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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. V

1900 - Leipzig : Spamer
Vorwort. Diegegenwart kennt keine Entfernungen, fast keine räumlichen Schranken mehr. Der stetig fortschreitenden Wissenschaft haben wir es zu danken, daß sich heutzutage Süd und Nord, Ost und West, selbst über Ozeane hinweg, die Hände reichen. Noch vor hundert Jahren lagen oft nicht geringe Schwierig- keiten bor, eine Reise von nur wenigen Meilen von einem Städtchen Deutsch- lands nach einem andern zu unternehmen und mit entfernten Freunden sich ins Vernehmen zu setzen; heute unternimmt man Vergnügungstoureu uach Amerika und bis ans Stille Weltmeer; fast jedes Dorf weiß von An- gehörigen in den entlegensten Winkeln der Erde zu berichten, und nur wenige Stunden bedarf der Europäer, um mittels des Welttelegraphen Nachrichten von beiden Erdhalbkugeln einzuholen. Darum ist es aber auch doppelte Pflicht für jeden Gebildeten, die Erde, seine große Heimat, genau kennen zu lernen, und Aufgabe des „Buches der Entdeckungen" ist es, nach Kräften dazu beizutragen, daß folche Kenntnis eine möglichst allgemeine werde. Der hier vorliegende zweite Band des „Buches der Entdeckungen" führt uns in die neuere Zeit und weiter bis in die unmittelbare Gegen- wart hinein, während sich der vorhergehende erste Band mit den Reisen des Altertums und des Mittelalters beschäftigte. Unser erster Abschnitt schildert die Kolonifieruug jener unermeßlichen Länderstrecken, welche wir unter dem Namen der Vereinigten Staaten von Nordamerika zusammenfassen. Diese stetige und immer segens- reichere Kolonisation von Nordamerika, diese Eroberung unabsehbarer Gebiete mittels des Pfluges, vor allem durch Engländer und Deutsche, ist eine wahrhaste Heldeuthat; durch sie führt die Geschichte abermals den Beweis, daß auf die Dauer das Schwert nirgends den Pflug ersetzen kann. In die weiten Flächen Sibiriens führt uns der zweite Abschnitt, und wir seheu die europäische Kultur unaufhaltsam selbst die entlegensten Steppen und Einöden in ihre Kreise ziehen. Es ist eine gewaltige Kultur- arbeit, die das Zarenreich zu erfüllen sich anschickte, durch welche es seine Bestimmung für Europa, ja für die Welt erreicht, die Bestimmung, die gewonnene Bildung nach Asien zurückzutragen und die Fruchtkeime moderner Bildungselemente dorthin zu verpflanzen. Während die russischen Bataillone ihren staunenerregenden Zug durch die Wüsten Asiens vollführten und die siegreichen Kämpfe gegen chie

