1872 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Reuschle, Carl Gustav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Höhen und Tiefen des Landes. 15
(oder Pariserfuß §. 1) sie über den Meeresspiegel hervorragen, ihre Meeres-
höhe (Höhe schlechtweg, absolute Höhe), neben welcher sodann die relative
Höhe mancher Landestheile oder ihre (beziehungsweise) Erhebung über
die nächste Umgebung in Betracht kommt. Selten hat ein größerer
Landesraum überall die nämliche Höhe, gewöhnlich handelt es sich daher
um seine mittlere Höhe, d. h. die Höhe, welche sich bei gleicher Verthei-
lung der Masse über den ganzen Flächenraum ergäbe, eine schwierige Be-
stimmung, welche man aber selbst auf das gesammte Land der Erde ange-
wendet hat (§. 19)1. Land, welches nach seiner absoluten mittleren Höhe
wenig über den Merresspiegel hervorragt, heißt niedrig (Niederung, Tief-
land), im entgegengesetzten Fall hoch (Höhung, Hochland)-; Land, dessen
benachbarten Theilen keine oder nur geringe relative Höhe zukommt, heißt flach
(Ebene), im entgegengesetzten Fall gebirgig (Gebirge). — Das ebene
Land ist entweder hoch oder niedrig, nämlich nach seiner absoluten mittleren
Höhe, wornach man Hochebenen und Tiefebenen unterscheidet. Beide Arten
von Ebenen sind häufiger wellige Flächen (d. h. mit leichten Uneben-
heiten) als völlig ebene Flächen (Ebenen im eigentlichen Sinn). Die
vollkommenen Ebenen selbst aber sind ungleich häufiger geneigte (schiefe)
als tu et gr echte Ebenen; bei diesen haben alle ihre einzelnen Theile, wie
entfernt sie auch von einander sich befinden mögen, die gleiche absolute Höhe;
bei jenen findet, nach einer oder auch nach mehreren Richtungen zugleich,
eine ganz allmähliche Senkung statt, so daß zwar nicht benachbarte, wohl
aber entfernte Theile derselben in der absoluten Höhe sich bedeutend unter-
scheiden können. — Da in einem Tiefland nicht wieder beträchtliche Höhen-
unterschiede seiner einzelnen Theile vorkommen können, so gilt gemeinhin
Tiefebene und Tiefland als gleichbedeutend ^ Einen besonderen Fall von
Tiefland bilden einige vereinzelte Landestheile, welche ausnahmsweise
niedriger als der Meeresspiegel sind; Einsenkungen im Binnenland, welche
. beträchtlich unter demselben bleiben, heißen schlechtweg Erdsenken (Depres-
sionen); außerdem kommt in niedrigen Küstenländern die Erscheinung vor,
daß die Küste selbst einen erhöhten Wall bildet, von welchem aus das Land
sich abwärts wölbt, mitunter selbst etwas unter den Meeresspiegel 4. — Unter
Hochland dagegen sind 2 wesentlich verschiedene Landesformen begriffen:
Hochebene oder Plateau (d. h. eigentlich Hochplatte), auch Tafelland
genannt, und Gebirge (Gebirgsland). Beide haben eine bedeutende (mittlere)
absolute Höhe als gemeinschaftliches Merkmal, unterscheiden sich aber in der
relativen Höhe ihrer einzelnen Theile, die in einem Gebirg, als einem In-
begriff von Bergen und Thälern, sehr bedeutend ist und rasch wechselt,
während leichtere Thaleinschnitte auch im Plateau häufig vorkommend —
Der Uebergang von den höchsten Erhebungen des Landes zu den niedrig-
sten Theilen oder zum Meer selbst findet entweder plötzlich statt, Steil ab-
fall ohne Uebergangsformen (mit den größten Unterschieden in relativer
Höhe), oder allmählich in stufenweiser Abdachung, indem Hochländer-
niedrigerer Art die Mittelglieder zwischen den höchsten Erhebungen und dem
Tiefland bilden, welche insofern Stufenländer heißen (Terrassen, eigent-
lich Mittelstufen)^. In der Regel unterscheiden sich die Abdachungen eines
Hochlands (höherer oder niedrigerer Art) nach beiden Seiten so, daß auf der
einen die steile kurze, auf der anderen die sanfte lange Abdachung stattfindet und
dieß findet selbst auf die ganze Erde Anwendung (§. 19)7. Die verschie-
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62 Zonen und Erdtheile.
aus der Ordnung der Wale, dieser zu den Säugethieren gehörigen Fische;
Meervögel von kleinen Sturmvögeln bis zu den riesigen Albatrossen und
Pinguinen; Fischgattungen, bei ihrer ungeheuren Menge (Fischbänke) von
größter Bedeutung (Höring, Stockfisch), als Hauptnahrung der größeren
Seethiere sowie der menschlichen Bewohner der Polarzone und große Han-
delsartikel2.— Da endlich die Seethiere, von welchen die meistens fleisch-
fressenden Bewohner der Polarmeere sich nähren, zuletzt (mit den Mollusken)
aus Pflanzennahrung angewiesen sind (§. 29): so muß die Seegras-
Vegetation der Polarmeere wohl bis in sehr hohe Breiten beträchtlich
sein, was sich auch nach dem Umstand erwarten läßt, daß erst jenseits der
mittleren Breiten, also bereits im kälteren Strich der Mittelzone, die unter-
meerischen Pflanzen die größte Fülle entwickeln
1 Am weitesten polwärts erstrecken sich Birken und Kiefern unter den Bäumen,
Gerste und Hafer unter den Cerealien; all das gedeiht aber jenseits des Nordpolarkreises
nur in den günstigen Meridianstrichen (§. 53), und das Baumwerk ist bereits zwerghaft
geworden (gleich den Palmen der Mittelzone).
