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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
38 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken.
dehnte ihre Handelsbeziehungen, in Vinetas Fnßstapsen tretend, auch nach
dem slawischen Osten aus, wo sie namentlich mit Nowgorod am Jlmensee
in Verkehr trat.
Von Bulgaren gedrängt, waren Slawen im 6. Jahrhundert bis an
den Wolchow hinausgezogen, wo sie Nowgorod-Weliki, d. h. Großneustadt
oder, wie die hanseatischenkausleute sagten, „Naugarten" anlegten. Allein
hier trafen sie auf die skandinavischen Waräger oder Wäringer — so
hießen die normannischen Krieger, die über die Ostsee von Schweden her-
kamen — welche bald ihre Unterdrücker wurden.
Diese, ein stolzes, kühnes, rauf- und raublustiges Volk, unterjochten
die umwohnenden finnischen und slawischen Völker weit und breit; im
9. Jahrhundert bemächtigten sie sich der heutigen Gegenden von Reval,
Petersburg und Olonez. Im Jahre 862 zogen diese Waräger unter ihrem
Fürsten Rurik und dessen Brüdern Sineus und Truwer in die slawische
Republik Nowgorod ein. Obgleich die Slawen sie wieder vertrieben, so
gerieten diese doch in Krieg untereinander und riefen daher die kriegs-
tüchtigen Normänner vom Stamme Ruß in ihr Land, damit diese über sie
herrschen und Ordnung einführen möchten. Rurik vereinigte nach dem
Tode seiner Bruder deren Gebiete mit dem seinigen und legte dadurch den
Grund zu dem Staate, der unter dem Namen des '„russischen" später zu
so großer Ausdehnung gelangte. Derselbe verlor jedoch, da die Bewohner
in ihrer Mehrheit Slawen waren, bald seinen germanischen Charakter, und
slawische Sitte und Sprache erhielten die Oberhand; der Name „Russen"
hat sich jedoch erhalten und ist allmählich auch auf die slawische Bevölke-
rung übergegangen. Eine Glanzzeit kam für Nowgorod, als dort die Hansa
ihre Niederlassungen und Kaushöfe errichtete, von denen wir zuerst um
1226 sichere Nachrichten besitzen. Nowgorod wurde ein Stapelort des West-
östlichen Handels, nahm zu an Bewohnern und konnte stolz von sich aus-
rufen: „Wer kann wider Gott und Groß-Nowgorod!" Zu derselben
Zeit schloß die Hansa auf Gotland mit Abgeordneten des russischen Fürsten
von Smolensk einen Vertrag über die Beilegung von Streitigkeiten ab, und
viele deutsche Kaufleute, selbst aus den westfälischen Binnenstädten, zogen
in eigner Person nach dem nordwestlichen Rußland, da sie es in jener
Periode noch nicht wagen durften, ihre Waren Fremden anzuvertrauen.
Mit Rostocker, Danziger, Greifswalder und andrer Ostseestädte Schiffen
reisten Soester, Dortmunder und Brannschweiger Kaufleute nach Nowgorod
und weit ins Innere nach dem Fürstentum Smolensk, dessen gleichnamige
Hauptstadt, welche mittels des Dnjeprs mit Kiew und dem Schwarzen
Meere verkehreu konnte, die Vermittlerin des Handels zwischen den Ostsee-
ländern und den Anwohnern des Schwarzen Meeres wurde. Auf folcheu
Wegen gelangten westfälische und niedersächsische Fabrikate, Wollenwaren,
Leinwand, Garn, Metallarbeiten, Bier und Rheinweine nach Rußland,
wofür dieses Wachs, Felle, Leder, Pelzwerk, Talg — lauter wertvolle
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Die Slawen an der Ostsee und in Rußland. 39
Rohprodukte — zurückgab. Immer weiteren Fuß faßte die deutsche Hansa
und ihr Handel in Rußland; Witebsk, Pleskow. Alt-Ladoga wurden mittels
der Düna und Newa in die Beziehungen zum Westen Europas gezogen;
später, als Livland den Ordensrittern gehörte, wurde auch der Landweg
eingeschlagen. Als aber Nowgorod im Jahre 1478 eine Beute des Groß-
fürsteu Iwan I. Wasiljewitsch wurde und dieser die Einwohner ins Innere
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Faksimile des nordöstlichen Teils der Harte Auslands von Sigismund von Heröerllein.
versetzte, empfand der norddeutsche Handel diesen Schlag schwer. Allmählich
gingen die ausschließlichen Privilegien der Hansestädte verloren, da auch
in Narwa, wo nun das Haupthandelsemporium (1532) hinverlegt wurde,
Holländer und Engländer am russischen Handel teilnahmen.
