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volkreich und mit groartigen Gebuden geziert ist. In seinem Dome ruhen nicht wenige Kaiser, unter ihnen'rudolf, der als Urheber der sterreichischen Frsten-familie gilt. Argentina aber, Straburg, zeigt solchen Glanz und Schmuck, da nicht ohne Grund ihr der Name beigelegt ist Die bischfliche Kirche, Mnster genannt, prachtvoll aus behauenen Steinen erbaut, steigt als ein groartiges Kunstwerk empor; zwei Trme zieren sie, von denen der eine, der vollendet ist, ein wunderbares Werk, sein Haupt in den Wolken birgt. Auch andere Kirchen der Heiligen und Mnchsklster sind dort, glnzend durch Gre und Pracht, sowie ein ausgezeichnetes Rathaus und Gebude der Brger und Priester, die zu bewohnen Könige sich nicht zu schmen brauchten. Nicht leicht wirst du eine andere Stadt finden, welche Augsburg bertrifft, sei es, da du den Glanz der Stadt oder des Volkes und der Geistlichkeit Reichtum oder die stdtische Ver-fassung betrachtest.
In Salzburg fehlt nichts, was zur Pracht eines glnzenden Gemeinwesens gehrt, magst du auf die ffentlichen oder die Werke einzelner schauen. Grer jedoch als dieses ist Regensburg, bemerkenswert durch die Kirche des seligsten Apostels Petrus und durch die steinerne Brcke der die Donau und mehrere Kirchen der Heiligen.
In Osterreich sind mehrere nennenswerte Städte. Alle aber berstrahlt Wien. Hier der alte Sitz der Herzge von Osterreich, Palste, fr Könige geeignet, und Kirchen, die Italien bewundern knnte. Unter diesen ist die St. Stephanskirche
bewunderungswerter, als wir mit Worten ausdrcken knnen____ Im Osten an
der Oder liegt Breslau, aus Ziegelsteinen erbaut, nicht minder hbsch als mchtig, dessen Bischofssitz man einst den goldenen nannte. Im Preuenlande ragt hervor durch seinen Ruf Danzig, mchtig zu Land und zu Wasser. Zieht dessen Volk ins Treffen, so sollen sie nicht weniger als 50000 Krieger hinausfhren; zahlreiche Schiffe seiner Kaufleute segeln auf dem Baltischen Meere. Auch Thorn hat keinen geringen Namen; aber alle bertrifft Lbeck, mit den hchsten Gebuden und den schmuckreichsten Kirchen ausgestattet. So groß ist das Ansehen, die Macht dieser Stadt, da auf ihren Wink die drei mchtigen Reiche Dnemark, Schweden, Norwegen Könige einzusetzen oder abzusetzen pflegen. Lneburg, einst reich durch die Salzwerke, ist jetzt verarmt. Rostock und im Innern Mecklenburg sowie Hildesheim sind nicht zu verachten; Verden auch und das edle Braunschweig, Sitz der Sachsen, einst die Heimat der Ottone. Die alte Metropole Bremen, des Dnenvolkes Mutter in Christo, hat einen nicht ruhmlosen Namen. Auch Magdeburg gilt fr groß und hervorragend und ist der Sitz des Erzbischoss unter den Sachsen. Auch Merseburg mge niemand geringschtzen. Die Westfalen erfreuen sich der Städte Mnster, Osnabrck, Minden und Paderborn, die nicht gering zu achten sind, und Soest. In Franken am Main liegt Frankfurt, ein gemeinsamer Stapelplatz zwischen den Niederdeutschen und den Oberdeutschen; und, obgleich grtenteils aus Holz gebaut, doch mit mehreren steinernen Palsten geschmckt, in denen auch Könige wrdig aufgenommen werden knnten. Die stolzesten gottgeweihten Kirchen aber sieht man dort von behauenen Steinen. Eine steinerne Brcke von wunderbarer Lnge verbindet den kleineren Teil jenseit des Mains mit dem greren. Hier ist auch ein herrliches Rathaus, in dem oft die Kurfrsten zusammenkommen, der gemeinsame Angelegenheiten zu verhandeln, und hier whlen sie bei Erledigung des Reiches den Kaiser.
