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ehrwürdig. Von tiefer Frömmigkeit erfüllt, legte er auf das Irdische und
Gemeine keinen Werth; aber da er zugleich Weltverstand und Beredsamkeit
besaß, so war er schon früh in die Händel der Welt eingeweiht worden und
wußte, wie mit Menschen und Völkern umzugehen war. Vorzüglich aber
zeichnete ihn eine aus innigem Glauben hcrvorgegangene eiserne Festigkeit
des Willens aus, und diesen richtete er ganz darauf, die Kirche zu läutern
und zu stärken, um durch sie die Welt zu bessern und zu heiligen. Zunächst
führte er das Verbot der Priesterehe durch: die Geistlichkeit sollte nicht
durch Familienbande an das Irdische geknüpft, sondern bloß von ihm als
ihrem unumschränkten Oberherrn abhängig sein. Ferner verbot er strenge
die Simonie, d. h. den Verkauf geistlicher Stellen, und legte sich als
Pabft die bisher den Fürsten zustehende Macht bei, den Bischöfen und
Aebten durch Darreichung des Ringes und des Hirtenstabes das Recht zur
Ausübung ihres geistlichen Amtes zu ertheilen. Aber er wollte auch alle
weltlichen Fürsten sich unterwerfen. Er erklärte, der Pabft sei der Nach-
folger des heil. Petrus und Statthalter Christi auf Erden; die geistliche
Herrschaft müsse die weltliche leiten, wie die Sonne den Mond.
Bei diesem Manne also brachten die Sachsen ihre Klagen vor. Der
Pabst forderte den Kaiser zur Rechenschaft. Als Heinrich sich dieser Zu-
muthung weigerte, sprach Gregor den Bann über ihn aus. Anfangs lachte
der Kaiser dessen, aber nicht nur alle seine Feinde traten jetzt offen gegen
ihn auf, sondern auch diejenigen, welche er mit Wohlthaten überhäuft hatte,
verließen ihn, und als endlich sogar die Fürsten drohten, einen anderen
Kaiser zu wählen, wenn er sich nicht mit dem Pabst versöhne, da entschloß
er sich, nach Italien zu reisen, um mit Gregor Frieden zu machen. Im
Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner Gemahlin Bertha, die er oft
schwer gekränkt hatte, die ihm aber jetzt Böses mit Gutem vergalt, und
mit seinem Söhnlein die Pilgerfahrt an. Er kam an die Alpen. Hier
hatten ihm seine Feinde, welche wünschten, daß er im Banne bliebe, alle'
gebahnten Wege versperrt. Da mußte er einen großen Umweg durch Frank-
reich machen und über die Seealpen sich einen Weg nach Italien suchen.
Ueber verborgene, kaum dem Gemsjäger gangbare Pfade stieg er mühsam
hinan. Und doch war die größte Eile nöthig; denn die Frist, welche ihm
die Fürsten gesetzt hatten, neigte sich schon ihrem Ende zu. Endlich war
die Höhe des Gebirges erreicht; aber noch größere Mühseligkeiten und Ge-
fahren bot die andere Seite dar. Diese war so abschüssig, daß man keinen
festen Fuß fassen konnte. Auf Leben und Tod mußte der Versuch gewagt
werden. Die Männer krochen auf Händen und Füßen; die Frauen wur-
den in Schläuchen von Ochsenhäuten an Seilen hinabgelassen. An den
gefährlichsten Stellen wurden die Pferde vorangelassen, indem man ihnen
die Beine zusammenband und sie an Stricken hinunter gleiten ließ, wobei
mehrere umkamen. Mit beispielloser Geduld bestand Heinrich alle Mühselig-
keiten und Gefahren der Reise, um sich nur wieder mit dem Pabste auszusöhnen.
Gregor war bei Heinrich's Ankunft gerade auf seiner Reise zum
Reichstage nach Augsburg begriffen und eben in Oberitalien angelangt.
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Extrahierte Personennamen: Christi Heinrich Heinrich Gregor Gregor Gregor Gregor Bertha Heinrich Heinrich Gregor
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Macht zu Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten;- der alte
deutsche Erbfehler, unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes
Glied in ein Ganzes einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer
Weise wieder geltend. Mit den welfisch gesinnten deutschen Fürsten ver-
banden sich die lombardischen Städte und die Päbste; es war eine Zeit
voller Unruhe und Aufregung.
Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, Svenen
durch Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerk-
samkeit und ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien als auf
ihr Vaterland richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war
Konrad Iv., welcher im Jahre 1254 starb und einen zweijährigen Sohn
Namens Konradin hinterließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unter-
italien gehört, aber der Pabst belehnte mit seinem Erblande den Bruder
des Königs von Frankreich, Karl von Anjou, welcher sich auch in
Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohenstaufisch gesinnt
waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin herangewachsen war,
entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unter-
zugehen ; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden, be-
gleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die
Alpen an. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da die
Franzosen in Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht
ward Konradin besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen.
Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen,
durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräther zumtode ver-
urtheilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld an ihm, weil
er im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei: alle bis auf einen, den
knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Ge-
fährten frei. Diese einzige Stimme genügte dem König, um jetzt aus
eigener Macht das Todesurtheil über die Gefangenen zu sprechen.
Konradin saß beim Schachspiel, als ihm der furchtbare Spruch ver-
kündet ward. Der Jüngling zeigte eine seines Heldengeschlechtes würdige
Fassung; er benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihm gelassene
Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und
Gebet auszusöhnen. Am 29.October 1268 wurden die Verurtheilten zum
Blutgerüste geführt. Als Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf
Befehl des Königs das Urtheil vorgelesen hatte, entstand ein dumpfes Ge-
murmel unter den Anwesenden; aber die Furcht schloß allen den Mund,
und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn,
sprang zornig hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du
frecher ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode
verurtheilen?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte
dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen
Zorn, aber das Urtheil blieb ungeändert. Hierauf bat Konradin, daß man
ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Vor
Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iv. Konrad_Iv. Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Konradin Karl_ließ Karl Spruch_Konradin Konradin Robert_von_Bari Konradin Konradin Konradin Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Robert_von_Bari Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sicilien Neapel Italien Frankreich Neapel Italien Neapel
227
Er erschrak, als er hörte, der Kaiser sei im Anmarsche; denn er vermeinte,
Heinrich komme, um sich für die ihm angethane Schmach zu rachen. Und
wirklich hätte Heinrich solches thun können; denn die lombardischen Großen
und Bischöfe kamen ihm frohlockend entgegen, in der Hoffnung, er würde
sic gegen den strengen Gregor anführen. Sie boten ihm alle ihre Hülfe
an ; aber Heinrich wies sie mit den Worten ab: „Ich bin nicht gekommen,
zu kämpfen, sondern Buße zu thun."
Gregor war schnell von seinem Wege abgewichen und in das feste
Schloß Kanossa zu seiner Freundin, der reichen Markgrafin Mathilde von
Toscana, geflohen. Er freute sich nicht wenig, als er hörte, daß der deutsche
König sich als büßender Pilger ihm nahe. Sobald Heinrich in Kanossa
anlangte, ließ er durch die Markgräfin den Pabst bitten, ihn vom Bann-
spruche zu lösen; er wolle sich jeder Bußübung unterziehen, die der heilige
Vater ihm auferlegen würde. Seine Bitte ward ihm gewährt. Gregor
verlangte jedoch, daß Heinrich im Büßerhemde vor ihm erscheine. Und
der König von Deutschland und Italien mußte, nur mit einem wollenen
Hemde angethan, entblößten Hauptes und barfuß im Schloßhofe auf des
Pabstes Entscheidung harren. Drei Tage lang stand so der Unglückliche,
ohne sich durch Speise und Trank zu erquicken. Die Markgräfin und die
anderen Freunde Gregor's wurden durch das Weinen Heinrich's so gerührt,
daß sie unter Thränen Fürbitte beim Pabff einlegten; ja einige riefen so-
gar, das sei mehr als apostolische Strenge, das sei tyrannenmäßige Grau-
samkeit. Endlich am vierten Tage ließ der Pabst den Büßenden vor sich
kommen und sprach ihn unter der Bedingung vom Banne los, daß er ruhig
nach Deutschland gehe und sich aller königlichen Gewalt cntschlage, bis aus
einem Reichstage entschieden sei, ob er König bleiben solle oder nicht. —
Einen so harten Bescheid hatte Heinrich doch nicht erwartet. Mit Unwillen
und Zorn im Herzen schied er von Gregor, nach der günstigen Stunde sich
sehnend, wo er sich rächen könnte.
Bald brach er daher den mit ihm geschlossenen Vertrag, aber dies
veranlaßte die deutschen Fürsten, den Herzog Rudolf von Schwaben
zum König zu wählen. Heinrich kehrte nach Deutschland zurück und be-
siegte zwar seinen Gegcnkönig, aber das Reich litt furchtbar durch diese
inneren Unruhen, und das kaiserliche Ansehen sank immer tiefer. Da sich
endlich sogar seine eigenen Söhne gegen ihn empörten, endete er, der mit
so schönen und edlen Gaben ausgerüstete Kaiser, voll Gram sein verlorenes
Leben in Lüttich 1106.
