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Nach Ludewigö durch Gram über die Elnpörung
seiner Söhne beschleunigtem Tode suchte Lothar durch
Unterdrückung seiner Brüder Ludewig und Karl die
Alleinherrschast an sich zu reisten; aber die 'Niederlage,
welche er bei Fönten ay erlitt, zwang ihn in dem Ver«
trage zu Verdun (813) das Reich mit seinen Brü-
dern auf folgende Weile zu thcilen. Lothar erhielt
Italien nebst der Kaiserwürde und einen schmalen Strich
Landes vom mitklandischen Meere an, zwischen der Rho-
ne, der Maas . der Schelde und dem Rhein bis zur Nord-
see, dessen nördlicher Theil spater von Lothars gleich-
namigem Sohne den Namen L o k h a r i n g i e n empfing;
Ludewig bekam die fränkischen Besitzungen lenseits des
Rheins nebst den Bezirken von Spei er, Worms,
und Mainz; Karl der Kahle erhielt das übrige
Frankreich dis zu in Ebro. Durch dirssn Vertrag wurden
Deutschland, Frankreich und t^becitalien (dieß jedoch
nur auf kurze Aeit) selbständige Reiche, und damit lö-
sete sich das große Frankenreich auf.
11. Deutschland.
1 D i e Karolinger 8)3 — 911.
Ludewig Ii. (der Deutsche), der beste von
Ludewigs des Frominen Söhnen, war wahrend sei-
ner Regierung in einen beständigen Kampf bald mit
den W.nden, Böhmen, Mahren und Normännern,
bald mit seinen eignen ungehorsamen Söhnen verwickelt.
Er vergrößerte das Reich durch einen Theil Lothrin-
gens, das er nach dein Tode seines Bruders'ohnes L o-
t h a r mit Karl dein Kahlen theilte. Nach feinem Tode
zerfiel Deutschland in drei Thcile. Karlmann, Ludwigs
Ii. ältester Sohn, erhielt Bayern, Pannonien, Böhmen
und Mahren, und wurde später auch römischer Kauer; der
zweite Ludwig Iii. bekam Franken. Thüringen, Sachsen,
Friesland und durch einen Sieg über Karl den Kahlen
ganz Lothringen; der dritte Karl der Dicke Alemannien.
Er wurde, da die beiden älteren Brüder frühzeitig ohne
rechtmäßige Erben starben, Deutschlands alleiniger Ge-
bieter, darauf durch den Papst zum Kaiser gekrönt,
und stellte, als ihm die französischen Großen mit Ueber-
gehung Karls dcö Einfältig.en auch die Regierung
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Extrahierte Personennamen: Lothar Karl Karl Lothar Karl_der_Kahle Karl Ludewigs Karl Karl Karlmann Karlmann Ludwigs Kauer Ludwig_Iii Ludwig Karl Karl Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rho- Rhein Rheins Worms Mainz Frankreich Deutschland Frankreich Deutschland Deutschland Ludwigs Pannonien Sachsen Friesland Lothringen Deutschlands Karls
38
ab, und das Volk erlitt von den Großen und dein Adel
einen bisher nicht gekannten Truck.
2. Die sächsischen Kaiser bis 1024.
Beim Aussterben des karolingischen Hauses waren
in Deutschland fünf Hauptstämme: Franken, Bay-
ern, Schwaben, Thüringer und Sachsen,
deren Herzoge ein so schwaches Band der Vereinigung um.
schlang, daß vielleicht nur der vaterländische- Sinn des
weisen Herzoges von Sachsen, Otto des Erlauch-
ten das Zerfallen des deutschen Reiches in mehrere
Staaten verhinderte. Er verschaffte die Krone dem
wackern Frankenherzoge Koncad, dessen größtes Ver-
dienstes war, mit edler Selbstverleugnung seinen Feind,
Heinrich von Sachsen, jenes Otto des Erlauchten
Sohn, als den würdigsten zuin Nachfolger zu ernen-
nen (9l8>
Heinrich I. (der Finkler)^, mit dem die
Reihe der sächsischen Kaiser beginnt, gehörte zu
den größten Beherrschern Deutschlands, der dieses, durch
ehrgeizige Große im Inneren verw rrte und von aus-
sen durch Normanner, Slaven und Ungarn bedrohete
Reich, zur ersten Macht der Christenheit emporhob.
