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dann aber währet es bis zum Ausgange des Oktobers. Oft
folgt das schwülste Wetter gleich auf das kälteste, und so scheint
es, als hätte man in Schottland nur zwei Jahreszeiten, Som-
mer und Winter.
18. Ansicht von Irland.
Die große Insel Irland ist von England durch den stürmi-
schen Sr. Georgcn-Kanal getrennt. Sie ist im Ganzen
ein schönes malerisches Land voll reizender Ansichten. Wenn
man die Schweiz ausnimmt, so sieht man vielleicht nirgendwo
so schöne Berge, Hügel, Felsen, Flüsse, und dazu kommen noch
überdem eine ungeheure Menge von Ruinen, alte Kirchen, alte
Thürme, Kapellen, Abteien, die Trümmer zerstörter Schlösser
und Häuser, die alle mit dem schönsten Epheu reich bewachsen
sind. Kurz den irländischen Landschaften fehlt nichts, als ein
klarer italienischer Himmel, der Schmelz und Wärme über das
Ganze verbreitet. Leer an Bäumen sind zwar die Gebirge;
mit desto schönern aber sind die Landsitze der Großen umgeben.
Das Land ist aber nicht nur schön, cs ist auch außerordent-
lich fruchtbar, und der Boden treibt mit einer Ueppigkeit, die
kaum ihres Gleichen hat. Darum haben die Bewohner^ nicht
nur Getreide für sich selbst in Ueberfluß, sondern sie können
auch noch England mit ungeheuren Vorräthcn versehen, beson-
ders in den jetzigen Zeiten, wo der Ackerbau so sehr in Aufnah-
me gekommen ist. Auch Hanf, Flachs, Kartoffeln werden in
großer Menge gebaut; dafür fehlt es aber an Obst und Holz;
Torf und Steinkohlen gibt es dagegen genug. Irland ist zwar
ein wenig verschrieen wegen seiner Sümpfe und Moore; doll-
es ist nicht so arg damit, als man gewöhnlich vorgibt.
Unter der Menge Flüsse, von welchen Irland durchströmt
wird, ist der vornehmste der Shannon, der an seiner Mün-
dung eine und eine halbe Meile breit ist. Dann kommt die
Barrow, die mit zwei anderen Flüssen den guten und tiefen
Hafen bei Waterford bildet, der nach Dublin und Cork der an-
sehnlichste ist.
Dem feuchten Boden und der nebeligen Atmosphäre verdankt
Irland die fettesten Weiden und die beste Viehzucht. Die Kühe
werden in solcher Menge gehalten, daß jährlich über eine Mil-
lion und 450,000 Pfund Butter ausgeführt werden kann. Die
Schafe sind in Irland und England fetter, schmackhafter und
viel größer als auf dem festen Lande. Die Wolle soll noch des-
ser seyn, als die englische. Die irländischen Pferde sind klein;
die Schweine ansehnlich und in großer Menge. Die Schaf-
und Kuhkäse schmecken nicht so gut als die englischen und schwei-
zerischen, doch findet man auch einige von köstlichem Wohlge-
schmack.
An Waldungen fehlt es in Irland; daher gibt es auch kein
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Extrahierte Personennamen: Barrow
Extrahierte Ortsnamen: Schottland Irland Irland England Georgcn-Kanal England Irland Irland Dublin Cork Irland Irland England Irland
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hinter denen sie Schutz vor den kalten Winden haben. Melo-
nen, Gurken und andere zarte Früchte wachsen nur auf bedeck-
ten Mistbeeten, und Feigen und Trauben nur in Treibhäusern.
Bis zu Ende des Monats Junius kann man in den Zimmern
des Kaminfeuers nicht entbehren. In manchen Häusern lodert
es, wenigstens am Morgen, durch das ganze Jahr.