8. Die Eroberung Jerusalems.
Im Jahre 1094 erschien in Frankreich und Italien ein Mann, der
barhaupt und barfuß auf einem Esel ritt. Er nannte sich Peter und
war von Amiens in Frankreich. Ein langes Pilgergewand, von einem
Strick zusammengehalten, umwallte den hageren Leib. Die dürren Hände
hielten ein Crucifix. Seine großen, dunklen Augen glühten in unheirn-
15*
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Gregor Mathilde_von
Toscana Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Gregor Rudolf_von_Schwaben Rudolf Heinrich Heinrich Peter
Extrahierte Ortsnamen: Kanossa Deutschland Italien Deutschland Deutschland Lüttich Jerusalems Frankreich Italien Amiens Frankreich
231
mit der Begeisterung hin, welche selbst ein Zeichen der Tüchtigkeit ist. Nament-
lich hatte er sich Karl den Großen zum Muster genommen.
Das Hauptstreben seiner Regierung ging dahin, das unter seinen
Vorgängern gesunkene kaiserliche Ansehen wiederherzustellen, namentlich
auch in Italien, wo der Pabst und die lombardischen Städte seit den Zeiten
Heinrich's Iv. dem Kaiser weigerten, was ihm gehörte. Er unternahm
deshalb sechs Feldzüge nach jenem Lande; auf dem fünften aber verweigerte
sein mächtiger Vetter, Heinrich der Löwe, Herzog von Baiern und
Sachsen, ihm den ferneren Beistand, und obwohl Friedrich die Kniee des
stolzen Herzogs flehend umfaßte, zog dieser dennoch mit seinen Truppen ab.
Die Folge davon war, daß der Kaiser bei Legn an o im Jahre 1176 von
den lombardischen Städten völlig geschlagen wurde und ihnen bedeutende
Rechte einräumen mußte.
Heinrich der Löwe war unzweifelhaft nächst dem Kaiser der größte
Fürst seiner Zeit. Er hatte einen festen, durch ritterliche Uebungen aller
Art gekräftigten Körper, ein offenes Gesicht, große schwarze Augen, dunkeles
Haar und einen starken schwarzen Bart. Er war ein Feind aller Trägheit
und Ueppigkeit, tapfer, streng, ausdauernd, überhaupt in vieler Beziehung
seinem Vetter, dem Kaiser, ähnlich. Doch überleuchtete im ganzen das
blonde Geschlecht der Hohenstaufen das braune der Welfen (so hieß die
Familie Heinrich's nach seinem Urgroßvater Welf), und bei aller Trefflichkeit
ist keiner aus diesem Hause dem rothbärtigen Friedrich an Heldensinn uird
Kriegsmuth gleichzustellen.
Heinrich suchte sich im Norden^von Deutschland in unablässigem
Kampfe mit Friesen und Slaven ein großes und unabhängiges Reich zu
gründen. Er grollte daher dem Kaiser, der ihm in Italien nutzlos deutsches
Blut zu vergeuden schien, und schon während eines früheren Römerzuges
desselben hatte er, nur um ihm nicht Beistand leisten zu müssen, einen
Kreuzzug unternommen. Von diesem zurückgekehrt, ließ er auf dem Markt
zu Braunschweig einen steinernen Löwen als Sinnbild seiner Macht er-
richten. Als er nun aber mit dem Kaiser offen gebrochen und der Bruch
die Niederlage beilegnano verursacht hatte, erfolgte bald sein Sturz. Aus
Italien heimgekehrt, zog Friedrich ihn vor das Reichsgericht und erklärte
ihn, da er auf dreimalige Ladung nicht erschien, in die Acht. Alle alten
Feinde Heinrich's, alle, die durch seinen Fall zu gewinnen hofften, brachen
aktf gegen den letzten Welfen, dem nur Sachsen treu blieb. Seines Namens
würdig, schlug der Löwe grimmig um sich her und tilgte zum Theil den
Schandfleck des Verrathes durch den Ruhm ungemeiner Tapferkeit. Bis
in's dritte Jahr blieb er unbesiegt, obwohl Friedrich selbst gegen ihn
ausgezogen war. Den Landgrafen von Thüringen nahm er sogar gefangen.
