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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 588

1854 - Leipzig : Engelmann
588 Die jüngsten Revolutionsstürme. wirken beschloß. Der Bannstrahl des Papstes wurde von dem Volksverein mit einem höhnenden Aufzug beantwortet. Eine provisorische Regierung unter der Leitung von drei Männern (Triumvirat) übernahm die Verwaltung des Frei- staats , indeß die constituirende Versammlung Hand an das Kirchenvermögen legte, um kleine Pachtgüter für die Armen daraus zu bilden, und Garibaldi, ein kühner Freischaarenführer, der sich als politischer Flüchtling lange in Amerika und anderwärts umhergetrieben, dann aber in die Heimath zurückgekehrt an dem Kampfe der Piemontesen und Lombarden wider Oestreich den lebhaftesten Antheil genommen, aus Freischaaren und Demokraten eine beträchtliche Volkswehr orga- nisirte. Der unglückliche Ausgang des erneuerten Kampfes in Oberitalien, der März, eine Menge Flüchtlinge nach Rom führte und die Ankunft Mazzini's, der so lange das thatige Oberhaupt des „jungen Italiens" und die Seele der demokrati- schen Propaganda gewesen, steigerte die revolutionäre Aufregung in Rom. Der Kirchenstaat sollte als letzte Zufluchtsstätte der Freiheit mit aller Kraft vertheidigt und als Mittelpunkt für weitere Unternehmungen benutzt werden. Truppen und Freischaaren waren in großer Masse vorhanden, an Waffen und Geschütz war kein Mangel und ein revolutionärer Terrorismus der wildesten Art schaffte die nöthigen Hülfsmittel herbei. Diese Vereinigung revolutionärer Kräfte bestimmte die Schutzmachte des Kirchenstaats, deren Hülfe der Papst angerusen, zu gemein- schaftlichem Handeln und zu bewaffnetem Einschreiten. Indeß die Oestreicher sich nach harten Kämpfen in den Besitz von Bologna und Ancona setzten, die Neapolitaner von Süden her in das römische Gebiet einrückten, landete ein fran- zösisches Heer unter General Oudinot in Eivita vecchia und umstellte das furchtbar aufgeregte Rom. Umsonst erklärten die Franzosen, daß sie als Freunde kamen, um die Ordnung und die gesetzliche Freiheit zu schirmen und die Besetzung des Kirchenstaats sammt der Hauptstadt durch die Oestreicher und Neapolitaner zu verhüten — die Demokraten wiesen die dargebotene Hand des Friedens und der Versöhnung zurück und bereiteten den anstürmenden Feinden einen hartnäcki- gen Widerstand. Der erste Angriff der Franzosen scheiterte. Nach dem tapfersten Kampfe gegen die gut postirten und mit Geschütz trefflich bedienten Insurgenten 2, »¡di. mußte sich Oudinot unter großen Verlusten nach der See zurückziehen und Ver- stärkung abwarten. Um ihre Gegner zu trennen knüpften hierauf die Triumvirn mit dem französischen Befehlshaber Unterhandlungen an und schlossen eine acht- tägige Waffenruhe, die Garibaldi klug benutzte, um die neapolitanischen Truppen w.mai.hei Velletri anzugreifen und über die Grenze zurückzuschlagen. Als die Unter- handlungen nicht zum Ziel führten, begannen die Franzosen von Neuem zu stür- men. Aber auch diesmal stießen sie bei dem Pancraziothore und an andern Orten auf den heftigsten Widerstand, so daß sie erst nach wochenlangen blutigen Kämpfen 3. Juli, und Stürmen endlich vertragsweise in den Besitz der Stadt kamen. Die Barri- kaden wurden sofort geräumt, die provisorische Regierung aufgelöst und eine mi- litärische Fremdherrschaft errichtet. Garibaldi, Mazzini u. A. suchten ihr Heil in der Flucht. Aber der Papst beharrte noch lange in seiner freiwilligen Verban- nung und in seinem Groll gegen die undankbare Stadt. Erst im April 1850 erfolgte seine Rückkehr. Seitdem wird in Rom die Ruhe durch französische Be- satzung aufrecht erhalten; allein die Räuberbanden, die unter verwegenen Anfüh- rern das Land durchstreiften, gaben Zeugniß von dem tiefen Verfall der gesell- schaftlichen Ordnung und der Ohnmacht der Regierung. 8- 854. Der Großherzog Leopold von Toskana wußte sich die Zu- neigung seiner Unterthanen durch freisinnige Reformen, durch Verweisung der Jesuiten und durch die wenn gleich nothgedrungene Theilnahme an dem Krieg

