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1. Europa's Länder und Völker - S. 38

1832 - Stuttgart : Macklot
38 dann aber währet es bis zum Ausgange des Oktobers. Oft folgt das schwülste Wetter gleich auf das kälteste, und so scheint es, als hätte man in Schottland nur zwei Jahreszeiten, Som- mer und Winter. 18. Ansicht von Irland. Die große Insel Irland ist von England durch den stürmi- schen Sr. Georgcn-Kanal getrennt. Sie ist im Ganzen ein schönes malerisches Land voll reizender Ansichten. Wenn man die Schweiz ausnimmt, so sieht man vielleicht nirgendwo so schöne Berge, Hügel, Felsen, Flüsse, und dazu kommen noch überdem eine ungeheure Menge von Ruinen, alte Kirchen, alte Thürme, Kapellen, Abteien, die Trümmer zerstörter Schlösser und Häuser, die alle mit dem schönsten Epheu reich bewachsen sind. Kurz den irländischen Landschaften fehlt nichts, als ein klarer italienischer Himmel, der Schmelz und Wärme über das Ganze verbreitet. Leer an Bäumen sind zwar die Gebirge; mit desto schönern aber sind die Landsitze der Großen umgeben. Das Land ist aber nicht nur schön, cs ist auch außerordent- lich fruchtbar, und der Boden treibt mit einer Ueppigkeit, die kaum ihres Gleichen hat. Darum haben die Bewohner^ nicht nur Getreide für sich selbst in Ueberfluß, sondern sie können auch noch England mit ungeheuren Vorräthcn versehen, beson- ders in den jetzigen Zeiten, wo der Ackerbau so sehr in Aufnah- me gekommen ist. Auch Hanf, Flachs, Kartoffeln werden in großer Menge gebaut; dafür fehlt es aber an Obst und Holz; Torf und Steinkohlen gibt es dagegen genug. Irland ist zwar ein wenig verschrieen wegen seiner Sümpfe und Moore; doll- es ist nicht so arg damit, als man gewöhnlich vorgibt. Unter der Menge Flüsse, von welchen Irland durchströmt wird, ist der vornehmste der Shannon, der an seiner Mün- dung eine und eine halbe Meile breit ist. Dann kommt die Barrow, die mit zwei anderen Flüssen den guten und tiefen Hafen bei Waterford bildet, der nach Dublin und Cork der an- sehnlichste ist. Dem feuchten Boden und der nebeligen Atmosphäre verdankt Irland die fettesten Weiden und die beste Viehzucht. Die Kühe werden in solcher Menge gehalten, daß jährlich über eine Mil- lion und 450,000 Pfund Butter ausgeführt werden kann. Die Schafe sind in Irland und England fetter, schmackhafter und viel größer als auf dem festen Lande. Die Wolle soll noch des- ser seyn, als die englische. Die irländischen Pferde sind klein; die Schweine ansehnlich und in großer Menge. Die Schaf- und Kuhkäse schmecken nicht so gut als die englischen und schwei- zerischen, doch findet man auch einige von köstlichem Wohlge- schmack. An Waldungen fehlt es in Irland; daher gibt es auch kein

