12ó
Vierter Abschnitt.
bisher gelehrt hast?". fragt' ihn der päbstliche Ge-
sandte. „Mil Nichten," erwiedert Luther, „man
beweise mir denn aus der heiligen Schrift, daß ich
geirrt habe." Er will nun die einzelnen Lehren
verteidigen; der Gesandte aber fordert eine unum-
wundene, klare und deutliche Antwort, ob er wi-
derrufen wolle , oder nicht. „Nun so will ich denn
eine Antwort geben, entgegnet Luther, die weder
Hörner noch Zähne hat. Dem Pabste und den
Kirchenversammlungcn glaube ich nicht. — Ueber-
führt bin ich nicht, widerrufen kann ich nicht. —
Hier stehe ich; ich kann nicht anders. Gott helfe
mrr und sein heiliges Wort; Amen.
Die edle Frcymüthigkeit, mit welcher der Ver-
theidiger der Wahrheit gesprochen hatte, erfüllte
die Fürsten alle mit Erstaunen und mit Bewunde-
rung , und mancher von ihnen konnte ihm im Stil-
len seinen Beyfall nicht versagen. Um so mehr
waren die Anhänger des Pabstes gegen ihn ent-
rüstet. Sie bestürmten den Kaiser mit Bitten, den
Ketzer festsetzen zu lassen; denn einem Ketzer brauche
s inan nicht Wort zu halten. Karl wies diesen Vor-
schlag mit Verachtung zurück. „Und wenn alle
Lhelt treulos wäre, sagte er, so müsste ein Kaiser-
wort heilig seyn. Doch wollte es Karl nicht gern
mit dem Pabste verderben, und deshalb erklärte er
Lutbcrn in die Acht, eine Strafe, die mit dem
Banne viele Ähnlichkeit hat und sich nur darin von
ihm unterschied, daß sie der Kaiser, .nicht der Pabst
aussprach.
Luther war schon von Worms abgereist, als
Karl sich zu diesem Schritte bewegen ließ. Dem
Geächteten durfte jeder nach dem Leben stehn, ohne
die Hand der Gerechtigkeit fürchten zu müssen;
denn die Acht beraubte ihn aller bürgerlichen Rechte
und des Schutzes der Gesetze. Der Churfürst be-
schloß deßhalb, ihn in Sicherheit bringen zu lassen.
Ln der Gegend von Eisenach wurde Luther plötz-
lich vor Vermummten ergriffen und auf die War t-
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Extrahierte Personennamen: Luther Karl Karl Karl Karl Karl Karl Luther
158 Fünfter Abschnitt.
Die Nachkommen dieser beyden Könige regier-
ten bis 1024 über Deutschland. Man nennt sie
die sächsischen Kaiser. Unter ihrer Regierung
wurden die reichen Silberbergwerke auf dem Harze
entdeckt und angelegt, und von Bernward Bi-
schof von Hildesheim, der sich auch um die Ver-
besserung des Schulwesens verdient machte, die
ersten Eisengießereyen angelegt.
Unter den folgenden Kaisern sind die Hohen-
staufen, die von 1137 — 1254 regierten die merk-
würdigsten. Conrad Ul. und Friedrich I., die ersten
Kaiser aus diesem Hause, nahmen an den Kreuz-
zügen Theil, und doch haßte und verfolgte der
Pabst ihr Geschlecht, weil diese Fürsten ihm zu
mächtig waren und sich nicht immer gutwillig in
seine Anmaßungen fügen wollten. Es entstanden in
Deutschland, wie in Italien, zwey Partheyen die
Hohenstaufen, welche auch Gibellinen hießen,
und die W elfen; an der Spitze der letzter» stan-
den die mächtigen Herzoge vonbaiern, welche auch
Sachsen besaßen. Die Streitigkeiten und die Ei-
fersucht dieser beyden Partheyen erzeugten eine
Menge Kriege in Deutschland und Italien, die mit
Erbitterung geführt, manche blühende Stadt in ei-
nen Aschenhaufen verwandelten.