2. Bd. 2 - S. 415

1854 - Leipzig : Engelmann
415 Das französische Kaiserreich. Nach dem glorreichen Sieg bei Vittoria und der Eroberung der hart- näckig vertheidigten und darum schwer gezüchtigten Festungen San Seba- stian und Pamplona, folgte Wellington den Abziehenden über die Pyre- ^ näen, drängte Soult bei Orthez zurück und besetzte Bordeaux. Helden- isi4. müthig widerstand der waffenkundige Marschall noch am 10. April, als die Alliirten schon auf den elysäischen Feldern in Paris campirten, dem an- rückenden Feind bei Toulouse, wenn er gleich der Uebermacht das Feld lassen mußte. — Napoleons Sturz führte den heuchlerischen Ferdi- nand Vii. (den der französische Kaiser noch vor seiner Abdankung in Freiheit setzte, um den Bürgerkrieg auf der Halbinsel von Neuem anzu- fachen) auf den spanischen Thron zurück; aber die Nation, die des Landes Freiheit mit ihrem Herzblut erkämpft, erntete schlechten Lohn. tz. 759. Gefangennehmung des Papstes. Der Franzosenhaß und die fanatische Wuth der Spanier war vorzugsweise das Werk des Prie- sterstandes; Napoleon hätte daraus die Lehre ziehen sollen, welche Macht die von ihm verkannte Religion mit ihren altehrwürdigen Einrichtungen auf die Gemüther gläubiger Menschen übe; aber in seinem Stolze wollte er keine Schranke seiner Gewalt gelten lassen. Die Weigerung des Papstes, den englischen Schiffen die Häfen des Kirchenstaats zu schließen und mit Frank- reich ein Schutz- und Trutzbündniß einzugehen, hatte den Kaiser so belei- digt, daß er denselben nicht nur mit Entziehung aller Länder bedrohte, die einst Karl der Große dem Bischof von Rom verliehen, sondern daß er auch Forderungen an ihn stellte, durch deren Gewährung das geistliche Regiment des Kirchenfürsten bedeutend beschränkt worden wäre*). Als aber Pius Vii. sich durch keine Drohungen bewegen ließ, dem französischen Machthaber als Werkzeug zu dienen und dessen Willkürmaßregeln sämmtlich zu billigen, riß Napoleon zuerst Ancona, Urbino und andere Gebietstheile vom Kirchenstaat los und verband sie mit dem Königreiche Italien. Dies beugte jedoch keines- wegs den Sinn des standhaften Kirchenfürsten, der nun vielmehr mit Eng- land und Oestreich gemeinsame Maßregeln gegen Frankreichs Uebermacht ergriff. Da sprach Napoleon durch ein von Schdnbrunn aus erlassenes De- Mai kret das Aufhören der weltlichen Macht des Papstes aus, ließ 1"S09- ihn gewaltsam von Rom wegführen und über Grenoble nach Savona brin- gen, verbannte die Cardinäle nach verschiedenen Städten und vereinigte den in zwei Departemente getheilten Kirchenstaat mit dem französischen Gebiete. Rom wurde für eine freie kaiserliche Stadt erklärt. Dieser Gewaltstreich zog auf den Kaiser den Bann strahl herab, der, wenn gleich von Vielen ver-Juni, achtet, in Spanien seine Wirkungen nicht verfehlte. Da der Papst, den Bitten wie den Drohungen des Kaisers eine unerschüt- terliche Ergebung entgegensetzend, als unfrei und des Raths der Cardinale be- raubt die Bestätigung aller ernannten Bischöfe verweigerte, so suchte Napoleon in Verbindung mit dem Erzbischof von Paris die freien Einrichtungen der gallicani-

