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1905

1. Altdeutsches Lesebuch - S. V

1905 - Bamberg : Buchner
Vorwort. Das vorliegende Buch möchte in erster Linie unseren höheren Lehr- anstalten eine wohl erwogene Auswahl mittelhochdeutschen Lesestofses zur Verfügung stellen. Es geht aber einen Schritt weiter und will auch dem literaturgeschichtlichen Unterricht Proben an die Hand geben, ohne die ihm eine sichere Grundlage fehlt. Und es beschränkt sich da nicht ans unser althochdeutsches Schrifttum, es zieht auch die Schriftwerke der niederdeutschen Altsachsen sowie der stammverwandten Angelsachsen und Normannen mit herein, kurz, es möchte die Geistesverwandtschaft aller germanischen Völker in ihren frühesten Geistesäußerungen dar- tun. Wir hoffen mit diesem Bestreben nicht aus Widerstand zu stoßen. Namen wie Edda, Beo Wulf und Heliand sollen und dürfen der heran- wachsenden deutschen Jugend, die einst die geistige Führung der Nation zu übernehmen berufen ist, nicht ein leerer Schall bleiben. Wenn der Unterricht im Griechischen und Lateinischen, im Englischen und Französischen sich nach Kräften bestrebt, die hervorragendsten Geistesschätze der beiden antiken Völker und der zwei westländischen Nationen unserer Jugend zu erschließen, so wäre es ein schweres Versäumnis, das die Vertreter des deutschen Unterrichtes auf sich lüden, wollte dieser nicht auch die edelsten Früchte, die der germanische Geist im Laufe der Jahrhunderte hervor- gebracht, der deutschen Jugend vermitteln. Dichtungen von der Großartig- keit der Woluspa, von dem kernigen Humor der Thrymsquida, von der männlichen Gediegenheit, wie sie die Spruchweisheit der Edda atmet, haben an sich bildenden Wert*), das Beownlfslied verdient schon als das *) Sehr gerne hätten wir auch Proben ans der Nibelnngendichtnng des Nordens geboten, aber die Form, in der die Signrdlieder ans nns gelangt sind, erwies sich bei eingehender Prüfnng leider nicht als künstlerisch vollendet genng, um die Aufnahme anch solcher Stiicke zu rechtfertigen.
1905

2. Altdeutsches Lesebuch - S. VIII

1905 - Bamberg : Buchner
Viii vom Nibelungen- wie vom Gudrunlied besonders die zweite Hälfte Berück- sichtigung gefunden, so werden Kenner der Sache das nicht minder billigen als die Tatsache, daß etwa die Hälfte des ganzen Lesebuches den Nibelungen und Walther eingeräumt wurde. Daß der in einem Anhang beigegebene Abriß einer Sprachlehre sich nicht auf das Mittelhochdeutsche beschränkt, sondern bis zum Althoch- deutschen zurückgeht, ist nicht nur in dem Inhalt des Buches, sondern auch in dem Umstand begründet, daß nicht wenige Spracherscheinnngen sich be- friedigend nur aus der althochdeutschen Wortform erklären lassen: warum es z. B. ziehen, aber ich ziuhe, warum das Eigenschaftswort veste, das Umstandswort aber vaste heißt, und so manches andere läßt sich eben aus dem Mittelhochdeutschen allein nicht klar machen. Im übrigen kann es auch nicht schaden, wenn man sich bewußt wird, daß unsere Muttersprache drei große Entwicklungsstufen aufweist, daß Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsch untrennbar zusammengehören. Möge denn das altdeutsche Lesebuch dazu mitwirken, unserer Jugend eine Vorstellung von der Kraft und Schönheit unserer alten Sprache zu vermitteln, möge es dazu beitragen, das heranwachsende Geschlecht des zwanzigsten Jahrhunderts in die schönsten Hervorbringungen deutschen und germanischen Geistes der Vorzeit einzuführen und dadurch Liebe zum eigenen Volkstum wecken und nähren helfen. M ün ch en, Neujahr 1905. Kermaim Stöckel.
1905