Das Beyspiel, das die Mächtigen gaben, fand
unter den Rittern bald Nachahmer. Da fragte
Niemand mehr nach dem Rechte, und Gewalt ent-
schied statt der Gesetze. Auf hohen Bergen thürm-
ten die Ritter ihre Burgen auf, von denen herab
sie auf jeden herfielen, der sie beleidigt hatte. Lau-
send kleine Kriege wurden,jährlich, wurden in jedem
Augenblicke geführt, und bald begnügten sich die
Ritter nicht mehr damit, sich an dem Beleidiger
zu rachen. Sie sielen auch über den reisenden Kauf-
mann her und raubten ihm seine Waaren. — Nur
räuberisch Gesinnte hatten die Herrschaft, und fried-
liche ruhige Menschen mußten in beständiger Furcht
und Todesangst leben. Am übelsten erging es dem
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Lz8 Fünfter Abschnitt.
werthesten der Vatikan, den fast jeder Pabst ver-
größerte^ und der in seinem Innern 22 Höfe und
nicht weniger als 11,246 Zimmer enthält, und in
welchem eine der vorzüglichsten Büchersammlungcn
aufbewahrt wird; das reich ausgeschmückte Kapitol
u. f. w. Die feste Engelsburg dient zum Auf-
bewahren der pabftlichen Kronen und des pabftlichen
Schatzes. — Die St. hat gutes Wasser, das -aber
durch kostbare Wasserleitungen meilenweit Hergeleitet
werden muß, da das Wasser in der Tiber nicht
einmal zum Tranken des Viehes gebraucht werden
kann. Zu den Zeiten der römischen Kaiser Hatte
Rom an g Mill., 1714 nur noch 143000 Einw.—
Innerhalb des Kirchenstaates liegt der 2 Qm.
große Freystaat Marino, mit der gleichnamigen
Hauptstadt.
Z. Das Königreich beyder Sizilien
(2000 Qm.)
das fruchtbarste Und mildeste der italienischen Lan-
der, in welchem selten Schnee fallt und niemals
Schnee liegen bleibt, utth das an allen Produkten
aus dem Thier- und Pflanzenreiche (z. B. treffliche
Rosinen) Ueberfluß Hat. Nur die Häufigen Erd-
beben sind, wie der Sirocco, eine Plage de§
Landes. — Auch hier findet man sehr viele Bettler
und Banditen, weil Jedermann die Arbeit scheuet
und sich auf die Wohlfeilheit aller Lebensbedürfnisse
verlaßt. — Die Appenninen durchziehn ganz Nea-
pel; abgesondert von ihnen liegt der 3659 F. Hohe
Vesuv, ein feuerspeiender Berg (S. *3), an dessen
Fuße der köstlichste Wein wachst. In Sicilien ist
der Aetna, auch ein Feuerspeier, der Höchste Berg.
Große Flüsse findet man im Lande nicht.
Neapel, um welches Deutsche, der griechische
Kaiser und die Araber stritten, wurde 1053 von
dem Pabste dem Robert Guiscard, einem Nor-
mannen, zur Lehn gegeben, dessen Nachkommen
auch Sicilien damit vereinigten. Nach dem Aus-
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Extrahierte Personennamen: Marino Robert_Guiscard
Extrahierte Ortsnamen: Vatikan Rom Sizilien Sicilien Aetna Neapel
102 Vierter Abschnitt.
und war nun der erste weltliche Herr der Christen-
heit, wahrend der Pabft in Rom der erste geistliche
Herr geworden war. Carl's Würde ging bald auf
die deutschen Kaiser über, und in Eintracht sorgten
nun der Kaiser und der Pabst für Glück der Völker.
Und was hätten sie nicht vereint leisten können!
So aber trennten sie'sich. Der Pabst wollte auch
weltlicher Herr seyn und auch in weltlichen Dingen
auf Erden befehlen, wo de-' Herr Christus in
Niedrigkeit gewandelt war. Auch in weltlichen Din-
gen wollten sich die Statthalter Christi auf Erden,
wie sich die Pabste nannten, die Fürsten unterwer-
fen und siehe! es gelang ihnen. Hatten sie doch
eine Strafgewalt, vor welcher Jeder zittern musste.