2 Uebrigens gehören auch manche Gattungen den wärmeren Meeren an (Delphin,
Manati), und die Walfische, die kleineren Polarfische, sowie die meisten Polarvögel sind
W a n d e r t h i e r e, welche Winters tief in die gemäßigte Zone streifen , Sommers aber
in die hohen Breiten sich zurückziehen (daher z. B. der Walfischfang nicht auf die Polar-
zone beschränkt ist). Ueberhaupt sind die Polarkreise keineswegs die Gränzen der auf-
gezählten Polarthiere, und manche derselben gehören mehr nur den hohen Breiten
der Mittelzone an.
3 So zeigt sich an den Küsten der Insel Sitcha (an der Westküste Amerikas in
57" N. B.) diese eigenthümliche Pflanzenwelt dem Taucher in üppigster Fülle, „indem
gleich einem Urwald Pflanze an Pflanze sich dränge, alle zwar zu einer Familie (der
Algen oder Tange, Seegras) gehörig, aber ausnehmend formenreich und farbenbunt, mit
Riesenblättern von 30 bis 40 F. (9 bis 13 Mtr.) und sadenartigen Stengeln von 50 F.
(16 Mtr.) Länge". Aehnliches berichtet man von der Umgebung der Jalklands-
inseln auf der südlichen Halbkugel.
§. 57. Der Polarmensch. — Während die Südpolarländer, wie es
scheint, ohne alle menschlichen Bewohner sind, besitzen die Nordpolarländer
bis in hohe Breiten eine zwar spärliche, aber doch ständige Bevölkerung.
Sie sind von niedrigem Wuchs, schmutzfarbiger Haut, minder schönen Zügen
und bilden (körperlich betrachtet) eigentlich einen eigenen Menschenschlag \
welchem Lappen, Samojeden, Tschuktschen und Eskimo, die Hauptbewohner
des arktischen Länderkranzes, gleichmäßig angehören, wenn sie auch dabei
verschiedene» Sprachfamilien zuzutheilen sind (namentlich die beiden ersten
der finnischen). In Nahrung auf Fleisch (vornehmlich Fische), in Kleidung
auf Thierfelle, in Wohnung auf Höhlen und Erdhütten angewiesen, unfähig
des Ackerbaus und der Industrie, entblößt von allen Reizen des Lebens,
stehen die Polarvölker auch geistig auf einer sehr niedrigen Stufe, und
die Cultur hat in dieser Zone nie eine Stätte ausschlagen können, obwohl
sie nunmehr durch europäische Ansiedlung an und selbst über ihre
Gränzen vorgedrungen ist.
* Man hat ihn auch schon-mit eigenem Namen „hyp e rb o r ei s che Rasse" be-
zeichnet, gewöhnlich aber ordnet man ihn der Mongolrasse unter (§. 32).
§. 58. Polarreisen. — Theils geographische, überhaupt Wissenschaft-
liche Zwecke, theils Handelsinteressen veranlassen häufige, die letztern regel-
mäßige jährliche Seereisen in die Polarmeere, wobei sich manche sonst
unbewohnte Küste oder Insel (Spitzbergen) zeitweise mit Ortschaften aus
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Wüste, Wildniß, und Culturland. 35
man, neben der Unterscheidung der tropischen, gemäßigten und polaren Faunen überhaupt,
verschiedene zoologische Reiche nebst Provinzen derselben oder Hauptfaunen auf-
gestellt. — Deßhalb kann man auch aus den Floren und Faunen von Inseln auf
ehemaligen Zusammenhang oder Nichtzusammenhang mit dem nächsten Kontinent schlie-
ßen (§. 18); deßhalb ist ferner Flora und Fauna von längst isolirten Inseln, oder
kleineren Kontinenten wie Australien, nicht nur minder mannigfaltig, sondern auch von
alterthümlichem Gepräge.
^ Von Heimat (Vaterland) ist Standort (Aufenthaltsort) zu unterscheiden;
letzteres bezeichnet bei Pflanzen die Bodenart (Thon-, Kalk-, Sandboden u. s. w.), Wald,
Heide, Steppe (§. 30), Wasser (Sumpf, Fluß, Meer u. s. w.) und andere Pflanzen
(Schmarotzergewächse), wo sie ausschließlich wachsen oder am besten gedeihen; bei Thieren
ähnlicherweise Land (über, unter dem Boden, Wald, Gebirg u. dgl.), Wasser, Luft, Pflan-
zen und andere Thiere (Eingeweidethiere), wo sie zu leben pflegen.
§. 39. Wüste, Wildniß und Culturland. — Während auch Thiere
der unteren und untersten Klassen in ungeheuren Mengen, zusammenleben,
zumal die Meerthiere (Bänke von Schalthieren, Riffe von Korallen): gehört
die auf der pflanzlichen Geselligkeit beruhende Pflanzendecke des Lan-
des, deren Voraussetzung die Bodenbildnng (§. 9) ist, zu den wichtigsten
und bezeichnendsten Merkmalen desselben. Große Strecken Landes sind bald
gleichmäßiger, bald mannigfaltiger von wildwachsenden Pflanzen bedeckt, sei
es von Bäumen, die Wälder; sei es bloß von einjährigen Gewächsen
(Gräsern, Kräutern, Moosen u. s. w.) ohne Bäume: nämlich einerseits die
nassen Moore (mit Vorherrschen der Moose)\ anderseits die trockenen
Fluren (mit Vorherrschen der Gräser), ein Name, unter welchem passend
Triften, Heiden und Steppen2 zusammengefaßt werden. Solchen
Pflanzen-Wildnissen gegenüber, welche am ausgedehntesten und zugleich
am üppigsten in: tropischen Amerika vorkommen, steht einerseits das Cul-
turland des Menschen, welchem vorherrschend ehemaliges Waldland zu
Grunde liegt, anderseits das ganz oder beinahe pflanzen lose Land, wo
entweder beständiger Frost (die Eis- und Schneefelder der Polorzone
und der Hochgebirge) oder Wassermangel (die Wüsten, §.21) den Pflan-
zenwuchs verhindert. — Beruht die Pflanz enlosigkeit der Wüste auf
absolutem beständigem Wassermangel, so liegt der Baumlosigkeit des
Steppenlandes ein relativer und zeitweiser Wassermangel zu Grunde, so
daß am Ende zwischen Wüsten (resp. Halbwüsten) und Steppen (resp. Trif-
ten) nur ein gradweiser Unterschied besteht, nach dem Grad der Dürre
und des Bodenmangels; während daswaldland und das auf ihm be-
ruhende Culturland reichliche und nicht durch längere Zeiträume von
Dürre unterbrochene Wasserzufuhr voraussetzt 3. An den Gebirgen liegt in
der Regel über der niedrigeren Waldregion, deren unterster Theil zur Cul-
turregion werden kann, eine höhere Triften- oder „Alpen"region, welche
zuletzt in die Schneeregion übergeht.