So sah es im Nordwesten Rußlands aus, aber auch der Südosten er-
litt nach kurzer Haudelsblüte eine schwere Störung.
Wie die Italiener vom Schwarzen und Asowschen Meere aus bis
nach Peking hin Verbindungen unterhielten, ist bereits im vorhergehenden
Bande dargethan worden. Durch die Eroberung der Küstenländer von
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62 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
Westeuropa aus der andern Seite vereinte genanntes Land in den letzten
Jahrhunderten des Mittelalters auf seinen Märkten die Hanseaten und
die Venezianer, die Engländer und die Oberdeutschen, die Spanier mit
den Portugiesen und die Kaufherren des Deutschen Ritterordens von den
äußersten Küsten des Baltischen Meeres. Wie verschieden sie auch in Sprache
und Sitten waren, so kamen sie doch alle gern und traten in den schnell
ausblühenden Städten der Niederländer miteinander in leichten und uugehin-
derten Verkehr. Wohlweislich hatten die wackeren Bürger die dem Handel
nachteiligen Zölle und Abgaben aufgegeben, überhaupt alle hemmenden
Schranken beseitigt, so daß ihr ganzes Land einem großen Freihandels-
gebiete glich, in dem sich die geschicktesten, reichsten und tüchtigsten Kauf-
leute begegueteu und sich darin ein Verkehr ausbildete, der soust seines-
gleichen nicht wieder auf Erden fand. Die klugen Venezianer sahen mit
Unlust einen'beträchtlichen Teil ihres gewinnbringenden Handels auf die
Niederländer übergehen, wie es auch die rührigen Hanseaten geschehen lassen
mußten, daß sich allmählich der rege Verkehr aus ihren Kaufhäusern in
die von jenen hinzog. Bald flatterten die Wimpel der holländischen Schiffe
in Meeren, welche sonst ausschließlich von den Deutscheu befahren wurden,
und brachten die Erzeugnisse ihres Gewerbfleißes nach fremden Ländern.
Kaum waren dem Handel durch die Entdeckung von Amerika und durch
die Auffindung des ostindischen Seeweges neue Bahnen angewiesen worden,
als auch die Niederländer ihre ganze Kraft daran setzten, daraus Vorteil
für sich zu ziehen. Ihre Schiffer scheuten den weiten und damals noch
ziemlich unsicheren Weg über den Ozean nicht, und als Spanien in finsterem
Despotismus den freien Geist der Bürger niederzudrücken versuchte, da
waren diese schon mächtig genug zur See geworden, um selbst mit der
größten Macht Europas den Kampf -erfolgreich zu beginnen. Nach langem
und heißem Ringen mußte Philipp die Erfolglosigkeit seines Unternehmens
zugestehen; es trat Ruhe ein im Kampfe, wenn auch der wirkliche Friede
erst viele Jahre später abgeschlossen wurde. Mittlerweile hatten aber die
frei gewordenen Niederländer den Handel so sehr an sich gezogen, daß selbst
die feindlichen Spanier den größten Teil ihrer Kriegsbedürfnisse, ihre
Waffen und Munition von jenen zu kaufen genötigt waren.
Philipp Ii. fah zwar nur mit dem größten Widerwillen die holländischen
Schiffe in seinen Häsen, doch würde sich, falls er ihnen den Zugaug zu den
spanischen Gewässern verwehrt hätte, wahrscheinlich allerhandel nach Portugal
gezogen haben. Als aber seit 1580 durch Herzog Alba Portugal unter das
spanische Zepter gebracht war, da unterdrückte Philipp nicht länger seinen
Wunsch, den Handel Hollands zu vernichten. Die Mannschaft der aus
Holland in den spanischen und portugiesischen Häfen angekommenen Schiffe
wurde in Haft genommen, die Schiffe selbst mit Beschlag belegt und den
Unterthanen jeder weitere Verkehr mit den Einwohnern der „aufrührerischen
Provinzen" verboten. Dieser Schlag sollte tödlich auf Hollands Handel
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp_Ii Philipp Alba_Portugal Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropa Baltischen_Meeres Amerika Spanien Europas Portugal Hollands Holland Hollands
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64 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
Südwestküste Javas, besuchte dann Dschakatra (das heutige Batavia) sowie
die Stadt Surabaja und die Inseln Bali und Lombok. Nachdem er durch
Gefechte und andre Zufälle zwei Schiffe und zwei Drittel der Manu-
schaft eingebüßt hatte, kam er (1597) mit den noch übrigen beiden Fahr-
zeugen, reich mit Gewürzen beladen, wieder zu Texel in Nordholland an.
