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1. Leitfaden für den geographischen Unterricht - S. 11

1869 - Hildburghausen : Gadow
11 reich, muthig, treu, lieben Kunst und Wissenschaft, haben die besten Schulen; in keinem Lande ist der Volksschuluu- terricht so allgemein verbreitet, als in Deutschland, während für die höhere Bildung durch Universitäten, Gymnasien, Realschulen rc., hinreichend gesorgt ist. Deutschland hat seine Helden, große Dichter, Gelehrte und Denker, Musiker, Maler und Bildhauer. — Der Süddeutsche oder Ober- deutsche ist vorherrschend ruhiger, gemüthlicher, hat Vor- liebe für Kunst und Wissenschaft; der Nord- oder Nie- derdeutsche ist gewandter, thatkräftiger, liebt mehr die Wissenschaft, als die Kunst. Geschichtliches. Seit der Berührung mit den Römern wurden die alten Deutschen geschichtlich bekannt. Im Jahre 9 nach Christi Geburt wurde durch Hermann, dem Cheruskerfürsten, der immer weiter nach Deutschland sich ausbreitenden Herrschaft der Römer durch den Sieg im Teutoburger Walde ein Damm gesetzt. Illach der großen, hauptsächlich Deutschland überfluthenden Völkerwande- rung (375—450) wurde es ein Theil des Frankenreiches, das unter Karl d. Gr. (800) seine höchste Blüthe erreichte. Durch den Ver- trag von Verdlln (Werdöng) 843 wurde Karls des Großen Reich getheilt und es entstand ein eigenes deutsches Reich unter eig- nen deutschen Königen, die sich meistens auch als römische Kaiser krönen ließen Die Nachfolger Karls des Gr., die Karolinger, beherrschten Deutschland bis 911. Darnach wurde Deutschland ein Wahlreich, im 14. Jahrhundert wurde die Wahl des deutschen Kaisers, den sieben (später 9) Kurfürsten übertragen. Neben dem Kaiser regierten noch in Deutschland gegen 300 weltliche und geist- liche Fürsten, die es sich angelegen sein ließen, ihre Macht zu ver- größern, die des Kaisers immer mehr zu schwächen. Viele Städte standen unmittelbar unter dem Kaiser und hießen freie Reichs- städte. Von 919-1024 regierten über Deutschland die sächsischen Kaiser, unter ihnen Heinrich I. (919—930) der Städteerbauer und Ungarnbesieger; Otto 1, (936—973) der die Ungarn bei Augsburg schlägt und Italien erwirbt; — von 1024—1125> die fränki- schen Kaiser (Heinrich Iv. und der Papst Gregor Vii. 1077, Be- ginn der Kreuzzüge 1096s; — 1138—1254 Kaiser aus dem Hause der Hohenstaufen. (Friedrich I., Römerzüge, Kreuzzug, 1152—1190; Friedrich Ii. 1215—1250, Streit mit den Päpsten); — 1273 — 1347 Kaiser aus verschiedenen Häusern, dar- unter besonders bemerkenswerth Rudolph von Habsburg 1273—1291, der durch die Zerstörung der Raubburgen eine bessere Ordnung im Reiche herstellte; 1347 — 1437 die luxemburgischen Kaiser; — 1438 — 1806 die Habsbur gischen Kais e r. Max I. (1493—1519) theilte Deutschland in 10 Kreise: nieder- sächsischer, obersächsischer, fränkischer, westphülischer, oberrheinischer, niederrheinischer, burgundischer (Holland und Belgien), schwäbi- scher. bayrischer und österreichischer Kreis. Unter Karl V. (1519—1556), die von Wittenberg ausgehende Reformation, die

