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reich, muthig, treu, lieben Kunst und Wissenschaft, haben
die besten Schulen; in keinem Lande ist der Volksschuluu-
terricht so allgemein verbreitet, als in Deutschland, während
für die höhere Bildung durch Universitäten, Gymnasien,
Realschulen rc., hinreichend gesorgt ist. Deutschland hat
seine Helden, große Dichter, Gelehrte und Denker, Musiker,
Maler und Bildhauer. — Der Süddeutsche oder Ober-
deutsche ist vorherrschend ruhiger, gemüthlicher, hat Vor-
liebe für Kunst und Wissenschaft; der Nord- oder Nie-
derdeutsche ist gewandter, thatkräftiger, liebt mehr die
Wissenschaft, als die Kunst.
Geschichtliches. Seit der Berührung mit den Römern wurden
die alten Deutschen geschichtlich bekannt. Im Jahre 9 nach Christi
Geburt wurde durch Hermann, dem Cheruskerfürsten, der immer
weiter nach Deutschland sich ausbreitenden Herrschaft der Römer
durch den Sieg im Teutoburger Walde ein Damm gesetzt. Illach
der großen, hauptsächlich Deutschland überfluthenden Völkerwande-
rung (375—450) wurde es ein Theil des Frankenreiches, das unter
Karl d. Gr. (800) seine höchste Blüthe erreichte. Durch den Ver-
trag von Verdlln (Werdöng) 843 wurde Karls des Großen Reich
getheilt und es entstand ein eigenes deutsches Reich unter eig-
nen deutschen Königen, die sich meistens auch als römische Kaiser
krönen ließen Die Nachfolger Karls des Gr., die Karolinger,
beherrschten Deutschland bis 911. Darnach wurde Deutschland ein
Wahlreich, im 14. Jahrhundert wurde die Wahl des deutschen
Kaisers, den sieben (später 9) Kurfürsten übertragen. Neben dem
Kaiser regierten noch in Deutschland gegen 300 weltliche und geist-
liche Fürsten, die es sich angelegen sein ließen, ihre Macht zu ver-
größern, die des Kaisers immer mehr zu schwächen. Viele Städte
standen unmittelbar unter dem Kaiser und hießen freie Reichs-
städte. Von 919-1024 regierten über Deutschland die sächsischen
Kaiser, unter ihnen Heinrich I. (919—930) der Städteerbauer und
Ungarnbesieger; Otto 1, (936—973) der die Ungarn bei Augsburg
schlägt und Italien erwirbt; — von 1024—1125> die fränki-
schen Kaiser (Heinrich Iv. und der Papst Gregor Vii. 1077, Be-
ginn der Kreuzzüge 1096s; — 1138—1254 Kaiser aus dem
Hause der Hohenstaufen. (Friedrich I., Römerzüge, Kreuzzug,
1152—1190; Friedrich Ii. 1215—1250, Streit mit den Päpsten);
— 1273 — 1347 Kaiser aus verschiedenen Häusern, dar-
unter besonders bemerkenswerth Rudolph von Habsburg 1273—1291,
der durch die Zerstörung der Raubburgen eine bessere Ordnung
im Reiche herstellte; 1347 — 1437 die luxemburgischen
Kaiser; — 1438 — 1806 die Habsbur gischen Kais e r.
Max I. (1493—1519) theilte Deutschland in 10 Kreise: nieder-
sächsischer, obersächsischer, fränkischer, westphülischer, oberrheinischer,
niederrheinischer, burgundischer (Holland und Belgien), schwäbi-
scher. bayrischer und österreichischer Kreis. Unter Karl V.