2. Europa's Länder und Völker - S. 44

1832 - Stuttgart : Macklot
44 hinter denen sie Schutz vor den kalten Winden haben. Melo- nen, Gurken und andere zarte Früchte wachsen nur auf bedeck- ten Mistbeeten, und Feigen und Trauben nur in Treibhäusern. Bis zu Ende des Monats Junius kann man in den Zimmern des Kaminfeuers nicht entbehren. In manchen Häusern lodert es, wenigstens am Morgen, durch das ganze Jahr. Das angenehme Gefühl, das uns hier in Deutschland im Sommer eine gemäßigte Hitze einflößt, und die noch wohlthä- tigere Erquickung, hiernach einem heißen Tage ein kühler Abend, oder der erfrischende Schatten dickbelaubter Bäume gewährt, ist den Irländern gänzlich unbekannt. Die Nächte sind ungefähr wie die Tage, und früh Morgens ist cs nicht viel kühler als zu einer andern Stunde. Aber eben diese Temperatur macht zu- gleich, daß auf der ganzen Landschaft ein ewiger Frühling zu blühen scheint. Da'ist nichts Verbranntes, nichts Braunes, nichts Gelbes unter dem Grün; alles ist frisch und erquickend. Selbst der Winter ist nicht gar viel anders. Man hat hier weder Kuh- noch Schafställe, denn alles Vieh bleibt das ganze Jahr unter freiem Himmel. Wenn ein Edelmann von seinem Landsitze weg in die Stadt zieht, so läßt er alle überflüssigen Pferde in seinem Park zurück, wo sie wild und unbedeckt bis zum Frühjahr herumschweifen. Man fängt sie dann wieder ein und gewöhnt sie leicht an ihre vorigen Arbeiten. Daher, daß das Vieh immer unter freiem Himmel ist, kommt es, daß das Fleisch einen viel bessern Geschmack als anderwärts, selbst in der Schweiz hat. Auch lebt man darum in Irland grbßteu- theils von Fleischspeisen. Ungeachtet seiner Feuchtigkeit, ist das Clima keineswegs un- gesund. Unter den Männern besonders sieht man fast nichts als starke, kraftvolle Körper, und nirgend hört man weniger von Rheumatismen, schwachen Magen, Podagra und Fiebern. Eben so kräftig wie die Menschen ist der Boden, auf dem al- les mit unbeschreiblicher Ueppigkeit wächst. 21. Armuth des gemeinen Mannes. In Irland scheint die Welt nur den Reichen und Großen Zu gehören, die hier ungeheure Striche Landes haben. Diejeni- gen aber, die es bauen, leben in der äußersten Armuth. Wer ein Landgut besitzt, der verpachtet einen Theil davon an einen Landwirth oder Pachter, der gewöhnlich schon ein ge- wisses Vermögen hat. Oft wird dieser durch einen solchen Pacht sehr reich, kauft sich eigene Güter und lebt wie ein angesehener Mann. Die größeren Pachter zertheilen das Land in kleine Stücke und verpachten diese wieder an Arme, die auf diesem Stückchen Lande in einer elenden Hütte wohnen. Auf großen Gütern werden mehrere Pachter angenommen. Kommt man in eine solche Hütte, so sieht man überall das