Wollte ihnen Jemand nicht gehorchen, dann thaten
sie ihn in den Bann, wie einen Ruchlosen, und
brachten ihn dadurch in die äußerste Noth. Denn
von dem Gebannten mußte Jeder sich lossagen.
Niemand, selbst nicht einmal der eigene Bruder,
durfte ihn aufnehmen oder beherbergen, in keine
Kirche durfte er treten, weder an dem heiligen Abend-
mahle Theil nehmen, noch auf dem Sterbebette auf
den Trost seines Beichtvaters rechnen. Zuweilen
traf der große Bann ein ganzes Land. Dann
durfte hier keine heilige Handlung verrichtet, keine
Glocke geläutet, kein Todter auf dem Kirchhofe be-
graben, keine Ehe eingesegnet und kein Kind ge-
tauft werden, gewiß eine schreckliche Zeit! Eben deß-
wegen scheute Jeder den Bann, und Hohe und Ge-
ringe gehorchten willig dem Pabste, um nur nicht
das Schrecklichste über sich ergehn zu lassen. Bald
war er daher mächtiger, als alle Fürsten der Erde
und nun schien es ihm nicht mehr zu thun um das
Christenthum und die Reinigkeit des Glaubens, son-
dern nur um seine Herrschaft. So schämte er sich
nicht der Sünde, die Unterthanen von dem Eide
der Treue loszusprechen, wenn ihr König seinen Be-
fehlen nicht mehr gehorchen wollte, so that er nichts
dagegen , daß Aberglaube und Unwissenheit unter
den Völkern einrijjen und wahre Frömmigkeit selte-
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Kurze Uebersicht d. Geschichte d. europ. Völker. 105
Unter diesen heimkehrenden Pilgr.imm.en war
auch Peter der Einsiedler. Er hatte Briefe
von dem Patriarchen (Bischof) von Jerusalem bey
sich, in welchen der Pabst Urban Ii. dringend um
Hülfe gebeten wurde. Peter selbst schilderte mit
hinreißender Beredsamkeit die Noth der morgenlän-
dischen Christen. „Und, setzte er hinzu," welche
Schande für uns, wenn wir des Heilandes Grab
in den Handen der Ungläubigen lasten! Seine Re-
den begeisterten auch den Pabst für den Plan, das
gelobte, Land von Europa aus zu erobern. Dem
Einsiedler gebot er, die Christenheit darauf vorzu-
bereiten) und gern übernahm dieser den Auftrag,
und durchzog in dieser Absicht Italien und sein
Vaterland Frankreich.
Schon das Aeußere des Mannes machte Ein-
druck auf die Gemüther.^ Durch vielfache Mühsee-
ligkeiten war seine blühende Jugendfarbe längst
dahin geschwunden. Hager, von der Sonne ver-
brannt, dem Greisenalter schon nahe, hing er auf
einem eben so abgezehrten Esel. Bis auf die Brust
stoß sein langer Bart herab; Lumpen waren seine
Kleidung. In den Händen hielt er ein Cruzifix.
So zog er in den genannten Ländern umher. Wo
er nur Menschen zusammenfand, hielt er sein Thier
an und wiederholte die Trauerbotschaft von den
Siegen der Türken. Im Namen des gekreuzigten
Heilandes forderte er sodann auf zum Kriege wider
die Ungläubigen. „Denn Gott selbst werde die
Säumigen strafen, die nichts thun wollen für den
Erlöser, der für sie selbst das Leben gelassen habe.
Schon die Pest, die jetzt ausbrach, wäre eine Strafe
Gottes und Zeichen am Himmel Vorboten größerer
Uebel."