(1519—1556), die von Wittenberg ausgehende Reformation, die
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann Karl_d Karl Karls Karls Heinrich_I. Otto Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich_Ii Friedrich Rudolph_von_Habsburg Max_I. Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Christi Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Ungarn Italien Deutschland Holland Belgien Wittenberg
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Deutschland in zwei Heerlager theilte und den 30jährigen Krieg
(1g18—1648) zur Folge hatte, der Deutschland fast in eine Wüste
verwandelte u. durch den westphälischen Frieden beendet wurde. Von
Deutschland wurden nach und nach abgetrennt: die Schweiz, die
Niederlande, Lothringen und Elsaß, auch Pommern war eine Zeit
lang in den Händen der Schweden. Im siebenjährigen Kriege
kämpften abermals Deutsche gegen Deutsche (1756—1763). Durch
Napoleon I. von Frankreich wurde das deutsche Reich nach looojäh-
rigem Bestände aufgelöst, die größeren deutschen Fürsten souverain
erklärt und zwischen ihnen der Rheinbund unter Napoleons Pro-
tectorat gestiftet. Durch die Freiheitskriege 1813—1815 wurde Na-
poleons Macht vernichtet: '.seit 1815 bestand unter den fast 40 ein-
zelnen deutschen Staaten der deutsche Bund unter Oesterreichs
Vorsitz, der 1866 in Folge des Krieges zwischen Preußen und Oe-
sterreich aufgelöst wurde. An seine Stelle trat ein neuer, die Staa-
ten nördlich der Mainlinie umfassender n orddeutscher Bund un-
ter Preußens Führung.
berühmte Deutsche.
Von Deutschlands berühmten Regenten merke die Kaiser:
Karl der Große,der Beherrscher desgroßen Frankenreichs 800,'H ein-
richl., der Stadteerbauer u. Besieger der Ungarn beimerseburg 933:
Otto I., der Besieger der Ungarn auf dem Lechfelde bei Augs-
burg 955: Friedrich I. (Barbaropa), der große Hohenftaufe, ge-
storben aus einem Kreuzzuge 1190, fortlebend in der Sage im
Kpsfhäuser; Rudolf von Habsburg, der Schrecken der Raub-
ritter und Stammvater des jetzigen österreichischen Herrscherhauses
1891: Karl V., Herrscher von Deutschland und Spanien, „in dessen
Reich die Sonne nie unterging", zur Reformationszeit 1521; Jo-
seph Ii., der edle Menschenfreund, ch 1790. — Friedrich Wil-
helm, der große Kurfürst von Brandenburg, Besieger der Schwe-
den 1675 bei Fehrbellin. — Friedrich Ii., Preußens größter Kö-
nig , der Eroberer Schlesiens (1740—1786). — Von fürstlichen
Frauen merke: Maria Theresia von Oesterreich, die Mutter Jo-
sephs It, und Luise, Preußens edle Königin während seiner
tiefsten Erniedrigung 1806—1810.
Helden: Hermann, der Cheruskerfürst, Sieger über die
Römer im Teutoburger Walde im Jahre 9 n. Ehr.; Ulrich v.
Hutten, der kühne sränkpche Ritter und Freund der Reformation:
Wallenstein, Tilly, u. Bernhard v. Weimar, die Helden
des 30jährigen Krieges (1018—1648>: Prinz Eugen, der Tür-
kenbezwinger 1716: die Helden des 7jährigen Krieges (1756—1763)
Leopold v. Destau, Schwerin und Ziethen: Blücher und
Schwarzenberg, die Anführer in den Freiheitskriegen 1813 bis
1815; die Freiheitskämpfer Andreas Hofer, Schill u. Lützow:
Prinz Friedrich Carl von Preußen, der Sieger von Düppel und
Alsen 1864, Mitkommandirender bei Königgrätz 1866.
Kirchcngrößen: Bonifacius, der Apoftel der Deutschen 745
Huß, der böhmische Reformator, verbrannt zu Costnitz 1415: Lu-
ther und Melanchthon, die beiden treu verbundenen großen
Reformatoren (1517).