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Extrahierte Personennamen: Apostels Petrus
Extrahierte Ortsnamen: Straburg Salzburg Donau Osterreich Wien Osterreich Italien Breslau Danzig Baltischen_Meere Thorn Schweden Norwegen Lneburg Rostock Hildesheim Sachsen Bremen Christo Magdeburg Sachsen Merseburg Minden Paderborn Soest Main Frankfurt Mains
- 145
Die Stadt der Noriker, Nrnberg, vom Flusse Regnitz durchschnitten, drfen wir nicht bergehen. Wie herrlich ist das Aussehen dieser Stadt, der Glanz, die Lieblichkeit, die Ausschmckung, die Lebensweise, die Madtversassung; was knnte einer dieser in jeder Beziehung vollkommenen Stadt noch wnschen! Welch ein Anblick, wenn man aus Unterfranken kommt und sie von ferne beschaut; welche Majestt, welche Pracht, von auen betrachtet; welche Sauberkeit der Straen im Innern, welche Zierlichkeit der Huser! Was gibt es Groartigeres als die Kirche des heiligen Sebaldus, was Glanzvolleres als die des heiligen Laurentius? Was Stolzeres oder Festeres als die knigliche Burg, was Herrlicheres als die Grben und die Mauern? Wie viele Brgerhuser kann man dort finden, die fr Könige angemessen sind! Wnschen mchten der Schotten Könige, so trefflich zu wohnen, wie die mittleren Brger von Nrnberg.
Die Schwaben haben jenseits der Donau viele Städte. Doch die Knigin von allen ist Ulm, eine mchtige und gar schmucke Stadt. Will man daher die Wahrheit sagen, so ist keine Nation in Europa, deren Städte -besser eingerichtet sind oder einen erfreulicheren Anblick bieten als in Deutschland.
Wo ist bei euch eine Herberge, in der nicht aus Silber getrunken wird; wo ist eine Frau, ich sage nicht von Adel, sondern eine brgerche, die nicht von Gold glnzt! Sollen wir berichten von den Ketten der Ritter und den Zgeln der Pferde, aus reinstem Golde; von so vielen Sporen und Schwertscheiden, mit Edelsteinen bedeckt, und den Ringen, Wehrgehenken, Hmischen und Helmert, die von Gold strahlen? Wie viele wertvolle Gerte in den Kirchen; wie viele Reliquien, mit Perlen und Gold eingefat! Welche Gewnder der Altre und Priester! Was kann reicher sein als eure Kirchenschtze?
Wie groß ist ferner bei den Fürsten, wie bei den Brgerschaften die Erfahrung in den Waffen, wie groß die bung; wie groß die Zucht des Gemein-wefens! Die in Deutschland geborenen Knaben lernen frher reiten als sprechen; unbeweglich hangen sie in den Stteln, während das Pferd dahinrennt. Sie tragen die lngeren Lanzen der Herren; abgehrtet gegen Klte und Hitze, werden sie von keiner Anstrengung berwltigt. Kein schwbischer oder frrt* kifcher Reiter begibt sich unbewaffnet auf die Reife. So leicht trgt er die Waffen wie feine Glieder.
Die deutschen Krieger, nicht nur adlige, sondern auch Brget aus der niederen Klasse, haben Rstkammern in ihren Hufern, und bei jedem unvermuteten berfall oder Lrmruf kommen sie sofort bewaffnet hervor. Erstaunlich ist es und fast unglaublich, wie groß ihre Geschicklichkeit ist, die Pferde zu lenken, zu wenden und im Kreise zu führen, wie groß ihre Kunst im Pfeilfchieen, die bung im Lanzenwetfen, die Beweglichkeit der Schilde, die Kenntnis im Fechten mit den Schwertern, die Erfahrung mit den Wurfmafchinen und dem Belagerungsgert. Wer die ffentlichen Zeughufet der Deutschen gesehen hat, mu die sonstigen Rstkammern verlachen.
Ein anderer Grund ist, der euer Reich mindert und es vernichten wird, wenn ihr nicht vorbeugt. Die Vielheit der Fürsten wird von den Weifen verworfen. Wenn ihr jedoch die frhere Hhe wieder erreichert wollt, fo leget die frheren Tugenden, die frheren Sitten wieder an! Und was vor allem notwendig ist, ziehet die Einheit der Spaltung vor! Wofern ihr dies tut, werdet ihr ohne Zweifel den alten Namen wieder erlangen und vielen groen Vlkern Gefetze vorschreiben.