3. Bd. 2 - S. 524

1854 - Leipzig : Engelmann
524 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. ten, die Kinder je nach dem Geschlechte dem Glauben der Eltern folgten. Dieses Gewohnheitsrecht hatte in die Gesetzgebung verschiedener Lander von gemischter Bevölkerung, als dem Grundsätze der Rechtsgleichheit entsprechend, Eingang ge- funden. Im Jahr 1825 wurde das preußische Gesetz, wornach bei Mischehen die Kinder sammtlich im Glauben des Vaters erzogen werden sollten, wenn nicht der einmüthige Wille beider Eltern anders verfügte, auch auf Westfalen und die Rheinprovinz ausgedehnt. Da hier nun häufiger der Fall eintrat, daß protestan- tische Männer der altern Provinzen sich mit katholischen Töchtern des Landes vermahlten, als umgekehrt, so gerieth die Geistlichkeit in Besorgniß, die katholi- sche Kirche möchte verkürzt werden. Die rheinischen Bischöfe holten in Rom Ver- sa. März haltungsbefehle ein. Ein Breve des Papstes erklärte gemischte Ehen für unerlaubt, 1830- doch für gesetzlich gültig, und gestattete die kirchliche Einsegnung nur unter der Be- dingung, daß das Brautpaar die katholische Erziehung sammtlicher Kinder vor- her gelobe, sei dies nicht der Fall, so könne die Trauung zwar in Gegenwart des Geistlichen statt finden, aber ohne alle kirchliche Feier. Durch Unterhandlungen mit den rheinischen Bischöfen erwirkte jedoch die preußische Regierung eine still- schweigende Ermäßigung des Breve und erlangte, daß die meisten Mischehen auch ohne jene Vorbedingung eingesegnet wurden. Auch der Weihbischof Clemens Droste zu Visch er ing, ein strengkirchlicher, von ultramontanen Einflüsien 1836. geleiteter Mann, gab bei seiner Erhebung auf den erzbischöflichen Stuhl zu Köln das Versprechen, gemäß dieser Uebereinkunft zu verfahren. Kaum war er aber im Besitz seiner Würde, als er seiner Geistlichkeit gebot, sich genau an das Breve zu halten und die Trauung nur nach vorausgegangener Zusage katholischer Kin- dererziehung zu verrichten. Einflüsterungen im Beichtstuhl prägten den Frauen die Nothwendigkeit der kirchlichen Einsegnung zur Gültigkeit der Ehe und zum Seelenheil ein und verwirrten die Gewissen. Zu gleicher Zeit ließ sich der Erzbischof von seiner ultramontanen Umgebung zu einem strengen Verfahren wider die Her- mesianer bewegen. Umsonst erinnerte die preußische Regierung an das Ver- sprechen und drohte mit Amtsentsetzung; der Erzbischof beharrte aus seinem ^1837°"' ®'nne* Da wurde er plötzlich verhaftet und nach der Festung Minden abgesührt, „weil er sein Wort gebrochen, die Gesetze untergraben und unter dem Ein- flüsse revolutionärer Parteien die Gemüther aufgeregt habe." Dies gab das Signal zu einem heftigen Streite sowohl zwischen der preußischen Regierung und dem römischen Stuhle, der vor jeder Unterhandlung die Wiedereinsetzung des gefangenen „Märtyrers" verlangte, als zwischen den streitlustigen Gelehrten bei- der Confessionen. Die öffentliche Meinung war getheilt. Die Katholiken sahen in dem Verfahren eine Unterdrückung der Kirche durch den Beamtenstaat und erhoben den Ruf nach Unabhängigkeit der Kirche vom Staate; die Protestanten faßten den Streit auf als „Kampf deutscher Freiheit und römischer Herrschaft." Die „kirchlichen Wirren" nahmen noch zu, als der Erzbischof Du- nin von Gnesen und Posen ein ähnliches Verbot der kirchlichen Trauung von Mischehen ohne Zusicherung katholischer Erziehung ergehen ließ und, nach Berlin geladen, sich der ihm auferlegten Haft durch die Flucht entzog, dann aber nach der Festung Colberg abgeführt ward. Unter diesen Umstanden bestieg Friedrich 7'is4oni ® iifyetm Iv. den preußischen Thron und richtete seine ganze Sorgfalt auf die Beruhigung der Kirche. Er setzte den Erzbischof Dunin auf eine sehr zweideutige Zusage hin in Freiheit, er gestattete den unmittelbaren Verkehr der Bischöfe mit Rom; er entließ den Erzbischof Droste seiner Haft und sprach ihn in einein ehren- vollen Brief von aller Schuld an revolutionären Umtrieben frei, nachdem er mit ihm und dem römischen Stuhl übereingekommcn, daß er selbst wegen Kränklich-

4. Bd. 2 - S. 44

1854 - Leipzig : Engelmann
44 Das Zeitalter der Reformation. unter harten Bedingungen erkaufen; und benutzte die erste Gelegenheit zur Flucht. §. 465. Der Kaiser bezeigte Schmerz und Unwillen über die Unbill, die das Haupt der Christenheit erfahren, so sehr er sich auch im Herzen über die Demüthigung seines Gegners freuen mochte. Unterdessen machten die 1528. Franzosen Eroberungen im obern Italien und rückten dann in Neapel ein, um dieses Königreich den Spaniern zu entreißen. Aber der Abfall des Ge- nuesen Andreas Doria (§. 384.) von Frankreich zu dem Kaiser und der Untergang eines großen Theils des französischen Heers durch eine Pest ver- eitelte dies Unternehmen, und da auch die Zahl der kaiserlichen Landsknechte durch ihr schwelgerisches Leben in Rom auf diehälfte herabgeschmolzen war, so sehnte sich Jedermann nach Frieden. Unter Vermittelung von Franzens Mutter und Karls Tante vereinigten sich die hadernden Könige in dem Da- 1529. menfrieden von Cambray dahin, daß Franz seinen Ansprüchen aufmai- land entsagte und für die Befreiung seiner Söhne 2 Millionen bezahlte, da- gegen im Besitze von Burgund verblieb. Bald machten auch der Papst und die italienischen Staaten ihren Frieden mit dem Kaiser unter Bedingungen, die dessen Herrschaft über Italien sicherten. Clemens Vii., besorgt über den Fortgang der lutherischen Neuerung in Deutschland und erzürnt auf Flo- renz, das die Mediceer aus seinen Mauern getrieben, versöhnte sich mit dem Kaiser, der ihm zur Ausrottung der Ketzerei und zur Züchtigung der übermüthigen Republik seine Hülfe versprach. Nachdem Karl in Bologna, wo er längere Zeit mit Clemens unter einem Dache gewohnt, von demselben 24.Fcbr. mit der lom bardischen und römischen Krone gekrönt worden (wobei fremde Fürsten die Reichsinsignien trugen), beraubte er zuerst das nach harter Belagerung eroberte Florenz seiner republikanischen Verfassung und setzte einen Mediceer als Herzog darüber (§. 388.), dann schrieb er zur Beilegung der kirchlichen Zwistigkeiten einen Reichstag nach Augsburg aus. t) Ausbildung des lutherischen Kirchenwesens. §. 466. Luthers und Melanchthons vereinte Thatigkeit. — Wahrend dieser Vorgänge, die des Kaisers Blicke von Deutschland abzogen, machte die Reformation große Fortschritte. Luther's Thatigkeit wuchs mit der Zahl der Gegner. Auf H e in rich Viii. von England, der gegen die b a by- lonische Gefangenschaft zu Felde zog und die Siebenzahl der Sa- cramente mit scholastischen Gründen verfocht, aber von dem Wittenberger Mönch derb abgefertigt wurde, folgte Erasmus (§.433.) als Kämpfer für den freien Willen gegen Luther's Augustinische Ansicht von der Unfreiheit dessel- den, ein Streit, der eine gänzliche Entzweiung dieser ihrem Wesen nach sehr ver- schiedenen Männer zur Folge hatte. Im Jahr 1524 verließ Luther das fast ganz verödete Augustiner-Kloster und vermählte sich im folgenden Jahr mit Katha- rina von Bora, einer ehemaligen Nonne. Im Kreise treuer Freunde und Amtsbrüder (Justus Jonas und Joh. B u g en h a g e n aus Pommern) führte

