Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
der
Fürstentümer Schwarzburg.
Jür Schute und Accus
bearbeitet
von
G. Wallenhauer,
Rektor und Kantor an der Bürgerknabenschule zu Rudolstadt.
Mit ritt« Spezialkarte vom Oberlehrer Aich. Zkerte» in Sondersyausen.
Zweite veränderte und stark vermehrte Auflage.
Mndotstadt, 1882.
Druck und Verlag der Fürstlich priv. Hofbuchdruckerei.
F. Mitzlaff.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Vorwort zur Auflage.
Im Gebiete der Rinne, bei Cordobang im Rndolstädtischen, führt ein
hochgelegenes Ackergrundstück den Namen „die halbe Welt." wenn auch be-
wogen durch die sich hier bietende weite Rundficht auf einen guten Teil des
schwarzburgifchen Landes und darüber hinaus, mag es dem Erfinder
dieser Benennung doch mehr oder weniger nur um einen Scherz zu thun ge-
wesen sein, wäre der Namengeber ein Humboldt gewesen, nach dessen Worte
die Natur in jedem Winkel der Erde ein Abglanz des Ganzen ist, dann könnte
es wirklich in seiner Abficht gelegen haben, einen so verschwindend kleinen
Teil der Erdoberfläche zum Rahmen der halben Welt zu machen; ja, er hätte
sich alsdann noch weltumfassender ausdrücken und sür „ h a l b e Welt" „ganze,
weite Welt oder Erde" sagen können. Und das mit Lug und Recht; denn
wenn du genaue Kunde von deinem beimatsorte mit seiner nächsten Umgebung
und von deinem engeren vaterlande erlangt hast, so legst du dadurch den besten
Grund zum Verständnis der entlegensten Räume der Erde, und deine ibeimat
wird dir zum Spiegelbild des Srdganzen.
Unsere Heimat, so klein sie ist, ist mehr als manches andere deutsche Ge-
biet dazu geeignet, die Erde im Kleinen darzustellen: jede ihrer Landschaften
hat ihr eigentümliches Gepräge; die Formen und Arten des Rodens find
mannigfaltig; fließende und stehende Gewässer find in reicher Anzahl und
verschiedener Größe vorhanden; selbst die klimatischen Verhältnisse bieten ziem-
lich schroffe Gegensätze, so daß z. R. der im milden Klima der Niederungen
Erwachsene sich unter dem „schwarzburgischen Sibirien"*) das echte
Sibirien vorstellt, oder umgekehrt, daß dem auf den rauhen, unwirtlichen
höhen beimischen die milden Thalfluren zu Bildern für reizende Landschaften
des Südens werden.
Möchte es mir gelungen sein, durch diese Landeskunde das geographische
wissen bei unserer lieben Schuljugend mehr zu begründen! Möchte sich auch
der Wunsch erfüllen, durch dieses Schriftchen Liebe zum Fürsten und zum
ganzen Fürstlichen tzause, Anhänglichkeit an die Heimat und Achtung gegen
dieselbe und Liebe zum großen vaterlande zu wecken und zu fördern! Dieses
Anschließen an die teure Heimat, dieses Festhalten derselben mit dem ganzen
Gerzen warm zu pflegen, ist besonders Pflicht der Volksschule. Sie wird diese
Achtung gebietende Liebe in den zugendlichen Berzen um so fröhlicher gedeihen
sehen, je mehr sie in dieselben den Samen der Erkenntnis von dem eben zu
liebenden Gegenstande ausstreut, eingedenk des schönen Wortes; „Die mensch-
lichen Dinge muß man erkennen, um sie zu lieben." D. v.
Vorwort zur 2. Auflage.
^er mehrfach ausgesprochene Wunsch, daß in diesem werkchen bei einer
neuen Auflage jeder Grt Aufnahme finden möchte, hat den Verfasser bewogen,
besonders nach dieser Seite hin eine Erweiterung eintreten zu lasten. Möge
dieselbe zu allseitiger Befriedigung vollführt worden sein! Durch diese Stoff-
Häufung wird das Schriftchen in den Augen desjenigen, der der Heimatskunde
dem geographischen Gesamtunterrichte gegenüber ausschließlich einen propädeu-
tischen Eharakter beimißt, diese Signatur noch mehr verleugnen, als bisher.