War auch dieser erste Zug nach Ostindien keineswegs glücklich zu nennen,
so hatte man doch die Überzeugung von der Möglichkeit einer Niederlassung
in Indien und eine Anbahnung von Handelsverbindungen mit jenem Lande
gewonnen. Wegen der feindlichen Beziehungen zu den Spaniern und Portu-
gieseu dachten die Niederländer mit Ernst daran, um die Südspitze von
Südamerika einen Seeweg nach Indien aufzusuchen. Zwei Schiffe wurden
1615 zu diesem Behuse ausgesandt; sie kamen zunächst zu den südlichen
Falklandsinseln, dann an die Südspitze der äußersten Insel, die sie zu Ehren
der Vaterstadt ihres Kapitäns das Kap Hoorn nannten, fuhren hierauf
durch verschiedene australische Inselgruppen und gelangten endlich zwar
nach Indien, doch war der Weg durchaus kein kürzerer als der bisher ge-
wohnliche. Auch noch später, als sich endlich die Holländer auf den Sunda-
inseln festgesetzt hatten, dursten sie einige Zeitlang noch nicht an den
afrikanischen Zwischenplätzen und in Vorderindien anlegen, sondern mußten
außerhalb der Passate die Westwinde des Indischen Ozeans weiter südlich
aufsuchen. Daher kam es, daß ihre Jndienfahrer auch bald die Küsten
von Australien, dessen Festland man Neuholland nannte, auffanden.
Die Macht der Portugiesen zeigte sich in Indien keineswegs so ge-
fährlich, als man anfangs wähnte, denn sie mußten ihre Flotte auf viele
Punkte ihrer zerstreuten Besitzungen verteilen, und den Niederländern war
hierdurch Gelegenheit gegeben, in der ausgedehnten Inselwelt an einzelnen
Punkten festen Fuß zu fassen, ehe die Portugiesen im stände waren, durch
eine ansehnliche Macht sie daran zu hindern.
Dazu kam der günstige Umstand, daß sich die Portugiesen im all-
gemeinen bei den Eingeborenen sehr verhaßt gemacht hatten. Sie waren
nämlich nicht zufrieden, Handelsverbindungen mit den inländischen Fürsten
einzugehen, sondern bemühten sich auch, das Seelenheil der Eingeborenen
durch gewaltsame Einführung der katholischen Religion zu befördern. Die
Inquisition zu Goa schickte ihre Missionäre nach allen Teilen Indiens, und
die Behörden aller Stationen sowie die Streitmacht hatten Weisung, diese
Männer, welche mit dem Buche der Liebe, dem Neuen Testament in der Hand,
ihre Lehre der Unduldsamkeit predigend, in jeglicher Weise zu unterstützen.
Die Eingeborenen des Archipels bezeigten indes nur geringe Neigung, die
Religion ihrer Väter mit einer Lehre zu vertauschen, deren Anhänger sie
als unduldsam, herrsch- und habsüchtig kennen lernten. „Unsre Götter",
sagte einst ein Hindupriester zu den Missionären, „haben das Weltall ge-
schaffen und uns geboten, ebenfalls die ganze Menschheit mit Liebe zu um-
fassen und selbst gegen Tiere Barmherzigkeit zu üben. Eure Götterfamilie
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78 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
in die Hände der Fremden übergehen und ihre Städte veröden; da wurden
sie erfüllt von Wut und Haß und traten den verhaßten Eroberern als ge-
fürchtete Seeräuber in allen Gegenden des indischen Archipels entgegen,
heimlich oder auch öffentlich von den unterworfenen einheimischen Fürsten
und Bewohnern unterstützt.