Ec legte den Grund zu Deutschlands Städten und da-
durch zur Cultur seines Volkes, indem er, um die Ein.
falle der Ungarn aufhalten za können, die Flecken mit
Mauern urngab, und den neunten Mann aus jedem
Gau hincinzuziehen nörhizte. Ihm verdankt Deutsch,
land außerdem die Entwickelung des Rittecgeistes, in-
den, er um eine tüchtige Reuterei in seinem Volke zu
bilden, kriegerische Uebungen und Spiele zu Pferde ein-
führte, wenn er auch nicht als Erfinder der Turniere
betrachtet werden kann. Mit derselben Kraft, womit
Heinrich im Inneren für bte Wohlfahrt stines Reiches
wirkte, überwand er auch den auswärtigen Feind. Ec
erwarb im Kriege mit den Wilzen und Sorben die
Mark Nordsachsen und Meißen, machte Böh-
men zinsbar, gründete in dem von Dänemark er-
oberten Lande die Markgrafschaft Schleswig, und
schlug den furchtbarsten Feind die Ungarn bei Mer-
seburg so entscheidend, daß ste auf lange Zeit aus Deutsch«
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich_von_Sachsen Heinrich Otto Heinrich_I. Heinrich Heinrich Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwaben Sachsen Sachsen Deutschlands Ungarn Deutschlands Ungarn
39
land verschwanden. Jhin folgte sein würdiger Sohn,
Otto I. der Große (936), dessen gewaltiger Arm
alle innere Feinde, denen sich selbst seine Brüder und
Binder beigesellten, zerschmetterte, der neue Siege über
Dänen und Slcroen erfocht, durch den Sieg auf dem
Lechfelde (955) den Einfällen der Ungarn für immer
ein Ende machte, und durch seine Vermählung mit der
Königin Adelheid Italien mit Deutschland
vereinigte (951). Zugleich erwarb Otto die römische
Kaiserkrone, besetzte den durch Johannes Xi!. La-
ster befleckten päpstlichen Stuhl mit einem würdigeren
Papste, und zwang die Nlmer ihm eidlich zu geloben:
nie einen Papst ohne seinen und seiner Nach-
folget Willen zuecwählen. Niemals jedoch faßte
die deutsche Herrschaft jenseits der Alpen festen Fuß,
den'g zu groß war der Abstand der Sitten und der Haß
der Italiener gegen Fremde. Schon Otto.i. hatte mit
Empörungen zu kämpfen; noch mehr sein Sohn Otto
Ii. (973) und Enkel Otto Iii. (983), denen die
Vereitelung ihrer, auf Unterjochung der ganzen Halb-
insel gerichteten, aber nicht von gehöriger Einsicht unter-
stützten, Entwürfe em frühes Grab bereitete. Hein-
rich Ii. (1002) hatte in Deutschland an dem Herzoge
von Polen Boleslav und in Italien an dem Mark-
grafen Harduin von Ivrea gefährliche Gegner, und
nur mit großer Mühe konnte er. des ecsteren Fortschritte
hemmen, und die Rechte des Kaisers gegen die Italie-
ner behaupten. Am wenigsten gelang ihm dieß mit dein
Papste, dem Heinrich nicht allein auf das von Otto I.
erworbene Bestätigungsrecht Verzicht leistete, sondern auch
zugab, daß kein Oberhaupt der Deutschen sich Kaiser
nennen dürfte, bevor es nicht der Papst für tüchtig be-
funden und gekrönt habe. Mit ihm erlosch der Stamm
der sächsischen Kaiser (4024.)
Die fränkischen Kaiser 1024 — 1125.