5. Bd. 2 - S. 89

1854 - Leipzig : Engelmann
89 Das katholische Kirchenthum. c) Die römische Hierarchie. §. 517. D i e Papste (vgl. h. 458). Unter den Päpsten des 16. Jahr- hunderts waren einige durch große Eigenschaften und durch angestrebte oder voll- führte Verbesserungen ausgezeichnete Fürsten, nur daß ihre Harte gegen die Ab- trünnigen diese Eigenschaften in Schatten stellte. Paul Hi., der durch seine Paul in. Hülfsgelder im schmalkaldischen Krieg dem Kirchenstaat eine schwere Schuldenlast 15'i53449 aufbürdete und den Jesuitenorden bestätigte, gab doch einigen gelehrten und from- men Kardinalen den Auftrag, einen Reformationsentwurf auszufertigen, wodurch der Willkür der Papstgewalt, der Unfähigkeit und Unsittlichkeit des Klerus und andern Uebelstanden gewehrt werden möchte. Die unzeitige Bekanntmachung und Luthers Hohn darüber vereitelte den Plan. Nach Julius Iii. und der kur- Julius zen Regierung Marcellus' Ii. erlangte P au l Iv. die päpstliche Würde. Dieser 1549,55. „brachte den finstern Ernst eines achtzigjährigen leidenschaftlichen Mönchs auf^uul tv. den Thron." Seine eigene Harte und die grausame Strenge, womit auf seinen Befehl das Jnquisitionsgericht alle Verdächtigen züchtigte, reizte das Volk so, daß es an seinem Todestag seine Bildsäulen verstümmelte und das Haus der Inquisition niederbrannte. Die Juden, die er in das Ghetto eingeschlofsen und auf das Furchtbarste beschrankt und gedrückt hatte, schloffen sich dem wü- thenden Römervolke an. Sein Nachfolger Pius Iv., der Vollender des Tri-1 dentiner Concils, und P ius V. befolgten dieselben Maßregeln der Strenge gegen Pius v.‘ die Protestanten und Gregor Xiii., der Verbefferer des kanonischen Rechts- buchs und der Ordner der I a h res rechnung (§. 550.), ließ bei der Nachricht _xrii. von der Bartholomäusnacht ein Tedeum singen für die Ausrottung der Feinde K)/~ ~So- Christi. Der bedeutendste Kirchenfürst des ganzen Jahrhunderts war der von einem armen Hirtenjungen zum Franciscaner, Inquisitor, Kardinal und endlich zum Papst erhobene Sixtus V. , ein Mann von einer gewaltigen Herrscher- narur, der weniger darnach strebte, die Ketzer auszurotten, als dem päpstlichen Ansehen den alten Glanz zu verleihen und die katholischen Fürsten mit der Curie in nähere Verbindung zu bringen. „Er vernichtete die Banditen, stellte durch unerbittliche, barbarische Strenge einen festen Rechtszuftand her, unterstützte die Armen auf vernünftige Weise, weckte die Betriebsamkeit, gab der vaticanischen Bibliothek ihre Größe, ließ verschiedene Bibelwerke (darunter eine revidirte au- thentische Vulgata) drucken, zog die Riesenwerke des Alterthums aus ihren Trümmern (Coloffeo), so weit sie dienen mochten den Sieg des Kreuzes zu ver- herrlichen, und obwohl er nicht unwürdige Bauwerke neben sie stellte, auch seine Verwandten (Nepoten) bereicherte, hinterließ er doch einen großen Schatz in der Engelsburg, durch Anleihen und durch die äußerste Ausdehnung des Aemter- verkauss gesammelt." Er wurde gehaßt und geschmäht, aber von Mit- und Nachwelt bewundert. Clemens Viii. besaß einen sanftern Geist. Er gab Frankreich die langentbehrte Ruhe durch die Absolvirung Heinrichs Iv., stiftete Frieden zwischen ihm und Spanien und erwarb dem Kirchenstaate Ferrara, wo mit dem Aussterben des Hauses Este der Glanz des durch Kunst und Wis- senschaft verherrlichten Hoflebens erlosch. Der stolze Paul V. sprach über Ve- Paulv. nedig Bann und Interdikt aus, weil es die Auslieferung einiger verurtheilten Kleriker und die verlangte Aufhebung eines Gesetzes gegen die Vermehrung des Grundeigenthums der Kirche verweigerte. Der Mönch Paolo Sarpi (§.553.) verfocht die Rechte der Republik mit solchem Erfolg, daß Rom nachgab. Gre- Gregor gor Xv. erhielt die Heide lberg er Bibliothek als Ersatz für die Anstren-102^-23. gungen, die er für den deutschen Krieg machte. Sein Nachfolger Urban Viii. Urban sah nicht ungern, daß die Uebermacht des östreichischen Hauses durch die Schweden ig23- 4 4