Die Heimatskunde soll ja Vorschule für den geographischen Unterricht sein
und hat deshalb in den Schulplänen für das I. bis Iv. Schuljahr wohlver-
diente Aufnahme als besonderer Unterrichtsgegenstand gefunden. Sie hat aber
Ulcht allein die Verpflichtung, die geographischen Elementarbegriffe**) durch Wort
und Bild zur Anschauung zu bringen, sie soll auch mit dieser Ausrüstung die
## Zeichnet der Volksmund die höchstgelegenen Gegenden des Thiiringerwaldes.
• r, } Borausgesetzt, daß jeder Seminarabiturient mit diesen Begriffen vertraut
ist, sind ste hier nicht berücksichtigt worden.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— Iv —
Ke nntnis des Wohnortes mit seiner nächsten Umgebung und des Heimatslandes
verbinden. Um diese Runde zu vertiefen und zu vervollständigen, darf sie auf
den höheren stufen nicht ganz unberücksichtigt bleiben; auch dieses wissen muß
sich konzentrisch erweitern. Cin tieferes Verständnis für die geographische Lage,
für die geologischen und staatlichen Verhältnisse des Wohnortes und für andere
schwierige geographische partieen kann erst dem reiferen Kindesalter zu-
gemutet werden. Können keine besonderen Stunden für den heimatkundlichen
Unterricht in den oberen Klaffen eingestellt werden, so berücksichtige man den-
selben bei dem allgemeinen erdkundlichen insofern, daß die entsprechenden partieen
der entlegenen Lerne mit denen- der Heimat in parallele gestellt werden; und
die Nähe wird so immer wieder ein erleichterndes (resp. beleuchtendes) Spiegel-
bild der Lerne.
Die Benutzung dieser Heimatskunde geschehe immer nach dem weisen
Divide et irnpera !*) So gelangt man auch zu der Meisterschaft eines „weisen
Schulmeisters", die stch in der Beschränkung zeigt. „Lieber Beschränkung,
damit Vertiefung möglich sei." In Bezug aus Ausführlichkeit in der Behaud-
lung halte man ungefähr folgende Ordnung fest. Den höchsten Rang nimmt
immer der Wohnort mit feiner nächsten Umgebung ein; jedes Objekt, das
dieses Terrain enthält, muß wo möglich betrachtet und auf geographischen
Exkursionen an Grt und stelle angeschaut werden. „Recht sehen macht den
Künstler. Man habe auch tausendmal von einem Gegenstande gehört, das
Tiaentümliche desselben spricht zu uns nur aus dem unmittelbaren Anschauen."
(Göthe). Auf zweiter Stufe stehen: die Hauptstadt und die Nachbarorte, auf
dritter die anderen Städte und fernliegende Ortschaften, die in Verbindung mit
dem Heimatsorte stehen (z. B. durch Handelsbeziehungen) oder fönst weger einer
Merkwürdigkeit Beachtung verdienen. Diese Rangordnung halte man sowohl
bei den physischen, als auch bei den politischen Verhältnissen der Heimat fest;
jene, als bleibende, sind mehr zu betonen, was auch den Verf. bewog, die Grt-
fchaften hydrographisch zu ordnen.
Der Lehrer muß natürlich selbst Herr des Stoffes und in der Heimatskunde
hinreichend bewandert sein und nach einem festen Plane im Lehrzimmer und
bei den Spaziergängen verfahren, wo der Raum und der Charakter des
Schriftchens eingehende Behandlung verbot, schaffe der Lehrer eine solche.
Der politisch-statistische Anhang giebt unter anderem dem Lehrer ein Hilfs-
mittel dazu, die Bevölkerungsdichtigkeit für einen Bezirk, eine Ortschaft, ja
selbst für jede Wohnung feststellen zu lassen.