1 Moore (Moräste, vgl. §. 21) sind Landstriche mit überwässertem sumpfigem Bo-
den, wo die Pflanzendecke (Gräser und besonders Moose; daher auch „Moos" gleichbe-
deutend mit Moor) über das Wasser vorherrscht, mit deren Vermoderung im Wasser
häusig Tor fbildung verbunden ist (Torfmoore), während beim Sumpf das Wasser über
die Pflanzen (Sumpfpflanzen) vorherrscht.
* Steppe ist eigentlich nur das russische Wort für baumlose unangebaute Flächen,
also für das, was wir Heiden, Oeden nennen. Salzreicher Boden, welcher die Vegeta-
tion sehr beschränkt, bezeichnet die besondere Art der Salzsteppen (Salzwüsten), aller-
dings der gewöhnliche Fall in Asien oder da, wo der Name Steppe gebräuchlich ist, weß-
halb mit dem russischen Wort dieser Nebenbegriss sich verbindet und deßhalb Heide und
3 *
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36 Die Erdoberfläche überhaupt.
Steppe bei uns häufig in verschiedenem Sinn genommen wird. Indessen wird der Name
Steppe fast ebenso oft für jede Grasflur von großer Ausdehnung gebraucht, also auch
für die australischen und amerikanischen, wo wieder besondere einheimische Namen üblich
find: „Prärien" und „Savannen" in Nordamerika, „Llanos" und „Pampas"
in Südamerika.
3 Flußufer in den Steppen find meistens von Bäumen begleitet. Viele Steppen,
besonders in heißen Ländern, verdorren in der trockenen Jahreszeit und sind nur grün
in der nassen, die „Halbwüsten", wie nicht nur die Karru in Südafrika, sondern auch
die Llanos in Venezuela, die syrisch-arabische „Wüste" (allein dort mit üppigstem Gras-
wuchs, hier nur mit schwachem Anflug). Je weiter ein Land von dem Meer entfernt
ist, von welchem es, vermöge der herrschenden Winde, seinen Regen bezieht, desto mehr
prägt sich die Wüste aus (so die westliche Sahara); anstatt großer Entfernung hat aber
auch die Zwischenlage eines Gebirgs die gleiche Wirkung, indem dieses den Regenwind
austrocknet l§. 23, so an der peruanischen Küste und am großartigsten in Australien).
§. 31. Die Menschheit. — Der Mensch bildet keineswegs die
zahlreichste, aber die verbreitetste (so zu sagen heimatloseste) Gattung unter
den Bewohnern der Erde und gehört zuletzt als eigene Gattung lind Ord-
nung (§. 28) in die Klasse der Säugethiere. In jeder anderen Thiergat-
tung sind die Individuen nur mehr oder minder vollkommene Exemplare
derselben, bei der Menschengattung sind sie Personen. Durch die Persön-
lichkeit, was im Grunde dasselbe bezeichnet wie die vernünftige Anlage, die
sich zunächst in der Sprache offenbart, stehen sich die Menschen auf der
einen Seite gleich, auf der andern Seite aber beruhen alle Ungleichheiten
der Menschen in ihrer gegenseitigen Stellung znletzt darauf, daß Einzelne
ihre Persönlichkeit durch ein höheres Maß von Begabung in höherem Grade
geltend machen und sich über die „Menge" als Helden und Weise, als
Talente und Charaktere, als theoretische und praktische Größen (Genien) er-
heben'. — Die Urgeschichte der Menschheit liegt noch in tiefem Dunkel
und die Frage nach der „Heimat" des Menschen, d. h. ob er sich von
einem einzelnen Raum der Erdoberflüche aus über die übrige Erde verbreitet
habe, und von welchem, ist eine offene, welche sich noch mit der Frage nach
der eigentlichen Bedeutung der sogenannten Menschenrassen (§. 32) ver-
wickelt 2. — Die Anzahl der gegenwärtig auf der Erde lebenden Menschen
darf man zu wenigstens 1399 Millionen annehmen 3. Nur wenige größere
Landesräume (Polarinseln) sind von Menschen gänzlich unbewohnt; selbst
die großen Sandwüsten und Steppen, sowie die meisten Nordpolarländer
sind spärlich, oder wenigstens zeitweise bewohnt. Aber es gibt außerordent-
liche Unterschiede im Grad der Bevölkerung oder in der Volksdichtigkeit,
von den entvölkertsten (wie Sibirien, Hudsonien, Australien) bis zu den
bevölkertsten Räumen (wie Niederchina, Bengalen, England, Niederlande
und manche Theile von Deutschland, Frankreich und Italien) 4.
1 Mit dem letzteren Namen Genius (Genie) bezeichnet man eben den höchsten Grad
persönlicher Begabung, die sich denn auch im weitesten Kreise geltend macht. — Die ver-
schiedenen Länder und Völker (§. 33) der Erde unterscheiden sich sehr in der Menge der
aus ihnen hervorgegangenen Talente und Genien, und deßhalb sind die großen Per--
sonen nam en, wie zunächst geschichtlich und zwar im Verhältniß zu ihrer Zeit, so auch
geographisch hinsichtlich ihrer engeren und weiteren Heimat.