Unter den Regenten dieses Hauses, deren Reihe
Kvnrad Ii. eröffnet erreichte Deutschland den Gipfel
seiner Machte Konrad vergrößerte dasselbe durch Erwer-
bung des Königreichs Burgund (1032), besiegte die
Obotriten und Polen, und arbeitete an dem Plane
durch Einziehung der großen Herzozkhümer die Macht
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Binder Otto Johannes Otto Otto Otto Heinrich Heinrich Otto_I. Konrad Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Polen_Boleslav Italien Deutschland Burgund Polen
— -11 —
von den Großen des Reiches, hauptsächlich von den Her-
zogen von Franken, Sachsen, Bayern und
Schwaben, und den Erzbischöfen von Mainz,
Trier und Eöln mit Zustimmung der freien Männer
erwählt wurde, doch so, daß man nicht leicht den Sohn
oder nächsten Anverwandten des letzten Königes überging.
Die Rechte des Königes, obgleich er nur hie vollzie-
hende Gewalt belaß, waren in gegenwärtigem Zeit,
raume noch sehr bedeutend ; denn ec war der Oberanführer
im Kriege und der höchste Richter; er besaß ansehnliche
Krongüter, und konnte, wenn seine Hausmacbt ansehn-
lich war, durch Verrbeilung der höchsten weltlichen und
geistlichen Stellen sich großen Einfluß verschaffen. Diesen
steigerte noch der Besitz der K a r se r w ü r d e, welche, wenn
auch nicht einen unmittelbaren Zuwachs an Macht, doch
höheres Ansehen gab, da es die herrschende Meinung
wurde, daß , so wie der rpapst in geistlichen Dingen,
der Kaiser in weltlichen das Oberhaupt der Ehristenheit
sei. Die gesetzgebende Gewalt übten die Stän-
de, welche aus dem Adel und der Geistlichkeit be-
standen.
Hi. F r a n k r e i ch.
1. Tie Karolinger v. 843 — 987.
Weniger noch als in Deutschland zeigten sich in
Frankreich die Karolinger des Thrones würdig , wo eine
Reihe unwürdiger Herrscher, deren geistige-und körper-
liche Gebrechen schon ihre Beinamen hinlänglich beurkun-
den , das Reich in den tiefsten Verfall brachten. Wah»
rend Empörungen und Kriege der mächtigsten Großen unter
sich (die dem Könige das Recht abtrotzten, sich unge-
rechten Befehlen desselben mit den Waffen in der Hand
widertetzen zu dürfen) Frankreich im Inneren verwirrten,
und es in viele Herzogthümer und Graffchaften zersplit-
terten , deren Besitzer zum Theil mächtiger waren, wie
der König selbst, riffen sich bedeutende Stücke von der
Monarchie los, und bildeten eigene Staaten So bil,
dete sich das Königreich Nieder burgund (879) und
das Königreich Oberburgund (£88) aus dem ehe-
mallgen burgundischen Reiche, welche 930 in eine Mck,
narchie zusammcnschmolzen; aus der spanischen Mark das
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Bayern Schwaben Mainz Deutschland Frankreich Frankreich
T
- 47 —
als die Gewalt des Kaisers besessen batten, '95 e c e n-
gar, der Herzog von Friaul, und Guido, der
Herzog von Spoleto, um die Herrschaft Italiens,
bis letzterer die Oberhand behielt, und die Kaiser-und
Königskrone auf seinem Haupte vereinigte (891). Sein
Sohn Lambert behauptete sich im Besitz dieser Würde
gegen Berengar und Arnulph, den König der
Deutschen; und erst nach seiner Ermordung bestieg Be-
rengar den Thron, und behauptete ihn mit großer
Klugheit gegen seine inneren Feinde und den von ihnen
gerufenen König Ludewig von Burgund. Aber auch
er fand durch den nie ruhenden Partheihaß der Italiener,
die ihm aufs Neue den König Rudolph von Burgund
entgegenstellten, einen gewaltsamen Tod (924). R u-
dolph unterlag wieder der großern Macht Hugos,