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. VI

1900 - Leipzig : Spamer
Vi Vorwort. turkmenischen Horden bestanden, wurde noch ein andres europäisches, uns stammverwandtes Volk, die Niederländer, zum Kriege gegen asiatische Völker gernsen. Aus den Schauplatz dieser nunmehr zu gunsten der Nieder- länder beendeten Kämpfe werden wir im weiteren Verlause des vorliegen- den Bändchens versetzt. Wir sehen die Niederländer in Java und aus den übrigen Ostindischen Inseln, in den Ländern der ewig grüuenden Wälder und der stets duftenden Blüten. Die gefährlichsten Nachbarn der Holländer an den Küsten und auf den Inseln des Indischen Ozeans waren seit Jahrhunderten die Engländer, von deren Kolonien uns die beiden folgenden Abschnitte melden. Der eine handelt von ihrer Herrschast in Ostindien seit dem Bestehen der Ost- indischen Handelsgesellschaft. Und eine der Kolonisierung Judiens eben- bürtige That ist die Kolonisierung Australiens, welchem, wie der ozeanischen Inselwelt, der vierte Abschnitt gewidmet ist. Wenige Länder haben sich mit ihrer politischen und kommerziellen Entwickelung während der letzten sechzig Jahre so in den Vordergrund gedrängt, wie Australien, und neben dem Festlande haben auch die Eilandgrnppen der Südsee eine stetig wachsende Bedeutung gewonnen. In unsern Tagen ist das Geheimnis von Jnnerasrika, der Ursprung des Nils und der des Kongos, entdeckt worden. Unter andern kühnen Reisenden, welche mutig ihr Leben einsetzten, trotz der Opser, die der schwarze Erdteil gefordert, stehennamen wie Livingstone, Stanley, Emin Pascha und Wißmann in erster Liuie. Was wir von den Entdeckungen Juuerasrikas bis zur Stunde wissen, ist in einem besonderen Kapitel dieser neuen Auflage zur Darstellung gebracht. Der eisumstarrte hohe Norden und der vulkanische rauhe Süden, die arktischen und antarktischen Länder, haben in neuester Zeit allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, und häufig lesen wir Berichte von kühnen Reisenden, welche sich in jene unwirtlichen Gebiete wagen, um der Wissen- schast zu dieuen. Das Wissenswerteste ihrer Forschungen ist im Schluß- abschnitte uusres Buches zusammengestellt. Haben wir aber in dem „Buche der Entdeckungen" uns darauf be- schränken müssen, in kurzen Umrissen zu schildern, wie die Pioniere der Kultur rastlos und mit ungeahnten Entbehrungen thätig waren, um die üppigen, glühenden Tropen und die toten, kalten Polarländer zu erschließen, so haben wir in folgenden Bänden uusres Kosmos das Gesagte weiter ausgeführt und uns eingehender mit Land und Leuten beschäftigt und möchten die Aufmerksamkeit uufrer Freunde auf dieselben gelenkt haben.

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 36

1900 - Leipzig : Spamer
36 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken. einer Anzahl von Völkern und Stämmen niedergelassen. Die Slawen hatten sich von hier aus allmählich dem Westen zugewendet und waren bereits zur Zeit der Völkerwanderuug bis über die Elbe und Saale vor- gedrungen, so daß sie, von der Ostsee bis zur Halbinsel Morea sich aus- breitend, mehr als die Hälfte uusres Erdteils besetzt hielten. Obgleich sie vorzugsweise Ackerbau trieben, so waren ihnen doch Künste und Gewerbe keineswegs fremd, und die ihrer Sprache eigentümlichen Worte, welche sie für alle verschiedenen Zweige derselben besitzen, bezeugen uns zur Genüge, daß schon in den frühesten Zeiten, von denen heute zwar keine schriftliche Quelle mehr, wohl aber die Sprachkunde und alte Gräber uns Kunde geben, auch bei ihnen die Anfänge einer Kultur vorhanden waren, die unter ver- hältnismäßig ungünstigen Bedingungen jedoch nicht zu der gleichen Ent- Wickelung gelangen konnte, wie bei den westeuropäische» Nationen. Namentlich ist hier noch hervorzuheben, daß die Slawen bis zum heutigen Tage ein wesentlich kontinentales Volk geblieben sind, dem der befruchtende Einfluß des Weltmeeres ziemlich fern geblieben ist. Indessen fehlt es auch bei ihnen in den frühesten Zeiten keineswegs an Lichtblicken. Auf der heutigen Insel Wollin entfaltete die Stadt Vineta oder Jnlin als berühmter Zentralsitz slawischen Handels im 10. Jahr- hunderte ihre reichste Blüte. Wie weit damals ihre Handelsbeziehungen reichten, davon zeugt die Menge altarabischer Münzen, sogenannter Dirrhems, die man dort ausgegraben hat. Jene Münzen rühren aus dem 8. bis 10. Jahrhundert her, d. i. aus dem Zeitalter der Abassideu (in Bagdad) und der Samauiden (in Samarkand). Der arabische Geograph Edrisi, der um das Jahr 1170 schrieb, erwähnt in seinen Schriften ausdrücklich, daß seine Landsleute nach der Ostseeküste gereist sind, um dort gegen ihre Landes- erzengnisse Pelze, Fische, Honig und Bernstein einzutauschen. Das 11. Jahr- hundert bezeichnet für Vinetas Glück und Macht einen Wendepunkt: es begannen die bösen Tage der dänischen Einbrüche und Verheerungen. Vinetas Handel, Reichtum und Bedeutung erlitten dadurch einen um so empfindlicheren Stoß, als gleichzeitig auch im ferueu Osten das Kalifat Bagdad zerfiel. Indes erholte sich die Stadt im Laufe zweier Dezennien wieder; ja, sie gedieh zu einer bemerkenswerten Nachblüte. Adam von Bremen berichtet von ihr als Zeitgenosse (im 11. Jahrhundert) wörtlich: „Sie ist die größte aller (ihm persönlich bekannten) Städte, bewohnt von Slawen und daneben von andern Nationen, teils griechischer, teils barba- rischer Zunge; denn auch die Sachsen haben die Erlaubnis erhalten, sich dort niederzulassen: nur dürfen sie das Christentum nicht zur Schau tragen, da die Einheimischen noch in den Irrtümern des Heidentums befangen sind. Doch dieses abgerechnet, kann es kein milderes, gastlicheres, freundlicheres Volk geben, als das dortige. Reich an Handelsgütern aller nördlichen Nationen, vereinigt diese Stadt in sich alles Seltene und Angenehme." Sicher war Vineta damals die natürliche Handelspforte zum stammverwandten