Der Seeraub wurde in ein förmliches System gebracht: aus den ge-
schützten Buchten brachen ganze Flotten malaiischer Pranen hervor, um
die europäischen Handelsfahrzeuge zu kapern, welche auf der großen Bahn
nach China und Hinterindien an den ostasiatischen Inseln vorüberfahren
mußten. Es kam zu manchem harten Seegefechte zwischen niederländischen
Kanonenbooten und malaiischen Seeräubern. Wenn auch Tausende dieser
Piraten gehängt wurden, so gelang es dennoch bisher noch nicht, diese
Plage auszurotten, so daß europäische Kriegsschiffe immer zur Säuberung
der ostasiatischen Meere thätig sein müssen.
Das Jahr 1830 war für die Niederländer eines der wichtigsten seit
ihrer Existenz als selbständiger Staat. Es fällt in dieses Jahr der Ab-
fall von Belgien. Wurden durch die Teilung des Reiches die Nieder-
länder als Staat geschwächt, so war doch die Trennung der südlichen
Provinzen den nördlichen Handelsstädten willkommen, da Antwerpen mit
seinem trefflichen Hasen und seiner günstigen Lage an der Schelde den
Städten Amsterdam und Rotterdam eine gefährliche Nebenbuhlerin zu
werden anfing.
Ungleich wichtiger aber als dieses nur das Mutterland berührende
Ereignis war für die Kolonien ein andres, in dasselbe Jahr fallendes:
die Sendung des Generals und Grafen van den Bosch als General-
gouverneur nach Ostindien. Dieser geniale Staatsmann, der die Pro-
duktivität des fruchtbaren Javas dem Staate auf eine Weise zu nutze machte,
wie solches noch nie zuvor geschehen, der zugleich mit dem Charakter der
Eingeborenen innig vertraut war, verstand es, sie zufrieden und glücklich
zu machen, während ihr Fleiß dem Staate zugleich den höchsten Nutzen
brachte. Es gelang ihm, durch den bedeutenden Gewinn, den sein Kultur-
system aus den Produkten Javas, namentlich aus dem Kaffee und dem
Zucker, zu ziehen wußte, nicht nur die Finanzen Hollands wieder zu heben,
sondern auch dem ostindischen Handel neuen Aufschwung zu geben. Seit
dem Jahre 1832 ist sein System (Cultuur-stelsel) überall in Nieder-
ländisch-Jndien eingeführt.
An der Spitze der Regierung steht der Generalgouverneur mit Vize-
königlicher Gewalt, er ist zugleich Oberbefehlshaber der Land- und See-
macht, kann Krieg erklären, auch Frieden und Verträge mit den eingeborenen
Fürsten und Bölkern schließen. Das Gebiet der sämtlichen ostindischen Be-
sitzungen zerfällt in zwei Abteilungen: in den Grundbesitz (Java mit
Madura) und in die Außenbesitzungeu (Buitenbezittingen), d. h. die übrigen
unmittelbaren und mittelbaren Teile.
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Die Insel Java. 81
Die nächsten Unterabteilungen sind die Residentien. Jede derselben
wird von einem Residenten verwaltet und zerfällt wiederum iu mehrere
Regentschaften, an deren Spitze ein Regent steht. Dieser ist stets ein Ein-
geborener und gehört dem einheimischen Adel, meist den früheren Herrscher-
familien an, deren Einfluß auf ihre Landsleute heute noch ungebrochen ist.
Unter diesen stehen die ebenfalls eingeborenen Distrikts- oder Dessahäupt-
linge, welche für Eintreibung der Steuern sorgen und, von den Bewohnern
gewählt, deren Interessen der Regierung gegenüber vertreten.
Die Würde des Regenten ist meist erblich, um die Vornehmen an die
Regierung zu fesseln; ihm steht die Sorge für die öffentliche Sicherheit,
für die Gesundheit, für Wege- und Ackerbau, fürs Schul- und Religious-
wesen zu. Zur Seite hat er den Assistentregenten, einen europäischen Be-
amten. Auf diese Weise hat die niederländische Regierung einen großen
Teil der Verwaltung den Eingeborenen selbst überlassen und deren Jnter-
essen fest mit den ihrigen verknüpft, sowie sie auch die durch den Adatsdas
Herkommen) schon eingebürgerten Frondienste zu ihrem Vorteil mit heranzog.