Nachdem die Gemüther so vorbereitet waren,
berief der Pabst selbst eine große Versammlung erst
in Italien, dann nach Clermont (sp. Klermong) im
südlichen Frankreich, um über den Krieg gegen die Tür-
ken zu berathen. Kaum hatte er in der letzteren
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Extrahierte Personennamen: Urban Peter Gott
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Europa Italien Frankreich Italien Clermont Frankreich
i30 Vierter Adschnit t,
ander für ein großes Unglück und den Glauben, in
dem er erzogen war, für den rechten, obwohl er
auch die Mißbrauche der katholischen Kirche recht
gut kannte. Diese versprach ja aber der Pabst ab-
zustellen, und nun glaubte sich der Kaiser Carl be-
rechtigt, von den Evangelischen Unterwerfung unter
die Befehle des Pabstes zu fordern. Zum Glück
konnte er anfangs nicht ausführen, was er wünschte;
auswärtige Kriege hinderten ihn daran; aber das
wenigstens wollte er durchsetzen, daß die Anhänger
Luthers ihren Glauben nicht weiter verbreiteten.
Daher geschah es denn, daß man den Evangelischen
auf dem Reichstage zu Speyer am Rhein gebot,
ihre Grundsätze nicht weiter zu verbreiten und Nie-
manden mehr in ihre Religionsparthey aufzunehmen.
Die Fürsten, welche dem Evangelio anhingen und
von dem Pabste abgefallen waren, sahen leicht, wor-
auf es abgesehn sey. Ihre Parthey sollte schwach
bleiben, damit man sie um so leichter unterdrücken
könne. Sie verwarfen deßhalb diesen Beschluß der
Reichsversammlung, oder mit andern Worten, sie
protestirten gegen denselben, und erhielten davon
den Namen der Protestanten. (1529)
Die meisten der protestantischen Fürsten waren
der Meynung, der Kaiser Carl und die übrigen
Fürsten kennten ihre Grundsätze und Lehren nicht
genug; sie würden weniger wider die Neuerungen
seyn, wenn sie erführen, daß, was Luther lehrte,
das lautere und reine Wort der Schrift sey. Es
wurde daher beschlossen, dem Kaiser das G l a u b e n s-
bekenntniß der Protestanten auf dem näch-
sten Reichstage zu überreichen. Philipp Melanch-
thon, ein Freund Luthers und einer der gelehrte-
sten und liebenswürdigsten Männer seiner Zeit, sollte
dieß Glaubensbekenntniß aufsetzen, nicht Luther selbst.
Denn mit Recht fürchtete man, daß dieser, der in
seinem Feuereifer die Worte nicht abwog, durch
harte Ausdrücke die Gegenparthey leicht würde be-
leidigen können. Luther überließ gern dem jünger»
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Extrahierte Personennamen: Carl Carl Philipp_Melanch- Philipp
Die einzelnen europäischen Staaten. 22t)
süchtiger Völker. — Der Herrschaft der Oftgothen,
die sich um 500 in Oberitalien festsetzten, machte
der griechische Kaiser I u st i n i a n ein Ende (um 550.)
Dann unterwarfen die Longobarden das Land
568, und nach ihnen, unter Mitwirkung des Pabstes,
die Franken unter Carl dem Großen 772. —
Nachdem Carls Geschlecht in Italien 899 erloschen
war, stritten die Großen des Landes um die unsi-
chere Herrschaft. Otto I., König von Deutschland,
von Adelheid, der Wittwe des italischen Königs
Lothar eingeladen, verband 961 Italien mit dem
deutschen Reiche, ohne indeß in dem unruhigen Lande
den Frieden wiederherstellen zu können. — Unter den
Hohenstaufen bildeten sich auch in Italien zwey Par-
theyen, die Welfen, welche dem Pabst, und die
Gibelliney, welche dem Kaiserhause anhingen.
Tausend innere Kriege, welche das Land zerrütteten
und eine Stadt zur Feindinn der Nachbarstadt mach-
tan; Tausend Unruhen in dem Innern der Städte
waren die Folgen dieser traurigen Spaltung. Die
pabstliche Parthey siegte und das edle Geschleckt der
Hohenstaufen erlag dem Hasse der römischen Bischöfe
und der Uebermacht seiner Feinde, indem Conra-
din, der letzte Sproße dieses Hauses, 1268 auf dem
Markte von Neapel, seinem väterlichen Erbe, das
er wieder erobern wollte, öffentlich enthauptet wurde.