W. u. O. Heinze-Kinghorst. Quellenlesebuch. I. 10
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Extrahierte Ortsnamen: Nrnberg Nrnberg Donau Europa Deutschland Deutschland Heinze-Kinghorst
- 143 -
wohin sie wollten. Sonst nhmen sie die ganze Flotte. Da beschworen die Schiffsherren, da sie kein feindliches Gut fhrten. Doch wollten die Englnder das nicht glauben und brachten die Schiffsherren dazu, da sie mit ihnen in einen englischen Hafen segelten; denn sie gelobten Sicherheit allen, die kein Feindegut htten. Da sie in den Hafen gekommen waren, da nahmen die Englnder hinter-listigerweise alle die Schiffe, Gut und Leute.1)
1474 wurde eine Zusammenkunft zwischen den englischen und den Ostsee-stdten abgehalten in Utrecht. Da wurde eine vollkommene Einigung zustande gebracht. Die Englnder brachten versiegelte Briefe von ihrem Könige mit, da die Hansastdte fortan im Reiche England alle Privilegien und Rechte genieen sollten, die sie frher gehabt, und da den Stdten ihr Schaden mit 20000 Mark lbisch sollte ersetzt werden.
86.
Die deutschen Städte im ausgehenden Mittelalter.
1458.
Quelle: Aneas Sylvius, der die Religion, die Lage, die Sitten und die Verfassung Deutschlands (Lateinisch)^.
bersetzung: Ch. E. Krmer, Historisches Lesebuch der das deutsche Mittelalter. Leipzig o. I. 6.466470.
berall sehen wir wohlbestellte Fluren, Neuland, Weinberge, Parke, Blumen-anlagen, Obstgrten auf dem Lande und um die Städte, Gebude voll Ver-feinerungen: die lieblichsten Landhuser, Burgen auf Bergeshhen, feste Pltze mit Mauern umgrtet, die glnzendsten Städte, an denen meistens die grten Strme vorbeiwallen, oder die umschlungen sind von den klarsten Flssen, auf Brcken von Holz oder Stein berschreitbar. Durchwandern wir ein wenig die bemerkens-werten Städte des deutschen Volkes, und es wird deutlicher einleuchten, wie groß der Ruhm und der Glanz dieser Nation sei.
Cln, das durch die Gebeine der drei Magier berhmt ist, nichts Pracht-volleres, Schmuckreicheres findest du in ganz Europa. Ausgezeichnet durch seine Kirchen und Bauwerke, hervorragend durch seine Bevlkerung, berhmt durch seinen Reichtum, mit Blei gedeckt, durch Pfalzen geschmckt, mit Trmen befestigt, reizvoll durch den Rheinstrom und die prangenden Fluren ringsum.... Die alte Stadt Mainz mit prchtigen Kirchen, privaten und ffentlichen Ge-bnden geziert, hat nichts, das man tadeln knnte, auer der Enge der Straen. Auch Worms, obgleich nicht von groem Umfang, kann niemand absprechen, da es eine gar anmutige Stadt ist. Auch Speier wird niemand miachten, das
a) Die Folge war ein 25jhriger Kaperkrieg. Infolge der khnen Kapersahrten des Danziger Schiffshauptmannes Paul Beneken muten sich die Englnder bequemen, die deutschen Kaufleute in Brgge um Vermittlung zu bitten. So wurde der Tag zu Utrecht angesetzt.
8) Der Kardinal Enea Silvio von Piccolomini (neas Sylvius), der nachmalige Papst Pius Ii. (14581464), der uns auch eine Darstellung des Baseler Konzils und des Lebens Friedrichs Iii. hinterlassen hat, war einer der ersten italienischen Humanisten, die nach Deutschland kamen. Das begeisterte Lob Deutschlands und seiner Städte ist eine Erwiderung auf den Borwurf eines Mainzer Kanzlers, der behauptet hatte, Deutschland sei infolge der Ausbeutung durch Rom heruntergekommen.