6. Bd. 2 - S. 239

1854 - Leipzig : Engelmann
239 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. nenlust; der Erbprinz starb vor dem Vater an den Folgen der Ausschweifung. Johann Mit seinem zweiten Sohn Johann Gasto erlosch das mediceische Herrscher- ®«fìo haus, dessen letzte Sprößlinge sich ihrer großen Ahnen unwürdig gemacht. — 1723'37‘ Noch vor Johann Gasto's Tod waren die europäischen Machte übereingekommen, daß Franz Stephan, Gemahl der Kaiserin Maria Theresia, das Großher- zogthum nebst dem Allodialvermögen und die Schulden der Familie erben sollte. Von dem an stand Toskana unter dem Einfluß von Oestreich, trotz der Bestim- mung, daß es nie mit dem Kaiserreich unter Einem Regenten vereint werden _ sollte. Auf Franz Stephan, der den kaufmännischen Geist der Mediceer Su-phcm besaß, aber die Einkünfte Toskana's oft zum Vortheil Oestreichs verwendete, 1737-65. folgte sein zweiter Sohn Leopold, unter dem das Großherzogthum wieder Leopold glückliche Zeiten erlebte. Bei seiner Thronbesteigung in Oestreich übergab er Tos- 1/Gd~90' kana seinem zweiten Sohne Fe r dinan d I osep h. — Parma, durch Papst Paul Iii. in ein Herzogthum verwandelt, wurde seit der Mitte des sechzehnten i7£>o — Jahrhunderts durch das Haus Farnese regiert. Als mit Herzog Anton der 1<s24‘ Farne fische Mannsstamm ausstarb, wurde das Herzogthum Parma mit Pia- 1731. cenza und Guastalla einem spanisch-bourbonischen Jnfanten verliehen, und zwar zuerst dem altern Prinzen Don Carlos und dann, nach dessen Erhebung J7.3;, auf den neapolitanischen Königsthron, dem zweiten Don P h ilipp. Philipps 1748-65. Sohn und Nachfolger Ferdinand gerieth in einen folgenreichen Streit mit^àsuff dem Papst, woraus allerlei kirchliche Reformen hervorgingen. Nach seinem Tode iso4. wurde das Land dem französischen Oberitalien beigefügt. — Das Herzogthum Modena mit Reggio, Mirandola und Massa-Carrara, wurde im 17. und 18. Jahrhundert von Gliedern des Hauses Este regiert. Der letzte 1790. war Hercules Iii., der sein Land den Franzosen überlassen mußte und in Deutsch- land starb. — Der Kirchenstaat krankte an unheilbaren Wunden, die das geistliche Regiment dem Wohlstand, der Thatigkeit und der Freiheit der Einwoh- ner schlug. In der Regel bestiegen nur Kardinale den apostolischen Stuhl, „die den großen Familien Italiens angehörten und in den Staatsgeschäften der römi- 0 schen Prälatur ergraut, nicht groß im Guten noch im Bösen waren." In n 0 - x"1644* cenz X., der den westfälischen Frieden verwarf, vernichtete durch das Kornmono- ~1<555, pol der päpstlichen Kammer den römischen Ackerbau und gab durch seine Abhängig- keit von den Rathschlägen der Donna Olympia den Gegnern Veranlassung zum Spott. Seine Nachfolger, besonders Alexander Vii., der „den unnützen Aàn- Triumph hatte, die geistreiche Tochter Gustav Adolfs auf dem Capitol zu em-ikss-67. pfangen" (§. 586.) und sein dritter Nachfolger, der strenge Inn 0 cenz Xi., hatten viele Kämpfe mit Ludwig Xiv. zu bestehen, der nicht nur in die Kirchen- w89. und Hoheitsrechte des Papstes eigenmächtige Eingriffe machte, sondern den heili- gen Vater in der ewigen Stadt selbst durch seine Gesandten und deren Gefolge bedrohte und vorübergehend die päpstliche Stadt Avignon in Frankreich besetzte; erst Inno cenz dem Xii., einem wohlmeinenden Fürsten, der sich Kirchenzuchtjnnocenz und Armenpflege angelegen sein ließ, gelang die Herstellung des Friedens mit^z^m Frankreich. Clemens Xi. widersehte sich umsonst dem Königstitel des Kurfür-Clemens sten von Brandenburg; in einem Streit über die Kirchenhoheit in Sicilien unter-1700-21 lag er der weltlichen Macht. Ben e d i ct Xiii. behielt auch auf dem päpstlichen Benedict Thron die Sitteneinfalt und Lebensweise eines Dominicanermönchs bei; Bene-1724-30. dict Xiv., ein gelehrter, wohlwollender und scherzhafter Herr von einfacher, edler Sitte, suchte die Würde der Curie gegen die katholischen Fürsten durch ver- mo-ss. ständiges Nachgeben aufrecht zu erhalten. Clemens Xiii. vermochte nicht, den^'ff/^ Jesuitenorden gegen die Verfolgungen Pombals und der bourbonischen Höfe zui758-69.

