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1. Beschreibende Geographie - S. 15

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
Höhen und Tiefen des Landes. 15 (oder Pariserfuß §. 1) sie über den Meeresspiegel hervorragen, ihre Meeres- höhe (Höhe schlechtweg, absolute Höhe), neben welcher sodann die relative Höhe mancher Landestheile oder ihre (beziehungsweise) Erhebung über die nächste Umgebung in Betracht kommt. Selten hat ein größerer Landesraum überall die nämliche Höhe, gewöhnlich handelt es sich daher um seine mittlere Höhe, d. h. die Höhe, welche sich bei gleicher Verthei- lung der Masse über den ganzen Flächenraum ergäbe, eine schwierige Be- stimmung, welche man aber selbst auf das gesammte Land der Erde ange- wendet hat (§. 19)1. Land, welches nach seiner absoluten mittleren Höhe wenig über den Merresspiegel hervorragt, heißt niedrig (Niederung, Tief- land), im entgegengesetzten Fall hoch (Höhung, Hochland)-; Land, dessen benachbarten Theilen keine oder nur geringe relative Höhe zukommt, heißt flach (Ebene), im entgegengesetzten Fall gebirgig (Gebirge). — Das ebene Land ist entweder hoch oder niedrig, nämlich nach seiner absoluten mittleren Höhe, wornach man Hochebenen und Tiefebenen unterscheidet. Beide Arten von Ebenen sind häufiger wellige Flächen (d. h. mit leichten Uneben- heiten) als völlig ebene Flächen (Ebenen im eigentlichen Sinn). Die vollkommenen Ebenen selbst aber sind ungleich häufiger geneigte (schiefe) als tu et gr echte Ebenen; bei diesen haben alle ihre einzelnen Theile, wie entfernt sie auch von einander sich befinden mögen, die gleiche absolute Höhe; bei jenen findet, nach einer oder auch nach mehreren Richtungen zugleich, eine ganz allmähliche Senkung statt, so daß zwar nicht benachbarte, wohl aber entfernte Theile derselben in der absoluten Höhe sich bedeutend unter- scheiden können. — Da in einem Tiefland nicht wieder beträchtliche Höhen- unterschiede seiner einzelnen Theile vorkommen können, so gilt gemeinhin Tiefebene und Tiefland als gleichbedeutend ^ Einen besonderen Fall von Tiefland bilden einige vereinzelte Landestheile, welche ausnahmsweise niedriger als der Meeresspiegel sind; Einsenkungen im Binnenland, welche . beträchtlich unter demselben bleiben, heißen schlechtweg Erdsenken (Depres- sionen); außerdem kommt in niedrigen Küstenländern die Erscheinung vor, daß die Küste selbst einen erhöhten Wall bildet, von welchem aus das Land sich abwärts wölbt, mitunter selbst etwas unter den Meeresspiegel 4. — Unter Hochland dagegen sind 2 wesentlich verschiedene Landesformen begriffen: Hochebene oder Plateau (d. h. eigentlich Hochplatte), auch Tafelland genannt, und Gebirge (Gebirgsland). Beide haben eine bedeutende (mittlere) absolute Höhe als gemeinschaftliches Merkmal, unterscheiden sich aber in der relativen Höhe ihrer einzelnen Theile, die in einem Gebirg, als einem In- begriff von Bergen und Thälern, sehr bedeutend ist und rasch wechselt, während leichtere Thaleinschnitte auch im Plateau häufig vorkommend — Der Uebergang von den höchsten Erhebungen des Landes zu den niedrig- sten Theilen oder zum Meer selbst findet entweder plötzlich statt, Steil ab- fall ohne Uebergangsformen (mit den größten Unterschieden in relativer Höhe), oder allmählich in stufenweiser Abdachung, indem Hochländer- niedrigerer Art die Mittelglieder zwischen den höchsten Erhebungen und dem Tiefland bilden, welche insofern Stufenländer heißen (Terrassen, eigent- lich Mittelstufen)^. In der Regel unterscheiden sich die Abdachungen eines Hochlands (höherer oder niedrigerer Art) nach beiden Seiten so, daß auf der einen die steile kurze, auf der anderen die sanfte lange Abdachung stattfindet und dieß findet selbst auf die ganze Erde Anwendung (§. 19)7. Die verschie-