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186 -
die sie zu Pfaffen ausziehen, und wiewohl sie ihnen nicht sehr hold sind, so htte doch jeder gern einen Pfaffen in seiner Familie und dnkt ihm dadurch sein ganzes Geschlecht selig.
112.
Ein Patrizierhaus zu Augsburg im 16. Jahrhundert.
Quelle: Beatus Rhenanus^), Drei Bcher deutscher Verhltnisse.
(Lateinisch.)
bersetzung aus der Originalausgabe Basel 1531. . 192.
Welch eine Pracht ist nicht in Anton Fuggers 2) Haus! Es ist an den meisten Orten gewlbt und mit Marmorsulen untersttzt. Was soll ich von den weitlufigen und zierlichen Zimmern, den Stuben, Slen und dem Kabinette des Herrn selbst sagen, welches sowohl wegen des vergoldeten Geblkes als der brigen Zieraten und der nicht gemeinen Zierlichkeit seines Bettes das allerschnste ist? Es stt daran eine dem h. Sebastian geweihte Kapelle mit Sthlen, die aus dem kostbarsten Holze sehr knstlich gemacht sind. Alles aber zieren vortreffliche Malereien von auen und von innen..... Raimund Fuggers Haus ist gleich-falls kstlich und hat auf allen Seiten die angenehmste Aussicht in Grten..... Was erzeuget Italien fr Pflanzen, die nicht darin anzutreffen wren, was findet man darin fr Lusthuser, Blumenbeete, Bume, Springbrunnen, die mit Erz-bildern der Götter geziert sind! Was fr ein prchtiges Bad ist in diesem Teile des Hauses! Mir gefielen die kniglichen franzsischen Grten zu Blois und Tours nicht so gut. Nachdem wir ins Haus hinaufgegangen, beobachteten wir sehr breite Stuben, weitlufige Sle und Zimmer, die mit Kaminen, aber auf sehr zierliche Weise zusammengefgt waren. Alle Tren gehen aufeinander bis in die Mitte des Hauses, so da man immer von einem Zimmer ins andere kommt. Hier sahen wir die trefflichsten Gemlde. Jedoch noch mehr ergriffen uns, nachdem wir ins obere Stockwerk gekommen, so zahlreiche und groe Denkmale des Altertums, da ich glaube, man wird in Italien selbst nicht mehr bei einem Manne finden: in einem Zimmer die ehernen und gegossenen Bilder und Mnzen, im anderen die steinernen, einige von kolossaler Gre. Zunchst besichtigte ich die Erzbild-werke. Welcher antike Gott war da nicht mehrfach vertreten? Jupiter mit dem Blitz, Neptun mit dem Dreizack, Merkur mit Stab und Reisehut, Pallas mit der gis und andere, die man bot Altertmlichkeit kaum zu erkennen vermag. Dann eine Mnzsammlung in besonderer Ordnung. In diesem Rume befand sich nur ein Marmorbildnis. Es war eine Circe, die, nackt dargestellt, auf ihren rechten Arm gesttzt dalag, rund herum Tiergestalten aus Marmor, andere verwandelte sie gerade mit ihrer Zauberrute in Tiere, da war noch der halbe Krper menschlich gebildet... Man erzhlte uns, diese Denkmale des Altertums seien fast aus allen Teilen der Welt, vornehmlich aus Griechenland und Sizilien, mit groen Kosten zusammengebracht. . .
*) Er war einer der bedeutendsten deutschen Humanisten. Geb. 1485 in Schlettstadt. Gest. 1547. Die hier angefhrte Quelle bringt den Bericht des B.^Rh. an einen Freund, dessen Vermittlung er den Zutritt zum Hause Fugger verdankte.
2) Anton und Raimund Fugger sind Neffen Jakob Fuggers des Reichen, der den Glanz des Hauses begrndete.