Nach dem Ende dieses Streites erhuben sich andere
Partheyen unter und in den Städten, und doch blü-
heten die''e unter den innern Kriegen und im Kam-
pfe mit ihren Feinden her-lich auf und wurden, wie
Genua und Vönedig, zur See mächtig, nament-
lich in den Kreuzzügen, die ihrem Handel eine
größere Ausdehnung gaben. Zuletzt aber schwächten
die innern Kämpfe die Macht des Landes. Feinde
mischten sich immer mehr in die italienischen Ange-
legenheiten; Franzosen und Deutsche stritten von
dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts an um den
Besitz des Landes. Die Letztern siegten und das
Haus Oestreich wurde auch in Italien immer mäch-
tiger, vorzüglich nach 1714, wo auch Neapel und
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Extrahierte Personennamen: Carl Carls Otto_I. Adelheid Lothar
Die einzelnen europäischen Staate^.
233
doch hält es jeder für nöthig und für eine Ehren-
sache an seinem zerrissenen Wams neun silberne
Knöpfe zu haben. Cagliari, die Hauptstadt, hat
einige Fabriken und eine Salzsiederei). Zu Sar-
dinien gehören 44 kleinere Inseln, welche meistens
nur von Fischern bewohnt werden.
3. Das Herzogthum Pärma (100 Ihm.)
Las die Herzoginn Marie Louise, die Gemahlinn
Napoleons regiert, hat einen sehr fruchtbaren Bo-
den, blühende Viehzucht, bedeutenden Seidenbau
und in den Gebirgen Kupfer und Eisen. Parma,
die Hauptstadt hat viele und schöne Kirchen und
mehre Fabriken von seidenen Strümpfen.
4. Das Herzogthum Modena hat größten-
theils ebenen und fruchtbaren Boden. Die gleichna-
mige Hauptstadt wurde schon vor Christi Geburt
erbauet. Die Straßen der Stadt sind enge und
dunkel. Geschichtlich merkwürdig ist das Schloß
Canossa. Hier mußte der deutsche Kaiser Hein-
rich kv. im Jan. 1077 im Bußgewande im Schloß-
hofe stehn, als ihn der Pabst Gregor Vii. (S. 103)
in Bann gethan und die deutschen Fürsten von dem
Eide der Treue losgesprochen hatte. Erst nach drey
Tagen sprach ihn der harte Pabst von dem Banne
frey.
5. Lucca, die Hauptstadt des gleichnamigen
Herzogtums (20 mm), liegt von Weinbergen und
Landhäusern umkränzt, in einer sehr schönen und
fruchtbaren Gegend und hat bedeutende Seiden-
sabriken.
6. Das Großherzogthum Tos ca na liegt längs
der westlichen Abdachung der Appenninen, bis zum
Mittelmeere und ist eins der schönsten und frucht-
barsten Länder Italiens. In den Ebenen, wo der
Citronenbaum im Freyen gedeiht, kennt man keinen
eigentlichen Winter; auf dem Gebirge selbst kommt
der Kastanienbaum fort, dessen nährende Frucht den
Gebirgsdörfern das mangelnde Getraide ersetzt. Del
wird überall im Ueberfluß gewonnen.
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Extrahierte Personennamen: Marie_Louise Napoleons Gregor_Vii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Cagliari Napoleons Modena Christi Lucca Italiens
236 Fünfter Abschnitt.
Die fränkischen Könige legten im achten Jahr-
hundert den ersten Grund zu der weltlichen Macht der
Pabste. Pipin schenkte ihnen 755 einj Stück Landes,
das er den Langobarden abgenommen hatte; Carl
der Große, sein Sobn, bestätigte und vermehrte die
Schenkung. — Im elften Jahrh, erweiterten sie ihr
Gebiet durch die reichen Güter der Markgrasin Ma-
thilde von Toscana; und noch mehr zur Zeit der
Reformation, wo Ancona und Bologna rc. mit
dem Kirchenstaate vereinigt wurden. — 1798 wurde
auch Rom von den Franzosen erobert und dem Pabste
entrissen, der erst 1814 zum Theil durch protestan-
tische Fürsten wieder in den Besitz seiner weltlichen
Macht kam.