Die stch durch saubere, genaue Zeichnung und seine Darstellung auszeich-
nende Karte wird gewiß jedermann willkommen sein. Sie ist das wert meines
Lreundes und Kollegen, des Oberlehrers Rich. Merten in Sondershausen.**)
Dieselbe, sowie das revidierte, gut gestochene Wappen (berichtigt und neu an-
gefertigt nach dem Lürstendiplom vom z. Juni J7|0) und der deutliche Druck
beweisen, daß die Verlagsbuchhandlung keine Kosten scheute, das werkchen recht
brauchbar zu machen.
herzlichen Dank allen, die dem versasser bei dieser Ii. Auflage behilflich
waren, namentlich meinem Kollegen, dem Herrn Kantor A. Hirschfeld in
Immenrode für die reichen Notizen über die rudolst. Unterherrschaft.
Auch in seiner neuen Gestalt gehe dieses Zchriftchen hinaus, einem schlich-
ten Landmanne gleich, ausstreuend aufs neue den Samen echter Liebe zur
Heimat, auf daß man allerorten in Wahrheit singen und sagen möchte:
„Traute Heimat meiner Lieben!" D. v.
*) Teile und du wirst herrschen!
**) Eine Wandkarte der Heimat ist notwendiges Hilfsmittel beim Unterrichte in
der Heimatskunde. Vortrefflich ist die ebenfalls von Oberl. R. M. gezeichnete Wand-
karte über unsere U.-H. 1871. Selbstverl. Pr. 5,50 M. Eine Wandk. über die
Oberherrschaften will er nächstens folgen lassen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Jürstentünrer Schnxarzburg - Mudotstcröt
und Schnxarzburg-Sonderkäufen.
I. Lage, Grenzen, Bestandteile und Größe.
Unsere beiden Fürstentümer liegen in Thüringen, dem Herzen
Deutschlands. Auf der Karte Thüringens sich zurecht zu finden
ist keine leichte Sache; die Landesgrenzen lausen gar zu bunt und
kreuz und quer durcheinander, und die Zerstückelung hat nicht ihres-
gleichen. Zu dieser Buntfarbigkeit trageu die schwarzburgischeu Lande
ihr gutes Teil bei. Sie bestehen aus der Ober- und der Unter-
Herrschaft; an jeder haben beide Fürstenhäuser Anteil. Jene
liegt am Nordostabhange des Thüringerwaldes zwischen großherzogl.-
und herzogl.-sächsischen, preußischen und reußischeu Besitzungen; diese,
südlich vom Harz gelegen, wird meist von der preußischen Provinz
Sachsen, nur im So. von dem weimarischen Amte Oldisleben und
im W. von dem gothaischen Amte Völkenrode begrenzt. Jede dieser
Herrschasten bildet wiederum kein geschlossenes Ganze.
Die rudolstädter O. H. zerfällt
1) in das Hauptland, von wel-
chem die alteuburger Exklave Am-
melstedt umschlossen wird, 2) in
das durch das meining'sche Für-
stentnm Saalfeld abgetrennte
Amt Leutenberg und 3) bis
6) in 4 Exklaven: W e i ß b a ch im
So. vom Hauptlande, Angel-
rode im W., Elxleben und
Öströda im N.
Die rudolstädter U. H. besteht
1) aus dem größeren Gebiete
mit Frankenhausen und 2)
und 3) aus deu 2 Parzellen:
Schlotheim und Immen-
rode mit Straußberg. j
Das Fürstentum Schwarzburg- ;
Rudolst. hat also 9 getrennte Teile.
Die Ober- und Unterherrschaften sind in ihren äußersten End-
punkten 6 Stunden von einander entfernt.
Wallenhauer, Heimatskunde. 1
Die sondershäusische O. H. be-
steht 1) und 2) aus dem durch
rudolstädter Gebiet getrennten
Bezirke Arnstadt und Gehren
und 3) und 4) aus den 2 Par-
zellen: Rock hausen im N.,
und Geschwenda im W. jener
beiden Bezirke.
Die sondershäusische U. H.
bildet ein zusammenhängendes
Ganze.