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Extrahierte Personennamen: Anton_Fuggers Sebastian Raimund_Fuggers Anton Raimund_Fugger Jakob_Fuggers
18
Schmucksachen haben die damaligen Bewohner wahrscheinlich von den
Phöniziern, welche schon in alter Zeit mit ihren Schiffen von der
Westküste Asiens durch das Mittelländische Meer und durch den At-
lantischen Oeean nach der Ostsee gefahren sein sollen, gegen Pelzwerk
und Bernstein eingetauscht. Bereits zu Salomos Zeit, 1000 Jahre
vor Christi Geburt, stand Kunst und Handwerk bei diesem kühnen
Seefahrervolk aus hoher Stufe, wie mir das aus der Geschichte von
dem Tempelban in Jerusalem wissen. Die Zeit, in welcher man den
Verstorbenen bronzene Schwerter mit in das Grab gab, nennt man
die Bronzezeit. Im hannoverschen Museum ist eine ganze Sammlung
von bronzenen Schwertern und Spangen ausgestellt.
Die Einwohner unseres Landes waren zur Steiu- und Bronzezeit
wahrscheinlich noch keine Deutsche. Als die Römer im Jahre 113 v. Chr.
mit uuseru alteu Vorfahren kämpften, welche aus den fernen Gebirgs-
gegenden Kleinasiens eingewandert waren, trafen sie bei ihnen bereits
eiserne Waffen an.
Die „Sieben Steinhäuser" werden der Denkwürdigkeit wegen von
Hannover aus vielfach besucht. Um aber rascher zum Ziele kommen
zu können, wählt man nicht unsern heutigen Weg, sondern denjenigen
mit der Eisenbahn Hannover-Visselhövede bis nach der Station Wals-
rode, geht dann über Fallingbostel und erreicht von Walsrode ans
in etwa drei Stunden den einstelligen Bauernhof Homannshof, in
nächster Nähe der Steinhäuser an einem klaren Heidbache gelegen.
Vierter Tag:
Von den Steinhäusern bis Fallingbostel. Eingehende
Besichtigung eines Bauernhauses.
An dem Wege nach Fallingbostel liegen, wie überall in der
Lüneburger Heide, einzelne Gehöfte, beschattet von Eichen und Buchen
und begrenzt von geflochtenen Zäunen. Stets haben entweder Quellen,
fruchtbare Äcker und Wiesen oder liebliche Waldesstellen die Menschen
zum Anbaue herbeigelockt.
Die meistens aus Fachwerk gebauten und mit Stroh und Heide
gedeckten, ehrwürdigen Wohnhäuser haben an der Giebelseite hölzerne
Pferdeköpfe, wie wir sie schon auf unserm ersten Ausfluge in Vahren-
wald sahen, und in die Querbalken über den Thüren sind fromme
Sprüche geschnitzt, z. B. Bete und arbeite! Unsern Ein- und Ausgang
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35
In der Michaeliskirche ist das Grab Hermann Billuugs, und auf
dem Grabstein findest du die Worte:
„Hermann Billich bin ich genannt,
Dem Römischen Reiche wohl bekannt,
Ein Edelmann ans Stübeckshorn
War von schlechtem Stamm gebor'n."
Das benachbarte Kloster Lüne stammt schon aus sehr alter Zeit.
Die Glasmalerei und überwölbten Kreuzgänge in demselben sind sehenswert.
Eine Stunde stromabwärts von Lüneburg liefert uns der Flecken
Bardowiek den Beweis von der Vergänglichkeit alles Irdischen und
sührt uns damit zurück in längst vergangene Tage.
Als Hamburg noch ein Fischerdorf war, und Lüneburg'eine nur
unbedeutende Einwohnerzahl hatte, war Bardowiek die bedeutendste
Handelsstadt in Norddeutfchlaud, und schon Karl der Große errichtete
hier einen Grenzzoll gegen die Wenden. Heinrich der Löwe, dieser
mächtige Sachsenherzog, hatte Bardowiek zur Hauptstadt seines Reiches
im Norden bestimmt, wie München für den Süden. Sein kaiserlicher
Vetter, Friedrich Barbarossa, erklärte ihn aber seiner Länder verlustig
und verbannte ihn aus drei Jahre in das Ausland, weil er seinem
Rufe, an einem Kriegszuge gegen Italien teilzunehmen, nicht Folge
geleistet hatte. Nachdem Heinrich im Jahre 1189 aus der Verbannung
von England zurückgekehrt war und in Bardowieks Mauern rasten
wollte, verschloß die Stadt ihm höhnend ihre Thore. Darüber sehr
entrüstet, bestürmte der Herzog die übermütige Stadt und zerstörte sie,
die damals ueun Kirchen hatte, bis aus den Dom, an welchem er zur
Warnung einen noch jetzt vorhandenen hölzernen Löwen anbringen
ließ und darunter die Inschrift Vestigia leonis. d. i. die Spur des
Löwen. Aber nur durch einen Zusall war Bardowiek in die Hände
seines Feindes gekommen. Ein Stier, welcher auf den Wiesen der
Ilmenau weidete, watete nämlich, als Heinrichs Krieger ihn fangen
wollten, durch den Fluß. Verwundert sahen seine Verfolger, daß das
Wasser an dieser Stelle sehr flach sei, solgten ihm zu Fuß und zu
Roß und überrumpelten die Wächter, welche die Stadt von dieser
Seite für vollständig uneinnehmbar hielten. Da, wo einst die stolzen
Gebäude reicher Kaufherren standen, bauen jetzt fleißige Gartenleute
Gemüse und Sämereien.