Das angenehme Gefühl, das uns hier in Deutschland im
Sommer eine gemäßigte Hitze einflößt, und die noch wohlthä-
tigere Erquickung, hiernach einem heißen Tage ein kühler Abend,
oder der erfrischende Schatten dickbelaubter Bäume gewährt, ist
den Irländern gänzlich unbekannt. Die Nächte sind ungefähr
wie die Tage, und früh Morgens ist cs nicht viel kühler als zu
einer andern Stunde. Aber eben diese Temperatur macht zu-
gleich, daß auf der ganzen Landschaft ein ewiger Frühling zu
blühen scheint. Da'ist nichts Verbranntes, nichts Braunes,
nichts Gelbes unter dem Grün; alles ist frisch und erquickend.
Selbst der Winter ist nicht gar viel anders. Man hat hier
weder Kuh- noch Schafställe, denn alles Vieh bleibt das ganze
Jahr unter freiem Himmel. Wenn ein Edelmann von seinem
Landsitze weg in die Stadt zieht, so läßt er alle überflüssigen
Pferde in seinem Park zurück, wo sie wild und unbedeckt bis
zum Frühjahr herumschweifen. Man fängt sie dann wieder ein
und gewöhnt sie leicht an ihre vorigen Arbeiten. Daher, daß
das Vieh immer unter freiem Himmel ist, kommt es, daß das
Fleisch einen viel bessern Geschmack als anderwärts, selbst in
der Schweiz hat. Auch lebt man darum in Irland grbßteu-
theils von Fleischspeisen.
Ungeachtet seiner Feuchtigkeit, ist das Clima keineswegs un-
gesund. Unter den Männern besonders sieht man fast nichts
als starke, kraftvolle Körper, und nirgend hört man weniger
von Rheumatismen, schwachen Magen, Podagra und Fiebern.
Eben so kräftig wie die Menschen ist der Boden, auf dem al-
les mit unbeschreiblicher Ueppigkeit wächst.
21. Armuth des gemeinen Mannes.
In Irland scheint die Welt nur den Reichen und Großen
Zu gehören, die hier ungeheure Striche Landes haben. Diejeni-
gen aber, die es bauen, leben in der äußersten Armuth.
Wer ein Landgut besitzt, der verpachtet einen Theil davon
an einen Landwirth oder Pachter, der gewöhnlich schon ein ge-
wisses Vermögen hat. Oft wird dieser durch einen solchen Pacht
sehr reich, kauft sich eigene Güter und lebt wie ein angesehener
Mann. Die größeren Pachter zertheilen das Land in kleine
Stücke und verpachten diese wieder an Arme, die auf diesem
Stückchen Lande in einer elenden Hütte wohnen. Auf großen
Gütern werden mehrere Pachter angenommen.
Kommt man in eine solche Hütte, so sieht man überall das
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io. Reizende Ansichten der Provence.
Die Provence ist reich an entzückenden Gegenden, und höchst
anzichend durch ihre Fruchtbarkeit und die Mannigfaltigkeit ihrer
Früchte,^ zu welchen vorzüglich Orangen, Feigen, Oliven, Ka-
pern gehören. Besonders ist die Straße von Air nach Marseille
einender interessantesten. Sie führt über eine kleine Bergkette,
die über ein sieben Stunden langes Thal läuft. Aus den Wie-
sen, längs des Weges, steigen unaufhörlich balsamische Düfte in
die Luft; Lavendel, Salbei, Melissen und Rosmarin wachsen
hier als wildes Gesträuch. Immer blühende Rosen schmücken
die beiden Seiten der schönen Heerstraße. Kleine Wäldchen von
Myrthcn und Lorbeeren laden den Wanderer zur Ruhe unter
ihre Schatten ein. Mit jedem Schritte verändern sich die Ge-
genstände und die ganze Scene dieses irdischen Paradieses. Eine
außerordentliche Menge Landhäuser, die zum Theil Palästen
gleichen, und die sich aus den Gärten und Weinbergen rechts
und links erheben, machen bis Marseille eine sieben Stunden
lange Straße aus. Städte und Dörfer liegen nicht viel an die-
ser Straße, wohl aber in einiger Entfernung in den Thälern
zerstreut. Dadurch gewinnt noch mehr die Ansicht der Gegen-
den. Hin und wieder steigen dazwischen Oliven- und Feigen-
wälder auf. Die Beschwerlichkeit der Hitze ist wenig zu fürch-
ten, weil eine überaus große Anzahl Gasthäuser für die Reisen-
den angelegt sind. Außerdem trifft man eine Menge artig Mä-
gerichteter Schilfhütten an, in welchen junge Bäuerinnen aus
den nächsten Dörfern allerlei Erfrischungen feilbieten. Die Menge
hin und her fahrender Reisenden macht diese Straße fast zu ei-
nem beständigen Markte. Je mehr man sich Marseille nähert,
desto mehr wachst die Anzahl der rund herum liegenden schönen
Landhäuser und anderer Gebäude, die oft mit prächtigen Ce-
der-Alleen umgeben sind. Alle Gärten sind mit Küchen- und
Haushaltungsgewächsen bepflanzt, vorzüglich mit weißem Kohl,
Zwiebeln, Knoblauch, und kein Fleckchen bleibt unbenutzt. So
vereinigt sich beständig das Nützliche mit dem Angenehmen, und
die ganze schöne Scene wird noch mehr durch den Ausbruch der
Freude belebt, welche die lustigen Provcnealen bei jedem An-
lasse laut werden lassen, und durch Musik", Tanz und andere
Vergnügungen äußern.
