor allem das Sumpf- oder Torfmoos, fund gemeines Borstengras) an, und
sie wachsen von ihm ans nach der Mitte des Wasserspiegels. So entsteht
allmählich eine Moosdecke, die im Laufe der Zeit den Wasserspiegel ganz ver-
schließt, dabei aber auch immer mehr an Dicke zunimmt und auf ihrer Ober-
fläche anderen, anspruchsvolleren Snmpfgewächsen (Seggen und Wollgras, auch
Torfheide) eineu geeigneten Ansiedernngsplatz gewährt. Den Torf bildenden
Pflanzen folgen die Torf liebenden. Indem nun aber dieses schwimmende Land
die ursprüngliche Mooshaut, nicht bloß in der Breite, sondern auch in die
Dicke wächst, senkt es sich unter den Wasserspiegel, aber nur so weit, daß die
ans dem vermodernden Moose von neuem wachsenden Pflanzenarten noch
über den Wasserspiegel emporragen. Werden nun diese neuen Ansiedler größer,
so wird auch die schwimmende Moosdecke wieder schwerer; wieder sinkt sie
tiefer in das Wasser, verfault und gewährt einer dritten Pflanzenansiedelung
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TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
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Futtervorrates und gewöhnlich auck als Schlafstätte der erwachsenen Kinder
und des Gesindes. Der Aufgang zu diesem Bodenräume führt meist durch
eine Giebelthür vermittelst einer Leiter, mitunter an der Bergseite über einen
hölzernen Steg. Sv ist die Baude in ihrer ursprünglichen Weise; allmählich
aber hat sich mit dem zunehmenden Fremdenverkehre ans mancher derselben
ein förmlicher Gasthof herausgebildet, mit einem geräumigen Gastzimmer und
zahlreichen, freilich stets sehr kleinen, im oberen Stockwerke gelegenen Schlaf-
kammern, deren jede einige Betten ausweist. Indes ist die wahre Natur der
Bande dadurch nur in seltenen Fällen ganz verwischt: ein Rest erfreulicher
Einfachheit und Urtümlichkeit geblieben.
Man unterscheidet Winterbanden und Sommerbanden. Beide haben im
wesentlichen dieselbe Einrichtung, die Sommerbauden sind aber leichter gebaut,
Denn sie werden nur während der wenigen Monate bewohnt, in denen das
Vieh die Hochwiesen abweidet. Die Winterbanden liegen meist dorfmäßig
beisammen und haben auch Benennungen wie wirkliche Dörfer, wie z. B.
Hain, Baberhäuser, Brückenbergh, Wolsshan und Klein-Aupa. Die Sommer-
Landen liegen oft mehr zerstreut, oft geradezu vereinzelt, im höheren Gebirge
und die in einer und derselben Gegend gelegenen werden fast immer unter
einem Namen begriffen, der ans dem Zunamen des ersten Ansiedlers und dem
Worte Bande zusammengesetzt ist, z. B. Spindlerbauden, Rennerbanden,
.Richterbanden, Krausebanden und Beierbanden. Unter ihnen sind diejenigen
die bekanntesten, deren Bewohner außer von Viehzucht anck noch von Be-
herbergung der Reisenden leben: sie sind aber eben darum keineswegs mehr
Sommerbanden im eigentlichen Sinne des Wortes Zn ihnen gehören die
Schlingelbaude (1060 in), die Spindlerbaude (1203 in), die Hampelbaude
.(1258 in) und die Wiesenbaude (1375 in). Allein dem Fremdenverkehre
dienen die Neue schlesische Baude (1195 in), die Petersbande (1286 in), die
Riesenbaude (1394 in), die Prinz Heinrichs-Baude (1420 in) und die Schnee-
grubenbande (1490 in).
Das Leben der Baudenbewohner ist ein sehr bescheidenes. Im Frühlinge
ist das Viehanstreiben, im Sommer die Wanderung ans die Hochweide ihre
Freude und ihre Belustigung. Einsam wird es im Winter.-) Lange Wochen
0 Dieses Baudendorf ist berühmt geworden durch die Kirche Wang, die auf Kosten
Friedrich Wilhelms 4. 1844 aus Balders in Norwegen hierher übertragen und stilgerecht
ergänzt worden ist. Sie ist ein gutes Beispiel jener norwegischen „Stavekirker" (Holz-
kirchen), deren bauliches und dekoratives System bis in das zwölfte Jahrhundert hinaufreicht.
