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1. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 144

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 144 - volkreich und mit groartigen Gebuden geziert ist. In seinem Dome ruhen nicht wenige Kaiser, unter ihnen'rudolf, der als Urheber der sterreichischen Frsten-familie gilt. Argentina aber, Straburg, zeigt solchen Glanz und Schmuck, da nicht ohne Grund ihr der Name beigelegt ist Die bischfliche Kirche, Mnster genannt, prachtvoll aus behauenen Steinen erbaut, steigt als ein groartiges Kunstwerk empor; zwei Trme zieren sie, von denen der eine, der vollendet ist, ein wunderbares Werk, sein Haupt in den Wolken birgt. Auch andere Kirchen der Heiligen und Mnchsklster sind dort, glnzend durch Gre und Pracht, sowie ein ausgezeichnetes Rathaus und Gebude der Brger und Priester, die zu bewohnen Könige sich nicht zu schmen brauchten. Nicht leicht wirst du eine andere Stadt finden, welche Augsburg bertrifft, sei es, da du den Glanz der Stadt oder des Volkes und der Geistlichkeit Reichtum oder die stdtische Ver-fassung betrachtest. In Salzburg fehlt nichts, was zur Pracht eines glnzenden Gemeinwesens gehrt, magst du auf die ffentlichen oder die Werke einzelner schauen. Grer jedoch als dieses ist Regensburg, bemerkenswert durch die Kirche des seligsten Apostels Petrus und durch die steinerne Brcke der die Donau und mehrere Kirchen der Heiligen. In Osterreich sind mehrere nennenswerte Städte. Alle aber berstrahlt Wien. Hier der alte Sitz der Herzge von Osterreich, Palste, fr Könige geeignet, und Kirchen, die Italien bewundern knnte. Unter diesen ist die St. Stephanskirche bewunderungswerter, als wir mit Worten ausdrcken knnen____ Im Osten an der Oder liegt Breslau, aus Ziegelsteinen erbaut, nicht minder hbsch als mchtig, dessen Bischofssitz man einst den goldenen nannte. Im Preuenlande ragt hervor durch seinen Ruf Danzig, mchtig zu Land und zu Wasser. Zieht dessen Volk ins Treffen, so sollen sie nicht weniger als 50000 Krieger hinausfhren; zahlreiche Schiffe seiner Kaufleute segeln auf dem Baltischen Meere. Auch Thorn hat keinen geringen Namen; aber alle bertrifft Lbeck, mit den hchsten Gebuden und den schmuckreichsten Kirchen ausgestattet. So groß ist das Ansehen, die Macht dieser Stadt, da auf ihren Wink die drei mchtigen Reiche Dnemark, Schweden, Norwegen Könige einzusetzen oder abzusetzen pflegen. Lneburg, einst reich durch die Salzwerke, ist jetzt verarmt. Rostock und im Innern Mecklenburg sowie Hildesheim sind nicht zu verachten; Verden auch und das edle Braunschweig, Sitz der Sachsen, einst die Heimat der Ottone. Die alte Metropole Bremen, des Dnenvolkes Mutter in Christo, hat einen nicht ruhmlosen Namen. Auch Magdeburg gilt fr groß und hervorragend und ist der Sitz des Erzbischoss unter den Sachsen. Auch Merseburg mge niemand geringschtzen. Die Westfalen erfreuen sich der Städte Mnster, Osnabrck, Minden und Paderborn, die nicht gering zu achten sind, und Soest. In Franken am Main liegt Frankfurt, ein gemeinsamer Stapelplatz zwischen den Niederdeutschen und den Oberdeutschen; und, obgleich grtenteils aus Holz gebaut, doch mit mehreren steinernen Palsten geschmckt, in denen auch Könige wrdig aufgenommen werden knnten. Die stolzesten gottgeweihten Kirchen aber sieht man dort von behauenen Steinen. Eine steinerne Brcke von wunderbarer Lnge verbindet den kleineren Teil jenseit des Mains mit dem greren. Hier ist auch ein herrliches Rathaus, in dem oft die Kurfrsten zusammenkommen, der gemeinsame Angelegenheiten zu verhandeln, und hier whlen sie bei Erledigung des Reiches den Kaiser.

2. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 145

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 145 Die Stadt der Noriker, Nrnberg, vom Flusse Regnitz durchschnitten, drfen wir nicht bergehen. Wie herrlich ist das Aussehen dieser Stadt, der Glanz, die Lieblichkeit, die Ausschmckung, die Lebensweise, die Madtversassung; was knnte einer dieser in jeder Beziehung vollkommenen Stadt noch wnschen! Welch ein Anblick, wenn man aus Unterfranken kommt und sie von ferne beschaut; welche Majestt, welche Pracht, von auen betrachtet; welche Sauberkeit der Straen im Innern, welche Zierlichkeit der Huser! Was gibt es Groartigeres als die Kirche des heiligen Sebaldus, was Glanzvolleres als die des heiligen Laurentius? Was Stolzeres oder Festeres als die knigliche Burg, was Herrlicheres als die Grben und die Mauern? Wie viele Brgerhuser kann man dort finden, die fr Könige angemessen sind! Wnschen mchten der Schotten Könige, so trefflich zu wohnen, wie die mittleren Brger von Nrnberg. Die Schwaben haben jenseits der Donau viele Städte. Doch die Knigin von allen ist Ulm, eine mchtige und gar schmucke Stadt. Will man daher die Wahrheit sagen, so ist keine Nation in Europa, deren Städte -besser eingerichtet sind oder einen erfreulicheren Anblick bieten als in Deutschland. Wo ist bei euch eine Herberge, in der nicht aus Silber getrunken wird; wo ist eine Frau, ich sage nicht von Adel, sondern eine brgerche, die nicht von Gold glnzt! Sollen wir berichten von den Ketten der Ritter und den Zgeln der Pferde, aus reinstem Golde; von so vielen Sporen und Schwertscheiden, mit Edelsteinen bedeckt, und den Ringen, Wehrgehenken, Hmischen und Helmert, die von Gold strahlen? Wie viele wertvolle Gerte in den Kirchen; wie viele Reliquien, mit Perlen und Gold eingefat! Welche Gewnder der Altre und Priester! Was kann reicher sein als eure Kirchenschtze? Wie groß ist ferner bei den Fürsten, wie bei den Brgerschaften die Erfahrung in den Waffen, wie groß die bung; wie groß die Zucht des Gemein-wefens! Die in Deutschland geborenen Knaben lernen frher reiten als sprechen; unbeweglich hangen sie in den Stteln, während das Pferd dahinrennt. Sie tragen die lngeren Lanzen der Herren; abgehrtet gegen Klte und Hitze, werden sie von keiner Anstrengung berwltigt. Kein schwbischer oder frrt* kifcher Reiter begibt sich unbewaffnet auf die Reife. So leicht trgt er die Waffen wie feine Glieder. Die deutschen Krieger, nicht nur adlige, sondern auch Brget aus der niederen Klasse, haben Rstkammern in ihren Hufern, und bei jedem unvermuteten berfall oder Lrmruf kommen sie sofort bewaffnet hervor. Erstaunlich ist es und fast unglaublich, wie groß ihre Geschicklichkeit ist, die Pferde zu lenken, zu wenden und im Kreise zu führen, wie groß ihre Kunst im Pfeilfchieen, die bung im Lanzenwetfen, die Beweglichkeit der Schilde, die Kenntnis im Fechten mit den Schwertern, die Erfahrung mit den Wurfmafchinen und dem Belagerungsgert. Wer die ffentlichen Zeughufet der Deutschen gesehen hat, mu die sonstigen Rstkammern verlachen. Ein anderer Grund ist, der euer Reich mindert und es vernichten wird, wenn ihr nicht vorbeugt. Die Vielheit der Fürsten wird von den Weifen verworfen. Wenn ihr jedoch die frhere Hhe wieder erreichert wollt, fo leget die frheren Tugenden, die frheren Sitten wieder an! Und was vor allem notwendig ist, ziehet die Einheit der Spaltung vor! Wofern ihr dies tut, werdet ihr ohne Zweifel den alten Namen wieder erlangen und vielen groen Vlkern Gefetze vorschreiben. W. u. O. Heinze-Kinghorst. Quellenlesebuch. I. 10

3. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 143

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 143 - wohin sie wollten. Sonst nhmen sie die ganze Flotte. Da beschworen die Schiffsherren, da sie kein feindliches Gut fhrten. Doch wollten die Englnder das nicht glauben und brachten die Schiffsherren dazu, da sie mit ihnen in einen englischen Hafen segelten; denn sie gelobten Sicherheit allen, die kein Feindegut htten. Da sie in den Hafen gekommen waren, da nahmen die Englnder hinter-listigerweise alle die Schiffe, Gut und Leute.1) 1474 wurde eine Zusammenkunft zwischen den englischen und den Ostsee-stdten abgehalten in Utrecht. Da wurde eine vollkommene Einigung zustande gebracht. Die Englnder brachten versiegelte Briefe von ihrem Könige mit, da die Hansastdte fortan im Reiche England alle Privilegien und Rechte genieen sollten, die sie frher gehabt, und da den Stdten ihr Schaden mit 20000 Mark lbisch sollte ersetzt werden. 86. Die deutschen Städte im ausgehenden Mittelalter. 1458. Quelle: Aneas Sylvius, der die Religion, die Lage, die Sitten und die Verfassung Deutschlands (Lateinisch)^. bersetzung: Ch. E. Krmer, Historisches Lesebuch der das deutsche Mittelalter. Leipzig o. I. 6.466470. berall sehen wir wohlbestellte Fluren, Neuland, Weinberge, Parke, Blumen-anlagen, Obstgrten auf dem Lande und um die Städte, Gebude voll Ver-feinerungen: die lieblichsten Landhuser, Burgen auf Bergeshhen, feste Pltze mit Mauern umgrtet, die glnzendsten Städte, an denen meistens die grten Strme vorbeiwallen, oder die umschlungen sind von den klarsten Flssen, auf Brcken von Holz oder Stein berschreitbar. Durchwandern wir ein wenig die bemerkens-werten Städte des deutschen Volkes, und es wird deutlicher einleuchten, wie groß der Ruhm und der Glanz dieser Nation sei. Cln, das durch die Gebeine der drei Magier berhmt ist, nichts Pracht-volleres, Schmuckreicheres findest du in ganz Europa. Ausgezeichnet durch seine Kirchen und Bauwerke, hervorragend durch seine Bevlkerung, berhmt durch seinen Reichtum, mit Blei gedeckt, durch Pfalzen geschmckt, mit Trmen befestigt, reizvoll durch den Rheinstrom und die prangenden Fluren ringsum.... Die alte Stadt Mainz mit prchtigen Kirchen, privaten und ffentlichen Ge-bnden geziert, hat nichts, das man tadeln knnte, auer der Enge der Straen. Auch Worms, obgleich nicht von groem Umfang, kann niemand absprechen, da es eine gar anmutige Stadt ist. Auch Speier wird niemand miachten, das a) Die Folge war ein 25jhriger Kaperkrieg. Infolge der khnen Kapersahrten des Danziger Schiffshauptmannes Paul Beneken muten sich die Englnder bequemen, die deutschen Kaufleute in Brgge um Vermittlung zu bitten. So wurde der Tag zu Utrecht angesetzt. 8) Der Kardinal Enea Silvio von Piccolomini (neas Sylvius), der nachmalige Papst Pius Ii. (14581464), der uns auch eine Darstellung des Baseler Konzils und des Lebens Friedrichs Iii. hinterlassen hat, war einer der ersten italienischen Humanisten, die nach Deutschland kamen. Das begeisterte Lob Deutschlands und seiner Städte ist eine Erwiderung auf den Borwurf eines Mainzer Kanzlers, der behauptet hatte, Deutschland sei infolge der Ausbeutung durch Rom heruntergekommen.

4. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 186

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
186 - die sie zu Pfaffen ausziehen, und wiewohl sie ihnen nicht sehr hold sind, so htte doch jeder gern einen Pfaffen in seiner Familie und dnkt ihm dadurch sein ganzes Geschlecht selig. 112. Ein Patrizierhaus zu Augsburg im 16. Jahrhundert. Quelle: Beatus Rhenanus^), Drei Bcher deutscher Verhltnisse. (Lateinisch.) bersetzung aus der Originalausgabe Basel 1531. . 192. Welch eine Pracht ist nicht in Anton Fuggers 2) Haus! Es ist an den meisten Orten gewlbt und mit Marmorsulen untersttzt. Was soll ich von den weitlufigen und zierlichen Zimmern, den Stuben, Slen und dem Kabinette des Herrn selbst sagen, welches sowohl wegen des vergoldeten Geblkes als der brigen Zieraten und der nicht gemeinen Zierlichkeit seines Bettes das allerschnste ist? Es stt daran eine dem h. Sebastian geweihte Kapelle mit Sthlen, die aus dem kostbarsten Holze sehr knstlich gemacht sind. Alles aber zieren vortreffliche Malereien von auen und von innen..... Raimund Fuggers Haus ist gleich-falls kstlich und hat auf allen Seiten die angenehmste Aussicht in Grten..... Was erzeuget Italien fr Pflanzen, die nicht darin anzutreffen wren, was findet man darin fr Lusthuser, Blumenbeete, Bume, Springbrunnen, die mit Erz-bildern der Götter geziert sind! Was fr ein prchtiges Bad ist in diesem Teile des Hauses! Mir gefielen die kniglichen franzsischen Grten zu Blois und Tours nicht so gut. Nachdem wir ins Haus hinaufgegangen, beobachteten wir sehr breite Stuben, weitlufige Sle und Zimmer, die mit Kaminen, aber auf sehr zierliche Weise zusammengefgt waren. Alle Tren gehen aufeinander bis in die Mitte des Hauses, so da man immer von einem Zimmer ins andere kommt. Hier sahen wir die trefflichsten Gemlde. Jedoch noch mehr ergriffen uns, nachdem wir ins obere Stockwerk gekommen, so zahlreiche und groe Denkmale des Altertums, da ich glaube, man wird in Italien selbst nicht mehr bei einem Manne finden: in einem Zimmer die ehernen und gegossenen Bilder und Mnzen, im anderen die steinernen, einige von kolossaler Gre. Zunchst besichtigte ich die Erzbild-werke. Welcher antike Gott war da nicht mehrfach vertreten? Jupiter mit dem Blitz, Neptun mit dem Dreizack, Merkur mit Stab und Reisehut, Pallas mit der gis und andere, die man bot Altertmlichkeit kaum zu erkennen vermag. Dann eine Mnzsammlung in besonderer Ordnung. In diesem Rume befand sich nur ein Marmorbildnis. Es war eine Circe, die, nackt dargestellt, auf ihren rechten Arm gesttzt dalag, rund herum Tiergestalten aus Marmor, andere verwandelte sie gerade mit ihrer Zauberrute in Tiere, da war noch der halbe Krper menschlich gebildet... Man erzhlte uns, diese Denkmale des Altertums seien fast aus allen Teilen der Welt, vornehmlich aus Griechenland und Sizilien, mit groen Kosten zusammengebracht. . . *) Er war einer der bedeutendsten deutschen Humanisten. Geb. 1485 in Schlettstadt. Gest. 1547. Die hier angefhrte Quelle bringt den Bericht des B.^Rh. an einen Freund, dessen Vermittlung er den Zutritt zum Hause Fugger verdankte. 2) Anton und Raimund Fugger sind Neffen Jakob Fuggers des Reichen, der den Glanz des Hauses begrndete.

5. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 18

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
18 Schmucksachen haben die damaligen Bewohner wahrscheinlich von den Phöniziern, welche schon in alter Zeit mit ihren Schiffen von der Westküste Asiens durch das Mittelländische Meer und durch den At- lantischen Oeean nach der Ostsee gefahren sein sollen, gegen Pelzwerk und Bernstein eingetauscht. Bereits zu Salomos Zeit, 1000 Jahre vor Christi Geburt, stand Kunst und Handwerk bei diesem kühnen Seefahrervolk aus hoher Stufe, wie mir das aus der Geschichte von dem Tempelban in Jerusalem wissen. Die Zeit, in welcher man den Verstorbenen bronzene Schwerter mit in das Grab gab, nennt man die Bronzezeit. Im hannoverschen Museum ist eine ganze Sammlung von bronzenen Schwertern und Spangen ausgestellt. Die Einwohner unseres Landes waren zur Steiu- und Bronzezeit wahrscheinlich noch keine Deutsche. Als die Römer im Jahre 113 v. Chr. mit uuseru alteu Vorfahren kämpften, welche aus den fernen Gebirgs- gegenden Kleinasiens eingewandert waren, trafen sie bei ihnen bereits eiserne Waffen an. Die „Sieben Steinhäuser" werden der Denkwürdigkeit wegen von Hannover aus vielfach besucht. Um aber rascher zum Ziele kommen zu können, wählt man nicht unsern heutigen Weg, sondern denjenigen mit der Eisenbahn Hannover-Visselhövede bis nach der Station Wals- rode, geht dann über Fallingbostel und erreicht von Walsrode ans in etwa drei Stunden den einstelligen Bauernhof Homannshof, in nächster Nähe der Steinhäuser an einem klaren Heidbache gelegen. Vierter Tag: Von den Steinhäusern bis Fallingbostel. Eingehende Besichtigung eines Bauernhauses. An dem Wege nach Fallingbostel liegen, wie überall in der Lüneburger Heide, einzelne Gehöfte, beschattet von Eichen und Buchen und begrenzt von geflochtenen Zäunen. Stets haben entweder Quellen, fruchtbare Äcker und Wiesen oder liebliche Waldesstellen die Menschen zum Anbaue herbeigelockt. Die meistens aus Fachwerk gebauten und mit Stroh und Heide gedeckten, ehrwürdigen Wohnhäuser haben an der Giebelseite hölzerne Pferdeköpfe, wie wir sie schon auf unserm ersten Ausfluge in Vahren- wald sahen, und in die Querbalken über den Thüren sind fromme Sprüche geschnitzt, z. B. Bete und arbeite! Unsern Ein- und Ausgang

6. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 35

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
35 In der Michaeliskirche ist das Grab Hermann Billuugs, und auf dem Grabstein findest du die Worte: „Hermann Billich bin ich genannt, Dem Römischen Reiche wohl bekannt, Ein Edelmann ans Stübeckshorn War von schlechtem Stamm gebor'n." Das benachbarte Kloster Lüne stammt schon aus sehr alter Zeit. Die Glasmalerei und überwölbten Kreuzgänge in demselben sind sehenswert. Eine Stunde stromabwärts von Lüneburg liefert uns der Flecken Bardowiek den Beweis von der Vergänglichkeit alles Irdischen und sührt uns damit zurück in längst vergangene Tage. Als Hamburg noch ein Fischerdorf war, und Lüneburg'eine nur unbedeutende Einwohnerzahl hatte, war Bardowiek die bedeutendste Handelsstadt in Norddeutfchlaud, und schon Karl der Große errichtete hier einen Grenzzoll gegen die Wenden. Heinrich der Löwe, dieser mächtige Sachsenherzog, hatte Bardowiek zur Hauptstadt seines Reiches im Norden bestimmt, wie München für den Süden. Sein kaiserlicher Vetter, Friedrich Barbarossa, erklärte ihn aber seiner Länder verlustig und verbannte ihn aus drei Jahre in das Ausland, weil er seinem Rufe, an einem Kriegszuge gegen Italien teilzunehmen, nicht Folge geleistet hatte. Nachdem Heinrich im Jahre 1189 aus der Verbannung von England zurückgekehrt war und in Bardowieks Mauern rasten wollte, verschloß die Stadt ihm höhnend ihre Thore. Darüber sehr entrüstet, bestürmte der Herzog die übermütige Stadt und zerstörte sie, die damals ueun Kirchen hatte, bis aus den Dom, an welchem er zur Warnung einen noch jetzt vorhandenen hölzernen Löwen anbringen ließ und darunter die Inschrift Vestigia leonis. d. i. die Spur des Löwen. Aber nur durch einen Zusall war Bardowiek in die Hände seines Feindes gekommen. Ein Stier, welcher auf den Wiesen der Ilmenau weidete, watete nämlich, als Heinrichs Krieger ihn fangen wollten, durch den Fluß. Verwundert sahen seine Verfolger, daß das Wasser an dieser Stelle sehr flach sei, solgten ihm zu Fuß und zu Roß und überrumpelten die Wächter, welche die Stadt von dieser Seite für vollständig uneinnehmbar hielten. Da, wo einst die stolzen Gebäude reicher Kaufherren standen, bauen jetzt fleißige Gartenleute Gemüse und Sämereien. Einige Stunden unterhalb Bardowieks tritt die Ilmenau in die Elbmarschen ein und fließt dann in die Elbe. 3*

7. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 52

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
52 lichen Kirchen übersehen können. Andere besuchenswerte Punkte sind die Georgs-Marienhütte und Iburg südlich von Osnabrück, der Piesberg und die Karlssteine nördlich von der Stadt; denn alle diese Orte gewähren liebliche Aussichten, annähernd wie in Thü- ringen. Aus der Georgs-Marienhütte sind mehrere Hochöfen in Thätigkeit, die das Eisen verschmelzen, welches aus den Bergen zwischen hier und Kloster Oesede gewonnen wird; die Steinkohlenflöze bei Iburg liefern das nötige Brennmaterial für den Hüttenbetrieb. Iburg war ehemals eine auf steil abfallender Felshöhe gelegene Burg, in welcher von 1073 bis 1661 die Bischöfe von Osnabrück wohnten, und unter deren Schutze der Flecken Iburg sich allmählich entwickelt hat. Das jetzige Schloß dient als Amthaus. Der Piesberg, eine Stunde nördlich von Osnabrück gelegen, ist reich an Steinkohlen, die sich auszeichnen durch ihren metallähnlichen Glanz und durch die große Hitze, welche sie beim Brennen entwickeln. Die Steinbrüche des Piesberges liesern bunten Sandstein. Von dem Piesberge nur durch die Bramsche? Landstraße geschieden, ziehen sich in östlicher Richtung die Hohneberge hin, die wegen der „Karlssteine" im Hohnewalde von Altertumsfreunden vielfach aufgesucht werden. Diese Karlssteine bilden ein längliches Viereck, etwa 6 in lang und 4 m breit, und sie bestehen aus mehreren kleinen Trägern, aus denen drei größere Decksteine ruhen, welche früher nur einen Stein gebildet zu haben fcheinen. Gleich den Steinhäusern bei Fallingbostel und den Steindenkmälern aus dem Giersselde im Kreise Bersenbrück sind diese Karlssteine wohl als Hühnenbett der Ureinwohner des Landes anzusehen. Über die Zerteilnng des Decksteins geht folgende Sage: Karl der Große traf einst in der Waldesfchlncht am Hohneberge den heidnischen Sachsenherzog Wittekind. Kaiser Karl bernst sich aus die hohe Wunderkraft seines Glaubens und will den Sachsensürsten dadurch bewegen, das Christentum anzunehmen. Da antwortet Witte- kind: „Wenn dein Gott so mächtig ist, so bitte ihn um Beistand, und zerschlage mit deiner Haselgerte diesen großen Stein, dann will ich an seine Macht glauben." Karl schlägt voll gläubiger Hoffnuug mit der Gerte auf die Felsplatte, und siehe da, sie zerspringt in drei Stücke. Das macht einen so gewaltigen Eindruck aus den Sachsen- herzog, daß er gleich daraus sich taufen läßt.

8. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 68

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
mit biblischen Darstellungen, schon vor 900 Jahren von dem kunst- sinnigen Bischof Bernward angefertigt. Über die Gründung des Domes durch Ludwig deu Frommen berichtet folgende Sage: „Einst verirrte sich der Kaiser auf der Jagd und schlief am Abend ermüdet unter einem Rosenstrauche ein. Als er am folgenden Morgen von seinen Jagdgenossen aufgefunden wurde, lag auf deu Zweigen desselben Schnee, während es rings umher grünte und blühte. Erstaunt über dieses Wuuder ließ Ludwig neben dem Rosenstocke eine Kapelle bauen, und Kapelle und Rosenstock siehst du uoch jetzt im innern Domhofe." Hildesheim wird wegen der vielen herrlichen Bauwerke aus dem Mittelalter, unter welchen die Kirchen, das Rathaus, das Knochen- haner-Amtshaus und das Tempelhaus die erste Stelle einnehmen, das „Nürnberg des Nordens" genannt. Von Hildesheim kehren wir in das Leinethal zurück uach Nord- stemmen, wo am rechten Ufer die letzten Berge des Hildesheimer Waldes und links die „Schulenburger Berge" mit der stattlichen Marienburg ein weites Thor bilden, durch welches die Leine in die Ebene hinausfließt, ähnlich wie die Weser durch die Porta. Dritter Tag: Von Nordstemmen über den Deister nach Hannover. Von der Marienburg übersehen wir in westlicher Richtung den „Kleinen Deister", auch Saupark genannt, welcher sich von dem Thale des Gehleubaches bis uach dem Städtchen Springe zwei Stunden lang hinzieht, und dorthin wandern wir heute. Nach etwa zweistündigem Wege machen wir eine Ruhepause bei der vielbesuchten Holzmühle, deren Räder von dem kleinen rauschenden Gehlenbache getrieben werden. Die steilen Bergwände spiegeln sich wieder in dem vom Gehlenbache dnrchflossenen, klaren Teiche; wir setzen uns auf die fchattigen Sitzplätze am Ufer desselben und finden Erholung und Erfrischung in dem stillen, schönen Thale. Darauf gehen wir durch das Parkthor nahe dem Forsthanse in den rings mit einer hohen Mauer umgebenen Saupark. Au den Bäumen sind mit weißer Ölfarbe Wegezeichen angebracht, welche uns zu der felstgen Höhe des steil abfalleudeu Drakeuberges führen. Hier haben wir eine prachtvolle, weitgehende Aussicht auf die iu nördlicher Richtung vor uns liegende Ebene bis nach Hannover hin. Ähnliche zerrissene Fels-

9. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 17

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
17 Nach vier- bis fünfstündigem Marsche sehen wir die sieben Stein- Häuser vor uns, welche seitwärts eines schmalen Wiesenthales an einem mit düsteren Fuhren bewachsenen Hügel liegen. Wir ruhen aus auf einem der großen Granitblöcke, und der Nadelwald begünstigt unser Zurücksinnen in die dunkle Vorzeit, in welcher diese Grabdenkmäler irgend welchen tapferen Heerführern errichtet worden sind. Vielleicht war es die Zeit, in der die Ägypter ihren Königen die Pyramiden als letzte Ruhestätten erbauten. Kein Lied und keine Weltgeschichte melden uns etwas von den Erbauern der Steinhäuser, aber die in diesen Hünenbetten aufgefundenen steinernen Streitäxte und zugespitzten Geweihe geben uns Nachricht über die Waffen und Hausgeräte damaliger Zeit. Und von diesen Gerätschaften machen wir weitere Folgerungen auf Wohnung, Kleidung und Lebensart der Ureinwohner dieser Gegenden. Äxte und Sägen sind ihnen unbekannt, und ohne dieses Hand- werkszeng können sie weder Häuser bauen, noch Spinnräder und Webe- stühle anfertigen. Bekleidet sind sie daher nur mit einem Bären- oder Wolfsfelle, oder mit einem Umhange, aus Binsen und Bast geflochten, und gegen Wind und Wetter suchen sie Schutz in Höhlen und Erd- Hütten. Das erlegte Wild, dazu Wurzeln, Rüben, Rettiche und Beeren aller Art liefern ihnen Nahrung, und als Messer dienen ihnen scharfe Feuer- oder Flintsteine, womit die Heideflächen an manchen Orten förmlich übersäet sind. Hebemaschinen und Wagen besitzen sie nicht, deshalb vereinigen sie sich zur Zeit des Glatteises, um die vor uns liegenden Granitblöcke mit gemeinsamer Kraft auf den Schurrbahnen mühsam herbeiznschleisen und aufzurichten zu Begräbnisstätten für ihre gefallenen, tapfersten Krieger. Zwei hohe Steine stellen sie aufrecht als Thorpfeiler, und darüber legen sie als Dach einen breiten Deckstein. Unverbrannt be- graben sie ihre toten Helden darin und geben ihnen Streitäxte und ihre besten Gerätschaften mit in das Grab. Nach den steinernen Waffen nennt man diese Zeit die Steinzeit. Der hierauf folgenden Zeit gehören die Hünengräber an. Das sind größere Hügel, in welchen aus Thon geformte Krüge (Urnen) vergraben sind, angefüllt mit Asche von verbrannten Toten. Zwischen der Asche findet man kleine Schwerter, Spangen und andere Schmuck- fachen aus Bronze, das ist ein Gemisch aus Kupfer und Zinn. Diese Wiermann, Heimatskunde. y

10. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 34

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
34 Suderburg und anderen, zum Schutze gegen die Wendeu Warttürme, welche jetzt als Kirchtürme dienen. Das uralte Schloß in Dannenberg stand auf eiuer Anhöhe, und der runde, noch jetzt vorhandene Turm erregt unser besonderes Jnter- esse; denn im vierten Stockwerke desselben wurde von 1223 bis 1225 der Dänenkönig Waldemar Ii. von dem Grasen von Schwerin, dessen Familie er eine große Unbill zugefügt hatte, gefangen gehalten. Die Stadt hat 2000 Einwohner. Zwischen Dannenberg und Lüneburg liegt der dritte umfangreiche Wald der Lüneburger Heide, die Göhrde, mit einem königlichen Jagdfchlosse. Alljährlich werden hier große Jagden abgehalten, an welchen meistens auch unser Kaiser teilnimmt. Ein Gedenkstein in der Göhrde erinnert den Wanderer an den Sieg, welchen hier im Jahre 1813 der General Gras Wallmoden über die Franzosen erfocht. Besonderen Anteil an diesem Siege hatten Lützows wilde, verwegene Jäger, deren Ruhm Theodor Körner kurze Zeit vor diesem Gesechte in dem Liede besungen hatte: „Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?" Dritter Tag: Bon der Göhrde bis an die Elbmarschen. Etwa fünf Stunden nordwestlich von der Göhrde liegt an der Ilmenau die Stadt Lüneburg mit 22000 Einwohnern. Ihr altes Rathaus enthält mancherlei Kunstschätze; die meisten Wohnhäuser haben ihre schlanken Giebel der Straße zugekehrt, und die schönen Kirchen mit den hohen Türmen stammen aus alter Zeit. Tie ältesten Erwerbs- quellen der Stadt waren: 1. Der Betrieb der Salinen schon vor 1000 Jahren. 2. Die Kalk- und Gipsbrüche am Kalkberge. 3. Der Brückenzoll aus der Ilmenau, der aber jetzt ausgehoben ist. Die Entdeckung der Salzquelle erzählt solgeude Sage: „Einst gewahrten Jäger in einer Pfütze südlich vom Kalkberge eine San, welche sich behaglich im Sonnenscheine ausstreckte. Sie erlegten die Sau und fanden in den Borsten derselben Salz. Das Wasser erwies sich nun bei näherer Untersuchung als Salzsole, und zum Andenken an diese Entdeckung wird noch jetzt ein Schinken in einem Glaskasten im Rathause aufbewahrt."
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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