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 64

1900 - Leipzig : Spamer
64 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. Südwestküste Javas, besuchte dann Dschakatra (das heutige Batavia) sowie die Stadt Surabaja und die Inseln Bali und Lombok. Nachdem er durch Gefechte und andre Zufälle zwei Schiffe und zwei Drittel der Manu- schaft eingebüßt hatte, kam er (1597) mit den noch übrigen beiden Fahr- zeugen, reich mit Gewürzen beladen, wieder zu Texel in Nordholland an. War auch dieser erste Zug nach Ostindien keineswegs glücklich zu nennen, so hatte man doch die Überzeugung von der Möglichkeit einer Niederlassung in Indien und eine Anbahnung von Handelsverbindungen mit jenem Lande gewonnen. Wegen der feindlichen Beziehungen zu den Spaniern und Portu- gieseu dachten die Niederländer mit Ernst daran, um die Südspitze von Südamerika einen Seeweg nach Indien aufzusuchen. Zwei Schiffe wurden 1615 zu diesem Behuse ausgesandt; sie kamen zunächst zu den südlichen Falklandsinseln, dann an die Südspitze der äußersten Insel, die sie zu Ehren der Vaterstadt ihres Kapitäns das Kap Hoorn nannten, fuhren hierauf durch verschiedene australische Inselgruppen und gelangten endlich zwar nach Indien, doch war der Weg durchaus kein kürzerer als der bisher ge- wohnliche. Auch noch später, als sich endlich die Holländer auf den Sunda- inseln festgesetzt hatten, dursten sie einige Zeitlang noch nicht an den afrikanischen Zwischenplätzen und in Vorderindien anlegen, sondern mußten außerhalb der Passate die Westwinde des Indischen Ozeans weiter südlich aufsuchen. Daher kam es, daß ihre Jndienfahrer auch bald die Küsten von Australien, dessen Festland man Neuholland nannte, auffanden. Die Macht der Portugiesen zeigte sich in Indien keineswegs so ge- fährlich, als man anfangs wähnte, denn sie mußten ihre Flotte auf viele Punkte ihrer zerstreuten Besitzungen verteilen, und den Niederländern war hierdurch Gelegenheit gegeben, in der ausgedehnten Inselwelt an einzelnen Punkten festen Fuß zu fassen, ehe die Portugiesen im stände waren, durch eine ansehnliche Macht sie daran zu hindern. Dazu kam der günstige Umstand, daß sich die Portugiesen im all- gemeinen bei den Eingeborenen sehr verhaßt gemacht hatten. Sie waren nämlich nicht zufrieden, Handelsverbindungen mit den inländischen Fürsten einzugehen, sondern bemühten sich auch, das Seelenheil der Eingeborenen durch gewaltsame Einführung der katholischen Religion zu befördern. Die Inquisition zu Goa schickte ihre Missionäre nach allen Teilen Indiens, und die Behörden aller Stationen sowie die Streitmacht hatten Weisung, diese Männer, welche mit dem Buche der Liebe, dem Neuen Testament in der Hand, ihre Lehre der Unduldsamkeit predigend, in jeglicher Weise zu unterstützen. Die Eingeborenen des Archipels bezeigten indes nur geringe Neigung, die Religion ihrer Väter mit einer Lehre zu vertauschen, deren Anhänger sie als unduldsam, herrsch- und habsüchtig kennen lernten. „Unsre Götter", sagte einst ein Hindupriester zu den Missionären, „haben das Weltall ge- schaffen und uns geboten, ebenfalls die ganze Menschheit mit Liebe zu um- fassen und selbst gegen Tiere Barmherzigkeit zu üben. Eure Götterfamilie