7. Bd. 1 - S. 401

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter der Karolinger. 401 nöthigte die Sachsen zu einem Frieden und zu dem Versprechen die christli- chen Glaubensboten in ihrem Bekehrungswerk nicht zu stören und versicherte sich der Eroberungen durch Besatzungen. — Dann folgte er dem Rufe des Papstes Adrian wider den Langobardenkönig Desiderius (der durch die Aufnahme von Karlmanns Wittwe und Söhnen bereits den Zorn des Frankenkönigs gereizt §. 253.), setzte mit einem bei Genf gesammelten Heer über den St. Bernhard, erstürmte die Alpenpasse und eroberte Pavia. De- siderius endete seine Tage im Kloster. Als auch sein tapferer Sohn Adelgis in Verona überwunden war, ließ sich Karl in Mailand die lombardische Krone aufsetzen und vereinigte Oberitalien mit dem Frankenreich. Doch ließ er die Lombardei als besonderes Königreich und mit Fortdauer eigenen Rechts bestehen, nur daß der fränkische Heer- und Gerichtsbann daselbst ein- geführt und das Land und die Stadtgebiete fränkischen Grafen untergeben wurden. Dem Papst bestätigte Karl die Schenkungen Pipins und fügte noch Spoleto hinzu. Der lombardische Herzog von Benevent huldigte dem Sieger und wurde in seiner Würde belassen. Der Geschichtschreiber Paul Warnefried (Diaconus), der bei Bearbeitung seiner Geschichte der Langobarden altgermanische Volkssagen und Heldenlieder vor Augen ge- habt haben mag, fand Gnade vor Karl, der Wissenschaften und Gelehrte achtete. §. 271. Wahrend Karls Abwesenheit hatten die Sachsen die fränkischen Besatzungen verjagt, ihre früheren Grenzen wiederhergestellt und in die Nachbarlande Brand und Verwüstung getragen. Da rückte er abermals in ihr Gebiet ein, schlug sie zurück, befestigte die Weser durch Burgen und schloß dann auf dem Reichstag zu Paderborn mit den Häuptern des Volks eine Uebereinkunft, worin sie Unterwerfung gelobten und die Begründung des Christenthums nicht zu hindern versprachen. Zum Beweis ihrer Aufrichtig- keit empfingen Viele die Taufe. Allein ihr streitbarer Herzog Witukind (Wit- tekind) war zu den Dänen geflohen und bestätigte den Vertrag nicht. — In den zwei folgenden Jahren kämpfte Karl in Spanien, wohin ihn der arabische Statthalter von Zaragossa wider die vordringende Macht des Khalifen Ab- derrhaman des Omejjaden (§. 264.) zu Hülfe gerufen. Er besiegte die Mau- ren, eroberte Pamplona und Zaragossa und fügte alles Land bis zum Ebro mit der Stadt Barcelona als spanische Mark seinem Reiche bei, nachdem er den vertriebenen Statthalter wieder eingesetzt und in Lehns- pflicht genommen. Aber auf dem Rückzug erlitt die von dem riesensiarken Roland (Rutland) geführte Nachhut in dcmthale Roncevalles, nach einem von den epischen Dichtern des Mittelalters vielbesungenen Kampfe eine Nie- derlage, wobei die tapfersten Helden der Franken den Tod fanden. (Vgl. §. 554 und Anh. §. 7.) §. 272. Diese Entfernung benutzten die Sachsen, von dem freiheit- Weber, Geschichte. I. 6.Aufl. 26 774. 772. 777.