2. Beschreibende Geographie - S. 62

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
62 Zonen und Erdtheile. aus der Ordnung der Wale, dieser zu den Säugethieren gehörigen Fische; Meervögel von kleinen Sturmvögeln bis zu den riesigen Albatrossen und Pinguinen; Fischgattungen, bei ihrer ungeheuren Menge (Fischbänke) von größter Bedeutung (Höring, Stockfisch), als Hauptnahrung der größeren Seethiere sowie der menschlichen Bewohner der Polarzone und große Han- delsartikel2.— Da endlich die Seethiere, von welchen die meistens fleisch- fressenden Bewohner der Polarmeere sich nähren, zuletzt (mit den Mollusken) aus Pflanzennahrung angewiesen sind (§. 29): so muß die Seegras- Vegetation der Polarmeere wohl bis in sehr hohe Breiten beträchtlich sein, was sich auch nach dem Umstand erwarten läßt, daß erst jenseits der mittleren Breiten, also bereits im kälteren Strich der Mittelzone, die unter- meerischen Pflanzen die größte Fülle entwickeln 1 Am weitesten polwärts erstrecken sich Birken und Kiefern unter den Bäumen, Gerste und Hafer unter den Cerealien; all das gedeiht aber jenseits des Nordpolarkreises nur in den günstigen Meridianstrichen (§. 53), und das Baumwerk ist bereits zwerghaft geworden (gleich den Palmen der Mittelzone). 2 Uebrigens gehören auch manche Gattungen den wärmeren Meeren an (Delphin, Manati), und die Walfische, die kleineren Polarfische, sowie die meisten Polarvögel sind W a n d e r t h i e r e, welche Winters tief in die gemäßigte Zone streifen , Sommers aber in die hohen Breiten sich zurückziehen (daher z. B. der Walfischfang nicht auf die Polar- zone beschränkt ist). Ueberhaupt sind die Polarkreise keineswegs die Gränzen der auf- gezählten Polarthiere, und manche derselben gehören mehr nur den hohen Breiten der Mittelzone an. 3 So zeigt sich an den Küsten der Insel Sitcha (an der Westküste Amerikas in 57" N. B.) diese eigenthümliche Pflanzenwelt dem Taucher in üppigster Fülle, „indem gleich einem Urwald Pflanze an Pflanze sich dränge, alle zwar zu einer Familie (der Algen oder Tange, Seegras) gehörig, aber ausnehmend formenreich und farbenbunt, mit Riesenblättern von 30 bis 40 F. (9 bis 13 Mtr.) und sadenartigen Stengeln von 50 F. (16 Mtr.) Länge". Aehnliches berichtet man von der Umgebung der Jalklands- inseln auf der südlichen Halbkugel. §. 57. Der Polarmensch. — Während die Südpolarländer, wie es scheint, ohne alle menschlichen Bewohner sind, besitzen die Nordpolarländer bis in hohe Breiten eine zwar spärliche, aber doch ständige Bevölkerung. Sie sind von niedrigem Wuchs, schmutzfarbiger Haut, minder schönen Zügen und bilden (körperlich betrachtet) eigentlich einen eigenen Menschenschlag \ welchem Lappen, Samojeden, Tschuktschen und Eskimo, die Hauptbewohner des arktischen Länderkranzes, gleichmäßig angehören, wenn sie auch dabei verschiedene» Sprachfamilien zuzutheilen sind (namentlich die beiden ersten der finnischen). In Nahrung auf Fleisch (vornehmlich Fische), in Kleidung auf Thierfelle, in Wohnung auf Höhlen und Erdhütten angewiesen, unfähig des Ackerbaus und der Industrie, entblößt von allen Reizen des Lebens, stehen die Polarvölker auch geistig auf einer sehr niedrigen Stufe, und die Cultur hat in dieser Zone nie eine Stätte ausschlagen können, obwohl sie nunmehr durch europäische Ansiedlung an und selbst über ihre Gränzen vorgedrungen ist. * Man hat ihn auch schon-mit eigenem Namen „hyp e rb o r ei s che Rasse" be- zeichnet, gewöhnlich aber ordnet man ihn der Mongolrasse unter (§. 32). §. 58. Polarreisen. — Theils geographische, überhaupt Wissenschaft- liche Zwecke, theils Handelsinteressen veranlassen häufige, die letztern regel- mäßige jährliche Seereisen in die Polarmeere, wobei sich manche sonst unbewohnte Küste oder Insel (Spitzbergen) zeitweise mit Ortschaften aus

3. Beschreibende Geographie - S. 35

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
Wüste, Wildniß, und Culturland. 35 man, neben der Unterscheidung der tropischen, gemäßigten und polaren Faunen überhaupt, verschiedene zoologische Reiche nebst Provinzen derselben oder Hauptfaunen auf- gestellt. — Deßhalb kann man auch aus den Floren und Faunen von Inseln auf ehemaligen Zusammenhang oder Nichtzusammenhang mit dem nächsten Kontinent schlie- ßen (§. 18); deßhalb ist ferner Flora und Fauna von längst isolirten Inseln, oder kleineren Kontinenten wie Australien, nicht nur minder mannigfaltig, sondern auch von alterthümlichem Gepräge. ^ Von Heimat (Vaterland) ist Standort (Aufenthaltsort) zu unterscheiden; letzteres bezeichnet bei Pflanzen die Bodenart (Thon-, Kalk-, Sandboden u. s. w.), Wald, Heide, Steppe (§. 30), Wasser (Sumpf, Fluß, Meer u. s. w.) und andere Pflanzen (Schmarotzergewächse), wo sie ausschließlich wachsen oder am besten gedeihen; bei Thieren ähnlicherweise Land (über, unter dem Boden, Wald, Gebirg u. dgl.), Wasser, Luft, Pflan- zen und andere Thiere (Eingeweidethiere), wo sie zu leben pflegen. §. 39. Wüste, Wildniß und Culturland. — Während auch Thiere der unteren und untersten Klassen in ungeheuren Mengen, zusammenleben, zumal die Meerthiere (Bänke von Schalthieren, Riffe von Korallen): gehört die auf der pflanzlichen Geselligkeit beruhende Pflanzendecke des Lan- des, deren Voraussetzung die Bodenbildnng (§. 9) ist, zu den wichtigsten und bezeichnendsten Merkmalen desselben. Große Strecken Landes sind bald gleichmäßiger, bald mannigfaltiger von wildwachsenden Pflanzen bedeckt, sei es von Bäumen, die Wälder; sei es bloß von einjährigen Gewächsen (Gräsern, Kräutern, Moosen u. s. w.) ohne Bäume: nämlich einerseits die nassen Moore (mit Vorherrschen der Moose)\ anderseits die trockenen Fluren (mit Vorherrschen der Gräser), ein Name, unter welchem passend Triften, Heiden und Steppen2 zusammengefaßt werden. Solchen Pflanzen-Wildnissen gegenüber, welche am ausgedehntesten und zugleich am üppigsten in: tropischen Amerika vorkommen, steht einerseits das Cul- turland des Menschen, welchem vorherrschend ehemaliges Waldland zu Grunde liegt, anderseits das ganz oder beinahe pflanzen lose Land, wo entweder beständiger Frost (die Eis- und Schneefelder der Polorzone und der Hochgebirge) oder Wassermangel (die Wüsten, §.21) den Pflan- zenwuchs verhindert. — Beruht die Pflanz enlosigkeit der Wüste auf absolutem beständigem Wassermangel, so liegt der Baumlosigkeit des Steppenlandes ein relativer und zeitweiser Wassermangel zu Grunde, so daß am Ende zwischen Wüsten (resp. Halbwüsten) und Steppen (resp. Trif- ten) nur ein gradweiser Unterschied besteht, nach dem Grad der Dürre und des Bodenmangels; während daswaldland und das auf ihm be- ruhende Culturland reichliche und nicht durch längere Zeiträume von Dürre unterbrochene Wasserzufuhr voraussetzt 3. An den Gebirgen liegt in der Regel über der niedrigeren Waldregion, deren unterster Theil zur Cul- turregion werden kann, eine höhere Triften- oder „Alpen"region, welche zuletzt in die Schneeregion übergeht. 1 Moore (Moräste, vgl. §. 21) sind Landstriche mit überwässertem sumpfigem Bo- den, wo die Pflanzendecke (Gräser und besonders Moose; daher auch „Moos" gleichbe- deutend mit Moor) über das Wasser vorherrscht, mit deren Vermoderung im Wasser häusig Tor fbildung verbunden ist (Torfmoore), während beim Sumpf das Wasser über die Pflanzen (Sumpfpflanzen) vorherrscht. * Steppe ist eigentlich nur das russische Wort für baumlose unangebaute Flächen, also für das, was wir Heiden, Oeden nennen. Salzreicher Boden, welcher die Vegeta- tion sehr beschränkt, bezeichnet die besondere Art der Salzsteppen (Salzwüsten), aller- dings der gewöhnliche Fall in Asien oder da, wo der Name Steppe gebräuchlich ist, weß- halb mit dem russischen Wort dieser Nebenbegriss sich verbindet und deßhalb Heide und 3 *