3. Altdeutsches Lesebuch - S. 3

1905 - Bamberg : Buchner
3 2. In der Urzeit war's als Imir lebte: Da war nicht Kies noch Meer noch kalte Woge; Nicht Erde gab es noch Oberhimmel, Nur gähnende Kluft, doch Gras nirgends. 3. Da lupften Burs Söhne die Erde empor Und erschufen den schönen Midgard, Von Süden beschien die Sonne den Boden, Da wuchs auf dem Grunde grünendes Kraut. 4. Da gingen zu Sitze die Götter alle, Die heiligen Herrscher, und hielten Rat: Sie benannten die Nacht, Neumond und Vollmond, Morgen und Abend, Mittag und Vesper, Die Zeiten all zur Zählung der Jahre. 5. Auf Jdafeld kamen Altäre zu schaffen Sie gründeten Essen Hämmerten Zangen die Äsen zusammen und Tempel zu bauen; das Gold zu schmieden, und Handwerkszeug. Str. 2, V. 1: Imir, dcrurriese, den die Götter Odin, Wili und We töteten, wo- rauf sie aus seinen Gliedern die Welt erschufen. In der Prosa-Edda ist diese heidnische Erinnerung getilgt; dort lautet der 4. Vers dieser Strophe: „In der Urzeit Tagen war eitel nichts." Vgl. mit dieser Strophe das Wessobrunner Gebet. Str. 3, V. t: Bur, der Geborene, das erste lebende Wesen, seine Söhne nennt die Prosa-Edda Odin, Wili, We. — V. 2: Midgard, das Gehege der Mitte, die in der Mitte des Weltalls gedachte Erde, der Wohnsitz der Menschen. Str. 4, V. 4: Vesper, Spätnachmittag. Str. 5, V. 1: Jdafeld (d. h. das Feld emsiger Tätigkeit), Wohnstätte der Götter im goldenen Zeitalter. — Äsen heißen bei den Nordgermanen die Götter, Asgard ihr Wohnsitz; das Wort ist wahrscheinlich verwandt mit skr. usu, Leben, Lebensgeist (iran. anhu, Herr); davon abgeleitet sind die germanischen Namen, die mit Ans-, As- und Os- zusammengesetzt sind. Als zweites Göttergeschlecht erscheinen die Wanen (tvohl vertvandt mit alts. wänarü, Tageshelle, Sonnenglanz), ursprünglich, wie es scheint, Gottheiten der Luft und des Meeres, dann der Schiffahrt und des Handels. Ihre Ver- ehrung gelangte erst allmählich von den Südgermanen zu den Nordländern. Das Eindringen des Wanenkultus in das Gebiet des Asenkultus scheint den Mythus vom Wanenkricg hervorgerufen zu haben, demzufolge die Wanen (denen Njord und seine Kinder Freyr und Freyja angehören) nach einem gewaltsamen Angriff auf Asgard von den Äsen als gleich- berechtigt aufgenommen wurden. 1*
1905