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Napoleons Karl Otto_I. Otto_I. Friedrich_I. Rudolf_von_Habsburg Rudolf Karl_V. Karl_V. Friedrich_Wil- Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Hermann Ulrich_v Tilly Bernhard_v Eugen Eugen Leopold_v Leopold Andreas_Hofer Schill_u._Lützow Friedrich_Carl_von_Preußen Friedrich Kirchcngrößen Melanchthon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Niederlande Lothringen Schweden Frankreich Rheinbund Napoleons Oesterreichs Deutschlands Ungarn Ungarn Barbaropa Deutschland Spanien Brandenburg Fehrbellin Schlesiens Oesterreich Weimar Schwerin Schwarzenberg
136
kam. Der Blick seines Auges, die ganze stolze Haltung
und ein gekrümmter Finger an der einen Hand, die er
ausstreckte, machten diesen aufmerksam. „Du bist nicht der,
der Du scheinen willst", sprach Karl zu ihm. „Ich bin
ein Fürst wie Du", antwortete unerschrocken Wittekind,
„ich bin der Herzog der Sachsen." Diese Weise gefiel dem
großen Könige wohl; er unterredete sich lange mit ihm über
die Gebräuche der christlichen Religion, die der Heide in
der Kirche des Lagers gesehen, und Wittekind erklärte sich
bereit, die Taufe zu empfangen. Man sagt, er habe in
seinem Wappen ein schwarzes Roß geführt und nach der
Taufe dasselbe in ein weißes verwandelt. Daher soll in
dem Braunschweigischen und Hannoverischen Landeswappen
das weiße Roß stammen.
Karl führte auch Krieg mit den Mauren (Arabern) in
Spanien, und es gelang ihm, das Reich durch Eroberung
der spanischen Mark bis an den Ebro hin zu erweitern.
Der Nachtrab seines Heeres, von seinem Neffen, dem wegen
seiner wunderbaren Stärke viel besungenen Roland geführt,
fiel in einen Hinterhalt. „Die Noncevalschlacht," eins der
herrlichsten Gedichte des Mittelalters, schildert diesen Unter-
gang. Karls Reich erstreckte sich also von dem Ebro im
Westen bis zu der Theiß in Ungarn und der Oder, von
dem Kanal, der Nordsee, der Eider, der Ostsee im Norden
bis zum Mittelmeer und der Tiber im Süden, umfaßte
also einen Theil von Spanien, ganz Frankreich, Niederland,
Deutschland, die Schweiz, halb Italien und einen Strich
von Ungarn.
Karls Lieblingssitze waren Aachen und Ingelheim.
Sein einziger Erbe war Ludwig. Als Karl die Abnahme
seiner Kräfte fühlte, berief er eine große Versammlung
nach Aachen. Und nachdem er feierlich die Großen des
Reichs ermahnt hatte, seinem Sohne treu zu bleiben,
ging er 813 am 16. November im kaiserlichen Schmuck
in die Kirche, wo er eine goldene Krone auf den Altar
hatte legen lassen. Nachdem er sein Gebet verrichtet, er-
mahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem
Volk, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu
sorgen, sich gegen seine Schwestern und Halbbrüder all-
zeit gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben, wie seine
Kinder, den Armen Trost zu verschaffen, getreue und
gottesfürchtige Beamte anzustellen, Keinen seiner Lehen
und Ehren ohne hinlängliche Ursache und Untersuchung
zu entsetzen, sich selbst aber vor Gott und den Menschen
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Roland Karls Karls_Lieblingssitze Karls Ludwig Ludwig Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Spanien Karls Ungarn Nordsee Spanien Frankreich Niederland Deutschland Italien Ungarn Aachen Aachen
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jederzeit unsträflich zu erhalten. „Willst Du das Alles er-
füllen, mein lieber Sohn?" fragte zuletzt der gerührte Greis.
Ludwig versprach es mit Thränen. „Nun wohl, so setze
Dir selbst die Krone auf, und stets erinnere sie Dich an
Dein Versprechen." Ludwig that es unter lautem Weinen
und Rufen des Volks: „Das ist Gottes Wille."
Am 28. Januar 814 starb Karl im 72. Jahre seines
Lebens ruhig und gefaßt, mit auf der Brust gefalteten
Händen und den Worten: „Herr, in deine Hände befehle
ich meinen Geist."