Besonders reizend und berühmt wegen ihrer Schönheit sind
die Umgebungen der Stadt Hieres, die östlich von T o u l o n,
unweit des Meeres liegt. Nichts ist lieblicher als die dasigen
Gärten und Fluren. Dort ist die Natur selbst im Winter, wo
sie andern Gegenden Frankreichs öde und erstorben erscheint, im-
mer noch schön, und man kann sich bei der Ankunft in diese
glücklichen Gegenden kaum enthalten zu glauben, daß man sich
m einem ganz verschiedenen Himmelsstrich befinde und die Jahr
reszeiteu sich verändert haben.
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92
kletterte allein gegen den Gipfel. In kurzer Zeit hatte.ich ihn
erreicht und sah am Rande eines schwindelhaften Abgrundes
eine Welt zu meinen Füßen."
„Der verwirrte Hausen Felsen, der mir bisher die Aussicht
rückwärts versperrt hatte, ordnete sich jetzt und krümmte sich in
einen ungeheuern halben Mond hinter mir und der Ebene.
Gleichsam aus dem Schooße der Wolken herab übersah ich ihre
Thäler und Hügel, die, dem Scheine nach, fast nur Eine Fla,
che ausmachten; ich durchstreifte mit einem Blicke Bajorre,
Bearn, Couserans, selbst Languedoc, bis zu einer wei-
ten Entfernung, wo ein leichter Nebel die Gränzen des Hori-
zontes mit dem unermeßlichen Himmel verschmelzte."
„Aber was ohne Aufhören meine Blicke auf sich zog und
worauf sie mir äußerstem Wohlgefallen ruhetcn, waren die Hü-
gel und die Weiden, die sich vom Boden des Abgrundes gegen
den jähen Abhang des Horns zu erhoben und einen Ruheplatz
zwischen seinem Gipfel und seinem Fuße ausmachten. Da er-
blickte ich die Hütte des Hirten im sanften Grün seiner Wiesen;
ich glaubte, die Heerden zu unterscheiden und ihren Führer zu
erkennen , der vielleicht hoch über sich den Adler schweben sah,
welcher tief unter meinen Füßen in der Luft seine Kreise beschrieb."
„Ganz zuletzt zog der Ort, wo ich mich befand, meinen Blick
auf sich. Ich sah, daß auf diesem rauhen Felsen nicht alles
Trümmer war. Gräser und Blumen sproßten zwischen den ecki-
gen Blättern des harten Schiefers hervor, woraus er besteht.
Die Silene und die Gentiana, zwei Pflanzen, welche in
den kalten Regionen der höchsten Gebirge wachsen, blühten aus
diesem einsamen Gipfel. Einige Insekten summeten umher, so-
gar ein Schmetterling, der an den südlichen Abhängen bis zu
dieser Höhe gelangt war, gaukelte eine Weile von einer Blume
zur andern; bald darauf wurde er aber gegen den Abgrund fort-
gerissen und verlor sich in dem unermeßlichen Luftoceau."