8. Bd. 1 - S. 432

1854 - Leipzig : Engelmann
432 Das Mittelalter. 1059. §.297. Heinrich Iv. und Gregor Vii. Dieser Papst war der willenskräftige, charakterfeste Gregor Vii., der aus einem niedrig gebornen Mönch, Hildebrand, der mächtigste Kirchenfürst geworden war, und durch die Ueberlegenheit seines Geistes bereits mehrere der vorhergehenden Päpste geleitet hatte. Durchdrungen von dem unerschütterlichen Glauben „an den unfehlbaren Sieg der moralischen Macht des Geistes über die physische Ge- walt der Welt" und gehoben von dem Bewußtsein des durch seine Sitten- strenge erlangten Ansehens strebte er sowohl nach der Reinheit als nach der Einheit der Kirche, und um dieses Streben sicherer zu erreichen, suchte er zunächst diekirchenichtnurvonderweltlichengewaltunab- hängig zumachen, sondern daspapstthum über daskaiser- thum und über jede zeitliche Fürsten macht zu erheben, den Klerus vom Staat zu emancipiren und diesen der kirchlichen Hierarchie unterzuordnen. Darum war unter seinem Einfluß kurz vorher durch Nico laus Ii. das Card ina Icolleg turn errichtet und diesem höchsten Staats- und Kirchen- rath die Papstwahl, die bisher dem gesummten römischen Volke mit Inbegriff des Klerus zugestanden, übertragen worden, um sie sowohl der Bestätigung des Kaisers als der Einwirkung der römischen Adelsfamilien zu entziehen. Nach sei- ner Erhebung war er zunächst auf Reinigung der Ki r ch e bedacht und erließ zu dem Zweck eine strenge Verordnung gegen die herrschende Simonie, entsetzte und bannte die Bischöfe, die ihre Aemter durch Kauf erlangt hatten, und suchte die Ursache des Lasters durch das Verbot der La i en - I n v esti tur d. h. der Be- setzung der Kirchenämter durch die Landesfürsten vermittelst der Belehnung mit Ring und Stab zu tilgen. Die Entziehung dieses Belehnungsrechts aber war eine zu große Verminderung der weltlichen Macht, als daß sich nicht die Landes- fürsten und vor Allen die Kaiser, diesen Eingriffen in ihre Hoheitsrechte hatten widersetzen sollen. Denn da durch die vom Geiste der Zeit herbeigeführte Frei- gebigkeit der Kaiser, Könige und Edlen die Bischöfe und Klostervorfteher nicht nur mit Gütern aller Art, sondern auch mit der unabhängigen Gerichtsbarkeit und mit vielen andern Rechten begabt und durch die Immunitäten in eine bevorzugte Stellung gesetzt wurden, so mußten die deutschen Kaiser und in andern christlichen Landern die Könige gewisse Hoheitsrechte über dieselben in Anspruch nehmen, wenn sie nicht einen großen Theil des Reiches ihrer Autorität entzogen sehen wollten. Ohne die Behauptung dieses Jnvestiturrechts wäre das Ansehen und die Rechtsgewalt des Kaisers in den geistlichen Territorien, die an Umfang hie und da großen Grafschaften und ganzen Herzogthümern gleich kamen, gänz- lichvernichtet worden. — Dann machte Gregor den Cö li ba t (Ehelosigkeit), der bisher nur für die Bischöfe allgemeine Sitte gewesen, indeß die übrigen Geist- lichen dieses durch mehrere Kirchenversammlungen ausgestellte Gebot bisher wenig geachtet hatten, zum strengen Gesetz für alle Kleriker, und zwang die verheirathe- ten Geistlichen, ihre Frauen und Kinder von sich zu thun. Dadurch wurden diese enger an die Kirche geknüpft, da von nun an, „Weib und Kind mit allen Hoff- nungen und Sorgen den Geistlichen nicht mehr an das Land seiner Geburt, an bürgerliche Verhältnisse fesselten, und er weniger von dem Arme weltlicher Drän- ger zu fürchten hatte." Zugleich begünstigte Gregor die Erhebung der Normannen-

9. Bd. 1 - S. 425

1854 - Leipzig : Engelmann
Vorherrschaft des deutsch-römischen Kaiserthums. 425 burgund und Italien der Herrschaft beraubt, seinen Sohn Lothar durch Giftaus der Welt geschafft und dessen Gemahlin Adelheid in ein einsames Schloß am Gardasee eingeschlvssen, um sie zurvermählung mit seinem Sohn zu zwingen. Unter dem Beistand eines treuen Mönchs entkam Adelheid nach der festen Burg Canossa, wo sie Otto zu ihrem Schutz herbeirief und ihm mit ihrer Hand das Königreich Italien gab, das jedoch Berengar als deutsches Lehen anfangs verwaltete; als er sich aber treulos erwies, führte ihn Otto geblendet über die Alpen nach Bamberg und empfing dann selbst die lom- bardische Krone in Mailand. Unter dem Schutze kaiserlicher Vögte erstarkte bald das städtische Bürgerthum der Lombarden. Der geschwächte Feudaladel nahm nach und nach großentheils seinen Aufenthalt in den Städten, wo er den ersten Stand ausmachte. — Hierauf rief ein Aufstand der Römer gegen den sittenlosen Papst Johann Xii. und das sogenannte „Metzen-Regiment" (§. 282.) den deutschen Herrscher in die ewige Stadt. Er wurde mit Jubel ausgenommen und mit der römischen Kaiserkrone geschmückt, über- zeugte sich aber bald von Johanns Treulosigkeit. Deswegen ordnete er ein Gericht an, ließ ihn absetzen und die Römer schwören, „nie ohne sein und seiner Nachfolger Wissen und Willen einen Papst zu erkennen." Vergebens 963. suchten die Römer durch wiederholte Aufstände die Schirmvogtei des deutschen Kaisers abzuschütteln; Otto's gutes Schwert und strenges Gericht verschaffte ihm Gehorsam. Aber die Päpste erkannten die Schirmherrschaft nicht an. — Von da an beginnt die verhängnißvolle Verbindung Deutsch- lands und Italiens, eine Verbindung, die zwar für die Cultur, Gesittung und geschichtliche Größe des rauhen Landes wohlthätig wirkte, aber auch von „unsäglichem Weh" für das deutsche Volk war. tz. 292. Otto Ii. und Iii. Diese Einmischung Otto's in die ita- lienischen Angelegenheiten führte in Deutschland neue Unordnungen und Gewaltthätigkeiten herbei, daher sein Sohn Otto Ii. während der ersten 973%'^, Jahre seiner Regierung mit unruhigen Großen und mit den Franzosen um den Besitz von Lothringen zu kämpfen hatte. (Bei dieser Gelegenheit besetzten die Deutschen den Montmartre bei Paris und zwangen den karolin- gischen König Lothar zum Frieden und zur Verzichtleistung.) Sodann begab sich Otto nach Rom, wo ein Edelmann, Crescentius, der Sohn der jün- gern Theodora, die weltliche Macht an sich gerissen hatte, Papst und Bürger- schaft durch seine Tyrannei drückte und mit dem Plane umging, die altrömische Republik wieder von Neuem zu begründen. Nach hergestellter Ordnung er- langte er die Kaiserkrone und zog dann mit seinem sehr geschwächten Heer nach Unteritalien, das er als Mitgift seiner Gemahlin Th e op Hanta, einer byzantinischen Prinzessin, ansprach. Aber bei Basantello erlag „die 932. Zierde des blonden Deutschlands"; Otto selbst gerieth in die Gewalt der Feinde, aus der er sich nur durch seine Gewandtheit im Schwimmen rettete.— Die von ihm wiederhergestellte Oftmark (Oestreich) gegen die Ungarn wurde

