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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 107

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 107 des Altertums zurückgeblieben. Die Welt war allzu abergläubig gewor- den; sie opferte dem „unbekannten Gott"; diesen verkündigte das Christen- tum. Und die da gläubig wurden, waren ein Herz und eine Seele. Ein neuer Geist hatte die Welt mehr und mehr durchdrungen, eine neue Form war nicht in seinem Geleite. Das Christentum fügte sich bereitwillig den Formen, welche es vorfand. Das christliche Gemeinde- wesen, sobald es sich kirchlich einigermaßen geordnet und gegliedert hatte, bedurfte würdig ausgestatteter Räume für seine Gottesdienste; Gebäude, welche mit der Erfüllung dieser Zwecke im Einklang standen. Die christ- lichen Tempel sollten sein Versammlungshäuser der Gemeinde zu gottes- dienstlicher Erbauung, zum Anhören der heiligen Schrift und Auslegung derselben, zum gemeinsamen Gebet, zur gemeinsamen Feier des Abend- mahls. Als geeignete Räume zu solchem Gebrauch boten sich jene aller Orten vorhandenen großen Säle mit Säulengalerieen dar, welche den Namen der Basiliken führen. Die Basilika war eine für die Gerichts- pflege bestimmte Halle mit zwei Säulenreihen, dem Langhause, wo das Publikum sich versammelte, und einem Halbrund, dem Tribunal der Richter. Die Halle war wie geschaffen zu kirchlichen Versammlungen und man säumte nicht, nach dem Muster der Basilika Versammlungshäuser für die Gemeinde zu erbauen, oder die vorhandenen für ihre gottesdienst- lichen Zwecke einzurichten. In dem Langhause der Basilika und auf den Galerieen sammelte sich das Volk; während in dem Halbrund an der hinteren Schmalseite die Priester saßen und vor diesen der Tisch des heiligen Mahles, der Altar, errichtet war; diejenigen aber, welche noch der Aufnahme in die Gemeinschaft der Gläubigen harrten, in der Vor- halle des Gebäudes ihre Stelle fanden. Die ältesten christlichen Kirchen, die schon im 3. Jahrhundert in nicht unerheblicher Zahl erbaut wurden, waren wohl meist Basiliken dieser Art, von Herkommen römischer Beschaffenheit, bald größer, bald kleiner, bald reicher, bald schlichter, je nach den Umständen. Reste solcher Kirchen, von denen zur Zeit der diokletianischen Verfolgung viele zerstört wurden, haben sich in der weiland afrikanischen Provinz des römischen Staates, wo das Christentum frühzeitig blähte, im heutigen Algerien gefunden. Ungestörter, glänzender, in größerer Ausdehnung und selbständiger konnte der christliche Kirchenbau sich entfalten, seit das Christentum unter Konstantin dem Großen in die Reihe der Staatsreligionen eingetreten und nach kurzer Zeit die herrschende Religion geworden war. Schon Konstantin ließ dem neuen Glauben prächtig ausgestattete Kirchen errichten; seine Mutter, die fromme Helena, stand ihm in diesem Streben zur Seite. In Jerusalem ließ der Kaiser über dem heiligen Grabe eine prächtige Basilika aufführen, fünfschiffig und mit Galerieen über den Seitenschiffen, welche teils von Säulen, teils von Pilastern getragen wurden. Von der Umwandlung einer Basilika in eine Kirche haben wir in Rom ein anschauliches Beispiel. Tie Umfassungsmauern der Kirche zu St. Croce sind die eines älteren Gebäudes aus heidnischer Zeit, welches für den Bau der Kirche hergegeben ward. Dasselbe wurde durch den

2. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 108

1882 - Kiel : Homann
108 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Einbau dreier Säulenschiffe, einer um mehrere Stufen über die letztere erhöhte Querhalle und den Anbau eines Halbrundes (der Absis) in eine christliche Basilika umgewandelt. Das Mittelschiff hatte ein gerades Ge- bälke. Bald gestaltete man den Bau selbständiger und großartiger, erhabener. Das Mittelschiff hob sich über die Seitenschiffe empor; die Galerieen über den Seitenschiffen verschwanden. Durch hohe Bogenfenster in den oberen Wänden des Mittelschiffs strömte das Licht in den inneren Raum, welches von feierlicher Wirkung war. Manche Kirchen hatten auch wie St. Peter in Rom einen weiten mit Säulenstellungen umgebenen Vorhof, welcher das Gebäude von dem Alltagsleben sonderte und in der Mitte desselben einen Brunnen zur Reinigung vor dem Eintritt in das Heiligtum. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts entstand in Rom die prachtvolle Basilika von St. Paul, welche 1823 nach einem Brande, der alten An- lage thunlichst entsprechend, erneut wurde. Sie nimmt den ersten Platz unter allen Basiliken der Welt ein. Das Langhaus ist fünfschifsig. 80 Säulen von Granit erheben sich in 4 Reihen, durch Rundbogen ver- bunden , um die Schiffe zu scheiden und die hohe Obermauer des mitt- leren samt dem Dachstuhl zu tragen. Die Jnnenräume waren auf das reichste ausgestattet durch Malereien, welche die Oberwände des Mittel- schiffs, den Bogen, der in die Querhalle führte und als Siegesthor des christlichen Glaubens den Namen des Triumphbogens empfing, sowie die Nische der Tribuna und namentlich das Halbkugelgewölbe schmückten mit Darstellungen aus dem Leben Christi, der Apostel und Heiligen. Zur anderweitigen Ausstattung im Innern gehörte der Schmuck der Decke mit prächtigem vergoldeten Tafelwerk und ebenso der Marmorschmuck der Fuß- böden. — Die jüngste Basilika ist die Kirche des heil. Bonifacius in München, die König Ludwig erbauen ließ. Die Pracht und der Reich- tum dieser Kirche erfüllen jedes Herz mit ehrfürchtiger Bewunderung. (K. B. Nr. 44). Nach F. Kugler. B. Urzeit und Mittelalter des deutschen Volkes. 57. Die Pfahlbauten. In dem furchtbar strengen Winter von 1829 auf 80 fror der Zürichsee ganz zu. Die Bewohner von Obermeilen benutzten diese Gelegenheit, und „scharreten" ihren kleinen Hafen. Das Eis, das in dem Hafen bis auf den Grund reichte, wurde aufgehauen und der darunter liegende, angeschwemmte Schlamm weggeschafft. Als die Arbeiter etwas tiefer gruben, schaufelten sie mit dem Letten (Lehm, Thon) auch Hirschgeweihe, Keile und Kugeln aus Stein, sogar einen länglichen Stein mit einem schönen runden Loch in der Mitte heraus. Den durchgebohrten Stein nannten die Leute einen Ruderschwirbel, den Keil eine „Steinbisse" (Steinkeil, d. i Steinaxt) und die oben und unten zugerundeten Steine „Nußtöter" (Nußknacker). Eine zeit- lang gaben diese Fundgegenstände, die man den Kindern als Spielzeug heimbrachte, viel zu reden; dann aber kamen sie in Vergessenheit. Da geschah es 24 Jahre nachher, daß im Januar 1854 die Gewässer des Zürichseees so tief fielen, wie sie seit Jahrhunderten nie so tief gefallen waren. Am

3. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 114

1882 - Kiel : Homann
114 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. und eine eigentümliche Anziehungskraft auf den Beschauer ausübt. Dem Materiale nach zerfallen die Bauten in 3 Klassen: Steinbauten, Ziegelbauten und solche, bei denen natürliche Steine und Ziegel gemischt verwendet wurden. Die Steinbauten bestehen entweder ans Quadern oder aus Bruchsteinen, teils mit, teils ohne Mörtel verbunden. Der Ouaderban enthält vollkommen rechtwinklig bearbeitete Steine gleicher Gattung, deren fester Verband dadurch herbeigeführt wurde, daß kubische und von außen gesehen doppelt so lange Steine in regelmäßiger Schichtung derartig mit ein- ander wechselten, daß je eine Schicht aus kubischen Steinen zwischen zwei Schichten aus doppelt so langen zu liegen kam, deren senkrechte Fugen immer je den zweiten Stein der kubischen Schicht halbierten. Außer dieser edelsten und vollkommensten, aus Griechen- land überkommenen Gattung des Quaderbaues, kommen aiich gewisse Abarten vor, bei denen indes immer dasselbe Prinzip der wechselnden Stoßfugen maßgebend blieb. Zu Kriegszwecken wandte man Quadern an, die nur an den Innenflächen und an den Rändern ihrer Stirnseite, besonders aber an den rechtwinkligen Kauten der Gebäude behauen und glatt umsäumt sind, während die Mitte gar nicht oder nur roh bearbeitet erscheint. Diese Quadern heißen Buckelsteine. Die innere Verbindung der Quadern geschah durch hölzerne oder metallene Klammern oder nur niit sehr wenigem Mörtel. Den Gegensatz zum Quaderbau bildet das Mauerwerk aus rohen Bruch- steinen, welche ohne regelmäßige Schichtung in Mörtel gelegt, zuweilen jedoch auch bloß trocken auf einander gehäuft wurden. Das am häufigsten vorkommende, spezifisch römische Mauerwerk besteht aus kleinen würfelförmigen oder mehr länglichen Tuff- steinstücken (von etwa 7—14 cm Fläche) mit sehr breiten Mörtelfugen sowohl zwischen den einzelnen Steinen, als zwischen den ganzen Schichten. Die Fugen durch- schneiden einander entweder rechtwinkelig oder in der Diagonale mit übereck gelegten Steinen, wodurch das sogenannte Netzwerk entsteht. Ans die Fabrikation der Ziegel verwendeten die Römer sehr große Sorgfalt, so- ivohl in der Auswahl des besten Materials, als in Beziehung auf den Grund des Brennens zur Erzielung der möglichsten Härte und einer schönen roten Farbe. Ge- setzlichen Vorschriften zufolge sollte jeder Ziegel mit einem Fabrikstempel versehen sein, welcher den Namen des Verfertigers in den Anfangsbuchstaben, zuweilen auch den Verfertignngsorr und chronologische Data enthielt. Zu Militärbanten, die von den technischen Truppen ausgeführt wurden, fabrizierten die letzteren auch die Ziegel und jede Legion hatte ihren bestimmten Stempel, womit dieselben bezeichnet wurden. Größe und Format der römischen Ziegel ist sehr verschieden; in der Regel sind sie jedoch sehr lang und dünn und haben bei einer Fläche von 0,08—0,16 qm oft nur eine Dicke von 2 cm. Dabei sind die Mörtelfugen mindestens eben so stark, zuweilen stärker als die Steine. Außer zum reinen Ziegelbau wurden einzelne Schichten von Ziegeln auch als Binder häufig in Neubau, Bruchsteinbau verwendet, teils in ge- wöhnlicher wagerechter Lage, teils auch mit schiefer Gegeneinanderstellung, daß dadurch eine verschiedene Figuration sich bildete. Uebrigens wurden oft nur die beiden Außenseiten der Mauern aus Quadern oder anderem Steinwerk in regelrechtem Verbände aufgeführt, während das Innere aus unregelmäßig ausgeschüttetem und mit Mörtel reichlich versehenem Gußwerk bestand. Außer bei den Quaderbauten wurden die Wände innerlich und äußerlich mit Kalk geputzt oder mit Steintafeln geblendet. Der römische Mörtel besteht aus Kalk und reinein, von thonigen Beimischungen durchaus freiem grobkörnigen Sande, ge- wöhnlich mit einem Zusatz von gestoßenen Ziegeln und Topfscherben; doch finden sich in der Mörtelmasse des Gußwerkes häufig völlig unvermischte Kalkstücke, was zwar von geringerer Sorgfalt beiin Durcharbeiten des Mörtels zeugt, im Innern des Mauer- werks aber keinen Nachteil brachte. Neben dem Massivbau, der bei allen Prachtbauten wie überhaupt m den Städten zur Anwendung kam, war auch bei ländlichen und anderen bloßen Nlltzlich- keitsbauten der Fachwerksbau gebräuchlich. In künstlerischer Beziehung knüpfte die römische Baukunst zwar an die griechische an als unmittelbare Fortsetzung und gewifferniaßen Kopie derselben, wobei jedoch einerseits altitalische Elemente sich einmischten und andererseits neue Bildungen hinzutraten. Im allgemeinenen unterscheiden sich die römischen Bauwerke von den

4. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 116

1882 - Kiel : Homann
116 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. südlich" von dem Grenzwall belegen ist. Die jetzige, oblonge Grundform, aus späteren Veränderungen entstanden, mißt 200 X 128 m Flächenraum. Die ursprüngliche quadratische Form ist noch an den zwei Seiteneingängen zu erkennen. Die außen von einem doppelten Graben umzogene, durchschnittlich 1,40 m dicke Ringmauer, besteht aus Bruchstein und hat teilweise noch gegenwärtig eine Höhe von 1,70 m. Auf jeder der 4 Seiten befindet sich ein Thor; zu den Seiten derselben stehen in der Flucht der Ringmauer und nach innen wetend zwei viereckige Türme, die zur Verteidigung der Thorwege dienten. Innen zieht sich am Fuß der Ringmauer ein etwa 2 m breiter abgeböschter Wallgang hin und neben demselben ein 8,55 m breiter Weg, der Wall- weg. Zwei Straßen in der Richümg der Thore teilten den innern Raum in vier rechteckige Teile, welche zur Unterkunft der Truppen bestimmt waren. Von den Römerkastellen im Rheinlande ist das bei Neuwied noch größer als das Hornburger. Von noch größerem Umfange waren die römischen Standlager und die Befestigungen der eigentlichen Militärstädte, unter denen Trier eine der bedeutendsten war. Sie haben stärkere Ringmauern, mehrere Mauertürme, mächüge Thore, von Lenen die Porta nigra zu Trier fast vollständig bis auf unsere Tage erhalten ist. Dieser gewalüge Thorbau besteht aus rotgraueu Sandsteinqnadern von 1—1,5 ja 1,70—2 m Länge und 56 cm Höhe; sie sind noch fast ganz roh, indem spätere Be- arbeitung vorbehalten geblieben zu sein scheint. In der That hatte man an einigen Stellen damit den Anfang gemacht, hier passen die ohne Mörtel innerlich durch eiserne Klammern verbundenen Steine so genau zusammen, daß sie auf einander gerieben sein müssen und man kaum die Fugen erkennt. Die Quadern bekleiden jedoch nur die äußeren und inneren Flächen der Mauern, während das Innere aus Gußwerk besteht. Im Jahre 1035 wurde die Porta nigra, die bis dahin als Stadlhor gedient hatte, mit der damit zusammenhängenden Kaserne in eine Kirche verwandelt. Zu dem Ende wurde das Erdgeschoß innerlich und äußerlich mit Erde verschüttet, so daß der obere Teil, zu welchem von außen eine Treppe von 104 Stufen führte, als Kirche und der untere als Begräbnisplatz benutzt wurde. Im Laufe des Mittelalters litt das durch mancherlei Anbauten, Türmchen und Erker vielfach entstellte Gebäude bedeutend, indem es häufig als Festung benutzt und zerstört wurde. Im Revolutionskriege ver- lor es durch die Franzosen das bleierne Dach, wodurch indes der erste Anlaß zur Herstellung seiner ursprünglichen Gestalt gegeben wurde. Im Jahre 1805 begann man mit Herausschaffung der aufgeschütteten Erbe und seit 1815 steht die alte Porta nigra im wesentlichen wieder frei. Doch hat der östliche Turmbau an welchen sich das noch erhaltene Altarstück der Simeonskirche anschließt, in unbekannter Zeit sein oberstes Stockwerk eingebüßt. Mit der bei den Römern beliebten Städteanlage an dem Ufer eines Flusses wurde wie in Trier, Mainz, Koblenz, Köln rc. gewöhnlich auch die Errichtung einer Brücke verbunden und die Leistungen der Römer m Brückenbau waren ausgezeichnet und bewundernswürdig. Die älteste Brücke über den Rhein schlug Cäsar im Jahr 55 v. Chr., wahrscheinlich südlich von Bonn, in der Nähe von Neuwied. Die Brücke war, nach seiner eigenen Beschreibung, 11,40 in breit, stand über nur 18 Tage, bis zu seinem Rückzüge, wo er sie hinter sich abbrach. Zwei Jahre später ließ er abermals bei Andernach nach demselben System eine Brücke aber den Rhein schlagen, die nach seiner Rückkehr nur teilweise abgebrochen und an ihrem Endpunkt durch einen Turm von 4 Stockwerken befestigt ward. Außer hölzernen Schiffbrücken errichteten die Römer später aber auch steinerne Brücken über die deutschen Flüsse und zwar ebenfalls zunächst lediglich zu militärischen Zwecken. Namentlich wurden unter der Regierung Trajans zahlreiche und bedeutende Brückenbauten ausgeführt. Berühmt war die Brücke, welche er durch den ersten Architekten seiner Zeit, Apollodor von Damaskus im Laufe des Jahres 103 n. Chr. unweit des eisernen Thores über die Donau errichten ließ, deren Trümmer sich iwch erhalten haben und bei dem niedrigen Wasserstande des Jahres 1858 von österreichischen Ingenieuren genau untersucht und aufgenommen worden sind. Die Länge der Brücke bettug 1020 na; sie bestand ohne die beiden Wider- lager an den Ufern aus 20 Pfeilern, welche sich über den Fundamenten bis auf 43 na Höhe erhoben haben sollen und in ihren Achsen 48 na von einander

5. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 118

1882 - Kiel : Homann
118 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 500 Pfeilern getragenen Leitungskanal, der teilweise mehr als 28 m sich über der Sohle der überschrittenen Thäler erhob. Die Aquädukte, einmal durch die Barbaren zerstört, blieben nachher in Trümmern liegen und erst der neuesten Zeit war die Wiederaufnahme dieses Zweiges der Baukunst durch Ausführung großer Eisenbahn- viadukte vorbehalten. Ähnlich verhält es sich mit den Kunststraßen, die das römische Gebiet in Deutschland nach allen Richtungen durchzogen. Die Bauart derselben war je nach Be- dürfnis, Terrain und Material verschieden, doch verfolgen sie fast immer gerade Linien und vermeiden gewöhnlich sumpfigen Boden. Die Dammschüttung zwischen zwei Verkleidungsmauern oder Pfahlreihen betrug bei einer Brücke zwischen 2,50 bis zu 1,70 m, zuweilen gegen 5 m über dem natürlichen Boden und die Fahrstraße be- gleiteten zu beiden Seiten zwei etwas erhöhte Kieswege für Fußgänger. Bei der vollkommensten Gattung bestand der Damm aus vier verschiedenen Lagen: zu unterst eine trockene oder in Mörtel gelegte Schicht glatter Steine, darüber eine Lage zer- schlagener Steine, sodann eine mit Ziegelbrocken vermischte Mörtelschicht und endlich ein Pflaster aus glatten, in regelmäßig vieleckigen Formen zugehauenen Steinen Die Wohngebäude in deutsch-römischen Mederlassungen bestanden wahrschein- lich meistens nur in Ziegel- oder selbst in Lehmfachwerk ausgeführten Holzbauten, so daß kaum Überreste davon nachzuweisen sind. Die weitläufigen und stattlichen Wohngebäude der Reichen waren dagegen aus festen und kostbaren Materialien nach festem Plaue gebaut. Der Hauptteil war der von Säulenhallen umgebene insgemein rechteckige innere Hof, um welchen sich die anderen Gebäude anreihten. Die im Jahre 1833 zu Fließen bei Trier entdeckten Überreste einer Villa aus der Zeit Konstantinus zeigen eine große Anzahl verschiedenartiger Räume, die sich zu einer in der Haupt- form viereckigen Anlage zusammenreihen.' Verschiedene Verbindungsgänge sondern die einzelnen Räume: heizbare Wintergemächer und Wohnräume für den Sommer, Bade- einrichtungen und andere Lokalitäten, mit Mauern umgebene Höfe schließen sich dem Gebäude an. Die vorgefundenen Mosaikfußböden zeugen von der ehemaligen prunk- vollen Ausstattung der Gemächer. Bedeutender sind die Überreste eines großen Prachtbaues zu Trier, bekannt unter dem Namen der Thermen, neuerdings von einigen als Kaiserpalast Konstantinus bestimmt. Heinrich Otte. 60. Stadt und Land, Kunst und Handwerk zur Zeit der Merowinger. Seit dem Ende der Wanderzeit saßen die Germanen in allen Pro- vinzen des westlichen Römerreichs unter Königen. In Deutschland war der Osten bis zur Elbe und Saale von Slaven überzogen und einzelne Haufen derselben hatten sich in thüringischen und hessischen Dörfern bis hinauf zum Main festgesetzt. Den Norden des deutschen Bodens hielten Friesen und Sachsen; der Süden vom Harz bis zu den Alpen: das Land der Thüringer, Alemannen, Burgunden und Bayern war im Besitz oder im Kampf mit den Franken. Es begann eine Zeit verhältnismäßiger Ruhe; überall waren die Völker genötigt, sich in neuen Verhältnissen einzurichten, auf der Ackerscholle, in den Mauern römischer Städte und um die Friedhöfe neugebauter Kirchen. Wie sie hier die Bildung fremdländischer Leute aufnahmen, wie sie handelten und ihren Acker bauten, wird in folgendem gemustert. Denn was auf diesen Gebieten des Lebens aus dem Altertum erhalten blieb und damals neu geschaffen wurde, das dauerte länger und formte mehr an Charakter und Leben des Volkes, als die Missethaten seiner Fürsten

6. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 122

1882 - Kiel : Homann
122 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Anspruch genommen. Die Kunst des Bildners und Steinmetzen, welche einst die griechischen Künstlerschulen gelehrt, war in den Genossenschaften römischer Handwerker erstarrt, die Erfindungskraft war gering, doch die Formen, Maße, Kunstgriffe standen fest; die Steinmetzen meißelten große Statuen, Reliefs und Sarkophage aus dem härtesten Gestein. Auch die M a l e r e i wurde nach alten Handwerksregeln mit verminderter Kunstfertigkeit forlgeübt. Die Farben für Tafel- und Wandbilder standen fest, ebenso ihre Verwendung zu bestimmten Wirkungen, sie wurden durch den Handel aus fernen Ländern bis Arabien gebracht, die Vorschriften über ihre Mischung wurden treu bewahrt. Zuerst zeichnete man die Linien des Bildes auf, dann legte man eine Schattenfarbe unter, darüber wurden die Farben gezogen; für die Gewänder und verschiedenen Fleischtinten, z. B. für die weißere Haut der Frauen, gab es bestimmte Farbenstoffe. Es ist in der Hauptsache dieselbe Technik, welche in Miniaturen und Tafelbildern bis gegen Ende des Mittelalters erhalten ist. — Vor andern bewahrten die Bauhandwerker viel von ihrer alten Tüchtigkeit; ihre Werk- zeuge und Erfahrungssätze über Konstruktion der Rüstzeuge, Tragkraft, Mörtelbereitung sind bis in die Neuzeit wenig geändert. Und wenn wir jetzt mit weit anderer Maschinenkunst zu arbeiten wissen, so ist uns doch auch manche alte Kunstfertigkeit erst auf weiten Umwegen wiedergefunden, welche das sechste und siebente Jahrhundert noch besaß. Die Mosaik- arbeiter setzten aus bunten Glaswürseln große Wandflächen und Fußböden zusammen, dünne Wandtafeln wurden zur Wandbekleidung durch feinen Sand geschnitten, den eine Säge in der Schnittlinie zog und drückte; die Decken wurden aus viereckigen oder runden Tafeln von Holz und Gips zusammengefügt, gemalt und mit Relieffiguren geschmückt. Auch für Privatwohnungen war in den Städten Frankreichs und Spaniens Stein- und Ziegelbau gewöhnlich, weichere Bausteine zerschnitt man mit der Säge. Die Ziegel der Mauern und des Daches preßte man in die alten Formen der Römerzeit. Häufig besorgte der Baukünstler auch die innere Deko- ration der Häuser, er modellierte und malte. Die Künstler, welche etwas Gutes leisteten, waren gewiß selten; aber große Kirchen und Paläste mit sorgfältiger Steinarbeit, in denen Wandsresken mit vielen Figuren prangten und ungeheure Wandflächen ganz mit Mosaik überzogen waren, lassen uns nicht nur auf den Bienenfleiß der Arbeiter, sondern auch auf großes Talent der Architekten schließen. Daß man für Küche und Keller zu sorgen wußte, ist selbst- verständlich. Das Getreide wurde nicht mehr ausschließlich auf Handmühlen, sondern auch auf Wassermühlen gemahlen, die man, wie es scheint, bereits ober- und unterschlächtig anlegte; auch Schiffmühlen zimmerte man in der Rot. Die Kunst, gut zu kochen und feines Backwerk zu machen, wurde von den Germanen höchlich geschätzt und Delikatessen über das Meer ein- geführt. Die starken Gewürze der römischen Küche, — der indische Pfeffer, der mit Most eingekochte Senf, die salzige Fischbrühe — gingen in die deutsche Wirtschaft über. .

7. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 142

1882 - Kiel : Homann
142 H. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Und drinnen, wo durch Farben milder Die Sonne strahlt in Gang und Chor, Da heben hehre Marmorbilder Dein Herz aus Erdenstaub empor. Das sind die frommen Gottesboten, Die einst des Evangeliums Holdsel'gen Gruß der Welt entboten, Die Hüter dieses Heiligmms. Und diese holden Lichtgestalten Schuf Meister Erwin's Töchterlein, Beseelt von seines Geistes Walten, Haucht sie dem Marmor Leben ein. Was sie erschaut in stiller Kammer, Enthoben über Raum und Zeit, Dem leiht ihr Meißel und ihr Hammer Den Zauber schöner Wirklichkeit. So schufen still im engsten Bunde Hier Geist und Schönheit Hand in Hand; Und herrlich schaut noch diese Stunde Des Münsters hehrer Bau ins Land. Sieh', wie die farb'gen Scheiben glühen Im Sonnenglanz so tief und klar; So rein und schön auch möge blühen Die edle Baukunst immerdar! I. F. Ahrens. 71. Der Dom zu Köln.*) Unter allen deutschen Städten bewahrt das alte heilige Köln die zahl- reichsten und ergreifendsten Denkmale einer großen Vergangenheit; unter allen deutschen Domen ist der Dom von Köln als das herrlichste und bedeutsamste Bauwerk zu preisen. Majestätisch ist seine Anlage, riesig sind seine Verhältnisse. In heiliger Kreuzesform gegründet, besteht er aus 5 Langschiffen, welche von 3 Querschiffen durchschnitten werden; der Chor ist siebenseitig geschlossen und mit einem Kranz von sieben Kapellen um- geben; an der Eingangsseite gegen Westen sind zwei kolossale Türme an- geordnet. Nach allgemeinen Maßbestimmungen beträgt die Gesamtlänge des Domes im Innern 450 Fuß, die Breite 150 Fuß, die Länge des Querschiffes 250 Fuß bei 100 Fuß Breite; das Hauptschiff, dem sich die Seitenschiffe an Breite und Höhe unterordnen, ist 50 Fuß breit und erhebt sich im Scheitel seines Gewölbes zu einer Höhe von 150 Fuß; das Dach des Hauptschiffes hat 200 m Höhe; die Höhe der Türme auf der Westseite ist auf 150 Fuß berechnet. Die Formen des Gebäudes zeigen die edelste, reichste und würdevollste Ausbildung des „gotischen" Baustiles. Aber der Dom war nicht vollendet worden. Wie ein Bruchstück eines großen Gedankens stand er (bis 1840) da. Was seine Gründer erhabenen Sinnes beabsichtigten, was die Bauschule, der die Ausführung des Riesenwerkes oblag, in stets reicher sich entfaltender Schönheit dar- zustellen wußte, davon sind nur einzelne Teile in die Lüfte emporgewachsen. Zwiespalt im Herzen der Stadt, Kriege und anderes Mißgeschick hemmten nur zu häufig die fördernde Teilnahme, ohne welche die Ausführung des Unternehmens unmöglich war, bis sie zuletzt gänzlich erlosch (1509) und die Werkleute den Meißel und den Hammer aus der Hand legten. Der fromme Sinn des Mittelalters war dahin und die Kunst ging schlafen. Drei Jahrhunderte ruhte der Bau gänzlich. Auf dem entblößten Gestein wucherte Gras und von dem Stumpfe des Turmes schaute der verlassene Krähn wie ein „großes Fragezeichen" hinein ins Land. Es war niemand, der den erhabenen Gedanken der Vorfahren erfaßt und *) Wandbilder für Schule und Haus, „Kölner Dom". 50 Pf.

8. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 143

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 143 auszuführen vermocht hätte. Nur der Chor des Domes war zur Vollendung gekommen; die Räume des Querschiffes und des Vorderschiffes waren zumeist nur bis Kapitälhöhe der Seitengänge emporgebaut; von dem südlichen Turm stand nur wenig mehr als das untere Drittel, während der nördliche Turm sich kaum über feine Fundamente erhob. Aber auch so schon ragten die Hauptteile dessen, was vorhanden war, namentlich der Chor und jenes Turmstück wie ein Felsgebirge aus dem Häusermeer der Stadt empor, so daß der Reisende aus einiger Entfernung nur sie wahrnahm und die übrigen Türme der Stadt gegen diese ungeheuren Bruchstücke zu verschwinden schienen. Seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts, als die Arbeiten gänzlich eingestellt wurden, blieb dem Dome selbst die nötige Sorge für die Er- haltung der zur Ausführung gekommenen Teile mehr oder weniger vor- enthalten. Der Chor drohte zur Ruine zusammenzustürzen und man freute sich bereits auf die malerische Wirkung, welche er in diesem Zustande hervorbringen müsse. Die traurigste Zeit für den Zustand des Domes war die Zeit der Franzosenherrschaft am Rhein. Eine zeitlang flüchtete das Kapitel mit den Schätzen der Kirche und der Gottesdienst wurde im Dome ganz eingestellt. Die republikanischen Heere richteten den Dom zu einem Fouragemagazin ein. Ein Teil der bleiernen Bedachung und ver- schiedene aus Bronze gegossene Bildsäulen früherer Erzbischöfe oder Sarkophage derselben wurden zu Spottpreisen an Trödler verkauft. Ja als im Jahre 1801 die Aufhebung des Kölner Erzbistums erfolgte, wäre der Dom beinahe auf Abbruch versteigert worden; doch ging die Gefahr glücklich vorüber. Lange Zeit stritten sich die Franzosen mit der Darmstädter Regierung um das Eigentumsrecht des Restes der zu Frankfurt in Beschlag genommenen Domkostbarkeiten. Endlich wurden von den Schätzen die Schreine der heiligen drei Könige und des heiligen Engel- bertus, die große Monstrunz und andere Kleinode zurückgeliefert. Napoleon, der im Jahre 1811 nach Köln kam, wurde um eine jährliche Unterstützung für die Herstellungs- und Unterhaltungskosten von 40 000 Franken an- gegangen; aber obwohl die Sache einigermaßen die Aufmerksamkeit des Mannes erregte, welcher die Vollendung des Mailänder Doms angeordnet hatte, so blieb doch der Antrag ohne Erfolg. Alles, was bis zum Be- freiungsjahr 1814 unter der Herrschaft der Fremden geschah, beschränkte sich auf die Wiederherstellung der jahrelang ihrer Bleibedeckung beraubt gebliebenen Dachrinnen und auf die notdürftigste Erhaltung des Dachwerks überhaupt. Der Dachdeckermeister war damals der erste und wichtigste Baubeamte am Dom! Unterdessen hatte der Umschwung des Geistes, welcher der Erhebung Deutschlands vorherging, die Aufmerksamkeit auf die altvaterländischen Denkmale und so auch auf den Dom von Köln gelenkt. Sulpize Boisseröe's Bemühungen, durch Messung und Zeichnung einen Begriff von diesem erhabenen Bauwerk und seiner Vollendung zu geben, hatten unerwarteten Beifall gefunden. Als nun endlich die Zeit der Befreiung gekommen und das Land am Niederrhein unter die Herrschaft von Preußen getreten war,

9. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 144

1882 - Kiel : Homann
144 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. sprachen sich viele der einflußreichsten Männer für eine umfassende Wieder- herstellung und selbst für den Fortbau der Domkirche aus. Am günstigsten wirkte die Begeisterung des für alles Hohe und Edle einpfänglichen Kron- prinzen Friedrich Wilhelm (nachmals König Friedrich Wilhelm Iv.), welcher gleich nach dem Friedensschluß im Jahre 1814 das ehrwürdige Gebäude besucht und bewundert hatte. Auf besondere Verwendung des Kronprinzen befahl König Friedrich Wilhelm Iii., „daß das Vorhandene erhalten werden solle". So verhütete er mit segensreicher Hand den weiteren Verfall. Nach Schinkels Untersuchung im Jahre 1816, aus welcher sich ergab, daß der Verfall dieses riesenhaften Gebäudes auch im Steinwerk viel größer war, als man erwartet hatte, schritt man zur Herstellung der beschädigten Teile, zur Ergänzung derer, welche bereits verloren ge- gangen, zur Erneuerung derer, welche verwittert waren und der Sicher- heit des Ganzen Gefahr drohten. Man trug den kleinen Turm des großen Chordachs, welcher wankend geworden war, ab, weil er durch seine Bewegung verderblich auf das Dach, somit auch auf das Gewölbe und den Giebel des westlichen Chorendes wirkte. Die Verbesserung des sehr schadhaften Dachwerks und des Wasser- laufs gehörten zu den ersten Arbeiten. Bald nachher fand sich, daß der Krähn, welcher mit seinem Dach dem südlichen Turm zur Bedeckung diente, auch ganz schadhaft geworden war. Die Einwohner von Köln, gewöhnt an dieses alte Wahrzeichen ihrer Stadt und wie im Vorgefühl, daß der so lange stillgestandene Bau doch noch einmal weiter fortgesetzt werden würde, gaben freiwillig Beiträge; ja ein alter Ehrenmann, von Klespe, einer der letzten Bürgermeister der freien Reichsstadt, vermachte eine an- sehnliche Summe zur Erneuerung des Krahns und im Jahre 1819 kam dieselbe zu Stande. Die Fortschritte dieses Herstellungsbaues hatten den Mut und die Fähigkeit zur Arbeit zusehends im Wachsen gezeigt; man erkannte, daß unsere Zeit wohl imstande sei, dasselbe zu leisten, was die alten Meister des Baues geleistet hatten. Doch wagte man es kaum, und nur als einen Wunsch, den man sofort in das Reich idealer Träume verwies, den Ge- danken an eine eigentliche Fortsetzung des Baues, an eine Vollendung dessen, was die alten Meister unvollendet hinterlassen hatten, auszusprechen. War doch die Vollendung des Querschiffs und der Langschisfe auf 6 Mil- lionen, die Vollendung der Türme auf 24 Millionen Mark berechnet worden! Indessen die Arbeiten nahmen einen glücklichen Fortgang. Eine wesentliche Förderung erwuchs dem Unternehmen aus der Auffindung der alten Pläne. Auf dem Speicher des Gasthofes „Zur Traube" in Darm- stadt fand ein Dekorationsmaler die große Pergamentrolle mit dem Riß des nördlichen Turmes und rettete sie vom Verderben. Der Speicher gehörte zu einem Gasthause, dem nämlichen, in welchem das Domarchiv war geteilt worden. Man hatte sich des auf Pergament gezeichneten Risses bedient, um Bohnen darauf zu trocknen und hatte ihn zu diesem Ende aufgenagelt. Zum Glück aber fand sich außer einigen Flecken und Nagel-

10. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 82

1882 - Kiel : Homann
82 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Proportionstafeln, nach welchen sie arbeiteten. Wir sehen den Seiler, den Schuhmacher, den Töpfer arbeiten, wir sehen den Zimmermann mit Axt und Säge hantieren, den Metallarbeiter den Blasebalg gebrauchen; wir sehen die Goldschmiede und Wasfenarbeiter, die Spinner und Weber. Wir lernen die einfachen Verrichtungen des ägyptischen Webstuhls kennen, welcher die im Altertum hochgepriesenen Gewänder von Byssos lieferte, deren dauerhafte Fäden noch heute an den Bekleidungen der Mumien untersucht werden können. Wie frühzeitig entwickelt, wie weit vorgeschritten die Technik der Ägypter gewesen ist, davon giebt der durch Denkmale bewiesene Betrieb von Kupferminen auf der Sinaihalbinfel schon zur Zeit Cheops, davon giebt die Darstellung von Glasbläsern in den Gräbern von Veni- hassan, deren Alter über die Zeit der Erbauung des Labyrinths hinauf- reicht, ebenso überraschenden als ausreichenden Beweis; wie denn überhaupt Gefäße und Becher nicht selten in den Gräbern gefunden werden. Die Kleidung der vornehmen Ägypter war reich. Könige und Priester sind aus den Monumenten gewöhnlich in langen, eng anschließenden und sorgfältig in Falten gelegten Gewändern abgebildet. Die Frauen werden von ihren Dienerinnen gebadet und gesalbt und ihre Haare künst- lich geordnet. Ringe der mannigfachsten Form zieren fast jeden Finger, Halsketten, Ohrgehänge und Armbänder aller Art fehlen nicht. Auch Metallspiegel und Salbenbüchsen sind häufig in den Gräbern gefunden worden. Geringere Leute trugen ein leinenes Hemd, das unter den Knieen mit Fransen besetzt war, und einen wollenen Mantel darüber; Hand- arbeiter und die untersten Klassen nur einen Schurz um den Leib. Die Häuser der Begüterten hatten mehrere Stockwerke und waren mit den noch heute im Orient gebräuchlichen Galerieen und Terrassen ver- sehen. Sie waren im Gegensatz zu den Palast- und Tempelbauten leicht und zierlich. Bei den Landhäusern gab es schattige Gänge von genau in Reihen gepflanzten Bäumen, abgezirkelte Blumenbeete, zierliche Pavillons und Wasserbecken. Man lebte gesellig im alten Ägypten. Wir sehen in den Gräbern westlich vom Palaste Ramses des Großen Männer im Wagen zur Gesellschaft fahren oder im Tragsessel dahin tragen. Geschmückte Männer und Frauen verkehren dann im Saale mit einander, hellfarbige und schwarze Sklaven, zum Teil zierlich gekleidet, reichen ihnen Blumen- kränze und Schalen. Der Tisch ist gedeckt, Brot, Feigen und Trauben in Körbchen, der Wein in Glasflaschen, Gemüse und Geflügel ist aufgesetzt. Die festen Speisen werden mit der Hand, die flüssigen mir Löffeln gegessen. Während des Essens ließen sich Tänzer sehen und Musikbanden auf Harfen, Guitarren und Flöten hören, in deren Klänge sich die Töne des Tamburins mischten; auch sang wohl ein Chor zur Harfe. Doch singt und tanzt die Gesellschaft auch selbst. Geschmückte Frauen rühren die Guitarre und die Leier; einige singen und klatschen in die Hände, während andere Frauen nach dem Takte dieser Musik tanzen. Auch das Ballspiel wurde in Ge- sellschaft von Männern und Frauen geübt; das Brettspiel und das Finger- spiel, welches noch heute im Süden üblich ist, betrieben. Übungen der
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