2 Es fragt sich dabei ferner, ob dicß bloße Rassen oder Arten seien (§. 28, A. 4)
und ob nicht die ältesten derselben wieder untergegangen feien; und während man die
„Heimat" des Atenschen gewöhnlich in Asien zu suchen pflegte, so darf man dabei jetzt
selbst an untergegangene Continente (§. 12) denken.
3 Die Schätzungen schwanken zwischen kaum 900 und mehr als 1400 Mill., was
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78 Zonen und Erdtheile.
großen). Ueber 6000 F. <1950 Mir.) wenig feste Wohnsitze ganzer Genieinden mehr
(Dorf St. Veran im Tauphine 6080 F., 1975 Mir., Jus am Septimer 6730 F.,
2190 Mtr.); wohl aber einzelne Wohnungen auf Pässen (Bernh ardh o spi z 7370 g!
2400 Mtr., nicht viel weniger das Fort von 53ria rt§ ort); die höchste Sommer-
wohnung Hotel auf dem Faul Horn 8040 F. (2610 Mtr.), der höchste Weideplatz
Fluhalpe 7950 F. (2800 Mtr.) in Graubünden, das höchste „Sommerdorf" Finde-
l en im Wallis.
3 Von Alters her geläufig sind einige Namen für die einzelnen Alpenmassen, zu-
nächst aber nur dem italienischen Gränzrücken entlang: Seealpen, cottische, gra-
jische, penninische, l ep o nt inische, rhätische, norische, carnisch e, jul isch e,
dinarische (letztere bereits dem Apennin oder zunächst den „ligunschen Alpen"'' ent-
sprechend). Man thut aber besser, die einzelnen Theile der Alpen nach den jetzigen
Ländernamen zu bezeichnen.
4 Gewöhnlich wird als Gränze gegen den Apennin der Colle di Tenda auf-
gestellt (zunächst die Gränze der „Seealpen") oder auch die Straße von Savona (da
dann eben die Strecke zwischen beiden St,aßen „ligurifche Alpen" genannt wird); gegen
das dalmatische Gebirg aber der Marienluisenpaß (zwischen Fiume und Karlstadt),
aber eigentlich sind keine bestimmte Gränzen vorhanden. Ueberdieß verlieren die süd-
lichen^ Alpen die Alpennatur eigentlich schon vom Ter gl an (9640 F., 3130 Mtr.) an,
so daß der Höhe nach die nördliche als die Hauptkette erscheint, welche ebenfalls undurch-
krochen bis gegen Wien zieht, von der südlichen um die Quellen der Drau sich tren-
nend. Ueberhaupt verenden (neben jenen Gebirgsanfchlüssen im Westen und Osten) meh-
rere Hauptmassen der Alpen in den Ebenen, namentlich in den östlichen (Ungarn), aber
auch, nur mit viel geringerer Divergenz, in den westlichen (Provence).
* Gegen 40 brauchbare Pässe (zur Hälfte in den Centralalpen) vermitteln den
Verkehr in und über die Alpen, darunter die kunstreichen Steinstraßen vom Colle di
Tenda bis zum Brenner (der niedrigsten 4260 F., 1380 Mtr., höchste über noch einmal
so hoch Mont-Cenis, Gotthard und Splügen mit je c. L500 F. (2110 Mtr.) so
ziemlich die mittleren; 2 Doppelpässe: Julier-Maloja, Nauders-Stilss. Die Alpen-
eifenbahnen: Semmering 2720, Paß selbst 3060 F., Brenner und Mont-Cenis mit
dem Riesentunnel (§. 41); außerdem nach Staatsverträgen bevorstehend die Gotthard-
bahn. Alpenübergänge mit Heeren (Hannibal, Napoleon); unter den Römerstraßen der
jetzt theilweife zum bloßen Saumthierpfad gewordene große Bernhard 7400 F. (2400
Meter).
6 Die zahlreichen Gletscher (beziehungsweise Eismeere genannt, 600 in 20
Gruppen, 100 d.m. einnehmend, vom M. Biso bis Großglockner, den 2 Eckpfeilern des
eigentlichen Hochgebirgs), manche die Hauptquellen bedeutender Ströme (die unter den
Moränen, §. 23, mit trübem Wasser hervorbrechen), und die Lawinen mit förmlichen
Betten. Die tiefen (800 bis 1200 F. oder 260 bis 390 Mtr.) dunkelgefärbten Alpen-
seen (bis über 9 Q.m. Fläche) am Austritt der Thäler auf beiden Seiten in den
„Kalkalpen", fischreich wie die Flüsse (mit eigentümlichen Arten). Wasserfälle aller
Art und Wildbäche (überschwemmende Waldströme); Erdfälle und Bergschlipfe
(der neueste große von Goldau am Rigi 1806, der schon seit Jahrzehnten drohende
von Felsberg am Calanda). Nicht seltene Erdbeben (größte: aus älterer Zeit Basel
1356; neuerdings 1855 Vispthal im Kanton Wallis). Winde und Stürme: der Föhn
mit seinen Schmelzerfolgen und die entgegengesetzten: Tramontana, Bora. Die hohen
Alpenweiden mit ihren würzigen Kräutern, „Alpenregion"; die reichen Wälder an
den Abhängen und die üppige Vegetation in den tieferen Thälern, besonders auf der
Südseite (wo man in kürzester Zeit aus dem ewigen Schnee nicht nur zu Weingärten,
sondern selbst zu Mandeln und Granatäpfeln gelangt). Die sonst in diesen Breiten
nicht vorkommenden thierischen Bewohner der Hochregionen (Lämmergeier, Stein-
adler, Gemse, Steinbock, Murmelthier). Bergwerke nur im Osten bedeutend, aber Ther-
m e n und kalte Mineralquellen in allen Thülen (die Alpenbäder).
7 So besonders die rhätoromanische (ladinische) Nationalität; jede der Haupt-
Nationalitäten (Deutsche, Franzosen, Italiener, Slaven) hat zahlreiche Unter-
abtheilungen und Schattirungen; unter den 400 Thälern sind die 40 wichtigsten je von
einer besonderen und eigenthümlichen Völkerschaft bewohnt, und die Anzahl der Mund-
arten geht ins Große. Ueberdieß viele Fremde aus den verschiedensten Nationen.