3. Europa's Länder und Völker - S. 74

1832 - Stuttgart : Macklot
74 io. Reizende Ansichten der Provence. Die Provence ist reich an entzückenden Gegenden, und höchst anzichend durch ihre Fruchtbarkeit und die Mannigfaltigkeit ihrer Früchte,^ zu welchen vorzüglich Orangen, Feigen, Oliven, Ka- pern gehören. Besonders ist die Straße von Air nach Marseille einender interessantesten. Sie führt über eine kleine Bergkette, die über ein sieben Stunden langes Thal läuft. Aus den Wie- sen, längs des Weges, steigen unaufhörlich balsamische Düfte in die Luft; Lavendel, Salbei, Melissen und Rosmarin wachsen hier als wildes Gesträuch. Immer blühende Rosen schmücken die beiden Seiten der schönen Heerstraße. Kleine Wäldchen von Myrthcn und Lorbeeren laden den Wanderer zur Ruhe unter ihre Schatten ein. Mit jedem Schritte verändern sich die Ge- genstände und die ganze Scene dieses irdischen Paradieses. Eine außerordentliche Menge Landhäuser, die zum Theil Palästen gleichen, und die sich aus den Gärten und Weinbergen rechts und links erheben, machen bis Marseille eine sieben Stunden lange Straße aus. Städte und Dörfer liegen nicht viel an die- ser Straße, wohl aber in einiger Entfernung in den Thälern zerstreut. Dadurch gewinnt noch mehr die Ansicht der Gegen- den. Hin und wieder steigen dazwischen Oliven- und Feigen- wälder auf. Die Beschwerlichkeit der Hitze ist wenig zu fürch- ten, weil eine überaus große Anzahl Gasthäuser für die Reisen- den angelegt sind. Außerdem trifft man eine Menge artig Mä- gerichteter Schilfhütten an, in welchen junge Bäuerinnen aus den nächsten Dörfern allerlei Erfrischungen feilbieten. Die Menge hin und her fahrender Reisenden macht diese Straße fast zu ei- nem beständigen Markte. Je mehr man sich Marseille nähert, desto mehr wachst die Anzahl der rund herum liegenden schönen Landhäuser und anderer Gebäude, die oft mit prächtigen Ce- der-Alleen umgeben sind. Alle Gärten sind mit Küchen- und Haushaltungsgewächsen bepflanzt, vorzüglich mit weißem Kohl, Zwiebeln, Knoblauch, und kein Fleckchen bleibt unbenutzt. So vereinigt sich beständig das Nützliche mit dem Angenehmen, und die ganze schöne Scene wird noch mehr durch den Ausbruch der Freude belebt, welche die lustigen Provcnealen bei jedem An- lasse laut werden lassen, und durch Musik", Tanz und andere Vergnügungen äußern. Besonders reizend und berühmt wegen ihrer Schönheit sind die Umgebungen der Stadt Hieres, die östlich von T o u l o n, unweit des Meeres liegt. Nichts ist lieblicher als die dasigen Gärten und Fluren. Dort ist die Natur selbst im Winter, wo sie andern Gegenden Frankreichs öde und erstorben erscheint, im- mer noch schön, und man kann sich bei der Ankunft in diese glücklichen Gegenden kaum enthalten zu glauben, daß man sich m einem ganz verschiedenen Himmelsstrich befinde und die Jahr reszeiteu sich verändert haben.

4. Europa's Länder und Völker - S. 92

1832 - Stuttgart : Macklot
92 kletterte allein gegen den Gipfel. In kurzer Zeit hatte.ich ihn erreicht und sah am Rande eines schwindelhaften Abgrundes eine Welt zu meinen Füßen." „Der verwirrte Hausen Felsen, der mir bisher die Aussicht rückwärts versperrt hatte, ordnete sich jetzt und krümmte sich in einen ungeheuern halben Mond hinter mir und der Ebene. Gleichsam aus dem Schooße der Wolken herab übersah ich ihre Thäler und Hügel, die, dem Scheine nach, fast nur Eine Fla, che ausmachten; ich durchstreifte mit einem Blicke Bajorre, Bearn, Couserans, selbst Languedoc, bis zu einer wei- ten Entfernung, wo ein leichter Nebel die Gränzen des Hori- zontes mit dem unermeßlichen Himmel verschmelzte." „Aber was ohne Aufhören meine Blicke auf sich zog und worauf sie mir äußerstem Wohlgefallen ruhetcn, waren die Hü- gel und die Weiden, die sich vom Boden des Abgrundes gegen den jähen Abhang des Horns zu erhoben und einen Ruheplatz zwischen seinem Gipfel und seinem Fuße ausmachten. Da er- blickte ich die Hütte des Hirten im sanften Grün seiner Wiesen; ich glaubte, die Heerden zu unterscheiden und ihren Führer zu erkennen , der vielleicht hoch über sich den Adler schweben sah, welcher tief unter meinen Füßen in der Luft seine Kreise beschrieb." „Ganz zuletzt zog der Ort, wo ich mich befand, meinen Blick auf sich. Ich sah, daß auf diesem rauhen Felsen nicht alles Trümmer war. Gräser und Blumen sproßten zwischen den ecki- gen Blättern des harten Schiefers hervor, woraus er besteht. Die Silene und die Gentiana, zwei Pflanzen, welche in den kalten Regionen der höchsten Gebirge wachsen, blühten aus diesem einsamen Gipfel. Einige Insekten summeten umher, so- gar ein Schmetterling, der an den südlichen Abhängen bis zu dieser Höhe gelangt war, gaukelte eine Weile von einer Blume zur andern; bald darauf wurde er aber gegen den Abgrund fort- gerissen und verlor sich in dem unermeßlichen Luftoceau." „Meine Gefährten, die indeß nachgekommen waren, ruhten eine Stunde auf dem Gipfel des Berges aus, dann traten wir unsere Rückreise an. Im Herabsteigen trafen wir einen Isard- jäger an. Der Isard ist die Gemse der Pnrenäcn. Er be, sucht diese kalten Regionen und flieht vor der Sonnenhitze, die er nicht ertragen kann, in die Winkel derthäler. Er ist kleiner, minder stark und minder flink als die Gemsen der Alpen." „In weniger als drei Viertelstunden waren wir wieder an dem Rande des Sees. Hier ruhten wir einige Minuten auf dem duftenden Rasen. Die Hitze war drückend. Die auf den Weiden zerstreuten Schafe ruhten gleichfalls, einige in den Fek- senritzcn, andere auf dem Schnee. Die Schäfer bewachten sie von einem ungeheuern Felsenstück herab, auf dem sie lagen. Dieser Anblick war eben so angenehm als malerisch, und dieß- ma! vermied uns Niemand bei unserer Ankunft. In diesem Au-