Nach Einführung des Systems van den Bosch haben sich die jährlichen
Einnahmen von Java auf die Summe von etwa 120 Millionen Gulden
erhöht, wovon zunächst die Verwaltung und die einzuführenden Ver-
besserungen bestritten, die Restsummen dann an den niederländischen Staats-
schätz abgeliefert werden. Daß diese nicht unbedeutend sind, geht daraus
hervor, daß sie in den 52 letzten Jahren die Gesamtsumme von 500
Millionen Gulden erreichten.
Nach diesen Betrachtungen über die geschichtlichen Verhältnisse des
ostasiatischen Archipels wenden wir uns noch kurz der wichtigsten Insel in
demselben, dem Eilande Java zu.
Tana Java (das Land Java) oder Nusa (Insel) Java, wie die
Eingeborenen sie nennen, ist eine der größten Sundainseln.
Über den Ursprung des Namens Java sind wir im Ungewissen. Eine
der im Lande selbst verbreiteten Traditionen erzählt, daß die Insel ihre
Benennung von den ersten Einwanderern empfing, die vom asiatischen
Kontinente nach ihr übersiedelten. Damals hieß Java noch Nusa hara-
hara oder Nusa kedang, die wilde, unkultivierte Insel; als aber die neuen
Ankömmlinge dort ein Java-wut genanntes Gras (Panicum italicum) an-
trafen, von dem sie sich zuerst nährten, nannten sie das Eiland nach diesem
Java. Auch im 27. Kapitel des Propheten Hesekiel ist schon von den reichen
Kaufleuten von Javan die Rede, welche Eisen und Zimt auf den Markt
nach Tyrus brachten. Wir überlassen es andern, den Znsammenhang dieses
Javan mit nnsrer Insel nachzuweisen. Die Araber, die ihren Glauben
schon, ehe die Europäer das Kap der guten Hoffnung umschifften, über den
ostasiatischen Archipel ausgebreitet hatten, nennen die dort wohnenden Völker
Javi, und Java ist auch der Name, mit dem die Eingeborenen von Celebes
die Inseln Borneo, Java, Sumatra und die malaiische Halbinsel bezeichnen.
Buch d. Entd. Ii. 6
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Iii.
Die Niederländer in Java und auf den übrigen oliindil'chen
Inseln.
Die Handelstätigkeit der Niederländer im 16. Jahrhundert und ihre Seefahrten. Anfänge ihrer Nieder-
lassungen in Ostindien. Begründung „der Niederländisch-ostindischen Handelskompanie. Ausbreitung
der Macht derselben. Ihr Verfall. Übernahme der Verwaltung der ostindischen Kolonien von seiten
der niederländischen Regierung. Van den Bosch als Generalgonverneur. Sein Kultursystem.
Java und die Javanesen.
In der Weltherrschaft, welche Kaiser Karl V. als Erbe so vieler
Kronen in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts unter seinem
Zepter vereinte, bildeten die Niederlande den köstlichsten und herrlichsten
Bestandteil. Unter harten Mühen und Anstrengungen hatten die Bewohner
derselben ihren Boden dem Meere und den sich vielfach verzweigenden
Strömen abgerungen; im ewigen Kampf mit den Fluten, die das sauer
Errungene immer wieder zu vernichten drohten, war ihre Energie, ihr
Fleiß und ihre Ausdauer gestählt. Diese Eigenschaften erzeugten in ihnen
einen Sinn für Freiheit und Unabhängigkeit, der selbst in den Zeiten des
schwersten Druckes nicht ganz schwand und ihnen Mut gab, die harten
Fesseln der spanischen Unterdrücker zu sprengen. Als natürlicher Mittel-
und Ruhepunkt zwischen Nord- und Osteuropa auf der einen, Süd- und
W
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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116 Die Engländer in Ostindien.
gegangen waren, seit die Macht des Großmoguls gebrochen, so lebten die
Erinnerungen daran doch unter der Bevölkerung noch fort, und die Kluft
zwischen den Eingeborenen und ihren Beherrschern, den Engländern, war
noch keineswegs ausgeglichen worden. Unter dem Volke hatte sich eine alte
angebliche Prophezeiung verbreitet, daß die Fremdherrschaft nur hundert
Jahre dauern würde. Gestützt auf dieselbe hatte sich unter den Sipoys
eine weitverzweigte Verschwörung zum Umsturz der englischen Herrschaft
gebildet, die am 19. Mai 1857 in Miru unweit Delhi ausbrach. Die
englischen Offiziere, deren Frauen und Kinder wurden überfallen und er-
mordet, die Kasernen angezündet und somit das Signal zu einem furcht
baren Kampfe gegeben, bei welchem alle menschlichen Kräfte und Leiden-
schafteu entbrannten. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich der Ausstand über
die nordwestlichen Provinzen, über das Pendschab und über Mittelindien.