Als aber der Kaiser einen neuen großen Zug gegen ihn ausbrachte, ward
der Herzog in Stade eingeschlossen. Niemand blieb ihm treu als die Stadt
Lübeck, die sich dem Kaiser nicht eher ergab, als bis sie sich von dem
Löwen, dem sie ihre schönsten Freiheiten verdankte, die Erlaubniß einge-
holt hatte.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Welf) Friedrich_an_Heldensinn Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
146
drungenen Vormund, und gegen die Herzogin und ihre Helfer, in welcher
alle Beschwerden der Krone gegen die Inhaber des Herzogthums dargelegt
wurden. Die Reichsversammlung sprach, wie es der König wünschte, das
Urtheil: Die Gegner des Königs haben ihre Rechte auf das Herzogthum
verwirkt und sind außerdem verpflichtet, alle aus Schleswig gezogenen Ein-
künfte und allen dem König zugefügten Schaden zu ersetzen.
Geschreckt durch das ungünstige Urtheil und darauf bauend, daß die
Versehen einer Vormundschaft den ganzen Stamm nicht seiner Erbrechte
berauben dürften, machte jetzt der sechzehnjährige Heinrich den Versuch,
durch persönliche Demüthigung der Sache eine andere Wendung zu geben.
Er bat den König unterthänigst, ihn mit dem Herzogthum Schleswig zu be-
lehnen, und erbot sich, dem Könige die üblichen Lehnsdienste zu leisten.
Erich hätte keine bessere Gelegenheit finden können, den verderblichen Zwist
mit Anstand und Edelmuth zu endigen. Aber dazu war er nicht der Mann.
Er bestand auf seinem harten Sinn und verlangte, daß ihm erst das ganze
Herzogthum ausgeliefert werde; dann möchte Heinrich erwarten, ob er es
ihm aus Gnaden überlasten wolle. Darauf konnte Heinrich natürlich nicht
eingehen.
Um dem Ausspruch des Nyborger Lehnshofes noch größere Rechtskraft
zu geben, legte Erich denselben seinem Vetter, dem Kaiser Siegmund,
zur Bestätigung vor. Die Bischöfe von Ripen und Schleswig reisten eben
damals nach Kostnitz am Bodenfee, wo eine Besserung der Kirche an Haupt
und Gliedern durchgesetzt werden sollte. Die Christenheit hatte nämlich in
jenen Tagen einmal dxei Päpste, die sich unter einander bekämpften und
verfluchten, und anderer Schäden hatte sie noch viel mehr. Johann Huß,
der in Prag die Mängel der Kirche schonungslos aufgedeckt hatte, war auch
vor diese Kirchenversammlung geladen. Eine ungeheure Menschenmenge
aus allen Nationen und Ständen strömte in der alten Reichsstadt am Boden-
see zusammen; man zählte 18,000 Geistliche, 29 Kardinäle und 160
Bischöfe, die Gesandten von 2 Kaisern und 14 Königen, 30 Herzöge, 80
Barone und 100 Grafen, — 200 Schneider, 70 Schumacher, 44 Apotheker,
55 Zuckerbäcker, 83 Weinhändler, 1000 Schauspieler, Gaukler und Mu-
sikanten. Kaiser Siegmund konnte nun vor den Augen dieser glänzenden,
erlauchten Versammlung sein Ansehn und seine Hoheit zeigen und wies schon
um deswillen die Entscheidung in der schleswigschen Streitsache ja nicht von
der Hand. Er entschied natürlich, wie der nordische Vetter wünschte —- ohne
die andere Partei zu hören. „Er, der doch den Huß hörte, ehe er vor Scham
erröthend ihn verbrennen ließ, sprach der Herzogin und ihren Söhnen ohne
Verhör und Untersuchung alle Ansprüche auf das Herzogthum Schleswig
ab." (Dahlmann.)
Dennoch beharrten die holsteinischen Fürsten unerschütterlich auf ihrem
guten Recht, nur noch gestützt auf die treue Anhänglichkeit der Schles-
wigholsteiner. Denn alles Andere ließ sie im Stich. Die vom Vater
bestellten Vormünder waren, durch Geschenke gewonnen, zur Partei des
Königs übergetreten, der „König der Lüneburger Heide," Herzog Heinrich
von Braunschweig-Lüneburg, wat heimgezogen, nachdem er sich für
seine geleisteten Dienste die Landesschlösser Gottorf, Plön, Haseldorf und
Hanerau hatte verpfänden lassen. Nur der alte Graf-Bischof, obgleich
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Erich Siegmund Johann_Huß Johann Schneider Schumacher Siegmund Dahlmann Heinrich
von_Braunschweig-Lüneburg Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Kaiser, daß an den Grenzen seines Landes auf deutschem Reichsboden ein
herrenloses Volk wohne, das, gegen alle Sitte ohne Fürsten und Herrn, schier
Niemand gehorche, aber den Landen des Königs häufig schon geschadet habe.