5. Europa's Länder und Völker - S. 110

1832 - Stuttgart : Macklot
1 ! O gcnd auszutrocknen, die 16 Fuß tiefer liegt als der Kanal. In dem kleinen Strich von Westfries- oder Nordholland allein fin- den sich 225 solcher Mühlen, deren Unterhalt jährlich 122,500 Gulden kostet. Auf beiden Seiten der Kanäle sieht man mehrentheils Wie- sen, mit dem schönsten Grün bewachsen und mit ansehnlichen, schwarz und weißgeflcckten Kühen bedeckt, welche darauf weiden; oft läuft auch dem Kanal zur Seite ein Wegdamm, aus wel- chem Reitende und Fahrende der nächsten Stadt zueilen. Man fahrt immer zwischen freundlichen Dörfern, Wiesen und Lust- häusern hin. Alles athmet Wohlstand, Reinlichkeit und Ueber- flttß. Das Ganze, längs den Kanälen, gleicht einem schönen Garten und gibt das Bild der Ruhe. Meistens sind diese Ka- näle ganz gerade gezogen und recht nett mit starkem Holz ein- gefaßt; nirgends sieht man etwas Zerfallenes oder Vernachläs- sigtes. Ueberall hängt entweder das schöne Gras mir seinen Wiesenblumen über das Ufer herab, oder es läuft der reingehal- tene Weg längs einem Garten daran hin. Besonders sind solchen Reisenden, welche über Westphalen nach den Niederlanden gehen, die vortrefflichen Hauptstraßen, Wege und Kanäle auffallend, weil sie in jenen Gegenden äus- serst schlecht sind. Die Fußsteige sind meistens mit gelbem Sande bestreut; die Dörfer sind voll großer schöner Gebäude; überall sicht man das Bild des Fleißes, des Wohlstandes, des Ueber- flusses, obgleich das ganze Land so lange unter dem Druck des französischen Joches gelitten hat, und die Einwohner mit bei- nahe unerschwinglichen Auflagen belastet worden sind. 8. Trek - Schuyten. Die Schiffe, mit welchen in den Niederlanden die Kanäle befahren werden, nennt man Trekschuyren. Alle diese Schiffe sind recht gut gebaut, hübsch bemalt und haben hübsche Fenster. Vor jedes Sch iff wird ein Pferd gespannt, das von einem Menschen regiert wird, welchen man den Jager nennt. Die Schifffahrt wird mit diesen Trekschuyten sehr stark getrieben, so gehen z. V. alle Tage sechzehn solcher Schiffe von Rotterdam durch Delft nach dem Haag, und eben so viel kommen zurück. Jedes darf 33 Personen mitnehmen. Ein solches schiff zu bauen und einzurichten kostet 500 Gulden, und der Jager bekommt, von einem Ort zum andern, einen Gulden für die Vorspann. Die Trckschuyt-Kapitainsstellen werden von der Regierung an treue Diener vergeben, welche in ihren alten Tagen recht gemächlich davon leben. Alle Stunden muß eine abgehen. Da wird dann eine Glocke geläutet, und wenn diese schweigt, so klatscht der Jager mit seiner Peitsche und man fährt ab. Die Trekschuyten haben auch ihre Nummern, und nach dieser Ordnung fahren sie. Auf dem Platze, wo man einsteigt, sind Kaffee- und Wcinhäu,