Delhi wurde der Mittelpunkt der Revolution, der Titularmogul zum Kaiser
von Hindostan ausgerufen. Grausame Metzeleien der Insurgenten be-
zeichneten deren Spuren überall, wo sie die Oberhand hatten. Da erhoben
sich aber die Briten mit aller Energie. Lord Canning, der damalige
Generalgouverueur, ergänzte aufs schleunigste die regulären Truppen, die
tüchtigsten englischen Offiziere erschienen auf dem Kriegsschauplatze. Henry
Havelock übernahm den Oberbefehl und schlug die Insurgenten in zwei
entscheidenden Schlachten. Schon am 26. September desselben Jahres
wurde Delhi nach sechstägigem blutigen Kampfe von den Engländern
unter Wilson wieder eingenommen. Auch Luknow, die Hauptstadt von
Audh, fiel bald darauf, und in dem nun folgenden Guerillakriege, in
welchen sich der Aufstand auflöste, gelang es den britischen Truppen, die
letzten Reste der Rebellen vollständig zu zersprengen. Die moralische und
militärische Überlegenheit der Engländer besiegte endlich jeden Widerstand,
und am 28. Juli 1859 konnte in Kalkutta ein großes Dankfest wegen
Besieguug des Aufruhrs begangen werden.
Bei diesem Kampfe war es als Notwendigkeit hervorgetreten, daß
auch die letzten Hoheitsrechte, welche die Ostindische Kompanie noch besaß,
auf die Krone übertragen werden mußten. Nach harten Kämpfen wurde
am 2. August 1856 vom Parlamente die Jndia-Bill genehmigt, welche die
Kompanie alles direkten Einflusses auf die Regierungsangelegenheiten be-
raubte und dieselbe auf gleiche Stufe wie jede andre Handelsgesellschaft
herabsetzte. Am 1. November trat die Königin Viktoria die Regierung
von Indien an, und die allgemeine Amnestie, die in weitester Ausdehnung
bewilligt wurde, verlöschte schneller, als man gedacht hatte, die letzten
Funken der Empörung.
Im Jahre 1876 genoß Ostindien die Ehre des Besuches des Prinzen
von Wales und feierte diese Auszeichnung durch Festlichkeiten, wie sie bis
dahin der Erdball noch nicht gesehen hatte.
Aber dasselbe Jahr sollte noch in andrer Weise die ganze Welt in
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Canning Henry
Havelock Wilson August
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Kalkutta Indien Ostindien Wales
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'Jas ehemasjge Gstindia-Haus in London.
Iv.
% Engländer in Windien.
Die Gründung der Ostindischen Handelsgesellschaft. Erste Fahrten der Engländer nach Indien. Streitig-
leiten mit den Portugiesen und Holländern. Die Gründung einer französischen Handelsgesellschaft in
Ostindien. Einfluß der Kämpfe im Mutterlande auf die Verhältnisse der Engländer in Indien. Zustände
im Reiche des Großmoguls in Indien. — Streitigkeiten der Franzosen und Engländer in Ostindien.
Robert Clive und Warren Hostings, die Begründer der englischen Staats- und Handelsherrschaft in
Indien. Weitere Eroberungen der Engländer. — Veränderungen in der Verwaltung Ostindiens.
Allmähliche Auslösung der alten Handelsprivilegien. — Sepoyanfstand in den Jahren >85?—Ss. —
Übernahme der ostindischen Regierung von leiten der Krone Englands. — Steigende Entwickelung des
Landes bis zur Gegenwart. — Viktoria, Kaiserin von Indien.