4. Beschreibende Geographie - S. 36

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
36 Die Erdoberfläche überhaupt. Steppe bei uns häufig in verschiedenem Sinn genommen wird. Indessen wird der Name Steppe fast ebenso oft für jede Grasflur von großer Ausdehnung gebraucht, also auch für die australischen und amerikanischen, wo wieder besondere einheimische Namen üblich find: „Prärien" und „Savannen" in Nordamerika, „Llanos" und „Pampas" in Südamerika. 3 Flußufer in den Steppen find meistens von Bäumen begleitet. Viele Steppen, besonders in heißen Ländern, verdorren in der trockenen Jahreszeit und sind nur grün in der nassen, die „Halbwüsten", wie nicht nur die Karru in Südafrika, sondern auch die Llanos in Venezuela, die syrisch-arabische „Wüste" (allein dort mit üppigstem Gras- wuchs, hier nur mit schwachem Anflug). Je weiter ein Land von dem Meer entfernt ist, von welchem es, vermöge der herrschenden Winde, seinen Regen bezieht, desto mehr prägt sich die Wüste aus (so die westliche Sahara); anstatt großer Entfernung hat aber auch die Zwischenlage eines Gebirgs die gleiche Wirkung, indem dieses den Regenwind austrocknet l§. 23, so an der peruanischen Küste und am großartigsten in Australien). §. 31. Die Menschheit. — Der Mensch bildet keineswegs die zahlreichste, aber die verbreitetste (so zu sagen heimatloseste) Gattung unter den Bewohnern der Erde und gehört zuletzt als eigene Gattung lind Ord- nung (§. 28) in die Klasse der Säugethiere. In jeder anderen Thiergat- tung sind die Individuen nur mehr oder minder vollkommene Exemplare derselben, bei der Menschengattung sind sie Personen. Durch die Persön- lichkeit, was im Grunde dasselbe bezeichnet wie die vernünftige Anlage, die sich zunächst in der Sprache offenbart, stehen sich die Menschen auf der einen Seite gleich, auf der andern Seite aber beruhen alle Ungleichheiten der Menschen in ihrer gegenseitigen Stellung znletzt darauf, daß Einzelne ihre Persönlichkeit durch ein höheres Maß von Begabung in höherem Grade geltend machen und sich über die „Menge" als Helden und Weise, als Talente und Charaktere, als theoretische und praktische Größen (Genien) er- heben'. — Die Urgeschichte der Menschheit liegt noch in tiefem Dunkel und die Frage nach der „Heimat" des Menschen, d. h. ob er sich von einem einzelnen Raum der Erdoberflüche aus über die übrige Erde verbreitet habe, und von welchem, ist eine offene, welche sich noch mit der Frage nach der eigentlichen Bedeutung der sogenannten Menschenrassen (§. 32) ver- wickelt 2. — Die Anzahl der gegenwärtig auf der Erde lebenden Menschen darf man zu wenigstens 1399 Millionen annehmen 3. Nur wenige größere Landesräume (Polarinseln) sind von Menschen gänzlich unbewohnt; selbst die großen Sandwüsten und Steppen, sowie die meisten Nordpolarländer sind spärlich, oder wenigstens zeitweise bewohnt. Aber es gibt außerordent- liche Unterschiede im Grad der Bevölkerung oder in der Volksdichtigkeit, von den entvölkertsten (wie Sibirien, Hudsonien, Australien) bis zu den bevölkertsten Räumen (wie Niederchina, Bengalen, England, Niederlande und manche Theile von Deutschland, Frankreich und Italien) 4. 1 Mit dem letzteren Namen Genius (Genie) bezeichnet man eben den höchsten Grad persönlicher Begabung, die sich denn auch im weitesten Kreise geltend macht. — Die ver- schiedenen Länder und Völker (§. 33) der Erde unterscheiden sich sehr in der Menge der aus ihnen hervorgegangenen Talente und Genien, und deßhalb sind die großen Per-- sonen nam en, wie zunächst geschichtlich und zwar im Verhältniß zu ihrer Zeit, so auch geographisch hinsichtlich ihrer engeren und weiteren Heimat. 2 Es fragt sich dabei ferner, ob dicß bloße Rassen oder Arten seien (§. 28, A. 4) und ob nicht die ältesten derselben wieder untergegangen feien; und während man die „Heimat" des Atenschen gewöhnlich in Asien zu suchen pflegte, so darf man dabei jetzt selbst an untergegangene Continente (§. 12) denken. 3 Die Schätzungen schwanken zwischen kaum 900 und mehr als 1400 Mill., was