70. Die Ungarnschlacht bei Merseburg.
Sobald Heinrich I. deutscher König geworden war,
so richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf jenes rohe,
barbarische Volk, welches vor etwa hundert Jahren in
Ungarn sich niedergelassen hatte und jetzt auch die Ungarn
genannt wird. Von da aus beunruhigten sie fast jährlich
Deutschland und waren ihrer blutgierigen Grausamkeit
wegen allgemein verabscheut und gefürchtet. Sie schienen
den Deutschen nicht ein menschliches, sondern ein teuf-
lisches Geschlecht zu sein. Verheerend durchzogen sie
Sachsen, Thüringen, Franken, Schwaben und Elsaß,
schlugen alle Mannspersonen, die sich wehren konnten,
todt, tranken, aus den Leichnamen der Erschlagenen
sitzend, einander ihr Blut zu, banden die Weiber und
Mädchen, im Angesichte ihrer Männer und Väter, mit
den Haaren und Zöpfen zusammen, trieben sie vor sich
her, erwürgten die Kinder vor den Augen ihrer Eltern
und zerschmetterten sie an den Wänden. Es blieb bei
solchen Einfällen den armen Leuten nichts Anderes übrig,
als in unterirdische Höhlen, in Felsenklüfte, in undurch-
dringliche Wälder und unzugängliche Moräste zu flüchten.
Höchst traurig war also damals der Zustand, in dem
sich unser deutsches Vaterland befand. Die Deutschen
waren wohl geschickt im Streit zu Fuße, aber wenig
geübt im Dienst zu Pferde, da hingegen der Ungar auf
seinem leichten Rosse wohnte und nie in der Nähe focht,
sondern in der Entfernung seine Pfeile abschoß, die
Flucht ergriff, dann sich gleich wieder umwendete, um
von Neuem seinen Pfeil abzuschicken. Die Deutschen
konnten in ihrer schwerfälligen Rüstung diesen ausge-
lernten, leichtberittenen Ungarn wenig Widerstand leisten,
indem diese im offenen Felde aus ihren schnellen Pferden
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Karl Karl Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Merseburg Ungarn Deutschland Sachsen Schwaben Ungarn
147
erfüllte er sein Gelübde, baute St. Ulrich eine stattliche
Kirche und erhielt von dieser Zeit an den Zunamen: der
Springer.
74. Ludwig der Eiserne.
Ludwig, mit dem Zunamen der Eiserne, des Land-
grafen Ludwig's I. erstgeborener Sohn, bei seines Vaters
Tode noch ein Knabe und unter der Vormundschaft seiner
Mutter Hedwig, wurde dennoch von dem Könige Konrad
in der Würde eines Landgrafen von Thüringen auf einem
Hoftage zu Worms, 1140, bestätiget.
Aber des Landgrafen große Jugend und Milde wurde
von seinen Lehnsleuten und Dienstmannen zur Be-
drückung des Volkes mißbraucht; sie hausten auf ihren
Burgen und Gütern nach Wohlgefallen, plagten ihre Leute
mit neuen unerhörten Lasten und Frohnden, hielten un-
recht und falsch Gericht, machten Straßen und Wege für
die Kaufleute unsicher und verdarben allen Handel und
Wandel im Lande. Das Volk jammerte über Druck und
Noth, aber der Landgraf erfuhr oou all dem Unwesen und
Klagen nichts, denn er war leichtsinnig und zu milde
und sorgte nicht viel, weder für Gut noch für Land
noch für Leute, sondern war ein Jäger und lag stätig-
lich in den Wäldern. Die Leute seiner Umgebung aber
lobten um ihres eignen Nutzens willen seine milde und
gute Regierung. Doch ein Zufall machte ihn mit dem
wahren Zustande seines Landes bekannt. Eines Tages,
so geht die Sage, verirrte er sich auf der Jagd und
wurde von der Nacht im Walde überfallen. Nach
langem Herumstreifen kam er gen Ruhla, wo in der
Hütte eines Waldschmiedes noch lustig ein Feuer in
Flammen schlug. Der Fürst, welcher ohne Begleiter,
mit schlechten Kleidern angethan war, sein Jägerhorn
umhängen und in der Hand feinen Jagdspieß hatte, bat
unerkannt in der Hütte um ein Nachtlager. Der Schmied
frug, wer er wäre. „Des Landgrafen Jäger, der im
Walde sich verirrt," war die Antwort. Da sprach der
Meister, die Stirne runzelnd: „Pfui des Landgrafen!