4. Altdeutsches Lesebuch - S. 4

1905 - Bamberg : Buchner
4 6. Im Hofe übten sie heiter das Brettspiel, An blitzendem Golde gebrach's ihnen nicht. Bis die mächtigen drei Mädchen kamen, Die Töchter der Niesen ans Thursenheim. 7. Da kamen zum Meerstraud mächtig und hold Aus diesem Geschlecht drei der Äsen; Auf freiem Felde fanden sie kraftlos Ask und Embla unsichern Loses. 8. Hauch und Seele hatten sie nicht, Gebärde noch Wärme noch blühende Farben; Den Hauch gab Odin, Hönir die Seele, Lodur die Wärme und leuchtende Farben. 9. Eine Esche kenn' ich, Mgdrasii heißt sie, Den gewaltigen Baum netzt weißes Naß; Von dort kommt der Tau, der die Täler befeuchtet; Immergrün steht er an der Urd Quelle. 10. Es steht ein Saal am Stamme des Baumes, Drei weise Jnngfran'n wohnen darin: Die eine heißt Urd, die andre Werdandi (Sie schnitzten in Schindeln), Sknld ist die dritte; Des Lebens Lose legten sie fest Den Menschenkindern, der Männer Schicksal. Str. 6, V. 3: Die drei Nornen (b. h. Verknüpferinnen?) Urd, Werdandi und Sknld (Vergangenheit, Gegenivart und Zukunft), die Gattern und Menschen das Schicksal weben. — V. 4: Die Niesen, Verkörperungen der ungebändigten Natnrgewalten, heißen Thursen (wohl verwandt mit nltinb. turas, kräftig) und Ioten (van it.an, essen). Ihre Heimat, Thursenheim, Jotenheim, ist im Nordosten gedacht, woher für Skandinavien die rauhesten Winde wehen. Str. 7, V. 2: Die drei Äsen sind der höchste Gott Odin, der noch nicht be- friedigend gedeutete Hönir und der wohl dem Loki gleichzusetzende Lodur. — V. Ask — Esche, Embla —Ulme; aus ihnen schaffen die drei Äsen das erste Menschenpaar. Str. 9, V. 1: Aggdrasil heißt die Weltesche, deren Name „Roß des Agg" (d. h. des Schrecklichen, nämlich Odins) bedeutet, da sich Odin, um die Runen zu erfinden, sich selbst opferte, indem er sich an die Weltesche heftete und mit dem Speer verwundete, wie er in den Sprüchen Hars (138) von sich selbst berichtet. Str. 10, V. 2: Drei weise Jungfrauen, die Nornen; vgl. Str. 6, V. 3.
1905

5. Altdeutsches Lesebuch - S. 19

1905 - Bamberg : Buchner
19 — Die Rechte gestützt auf den Rand des Schildes Erhob sich der Hohe behelmt und gepanzert Und ging ins Geklüft des Klippenfelsens Auf sich nur trauend, feiner selbst gewiß. Aus dem Steintor strömten sprudelnde Wogen, Ein quelleuder Gießbach in Gischt und Qualm Brodelnd und brausend vom Brande des Drachen. Der Held erhob seine hallende Stimme Aus ergrimmter Brust und den grauen Stein Durchschallte sein Sturmruf streitbegierig. Des Hortes Hüter hörte den Mann, Zur Fehde gereizt, und folgte dem Ruf. Da ringelt' zuerst sich Rauch aus der Höhle, Feuchtheiß fauchend, des Feindes Atem, Daun der Drache selbst; es dröhnte die Erde. Die Ergrimmten sah'n mit Grau'n aufeinander. Der Starke stand gestemmt an den Schild, Das scharfe Schwert zum Schwung erhoben. Schnell rollte der Wurm sich im Ring zusammen; Sein harrte der Held, zum Hiebe bereit. Da kam er gekrochen mit gekrümmtem Rücken; Glutenschnaubend glitt er heran. Wohl schirmte da der Schild von Eisen Den kühnen König, doch kürzere Frist, Als der Held gehofft; denn hier erfuhr er Des Unheils Macht zum erstenmal. Wohl fiel mit Wucht auf den Feuerwurm Sein schnelles Schwert; doch die Schneide glitt ab An der hörnenen Haut, die Hilfe versagend, Da der mutige Mann sie am.meisten bedurfte, Von Drangsal umdroht. Der Drache zuckte Vom schmetternden Schlage schmerzergrimmt, Und wütend warf er wildere Gluten; Die Flammen flogen flackernd umher. Mit wogenden Weichen schoß er wieder vor Und aufs neue duldete Not und Qual Des Landes Fürst, vom Feuer umlodert. Nicht eilten die Edeln vereint ihm zu Hilfe, 2*
1905