5. Beschreibende Geographie - S. 78

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
78 Zonen und Erdtheile. großen). Ueber 6000 F. <1950 Mir.) wenig feste Wohnsitze ganzer Genieinden mehr (Dorf St. Veran im Tauphine 6080 F., 1975 Mir., Jus am Septimer 6730 F., 2190 Mtr.); wohl aber einzelne Wohnungen auf Pässen (Bernh ardh o spi z 7370 g! 2400 Mtr., nicht viel weniger das Fort von 53ria rt§ ort); die höchste Sommer- wohnung Hotel auf dem Faul Horn 8040 F. (2610 Mtr.), der höchste Weideplatz Fluhalpe 7950 F. (2800 Mtr.) in Graubünden, das höchste „Sommerdorf" Finde- l en im Wallis. 3 Von Alters her geläufig sind einige Namen für die einzelnen Alpenmassen, zu- nächst aber nur dem italienischen Gränzrücken entlang: Seealpen, cottische, gra- jische, penninische, l ep o nt inische, rhätische, norische, carnisch e, jul isch e, dinarische (letztere bereits dem Apennin oder zunächst den „ligunschen Alpen"'' ent- sprechend). Man thut aber besser, die einzelnen Theile der Alpen nach den jetzigen Ländernamen zu bezeichnen. 4 Gewöhnlich wird als Gränze gegen den Apennin der Colle di Tenda auf- gestellt (zunächst die Gränze der „Seealpen") oder auch die Straße von Savona (da dann eben die Strecke zwischen beiden St,aßen „ligurifche Alpen" genannt wird); gegen das dalmatische Gebirg aber der Marienluisenpaß (zwischen Fiume und Karlstadt), aber eigentlich sind keine bestimmte Gränzen vorhanden. Ueberdieß verlieren die süd- lichen^ Alpen die Alpennatur eigentlich schon vom Ter gl an (9640 F., 3130 Mtr.) an, so daß der Höhe nach die nördliche als die Hauptkette erscheint, welche ebenfalls undurch- krochen bis gegen Wien zieht, von der südlichen um die Quellen der Drau sich tren- nend. Ueberhaupt verenden (neben jenen Gebirgsanfchlüssen im Westen und Osten) meh- rere Hauptmassen der Alpen in den Ebenen, namentlich in den östlichen (Ungarn), aber auch, nur mit viel geringerer Divergenz, in den westlichen (Provence). * Gegen 40 brauchbare Pässe (zur Hälfte in den Centralalpen) vermitteln den Verkehr in und über die Alpen, darunter die kunstreichen Steinstraßen vom Colle di Tenda bis zum Brenner (der niedrigsten 4260 F., 1380 Mtr., höchste über noch einmal so hoch Mont-Cenis, Gotthard und Splügen mit je c. L500 F. (2110 Mtr.) so ziemlich die mittleren; 2 Doppelpässe: Julier-Maloja, Nauders-Stilss. Die Alpen- eifenbahnen: Semmering 2720, Paß selbst 3060 F., Brenner und Mont-Cenis mit dem Riesentunnel (§. 41); außerdem nach Staatsverträgen bevorstehend die Gotthard- bahn. Alpenübergänge mit Heeren (Hannibal, Napoleon); unter den Römerstraßen der jetzt theilweife zum bloßen Saumthierpfad gewordene große Bernhard 7400 F. (2400 Meter). 6 Die zahlreichen Gletscher (beziehungsweise Eismeere genannt, 600 in 20 Gruppen, 100 d.m. einnehmend, vom M. Biso bis Großglockner, den 2 Eckpfeilern des eigentlichen Hochgebirgs), manche die Hauptquellen bedeutender Ströme (die unter den Moränen, §. 23, mit trübem Wasser hervorbrechen), und die Lawinen mit förmlichen Betten. Die tiefen (800 bis 1200 F. oder 260 bis 390 Mtr.) dunkelgefärbten Alpen- seen (bis über 9 Q.m. Fläche) am Austritt der Thäler auf beiden Seiten in den „Kalkalpen", fischreich wie die Flüsse (mit eigentümlichen Arten). Wasserfälle aller Art und Wildbäche (überschwemmende Waldströme); Erdfälle und Bergschlipfe (der neueste große von Goldau am Rigi 1806, der schon seit Jahrzehnten drohende von Felsberg am Calanda). Nicht seltene Erdbeben (größte: aus älterer Zeit Basel 1356; neuerdings 1855 Vispthal im Kanton Wallis). Winde und Stürme: der Föhn mit seinen Schmelzerfolgen und die entgegengesetzten: Tramontana, Bora. Die hohen Alpenweiden mit ihren würzigen Kräutern, „Alpenregion"; die reichen Wälder an den Abhängen und die üppige Vegetation in den tieferen Thälern, besonders auf der Südseite (wo man in kürzester Zeit aus dem ewigen Schnee nicht nur zu Weingärten, sondern selbst zu Mandeln und Granatäpfeln gelangt). Die sonst in diesen Breiten nicht vorkommenden thierischen Bewohner der Hochregionen (Lämmergeier, Stein- adler, Gemse, Steinbock, Murmelthier). Bergwerke nur im Osten bedeutend, aber Ther- m e n und kalte Mineralquellen in allen Thülen (die Alpenbäder). 7 So besonders die rhätoromanische (ladinische) Nationalität; jede der Haupt- Nationalitäten (Deutsche, Franzosen, Italiener, Slaven) hat zahlreiche Unter- abtheilungen und Schattirungen; unter den 400 Thälern sind die 40 wichtigsten je von einer besonderen und eigenthümlichen Völkerschaft bewohnt, und die Anzahl der Mund- arten geht ins Große. Ueberdieß viele Fremde aus den verschiedensten Nationen.