Wer ihn nennt, sollte allemal das Maul wischen; des
barmherzigen Herrn!" Ludwig schwieg still; der Schmied
aber fuhr fort: „Ich will Dir gern Herberge geben diese
Nacht, aber nicht um Deines Herrn willen; führe Dein
Roß in die Schuppe, da findest Du Streu zum Lager,
10*
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Extrahierte Personennamen: Ulrich Ludwig Ludwig Ludwig Hedwig Konrad Konrad Ludwig Ludwig
148
behilf Dich ^ diese Nacht; bei uns armen Leuten ist kein
Bett zu haben!" In des Landgrafen Augen aber jfrm
diese Nacht kein Schlaf, denn des Meisters Reden hatten
ihn bestürzt und unruhig gemacht; der Schmied aber
mit seinen Gesellen arbeitete die ganze Nacht durch, und
so oft er mit dem großen Hammer das glühende Eisen
schlug, sprach er: „Werde hart, Landgraf Ludwig, werde
hart!" und erzählte dabei von den Ungerechtigkeiten, die
des Landgrafen Leute in ganz Thüringen verübten. Lud-
wig hörte die Reden des Schmiedes und erzürnte im
Gemüthe über seine Edeln, daß sie so seinen Namen ent-
ehrten. Früh des andern Morgens nahm er von dem
Meister der Waldschmiede Urlaub und ging, hart geworden
in seinem Sinne, aus der Hütte. Und seitdem galt im
Thüringerlande von jedem strengen Manne der Spruch:
„Der ist in der Landgrafenschmiede in der Ruhl gehärtet
worden."
Ludwig fing nun an, seine Dienstmannen zu be-
zähmen und zu bestrafen; sie aber, des Ernstes unge-
wohnt, thaten sich zusammen und verbanden sich gegen
ihren Herrn. Da sammelte der Landgraf ein Heer von
Bürgern und Bauern, zog gewaltig vor die Burgen
und stritt mit dem Adel; die Burgen wurden zertrüm-
mert und die Ritter selbst gefangen. Nun sprach Lud-
wig zu ihnen: „Was für eine Strafe soll ich Euch an-
thun? Todte ich Euch, wie Ihr wohl verdienet, so bringe
ich mein eigenes Land in Schaden; büße ich Euch um
Geld und Gut, so ist mir dieses nicht hart genug und
scheint mir unehrlich. Ich muß Euch auf eine andere
Weise züchtigen." Darauf führte er sie von der Neuen-
burg bei der Stadt Freiburg an der Unstrut auf einen
nahegelegenen Acker, spannte je vier der Dienstmannen,
nackend bis auf das Hemde, an den Pflug und ackerte
mit ihnen, indem er sie selbst mit der Geißel antrieb,
eine Furche, bis das ganze Feld gepflügt war. Diesen
Acker ließ der Landgraf zum ewigen Andenken, wie er
die Verachtung dieses nützlichen Standes bestraft, ringsum
mit großen Steinen besetzen und befreite ihn von allen
Zehnten, und bis auf diesen Tag führt er den Namen
des Edelackers. Wie Ludwig die Gefangenen so ge-
demüthigt hatte, mußten sie ihm auf der Neuenburg aufis
Neue Treue und Eid leisten; sie thaten es mit dem
Munde als die Schwächern, in ihrem Herzen aber
rvaren sie dem Landgrafen, der sie um der armen Bäuerlein
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
* 149
willen so streng gerichtet, gram und wollten ihn gern
tödten. Aber Ludwig merkte ihre Falschheit und List und
trug, seitdem er mit seinen Edeln den Acker gepflügt, immer
einen eisernen Panzer, daß er vor dem Dolche eines Meuch-
lers sicher wäre, und darunl ist er der Eiserne genannt.