„Meine Gefährten, die indeß nachgekommen waren, ruhten
eine Stunde auf dem Gipfel des Berges aus, dann traten wir
unsere Rückreise an. Im Herabsteigen trafen wir einen Isard-
jäger an. Der Isard ist die Gemse der Pnrenäcn. Er be,
sucht diese kalten Regionen und flieht vor der Sonnenhitze, die
er nicht ertragen kann, in die Winkel derthäler. Er ist kleiner,
minder stark und minder flink als die Gemsen der Alpen."
„In weniger als drei Viertelstunden waren wir wieder an
dem Rande des Sees. Hier ruhten wir einige Minuten auf
dem duftenden Rasen. Die Hitze war drückend. Die auf den
Weiden zerstreuten Schafe ruhten gleichfalls, einige in den Fek-
senritzcn, andere auf dem Schnee. Die Schäfer bewachten sie
von einem ungeheuern Felsenstück herab, auf dem sie lagen.
Dieser Anblick war eben so angenehm als malerisch, und dieß-
ma! vermied uns Niemand bei unserer Ankunft. In diesem Au-
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1 ! O
gcnd auszutrocknen, die 16 Fuß tiefer liegt als der Kanal. In
dem kleinen Strich von Westfries- oder Nordholland allein fin-
den sich 225 solcher Mühlen, deren Unterhalt jährlich 122,500
Gulden kostet.
Auf beiden Seiten der Kanäle sieht man mehrentheils Wie-
sen, mit dem schönsten Grün bewachsen und mit ansehnlichen,
schwarz und weißgeflcckten Kühen bedeckt, welche darauf weiden;
oft läuft auch dem Kanal zur Seite ein Wegdamm, aus wel-
chem Reitende und Fahrende der nächsten Stadt zueilen. Man
fahrt immer zwischen freundlichen Dörfern, Wiesen und Lust-
häusern hin. Alles athmet Wohlstand, Reinlichkeit und Ueber-
flttß. Das Ganze, längs den Kanälen, gleicht einem schönen
Garten und gibt das Bild der Ruhe. Meistens sind diese Ka-
näle ganz gerade gezogen und recht nett mit starkem Holz ein-
gefaßt; nirgends sieht man etwas Zerfallenes oder Vernachläs-
sigtes. Ueberall hängt entweder das schöne Gras mir seinen
Wiesenblumen über das Ufer herab, oder es läuft der reingehal-
tene Weg längs einem Garten daran hin.
Besonders sind solchen Reisenden, welche über Westphalen
nach den Niederlanden gehen, die vortrefflichen Hauptstraßen,
Wege und Kanäle auffallend, weil sie in jenen Gegenden äus-
serst schlecht sind. Die Fußsteige sind meistens mit gelbem Sande
bestreut; die Dörfer sind voll großer schöner Gebäude; überall
sicht man das Bild des Fleißes, des Wohlstandes, des Ueber-
flusses, obgleich das ganze Land so lange unter dem Druck des
französischen Joches gelitten hat, und die Einwohner mit bei-
nahe unerschwinglichen Auflagen belastet worden sind.
8. Trek - Schuyten.
Die Schiffe, mit welchen in den Niederlanden die Kanäle
befahren werden, nennt man Trekschuyren. Alle diese Schiffe
sind recht gut gebaut, hübsch bemalt und haben hübsche Fenster.
Vor jedes Sch iff wird ein Pferd gespannt, das von einem Menschen
regiert wird, welchen man den Jager nennt. Die Schifffahrt
wird mit diesen Trekschuyten sehr stark getrieben, so gehen
z. V. alle Tage sechzehn solcher Schiffe von Rotterdam durch
Delft nach dem Haag, und eben so viel kommen zurück. Jedes
darf 33 Personen mitnehmen. Ein solches schiff zu bauen und
einzurichten kostet 500 Gulden, und der Jager bekommt, von
einem Ort zum andern, einen Gulden für die Vorspann. Die
Trckschuyt-Kapitainsstellen werden von der Regierung an treue
Diener vergeben, welche in ihren alten Tagen recht gemächlich
davon leben. Alle Stunden muß eine abgehen. Da wird dann
eine Glocke geläutet, und wenn diese schweigt, so klatscht der
Jager mit seiner Peitsche und man fährt ab. Die Trekschuyten
haben auch ihre Nummern, und nach dieser Ordnung fahren sie.