2) Anders ist es in der Waldregion. Hier weckt gerade der kräftige Schneefall
reges Leben. Er schafft die ersehnte Bahn für das „Rücken" des Holzes, das nun erst
an die Waldwege herangebracht und auf ihrer glatten Bahn abwärts geführt werden kann.
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Extrahierte Personennamen: Klein-Aupa Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
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Der Dodensee bei Kindau.
Unter den zahlreichen Wasserbecken, die einen so herrlichen Schmuck
unserer deutschen Alpen bilden, bietet keines eine so überreiche Fülle herrlicher
Landschaftsbilder und weist keines eine solche Lebhaftigkeit des Verkehrs und
so reiche Besiedelung auf, wie der Bodeusee. Nicht ohne Grund freuen sich
die fünf Bodeuseestaaten ihrer Uferlinien als eines wertvollen Gutes. Was
den Bodeusee vor den übrigen Seen am Nordfuße der Alpen auszeichnet, ist,
„daß er weniger ein Berg- und Alpensee ist, daß er etwas entschieden Meer-
artiges hat und daß er die freie, offene Aussicht des Landsees vereinigt mit
einer prachtvollen Bergscenerie, die am obersten Teile des Sees in großartiger
Nähe herankommt, aber doch noch fern genug bleibt, um den Blick aus die
mannigfaltigsten, in Terrassen sich abstufenden Berggruppen nicht zu beschränken."
Dazu kommt, daß kein zweiter See des deutschen Alpenvorlandes eine ähnliche
reiche Umgebung zeigt; der Einfluß der anderen großen Wasserflächen, die
zwar die Winterkälte und Sommerhitze lindern, kann doch nicht die Nachteile
der großen Höhenlage völlig ausgleichen. Die Gestade des Bodensees haben
mittlere Jahrestemperaturen von nahezu 9°, sind also im Mittel um 1° wärmer
als die entsprechend hock (400 m) gelegenen Teile der Donanhochebene, und
in fühlbarer Weise macht sich diese höhere Temperatur in der Pflanzenwelt
der Seeumgebnng geltend. Der Weinstock wird hier erfolgreich noch in größerer
Meereshöhe als irgendwo sonst im Deutschen Reiche, nämlich bis zur Höhen-
stufe von 450 m gebaut; in größerer Erhebung folgen Obstgärten und reiche
Fluren. Die deutschen Ufer sind besonders reich an Kirsch- und Pflanmen-
bäumen, die schweizerischen an Äpfel- und Birnbäumen, und im Frühjahre
bieten namentlich die thnrgauischen Landschaften einen reizenden Anblick dar.
Der Wald von Obstbänmen, in den das Land wie eingehüllt ist, glänzt in
einem weißrötlichen Schmucke von Birn- und Apfelblüten, den kein Maler
durch seine Kunst wiederzugeben vermag, und den man unmittelbar im warmen
Frühlingssonnenschein genießen muß.
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Gast ist der Föhn, jener (in den Nordalpen) berüchtigte Südwind, der nicht
selten ohne merkbare Abzeichen aus den Bergen hervorbricht und mit ver-
heerender Gewalt über den See dahinbraust. Lehe dem Nachen, der von einem
solchen Sturme überrascht wird! Die wild aufgeregte Flut wirft ihn hin
und her und fordert seine Insassen als „Opfer des Sees". Selbst die großen
Dampfer sind dann schweren Kämpfen mit den Elementen ausgesetzt, ja sie
müssen zuweilen ihren Lauf einstellen.