6. Europa's Länder und Völker - S. 115

1832 - Stuttgart : Macklot
115 weniger lacht, die Zeitungen auswendig lernt, seine witzigen Einfalle mir trockener Miene einstreut, die Tugenden und Tha- ten der alten Niederländer bei jeder schicklichen Gelegenheit lob- preist, die vorstechenden Eigenschaften der Lebenden mit guter Art erhebt, und vor allen ihre Mildthätigkeit nicht unbemerkt läßt, von der Religion überhaupt mit Achtung spricht, dem Kaufmannsstand unter allen Ständen der Erde den ersten Rang einräumt, seine Pfeife raucht, sein Glas rein austrinkt, auf seinem Teller nichts liegen läßt, die Stube so wenig als mög- lich beschmutzt, vor allen nicht vergißt, in's Quispedoor- chen'-J zu spucken, und dem Bedienten beim Weggehen ein gutes Trinkgeld in die Hand zu drücken. Im Frühjahr werden die geschlossenen Gesellschaften mehr oder weniger unterbrochen, indem alle wohlhabende Leute als- dann den ländlichen Freuden nachgehen. Die Reichen haben zu dieser Absicht ihre Landhäuser, wo sie die schöne Jahreszeit zu- bringen, ihre Freunde und Verwandten, die dergleichen nicht haben, mehrere Monate bei sich wohnen lassen, und die Pflichten der Gastfreundschaft im weitesten Sinne gegen sie ausüben. Diese Landhäuser sind, wie, die niederländischen Häuser über- haupt, weniger in einem prächtigen als gefälligen Styl gebaut, und die Gärten daran selten von einer vorstechenden Größe, weil der Grund und Boden hier rar ist, und doch Jedermann gern ein Stückchen Garten eigenthümlich besitzen will; indessen kosten sie doch oft in ihren ersten Anlagen fünfzig, hundert und mehrere tausend Gulden. Das Hauptgebäude ist, wo es nur einigermaßen thunlich war, an einem Kanal, Fluß oder einer Landstraße gebaut; außerdem haben sie wenigstens ein chinesi- sches Häuschen oder anderes Gartenhäuschen daneben. Diese Einrichtung hat eben so viel Reiz für die Besitzer der Landhäuser, als für das Auge der Vorüberreisenden, die dadurch fast unun- terbrochen eine lachende Aussicht gewinnen. Von dem gesellschaftlichen Ton in Amsterdam macht ein Reisender folgendes Gemälde: Wir wurden von unserm Banquier zum Thee und einem sogenannten Familien-Abendessen invitirt. Wir fuhren um fünf Uhr hin, und traten in einen sehr schön beleuchteten, doch mit mehr Pracht als Geschmack verzierten Saal. Der Aufruhr und das Murmeln unter den schon vorhandenen Gästen hätten viel- leicht einen Neuling in Verlegenheit setzen können; wir aber ließen uns durch nichts irre machen, so auffallend es auch war. Den einen Theil des Saales längs der Wand nahmen die Damen ein, alle in prächtige Stoffe gekleidet, mit Juwelen be- lastet, mit Fächern und Müssen versehen; vor dem Kamine saßen die Herren in Ziegel- oder aschfarbenen Kleidern. Nach- *) Spucknäpfchen. ' ‘ H 2