Er bitte daher den Kaiser, daß er die bisherigen Grafschaften Holstein und
Stormarn zu einem Herzogthum erheben und das herrenlose Land — Dith-
marschen nämlich — demselben einverleiben wolle. Der Kaiser war ein
Mann, der in seinem Garten seine Pflanzen sorgfältiger vor dem Frost, als
seine Unterthanen vor den Uebergriffen der Nachbarn schützte, und nicht, was
sein Titel sagte, ein „Mehrer des Reichs". Er schien wieder einmal seinen
Sinnspruch A. E. I. O. U. (Alles Erdreich ist Oestreich untcrthan), den er
überall anzubringen wußte, aber nirgends befolgte, vergessen zu haben — er
belehnte den König mit dem neugebackenen Herzogthum. Er blieb aber nicht
bei dieser ersten Gefälligkeit. Christian erhielt auch die kaiserliche Ein-
willigung zur Anlegung einer neuen Zollstätte zu Hanerau, der vierten im
Lande, und in den drei vorhandenen durfte er den Zoll in der Höhe erheben,
wie er zu Gottorf gefordert wurde, d. h. in doppelter Höhe. Endlich erhielt
er auch noch die höchste Gerichtsbarkeit in dem neuen Herzogthum, so daß
den Holsten in Zukunft die Berufung von ihren Landesgerichten an Kaiser
und Reich abgeschnitten war. Was der Kaiser ihm so mündlich versprach,
sollte der König natürlich auch noch schriftlich erhalten.
Rach einer siebentägigen herrlichen Bewirthung verließ der König
Rothenburg und setzte seine Reise fort. Zunächst ging der Zug nach Insbruck
in Tyrol, wo Erzherzog Siegmund ihn fürstlich empfing. Sodann kam
Christian nach Mailand, wo er zum dritten Male längere Zeit rastete, und
wo, wie die Lübecker Chronik meldet, ihm das Geld ausging. Eine an-
sehnliche Anleihe, sagt sie, habe ausgeholsen; doch sei die Quittung über die
Bezahlung verloren gegangen.
Am dritten April kam der König nach Aquapendente, wo ihn zwei
vom Papst abgesandte Kardinäle empfingen, die ihn mit großer Pracht nach
Rom führten. Sein Einzug in Rom glich einem Triumphzug. Alle
römischen Kardinäle, Bischöfe, Prälaten, Senatoren und Edelleute, und eine
große Menge Bürger zogen ihm zu Roß und zu Fuß entgegen und gaben
ihm bis zum Palast des Papstes das Geleit.
Der Papst behandelte den nordischen König nicht als einen Pilger,
sondern als einen Gast. Er erlaubte ihm gern, seine gelobte Reise nach dem
heiligen Lande durch große Schenkungen an römische Hospitäler und durch
milde Stiftungen in Kopenhagen abzukaufen. Die päpstlichen Geschenke —
die geweihte goldene Rose, Kreuzsplitter, Reliquien und geweihte Taschen-
tücher — crwicderte Christian mit leichtverständlichen vaterländischen
Gaben — Häring, Stockfisch und Hermelin.
Rach einem Aufenthalt von ungefähr drei Wochen verließ Christian die
Siebenhügelstadt, und der Papst ließ ihn von zwei Kardinälen durch sein
ganzes Gebiet begleiten.
Aus der Rückreise ward Florenz besucht, wo der König mehrere Edel-
leute zu Rittern schlug. Die italienischen Städte und Fürsten schienen mit
einander zu wetteifern, wer Christian die meiste Ehre erweisen möchte. In
Bononicn erhielten seine beiden gelehrten Begleiter den Doetorhut.
Den Kaiser traf er diesmal in Augsburg, umgeben von den Großen
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Christian Siegmund Christian Christian Christian Christian
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Stormarn Gottorf Rothenburg Tyrol Mailand Rom Rom Kopenhagen Bononicn Augsburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
129
Dänemark ihre Handelsfreiheit erkämpften und sich bei den benachbarten
Fürsten in Respekt setzten, waren sie daheim bemüht, sich von ihren an-
gestammten Herrschern unabhängiger zu machen, wenn möglich, wie Lübeck,
reichsunmittelbar zu werden. Besonders suchte sich das ausblühende Ham-
burg mehr und mehr der Botmäßigkeit holsteinischer Grasen zu entziehen,
und wie einst die Lübecker die Anwesenheit des Kaisers Friedrich benutzt
hatten, um die Oberherrschaft der sächsischen Herzoge abzustreifen, so
versuchten die Hamburger jetzt ein Gleiches, als Kaiser Karl Iv. einmäl
Lübeck besuchte.