6. Altdeutsches Lesebuch - S. 6

1905 - Bamberg : Buchner
6 6. Von Osten fährt Hrym, im Arme den Schild, Dnrch die Wogen wälzt sich die Weltschlange Im Riesenzorne; rauh krächzt der grane Aar Leichen zerreißend; los wird Naglfar. 7. Es segelt von Norden über die See ein Schiff Mit den Lenten der Hel und Loki steuert; Dem Wolfe folgen die wilden Gesellen, Mit ihnen ist Byleipts Bruder im Zuge. 8. Vom Mittag kommt Snrt mit dem Mörder der Zweige, Vom Schwerte leuchtet der Schlachtgötter Sonne, Die Steinberge stürzen, es straucheln die Riesinnen, Hel schlingt die Menschen, der Himmel birst. 9. Es naht der Hlin ein neuer Harm, Wenn Walvater anszieht den Wolf zu bestehn Und den Snrt der weiße Würger des Beli; Der Frigg Freude wird fallen alsdann. 10. Widar kommt dann, Walvaters Sohn, Der gewaltige Held, mit dem Wolf zu kämpfen: Die Klinge stößt er dem Kinde des Riesen Dnrch den Rachen ins Herz und rächt den Vater. 11. Auch Hlodyns Sohn, der herrliche, kommt dann; Die Erdnmschlingerin öffnet gähnend Den weiten Schlund bis zur Wölbung des Himmels, Doch Odins Sohn geht dem Untier entgegen. Str. 6, V. 1: Hrym, der Führer der Niesen im letzten Weltkampf. — V. 2: Die Weltschlange Midgardsorm, die Midgardschlange, als Lokis Sohn gedacht, ein riesischer Drache, der ans dem Grunde des Meeres die Erdscheibe umschlingt. — V. 3: Der graue Aar, der Riese Hräswelg (Leichenschwelger), der am Himmelsrand sitzend mit seinen Flügelschlägen den Wind erzeugt. Str. 7, V. 2: Hel, die Unterweltsgöttin, zu der die nicht den Heldentod Ge- storbenen gelangen. — V. 4: Byleipt, ein Bruder Lokis, sonst unbekannt. Str. 8, V. 1: Snrt, der Fürst der Feuerriesen aus Muspellheim. —- Mörder der Zweige — Feuer. — Der Schlachtgötter Sonne — der von den Waffen ausstrahlende Glanz. Str. 9, V. 1: Hlin, sonst Nanie einer Dienerin der höchsten Göttin Frigg, hier offenbar als die Gemahlin Odins selbst gedacht. — V. 2: Der Wolf, hier und in Str. 10, V. 2 — Fenrir. — Ss. 3: Beli (der „Brüller"), ein Riese, den der Sonnengott Freyr erschlagen hat, der deshalb „Würger des Beli" heißt. — V. 4: Der Frigg Freude — Odin. Str. 10, V. 1: Widar, ein Sohn Odins; er tötet den Fenrir. Str. 11, V.1: Hlodyns Sohn — Thor, nach seiner Mutterjord benannt, die auch Hlodyn heißt. — V. 2: Die Erdnmschlingerin —die Midgardschlauge. — S3.4: Odins Sohn — Thor.
1905

7. Altdeutsches Lesebuch - S. 22

1905 - Bamberg : Buchner
22 Um den Blutenden war der blühende Freund, Der treffliche Degen, treulich bemüht. Er löste den Helm dem lieben Herrn Und besprengt' ihn mit Wasser. Der Wunde sprach: „Nun würd' ich der Wehr und Waffenrüstung Gesamten Besitz meinem Sohne geben, Wenn ein leiblicher Erbe mir verliehen wäre. Dieses Volkes waltet' ich fünfzig Winter. Kein Fürst der Nachbarn nah und fern Wagte mich mehr mit Waffen zu grüßen Im Schrecken der Schlacht. Meine Schicksalszeit Weilt' ich im Wohnsitz und bewahrte das Meine. Nie brach ich den Frieden aus Frevelmut; Kein tückischer Schwur beschwert mich im Tod. Nun hol' aus der Höhle den Hort hervor, Lieber Wiglaf, da der Wurm hier liegt Und schwertwnnd schläft, des Schatzes beraubt. Aber eile dich, daß ich einmal doch Die Geschmeide schaue, den Schmuck der Vorwelt, Und sanfter so vor dem sonnigen Gold Im Lichte der Schätze vom Leben scheide, Von Land und Leuten, die ich lange beherrscht." — Gehorsam dem Wort des wunden Herrn Lief der Held im Harnisch unter der Höhle Dach. Aus dem Finstern funkelte Fülle der Schätze, Glitzerndes Gold, auf den Grund gestreut, Wunder an der Wand bei des Wurmes Lager. Da reihten sich Krüge und reiche Kannen, Ungeschenert seit alten Tagen, Entfallen der flimmernde Flitterbehang. Rüstungen lagen da, rostige Helme, Manch köstlicher Drahtreif kunstvoll gedreht. Hoch überm Horte hing ein Banner Ganz und gar aus Gold gewirkt, Ein Wunderwerk der Webekunst; Glühend hell beglänzt' es die Halle. Da raffte Wiglaf in rascher Wahl Von den schimmernden Schützen die schönsten auf. 130 135 140 145 150 155 180 165
1905