6. Beschreibende Geographie - S. 32

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
32 Die Erdoberfläche überhaupt. enthalten, die Haffes — Die Seen kommen zwar (gemäß den genannten Beispielen) ebensowohl im Hochland als im Tiefland, im Gebirg wie in der Ebene vor, allein sie sind gleichwohl sehr ungleich über die Erde vertheilt. Es gibt besonders seenreiche Gegenden, so vor allen, nach Menge und Größe der Seen zugleich, das ganze nördliche Flachland von Nordamerika, desgleichen (in kleinerem Maßstab) die ganze Umgebung des baltischen Meers. Auch gehören dahin die Fußregionen mancher (aber keineswegs aller) Hoch- gebirge, deren Ausgangsthäler mit „Alpenseeu" besetzt find \ 1 Während der Kaspi 7400 soder gar 3400) Q.m. mißt, haben gegen und über 1000 O.m. nur noch 4 andere: Aral, Superior, Michigan, Huron; gegen und über 500 noch die 5 Seen: Tsad, Baikal, Sklavensee, Erie, Balkasch; dann folgen (aber erst mit gegen und über 300): Winnipeg, Bärensee, Marncaibo, Ladoga, Ontario, Nicaragua. Die südafrikanischen Seen (§. 96) sind noch zu wenig bekannt, um sie in diesem Ver- zeichniß richtig unterzubringen, wahrscheinlich gehören wenigstens 3 derselben hieher: der Victoria-Nyansa, Albert-Nyansa und der Tanganjika. 2 Es gibt auch Seen (wie die großen ungarischen), welche eigentlich Flußseen sind, aber, wegen Versumpfung ihrer Abflüsse, als Binnenseen erscheinen; der eine dersel- den, der seichte Neusiedler, 1865 ausgetrocknet. Die „H u n g e r b r u n n e n" der Alb; die Gebirgssümpfe (§. 21). — Die Kraterseen und „Maare" der Eifel (der letztere Name bezeichnet eine ähnliche Erscheinung, der aber kein eigentlicher Vulkankrater zu Grunde liegt). — Teiche und Weiher sind künstliche Seen. Periodische Seen (Zirknitz). 3 So drückt man sich gewöhnlich aus obwohl von einem wirklichen Durchfließen bei größeren Seen (schon vom Rang des Bodensees, 9 bis 10 d.m.) nicht die Rede sein kann; es sind Seen mit Zufluß und Abfluß, und beiden sehr großen Seen dieser Art (Baikal, Ladoga) erhält der Abfluß in der Regel einen neuen Namen (vgl. auch §. 112). 4 Eines der Ostseehaffe heißt ausdrücklich „frisches" Haff, d. h. Süßwafserfee; das größte Haff ist der Maracaibo-See (') an Südamerikas Nordküste. 5 Sie sind „Läuterungsbecken" für Gebirgsflüfse, wo diese Ueberschwemmungswasser und grobes Geschiebe aus dem Gebirg absetzen; meist durch große Tiefe ausgezeichnet (bis über 1000 F. in den europäischen Alpen, woher der Name, so daß der Grund manch- mal unter dem Meeresspiegel liegt, wie der des Maggiore), gehören sie auch zu den wegen Naturschönheit gefeiertesten Gegenden der Erde. Wo solche Alpenseen fehlen, ist die ganze Fußregion Sumpfland, wie das Tarai in Indien am Fuß des Himalaja (§■ 21).' Iii. Die Bewohner der Erde, insbesondere die Menschheit. §. 28. Belebung der Erdoberfläche. — Unter Bewohnern der Erde begreift man überhaupt die lebendigen oder organischen Wesen, Vorzugs- weise zwar die Menschen, sonst aber nicht bloß die Thiere, welche sich größ- tentheils, wie jene, frei von einem Ort zum andern bewegen, sondern auch die meist am Erdboden festgewachsenen Pflanzen, welche den größten Theil des Landes bedecken (§. 30). Aber nicht nur das Land, und zwar bis in die äußersten schneebedeckten Höhen, sowie bis in unterirdische Höhlen, sondern auch das Meer ist von Pflanzen und Thieren bewohnt, und zwar von den Thieren in verhältnißmäßig größerer Menge und Mannigfaltigkeit als von den Pflanzen l. Auch erstreckt sich das Leben im Meer nicht nur in unbeträchtliche Tiefen (f.200 bis 2000 F. oder 400 bis 650 Mtr.i, wie man bis in die neueste Zeit geglaubt hatte, sondern bis in die eiskalten (§. 20) Räume von 12000 F. (gegen 4000 Mtr.) und mehr Tiefe, nur daß mit der Temperatur auch die Belebung allmählich abnimmt und ver-