Als England in die Reihe derjenigen Staaten eintrat, deren Ausgabe
es ist, auch in der Ferne eine hohe weltgeschichtliche Mission zu erfüllen,
hatten bereits alle seefahrenden Mächte Europas in andern Erdteilen Reiche
gegründet und Kolonien angelegt. Spanien besaß große und reiche Gebiete
in Nord- und Südamerika, Portugal trieb einen gewinnbringenden Handel
nach Indien und hatte daselbst in ausgedehnter Weise seine Macht ausge-
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Extrahierte Ortsnamen: London Windien Indien Ostindien Indien Indien Ostindien Indien Ostindiens Englands Viktoria Indien England Europas Spanien Portugal Indien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Freibrief der Ostindischen Kompanie. 89
„Der Gouverneur und die Kompanie der Kaufleute von London,
die nach Ostindien Handel treiben", zu einer politischen und kauf-
männischen Körperschaft zu vereinigen.
In dem Freibriefe der Ostindischen Handelsgesellschaft verlieh die
Königin eines der bedeutendsten Monopole, wie überhaupt die Handelsgröße
Englands im weitesten Sinne, ihrer historischen Grundlage nach, auf einem
System von solchen Freibriefen beruht. Fast jeder Zweig der nationalen
Arbeit in England, so srei und ungehemmt er sich auch in der Gegenwart
bewegt, wurzelt ursprünglich in einem Privileg. Unter dem schirmenden
Fittich dieser Privilegien entwickelte sich die junge Pflanze der industriellen
Thätigkeit Englands, die heute zu einem Riesenbaume emporgewachsen ist.
Nachdem jedoch unter dem Banner der Gerechtsame und Monopole der
Handel Großbritanniens zur weltbeherrschenden Macht emporgestiegen, haben
die alten schützenden Pergamente ihre vormalige Bedeutung verloren; sie
vergilbten unter dem Einfluß neuer, lebensfrischer Ideen und völlig ver-
änderter Interessen und machten besseren, zeitgemäßeren Einrichtungen Platz.
Als jene berühmte Handelsgesellschaft gegründet wurde, war in Indien
die Mongolenherrschaft auf dem Höhepunkte der Macht und des Ruhmes
angelangt. Akbar, der fähigste und beste Fürst aus der Dynastie des Welt-
eroberers Timur oder Tamerlau, hatte die Radschahs von Bengalen be-
zwungen und das Reich des Großmoguls oder indischen Kaisers begründet.
Von seinem Herrschersitz zu Agra regierte er beinahe die ganze vorder-
indische Halbinsel; das Reich glich in bezng auf seine Größe und Einwohner-
zahl, sowie auf seineu Reichtum und auf seine geordneten Verhältnisse den
ersten Staaten Europas. Waren auch Akbars Nachkommen weniger fähig
als ihr Ahnherr, und zeigten sich auch bald Spuren des allmählichen Ver-
salles, so bot das Reich des Großmoguls doch noch lange den entfernteren
Nationen den Anschein unverminderter Blüte und Kraft dar.
Nach diesen reichen Gewinn versprechenden Gegenden wollte nun die
Ostindische Handelsgesellschaft ihre Schiffe senden. Daß dieselbe eines Tages
ganz Indien, vom Ozean bis zum schneebedeckten Himalaya regieren, Pro-
vinzen, die sich sonst nie der Autorität Akbars gefügt hatten, zum Gehör-
sam bringen, in dessen Hauptstadt Gouverneure als Regenten einsetzen und
Akbars Nachkommen eine jährliche Pension zuerteilen, und endlich die Königin
von England sich mit der Kaiserkrone Indiens schmücken würde — das
ahnte wohl damals noch niemand, weder von seilen der Engländer noch der
Inder.
Die mit Beginn des 17. Jahrhunderts ins Leben getretene „Ostindia-
Company" verlor keine Zeit, ihre ersten Handelsunternehmuugen auszu-
rüsten. Die vier besten in England aufzutreibenden Fahrzeuge, von denen
freilich das größte nur 600 Tonnen, das kleinste hingegen nicht mehr als
240 Tonnen enthielt, bemannt mit 480 tüchtigen Seeleuten, lichteten unter
dem schon bewährten James Lancaster, welcher die kleine Flotte, zu der
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Extrahierte Personennamen: James_Lancaster
Extrahierte Ortsnamen: London Ostindien Englands England Englands Indien Bengalen Agra Europas Indien England Indiens England