des Grasen von der Provence. Hugo, ein gewalti-
ger Fürst, wie ihn die Italiener bedurften, zog stch den
Gegner selbst auf, in seiner Schwester Sohn, dem
Markgrafen Berengar von I v re a, der Hugos Sohne
Lothar Krone und Leben entriß. Dafür wurde Be-
rengar nebst seinem Sohne lldelbert von Otto
dem Großen der Herrschaft beraubt, welcher seine mit
Adelheid, der Wittwe Lothars, erheicatheten An-
sprüche auf Italien geltend machte, und sich die Krone
der Lombardei nebst der römijchen Kaiserkrone glücklich
erkämpfte. Seitdem blieben beide ein Eigenthum der
Könige Deutschlands, in denen Ober« und Mutelitalien
seine Herren erkannte, ohne daß es ihnen gelungen wäre,
daselbst eine dauerhafte Herrschaft zu begründen. Ihr
Ansehen galt nur so lange, als zahlreiche Heere die
Italiener in Schrecken setzten, und-hörte auf, wenn diese
über die Alpen zurückgingen. Höchst vortheilhast war
dagegen die deutsche Herrjchaft für die vielen großen und
kleinen weltlichen und geistlichen Herren, unter welche
das Land vertheilt war. indem diese in Erweiterung ihrer
Macht beständige Fortschritte machten, besonders, als un-
ter Kaiser Kon r ad 11. die Erblichkeit der Lehen ge,
setzlich geworden war. Mit ihnen wetteiferten die Städ-
te^ deren Bevölkerung und Wohlstand gegen Ende
dieier Periode so zunahm, daß sie schon anstngen, die
Rechte unabhängiger Freistaaten auszuüben. Die an-
sehnlichsten darunter waren: Mailand, Pa via,
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Extrahierte Personennamen: Guido Lambert Rudolph_von_Burgund Hugos Hugo Berengar Otto Adelheid
12
unter den späteren Mer o vingern (wie Chlodowigs
sämmtliche Nachkommen von seinem Großvater Mer or
vaeus genannt wurden), deren Geschichte ein schauer-
liches, verwirrtes Gemälde der Schwäche, verbunden mit
unnatürlichen Lastern und Grausamkeiten, bildet. Selten
war das Reich unter einem Herrscher vereinigt. Gewöhn-
lich zählte man deren 2,3, auch zuweilen 4, obgleich man
stets 3 Haupttheile des Reiches zu unterscheiden pflegte:
Austrasien, das eigentliche Stammland, der östliche
Theil, von der Maas und Mosel bis wo jenseits des Rheins
die Sachsen und die später abhängigen Bayern die Grenze
machten; Neustrien, der westliche Theil, welcher das
eigentliche Frankreich bis zur Maas und Mosel umfaßte;
und das Königreich Du r g u n d, dem eine gewisse Selbst-
ständigkeit geblieben war.
Diese Zerstückelung der Monarchie, noch mehr aber
die Untauglichkeit der Herrscher und die Einfälle fremder
Völker, und besonders der Araber, würden ihren Unter-
gang herbeigeführt haben, hätten nicht kluge unterneh-
mende Männer des Volkes, im Besitze der Würde des
königlichen Hausverwefers (Major Domus), des
ersten Staatsamtes, mit kräftiger Hand das Ruder des
Staats ergriffen, während die Könige meist ihren Ver-
gnügungen lebten. Dafür ging aber auch mit der Zeit
alle Macht der Könige auf ihre Stellvertreter, die
Majordomus, über, besonders alspipin von Heri»
stal, der Besieger der Alemannen, Bayern und Friesen
diese Würde (687) in allen 3 Reichen erlangte, und in
seinem Hause erblich machte. Seitdem sank die königliche
Macht zu einem bloßen Schatten herab, und Pipin, so
wie sein noch größerer Sohn, Karl Martell (der
Hammer), der durch den Sieg bei Tours (732) Europa
vor dem Joche der Araber errettete, und gegen Bayern,
Sachsen,^Alemannen und Friesen mit dem glücklichsten
Erfolge focht, besetzten den Thron nach Willküsir.