Die gewaltige Ausdehnung, die große Tiefe und die stärkere Wellen-
bewegung des Obersees sind auch die Ursache, daß der See nur in den
härtesten Wintern ganz zufriert. Der Untersee und die Strecke zwischen den
beiden Brücken Lindaus gefrieren fast alljährlich; die ganze Fläche schloß sich
in den letzten vier Jahrhunderten nur sechsmal, iu unserem Jahrhundert
1830 und 1880. Der Merkwürdigkeit zuliebe wurden beide Male großar-
tige Feste auf der festen Seefläche gefeiert; die Festzeitnng ward auf dem
Eise gesetzt und gedruckt. Die schaurige Seite bat uns Gustav Schwab in
seiner bekannten Ballade gezeichnet.—
Betrachten wir nun das Bild, das uns den Bodensee bei Lindau
darstellt.
Wir stehen nördlich von Lindau, nicht allzuweit vom User des Boden-
sees und blicken nach Süden (Süden zu Ost!) hin, Vor uns breitet sich ein
hügeliges Gelände aus, das mit Obstbäumen bestanden ist, die eben ihrer
Früchte beraubt werden. Ostwärts (am linken Rande des Bildes!), wo die
Hänge etwas steiler abfallen, die Bestrahluugsverhültnisse also günstigere sind,
befindet sich ein wohlummauerter Weinberg. Nach Süden hin gehen die den
See begleitenden Höhen in eine schwach gewellte Uferebene über, deren
teppichartig ausgebreitete Felder auch noch hier und da dem Obstbaue Raum
gewähren müssen. Am Ufer des Sees stehen die Obstbäume so dicht beiein-
ander, daß man die dazwischen versteckten Dörfer kaum sieht; weiße Giebel-
wände und rote Ziegeldächer, auch wohl ein Turm ragt hier und da heraus,
aber größere Ansiedelungen, die durch ihre Häusermasse die Bäume auf eine
größere Strecke verdrängten, sind nicht sichtbar.
Im See selbst liegt Lindau, das schwäbische Venedig?) Mit dem Fest-
lande durch den 550 m langen Eisenbahndamm und eine 220 m lange hölzerne
Brücke verbunden, präsentiert sich die hübsche Jnselstadt höchst malerisch. Seinen
Hauptvorzug besitzt Lindau in seiner wundervollen Umgebung, in seinen herr-
lichen Ausblicken auf den See, der groß und majestätisch, wie eine Bucht des
1) Der Flächenraum, den Lindau bedeckt, umfaßt 0,41 qkm, ist also 8?2 so groß
roie der Augustusplatz in Leipzig.
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gerollt und fortgeschobei?) oder im Wasser schwebend fortgetragen. Die ersteren
Materialien bilden das Flußgeschiebe, die schwebenden den Schlamm. Dieser
Massentransport erfolgt nun keineswegs immer gleichmäßig, sondern er ist bei
steilerem Gefälle bedeutender als bei flachem und bei hohem Wasserstande be-
deutender als bei mittlerem oder niedrigem. Mit der gesteigerten Wasser-
führung eines Flusses wachsen nämlich die Geschwindigkeit seines Wassers und
die Transportkraft desselben in ähnlichem Maße, wie sie mit der Verringerung
des Gefälles abnehmen. Größere Felsstücke können höchstens durch angeschwollene
Wassermassen fortgeschleppt werden; aber in die Ebene gelangen sie nie, sie
bleiben ebenso wie grobes Gerölle im Gebirge zurück. Weiter hinab werden
Kies oder Schotter, am weitesten Sand und Schlamm geführt. Der Schlamm
wird bis zuletzt schwebend erhalten, der Sand nur so lange, als die innere
Bewegung des Wassers eine bedeutende ist; im entgegengesetzten Falle sinkt
er zu Boden und wird hier (in Sandbänken) stromabwärts geschleppt?) S»
wird also das mechanisch mitgeführte Material einem Schlemmprozesse unter-
worfen?) und an jedem Flußlaufe werden daher die größeren Felsstücke und-
das grobe Gerölle zuerst (im Gebirge), das kleinere Geschiebe (Kies oder
Schotter) später, Sand, Schlamm zuletzt (nahe den Flußmündungen) abgelagert.