8. Altdeutsches Lesebuch - S. 8

1905 - Bamberg : Buchner
4. Einen Saal seh' ich stehen — die Sonn' überstrahlt er — Mit Gold gedeckt auf Gimles Höhen: Dort werden wohnen wackere Scharen Und ein Glück genießen, das nimmer vergeht. Aas clied von Wrym. Ein erzählendes Gedicht vom Gewittergotte Thor (Donar), das auf einem Natur- mythus beruht. Der Riese Thrym erscheint als Vertreter des Winters, in dem es keine Gewitter gibt; er hat dem Wettergott seinen Hammer (den vernichtenden Blitz) gestohlen, der im Frühling von Thor zurückgewonnen wird mit Hilfe Lokis (hier als die wärmere Luft zu deuten) und Freyjas mit dem Federkleid, der Regenwolke. Das Lied von Thrym ist eines der ältesten und besten Gedichte der ganzen Edda. 1. Wild war Wingthor, als er erwachte Und Mjolnir vermißte, den mächtigen Hammer: Es schüttelte den Bart, es schwenkte das Haar Der Erde Sohn, um sich greifend. 2. Das erste Wort, das er aussprach, war dies: „Höre du, Loki, was hiemit ich melde — Noch ahnt es keiner im Erdenreiche Noch oben im Himmel — der As' ist des Hammers beraubt!" 3. Sie gingen zum herrlichen Hofe der Freysa; Das erste Wort, das er aussprach, war dies: „Willst du mir, Freyja, dein Federkleid leihen, Den geraubten Hammer zurückzuholen?" Str. 4, B. 2: Gimle, d. h. Edelsteindach, hier wie der Name des Berges be- handelt, an einer anderen Stelle passender als Name für den Saal gebraucht, den die schuldlosen Bewohner der erneuten Welt bewohnen werden. Str. 1, B. 1: Wingthor, wohl Schwing- oder Schleuder-Thor, Beiname des Gottes, der den Blitzhammer schleudert. — B. 2: Mjolnir, der Zermalmer, Thors Hammer, der nie das Ziel fehlt und nach jedem Wurfe von selbst in die Hand des Gottes zurückkehrt. — V. 4: Die Erde, Jord, ist die Mutter Thors. Str. 2, V. 2: Loki, d. h. Schließer, Beendiger (von lulln, schließen), der Gott, der alles endet, das Erfreuliche wie das Unerfreuliche, daher gelegentlich Freund wie Feind der übrigen Götter, nach späterer Deutung als Logi (Lohe), Gott des Feuers, aufgefaßt. Unter die Äsen erst nachträglich aufgenommen, dadurch daß er Blutbrüderschaft mit Odin trinkt, gehört er von Abstammung den Riesen an; seine Kinder sind die Midgard- schlange, der Fenriswolf und die finstere Toteugöttin Hel. Str. 3, V. 1: Freyja (Herrin), Schwester des Sonnengottes Frey (Herr), Tochter des Njord, ursprünglich Göttin des befruchtenden Sommerregens (ihr Fe der kleid ist die Wolke), später der Liebe und Schönheit.
1905