Auf dem Platze, wo man einsteigt, sind Kaffee- und Wcinhäu,
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115
weniger lacht, die Zeitungen auswendig lernt, seine witzigen
Einfalle mir trockener Miene einstreut, die Tugenden und Tha-
ten der alten Niederländer bei jeder schicklichen Gelegenheit lob-
preist, die vorstechenden Eigenschaften der Lebenden mit guter
Art erhebt, und vor allen ihre Mildthätigkeit nicht unbemerkt
läßt, von der Religion überhaupt mit Achtung spricht, dem
Kaufmannsstand unter allen Ständen der Erde den ersten Rang
einräumt, seine Pfeife raucht, sein Glas rein austrinkt, auf
seinem Teller nichts liegen läßt, die Stube so wenig als mög-
lich beschmutzt, vor allen nicht vergißt, in's Quispedoor-
chen'-J zu spucken, und dem Bedienten beim Weggehen ein
gutes Trinkgeld in die Hand zu drücken.
Im Frühjahr werden die geschlossenen Gesellschaften mehr
oder weniger unterbrochen, indem alle wohlhabende Leute als-
dann den ländlichen Freuden nachgehen. Die Reichen haben zu
dieser Absicht ihre Landhäuser, wo sie die schöne Jahreszeit zu-
bringen, ihre Freunde und Verwandten, die dergleichen nicht
haben, mehrere Monate bei sich wohnen lassen, und die Pflichten
der Gastfreundschaft im weitesten Sinne gegen sie ausüben.
Diese Landhäuser sind, wie, die niederländischen Häuser über-
haupt, weniger in einem prächtigen als gefälligen Styl gebaut,
und die Gärten daran selten von einer vorstechenden Größe,
weil der Grund und Boden hier rar ist, und doch Jedermann
gern ein Stückchen Garten eigenthümlich besitzen will; indessen
kosten sie doch oft in ihren ersten Anlagen fünfzig, hundert und
mehrere tausend Gulden. Das Hauptgebäude ist, wo es nur
einigermaßen thunlich war, an einem Kanal, Fluß oder einer
Landstraße gebaut; außerdem haben sie wenigstens ein chinesi-
sches Häuschen oder anderes Gartenhäuschen daneben. Diese
Einrichtung hat eben so viel Reiz für die Besitzer der Landhäuser,
als für das Auge der Vorüberreisenden, die dadurch fast unun-
terbrochen eine lachende Aussicht gewinnen.
Von dem gesellschaftlichen Ton in Amsterdam macht ein
Reisender folgendes Gemälde:
Wir wurden von unserm Banquier zum Thee und einem
sogenannten Familien-Abendessen invitirt. Wir fuhren um fünf
Uhr hin, und traten in einen sehr schön beleuchteten, doch mit
mehr Pracht als Geschmack verzierten Saal. Der Aufruhr und
das Murmeln unter den schon vorhandenen Gästen hätten viel-
leicht einen Neuling in Verlegenheit setzen können; wir aber
ließen uns durch nichts irre machen, so auffallend es auch war.
Den einen Theil des Saales längs der Wand nahmen die
Damen ein, alle in prächtige Stoffe gekleidet, mit Juwelen be-
lastet, mit Fächern und Müssen versehen; vor dem Kamine
saßen die Herren in Ziegel- oder aschfarbenen Kleidern. Nach-
*) Spucknäpfchen. ' ‘
H 2
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3l2
der vielen Gebirge, Wälder und Seen gegen Norden, wo die Luft
fast beständig nebelig und regnerisch bleibt. Hier kommen daher
auch nicht so schön wie in der Mitte die Pfirschcn-, Aprikosen-,
Mandel- und Maulbeerbäume fort, und man baut da nicht wie
hier edle Südfrüchte und ganze Aecker voll herrlicher Melonen,
von denen manche 26 bis 3o Pfund schwer sind.