Die Sedimente, die am Lande keine Ruhestätte finden, werden endlich
in einem Binnensee oder in einem Meeresteile abgelagert. Wenn ein Fluß
Dieser wandernde förmlich mit Wasser imprägnierte Geröllstrom hat im Rheine
bei Ragaz nach Pestalozzi eine Tiefe von über 3 m, und die Mächtigkeit der im Bette der
regulierten Donau bei Wien wandernden Kiesschicht veranschlagt Penck auf 4 in.
2) Ähnlicher Art ist die Ablagerung ini Überschwemmungsgebiete wenig tief einge-
schnittener Ströme. Steigt nämlich der angeschwollene und mit Sinkstoffen reich beladene-
Fluß über seine User und breitet er sich über die Niederungen zu beiden Seiten aus, so
wird im Überschwemmungsgebiete seine Wassergeschwindigkeit wegen der geringeren Wasser-
tiefe eine bedeutend geringere und dementsprechend die Tragkraft kleiner, er läßt also die
mitgeführten Materialien zu Boden fallen. Auf diese Weise erfährt der Boden des Über-
schwemmungsgebietes eine allmähliche Erhöhung und endlich kann der Fluß, der unter-
dessen auch geschäflig war, sein eigentliches Bett auszufegen und zu vertiefen, sie selbst
während der höchsten Flut nicht überschwemmen. Setzt der Mensch, wie z. B. im unteren
Polande, der Ausbreitung des Hochwassers durch Dammbauten Schranken, so wird alles
Material im Flußbette zurückbehalten und erhöht dasselbe so, daß das Flußniveau oft
meterhoch über der umgebenden Niederung liegt.
3) Dazu kommt, daß das Flußgeschiebe bei seinem Transporte abgenutzt wird. An-
fänglich, also im Hochgebirge, groß und scharfeckig, runden die einzelnen Geschiebe bereits
in kurzen Strecken ihre Kanten ab und werden in demselben Verhältnisse kleiner, wie ihre
Entfernung von dem Ursprungsorte zunimmt. (Die abgesprengten Splitter gesellen sich
durch die Wasserbewegung mit ihren aufsteigenden Strömungen zum Schlamme und werden
von ihm schwebend erhalten und weitergeführt).
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
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Basel und Bingen und das Mainthal Zwischen Mainz und der Wetteran einen
großen See, dem erst ein fortwährendes Benagen des sich entgegenstellenden
Gebirges einen Abfluß nach Norden verschaffte.') Als sich darauf das Wasser
in seine heutigen Schranken zurückzog, ließ es auf dem Boden des alten Sees
einen kalkigen Niederschlag zurück, der teils von den Wassern des Jura, teils
von den Gehäusen kleiner Schnecken herrührte. Dieser Kalkniederschlag ver-
leiht den Reben das so üppige Wachstum. Diese Reben sind des Rhein-
ganers Stolz, und mit Recht; denn er verdankt sie nicht dem Klima und
dem Boden allein, als eine freiwillige, sondern ebenso sehr seinem Fleiße und
seiner Knnst, als eine mühsam errungene, noch täglich mühsam zu erringende
Gabe. Nur eine jahrhundertelang fortgesetzte sorgfältige Kultur konnte dem
Boden die Beschaffenheit geben, die diese Gegend zur Erzeugung der edelsten
Weine so ganz besonders geeignet macht. Und von der unsäglichen Mühe
und Anstrengung des Winzers hat selbst der Ackerbauer keine rechte Vorstellung.
Ihm helfen Tiere verfchiedenster Gattung in der Bestellung feiner Felder,
der rheinische Winzer würde es für eine Schande halten, anders als mit
seiner Hände Arbeit seine Weingärten zu bestellen: er thut alles selbst, muß
graben und hacken, häufig ans abschüssigem, steilem Terrain in glühender
Sonnenhitze schwere Lasten Dünger und hernntergespülten, abgeschwemmten
Boden emporschleppen.
Wie oft aber ist die aufgebotene Mühe vergeblich! Wie oft giebt es
Herbste ohne Erträgnis! Es ist nachgewiesen, daß es von 1626-- bis 1834,
also in 209 Jahren, nur 27 Hanptjahre, 66 gute Jahre und 116 Fehljahre
gegeben hat.