Einige Stunden unterhalb Bardowieks tritt die Ilmenau in die
Elbmarschen ein und fließt dann in die Elbe.
3*
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Billuugs Bardowiek Karl_der_Große Karl Heinrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrich Heinrich Heinrichs_Krieger Heinrichs
52
lichen Kirchen übersehen können. Andere besuchenswerte Punkte sind
die Georgs-Marienhütte und Iburg südlich von Osnabrück, der
Piesberg und die Karlssteine nördlich von der Stadt; denn alle
diese Orte gewähren liebliche Aussichten, annähernd wie in Thü-
ringen.
Aus der Georgs-Marienhütte sind mehrere Hochöfen in Thätigkeit,
die das Eisen verschmelzen, welches aus den Bergen zwischen hier und
Kloster Oesede gewonnen wird; die Steinkohlenflöze bei Iburg liefern
das nötige Brennmaterial für den Hüttenbetrieb. Iburg war ehemals
eine auf steil abfallender Felshöhe gelegene Burg, in welcher von 1073
bis 1661 die Bischöfe von Osnabrück wohnten, und unter deren
Schutze der Flecken Iburg sich allmählich entwickelt hat. Das jetzige
Schloß dient als Amthaus.
Der Piesberg, eine Stunde nördlich von Osnabrück gelegen, ist
reich an Steinkohlen, die sich auszeichnen durch ihren metallähnlichen
Glanz und durch die große Hitze, welche sie beim Brennen entwickeln.
Die Steinbrüche des Piesberges liesern bunten Sandstein. Von dem
Piesberge nur durch die Bramsche? Landstraße geschieden, ziehen sich
in östlicher Richtung die Hohneberge hin, die wegen der „Karlssteine"
im Hohnewalde von Altertumsfreunden vielfach aufgesucht werden.
Diese Karlssteine bilden ein längliches Viereck, etwa 6 in lang und
4 m breit, und sie bestehen aus mehreren kleinen Trägern, aus denen
drei größere Decksteine ruhen, welche früher nur einen Stein gebildet
zu haben fcheinen. Gleich den Steinhäusern bei Fallingbostel und
den Steindenkmälern aus dem Giersselde im Kreise Bersenbrück sind
diese Karlssteine wohl als Hühnenbett der Ureinwohner des Landes
anzusehen. Über die Zerteilnng des Decksteins geht folgende Sage:
Karl der Große traf einst in der Waldesfchlncht am Hohneberge
den heidnischen Sachsenherzog Wittekind. Kaiser Karl bernst sich aus
die hohe Wunderkraft seines Glaubens und will den Sachsensürsten
dadurch bewegen, das Christentum anzunehmen. Da antwortet Witte-
kind: „Wenn dein Gott so mächtig ist, so bitte ihn um Beistand,
und zerschlage mit deiner Haselgerte diesen großen Stein, dann will
ich an seine Macht glauben." Karl schlägt voll gläubiger Hoffnuug
mit der Gerte auf die Felsplatte, und siehe da, sie zerspringt in drei
Stücke. Das macht einen so gewaltigen Eindruck aus den Sachsen-
herzog, daß er gleich daraus sich taufen läßt.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl
mit biblischen Darstellungen, schon vor 900 Jahren von dem kunst-
sinnigen Bischof Bernward angefertigt. Über die Gründung des Domes
durch Ludwig deu Frommen berichtet folgende Sage: „Einst verirrte
sich der Kaiser auf der Jagd und schlief am Abend ermüdet unter
einem Rosenstrauche ein. Als er am folgenden Morgen von seinen
Jagdgenossen aufgefunden wurde, lag auf deu Zweigen desselben
Schnee, während es rings umher grünte und blühte. Erstaunt über
dieses Wuuder ließ Ludwig neben dem Rosenstocke eine Kapelle bauen,
und Kapelle und Rosenstock siehst du uoch jetzt im innern Domhofe."