Es war ihm Jahre 1375, als wieder einmal ein deutscher Kaiser seinen
Fuß über die Elbe setzte. Karl Iv., der Sohn des blinden Böhmenkönigs
Johann, der fast alle Gegenden des deutschen Reichs besuchte, kam sammt
seiner Gemahlin herüber, um sich von der Macht und Größe der Hauptstadt
des Hanscbundes durch eigne Anschauung zu überzeugen. Ein zahlreiches
Gefolge von Fürsten und Herren begleitete ihn, und der Rath zu Lübeck ließ
es an Pracht und Ehrenbezeugungen nicht fehlen.
Karl" hatte vor mehreren Jahren (1356) in seiner sogenannten gol-
denen Bulle ein Reichsgrundgesetz zu Stande gebracht, durch welches fest
bestimmt wurde, welche Fürstenhäuser zur Kur oder Königswahl berechtigt
sein sollten. Sieben Fürsten, drei geistlichen und vier weltlichen, wurde
als Kurfürsten das Wahlrecht erblich beigelegt, und jeder derselben hatte
sein bestimmtes Reichserzamt. Die geistlichen Kurfürsten, die Erzbischöfe
von Mainz, Trier und Köln, hatten die Krönung und die Reichskanzlei zu
besorgen; die weltlichen dienten bei feierlichen Gelegenheiten dem Kaiser:
Pfalz als Erztruchseß, Böhmen als Erzmundschenk, Brandenburg als Erz-
kämmerer, Sachsen als Erzmarschall.
Auch bei dem prächtigen Einzuge des Kaisers in Lübeck trugen ihm
die anwesenden Kurfürsten vermöge ihrer Erzämter die ihnen beikommenden
Reichsinsignien vor, und zwei lübsche Bürgermeister führten das kaiserliche
Pferd am Zügel. Der kostspielige Aufenthalt des hohen Gastes in der
Stadt währte zehn Tage. Die Bürgermeister von Hamburg, die Grasen
von Holstein und eine große Menge umwohnender Herren waren nach Lübeck
gekommen, um den Kaiser zu sehen und ihm ihre Ehrerbietigkeit zu bezeugen;
denn ein kaiserlicher Besuch war hier im Norden eine große Seltenheit.
Die holsteinischen Grafen benutzten die Audienz beim Kaiser, sich über
die Anmaßungen der Hamburger zu beschweren. „Sie sind von Alters her
Unterthanen der holsteinischen Grafen gewesen," sagten sie, „und ihre Stadt
liegt auf unserm Grund und Boden." Die Hamburger wendeten ein:
„Das Recht der Grafen ist längst erloschen; wir besitzen so viele und große
Privilegien, von Kaisern und Vorfahren der Grasen ertheilt, daß wir in
Wirklichkeit unabhängig sind, wenn es auch nicht förmlich ausgesprochen ist."
Der Kaiser ließ sich die Urkunden vorlegen, prüfte sie und that dann den
Ausspruch: „Die Hamburger sollen Unterthanen der Grasen bleiben, sich
aber nach wie vor ihrer Privilegien und Freiheiten ungestört bedienen
dürfen."
Heinrich der Eiserne hatte sich und seinem Hause diesmal noch die
reichste Stadt seines Landes erhalten; die Hamburger ergaben sich in ihr
Schicksal und warteten aus bessere Zeiten. Als ihre Gesandten heimkamen,
9
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karl_Iv Karl Karl_Iv. Karl_Iv. Böhmenkönigs
Johann Johann Heinrich_der_Eiserne Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
158
die wichtigsten Reichsschlösser in seiner Gewalt; der Reichsrath unter-
handelte mit Christoph, und die jütschen Bauern erhoben sich gegen ihren
Adel und blickten Wohl auch auf ihren Nachbar Adolf, als einen passenden
Herrscher für Dänemark.
Adolf hätte jetzt in die Fußstapfen seines großen Ahnherrn Gerhard
des Großen treten können, wenn er es gewollt hätte. Er that es aber nicht.
In den jütschen Bauernkrieg mischte er sich nur als Vermittler ein;, doch
benutzte er die allgemeine Verwirrung, um die im Frieden zu Wordingborg
ihm vorenthaltenen Theile von Schleswig ohne Schwertschlag an sich zu
ziehen, was auf den Wunsch der Einwohner geschehen konnte.
Unterdeß hatte sich Christoph entschlossen, dem Ruf der Dänen zu
folgen. Im Juni 1439 traf er in Lübeck mit Herzog Adolf und dem dänischen
Reichsrath zusammen. Erich wurde des Thrones für verlustig erklärt, dem
Herzog Adolf die erbliche Belehnung mit dem ganzen Herzogthum Schleswig
zugesichert und Christoph Iii. zum König vom Dänemark erwählt.