Wo in dem mittleren Ungarn nicht Wein - oder Obstgärten
oder Melonenbecle angelegt sind, da prangen die Felder mit dem
schönsten Getreide. Oft wird Roggen und Weizen in solchem
Ueberflusse gebaut, daß der Vorrath nicht halb in dem Lande ver-
braucht werden kann; und in guten Jahren sind die Weinberge
so ergiebig, daß man nicht weiß, wo man Fässer genug auftrei-
den soll, den Most aufzubewahren. Gleichwohl behält das Land
noch Raum genug zu den üppigsten Wiesen, und auf den fetten
Triften finden zahlreiche Heerden Ueberfluß an dem besten Futter.
Doch von dem Reichthume des Landes an Vieh und Fischen, von
seiner Bienenzucht, seinem Gold und seinen Edelsteinen werde ich
unten noch umständlicher erzählen. Dagegen wird aber auch Un-
garn öfters von Heuschrecken heimgesucht, welche die Hoffnungen
des Landmannes vernichten; und in manchen Gegenden klagt
man über den Mangel an Brennholz.
Ungarn wird für ein ungesundes Land gehalten, und man
nennt es besonders den Kirchhof der Deutschen. Die
Wahrheit aber soll seyn, daß es nur in morastigen Gegenden un-
gesund ist, und die Deutschen sich meistens durch ihre Unmäßig-
keit im Genuß der starken Weine, der Melonen und anderer Lan-
desprodukte, die sie sich zu gut schmecken lassen, um das Leben
bringen. Besonders bekommen sie durch die hitzigen Getränke
leicht die sogenannten ungarischen Flecken, die sie in kurzer Zeit
hinraffen. Es besteht diese Krankheit in einem brennenden Fie-
der, das mit Knoten an den Armen anfängt und den ganzen
Körper mit häßlichen Flecken bedeckt. Oft mähet auch die Pest
von der Türkei aus Deutsche und Ungarn, Raizen und Walla-
chen, Juden und Zigeuner ohne Unterschied in großer Menge weg.
Das große und gesegnete Ungarland ist ein erbliches König-
reich, das zu der östreichischen Monarchie gehört und sieben bis
acht Millionen Einwohner enthält, die meistens Katholiken sind,
aber auch andere Religionen unter sich dulden. Sie beschäftigen
sich theils mit dem Ackerbau, theils mit der Viehzucht und dem
Handel. Freudig ziehen sie auch in den Krieg, wo sie sich beson-
ders als Husaren durch Muth und Tapferkeit auszeichnen und im-
mer eine wichtige Rolle spielen. In dem Jahre 1809, wo dem
Vaterlande Gefahr drohte, stellten sie 18,000 Mann Reiterei und
Li,000 Mann Fußvolk in das Feld.
Ich will euch nun die braven Ungarn sogleich näher schildern.
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315
lang ein Strohfeuer unterhält , um die Wände recht zu Härten.
Nachdem es sorgfältig gereinigt worden ist, schüttet man das
Getreide hinein und verstopft die eine Hälfte des'hahes mit Stroh,
die andere aber bis zur Oeffnung mit Erde. Die größten sind
von der Oberfläche an gerechnet sechs Klaftern tief und drei Klaf-
tern breit.
3. Große Seen in Ungarn.
Ungarn enthält außer einer Menge Flüsse auch drei große fisch-
reiche Seen, nämlich den Neusiedler-, den Platten- und
den Palitscher-See.