Hildesheim wird wegen der vielen herrlichen Bauwerke aus dem
Mittelalter, unter welchen die Kirchen, das Rathaus, das Knochen-
haner-Amtshaus und das Tempelhaus die erste Stelle einnehmen, das
„Nürnberg des Nordens" genannt.
Von Hildesheim kehren wir in das Leinethal zurück uach Nord-
stemmen, wo am rechten Ufer die letzten Berge des Hildesheimer
Waldes und links die „Schulenburger Berge" mit der stattlichen
Marienburg ein weites Thor bilden, durch welches die Leine in
die Ebene hinausfließt, ähnlich wie die Weser durch die Porta.
Dritter Tag:
Von Nordstemmen über den Deister nach Hannover.
Von der Marienburg übersehen wir in westlicher Richtung den
„Kleinen Deister", auch Saupark genannt, welcher sich von dem Thale
des Gehleubaches bis uach dem Städtchen Springe zwei Stunden
lang hinzieht, und dorthin wandern wir heute.
Nach etwa zweistündigem Wege machen wir eine Ruhepause bei
der vielbesuchten Holzmühle, deren Räder von dem kleinen rauschenden
Gehlenbache getrieben werden. Die steilen Bergwände spiegeln sich
wieder in dem vom Gehlenbache dnrchflossenen, klaren Teiche; wir
setzen uns auf die fchattigen Sitzplätze am Ufer desselben und finden
Erholung und Erfrischung in dem stillen, schönen Thale. Darauf
gehen wir durch das Parkthor nahe dem Forsthanse in den rings
mit einer hohen Mauer umgebenen Saupark. Au den Bäumen sind
mit weißer Ölfarbe Wegezeichen angebracht, welche uns zu der felstgen
Höhe des steil abfalleudeu Drakeuberges führen. Hier haben wir eine
prachtvolle, weitgehende Aussicht auf die iu nördlicher Richtung vor
uns liegende Ebene bis nach Hannover hin. Ähnliche zerrissene Fels-
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Extrahierte Personennamen: Bernward Ludwig_deu Ludwig Ludwig Ludwig
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Nach vier- bis fünfstündigem Marsche sehen wir die sieben Stein-
Häuser vor uns, welche seitwärts eines schmalen Wiesenthales an einem
mit düsteren Fuhren bewachsenen Hügel liegen. Wir ruhen aus auf
einem der großen Granitblöcke, und der Nadelwald begünstigt unser
Zurücksinnen in die dunkle Vorzeit, in welcher diese Grabdenkmäler
irgend welchen tapferen Heerführern errichtet worden sind. Vielleicht
war es die Zeit, in der die Ägypter ihren Königen die Pyramiden
als letzte Ruhestätten erbauten.
Kein Lied und keine Weltgeschichte melden uns etwas von den
Erbauern der Steinhäuser, aber die in diesen Hünenbetten aufgefundenen
steinernen Streitäxte und zugespitzten Geweihe geben uns Nachricht
über die Waffen und Hausgeräte damaliger Zeit. Und von diesen
Gerätschaften machen wir weitere Folgerungen auf Wohnung, Kleidung
und Lebensart der Ureinwohner dieser Gegenden.
Äxte und Sägen sind ihnen unbekannt, und ohne dieses Hand-
werkszeng können sie weder Häuser bauen, noch Spinnräder und Webe-
stühle anfertigen. Bekleidet sind sie daher nur mit einem Bären- oder
Wolfsfelle, oder mit einem Umhange, aus Binsen und Bast geflochten,
und gegen Wind und Wetter suchen sie Schutz in Höhlen und Erd-
Hütten.