7. Europa's Länder und Völker - S. 312

1832 - Stuttgart : Macklot
3l2 der vielen Gebirge, Wälder und Seen gegen Norden, wo die Luft fast beständig nebelig und regnerisch bleibt. Hier kommen daher auch nicht so schön wie in der Mitte die Pfirschcn-, Aprikosen-, Mandel- und Maulbeerbäume fort, und man baut da nicht wie hier edle Südfrüchte und ganze Aecker voll herrlicher Melonen, von denen manche 26 bis 3o Pfund schwer sind. Wo in dem mittleren Ungarn nicht Wein - oder Obstgärten oder Melonenbecle angelegt sind, da prangen die Felder mit dem schönsten Getreide. Oft wird Roggen und Weizen in solchem Ueberflusse gebaut, daß der Vorrath nicht halb in dem Lande ver- braucht werden kann; und in guten Jahren sind die Weinberge so ergiebig, daß man nicht weiß, wo man Fässer genug auftrei- den soll, den Most aufzubewahren. Gleichwohl behält das Land noch Raum genug zu den üppigsten Wiesen, und auf den fetten Triften finden zahlreiche Heerden Ueberfluß an dem besten Futter. Doch von dem Reichthume des Landes an Vieh und Fischen, von seiner Bienenzucht, seinem Gold und seinen Edelsteinen werde ich unten noch umständlicher erzählen. Dagegen wird aber auch Un- garn öfters von Heuschrecken heimgesucht, welche die Hoffnungen des Landmannes vernichten; und in manchen Gegenden klagt man über den Mangel an Brennholz. Ungarn wird für ein ungesundes Land gehalten, und man nennt es besonders den Kirchhof der Deutschen. Die Wahrheit aber soll seyn, daß es nur in morastigen Gegenden un- gesund ist, und die Deutschen sich meistens durch ihre Unmäßig- keit im Genuß der starken Weine, der Melonen und anderer Lan- desprodukte, die sie sich zu gut schmecken lassen, um das Leben bringen. Besonders bekommen sie durch die hitzigen Getränke leicht die sogenannten ungarischen Flecken, die sie in kurzer Zeit hinraffen. Es besteht diese Krankheit in einem brennenden Fie- der, das mit Knoten an den Armen anfängt und den ganzen Körper mit häßlichen Flecken bedeckt. Oft mähet auch die Pest von der Türkei aus Deutsche und Ungarn, Raizen und Walla- chen, Juden und Zigeuner ohne Unterschied in großer Menge weg. Das große und gesegnete Ungarland ist ein erbliches König- reich, das zu der östreichischen Monarchie gehört und sieben bis acht Millionen Einwohner enthält, die meistens Katholiken sind, aber auch andere Religionen unter sich dulden. Sie beschäftigen sich theils mit dem Ackerbau, theils mit der Viehzucht und dem Handel. Freudig ziehen sie auch in den Krieg, wo sie sich beson- ders als Husaren durch Muth und Tapferkeit auszeichnen und im- mer eine wichtige Rolle spielen. In dem Jahre 1809, wo dem Vaterlande Gefahr drohte, stellten sie 18,000 Mann Reiterei und Li,000 Mann Fußvolk in das Feld. Ich will euch nun die braven Ungarn sogleich näher schildern.