75. Die lebendige Mauer. Ludwig des Eisernen
sbegräbniß.
Ludwig der Eiserne vollbrachte seine letzte Waffenthat
im Jahre 1172, wo er den Kaiser Friedrich Barbarossa
auf einem Zuge nach Polen begleitete. Auf der Rückkehr
besuchte Friedrich seinen Schwager auf der Neuenburg.
Von dem Besuche haben wir eine schöne, den Geist jener
Zeit bezeichnende Sage.
Dem Kaiser gefiel es recht wohl bei seiner Schwester
und dem tapfern Landgrafen; auch die Lage der Burg
war ihm anmuthig; nur hatte er zu tadeln, daß das
Schloß keine festen Mauern habe und also auch keine
Feinde abwehren könne. Der Landgraf erwiderte: „Um
die Mauern sorge ich nicht, die kann ich schnell erschaffen,
sobald ich ihrer bedarf." Da sprach der Kaiser: „Wie
hald kann eine gute, feste Mauer hierum gemacht
werden?" „In weniger als drei Tagen!" antwortete
Ludwig. Der Rothbart lachte über den lustigen Einfall
seines lieben Schwagers und sprach: „Das wäre ja ein
Wunder; und wenn alle Steinmetzen und Maurer des
heiligen deutschen Reiches hier beisammen wären, so
möchte das kaum geschehen." Friedrich ging nun von
seinen: Lustwandeln um die Burg fröhlich ins Frauen-
gemach zu seiner Schwester und zum Mittagsmahle; der
Landgraf aber bestellte', heimlich ^mit seinen Schreibern
und Dienern, daß man von Stund an zu Roß Boten
aussandte zufallen Grafen und.;Herren in Thüringen und
ihnen bei Lehenspflicht entbot, daß sie mit ihren Leuten
in der besten Rüstung und mit ihren adeligen Zierden
auf die Burg kämen. Dieses geschah noch in der Nacht
desselben"tages nach deszlandgrafen?,Gebot. Früh Mor-
gens, ehe der Tag anbrach, ordnete Ludwig die Ritter;
Jeder trat auf den Wall um diei.burg, gewaffnet und
geschmückt mit Gold und Silber und köstlichen Wappen-
röcken, als wenn man 'zum festlichen Kampfspiel aus-
zieht oder zur hohen Kaiserwahl; und jeder Graf und
Herr hatte einen Knappen vor sich, der das Wappen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Ludwig_die_Ritter Ludwig
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nunmehr auf engere Grenzen beschränkt wurde, Herzöge oder es
hatte auch reinen gemeinschaftlichen Fürsten, sondern stand untei
Grasen. Ein solcher war auch Ludwig der Bärtige, welcher 103b
eine Grafschaft in Thüringen gründete, worin ihm sein Sohn Lud
wig Ii., der Springer*) (1ó56—1128), dann dessen Sohn Ludwig Iii
(11-28—1140), welcher zum Landgrafen erhoben wurde (daher als
solcher Ludwig I.), dann Ludwig der Eiserne**) (1140— 1172)
Ludwig Iii. (1172—1190), Hermann I. (1190—1211), Ludwig bei
Heilige (1217—1227), dessen Gemahlin oie heilige Elisabeth war
und endlich Heinrich Raspe folgte, mit dessen Tode 1247 das Ge
schlecht ausstarb.