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32 Die Erdoberfläche überhaupt.
enthalten, die Haffes — Die Seen kommen zwar (gemäß den genannten
Beispielen) ebensowohl im Hochland als im Tiefland, im Gebirg wie in der
Ebene vor, allein sie sind gleichwohl sehr ungleich über die Erde vertheilt.
Es gibt besonders seenreiche Gegenden, so vor allen, nach Menge und
Größe der Seen zugleich, das ganze nördliche Flachland von Nordamerika,
desgleichen (in kleinerem Maßstab) die ganze Umgebung des baltischen Meers.
Auch gehören dahin die Fußregionen mancher (aber keineswegs aller) Hoch-
gebirge, deren Ausgangsthäler mit „Alpenseeu" besetzt find \
1 Während der Kaspi 7400 soder gar 3400) Q.m. mißt, haben gegen und über
1000 O.m. nur noch 4 andere: Aral, Superior, Michigan, Huron; gegen und über
500 noch die 5 Seen: Tsad, Baikal, Sklavensee, Erie, Balkasch; dann folgen (aber erst
mit gegen und über 300): Winnipeg, Bärensee, Marncaibo, Ladoga, Ontario, Nicaragua.
Die südafrikanischen Seen (§. 96) sind noch zu wenig bekannt, um sie in diesem Ver-
zeichniß richtig unterzubringen, wahrscheinlich gehören wenigstens 3 derselben hieher: der
Victoria-Nyansa, Albert-Nyansa und der Tanganjika.
2 Es gibt auch Seen (wie die großen ungarischen), welche eigentlich Flußseen sind,
aber, wegen Versumpfung ihrer Abflüsse, als Binnenseen erscheinen; der eine dersel-
den, der seichte Neusiedler, 1865 ausgetrocknet. Die „H u n g e r b r u n n e n" der Alb;
die Gebirgssümpfe (§. 21). — Die Kraterseen und „Maare" der Eifel (der letztere Name
bezeichnet eine ähnliche Erscheinung, der aber kein eigentlicher Vulkankrater zu Grunde
liegt). — Teiche und Weiher sind künstliche Seen. Periodische Seen (Zirknitz).
3 So drückt man sich gewöhnlich aus obwohl von einem wirklichen Durchfließen
bei größeren Seen (schon vom Rang des Bodensees, 9 bis 10 d.m.) nicht die Rede
sein kann; es sind Seen mit Zufluß und Abfluß, und beiden sehr großen Seen
dieser Art (Baikal, Ladoga) erhält der Abfluß in der Regel einen neuen Namen (vgl.
auch §. 112).
4 Eines der Ostseehaffe heißt ausdrücklich „frisches" Haff, d. h. Süßwafserfee; das
größte Haff ist der Maracaibo-See (') an Südamerikas Nordküste.
5 Sie sind „Läuterungsbecken" für Gebirgsflüfse, wo diese Ueberschwemmungswasser
und grobes Geschiebe aus dem Gebirg absetzen; meist durch große Tiefe ausgezeichnet
(bis über 1000 F. in den europäischen Alpen, woher der Name, so daß der Grund manch-
mal unter dem Meeresspiegel liegt, wie der des Maggiore), gehören sie auch zu den
wegen Naturschönheit gefeiertesten Gegenden der Erde. Wo solche Alpenseen fehlen,
ist die ganze Fußregion Sumpfland, wie das Tarai in Indien am Fuß des Himalaja
(§■ 21).'
Iii. Die Bewohner der Erde, insbesondere die Menschheit.
§. 28. Belebung der Erdoberfläche. — Unter Bewohnern der Erde
begreift man überhaupt die lebendigen oder organischen Wesen, Vorzugs-
weise zwar die Menschen, sonst aber nicht bloß die Thiere, welche sich größ-
tentheils, wie jene, frei von einem Ort zum andern bewegen, sondern
auch die meist am Erdboden festgewachsenen Pflanzen, welche den größten
Theil des Landes bedecken (§. 30). Aber nicht nur das Land, und zwar
bis in die äußersten schneebedeckten Höhen, sowie bis in unterirdische Höhlen,
sondern auch das Meer ist von Pflanzen und Thieren bewohnt, und zwar
von den Thieren in verhältnißmäßig größerer Menge und Mannigfaltigkeit
als von den Pflanzen l. Auch erstreckt sich das Leben im Meer nicht nur
in unbeträchtliche Tiefen (f.200 bis 2000 F. oder 400 bis 650 Mtr.i, wie
man bis in die neueste Zeit geglaubt hatte, sondern bis in die eiskalten
(§. 20) Räume von 12000 F. (gegen 4000 Mtr.) und mehr Tiefe, nur
daß mit der Temperatur auch die Belebung allmählich abnimmt und ver-
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lichem Einfluß auf das Klima der Gegenden, wo sie treiben, und der Kü-
sten, an welche sie treiben.
' In keinem Fall darf man sich das „Eismeer" so vorstellen, als ob von einer
gewissen Gränze an das Meer rund herum bis an den Pol eine beständige und ununter-
brochene Eisdecke hätte. Wenn dagegen allerdings die Küsten der Hauptsitz der Meer-
eisbildung sind, so bilden sich doch bei gehöriger Kälte auch im offenen Meer große
Treibeistafeln (zunächst aus fchlammartigem Eis) und aus diesen durch Anhäufung
ganze Eisfelder (Packs), welche immerhin nur riesige Schollen im offenen Meer, wohl
aber zusammenhängende Massen zwischen Nachbarküsten sind.