') Durchnagen konnte der Rhein das Gebirge, weil sein Bett früher höher ver-
lief als gegenwärtig, das Schiefergebirge aber viel niedriger war. Tie Spuren des
alten, höher gelegenen Rheinbettes erkennen wir deutlich in den am Abhange des
Turchbruchthales verfolgbaren Flußschuttstreifcn, die bis zu Höhen von 190 m über der
gegenwärtigen Thalsohle angetroffen werden. Zu der Annahme der niedrigeren Höhenlage
des Schiefergebirges berechtigt, daß die Ablagerungen jenes Sees unter normalen Verhält-
nissen nirgends in Meereshöhen vorkommen, die den Höhen der als Querriegel dienenden
Kämme des Taunus und des Hundsrückens entsprechen. Und daß die Gewässer jenes Sees
wirklich über die genannten Gebirge hinweggeströmt sind, wird bezeugt durch Schollen ter-
tiärer Ablagerungen, die sich an geschützten Stellen auf der Höhe jenes Gebirgrückens zeigen.
Ursprünglich gebildet unter der Spiegelfläche jenes Binnensees, wurden sie, als die Gebirgs-
massen des Taunus und Hundsrückens aufstiegen, bis zu über 400 m Meereshöhe empor-
gehoben. Gleichzeitig mit dieser Hebung sägte der Rhein sein Bett tiefer und tiefer in
die sich erhebende Schwelle ein, und in gleichem Maße sank der Spiegel des Sees, bis
endlich die Thalsohle d 's Stromes tief genug lag, um dem letzten Reste jener Wasseran-
sammlung den Abfluß zu gestatten.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
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wie hinter Bollwerken, und wv die Natnr sie nicht schuf, da muß der Mensch,
ihrem Beispiele folgend, kostspielige Deiche anlegen.
Links von der Elbe i]t die ganze Küste eingedeicht; ununterbrochen —
geradlinig oder in einer stetigen sanften Krummlinie — erstrecken sich die
Schutzdümme. Mächtige Deiche begleiten auch die größeren Flüsse, so die
Weser, die Ems, den Rbein (und dessen Mündungsarme) und die Schelde.
Die großen Rheindeiche beginnen schon auf deutschem Boden, etwa in der
Gegend von Wesel. In doppelter Entfaltung umsäumen sie die einzelnen
Mündungsarme; den gewöhnlichen Ufern bei mittlerem Sommerwasserstande
folgen die Sommerdeiche, und hinter ihnen in einiger Entfernung erstrecken
sich dann die weit höheren Winterdeiche, zwischen sich ein weites Bett
einschließend, in welchem sich die Hochwasser fortwälzen können.
Auf überaus breiter Grundlage (30, 40 und mehr Meter) ruhend,
steigen die Deiche in gleicher Neigung außen möglichst sanft, innen etwas
steiler empor. Oben sind sie immer noch 3—4 m breit und wie unsere
Straßen schwach gewölbt?) Ihre Höhe schwankt zwischen 8 und 12 m so
daß die Krone (so nennt man den obersten Teil) den mittleren Hochwasser-
stand um 4—7 in überragt.
Bei Ausführung der Deiche ist ganz besonders darauf zu sehen, daß
alle Teile sowohl unter sich, als auch mit dem Untergründe in innige Ver-
bindung gebracht werden. Zu diesem Zwecke wird der Boden vorher von
dem Rasen entblößt und bis zu größerer Tiefe von den Wurzeln der Bäume,
Sträucher und der anderen Gewächse befreit, außerdem auch wohl aufgelockert.
Die Erde, die zur Schüttung benutzt wird, muß gleichfalls rein von Rasen,
Wurzeln, Torfstücken und dergl. sein, weil diese die innige Verbindung der
Masse verhindern und leicht zur Bildung von Quellen Veranlassung geben.