7. Beschreibende Geographie - S. 61

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
Porlarleben. 61 lichem Einfluß auf das Klima der Gegenden, wo sie treiben, und der Kü- sten, an welche sie treiben. ' In keinem Fall darf man sich das „Eismeer" so vorstellen, als ob von einer gewissen Gränze an das Meer rund herum bis an den Pol eine beständige und ununter- brochene Eisdecke hätte. Wenn dagegen allerdings die Küsten der Hauptsitz der Meer- eisbildung sind, so bilden sich doch bei gehöriger Kälte auch im offenen Meer große Treibeistafeln (zunächst aus fchlammartigem Eis) und aus diesen durch Anhäufung ganze Eisfelder (Packs), welche immerhin nur riesige Schollen im offenen Meer, wohl aber zusammenhängende Massen zwischen Nachbarküsten sind. 2 „Das Nordpolar eis erfüllt alle Frühjahre die Hudsons- und Bassins- bat), fowie die Hudfons- und Davisstraße (letztere zum Theil), bildet eine unregelmäßige aber zusammenhängende Linie von Neufundland über Grönland, Spitzbergen nach No- waja Semlja und schließt sich hier an die Küsten der alten Welt an, um weiter oft- wärts auch die der neuen Welt zu belagern". Dabei weichen übrigens zwischen Grön- land und Island die Eisschrankm am weitesten nach Norden zurück, und umgürten nur ausnahmsweise auch Island. 3 Ja, theils diese Erfahrung über die verhältnißmäßige Eisfreiheit des weiten Polarmeers, theils die vermutlich höhere Temperatur am Nordpol (§. 53) stellen die Erreichung des Nordpols immerhin in Aussicht, während der Südpol ungleich unnahbarer ist (§. 58); bis jetzt übrigens kein Erfolg, obwohl namentlich die deutfchen Nordpolfahrten der neuesten Zeit dieses Ziel ausdrücklich sich gesetzt hatten. 4 Die Ansicht der ständigen Eismassen mit ihrem Abfall zum flüssigen Meer, ihren Unebenheiten und vollends mit den darüber sich lagernden Nebeln und Wolken, gleicht aus der Ferne oft so täuschend dem Anblick von Land, daß auf solcher Verwechs- lung ohne Zweifel manche Angaben über Polarland beruhen. §. 56. Polarleben. — Das Pflanzenreich verarmt in der Polarzone (wie am Abhang der Schneegebirge §. 29) immer mehr und bringt zuletzt nur noch Gewächse der untersten Familien (Moose, Flechten) hervor. Die Polarg ranzen der Bäume und Cerealien berühren bereits die kalte Zone wenig mehr; die Bamngränze bewegt sich nämlich in der Nordpolarzone zwischen 6t) und 70" Weiter erstrecken sich Gräser, Steinbrecher (Saxi- fragen), Beerensträucher und Alpenkräuter, verschwinden aber bald vor den immer mehr überhand nehmenden Moosen und Flechten, womit die Länder dieser Zone wie überzogen sind, und wovon doch einige einen Handels- artikel bilden (Arzneimittel). — Etwas anders verhält es sich mit der Thier- welt. Zwar daß die vornehmlich auf die Pflanzenwelt angewiesenen Thier e des Landes von den untersten bis zu den höchsten Klassen aufhören, ver- steht sich, so insbesondere unsere meisten Hausthiere, welche so gut wie Reptilien und Jnsecten fehlen. Indessen ist nicht nur der allverbreitete Hund da, welcher in dieser Zone Zugthier wird, sondern auch als eigen- thümlich das von Moosen lebende Rennthier und das größte Raubthier des Landes, der gut schwimmende Eisbär; sowie kleinere Thiere aus verschiedenen ^äugthiergattungen, deren Felle einen bedeutenden Handelsartikel 'bilden, und eben die geschätztesten dieser Pelzthiere gehören den Polarländern und angränzenden Ländern der Mittelzone ganz besonders an, sowie Wasser- Vögel mit dem feinsten Flaum (Eiderdaunen). — Allein das Meer (an das schon die Küstenbewohner Eisbär und Eidergans erinnern) entwickelt noch einen bedeutenden Reichthum an Thiereir (auch nach Artenmenge), und diese Seethiere der Polar Welt spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle im Handel (theils wegen der Häute und Pelze, theils wegen des Thrans und Fleisches, wozu noch das Fischbein kommt). Hieher gehört die arten-, reiche Robben-Ordnung; der Riese des Oceans, Walfisch, nebst anderen