9. Altdeutsches Lesebuch - S. 26

1905 - Bamberg : Buchner
26 — So kündet' der Kühne die Kummerbotschaft Der Wahrheit getreu und die Waffengenossen Eilten alle zum Adlerfels Weinend voll Weh, das Wunder zu schauen. Sie sahen entseelt auf dem Sande den Herrn, Der mit Ringen sie einst so reich begabt. Ihm gegenüber, dem Anblick greulich, Lag der leidige Lindwurm tot, Der grimme Gast, von Gluten geschwärzt; Fünfzig Fug war der Furchtbare lang. Und neben ihm blinkten Becher und Näpfe, Kannen und Krüge, köstliche Schwerter, Von Rost benagt, da sie niemand berührt Tausend Winter in der Tiefe der Erde. Ohne Säumen sandte der Sohn Wichstans Zu den Herrn der Gehöfte, daß sie Holz ans dem Walde Fernher führten mit ihren Gefolgsmannen Zum Leichenbrand: „Nun umlohe die Glut, Die düstere Flamme, den Führer der Degen, Der dem Eisenhagel oft getrotzt, Wenn der Bolze Sturm von den Bogenstrüngen Über den Schildwall sauste, von der Schützen Sehne Folgsam flog der befiederte Schaft." — Dann wählte sich Wiglaf ans bewährten Helden Sieben Gesellen und er selber ging Mit ihnen hinein in die Unglückshöhle. Der Vorderste trug eine Fackel voran. Nicht erlas man durchs Los, wer sein Leben fetze An den Raub der Ringe: denn rings im Saal Lag alles offen, unbewacht. Es erklang keines Eigners Klag' und Einspruch, Als sie hurtig den Hort aus der Höhle trugen, Die schönen Geschmeide. Sie schoben den Wurm Über den Felsen hinab; ihn entführte das Meer, Den Wächter des Schatzes, im Schoß der Wellen. Auf Wagen lud man das gewundene Gold, Das ungezählte, und die Edeln trugen Den Heldenherrn gen Hronesnäs. 275 280 285 290 295 300 305 310
1905

10. Altdeutsches Lesebuch - S. 10

1905 - Bamberg : Buchner
10 Loki. 10. „Ich melde Erfolg, der die Mühe verlohnte: Thrym hat den Hammer, der Thursen Beherrscher; Keiner wird ihn wieder bekommen, Führt man ihm Freyja zur Frau nicht hin." 11. Sie gingen znm herrlichen Hofe der Freyja, Das erste Wort, das er anssprach, war dies: „Schmücke dich, Freyja, mit dem Schleier der Braut, Wir zwei müssen reisen ins Niesenland." 12. In schrecklichem Zorn schnaubte Freyja, Die Burg der Äsen erbebte davor, Zerbrochen fiel nieder das Brisingenhalsband: „Die Männertollste müßte ich heißen, Reiste ich mit dir ins Riesenland." 13. Die Äsen alle eilten znm Thingplatz, Die Asinnen auch kamen alle znm Rat; Das berieten die ruhmvollen Götter, Wie man Hlvrridis Hammer holen könnte. 14. Das Wort nahm Heimdall, der Weißeste Ase, — Er wußte die Zukunft, den Wauen gleich —: „Schmücken wir Thor mit dem Schleier der Braut, Er trage das breite Brisingenhalsband. 15. „Reicht ihm den Ring mit den rasselnden Schlüsseln, Laßt Weiberröcke ihm wallen nms 51 nie, Die Brust ziert ihm mit breiten Steinen Und krönt den Kopf ihm tnit kunstvollem Putz." 16. Thor gab Antwort, der Äsen stärkster: „Weibisch werden mich nennen die waltenden Götter, Lass' ich mich schmücken mit dem Schleier der Braut." Str. 12, B. 3: Das Brisingenhalsband, auf die Morgen- und Abendröte gedeuteter Schmuck Freyjas, der ursprünglich wohl der Gemahlin Odins, Frigg, gehörte, geschmiedet von kunstreichen Zwergen, den Brisingen, d. h. Flechtern. Str. 13, V. 1: Thingplatz, Beratungsstätte, wo „gedungen", verhandelt wird. Str. 14, V. t: Heimdall (der über die Welt Glänzende), der Weißeste Ase, ur- sprünglich wohl der Gott des ersten Frühlichtes, der Morgendämmerung, dann der Wächter von Asgard, der im letzten Wellkampfe Loki die Todestvunde schlägt und sie zugleich von ihm empfängt. — B. 2: Wanen, s. Woluspa a, Str. 5, Anm. 1. Str. 15, V. 1: Der Schlüsselbund, das Zeichen der Hausfrau.
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