2. Leitfaden für den geographischen Unterricht - S. 12

1869 - Hildburghausen : Gadow
12 Deutschland in zwei Heerlager theilte und den 30jährigen Krieg (1g18—1648) zur Folge hatte, der Deutschland fast in eine Wüste verwandelte u. durch den westphälischen Frieden beendet wurde. Von Deutschland wurden nach und nach abgetrennt: die Schweiz, die Niederlande, Lothringen und Elsaß, auch Pommern war eine Zeit lang in den Händen der Schweden. Im siebenjährigen Kriege kämpften abermals Deutsche gegen Deutsche (1756—1763). Durch Napoleon I. von Frankreich wurde das deutsche Reich nach looojäh- rigem Bestände aufgelöst, die größeren deutschen Fürsten souverain erklärt und zwischen ihnen der Rheinbund unter Napoleons Pro- tectorat gestiftet. Durch die Freiheitskriege 1813—1815 wurde Na- poleons Macht vernichtet: '.seit 1815 bestand unter den fast 40 ein- zelnen deutschen Staaten der deutsche Bund unter Oesterreichs Vorsitz, der 1866 in Folge des Krieges zwischen Preußen und Oe- sterreich aufgelöst wurde. An seine Stelle trat ein neuer, die Staa- ten nördlich der Mainlinie umfassender n orddeutscher Bund un- ter Preußens Führung. berühmte Deutsche. Von Deutschlands berühmten Regenten merke die Kaiser: Karl der Große,der Beherrscher desgroßen Frankenreichs 800,'H ein- richl., der Stadteerbauer u. Besieger der Ungarn beimerseburg 933: Otto I., der Besieger der Ungarn auf dem Lechfelde bei Augs- burg 955: Friedrich I. (Barbaropa), der große Hohenftaufe, ge- storben aus einem Kreuzzuge 1190, fortlebend in der Sage im Kpsfhäuser; Rudolf von Habsburg, der Schrecken der Raub- ritter und Stammvater des jetzigen österreichischen Herrscherhauses 1891: Karl V., Herrscher von Deutschland und Spanien, „in dessen Reich die Sonne nie unterging", zur Reformationszeit 1521; Jo- seph Ii., der edle Menschenfreund, ch 1790. — Friedrich Wil- helm, der große Kurfürst von Brandenburg, Besieger der Schwe- den 1675 bei Fehrbellin. — Friedrich Ii., Preußens größter Kö- nig , der Eroberer Schlesiens (1740—1786). — Von fürstlichen Frauen merke: Maria Theresia von Oesterreich, die Mutter Jo- sephs It, und Luise, Preußens edle Königin während seiner tiefsten Erniedrigung 1806—1810. Helden: Hermann, der Cheruskerfürst, Sieger über die Römer im Teutoburger Walde im Jahre 9 n. Ehr.; Ulrich v. Hutten, der kühne sränkpche Ritter und Freund der Reformation: Wallenstein, Tilly, u. Bernhard v. Weimar, die Helden des 30jährigen Krieges (1018—1648>: Prinz Eugen, der Tür- kenbezwinger 1716: die Helden des 7jährigen Krieges (1756—1763) Leopold v. Destau, Schwerin und Ziethen: Blücher und Schwarzenberg, die Anführer in den Freiheitskriegen 1813 bis 1815; die Freiheitskämpfer Andreas Hofer, Schill u. Lützow: Prinz Friedrich Carl von Preußen, der Sieger von Düppel und Alsen 1864, Mitkommandirender bei Königgrätz 1866. Kirchcngrößen: Bonifacius, der Apoftel der Deutschen 745 Huß, der böhmische Reformator, verbrannt zu Costnitz 1415: Lu- ther und Melanchthon, die beiden treu verbundenen großen Reformatoren (1517).

3. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 138

1873 - Hildburghausen : Gadow
136 kam. Der Blick seines Auges, die ganze stolze Haltung und ein gekrümmter Finger an der einen Hand, die er ausstreckte, machten diesen aufmerksam. „Du bist nicht der, der Du scheinen willst", sprach Karl zu ihm. „Ich bin ein Fürst wie Du", antwortete unerschrocken Wittekind, „ich bin der Herzog der Sachsen." Diese Weise gefiel dem großen Könige wohl; er unterredete sich lange mit ihm über die Gebräuche der christlichen Religion, die der Heide in der Kirche des Lagers gesehen, und Wittekind erklärte sich bereit, die Taufe zu empfangen. Man sagt, er habe in seinem Wappen ein schwarzes Roß geführt und nach der Taufe dasselbe in ein weißes verwandelt. Daher soll in dem Braunschweigischen und Hannoverischen Landeswappen das weiße Roß stammen. Karl führte auch Krieg mit den Mauren (Arabern) in Spanien, und es gelang ihm, das Reich durch Eroberung der spanischen Mark bis an den Ebro hin zu erweitern. Der Nachtrab seines Heeres, von seinem Neffen, dem wegen seiner wunderbaren Stärke viel besungenen Roland geführt, fiel in einen Hinterhalt. „Die Noncevalschlacht," eins der herrlichsten Gedichte des Mittelalters, schildert diesen Unter- gang. Karls Reich erstreckte sich also von dem Ebro im Westen bis zu der Theiß in Ungarn und der Oder, von dem Kanal, der Nordsee, der Eider, der Ostsee im Norden bis zum Mittelmeer und der Tiber im Süden, umfaßte also einen Theil von Spanien, ganz Frankreich, Niederland, Deutschland, die Schweiz, halb Italien und einen Strich von Ungarn. Karls Lieblingssitze waren Aachen und Ingelheim. Sein einziger Erbe war Ludwig. Als Karl die Abnahme seiner Kräfte fühlte, berief er eine große Versammlung nach Aachen. Und nachdem er feierlich die Großen des Reichs ermahnt hatte, seinem Sohne treu zu bleiben, ging er 813 am 16. November im kaiserlichen Schmuck in die Kirche, wo er eine goldene Krone auf den Altar hatte legen lassen. Nachdem er sein Gebet verrichtet, er- mahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volk, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern und Halbbrüder all- zeit gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben, wie seine Kinder, den Armen Trost zu verschaffen, getreue und gottesfürchtige Beamte anzustellen, Keinen seiner Lehen und Ehren ohne hinlängliche Ursache und Untersuchung zu entsetzen, sich selbst aber vor Gott und den Menschen

4. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 139

1873 - Hildburghausen : Gadow
137 jederzeit unsträflich zu erhalten. „Willst Du das Alles er- füllen, mein lieber Sohn?" fragte zuletzt der gerührte Greis. Ludwig versprach es mit Thränen. „Nun wohl, so setze Dir selbst die Krone auf, und stets erinnere sie Dich an Dein Versprechen." Ludwig that es unter lautem Weinen und Rufen des Volks: „Das ist Gottes Wille." Am 28. Januar 814 starb Karl im 72. Jahre seines Lebens ruhig und gefaßt, mit auf der Brust gefalteten Händen und den Worten: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist." 70. Die Ungarnschlacht bei Merseburg. Sobald Heinrich I. deutscher König geworden war, so richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf jenes rohe, barbarische Volk, welches vor etwa hundert Jahren in Ungarn sich niedergelassen hatte und jetzt auch die Ungarn genannt wird. Von da aus beunruhigten sie fast jährlich Deutschland und waren ihrer blutgierigen Grausamkeit wegen allgemein verabscheut und gefürchtet. Sie schienen den Deutschen nicht ein menschliches, sondern ein teuf- lisches Geschlecht zu sein. Verheerend durchzogen sie Sachsen, Thüringen, Franken, Schwaben und Elsaß, schlugen alle Mannspersonen, die sich wehren konnten, todt, tranken, aus den Leichnamen der Erschlagenen sitzend, einander ihr Blut zu, banden die Weiber und Mädchen, im Angesichte ihrer Männer und Väter, mit den Haaren und Zöpfen zusammen, trieben sie vor sich her, erwürgten die Kinder vor den Augen ihrer Eltern und zerschmetterten sie an den Wänden. Es blieb bei solchen Einfällen den armen Leuten nichts Anderes übrig, als in unterirdische Höhlen, in Felsenklüfte, in undurch- dringliche Wälder und unzugängliche Moräste zu flüchten. Höchst traurig war also damals der Zustand, in dem sich unser deutsches Vaterland befand. Die Deutschen waren wohl geschickt im Streit zu Fuße, aber wenig geübt im Dienst zu Pferde, da hingegen der Ungar auf seinem leichten Rosse wohnte und nie in der Nähe focht, sondern in der Entfernung seine Pfeile abschoß, die Flucht ergriff, dann sich gleich wieder umwendete, um von Neuem seinen Pfeil abzuschicken. Die Deutschen konnten in ihrer schwerfälligen Rüstung diesen ausge- lernten, leichtberittenen Ungarn wenig Widerstand leisten, indem diese im offenen Felde aus ihren schnellen Pferden

5. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 149

1873 - Hildburghausen : Gadow
147 erfüllte er sein Gelübde, baute St. Ulrich eine stattliche Kirche und erhielt von dieser Zeit an den Zunamen: der Springer. 74. Ludwig der Eiserne. Ludwig, mit dem Zunamen der Eiserne, des Land- grafen Ludwig's I. erstgeborener Sohn, bei seines Vaters Tode noch ein Knabe und unter der Vormundschaft seiner Mutter Hedwig, wurde dennoch von dem Könige Konrad in der Würde eines Landgrafen von Thüringen auf einem Hoftage zu Worms, 1140, bestätiget. Aber des Landgrafen große Jugend und Milde wurde von seinen Lehnsleuten und Dienstmannen zur Be- drückung des Volkes mißbraucht; sie hausten auf ihren Burgen und Gütern nach Wohlgefallen, plagten ihre Leute mit neuen unerhörten Lasten und Frohnden, hielten un- recht und falsch Gericht, machten Straßen und Wege für die Kaufleute unsicher und verdarben allen Handel und Wandel im Lande. Das Volk jammerte über Druck und Noth, aber der Landgraf erfuhr oou all dem Unwesen und Klagen nichts, denn er war leichtsinnig und zu milde und sorgte nicht viel, weder für Gut noch für Land noch für Leute, sondern war ein Jäger und lag stätig- lich in den Wäldern. Die Leute seiner Umgebung aber lobten um ihres eignen Nutzens willen seine milde und gute Regierung. Doch ein Zufall machte ihn mit dem wahren Zustande seines Landes bekannt. Eines Tages, so geht die Sage, verirrte er sich auf der Jagd und wurde von der Nacht im Walde überfallen. Nach langem Herumstreifen kam er gen Ruhla, wo in der Hütte eines Waldschmiedes noch lustig ein Feuer in Flammen schlug. Der Fürst, welcher ohne Begleiter, mit schlechten Kleidern angethan war, sein Jägerhorn umhängen und in der Hand feinen Jagdspieß hatte, bat unerkannt in der Hütte um ein Nachtlager. Der Schmied frug, wer er wäre. „Des Landgrafen Jäger, der im Walde sich verirrt," war die Antwort. Da sprach der Meister, die Stirne runzelnd: „Pfui des Landgrafen! Wer ihn nennt, sollte allemal das Maul wischen; des barmherzigen Herrn!" Ludwig schwieg still; der Schmied aber fuhr fort: „Ich will Dir gern Herberge geben diese Nacht, aber nicht um Deines Herrn willen; führe Dein Roß in die Schuppe, da findest Du Streu zum Lager, 10*

6. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 150

1873 - Hildburghausen : Gadow
148 behilf Dich ^ diese Nacht; bei uns armen Leuten ist kein Bett zu haben!" In des Landgrafen Augen aber jfrm diese Nacht kein Schlaf, denn des Meisters Reden hatten ihn bestürzt und unruhig gemacht; der Schmied aber mit seinen Gesellen arbeitete die ganze Nacht durch, und so oft er mit dem großen Hammer das glühende Eisen schlug, sprach er: „Werde hart, Landgraf Ludwig, werde hart!" und erzählte dabei von den Ungerechtigkeiten, die des Landgrafen Leute in ganz Thüringen verübten. Lud- wig hörte die Reden des Schmiedes und erzürnte im Gemüthe über seine Edeln, daß sie so seinen Namen ent- ehrten. Früh des andern Morgens nahm er von dem Meister der Waldschmiede Urlaub und ging, hart geworden in seinem Sinne, aus der Hütte. Und seitdem galt im Thüringerlande von jedem strengen Manne der Spruch: „Der ist in der Landgrafenschmiede in der Ruhl gehärtet worden." Ludwig fing nun an, seine Dienstmannen zu be- zähmen und zu bestrafen; sie aber, des Ernstes unge- wohnt, thaten sich zusammen und verbanden sich gegen ihren Herrn. Da sammelte der Landgraf ein Heer von Bürgern und Bauern, zog gewaltig vor die Burgen und stritt mit dem Adel; die Burgen wurden zertrüm- mert und die Ritter selbst gefangen. Nun sprach Lud- wig zu ihnen: „Was für eine Strafe soll ich Euch an- thun? Todte ich Euch, wie Ihr wohl verdienet, so bringe ich mein eigenes Land in Schaden; büße ich Euch um Geld und Gut, so ist mir dieses nicht hart genug und scheint mir unehrlich. Ich muß Euch auf eine andere Weise züchtigen." Darauf führte er sie von der Neuen- burg bei der Stadt Freiburg an der Unstrut auf einen nahegelegenen Acker, spannte je vier der Dienstmannen, nackend bis auf das Hemde, an den Pflug und ackerte mit ihnen, indem er sie selbst mit der Geißel antrieb, eine Furche, bis das ganze Feld gepflügt war. Diesen Acker ließ der Landgraf zum ewigen Andenken, wie er die Verachtung dieses nützlichen Standes bestraft, ringsum mit großen Steinen besetzen und befreite ihn von allen Zehnten, und bis auf diesen Tag führt er den Namen des Edelackers. Wie Ludwig die Gefangenen so ge- demüthigt hatte, mußten sie ihm auf der Neuenburg aufis Neue Treue und Eid leisten; sie thaten es mit dem Munde als die Schwächern, in ihrem Herzen aber rvaren sie dem Landgrafen, der sie um der armen Bäuerlein

7. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 151

1873 - Hildburghausen : Gadow
* 149 willen so streng gerichtet, gram und wollten ihn gern tödten. Aber Ludwig merkte ihre Falschheit und List und trug, seitdem er mit seinen Edeln den Acker gepflügt, immer einen eisernen Panzer, daß er vor dem Dolche eines Meuch- lers sicher wäre, und darunl ist er der Eiserne genannt. 75. Die lebendige Mauer. Ludwig des Eisernen sbegräbniß. Ludwig der Eiserne vollbrachte seine letzte Waffenthat im Jahre 1172, wo er den Kaiser Friedrich Barbarossa auf einem Zuge nach Polen begleitete. Auf der Rückkehr besuchte Friedrich seinen Schwager auf der Neuenburg. Von dem Besuche haben wir eine schöne, den Geist jener Zeit bezeichnende Sage. Dem Kaiser gefiel es recht wohl bei seiner Schwester und dem tapfern Landgrafen; auch die Lage der Burg war ihm anmuthig; nur hatte er zu tadeln, daß das Schloß keine festen Mauern habe und also auch keine Feinde abwehren könne. Der Landgraf erwiderte: „Um die Mauern sorge ich nicht, die kann ich schnell erschaffen, sobald ich ihrer bedarf." Da sprach der Kaiser: „Wie hald kann eine gute, feste Mauer hierum gemacht werden?" „In weniger als drei Tagen!" antwortete Ludwig. Der Rothbart lachte über den lustigen Einfall seines lieben Schwagers und sprach: „Das wäre ja ein Wunder; und wenn alle Steinmetzen und Maurer des heiligen deutschen Reiches hier beisammen wären, so möchte das kaum geschehen." Friedrich ging nun von seinen: Lustwandeln um die Burg fröhlich ins Frauen- gemach zu seiner Schwester und zum Mittagsmahle; der Landgraf aber bestellte', heimlich ^mit seinen Schreibern und Dienern, daß man von Stund an zu Roß Boten aussandte zufallen Grafen und.;Herren in Thüringen und ihnen bei Lehenspflicht entbot, daß sie mit ihren Leuten in der besten Rüstung und mit ihren adeligen Zierden auf die Burg kämen. Dieses geschah noch in der Nacht desselben"tages nach deszlandgrafen?,Gebot. Früh Mor- gens, ehe der Tag anbrach, ordnete Ludwig die Ritter; Jeder trat auf den Wall um diei.burg, gewaffnet und geschmückt mit Gold und Silber und köstlichen Wappen- röcken, als wenn man 'zum festlichen Kampfspiel aus- zieht oder zur hohen Kaiserwahl; und jeder Graf und Herr hatte einen Knappen vor sich, der das Wappen

8. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. uncounted

1873 - Hildburghausen : Gadow
88 nunmehr auf engere Grenzen beschränkt wurde, Herzöge oder es hatte auch reinen gemeinschaftlichen Fürsten, sondern stand untei Grasen. Ein solcher war auch Ludwig der Bärtige, welcher 103b eine Grafschaft in Thüringen gründete, worin ihm sein Sohn Lud wig Ii., der Springer*) (1ó56—1128), dann dessen Sohn Ludwig Iii (11-28—1140), welcher zum Landgrafen erhoben wurde (daher als solcher Ludwig I.), dann Ludwig der Eiserne**) (1140— 1172) Ludwig Iii. (1172—1190), Hermann I. (1190—1211), Ludwig bei Heilige (1217—1227), dessen Gemahlin oie heilige Elisabeth war und endlich Heinrich Raspe folgte, mit dessen Tode 1247 das Ge schlecht ausstarb. 2) Die Erbschaft der Landgrafen^ das heutige Thüringen, sie fast ganz au das Haus Wettin, das Stammhaus der jetzigen sächsi scheu Fürsten, welche bereits die Markgrasschaft Meißen und da^ Osterland befaß nud nun Thüringen mit diesem Besitz vereinigte Markgraf Heinrich der Erlauchte nahm das Erbe nach einem langer Kriege im I. 1203 in Besitz (st. 1288). Auf ihn folgte Albrecht oe> Unartige, der mit seinen Söhnen, Friedrich mit oer gebissenen Wang« und Diezmann, Krieg führte und sein Land sogar an den Kaisei verkaufte, gegen den es jedoch Friedrich (1288—1324) behauptete 3) Als darauf im Jahr 1422 das askanische Haus ausstarb welches seit 1180 im Besitz des Herzogthums Sachsen war, so erhiel ein Abkömmling des Hauses Wettin, Friedrich der Streitbare, auck Sachsen (des. aus dem Kurkreis Wittenberg bestehend) und damii zugleich die Kurwürde. Rach seinem Tode (1428) regierten feint Söhne Friedrich der Sanftmüthige und Wilhelm , erst gemeinschaft lich, theilten aber nachher und geriethen darüber in Krieg (Bruder- krieg, 1446—1451), der jedoch durch Friedrichs Edelmuth noch gut lich beigelegt wuroe. Friedrich starb 1464; ihm folgten seine Söhn-: Ernst und Albert, welche, nachdem ihnen auch Wilhelms Thei durch dessen Tod (1482) zugefallen, den Vertrag zu Leipzig schlossen durch welchen das sächsische Land in die 2 Theile der ernestinischen und albertinischen Linie getheilt wurde. Ernst erhielt das Kurland und Thüringen, Wilhelm oie Markgrafschaft Meißen; das Oster land wurde getheilt. Ernst starb 1486, Albert 1500. 4) Im albertinischen Sachsen folgte auf Albert: Georg (150' —1539), Heinrich (1539—1541), welcher die Reformation in seinen Lande einführte, dann Moritz (1541—1553), der die Kurwürde süi sich und die albertinische Linie gewann (s. §. 37). Im ernestini scheu Sachsen merke die Kurfürsten: Friedrich den Weisen (l48t —1525), Johann den Beständigen (1525—1532), Johann Friedrick den Großmüthigen (1532—1554), (s. § 32—36) und die Herzöge Johann von Weimar (st. 1611) und von dessen 8 Söhnen Wilheln (st. 1662), den Stifter der jetzigen weimarischen Linie, Ernst dei Frommen (st. 1675), den Stifter der gothaischen Linie und bei jüngsten, Bernhard, welcher im 30jährigen Kriege an Gustav^Adolsi Seite focht, ferner Bernhard I., den Gründer oes Hauses Sachsen Meiningen, Karl August von Weimar (1758—1828), der im Iah: 1815 zum Großherzog erhoben wurde, und Herzog Georg I., Herzog Bernhard Erich Freund und Herzog Georg Ii. von Meiningen. *) S. Nr. 73 des Lesebuchs. **) S. Nr. 74 und 75 des Lesebuchs.

9. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 34

1873 - Hildburghausen : Gadow
32 9. Der reichste Fürst. Preisend mit viel schönen Reden Ihrer Länder Werth und Zahl, Saßen viele deutsche Fürsten Einst zu Worms im Kaisersaal. „Herrlich," sprach der Fürst von Sachsen, „Ist mein Land und seine Macht: Silber hegen seine Berge Wohl in manchem tiefen Schacht." „Seht mein Land in üpp'ger Fülle," Sprach der Pfalzgraf von dem Rhein. „Goldne Saaten in den Thälern, Auf den Bergen edler Wein." „Große Städte, reiche Klöster," Ludwig, Herr zu Baiern, sprach, „Schaffen, daß mein Land dem euern Wohl nicht steht an Schätzen nach." Eberhard, der mit dem Barte, Württembergs geliebter Herr, Sprach: „Mein Land hat kleine Städte, Trägt nicht Berge, silberschwer; Doch ein Kleinod hält's verborgen: Daß in Wäldern, noch so groß, Ich mein Haupt kann kühnlich legen Jedem Unterthan in Schooß." Und es rief der Herr von Sachsen, Der von Baiern, der vom Rhein: „Graf im Bart, ihr seid der Reichste, Euer Land trägt Edelstein." 10. Das Glöcklein des Glückes. Der König lag am Tode; da rief er seinen Sohn; Er nahm ihn bei den Händen und wies ihn auf den Thron: „Mein Sohn", so sprach er zitternd, „mein Sohn, den laß' ich dir; „Doch nimm mit meiner Krone noch dieß mein Wort von mir:

10. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 140

1873 - Hildburghausen : Gadow
138 chnen überlegen und dabei vortreffliche Bogenschützen waren. Daher hatten die deutschen Fürsten, um vor den furchtbar wilden Ungarn Ruhe zu haben, ihnen einen jährlichen Tri- but zu zahlen versprochen, den auch Heinrich eine Zeit lang bewilligte. Heinrichs Hauptsorge war nun darauf gerichtet, die Grenzen seines Reichs gegen diese verderblichen Anfälle der Barbaren sicher zu stellen, und seiner Klugheit und Tapfer- keit gelang es, sie von den deutschen Grenzen entfernt zu halten. Einst führte ihm der Zufall bei einem solchen ver- heerenden Zuge der Ungarn einen ihrer Anführer in seine Gewalt, den sie sehr liebten und für dessen Befreiung sie große Summen boten. Heinrich gab ihn aber nicht eher frei, bis die Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand eingingen, jedoch unter der Bedingung, daß nach Endigung desselben ihnen der zeitherige Tribut von Neuem gezahlt werden sollte. Diesen neunjährigen Waffenstillstand benutzte nun Hein- rich dazu, die ganze schwerfällige Kriegsart der Deutschen umzuschaffen, diese an leichtere Bewegung mit Pferd und Waffen zu gewöhnen, und ließ dann seine Truppen im Kampfe mit den Slaven sich üben und bewähren. Auch das offene Land sicherte er dadurch, daß er nicht nur allent- halben Schanzen, sondern auch Städte anlegte, die er mit Wällen und Gräben umgab, in welche theils Truppen, theils der neunte Mann vom Lande gelegt, und wohin in Kriegs- zeiten alles Getraide, Hab und Gut der Landleute geschafft wurde. So entstanden viele neue Städte in Sachsen und Thüringen, z. B. Gotha, Nordhausen, Duderstadt, Goslar, Merseburg, Quedlinburg, Bremen und andere, welche stark mit Wällen, Mauern und Gräben befestigt wurden. Solche feste Plätze hießen Burgen und ihre Bewohner Bürger, die- jenigen aber, welche auf dem Lande wohnten und das Feld baueten, hießen und heißen noch Bauern. So konnten die stürmischen Reiterschaaren der Hunnen, der Belage- rung unkundig, den Städten nichts anhaben, und im offenen Land fanden sie wenig, weil bei einem neuen Einfalle Alles in die Städte flüchtete und Hab und Gut dahin schaffte. Als unter diesen guten Anstalten der neunjährige Waffenstillstand zu Ende gehen wollte, berief König Hein- rich der ungarischen Angelegenheiten wegen die Vor- nehmsten des Reichs zu sich und sprach zu ihnen also:
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