Endlich gelang es Karl Martells Sohn, spipin
dem Kleinen, der würdig in die Fußstapfen seiner
Vorgänger als Held und Staatsmann eintrat, mit dem
Besitze der Herrschergewalt auch ihre äußeren Zeichen zu
vereinigen, und nach Absetzung des letzten Merovingers
Ehil der ich s Hi. durch die Wahl der Großen und des
Volkes, mit Hülfe des Papstes Zacharias, den fränki-
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Extrahierte Personennamen: Major_Domus Karl_Martell Karl Karl_Martells Karl Zacharias
Extrahierte Ortsnamen: Maas Mosel Rheins Sachsen Frankreich Maas Bayern Europa Sachsen Willküsir
72
weil unter derselben der Grund zur nachhertgen Größe
des brandenbucgischen Staates gelegt wurde, indem
Lothar Albrecht den Bären aus dem Haufe Anhalt,
wegen treuer in Italien geleisteter Dienste, mit der
Mark Soltwedel (der heutigen Altmark) 1133 be.
Iffynte. Dieses kleine Land vergrößerte Albrecht durch
glückliche Kriege mit den Wenden, und nannte sich seit
1144 einen Markgrafen von Brandenburg.
2. Die hoheustaufischen oder schwä-
bischen Kaiser — 1254.
Konrad Iii. (—1152) bisheriger Herzog von Fran-
ken, erössnete die Negentenreihe aus dem Geschlechte der
Hohenstaufen, die nicht minder durch ihre hervorleuchten,
den Eigenschaften, als durch ihre großen Unfälle berühmt ge-
worden sind. Konrad überwältigte seinen Nebenbuhler,
Heinrich den Stolzen, den Herzog von Sachsen und
Baiern, der als Schwiegersohn Lothars den deutschen Thron
selbst zu besteigen gehofft hatte. Doch vermochte er dem»
selben nur Baiern zu entreissen, denn die Treue der Sach»
sen erhielt ihr Herzogthum, nach Heinrichs Tode, seinem
unmündigen Sohne Heinrich dem Löwen. Diese
Handel erzeugten einen langwahrenden Haß zwischen dev
mächtigsten Fürstenhäusern Deutschlands, den Hohen-
staufen und Welfen (vom Stammvater Heinrichs
Welf also genannt), aus dem in Italien die Partbeien
der Gibellrnen und Guelphen hervorgingen. Kon-
rad selbst nahm jedoch nach einer weisen (Politik an den
Ereignissen des unter sich stets uneinigen Italiens keinen
Antheil, obgleich ihm die rcligieusen und politischen Re-
formen Arnolds von Brescia, der zu Rom den Um-
sturz der Hierarchie und die Wiederherstellung der alten
republikanischen Verfassung beabsichtigte, eine günstige
Gelegenheit hierzu darbot. Dagegen ließ sich der Kaiser
von dem herrschenden Geiste seiner Zeit zu einem Kreuz»
zuge verleiten, der, gleich den meisten Unternehmungen
die er Art, einen üblen Ausgang nahm. Konrads Nach-
folger.seines Bruders Sohn, F rie derich I. Ba rbarossa
( — 1190), glänzt durch Weisheit im Nathe, Tapfer-
keit i>n Felde und Frömmigkeit des Wandels unter den
Herrschern des Mittelalters hervor. Sein Hauptaugrn-
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Extrahierte Personennamen: Lothar_Albrecht Albrecht Albrecht Konrad_Iii Konrad Konrad Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrichs
Welf Heinrichs Konrads
73
merk war auf Wiederherstellung der kaiserlichen Macht
in Italien gerichret; aber nach fünf ruhmvollen Feldzügen
unterlag er der Klugheit der Papste und dem Freiheits-
muthe der lombardischen Städte, denen er im costnitzer
Frieden die angemaßten Vorrechte bewilligen mußte. Glück'
lichec war Friedrich gegen Heinrich den Löwen, dem er
alle feine Besitzungen bis auf die braunschweigischen
Allodien entriß. Diese sind noch >rtzt in den Händen
des welfischen Geschlechtes, das zugleich auf dem gros-
britannischen Throne blühet. Indem Friedrich seinen Sohn
Heinrich mit Constanzia, der Erbin von Sicilien,
vermahlte, erwarb er dieses schöne Königreich seinem Hause.