8. Beschreibende Geographie - S. 54

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
54 Zonen und Erdtheile. bilden. Unter ihren zahlreichen Gattungen erinnern z. B. die Dattel-, Kokos-, Sago-, Oel-, Areka-Palme mit ihren Namen an die mannigfaltigen Handelsproduete. 2 Unter manchen Arten mit uneßbaren Früchten oer eigentliche Pisang (Paradies- feige) mit feigen- oder gurkenförmigen Früchten, welche sich getrocknet so lange halten als Brodkorn, und verhältnißmäßig wenig Land erfordern, denn ein Rauni für loäü Pfd. Kartoffeln liefert 9000 Pfd. Bananen. 3 Der Affenbrotbaum (Adansonia, Baobab), der dickste aller Bäunie (Durch- Messer von 30 F., über 9 Mtr.), zugleich niedrig welcher Tausende von Jahren alt werden soll; der in eine ganz andere Familie gehörige eigentliche Brodfrucht bäum, dessen mehlige Früchte ein wenig Feuer in eine Art Semmeln verwandelt <3 Bäume nähren einen Menschen). Der Milchsaft des Kuhbaumes (in Venezuela) hat auf- fallende Ähnlichkeit mit thierischer Milch und ergießt sich reichlich aus dem verletzten Stamm; der Butterbaum (Schibaum in Guinea) liefert aus seinen Fruchtkörnern einen haltbaren butterartigen Stoff. 4 Denn Alles was sonst Pflanzengewürz und Würzpflanze heißt, muß gegen jene bekannten Stoffe zurücktreten, welche gewisse Tropenpflanzen aus sehr verschiedenen Fami- lien (bald Bäume, bald Sträucher, auch Schlingpflanzen) und mit sehr verschiedenen Theilen (Rinde, Blüthe, Früchte, Samen, Wurzel) gewähren, wie Pfeffer, Piment, Ingwer, Zimmt, Muskatnuß, Gewürznelke, Vanille. §. 48. Tropengebirge. — An den tropischen Gebirgen folgen sich die Pflanzenregionen {§. 29) in falzender Ordnung nach der ge- wohnlichen (Humboldt'schen) Bezeichnung: 1) Palmen und Bananen, 2) baumartige Farne und Feigenwülder, 3) immergrüne Laubhölzer, 4) euro- päische oder sommergrüne Laubhölzer, 5) Nadelhölzer, 6) Zwerggesträuch und Alpenkräuter. Die Baumgränze liegt durchschnittlich 12009 F. (3990 Mtr.) hoch, die Palmengränze 3099 F. (975 Mtr.), in welcher Höhe überhaupt die eigentlichen Tropenpflanzen allmählich verschwinden. Der allmähliche Umsatz der Flora erfolgt in der Art, daß, während alle die- jenigen Pflanzenfamilien, welche in den Tropen ihr Größtes haben, mit der Höhe an Artenreichthum abnehmen, zugleich diejenigen zunehmen, deren größte Entfaltung außerhalb der Wendekreise stattfindet; sowie daß, nachdem endlich die specifischen Tropengewächse ganz verschwunden sind, nunmehr diejenigen Familien der gemüßigten Zone auftreten, welche in der Ebene der heißen Zolle ganz fehlen. — Die Pflanzenregionen der Tropengebirge entsprechen allerdings im Allgemeinen der Pflanzenverbreitung nach der Breite oder in den einzelnen Zonen (sammt den Unterabtheilungen der Mittelzone §. 59)Allein von Gleichheit kann keine Rede sein, nicht nur vermöge des Grundsatzes von der Entlegenheit (§. 29), sondern auch schon deßhalb, weil die Bedingungen nicht dieselben sind. Denn, abgesehen von dem Unterschied des Bodens und Terrains (Gebirgsabhang und plattes Land), ist ja der Sonnenstand in den Hochregionen der Tropen ein ganz anderer als in höheren Breiten, indem dort kein bedeutender Unterschied der Jahreszeiten stattfindet, sondern nur eine durchgängig niedri- gere, aber sich ziemlich gleichbleibende Temperatur-. ' Man theill wohl auch die 3. und 6. obiger Regionen nochmals und gibt ihnen geradezu die Zonennamen: I) äquatoreale, 2) tropische, 3) subtropische der Myrten und Lorbeeren, 4) warme gemäßigte der immergrünen Bäume, 5) kühle gemäßigte, ß) subark- tische, 7) arktische der Rhododendren (Alpenrosen), 8) polare der Alpenkräuter und Schnee- algen. — Es versteht sich, daß hierin auch die Regionen der Gebirge in mittleren und höheren Breiten enthalten sind (§. 46,4). 2 Der sogenannte „ewige Frühling" der tropischen Gebirgsregionen in Höhen von 6 bis 10 T. F. (1950 bis 3250 Mtr.). Daher auch in der That eigenthümliche Flo- ren, z.b. die hochjavanische (§. 79); sowie die Erscheinung, daß in den Anden eben da,

9. Beschreibende Geographie - S. 124

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
124 Zonen und Erdtheile. großartigen Katarakten, mit welchen der Strom seinen Oberlauf beschließt, als die riesenhafte Deltabildung mit den Alluvialsümpfen voller Baum- stamme und Wasserthiere, gehören zu den merkwürdigsten Stromerschei- nungen 4. 1 Die Pampas sind übrigens ungleich steppenartiger mit häufiger Dürre, Distel- Wäldern, Salzseen und Salzflüssen, worunter manche den Weg zum Meer nicht finden «„Salmas"); auch bieten sie das Größte von den verwilderten Heerden (Rinder und Pferde §. 103). Ihnen stehen zunächst die Llanos oder die Grasflächen am Orinoco und Marannon zur eiite, welche in der trockenen Jahreszeit verdorren. — Dagegen sind die Savannen (Prärien) der Union, welche jetzt bereits in das Land der Stna- ten reichen, nur theilweise waldlos, besonders die niedrigen nassen (ehmalige Seen); die höheren dagegen sind Wicsengrund, von Wäldern umgeben (zum Theil durch Wald- brände entstanden) , mit mehr als 20 F. (61 '2 Mir.) dicken Schichten von Pflanzenerde, in den Wäldern schwarz wie Kohlenlager. Anbau und Colonisation haben den oberen Mississippi bereits überschritten, und gegenwärtig ist kaum mehr der Missouri die Gränze der Indianer und ihrer Jagdgebiete. - Buenos-Ayres und Montevideo, außerdem Assuncion im Innern. An Mississippi und Olsio: Neworleans, St. Louis, Louisville; Cincinnati, Pittsburg u. s. w. 3 An Wassergebiet (55000 Q.m.) steht er dem Mississippi nicht viel nach, wohl aber an .Stromlänge, welche nur 500 M. beträgt; der Paraguay mit seinen grauen- vollen Ueberschwemmungen mißt 260 M. bis zur Vereinigung mit dem Parana, und dieser läuft zuerst 110 M. im brasilischen Hochland, woraus er 20 M. weit Strom- schnellen und Wasserfälle bildet („Salto grande" der größte, wo der zuvor '/* M. breite Strom aus ein paar Hundert F. sich verschmälern soll). 4 Zu dem großartigen Durchbruch (die „Gates") zwischen mehr als 1000 F. (325 Mtr.) hohen Felsenwällen kommen später, da wo außer den Blackhills das Felsenplateau zwischen den beiden Strömen herantritt, Wasserfälle (die „Gros-Fells"), welche mit dem Niagara wetteifern sollen (zusammen 360 F., 116 Mtr., senkrechter Fall, höchster gegen 90 F., 29 Mtr., Strombreite c. 1000 F., 325 Mtr.). — Das M i s s i s s i p p i d e l t a ist gegenwärtig das Ausgezeichnetste, was die Erde von Bildung neuen Landes durch Erhöhung des Bodens und Wachsthum ins Meer hinaus bietet. Die Fläche, halb Wasser halb Land, wo diese Bildung vermöge des Flußgeschiebes, der Baumstämme und Thierreste vor sich geht, ist 16 bis 20 M. breit und 75 M. lang (zum größeren Theil jährlich mehrere Monate lang ganz unter Wasser); besonders merkwürdig ist die meerwärts wachsende Landzunge, welche der Hauptmündungsarm als sein Ufer bildet. — Periodische Anschwellungen im Frühjahr, an verschiedenen Stellen von Nord nach Süd, von 15 bis gegen 50 F. <4'/2 bis 16 Mtr.), die das niedrige Land meilen- weit überschwemmen. Auch dieser Strom hat in dem langen Tieflandslauf ein geringes Gefälle, doch ungleich stärker als beim Amazonas, Höhe bei St. Louis (320 M. von der Mündung) 340 F. (110 Mtr.). §. 112. Der Lorenzftrom und die Seenregion. — Das Lorenz- system mit seiner ostwestlichen Erstreckung von etwas über 200 M. bildet ein nordamerikanisches Gegenstück zu dem gleichgerichteten Marannonsystem, ungleich kürzer und schmäler, steht aber in seiner Art nicht minder einzig da. Von dem etwa 18000 Q.m. betragenden Gebiet sind gegen 5000 mit Wasser bedeckt, in den 5 großen Seebecken, welche stufenartig (übri- gens jedenfalls nur 4 Stufen) über einander sich erheben, oder vielmehr 2 durch den hochberühmten Niagarafall geschiedene Hauptstufen Hilden'. Das vielgegliederte Süßwassermeer bildet eine Anzahl von Straßen und Baien, sowie von Landengen (mit den Abflüssen) und von Halbinseln (Landzungen), auch Inseln, theils zu Kanada, theils zum Unionsland ge- hörig Nur ein Trageplatz (§. 25) scheidet den obersten Zufluß des Superior von den Zuflüssen des Winnipeg und damit überhaupt von den nordwestlichen Seen der großen Seenregiou, die größtentheils mit ein-