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 45

1900 - Leipzig : Spamer
Spiridion und Strogonow. 45 dem gegenüber die oft geschmähten Anhänger des Korans als zivilisiert erschienen. So z. B. konnte der Mongole rechnen, der Russe aber nicht, und indem Spiridion das Rechenbrett einführte, das der gemeine Mann in Rußland wie in China noch heute benutzt, erwarb er sich entschiedene Ver- dienste um den Verkehr im Volke. Als Spiridion sich einige Gehilfen herangezogen hatte, gründete er verschiedene Handelsposten längs der Dwina und Witschedga, drang an letzterem Flusse nach Osten zu vor bis in die Gegend des heutigen Ust- Syssolsk, legte Salzsiedereien an, aus denen er guten Gewinn zog, und kam schließlich, immer weiter auf seinen Handelszügen nach Osten strebend, bis zu den Quellen der Kama, ja zum Ural, den er überstieg, um im Osten des hohen Katschkanars hinab zu steigen in das Thal der Thura, die, schon auf sibirischem Boden fließend, ihre kalten Gewässer dem Jrtysch zuwälzt. Spiridion wurde der Begründer des russischen Pelzhandels; und wie später in der Neuen Welt unser Landsmann Astor über die Felsengebirge Nordamerikas hinüberstieg und aus dem Gebiete des Fraserflufses kost- bares Pelzwerk holte, so zog der christliche Tatare in die Schluchten des Urals und darüber hinaus, um unter Mühen und Gefahren, aber vom Ge- Winne gelockt, der Vorläufer jenes Pelzhandels zu werden, der lange Zeit, bis ihm in der Hndfonsbai-Kompanie ein mächtiger Rivale entstand, einen guten Teil der Welt beherrschte. Aber jenseit des hohen Landrückens lauerte der Feind, dort erhoben sich die ehemaligen mongolischen Glaubens- und Stammesgenossen gegen den immer reicher werdenden Pelzhändler. Auf einem seiner Entdeckungszüge fiel er ihnen in die Hände und verlor Beute und Leben. Die immer geschäftige Sage, die gern an Äußerlich- keiten anknüpft, berichtet, daß Spiridion mit einer Art Hobel von seinen Feinden bei lebendigem Leibe zu Tode gehobelt worden sei; und von dieser barbarischen Handlung erhielten seine Nachkommen den Namen Strogonow, der aus der russischen Bezeichnung für das Wort „Hobel" abgeleitet sein soll. Mit dem Leben des Gründers dieses Hauses erlosch aber keineswegs dessen thatkrästiger Geist; was jener begonnen, setzten die Erben in seinem Sinne fort, vergrößerten es und gelangten zu Würden und Ansehen, wie neben ihnen nur noch wenige andre russische Familien. Der Sohn trat in die Fußstapfen des Vaters, und Auika Strogonow gewann, von dem Großfürsten Iwan Hi. Wasiljewitsch unterstützt, zu Beginn des 16. Jahr- Hunderts immer mehr an der Kama und ihrem vom Ural herabströmenden Nebenflusse Tschussowaja festen Fuß. Er siedelte hier zahlreiche Russen- familien an, beutete die Salzwerke aus und betrieb den Pelzhandel noch schwunghafter als vorher. Schließlich erhielt er von dem Großfürsten jene weiten Domänen zu Lehen mit dem Rechte der Nachfolge für seine Söhne. Die drei Söhne Anikas hießen Jakow, Grigory und Semen Anikitsch

6. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 55

1900 - Leipzig : Spamer
Verbannung nach Sibirien. 55 Sibirien als Ort der Verbannung grauenhafte Vorstellungen verbunden. Wie mancher in guter Familie erzogene und nur an Wohlstand gewöhnte hohe Beamte hat sein Leben in den kalten, unwirtbaren Gegenden Sibi- riens verbringen müssen! Kamen auch schon seit der Mitte des 17. Jahr- Hunderts Verbannungen dorthin vor, so geschah dies doch öfters noch seit 1754. als im Russischen Reiche die Todesstrafe abgeschafft wurde und dasür jene eintraten. Seit 1839 werden alle Vagabunden und auch solche, die nur mehrjährige Besserungsstrafen auszuhalten haben, nach Sibirien Anfsisches Fort zu Alnriinsk am Amur. als Kolonisten versetzt, und so mag es kommen, daß dadurch jährlich dem Lande ein Zuwachs von 10 000 Seelen zugeführt wird. Unter diesen Kolonisten und Verbannten befanden sich gleich von Anfang an viele den gebildeten Ständen Angehörige: es waren nicht bloß Ackerbauer, Hand- werker und Beamte unter ihnen, sondern auch Männer, die ausgestattet waren mit allem möglichen Wissen. Zu diesen gehören besonders die dem höheren russischen Adel entstammenden Dezemberleute, d. h. diejenigen, welche sich an der Verschwörung im Dezember 1825 bei der Thronbe- steigung des Kaisers Nikolaus und an den polnischen Aufständen beteiligt hatten. Darum zeigte sich auch sehr bald neben dem materiellen Aus-

7. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 124

1900 - Leipzig : Spamer
124 Das Festland Australien. des Innern gegeben worden. — Schon im Anfange nnsres Jahrhunderts war der Engländer Evans bemüht, die vielen Nebenflüsse des Murray zu erforschen, obwohl er den Hauptstrom selbst noch nicht kannte. Seine Be- mühungen wurdeu von den schönsten Erfolgen gekrönt und von Oxley 1317 fortgesetzt, indem dieser bis zu den Nebenflüssen des Castlereagh und Darling vordrang. Noch bedeutsamer für die Auskundung des Landes waren die Überlandreifen von Hume und Howell. Ersterer vereinigte sich 1829 mit dem Kapitän Sturt zu einer neuen Entdeckungsreise und fand hierbei den Darling auf, einen Fluß, welcher mit seinen Nebenarmen einen größeren Teil des Landes durchzieht als irgend ein andres Gewässer Australiens. Noch einflußreicher auf die Kolonisierung Südaustraliens wurde die Auffindung des Murrayflusses durch Sturt, eines Flusses, welcher 350 km von seiner Mündung noch eine Breite von 350 in hat und außerordentlich wasserreich ist. Die in den Jahren 1831 —1836 unternommenen drei Reisen von Sir Thomas und des Botanikers Allan Cunningham in das Innere von Südostaustralien ermittelten die Kunde von der Fruchtbarkeit dieses Binnen- landes, wie man sie bei dem sonst so öden und wüstenartigen Charakter Australiens, namentlich seiner sandigen Küstenstriche, nicht erwartet hatte. Sie fanden im Innern zahlreiche Gebirgszüge mit weiten, grasreichen Ebenen, wasserreiche Flüsse, welche sich durch prächtige, doch -nicht undurch- dringliche Urwälder schlängeln, humusreiche, zur Kultur geeignete Felder und weite Strecken, so daß die erstaunten Entdecker diesem Länderstriche den verheißungsvollen Namen des glücklichen Australiens (Australia felix) verliehen. Schon wenige Jahre daraus unternahm Sir Georg Grey eine Reise in das Innere von Nordwest, von der Hannoverbai her, und fand nicht allein ganze Wälder von Arancarien, einer der edelsten, über den ganzen australischen Archipel verbreiteten Nadelholzart, sondern auch eine der merkwürdigsten Laubbäume, eine Art Baobab oder Affenbrotbaum. Die Kolonisten nennen diesen merkwürdigen Baum „Gonty-Stem-Tree" (spr. Gautistemmtrih), d. h. Gichtstamm. (Sein botanischer Name ist Adansonia Gregorii F. Mull.) Das Auffallende an diesem Baume ist der im Vergleich mit der Astbildung ganz unnatürlich große Umfang des Stammes, welcher von den Reisenden anfangs für das Resultat einer Krankheit oder Mißbildung gehalten wurde, bis sie sich überzeugten, daß die ganz jungen Pflanzen ebenso wie die ältesten Bäume dasselbe un- förmige Aussehen haben. Man fand Bäume von 10—30 m Umfang, die bis zum Anfang der Verästelung so breit wie hoch erschienen. Statt des Holzes hat der Baum ein fast fleischartiges, schwammiges, äußerst saftiges Zellengewebe, welches für Menschen und Tiere ein vortreffliches durststillendes Mittel abgibt. Besonders gern wird der säuerliche Saft aus den lockeren Holzfpänen von den Schafen ausgesogen.

8. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 130

1900 - Leipzig : Spamer
130 Das Festland Australien. Westküste erreichen. Die Reisenden fanden ein aus drei von Ost nach West laufenden Zügen bestehendes Gebirge, welches mit dem Namen „Liebig Mountains" belegt wurde; der höchste Punkt desselben erhielt den Namen „Monnt Musgrave". Ferner fand man einen mächtigen, aber zur Zeit trockenen Salzsee, welcher „Lake Amadeus" benannt ward. Mangel an Lebensmitteln zwang die Reisenden von hier aus wieder zur Umkehr. Im Jahre 1874 unternahm Giles abermals eine Reise nach dem Westen. Der Zweck wurde aber wieder nicht erfüllt. Er stieß auf eine Oase von vor- trefflichem Boden und entdeckte nicht weit von der Grenze der Kolonie Südaustralien einen See mit süßem Wasser. Da die Wüsten, welche die Oase umgaben, undurchdringlich waren, so wanderte Giles zu Fuß, mit einem Fäßchen Wasser auf dem Rücken, zurück. Ebenso resultatlos war die 1875 von John Roß zu demselben Zwecke unternommene Reise. Dagegen gelang es dem unternehmenden Giles in demselben Jahre, endlich sein Ziel zu erreichen: im Mai brach er mit seiner Karawane auf und gelangte nach den verschiedensten Erlebnissen am 18. No- vember in Perth an. Hume suchte die Spuren Leichhardts aufzufinden, fand aber dabei feinen Tod. Von den vielen größeren und kleineren Reisen, welche in neuester Zeit in Australien gemacht wurden, seien hier nur noch einige erwähnt. Hodgkins on erforschte 1876 die im Westen von Queensland gelegenen Gebiete, er zog vom Herbert zum Leichhardt und ging den letzteren auf- wärts, dann dem Diamantina folgend wieder zur Küste. Barclay und Winnecke bereisten 1878 die noch unbekannten Gegenden westlich von dem Überlandtelegraphen bis Queensland. Im Jahre 1878 erforschte John Forrest die Nordwestküste von Ashburtou, de Grey und Fortefcne und 1879 fand Alexander Forrest, von Kingsund am Fitzroy aufwärts zur Catherine- station ziehend, ein wasserreiches, fruchtbares Land. Im Jahre 1883 reiste John Forrest in den Kimberleydistrikt in Westaustralien und Ernest Favence zog den in den Carpentariagolf miindenden Mae Arthnr-Fluß hinauf. Im Jahre 1884 fand Johnston am Ordflnß Gold. Im Norden Australiens reisten noch Stockdale, Hardman, Lindsay (1886) und Teuison Woods. Brown, East und Lindsay erforschten 1888 das Innere Australiens. Trotz der vielen Reisen zeigt die Karte von Australien noch viele weiße Flecke, welche die unbekannten Gebiete kennzeichnen, doch kennt man den Charakter des Landes und man wird dort kaum auf fruchtbare Striche hoffen dürfen. Nach so vielen gescheiterten Versuchen, im Innern des Landes festen Fuß zu fassen und zur Ansiedelung geeignete Plätze aufzufinden, scheint es erwiesen, daß Australien eigentliche Kulturlandschaften nur an den Küsten- strichen haben kann; das Innere wird, soweit es sich zur Ernährung von Herden eignet, den Viehzüchtern vorbehalten bleiben. Aber diese Küsten-

9. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 133

1900 - Leipzig : Spamer
Die Eingeborenen. 133 gedrückte Nase und breite, jedoch nicht wulstige Lippen. Arme und Beine sind dünn und deuten aus nur geringe Muskelkraft. Im allgemeinen sind die Eingebornen häßlich, vor allem aber die Weiber, die, wie dies bei vielen wilden Völkerschaften geschieht, als Sklavinnen der Männer be- trachtet werden. Die Sprache der Eingeborenen ist so verschieden, daß sich benachbarte Stämme kaum verstehen können. Dem Kannibalismus sollen sie allerdings noch ergeben sein, doch hat strenge Aufsicht seitens der Engländer dafür gesorgt, daß diese und andre Laster, die ihnen eigen waren, nur noch sehr vereinzelt auftreten. Für gewöhnlich lieben die Ein- geborenen den Zwang der Kleidung nicht. In kalten Wintern werfen sie eine ans Opossum- oder Känguruhfellen zusammengesetzte, mit Sehnen Uujlralische Eingeborene. Uann und Frau. oder einer Grasart künstlich genähte Decke über sich. Die Eingeborenen Australiens kennen keine festen Wohnplätze. Da sie gewöhnlich nach Nahrung weit und breit umhersuchen, so können sie sich mit der Errich- tnng von Wohnplätzen nicht befassen; auch haben sie dergleichen bei einem so milden Klima im allgemeinen nicht nötig. Wenige Stangen und Äste, einige Zweige, gegen einen umgestürzten Baum gelehnt, oder der Schutz einer ausgehängten Opossumselldecke ist alles, was sie bedürfen; je nach dem Windwechsel drehen sie die sogenannten Wohnungen herum. Vor Ankunft der Weißen war nie Mangel an passender Nahrung, ebenso wenig wie jetzt, nachdem die Anzahl der Eingeborenen zusammengeschmolzen ist, und die Einwanderer die uraustralischen Lebensmittel für sich nicht in Anspruch nehmen. Über die Nahrung haben sie gewisse, feste Bestimmungen.

10. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 146

1900 - Leipzig : Spamer
146 Das Festland Australien. wollten sie es niemals gestatten, Eisenstränge durch sie hindurch zu legen. Deshalb lassen sich auch die Schwesterkolonien Neusüdwales und Viktoria an ihren beiden trefflichen Häfen Sydney und Melbourne genügen. Immer- hin aber wird die fleißige Menschenhand dem starren Boden mit der Zeit seine Früchte abzugewinnen wissen, Handel und Verkehr werden blühen, und wie die amerikanischen sogenannten Pacificbahnen (welche vom Atlan- tischen zum Stillen Ozean führen) reichen Segen geschaffen haben und schaffen werden, so wird ohne Zweifel die Transkontinentalbahn für die unternehmungslustigen, rastlos strebenden australischen Kolonisten eine Quelle reichen Segens werden — trotz dieser nicht gering anzuschlagenden Hemmnisse und Schwierigkeiten. Uustralffcher schwarzer Schwan.
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