Aber gerade das, wodurch Friedrich die Größe seines Hau-
ses fest begründet zu haben wähnte, gereichte ihm zum
Verderben, indem die Papste, denen die Vereinigung dee
Kaiserkrone mit der Macht Sieiliens allzugefährlich war,
von nun an unausgesetzt am Untergänge der Hohenstau,
fen arbeiteten. Friedrich beschloß seine glorreiche Lauf-
bahn mit einem Kreuzzuge, auf welchem er in den Wel-
len des Flusses Saleph seinen Tod fand. Heinrich Vi. f;
(— 1197) machte sich durch Habsucht und grausame Stren-
ge in Deutschland wie in Italien gleich verhaßt, und
vermochte seinen großen Plan: die deutsche Thron-
folge in seiner Familie erblich zu machen, nicht
durwzusetzen. Sein früher unerwarteter Tod machte
Deutschland wiederum zum Schauplatze bürgerlicher Un-
ruhen f denn obgleich die Fürsten seinem dreijährigen Sohne
Friedrich, noch bei Heinrichs Lebzeiten, die Nachfolge
zugcstchert hatten, so erwählte doch, wegen Friedrichs
al!;ugcoßer Jugend, die hohenstaufische Parthei seinen
Oheim, den Herzog Philipp von Schwaben zum Kaiser,
dem die welsische Partei Otto Iv, einen Sohn Heinrichs
des Löwen, entgegensielite. Äus dieser Spaltung zog nie-
mand größern Vortheil, als der damalige Papst, In-
noccnz Hi., welcher die Rolle des Schiedsrichters zwi-
schen beiden benutzte, um die mathilbischen Güter
und Rom in seine Gewalt zu bringen. Philipps gewalt-
sanier Tod (1208) machte Otto Iv. zwar zum alleinigen
Gebieter Deutschlands, aber, als er es wagte, vom
Papste die mathildischen Güter zurückzufordern, stellte
Innocknz Iji. Friedrich Ii. als Gegenkaiser auf, dem
Otto um jo leichter unterlag, als schon een unglücklicher
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich_mit_Constanzia Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Friedrichs Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Heinrichs Heinrichs Philipps Philipps Otto Friedrich_Ii Friedrich Otto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sicilien Wel- Deutschland Italien Deutschland Rom Deutschlands
75
Gehorsam gebot, so lösten sich alle Bande der Ordnung
und Zucht. Schreckliche Fehden zerrütteten das deutsche
Land, welche der hohe und niedere Ade! benutzte, um
sich immer unabhängiger zu machen. Dieß geschah de»
sonders in Franken und Schwaben, wo, nach dem Fall
des hohenstaufischen Hauses, die großen Herzogtümer
in eine Menge kleiner Staaten zerfielen. Zn diesen Zei-
ten des Faustrechts traten die Städte, welche seit
den Kreuzzügen an Kultur, Wohlstand und Bevöl-
kerung ungemein zugenommen halten, in Vereine zu.
sammen, um sich gegenseitig Schutz zu verleihen, und
durch Aufrechthaltung des Landfriedens Handlung und
Gewerbe zu sichern. So legten Hamburg und Lü-
beck den Grund zur Hansa 1241, und die ober,
deutschen Städte, besonders am Rheine, verei-
nigten sich in den rheinischen S tä dteb u n d (1255).
Am mächtigsten wurde die Hansa, die bald alle wichtigen
Städte an der Meeresküste von Flandern bis nach Ruß-
land hin umfaßte, welche in Nowgorod, Bergen, Lon-
don und Brügge unabhängige Handelsnicderlagen besaß,
und in deren Händen sich an 300 Jahre lang der ganze
nordische Handel befand.