Der Neusiedler? See ist Zwischen der Oedenburger und Wie-
selburger Gespannschaft. Er war vor Zeiten noch viel größer;
nach und nach ist er aber an einigen Orten theils ganz zu trock-
ner Erde, theils zu Sümpfen eingetrocknet, in welchen jetzt die
schönsten Erlen wachsen. Gleichwohl ist er noch immer vier Mei-
len lang und zwei breit. Gegen Süden endet er sich in einen
schwimmenden Rasen, auf welchem sehr viel Gras wächst, aus
dem gutes Heu gemacht wird. Die Strecke, die dieser See be-
deckt, war einst das fruchtbarste Land, auf dem vierzehn blühende
Dörfer standen, wie sich noch aus alten Urkunden ergibt, in de-
nen sie namentlich angeführt sind; durch welches Ereigniß sie aber
untergingen, ist unbekannt. Es ergeben sich mit diesem See noch
andere Veränderungen, die man sich nicht recht zu erklären weiß:
so ist er z. B. seit dem Jahre 1728 ganz salzig geworden, so daß
die Menge seiner Fische merklich abnahm. Kein Fluß, kein Bach
ergießt sich sichtbar in den See, und doch schwillt er zu man-
chen Zeiten so schnell und stark an, daß er über seine Ufer tritt
und die Gegend überschwemmt. Im Jahre 1763, wo in Ungarn
ein starkes Erdbeben verspürt wurde, brausete, schäumte, tobte
er fürchterlich. Merkwürdig ist es auch, daß aus diesem See,
der doch keinen Fluß aufnimmt, der Fluß Rabza ausströmt. Für
die Oedenburger ist der Neusiedler-See ein Wcinthermometer. Ist
er nämlich sehr voll, so versprechen sie sich ein schlechtes, im Ge-
genfall aber ein gutes Weinjahr.
Der P l a t t e n - S e e, zwischen der Szaladcr, Wesprimer und
Schymeger Gespannschaft, ist 36,000 Klaftern lang, und höch-
stens 8000 Klaftern breit; an manchen Orten aber auch viel schmä-
ler. Er bekommt sein gutes schmackhaftes Wasser durch das Flüß-
chen Sala und mehrere Bäche, die sich in denselben ergießen. Un-
ter seinen zahlreichen Fischen befinden sich auch Kropffische,
die aussehen wie Häringe, und die mit Seesalz eingefallen eben
so schmecken würden; dann Zahnfische, die ihren Namen von
zwei hervorragenden Zähnen haben, die man an ihnen bemerkt.
Man fängt und trocknet die Fische in Menge und versendet sie
als Leckerbissen. Auch an Krebsen und Schildkröten ist dieser See
ziemlich reich, und in seinen Rohrgebüschen hält sich ein kropfi-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
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behaupten, wiewohl ohne Grund, daß man nur allein dem Wan-
dern der Schafe die Feinheit ihrer Wolle zu verdanken habe. Sie
ist bei nicht wandernden Schafen von gleicher Art und eben so
fein. Der Ursprung der Reisen, die man sie machen laßt, ist
eigentlich folgender. In den vorigen Zeiten waren nämlich die
unfruchtbaren Gebirge von Soria und Segovia im Sommer
der Zufluchtsort der "benachbarten Heerden, im Winter waren
sie aber zu rauh für so zärtliche Thiere; die Heerden suchten also
in den angränzenden Ebenen ein milderes Klima. ^ Diese Ver-
änderung war ihnen sehr zuträglich; die Eigenthümer suchten
daher ein Recht daraus zu machen und vereinigten sich zu dem
Ende in eine Gesellschaft, welche cs nach und nach dahin brachte,
daß ihre Schafe nicht nur auf ihrer Reise nach Estremadura
und Andalusien auf allen Triften weiden durften, sondern ihnen
auch eine 40 Ruthen breite Straße zu ihrem Wege eingeräumt
werden mußte.
So nachtheilig das Wandern der Schafe den Gürcrbesitzern
ist, so bleibt es doch gewiß, daß ein noch weit größerer Schade
für das ganze Land entstehen würde, wenn die Schafe nicht mehr
wandern dürften; denn sie müßten entweder größtentheils auf den
kahlen Gebirgen im Winter hungern, oder man müßte sie um
mehr als die Hälfte vermindern, welches dem spanischen Woll-
handel zum größten Nachtheile gereichen würde.
Die spanischen Schafe sind schon mit dem glücklichsten Er-
folge in verschiedene andere Länder und sogar nach Deutschland
versetzt worden; sie ertragen aber nur schwer die Veränderung
des Klima. Von dreihundert Schafen, die man nur tu das nahe
Frankreich treibt, gehen bei der größten Sorgfalt und den klein-
sten Tagereisen gegen sechzig und noch mehr Stück verloren.