2 „Das Nordpolar eis erfüllt alle Frühjahre die Hudsons- und Bassins-
bat), fowie die Hudfons- und Davisstraße (letztere zum Theil), bildet eine unregelmäßige
aber zusammenhängende Linie von Neufundland über Grönland, Spitzbergen nach No-
waja Semlja und schließt sich hier an die Küsten der alten Welt an, um weiter oft-
wärts auch die der neuen Welt zu belagern". Dabei weichen übrigens zwischen Grön-
land und Island die Eisschrankm am weitesten nach Norden zurück, und umgürten nur
ausnahmsweise auch Island.
3 Ja, theils diese Erfahrung über die verhältnißmäßige Eisfreiheit des weiten
Polarmeers, theils die vermutlich höhere Temperatur am Nordpol (§. 53) stellen die
Erreichung des Nordpols immerhin in Aussicht, während der Südpol ungleich
unnahbarer ist (§. 58); bis jetzt übrigens kein Erfolg, obwohl namentlich die deutfchen
Nordpolfahrten der neuesten Zeit dieses Ziel ausdrücklich sich gesetzt hatten.
4 Die Ansicht der ständigen Eismassen mit ihrem Abfall zum flüssigen Meer,
ihren Unebenheiten und vollends mit den darüber sich lagernden Nebeln und Wolken,
gleicht aus der Ferne oft so täuschend dem Anblick von Land, daß auf solcher Verwechs-
lung ohne Zweifel manche Angaben über Polarland beruhen.
§. 56. Polarleben. — Das Pflanzenreich verarmt in der Polarzone
(wie am Abhang der Schneegebirge §. 29) immer mehr und bringt zuletzt
nur noch Gewächse der untersten Familien (Moose, Flechten) hervor. Die
Polarg ranzen der Bäume und Cerealien berühren bereits die kalte Zone
wenig mehr; die Bamngränze bewegt sich nämlich in der Nordpolarzone
zwischen 6t) und 70" Weiter erstrecken sich Gräser, Steinbrecher (Saxi-
fragen), Beerensträucher und Alpenkräuter, verschwinden aber bald vor den
immer mehr überhand nehmenden Moosen und Flechten, womit die
Länder dieser Zone wie überzogen sind, und wovon doch einige einen Handels-
artikel bilden (Arzneimittel). — Etwas anders verhält es sich mit der Thier-
welt. Zwar daß die vornehmlich auf die Pflanzenwelt angewiesenen Thier e
des Landes von den untersten bis zu den höchsten Klassen aufhören, ver-
steht sich, so insbesondere unsere meisten Hausthiere, welche so gut wie
Reptilien und Jnsecten fehlen. Indessen ist nicht nur der allverbreitete
Hund da, welcher in dieser Zone Zugthier wird, sondern auch als eigen-
thümlich das von Moosen lebende Rennthier und das größte Raubthier des
Landes, der gut schwimmende Eisbär; sowie kleinere Thiere aus verschiedenen
^äugthiergattungen, deren Felle einen bedeutenden Handelsartikel 'bilden,
und eben die geschätztesten dieser Pelzthiere gehören den Polarländern
und angränzenden Ländern der Mittelzone ganz besonders an, sowie Wasser-
Vögel mit dem feinsten Flaum (Eiderdaunen). — Allein das Meer (an
das schon die Küstenbewohner Eisbär und Eidergans erinnern) entwickelt
noch einen bedeutenden Reichthum an Thiereir (auch nach Artenmenge), und
diese Seethiere der Polar Welt spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle
im Handel (theils wegen der Häute und Pelze, theils wegen des Thrans
und Fleisches, wozu noch das Fischbein kommt). Hieher gehört die arten-,
reiche Robben-Ordnung; der Riese des Oceans, Walfisch, nebst anderen
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- Autor: Reuschle, Carl Gustav
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- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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54 Zonen und Erdtheile.
bilden. Unter ihren zahlreichen Gattungen erinnern z. B. die Dattel-, Kokos-, Sago-,
Oel-, Areka-Palme mit ihren Namen an die mannigfaltigen Handelsproduete.
2 Unter manchen Arten mit uneßbaren Früchten oer eigentliche Pisang (Paradies-
feige) mit feigen- oder gurkenförmigen Früchten, welche sich getrocknet so lange halten
als Brodkorn, und verhältnißmäßig wenig Land erfordern, denn ein Rauni für loäü
Pfd. Kartoffeln liefert 9000 Pfd. Bananen.
3 Der Affenbrotbaum (Adansonia, Baobab), der dickste aller Bäunie (Durch-
Messer von 30 F., über 9 Mtr.), zugleich niedrig welcher Tausende von Jahren alt
werden soll; der in eine ganz andere Familie gehörige eigentliche Brodfrucht bäum,
dessen mehlige Früchte ein wenig Feuer in eine Art Semmeln verwandelt <3 Bäume
nähren einen Menschen). Der Milchsaft des Kuhbaumes (in Venezuela) hat auf-
fallende Ähnlichkeit mit thierischer Milch und ergießt sich reichlich aus dem verletzten
Stamm; der Butterbaum (Schibaum in Guinea) liefert aus seinen Fruchtkörnern
einen haltbaren butterartigen Stoff.
4 Denn Alles was sonst Pflanzengewürz und Würzpflanze heißt, muß gegen jene
bekannten Stoffe zurücktreten, welche gewisse Tropenpflanzen aus sehr verschiedenen Fami-
lien (bald Bäume, bald Sträucher, auch Schlingpflanzen) und mit sehr verschiedenen
Theilen (Rinde, Blüthe, Früchte, Samen, Wurzel) gewähren, wie Pfeffer, Piment,
Ingwer, Zimmt, Muskatnuß, Gewürznelke, Vanille.