Verfassung. In den stürmischen Zeiten, wo die
Kaiser fruchtlos gegen die Herrschaft der Päpste ankämpf,
ten, und ohne Erfolg die besten Kräfte ihres Volke- in
Italien aufopferten, erlitt die Verfassung eine wesent-
liche Veränderung. Die Macht de- Reichsoberhauptes,
welche Friedrich 1. und Heinrich Vi. noch in vollem Glanze
gezeigt hatten, sank unter den letzten Hohenstaufen durch
Verkauf und Vcrschenkung der Krongüter, und durch
Bewilligung von Vorrechten an die Großen, deren Hilfe
sie in ihren italienischen Kriegen bedurften, so tief, daß
kein angesehener Reichsfürst die Kaiserkrone annehmen
wollte. Mit diesem Verfalle des kaiserlichen Ansehens
stieg die Macht der Stände. Die Herzogtümer, Mark-
grasschafken , Pfalzgrafschaften :c., deren Inhaber ur-
sprünglich die ersten Beamten des Kaisers waren, hörten
jetzt auf, Aemter zu seyn, und wurden erbliches Grund,
eigenthum, dessen Besitzer bald die meisten Rechte unab-
hängiger Regenten ausübten; nur daß die weibliche Erb-
folge nicht statt fand, und eine Achtserklärung sie ihres
Landes berauben konnte. Die Besitzer der kleineren Lehen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich_Vi Heinrich
58
den schwache Karolingern von Deutschland unabhängig,
und gründete das große mährische Reich, welches sich
bis zur Theis erstreckre. Ec mußte aber nach einem
unglücklichen Kampfe mit Arnulph die Lehensherrschaft
des deutschen Reiches anerkennen (893). Durch diesen
Krieg, und noch mehr durch Swiatopluks Theilung des
Staates unter seine drei Sohne, gerieth derselbe in
schnellen Verfall, und wurde noch in demselben Jahrh.
eine Beute der Ungarn und Böhmen. Der Theil, wel-
cher an Böhmen kam, wurde 1182 vom Kaiser Friede»
rich I. zur Markgrafschaft Mahren erhoben. Die
christltche Religion wurde hier durch die griechischen Mön-
che Cyrillus und Methodius im 9ten Jahrh. herr-
schend.
3. Wende n.
Unter den Wenden, welche als Obotriten, Pom.
mern und Milzen in Meklenburg, Pommern und
Brandenburg wohnten, und die in fortwährendem Kampfe
mit ihren deutschen Nachbarn begriffen waren, warf sich
der obotritische Fürst Gottschalk zum Könige der Men-
den auf (1042), und gründete ein Reich, das alle
Stamme von der Bille bis zur Peene umfaßte. Seine
Herrschaft suchte Gottschalk durch Einführung des Chri.
stenthumes zu befestigen, aber er wurde das Hpfer ei.
ner Verschwörung, wodurch sein Schwager Kruko das
Heidenthum und die alte Freiheit wiederherstellte (1066).
0. Geschichte der Ungarn.
Dieses Volk, höchst wahrscheinlich finnischen Ur-
sprungs, und nach seinen Wohnsitzen im alten Iugrien
(dem Lande östlich vom Ural, welches jetzt einen Theil
der Statthalterschaften von Perm und Tobolsk ausmacht)
von den Russen Ugri, und darauf von den abendlän-
dischen Schriftstellern Ulngri, Hungaci, genannt, das
sich selbst aber, nach einem seiner Stämme, den Namen
Magyaren beilegte, wandert,, von tatarischen Völkern
gedrängt, nach Süden, und ließ sich am Ende des Oken
Jahrh. in dem alten Pannonien nieder. Bei ihrer
Ankunft waren die Ungarn in 7 oder 8 Stamme ge-
thesit; jeder Stamm hatte seinen besonderen Führer;
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