Erich blieb auf seiner Insel und lebte dort noch 10 Jahre vom Seeraub.
Als er endlich verjagt wurde, ging er nach Pommern, wo er hochbejahrt, aber
verachtet und im Elend starb.
Christoph wurde noch 1439 auch zum König von Schweden und Nor-
wegen erwählt mnd schritt nun rasch zur völligen Erledigung der schleswig-
schen Frage. Er hatte mit den Reichen seines unfähigen Oheims nicht auch
dessen beschränkten Trotz geerbt und sah ein, daß Adolf nicht leicht aus seinem
Besitz zu verdrängen sei, daß es besser sei, ihn zum Freund als zum Feind
zu haben. Daher lud er den Herzog vor sich und den Reichsrath nach
Kolding und übergab ihm das Herzogthum Schleswig bis an die Brücke
von Kolding als erbliches Lehen. Knieend leistete Adolf den Eid der
Treue und nahm aus den Händen des Königs die Fahne als Zeichen der
Belehnung entgegen. Die dänischen Reichsräthe bezeugten in einer Urkunde
ihre Einwilligung zu diesem Schritt.
Vier Jahre später (1443) wurde Christoph Iii. am Neujahrstage zu
Ripen feierlich gekrönt. Unter den fürstlichen Personen, welche den Glanz
der Krönung erhöhten und die Reichsinsignien trugen, war auch Herzog
Adolf; er trug als dänischer Reichsfürst dem König das Schwert vor, und
Christoph bestätigte nochmals seine Belehnung. Damit war denn jeder
Streit über das Herzogthum Schleswig auf das Bündigste erledigt; zwischen
Schleswigholstein und Dänemark bestand fortan Friede und Freundschaft,
und Adolf Viii. stiftete zum Andenken an den glücklichen Ausgang des
Streits, in welcher der allmächtige Gott so sichtbar Land und Leute geschirmt
hatte, drei geistliche Pfründen, zwei in Flensburg und eine auf dem Schlosse
Gottorf.
Einige Monate nach der Krönung zog Christoph, der in demselben
Jahre auch noch die Herrschaft über die Oberpfalz von feinem Vater erbte,
als Pilgrim, jedoch von einem Gefolge von 80 Pferden begleitet, nach
Wilsnack, einem damals hochberühmten Wallfahrtsorte in der Mark
Brandenburg. Man verehrte dort drei Hostien, welche bei einem Kirchen-
brand unversehrt geblieben und jede mit einem Blutstropfen bezeichnet
gewesen sein sollten. Der König hatte es aber auf die Verehrung des heiligen
Blutes nicht abgesehen; hinter feiner Pilgerreise steckten andere Pläne. Er
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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einverstanden sein werde, wenn die Reisekosten, die der Besuch des heiligen
Landes erfordere, dazu benutzt würden, eine milde Stiftung einzurichten.
Es fehlte nur die Einwilligung des Heilandes und die — die mußte ja der
Papst, der Statthalter Christi auf Erden, geben können. Den Papst aber
Wollte er persönlich um diese Genehmigung bitten, zumal er auf der Reise
dahin noch andere kleine Angelegenheiten abmachen konnte, die ihm viel mehr
am Herzen lagen. Vielleicht mochten diese kleinen Angelegenheiten, die poli-
tischen Zwecke, sogar den Hauptgrund der Reise bilden, und was von einem
Gelübde gesagt war, mochte Fabel sein. Hatte nicht auch sein Vorweser
Christoph seine Pläne gegen Lübeck unter der Pilgerfahrt nach Wilsnack
verborgen?
Genug, Christian unternahm eine Reise nach Rom. Jn Segeberg
und Reinfeld sammelte sich die Reisegesellschaft. In seinem Gefolge war
sein Schwager, der Herzog von Sachsenlauenburg, zwei Gelehrte, die in
Italien seine Dolmetscher sein sollten, und eine Menge von Prälaten,
Rittern und Edelleuten, die sämmtlich ihre Diener und Pferde mit sich
führten. Sein persöhnliches Gefolge bestand aus 150 Pferden. Zwei
Herolde gingen voran, um überall die Gesellschaft anzumelden. Die Reise
ward in winterlicher Zeit am 8. Januar 1474 in Segeberg angetrcten.
Alle ritten schwarzgekleidet daher, weiße Pilgerstäbe sah man auf ihren
Satteldecken gestickt. Sie waren dort auch leichter, als, wie einst Adolf Iv.
es that, in der Hand zu tragen.