,3. Die Wollschur.
Auf ihrer Rückreise von Estremadura und Andalusien wer-
den die spanischen Schafe geschoren. Die Schafschur ist in dem
Lande keine geringe Arbeit, denn oft wird in großen Gebäuden
40, 5o, 60,000 Stücken nach einander die Wolle abgenommen.
Die Ernte und Weinlese kann in andern Ländern kein größeres
Fest seyn, als in Spanien die Schafschur. Nicht nur für bcu
Eigenthümer, auch für Alle, die damit zu thun haben^ ist sie
eine Freudenzeit. Die Arbeiter sind in verschiedene Klassen ein-
getheilt, wovon jede ihre eigene Beschäftigung hat. Eine Heerde
von tausend echasen zu scheren, werden hundert und fünf und
zwanzig Personen gebraucht. Jedes Schaf gibt viererlei Wolle,
die mehr oder weniger fein ist, je nachdem sie von dem einen
oder dem andern Theile des Körpers kommt. Nach geendigter
Schur sammelt man die Wolle in Ballen, die entweder nach
den Seehäfen gebracht und roh eingeschifft, oder an die Woll-
wäschereien in Kastilien abgegeben werden. Die Wäscher thci-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Ortsnamen: Soria Segovia Estremadura Andalusien Deutschland Frankreich Andalusien Spanien Kastilien
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Kosten durch ganz Polen bis nach Danzig verführt werden, wenn
die Einfuhr nlcht von den Russen und Preußen verboten oder er-
schwert wird.
Au Bochn ia, nicht weit von Wieliczka, ist ein anderes sol-
ches Salzwerk. Man hält es für älter; allein es ist nicht so er-
giebig, auch bei weitem nicht so groß, so schön, so sicher wie das
zu Wieliczka, weil das Gebirge weniger Festigkeit hat. Auch ist
der Salzstein stark mit Gyps gemischt und folglich nicht von der-
selben Reinheit.
Xii.
Rußland.
i. Ansicht von Rußland.
^as ungeheure russische Reich erstreckt sich über den ganzen
Osten von Europa und das ganze nördliche Asien vom nördli-
chen Eismeere bis zum schwarzen und zum kaspischen Meere.
Es ist klar, daß ein so ungeheures Land nicht überall von
gleicher Beschaffenheit seyn kann. In dem südlichen Theile vom
45sten bis zum öosten Grade ist die Luft mild und warm wie in
Italien, auch bringt der Boden italienische Produkte, doch ist er
untermischt mit großen unbebauten Gegenden, Morästen, Step-
pen oder wildem Graslande. In der Mitte, vom 5osten bis
6osten Grade, ist die Luft und Witterung im Sommer ungefähr
wie in Deutschland; die Winter aber sind merklich strenger. Fast
überall ist in dieser mittleren Region fruchtbarer gut angebauter
Boden, der eine Menge arbeitsamer Einwohner nährt und ihren
Fleiß sehr reichlich belohnt. Ueber den 6osten Grad hinaus hört
aber bald aller Acker-, Obst- und Gartenbau auf, doch erstreckt
sich noch etwas mehr nördlich die Viehzucht, bis man endlich
kein anderes zahmes Vieh mehr als Rennthiere gewahr wird. Reich
sind dagegen diese öden und kalten Gegenden an Pelzthieren, Fe-
dervieh und Fischen. Gegen das Eismeer hin tragt die Erde
nichts weiter als Moos und Seekraut; nur selten sieht man ein
niedriges Weiden- und Birkengestrüppe; dessen ungeachtet ist aber
diese traurige Einöde nicht ganz von Menschen leer.
Ein großes Gebirge, das sich von Norden nach Süden zieht,
nämlich der metallreiche Ural, scheidet das europäische Ruß-
land , von dem hier allein die Rede ist, von dem asiatischen. In
ersterem sind in dem nördlichen Theile vier große Seen merkwür-
dig , nämlich der Ladogasee, einer der größten in Europa,
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Polen Danzig Europa Asien Italien Deutschland Europa