§. 48. Tropengebirge. — An den tropischen Gebirgen folgen
sich die Pflanzenregionen {§. 29) in falzender Ordnung nach der ge-
wohnlichen (Humboldt'schen) Bezeichnung: 1) Palmen und Bananen, 2)
baumartige Farne und Feigenwülder, 3) immergrüne Laubhölzer, 4) euro-
päische oder sommergrüne Laubhölzer, 5) Nadelhölzer, 6) Zwerggesträuch
und Alpenkräuter. Die Baumgränze liegt durchschnittlich 12009 F. (3990
Mtr.) hoch, die Palmengränze 3099 F. (975 Mtr.), in welcher Höhe
überhaupt die eigentlichen Tropenpflanzen allmählich verschwinden. Der
allmähliche Umsatz der Flora erfolgt in der Art, daß, während alle die-
jenigen Pflanzenfamilien, welche in den Tropen ihr Größtes haben, mit der
Höhe an Artenreichthum abnehmen, zugleich diejenigen zunehmen, deren
größte Entfaltung außerhalb der Wendekreise stattfindet; sowie daß, nachdem
endlich die specifischen Tropengewächse ganz verschwunden sind, nunmehr
diejenigen Familien der gemüßigten Zone auftreten, welche in der Ebene
der heißen Zolle ganz fehlen. — Die Pflanzenregionen der Tropengebirge
entsprechen allerdings im Allgemeinen der Pflanzenverbreitung nach der
Breite oder in den einzelnen Zonen (sammt den Unterabtheilungen der
Mittelzone §. 59)Allein von Gleichheit kann keine Rede sein, nicht nur
vermöge des Grundsatzes von der Entlegenheit (§. 29), sondern auch schon
deßhalb, weil die Bedingungen nicht dieselben sind. Denn, abgesehen von
dem Unterschied des Bodens und Terrains (Gebirgsabhang und plattes
Land), ist ja der Sonnenstand in den Hochregionen der Tropen
ein ganz anderer als in höheren Breiten, indem dort kein bedeutender
Unterschied der Jahreszeiten stattfindet, sondern nur eine durchgängig niedri-
gere, aber sich ziemlich gleichbleibende Temperatur-.
' Man theill wohl auch die 3. und 6. obiger Regionen nochmals und gibt ihnen
geradezu die Zonennamen: I) äquatoreale, 2) tropische, 3) subtropische der Myrten und
Lorbeeren, 4) warme gemäßigte der immergrünen Bäume, 5) kühle gemäßigte, ß) subark-
tische, 7) arktische der Rhododendren (Alpenrosen), 8) polare der Alpenkräuter und Schnee-
algen. — Es versteht sich, daß hierin auch die Regionen der Gebirge in mittleren und
höheren Breiten enthalten sind (§. 46,4).
2 Der sogenannte „ewige Frühling" der tropischen Gebirgsregionen in Höhen von
6 bis 10 T. F. (1950 bis 3250 Mtr.). Daher auch in der That eigenthümliche Flo-
ren, z.b. die hochjavanische (§. 79); sowie die Erscheinung, daß in den Anden eben da,
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124 Zonen und Erdtheile.
großartigen Katarakten, mit welchen der Strom seinen Oberlauf beschließt,
als die riesenhafte Deltabildung mit den Alluvialsümpfen voller Baum-
stamme und Wasserthiere, gehören zu den merkwürdigsten Stromerschei-
nungen 4.
1 Die Pampas sind übrigens ungleich steppenartiger mit häufiger Dürre, Distel-
Wäldern, Salzseen und Salzflüssen, worunter manche den Weg zum Meer nicht finden
«„Salmas"); auch bieten sie das Größte von den verwilderten Heerden (Rinder und
Pferde §. 103). Ihnen stehen zunächst die Llanos oder die Grasflächen am Orinoco
und Marannon zur eiite, welche in der trockenen Jahreszeit verdorren. — Dagegen
sind die Savannen (Prärien) der Union, welche jetzt bereits in das Land der Stna-
ten reichen, nur theilweise waldlos, besonders die niedrigen nassen (ehmalige Seen); die
höheren dagegen sind Wicsengrund, von Wäldern umgeben (zum Theil durch Wald-
brände entstanden) , mit mehr als 20 F. (61 '2 Mir.) dicken Schichten von Pflanzenerde,
in den Wäldern schwarz wie Kohlenlager. Anbau und Colonisation haben den oberen
Mississippi bereits überschritten, und gegenwärtig ist kaum mehr der Missouri die Gränze
der Indianer und ihrer Jagdgebiete.
- Buenos-Ayres und Montevideo, außerdem Assuncion im Innern. An Mississippi
und Olsio: Neworleans, St. Louis, Louisville; Cincinnati, Pittsburg u. s. w.
3 An Wassergebiet (55000 Q.m.) steht er dem Mississippi nicht viel nach, wohl
aber an .Stromlänge, welche nur 500 M. beträgt; der Paraguay mit seinen grauen-
vollen Ueberschwemmungen mißt 260 M. bis zur Vereinigung mit dem Parana, und
dieser läuft zuerst 110 M. im brasilischen Hochland, woraus er 20 M. weit Strom-
schnellen und Wasserfälle bildet („Salto grande" der größte, wo der zuvor '/* M.
breite Strom aus ein paar Hundert F. sich verschmälern soll).
4 Zu dem großartigen Durchbruch (die „Gates") zwischen mehr als 1000 F. (325
Mtr.) hohen Felsenwällen kommen später, da wo außer den Blackhills das Felsenplateau
zwischen den beiden Strömen herantritt, Wasserfälle (die „Gros-Fells"), welche mit dem
Niagara wetteifern sollen (zusammen 360 F., 116 Mtr., senkrechter Fall, höchster gegen
90 F., 29 Mtr., Strombreite c. 1000 F., 325 Mtr.). — Das M i s s i s s i p p i d e l t a
ist gegenwärtig das Ausgezeichnetste, was die Erde von Bildung neuen Landes durch
Erhöhung des Bodens und Wachsthum ins Meer hinaus bietet. Die Fläche, halb
Wasser halb Land, wo diese Bildung vermöge des Flußgeschiebes, der Baumstämme
und Thierreste vor sich geht, ist 16 bis 20 M. breit und 75 M. lang (zum größeren
Theil jährlich mehrere Monate lang ganz unter Wasser); besonders merkwürdig ist die
meerwärts wachsende Landzunge, welche der Hauptmündungsarm als sein Ufer bildet. —
Periodische Anschwellungen im Frühjahr, an verschiedenen Stellen von Nord
nach Süd, von 15 bis gegen 50 F. <4'/2 bis 16 Mtr.), die das niedrige Land meilen-
weit überschwemmen. Auch dieser Strom hat in dem langen Tieflandslauf ein geringes
Gefälle, doch ungleich stärker als beim Amazonas, Höhe bei St. Louis (320 M. von
der Mündung) 340 F. (110 Mtr.).