Am besten eignet sich Marschboden, er besteht ans Thon, der mit vielen feinen
vegetabilischen Stössen versetzt ist; doch wird auch eine Erde, der etwas
Sand beigemengt ist, als brauchbar angesehen. Die zur Anlage erforderliche
Erde wird meist dem Vorlande entnommen, weil sie sich hier durch die
Niederschlüge des Meeres oder des Stromes bald wieder ersetzt. Man bringt
sie in dünnen Lagen auf und stampft sie, bevor die folgende darüber geschüttet
wird, in etwas feuchtem Zustande fest. Wird jedoch die Erde in Karren
angefahren die mit Pferden oder Ochsen bespannt sind, so erfolgt die Befestigung
schon unter den Hufen der Zugtiere, wie auch unter den Rädern der Wagen;
0 Die Krone oder die Kappe der Deiche wird als Fahrweg benutzt, bei Fluß-
deichen stets, bei Seedeichen seltener, weil hier zur Zeit eines Sturmes der Verkehr zu
unbequem und wegen der aufschlagenden Wellen, vor denen die Pferde zu scheuen pflegen,
auch zu gefährlich sein würde.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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die Todesstille rings umher. Nur zuweileu schwebt eiu Schatten über die
Fläche, und mau erkennt hoch im Äther sich wiegend den Seeadler; mitunter
raschelt wohl auch eiu Wiesel oder eiu Kaninchen durch die dürren Halme
und umschweben zahlreiche Möven mit immer stärker schallendem Gekreische den
Wanderer (Brutzeit!).
Gleich spärlich hinsichtlich der Artenzahl ist das Pslanzenleben. Die
stete Beweglichkeit des Landes, seine fortwährende Benetzung durch den salzigen
Gischt, endlich die Kraft des Seewindes lassen nur eine äußerst dürftige
Vegetation, meist von Gräsern, an geschützten Orten auch von niederem Busch-
werk aufkommen. Dort allerdings, wo der Dünenwall eine bedeutende Breite
aufweist, kann sich unter seinem Schutze auch Baumwuchs entfalten. Das
sind daun die schönen Wälder, welche einzelne Gegenden an der Ostsee aus-
zeichnen und welche beispielsweise der Stadt Haag den Namen gegeben haben.
Unter den Gräsern sind es vorwiegend der Strandroggen, der Strandhafer
und die Sandsegge, alle mit harten Halmen, mehr rohr- als grasartig
und von seltsam mattgrüner Färbung. Es ist die echte Farbe des Meeres,
welche sie tragen, aber in der Starrheit ihrer saftlosen Faser charakterisieren
sie sich zugleich als Sand- und Wüstengewächse. Wie diese scheinen sie des
Taues und des Regens kaum zu bedürfen; mag nie eiu Tropfen sie netzen,
sie welken dennoch nicht. Schon der feuchte Hauch des Meeres genügt, sie
zu erhalten, und wunderbarerweise gedeihen wenigstens die beiden erstgenannten
Pflanzen um so kräftiger, je dichter der fliegende Sand um ihre Halme und
Blätter sich anhäuft. Tenn gerade die wiederholten Überwehnngen reizen
den Lebenstrieb immer von neuem, so daß die Pflanzen noch Schößlinge
entwickeln, während ihre Wurzeln bis zu einer Tiefe von sechs und mehr
Metern in die feuchteren Schichten hinabsteigen. Dabei liefern ihre Blätter
jedes Jahr ein Futter für die Herde und ihre Halme eiu Dach für das Hans
oder wenigstens ein Lager für die Hütte des Armen. Aber das -ist nicht
das wesentlichste; sondern die wahrhaft unersetzliche Bedeutung der Dünen-
pflanzen ergiebt sich erst dann, wenn man sich die Entstehung und Wandelung
der Dünen selber vergegenwärtigt.
Wie aber entstehen die Dünen? Unter dem Einflüsse der stets vor-
herrschenden Seewinde wühlen die Fluten den leichten Sand des Grundes
auf, und indem sich jede Welle damit belädt, tragen sie ihn weiter und
weiter, bis die letzte am Ufer hiuaurollend ihn fallen läßt. Zwar reißt die
zurückströmende ihn zum Teil wieder mit sich fort, aber ehe er noch das Meer
erreicht, begegnet er einer zweiten mit Saud geschwängerten Woge, die ihn
Znm zweiten Male die Böschung hinausschiebt, und so wiederholt sich endlos
dieses Spiel, ein glitzerndes Körnchen ans andere reihend. Feucht und schwer
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