Wohin der König mit seinem Gefolge kam, ward ihm von Prälaten
und Fürsten vorzügliche Ehre erwiesen. In einem Monat gelangte man
nach Rothenburg an der Tauber, von wo aus damals Kaiser Friedrich Iii.
der Roth seines Reiches gemächlich zusah. Der Kaiser sandte seinem hohen
Gaste seinen Sohn Maximilian sammt den anwesenden Kurfürsten und
Fürsten entgegen. Er selbst aber, begleitet von vier- bis fünfhundert
Pferden, empfing den nordischen König außen vor der Stadt. Die beiden
Fürsten begrüßten sich zu Pferde; denn so hatte man's vorher verabredet.
In seiner Herberge angekommen, empfing der König den Besuch des
Kaisers, und die Leiden Fürsten unterredeten sich vertraulich und mit großer
Heimlichkeit bis tief in die Nacht. Was unter der Stickerei der Pilgerstäbe
Alles verborgen lag, das ist nur theilweise ans Licht gekommen, sagt Dahl-
mann. Friedrich wünschte Christian zum Vermittler zwischen sich und dem
ehrgeizigen Herzog von Burgund, Karl dem Kühnen, den nach einer
Königskrone gelüstete. Friedrich hatte dieserwegen schon bei Trier einmal
eine Zusammenkanft mit ihm gehabt. Wie ärmlich hatte sich da der deutsche
Kaiser neben seinem mächtigen Vasallen ausgenommen! Der herzog-
liche Mantel allein war 200,000 Thaler Werth, fast so viel als das Jahres-
Einkommen des Kaisers betrug. Der Herzog hatte schon die Krönungs-
kleinodien alle in Bereitschaft gehabt, Friedrich hatte aber verlangt, daß vor-
der Krönung sein Mar der einzigen Tochter Karls, der schönen Maria,
angetraut werde. Karl hatte, vom französischen König mißtrauisch gemacht,
gezaudert, und da war denn Friedrich eines schönen Tages plötzlich abgereist.
Und doch hätte der Kaiser die Partie gern zu Stande gebracht und gern
gesehen, daß Christian den Freiwerber mache.
Und Christian hatte auch Viel auf dem Herzen. Er erzählte dem
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Extrahierte Personennamen: Christi Christoph Christian Adolf Friedrich_Iii Friedrich Maximilian Maximilian Dahl- Friedrich Christian Karl_dem_Kühnen Karl Friedrich Friedrich Thaler_Werth Friedrich Friedrich Karls Maria Maria Karl Karl Friedrich Friedrich Christian Christian
Extrahierte Ortsnamen: Wilsnack Rom Segeberg Sachsenlauenburg Italien Segeberg Rothenburg Tauber Burgund Karls
werden solle. Nach diesem Schritte ward der Streit
zwischen dem Könige und dem Erzbischöfe unversöhnlich.
Der König berief einen neuen Daunehof nach Wor-
dinburg, wo er den Erzbischof als einen Empörer
schilderte, und überhaupt bittere Klage über ihn führte.
Der Erzbischof ließ cs seinerseits gleichfalls nicht an
Klagen über die Gewaltthätigkeit des Königs fehlen,
und erklärte übrigens, daß er nicht ihm, sondern allein
dem Papste Rechenschaft schuldig sei, so wie er hin-
sichtlich des schottischen Kirchenrechts diejenigen Punkte
nicht anerkennen wolle, welche mit dem canonischen
Rechte in Widerspruch ständen. Einige Male kam
zwar ein Vergleich zu Stande; allein bald erneuerte
sich der Streit wieder, als der König die dem Erz-
stifte Lund von seinen Vorfahren geschenkten Lehen
einziehen wollte. Die erzbischöflichen Bauern machten
-einen furchtbaren Aufruhr, zogen mit Keulen und
Knitteln bewaffnet im Lande umher, und verübten die
schrecklichsten Gewaltthätigkeiten. — Nicht lange darnach
trat ein Ereigniß ein, das den König bewog, den
Kampf mit dem Erzbischof bis auf's Aeußerfte zu trei-
den. Als er nemlich seinen Sohn Erich gekrönt zu
sehen wünschte, weigerte Erlandscn sich nicht nur,
solches selbst zu thun, sondern bedrohete sogar Jeden,
der dies thun würde, mit dem Baun, so daß keiner
der Bischöfe die Krönung zu vollziehen wagte. Durch
einen Dannehof, der in dieser Veranlassung zu Npborg
zusammenberufen war, erreichte der König eben so
wenig seine Absicht. Nun beschloß Christopher, den
widerspenstigen Erzbischof gefangen zu nehmen, was
er auch bald durch dessen eigenen Bruder, Niels Er-
landsen, glücklich ausführte. Der Erzbischof wurde
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Extrahierte Personennamen: Erich Christopher Niels_Er-