§. 112. Der Lorenzftrom und die Seenregion. — Das Lorenz-
system mit seiner ostwestlichen Erstreckung von etwas über 200 M. bildet
ein nordamerikanisches Gegenstück zu dem gleichgerichteten Marannonsystem,
ungleich kürzer und schmäler, steht aber in seiner Art nicht minder einzig
da. Von dem etwa 18000 Q.m. betragenden Gebiet sind gegen 5000
mit Wasser bedeckt, in den 5 großen Seebecken, welche stufenartig (übri-
gens jedenfalls nur 4 Stufen) über einander sich erheben, oder vielmehr 2
durch den hochberühmten Niagarafall geschiedene Hauptstufen Hilden'.
Das vielgegliederte Süßwassermeer bildet eine Anzahl von Straßen
und Baien, sowie von Landengen (mit den Abflüssen) und von Halbinseln
(Landzungen), auch Inseln, theils zu Kanada, theils zum Unionsland ge-
hörig Nur ein Trageplatz (§. 25) scheidet den obersten Zufluß des
Superior von den Zuflüssen des Winnipeg und damit überhaupt von den
nordwestlichen Seen der großen Seenregiou, die größtentheils mit ein-
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132 Zonen und Erdtheile.
lauter fast gleichen untermeerischen Höhen voraussetzen würden. Diese können aber ur-
sprünglich so verschieden gewesen sein, als man. will, wenn man annimmt, daß vermöge
einer allgemeinen Senkung ein Gipfel nach dem anderen unter den Meeresspiegel gelangt
und sofort durch die Korallen wieder emporgewachsen sei.
§. 118. Der Erdtheil Australien. — Wie alle südlichen Erdtheile,
so ist auch Australien 1 fast ohne wagrechte Gliederung und als seine Glieder
lassen sich eigentlich bloß die beiden Gestadeinseln Neuguinea (mit der
daran sich anschließenden Inselkette) und Tasmanien (Vandiemensland)
betrachten. Dagegen ist N e u s e e l a n d zu weit entfernt, steht auch in jeder
Hinsicht eigenthümlich und selbständig gegenüber (§. 18,4), und der einzige
tief einschneidende Meerbusen, Carpentariagolf, hat keine entschiedene
Halbinselbildung zur Folge2. Mit jenen Inseln mißt der Erdtheil etwa
155000, der kontinent für sich 139000 Q.m, bei einem Küstenumfang
von 1940 M. (also 1 M. Küste auf 72 Q.m.), einer Erstreckung durch
42 Längengrade oder 550 M. (längste Linie) und einer Breitenerstreckung
durch 29 72° oder 440 M. — Einen größeren zusammenhängenden Raum
durchaus unbekannten Landes hatte kaum Südafrika aufzuweisen, bis neuer-
dings der ganze Continent nahezu um seinen mittleren Meridian her (vom
Spencersgolf bis zur Vandiemensbay) durchschritten worden ist (Stuart),
wodurch die terra incognita nun in einen kleineren östlichen und einen größeren
westlichen Theil zerfällt, in welche ältere und neuere Expeditionen mehr
oder weniger weit vorgedrungen sind, gewöhnlich an Stein- oder Sand-
wüsten, wafserlosen oder wasserarmen (grasigen) Ebenen endend"'. Das
bisherige Urtheil über die senkrechte Gliederung des Kontinents: daß das
gesammte Innere ein dürres wüstenartiges Flachland ohne Gebirge und
Flüsse, den Bedingungen der Anbaufähigkeit, sei, nur an den Rändern
stellenweise mit vereinzelten Hochländern^ gleichsam verbrämt (hierin das
gerade Gegenstück von Afrika, §. 90), muß nun zwar insofern modificirt
werden, als jene große Durchreise auch «obschon sehr mäßige) Bergzüge im
Innern kennen gelehrt hat, aber nur wenig, sofern sie und die späteren
Reisen im Innern keinen Fluß von einiger Bedeutung getroffen haben, son-
dern nur die gewöhnlichen „Creeks" in meist flachen und dürren Räumens
Das bedeutendste jener Küstengebirgsländer ist das südöstliche, die sogenann-
ten „australischen Alpen", und hier befindet sich auch das größte perennirende
Stromsystem des Darling-Murray (oder Gulba)westlich davon ein
großes System seichter, sumpfiger, theilweise oder zeitweise trockener Seen,
das Torrensbecken7. — Das Klima zeichnet sich durch Gleichförmigkeit
und Trockenheit aus; obwohl die größere Hälfte des Erdtheils der ge-
mäßigten Zone angehört, hat doch nur der äußerste Süden, besonders der
Südosten nebst Tasmanien, ein gemäßigtes und glückliches Klima. Höchst
eigenthümlich, aber auch einförmig, ist die australische Flora und Fauna
(§. 116), keineswegs aber die Meeresfauna an den Küsten — Die ein-
heimische Bevölkerung, zu den Auftralnegern gehörig (Harafuren §. 116),
isi nach Anzahl gänzlich unbekannt, aber jedenfalls äußerst dünn, physisch
und geistig verkümmert und der Cultur unzugänglich wie kaum ein anderes
Volk, stets noch nackte Wilde der untersten Stufe (§. 34), die dem Unter-
gang entgegengehen. Dagegen ist die Menge der europäischen Ansied-
ler in bedeutender Zunahme begriffen, bereits i1,! Mill. (ohne Neuseeland,
aber mit Tasmanien) in den verschiedenen britischen Kolonien, welche