2) Die Erbschaft der Landgrafen^ das heutige Thüringen, sie
fast ganz au das Haus Wettin, das Stammhaus der jetzigen sächsi
scheu Fürsten, welche bereits die Markgrasschaft Meißen und da^
Osterland befaß nud nun Thüringen mit diesem Besitz vereinigte
Markgraf Heinrich der Erlauchte nahm das Erbe nach einem langer
Kriege im I. 1203 in Besitz (st. 1288). Auf ihn folgte Albrecht oe>
Unartige, der mit seinen Söhnen, Friedrich mit oer gebissenen Wang«
und Diezmann, Krieg führte und sein Land sogar an den Kaisei
verkaufte, gegen den es jedoch Friedrich (1288—1324) behauptete
3) Als darauf im Jahr 1422 das askanische Haus ausstarb
welches seit 1180 im Besitz des Herzogthums Sachsen war, so erhiel
ein Abkömmling des Hauses Wettin, Friedrich der Streitbare, auck
Sachsen (des. aus dem Kurkreis Wittenberg bestehend) und damii
zugleich die Kurwürde. Rach seinem Tode (1428) regierten feint
Söhne Friedrich der Sanftmüthige und Wilhelm , erst gemeinschaft
lich, theilten aber nachher und geriethen darüber in Krieg (Bruder-
krieg, 1446—1451), der jedoch durch Friedrichs Edelmuth noch gut
lich beigelegt wuroe. Friedrich starb 1464; ihm folgten seine Söhn-:
Ernst und Albert, welche, nachdem ihnen auch Wilhelms Thei
durch dessen Tod (1482) zugefallen, den Vertrag zu Leipzig schlossen
durch welchen das sächsische Land in die 2 Theile der ernestinischen
und albertinischen Linie getheilt wurde. Ernst erhielt das Kurland
und Thüringen, Wilhelm oie Markgrafschaft Meißen; das Oster
land wurde getheilt. Ernst starb 1486, Albert 1500.
4) Im albertinischen Sachsen folgte auf Albert: Georg (150'
—1539), Heinrich (1539—1541), welcher die Reformation in seinen
Lande einführte, dann Moritz (1541—1553), der die Kurwürde süi
sich und die albertinische Linie gewann (s. §. 37). Im ernestini
scheu Sachsen merke die Kurfürsten: Friedrich den Weisen (l48t
—1525), Johann den Beständigen (1525—1532), Johann Friedrick
den Großmüthigen (1532—1554), (s. § 32—36) und die Herzöge
Johann von Weimar (st. 1611) und von dessen 8 Söhnen Wilheln
(st. 1662), den Stifter der jetzigen weimarischen Linie, Ernst dei
Frommen (st. 1675), den Stifter der gothaischen Linie und bei
jüngsten, Bernhard, welcher im 30jährigen Kriege an Gustav^Adolsi
Seite focht, ferner Bernhard I., den Gründer oes Hauses Sachsen
Meiningen, Karl August von Weimar (1758—1828), der im Iah:
1815 zum Großherzog erhoben wurde, und Herzog Georg I., Herzog
Bernhard Erich Freund und Herzog Georg Ii. von Meiningen.
*) S. Nr. 73 des Lesebuchs.
**) S. Nr. 74 und 75 des Lesebuchs.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Bärtige Ludwig Ludwig_Iii Ludwig Ludwig_I. Ludwig_I. Ludwig_der_Eiserne** Ludwig Ludwig_Iii Ludwig Ludwig_bei
Heilige Ludwig Elisabeth Heinrich_Raspe Heinrich Heinrich_der_Erlauchte Heinrich Albrecht_oe> Albrecht Friedrich Friedrich Friedrich_( Friedrich Friedrich_der_Streitbare Friedrich Friedrich Wilhelm Friedrichs_Edelmuth Friedrichs Friedrich Friedrich Ernst Albert Wilhelms_Thei Wilhelms Ernst Wilhelm Ernst Albert Albert Georg_( Heinrich_( Heinrich Moritz_( Friedrich Friedrich Johann Johann_Friedrick Johann Johann_von_Weimar Johann Ernst Bernhard Bernhard_I. Karl_August_von_Weimar Karl August Georg_I. Bernhard_Erich Georg_Ii
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9. Der reichste Fürst.
Preisend mit viel schönen Reden
Ihrer Länder Werth und Zahl,
Saßen viele deutsche Fürsten
Einst zu Worms im Kaisersaal.
„Herrlich," sprach der Fürst von Sachsen,
„Ist mein Land und seine Macht:
Silber hegen seine Berge
Wohl in manchem tiefen Schacht."