10. Beschreibende Geographie - S. 132

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
132 Zonen und Erdtheile. lauter fast gleichen untermeerischen Höhen voraussetzen würden. Diese können aber ur- sprünglich so verschieden gewesen sein, als man. will, wenn man annimmt, daß vermöge einer allgemeinen Senkung ein Gipfel nach dem anderen unter den Meeresspiegel gelangt und sofort durch die Korallen wieder emporgewachsen sei. §. 118. Der Erdtheil Australien. — Wie alle südlichen Erdtheile, so ist auch Australien 1 fast ohne wagrechte Gliederung und als seine Glieder lassen sich eigentlich bloß die beiden Gestadeinseln Neuguinea (mit der daran sich anschließenden Inselkette) und Tasmanien (Vandiemensland) betrachten. Dagegen ist N e u s e e l a n d zu weit entfernt, steht auch in jeder Hinsicht eigenthümlich und selbständig gegenüber (§. 18,4), und der einzige tief einschneidende Meerbusen, Carpentariagolf, hat keine entschiedene Halbinselbildung zur Folge2. Mit jenen Inseln mißt der Erdtheil etwa 155000, der kontinent für sich 139000 Q.m, bei einem Küstenumfang von 1940 M. (also 1 M. Küste auf 72 Q.m.), einer Erstreckung durch 42 Längengrade oder 550 M. (längste Linie) und einer Breitenerstreckung durch 29 72° oder 440 M. — Einen größeren zusammenhängenden Raum durchaus unbekannten Landes hatte kaum Südafrika aufzuweisen, bis neuer- dings der ganze Continent nahezu um seinen mittleren Meridian her (vom Spencersgolf bis zur Vandiemensbay) durchschritten worden ist (Stuart), wodurch die terra incognita nun in einen kleineren östlichen und einen größeren westlichen Theil zerfällt, in welche ältere und neuere Expeditionen mehr oder weniger weit vorgedrungen sind, gewöhnlich an Stein- oder Sand- wüsten, wafserlosen oder wasserarmen (grasigen) Ebenen endend"'. Das bisherige Urtheil über die senkrechte Gliederung des Kontinents: daß das gesammte Innere ein dürres wüstenartiges Flachland ohne Gebirge und Flüsse, den Bedingungen der Anbaufähigkeit, sei, nur an den Rändern stellenweise mit vereinzelten Hochländern^ gleichsam verbrämt (hierin das gerade Gegenstück von Afrika, §. 90), muß nun zwar insofern modificirt werden, als jene große Durchreise auch «obschon sehr mäßige) Bergzüge im Innern kennen gelehrt hat, aber nur wenig, sofern sie und die späteren Reisen im Innern keinen Fluß von einiger Bedeutung getroffen haben, son- dern nur die gewöhnlichen „Creeks" in meist flachen und dürren Räumens Das bedeutendste jener Küstengebirgsländer ist das südöstliche, die sogenann- ten „australischen Alpen", und hier befindet sich auch das größte perennirende Stromsystem des Darling-Murray (oder Gulba)westlich davon ein großes System seichter, sumpfiger, theilweise oder zeitweise trockener Seen, das Torrensbecken7. — Das Klima zeichnet sich durch Gleichförmigkeit und Trockenheit aus; obwohl die größere Hälfte des Erdtheils der ge- mäßigten Zone angehört, hat doch nur der äußerste Süden, besonders der Südosten nebst Tasmanien, ein gemäßigtes und glückliches Klima. Höchst eigenthümlich, aber auch einförmig, ist die australische Flora und Fauna (§. 116), keineswegs aber die Meeresfauna an den Küsten — Die ein- heimische Bevölkerung, zu den Auftralnegern gehörig (Harafuren §. 116), isi nach Anzahl gänzlich unbekannt, aber jedenfalls äußerst dünn, physisch und geistig verkümmert und der Cultur unzugänglich wie kaum ein anderes Volk, stets noch nackte Wilde der untersten Stufe (§. 34), die dem Unter- gang entgegengehen. Dagegen ist die Menge der europäischen Ansied- ler in bedeutender Zunahme begriffen, bereits i1,! Mill. (ohne Neuseeland, aber mit Tasmanien) in den verschiedenen britischen Kolonien, welche
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