Die wichtigsten Städte in dem Kirchenstaate
sind: Bologna, nach Rom die schönste und reichste
St., an den Appenninen. Der P. Julius Ii ver-
einigte 1513 die St. nebst dem dazu gehörenden Ge-
biete mit seinen Staaten. Auch hier findet man ei-
nen schiefen Thurm, den rzo F. hohen Garisenda-
Thurm, der 7 F. von der senkrechten Linie ab-
weicht. Die St. hat eine alte Universität, Fabri-
ken, welche vorzüglich gezwirnte Seide liefern, und
Handel. Die Banditen trieben noch in den neuesten
Zeiten hier ihr Wesen so arg, daß noch 1806 mehr
als 130 Menschen heimlich ermordet wurden. Fer-
rara, die ehemalige Hauptstadt des gleichnamigen
1597 mit dem Kirchenstaate vereinigten Herzogthums,
ist groß, aber schlecht gebauet. Es liegt nahe an
der Mündung des Po's. Ravenna, eine alte, früh
berühmte und mächtige St., beweiset, daß auf der-
Erde, namentlich an der Küste stete Veränderungen
vorgehn. Ein Thurm, der sonst nahe am Strande
stand, steht jetzt Stunde von demselben entfernt.
Won Faenza hat die Fayence oder das unächte
Porzellan den Namen. — Ancona, die ehemalige
Hauptst. der gleichnamigen Mark, hat einen Hafen
und bedeutenden Handel. Dieser war früher in den
Handen der Juden, welche sich dadurch auszeichnen
mußten, daß sie einen Streifen rothen Tuches am
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Extrahierte Personennamen: Julius_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Ancona Bologna Bologna Rom Ravenna Ancona
34 -
224. Welchen Kampf hatte dieser Ha zur Folge? Wie verlief dieser Kampf?
Heinrich errichtete, nachdem er grojhrig geworden, Burgen in Sachsen, z. 23. die Harzburg bei Goslar: die Sachsen emprten sich, zerstrten die Harzburg und zwangen Heinrich zur Flucht, wurden jedoch schlielich von Heinrich, der durch die rheinische Städte untersttzt wurde, unterworfen.
225. Mit wem hatte Heinrich den gefhrlichsten Kampf seines Lebens zu bestehen?
Mit dem Papst Gregor T1i.
226. Aus welchem Stande war dieser Papst hervorgegangen? Welches war sein eigentlicher 9iame? Wie lange regierte er?
Er war Mnch gewesen: sein frherer Name war Hildebrand. Er regierte 107:31085.
227. Wodurch suchte Gregor die Macht der Kirche zu strken?
I Er fhrte das Coelibat, d. I). die Ehelosigkeit der Priester ein, verbot die Simonie, d. h. den Verkauf der geistlichen / Aemter und forderte fr das Haupt der Kirche das Recht / der Investitur, d. i.i die Belehnung der Bischfe mit Ring I und Stab zum Zeichen der Erteilung der geistlichen Wrde.
228. Gegen welche dieser Anordnungen lehnte Heinrich Iv. sich auf? Weshalb?
Insbesondere gegen die Investitur der Bischse durch den Papst; bisher waren die deutschen Bischfe vom König ernannt und da diese auch groe weltliche Macht besaen, so waren sie eine mchtige Sttze fr den König gegen die Fürsten.
229. In welcher Weise lehnte Heinrich sich gegen den Papst aus? Wie verlief der Machtkamps zwischen ihnen?
Heinrich lie den Papst durch die deutschen Bischfe ab-setzen; der Papst erklrte ihn nun in den Bann. Tie
deutschen Fürsten drohten Heinrich nicht mehr als König anzuerkennen, wenn er nicht in einem Jahre vom Banne gelst sei. Heinrich zog nun der die Alpen, tat 1077 in Canossa >Oberitalien), wo der Papst weilte,~3?ufte~lior Gregor Vii. und wurde vom Banne gelst.
230. Wurde Heinrich nun als König anerkannt oder was geschah?
Trotzdem Heinrich vom Banne gelst war, stellten die deutschen Fürsten in Rudolf von Schwaben einen Gegenknig auf, der jedoch bald in einer Schlacht gegen Heinrich fiel.
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