10. Bd. 1 - S. 435

1854 - Leipzig : Engelmann
Vorherrschaft des deutsch-römischen Kaiserthums. 435 Spiel setzte, noch einige Zeit in der Engelsburg. Er schloß mit dem räuberi- schen und treulosen Normannenfürsten, Robert Guis card (tz. 287.), der- dem Papstthum und dem Kirchenstaat so manchen Schaden zugefügt und darum mit dem Fluche der Kirche beladen worden, ein Bündniß, wodurch dieser vom Banne gelöst ward, Unteritalien als päpstliches Lehn empfing und dafür seinen Beistand gegen die Deutschen verhieß. Die Nor- mannen überfielen Rom, zerstörten die Denkmäler alter Kunst und Herrlich- keit, plünderten Kirchen und Paläste und machten die Einwohner zu Sclaven. Diese Mißhandlungen und Verheerungen erbitterten die Römer dergestalt, daß der Papst es für rathsam erachtete, seinem Gegner den Platz zu räumen und mit Robert nach Unteritalien zu ziehen. Im folgenden Jahre starb er zu um. Salerno mit der Aeußerung: „ich liebte die Gerechtigkeit und haßte das Böse, darum sterbe ich in der Verbannung!" Ehrgeiz und Herrschsucht wa- ren die Haupttriebfedern seiner Handlungen, seiner Worte, seiner Gedanken; die Welt beherrschen durch das Wort, das Ziel seines Lebens. — Aber noch waren Heinrichs Leiden nicht zu Ende. In Deutschland, wo mittlerweile der furchtbarste Bürgerkrieg gewüthet, standen zwei Gegenkaiser auf und trugen Mord, Raub und Verwüstung durch die deutschen Gaue des Südens und Nordens. Gesetz und Ordnung lagen darnieder; Verwirrung und wildes Fehdewesen herrschten; denn in einer Zeit, „wo nur die That die That bändigte, nur das gezückte Schwert in des Kaisers Hand das Schwert der Fürsten in der Scheide hielt," fehlte in Deutschland die ordnende und gebietende Kraft eines unbestrittenen Oberhaupts. In Italien erregte ihm Urban Ii., der auf Gregors Bahn fortschritt und von Heinrich nicht aner- kannt ward, eine Menge Feinde und entfremdete ihm das Herz seiner Ge- mahlin, die, nachdem sie ihres Gatten Ehre mit schmachvollen Beschuldigun- gen befleckt, sich von ihm trennte und im Kloster ihr Leben beschloß. Zuletzt traten seine eigenen, verführten Söhne als Gegner wider ihn auf; Konrad, ein sanfter, frommer Jüngling, wurde von ihm verstoßen und starb in Kum- mer und Unehren; aber nicht lange nachher erhob auch der bereits gekrönte Heinrich das Schwert gegen den Vater. Gewonnen von dem Papste 1009. Pasch alis Ii., der über den altenkaiser vonneuem denbannstrahl schleu- derte, und verlocktvon den vielen Geistlichen und weltlichen Feinden desselben, zog König Heinrich wider seinen Vater, nahm ihn am Rhein durch List und Verrath gefangen und nöthigte ihn im Schlosse zu Ingelheim, seine Schlösser, sein Erbe, sein Reich und Alles, was er besaß, hinzugeben und sich selbst der Regierung für unwürdig zu erklären. Der gedemüthigte Kaiser entkam jedoch der Haft und fand bei den über die Härte des Sohnes empörten Bürgern I von Köln, Aachen, Lüttich u. a. Schutz und Hülfe. Ein Bürgerkrieg, schrecklicher wie alle frühern, drohte zwischen Vater und Sohn auszubrechen. Das Maß des Elends war jedoch voll. Von Unglück und Kummer gebeugt sank Heinrich Iv. in Lüttich ins Grab. Aber selbst nach dem Tode kam der im 28*
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