„Seht mein Land in üpp'ger Fülle,"
Sprach der Pfalzgraf von dem Rhein.
„Goldne Saaten in den Thälern,
Auf den Bergen edler Wein."
„Große Städte, reiche Klöster,"
Ludwig, Herr zu Baiern, sprach,
„Schaffen, daß mein Land dem euern
Wohl nicht steht an Schätzen nach."
Eberhard, der mit dem Barte,
Württembergs geliebter Herr,
Sprach: „Mein Land hat kleine Städte,
Trägt nicht Berge, silberschwer;
Doch ein Kleinod hält's verborgen:
Daß in Wäldern, noch so groß,
Ich mein Haupt kann kühnlich legen
Jedem Unterthan in Schooß."
Und es rief der Herr von Sachsen,
Der von Baiern, der vom Rhein:
„Graf im Bart, ihr seid der Reichste,
Euer Land trägt Edelstein."
10. Das Glöcklein des Glückes.
Der König lag am Tode; da rief er seinen Sohn;
Er nahm ihn bei den Händen und wies ihn auf den Thron:
„Mein Sohn", so sprach er zitternd, „mein Sohn, den
laß' ich dir;
„Doch nimm mit meiner Krone noch dieß mein Wort
von mir:
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chnen überlegen und dabei vortreffliche Bogenschützen waren.
Daher hatten die deutschen Fürsten, um vor den furchtbar
wilden Ungarn Ruhe zu haben, ihnen einen jährlichen Tri-
but zu zahlen versprochen, den auch Heinrich eine Zeit
lang bewilligte.
Heinrichs Hauptsorge war nun darauf gerichtet, die
Grenzen seines Reichs gegen diese verderblichen Anfälle der
Barbaren sicher zu stellen, und seiner Klugheit und Tapfer-
keit gelang es, sie von den deutschen Grenzen entfernt zu
halten. Einst führte ihm der Zufall bei einem solchen ver-
heerenden Zuge der Ungarn einen ihrer Anführer in seine
Gewalt, den sie sehr liebten und für dessen Befreiung sie
große Summen boten. Heinrich gab ihn aber nicht eher
frei, bis die Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand
eingingen, jedoch unter der Bedingung, daß nach Endigung
desselben ihnen der zeitherige Tribut von Neuem gezahlt
werden sollte.
Diesen neunjährigen Waffenstillstand benutzte nun Hein-
rich dazu, die ganze schwerfällige Kriegsart der Deutschen
umzuschaffen, diese an leichtere Bewegung mit Pferd und
Waffen zu gewöhnen, und ließ dann seine Truppen im
Kampfe mit den Slaven sich üben und bewähren. Auch
das offene Land sicherte er dadurch, daß er nicht nur allent-
halben Schanzen, sondern auch Städte anlegte, die er mit
Wällen und Gräben umgab, in welche theils Truppen, theils
der neunte Mann vom Lande gelegt, und wohin in Kriegs-
zeiten alles Getraide, Hab und Gut der Landleute geschafft
wurde. So entstanden viele neue Städte in Sachsen und
Thüringen, z. B. Gotha, Nordhausen, Duderstadt, Goslar,
Merseburg, Quedlinburg, Bremen und andere, welche stark
mit Wällen, Mauern und Gräben befestigt wurden. Solche
feste Plätze hießen Burgen und ihre Bewohner Bürger, die-
jenigen aber, welche auf dem Lande wohnten und das Feld
baueten, hießen und heißen noch Bauern. So konnten
die stürmischen Reiterschaaren der Hunnen, der Belage-
rung unkundig, den Städten nichts anhaben, und im
offenen Land fanden sie wenig, weil bei einem neuen
Einfalle Alles in die Städte flüchtete und Hab und Gut
dahin schaffte.
Als unter diesen guten Anstalten der neunjährige
Waffenstillstand zu Ende gehen wollte, berief König Hein-
rich der ungarischen Angelegenheiten wegen die Vor-
nehmsten des Reichs zu sich und sprach zu ihnen also:
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TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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