Das erlegte Wild, dazu Wurzeln, Rüben, Rettiche und Beeren
aller Art liefern ihnen Nahrung, und als Messer dienen ihnen scharfe
Feuer- oder Flintsteine, womit die Heideflächen an manchen Orten
förmlich übersäet sind.
Hebemaschinen und Wagen besitzen sie nicht, deshalb vereinigen
sie sich zur Zeit des Glatteises, um die vor uns liegenden Granitblöcke
mit gemeinsamer Kraft auf den Schurrbahnen mühsam herbeiznschleisen
und aufzurichten zu Begräbnisstätten für ihre gefallenen, tapfersten
Krieger. Zwei hohe Steine stellen sie aufrecht als Thorpfeiler, und
darüber legen sie als Dach einen breiten Deckstein. Unverbrannt be-
graben sie ihre toten Helden darin und geben ihnen Streitäxte und
ihre besten Gerätschaften mit in das Grab. Nach den steinernen
Waffen nennt man diese Zeit die Steinzeit.
Der hierauf folgenden Zeit gehören die Hünengräber an. Das
sind größere Hügel, in welchen aus Thon geformte Krüge (Urnen)
vergraben sind, angefüllt mit Asche von verbrannten Toten. Zwischen
der Asche findet man kleine Schwerter, Spangen und andere Schmuck-
fachen aus Bronze, das ist ein Gemisch aus Kupfer und Zinn. Diese
Wiermann, Heimatskunde. y
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
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Suderburg und anderen, zum Schutze gegen die Wendeu Warttürme,
welche jetzt als Kirchtürme dienen.
Das uralte Schloß in Dannenberg stand auf eiuer Anhöhe, und
der runde, noch jetzt vorhandene Turm erregt unser besonderes Jnter-
esse; denn im vierten Stockwerke desselben wurde von 1223 bis 1225
der Dänenkönig Waldemar Ii. von dem Grasen von Schwerin, dessen
Familie er eine große Unbill zugefügt hatte, gefangen gehalten. Die
Stadt hat 2000 Einwohner.
Zwischen Dannenberg und Lüneburg liegt der dritte umfangreiche
Wald der Lüneburger Heide, die Göhrde, mit einem königlichen
Jagdfchlosse. Alljährlich werden hier große Jagden abgehalten, an
welchen meistens auch unser Kaiser teilnimmt.
Ein Gedenkstein in der Göhrde erinnert den Wanderer an den
Sieg, welchen hier im Jahre 1813 der General Gras Wallmoden
über die Franzosen erfocht. Besonderen Anteil an diesem Siege hatten
Lützows wilde, verwegene Jäger, deren Ruhm Theodor Körner kurze
Zeit vor diesem Gesechte in dem Liede besungen hatte: „Was glänzt
dort vom Walde im Sonnenschein?"
Dritter Tag:
Bon der Göhrde bis an die Elbmarschen.
Etwa fünf Stunden nordwestlich von der Göhrde liegt an der
Ilmenau die Stadt Lüneburg mit 22000 Einwohnern. Ihr altes
Rathaus enthält mancherlei Kunstschätze; die meisten Wohnhäuser haben
ihre schlanken Giebel der Straße zugekehrt, und die schönen Kirchen
mit den hohen Türmen stammen aus alter Zeit. Tie ältesten Erwerbs-
quellen der Stadt waren:
1. Der Betrieb der Salinen schon vor 1000 Jahren.
2. Die Kalk- und Gipsbrüche am Kalkberge.
3. Der Brückenzoll aus der Ilmenau, der aber jetzt ausgehoben ist.
Die Entdeckung der Salzquelle erzählt solgeude Sage: „Einst
gewahrten Jäger in einer Pfütze südlich vom Kalkberge eine San,
welche sich behaglich im Sonnenscheine ausstreckte. Sie erlegten die
Sau und fanden in den Borsten derselben Salz. Das Wasser erwies
sich nun bei näherer Untersuchung als Salzsole, und zum Andenken
an diese Entdeckung wird noch jetzt ein Schinken in einem Glaskasten
im Rathause aufbewahrt."
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]