8. Europa's Länder und Völker - S. 315

1832 - Stuttgart : Macklot
315 lang ein Strohfeuer unterhält , um die Wände recht zu Härten. Nachdem es sorgfältig gereinigt worden ist, schüttet man das Getreide hinein und verstopft die eine Hälfte des'hahes mit Stroh, die andere aber bis zur Oeffnung mit Erde. Die größten sind von der Oberfläche an gerechnet sechs Klaftern tief und drei Klaf- tern breit. 3. Große Seen in Ungarn. Ungarn enthält außer einer Menge Flüsse auch drei große fisch- reiche Seen, nämlich den Neusiedler-, den Platten- und den Palitscher-See. Der Neusiedler? See ist Zwischen der Oedenburger und Wie- selburger Gespannschaft. Er war vor Zeiten noch viel größer; nach und nach ist er aber an einigen Orten theils ganz zu trock- ner Erde, theils zu Sümpfen eingetrocknet, in welchen jetzt die schönsten Erlen wachsen. Gleichwohl ist er noch immer vier Mei- len lang und zwei breit. Gegen Süden endet er sich in einen schwimmenden Rasen, auf welchem sehr viel Gras wächst, aus dem gutes Heu gemacht wird. Die Strecke, die dieser See be- deckt, war einst das fruchtbarste Land, auf dem vierzehn blühende Dörfer standen, wie sich noch aus alten Urkunden ergibt, in de- nen sie namentlich angeführt sind; durch welches Ereigniß sie aber untergingen, ist unbekannt. Es ergeben sich mit diesem See noch andere Veränderungen, die man sich nicht recht zu erklären weiß: so ist er z. B. seit dem Jahre 1728 ganz salzig geworden, so daß die Menge seiner Fische merklich abnahm. Kein Fluß, kein Bach ergießt sich sichtbar in den See, und doch schwillt er zu man- chen Zeiten so schnell und stark an, daß er über seine Ufer tritt und die Gegend überschwemmt. Im Jahre 1763, wo in Ungarn ein starkes Erdbeben verspürt wurde, brausete, schäumte, tobte er fürchterlich. Merkwürdig ist es auch, daß aus diesem See, der doch keinen Fluß aufnimmt, der Fluß Rabza ausströmt. Für die Oedenburger ist der Neusiedler-See ein Wcinthermometer. Ist er nämlich sehr voll, so versprechen sie sich ein schlechtes, im Ge- genfall aber ein gutes Weinjahr. Der P l a t t e n - S e e, zwischen der Szaladcr, Wesprimer und Schymeger Gespannschaft, ist 36,000 Klaftern lang, und höch- stens 8000 Klaftern breit; an manchen Orten aber auch viel schmä- ler. Er bekommt sein gutes schmackhaftes Wasser durch das Flüß- chen Sala und mehrere Bäche, die sich in denselben ergießen. Un- ter seinen zahlreichen Fischen befinden sich auch Kropffische, die aussehen wie Häringe, und die mit Seesalz eingefallen eben so schmecken würden; dann Zahnfische, die ihren Namen von zwei hervorragenden Zähnen haben, die man an ihnen bemerkt. Man fängt und trocknet die Fische in Menge und versendet sie als Leckerbissen. Auch an Krebsen und Schildkröten ist dieser See ziemlich reich, und in seinen Rohrgebüschen hält sich ein kropfi-

9. Europa's Länder und Völker - S. 229

1832 - Stuttgart : Macklot
229 behaupten, wiewohl ohne Grund, daß man nur allein dem Wan- dern der Schafe die Feinheit ihrer Wolle zu verdanken habe. Sie ist bei nicht wandernden Schafen von gleicher Art und eben so fein. Der Ursprung der Reisen, die man sie machen laßt, ist eigentlich folgender. In den vorigen Zeiten waren nämlich die unfruchtbaren Gebirge von Soria und Segovia im Sommer der Zufluchtsort der "benachbarten Heerden, im Winter waren sie aber zu rauh für so zärtliche Thiere; die Heerden suchten also in den angränzenden Ebenen ein milderes Klima. ^ Diese Ver- änderung war ihnen sehr zuträglich; die Eigenthümer suchten daher ein Recht daraus zu machen und vereinigten sich zu dem Ende in eine Gesellschaft, welche cs nach und nach dahin brachte, daß ihre Schafe nicht nur auf ihrer Reise nach Estremadura und Andalusien auf allen Triften weiden durften, sondern ihnen auch eine 40 Ruthen breite Straße zu ihrem Wege eingeräumt werden mußte. So nachtheilig das Wandern der Schafe den Gürcrbesitzern ist, so bleibt es doch gewiß, daß ein noch weit größerer Schade für das ganze Land entstehen würde, wenn die Schafe nicht mehr wandern dürften; denn sie müßten entweder größtentheils auf den kahlen Gebirgen im Winter hungern, oder man müßte sie um mehr als die Hälfte vermindern, welches dem spanischen Woll- handel zum größten Nachtheile gereichen würde. Die spanischen Schafe sind schon mit dem glücklichsten Er- folge in verschiedene andere Länder und sogar nach Deutschland versetzt worden; sie ertragen aber nur schwer die Veränderung des Klima. Von dreihundert Schafen, die man nur tu das nahe Frankreich treibt, gehen bei der größten Sorgfalt und den klein- sten Tagereisen gegen sechzig und noch mehr Stück verloren. ,3. Die Wollschur. Auf ihrer Rückreise von Estremadura und Andalusien wer- den die spanischen Schafe geschoren. Die Schafschur ist in dem Lande keine geringe Arbeit, denn oft wird in großen Gebäuden 40, 5o, 60,000 Stücken nach einander die Wolle abgenommen. Die Ernte und Weinlese kann in andern Ländern kein größeres Fest seyn, als in Spanien die Schafschur. Nicht nur für bcu Eigenthümer, auch für Alle, die damit zu thun haben^ ist sie eine Freudenzeit. Die Arbeiter sind in verschiedene Klassen ein- getheilt, wovon jede ihre eigene Beschäftigung hat. Eine Heerde von tausend echasen zu scheren, werden hundert und fünf und zwanzig Personen gebraucht. Jedes Schaf gibt viererlei Wolle, die mehr oder weniger fein ist, je nachdem sie von dem einen oder dem andern Theile des Körpers kommt. Nach geendigter Schur sammelt man die Wolle in Ballen, die entweder nach den Seehäfen gebracht und roh eingeschifft, oder an die Woll- wäschereien in Kastilien abgegeben werden. Die Wäscher thci-

10. Europa's Länder und Völker - S. 329

1832 - Stuttgart : Macklot
329 Kosten durch ganz Polen bis nach Danzig verführt werden, wenn die Einfuhr nlcht von den Russen und Preußen verboten oder er- schwert wird. Au Bochn ia, nicht weit von Wieliczka, ist ein anderes sol- ches Salzwerk. Man hält es für älter; allein es ist nicht so er- giebig, auch bei weitem nicht so groß, so schön, so sicher wie das zu Wieliczka, weil das Gebirge weniger Festigkeit hat. Auch ist der Salzstein stark mit Gyps gemischt und folglich nicht von der- selben Reinheit. Xii. Rußland. i. Ansicht von Rußland. ^as ungeheure russische Reich erstreckt sich über den ganzen Osten von Europa und das ganze nördliche Asien vom nördli- chen Eismeere bis zum schwarzen und zum kaspischen Meere. Es ist klar, daß ein so ungeheures Land nicht überall von gleicher Beschaffenheit seyn kann. In dem südlichen Theile vom 45sten bis zum öosten Grade ist die Luft mild und warm wie in Italien, auch bringt der Boden italienische Produkte, doch ist er untermischt mit großen unbebauten Gegenden, Morästen, Step- pen oder wildem Graslande. In der Mitte, vom 5osten bis 6osten Grade, ist die Luft und Witterung im Sommer ungefähr wie in Deutschland; die Winter aber sind merklich strenger. Fast überall ist in dieser mittleren Region fruchtbarer gut angebauter Boden, der eine Menge arbeitsamer Einwohner nährt und ihren Fleiß sehr reichlich belohnt. Ueber den 6osten Grad hinaus hört aber bald aller Acker-, Obst- und Gartenbau auf, doch erstreckt sich noch etwas mehr nördlich die Viehzucht, bis man endlich kein anderes zahmes Vieh mehr als Rennthiere gewahr wird. Reich sind dagegen diese öden und kalten Gegenden an Pelzthieren, Fe- dervieh und Fischen. Gegen das Eismeer hin tragt die Erde nichts weiter als Moos und Seekraut; nur selten sieht man ein niedriges Weiden- und Birkengestrüppe; dessen ungeachtet ist aber diese traurige Einöde nicht ganz von Menschen leer. Ein großes Gebirge, das sich von Norden nach Süden zieht, nämlich der metallreiche Ural, scheidet das europäische Ruß- land , von dem hier allein die Rede ist, von dem asiatischen. In ersterem sind in dem nördlichen Theile vier große Seen merkwür- dig , nämlich der Ladogasee, einer der größten in Europa,
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