Das Fürstentum Schwarzburg-
Sondershausen hat folglich 5 ge-
trennte Gebietsteile aufzuweisen.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
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- 2 —
Die Größe der gesamten schwarzburgischen Lande beläuft sich
auf 180 253 ha 71 a 28 □ m oder 32 Quadrat-Neumeilen und bald
254 da mit 151403 Einwohnern*), die in 17 Städten, 12 Markt-
flecken und 228 Dorfgemeinden wohnen.
Die größte Ausdehnung hat die O. H. in der Haupt-
masfe von S. nach N., (der füdlichste Ort: Alsbach am Rennsteige,
der nördlichste: Elxleben), die U. H. von W. nach O. (der West-
lichste Ort: Keula, der östlichste: Ringleben).
Die Fürstentümer liegen zwischen 50" 10' 26" und 51° 26' 25"
nördlicher Breite und zwischen 28" 10' 4" und 29° 18' 29" östlicher
Länge von Ferro.
Ii. Die Landschaften.
Gebirge. Gewässer.
1. Uebersicht der Gebirge.
Das Hauptgebirge unserer Fürstentümer, zugleich das wich-
tigste Gebirge ganz Thüringens, ist der Thiiringerwald, der im
So., vom Wetzsteine bei Lehesten ab bis zur Saale den Namen
Frankenwald führt; an seinem Nordostabhange liegt der südliche
Teil der O. H. Er streicht südlich bis zur Werra; weiter östlich
verliert er sich in der Hochebene des Frankenwaldes, zwischen ihm
und dem Fichtelgebirge gelegen. Die Grenze seiner nördlichen und
nordöstlichen Ausläufer bezeichnet eine von Eisenach über Ohrdruf,
Plaue, Paulinzella, Blankenburg bis zur Schwarzamündung gezogene
Linie; von hier ab bis zur Einmündung der Selbitz setzt die Saale
die Grenzlinie fort. Nordöstlich von dieser Linie breitet sich zwischen
dieser und dem Harze, der Werra und Saale das Thüringer Hiigel-
land aus. Dasselbe steht durch das Eichsfeld mit den Weserbergen
in Verbindung. Dieses Hügelland bedeckt den nördlichen Teil der
O. H. und die ganze U. H; der größte Teil desselben ist preußisch
und herzogl.-sächsisch; nur die beiden nordöstlichen Züge (Hainleite
und Windleite mit Kyffhänsergebirge) sind fast ausschließlich schwarz-
burgisch. Rechts von der Saale (bei Cumbach, einem 1 Viertel-
stunde südlich von Rudolstadt gelegenen Dorfe) reihen sich die
Heideberge mit dem Kulm an, und an diese schließt sich saal-
aufwärts der Saalwald, der einen kleinen Teil des Leutenberg er
Amtes bedeckt.
2. Die Gebirge im besonderen,
a) Der Thüringerwald.
Er ist eins der schönsten Ketten-Gebirge unseres großen Vater-
landes. Gottes Hand hat über ihn viele Naturschönheiten ausge-
gössen. Er bietet großartige Ansichten, Naturmerkwürdigkeiten und
*) Nach der Volkszählung vom 1. Tecember 1880.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
geschichtliche Erinnerungen mancherlei. Seine vom herrlichsten
Vogelfang belebten Waldungen, seine saftigen Wiesen, seine felsigen,
steilwandigen, gewundenen Thäler mit klaren, schäumenden Bächen
und Flüssen, seine freundlichen, gewerbethätigen Orte — das alles
dient zu seinem Preise. „Er ist ein grünes Blatt, das sich Deutsch-
laud zu Schmuck und Zierde an seine treu schlagende Brust ge-
steckt hat."
Wie ein Riesenarm streckt er sich durch die thüringer Lande
und bildet fast auf feiner ganzen Ausdehnung die Grenze zwischen
Franken und Thüringen.
Kennst du den Hain, den dunklen Fichtenwald,
Wo rings der Schlag des muntern Finken schallt,
Die Drossel sroh auf schlankem Zweig sich wiegt,
Das zarte Moos sich an den Ahorn schmiegt,
Kennst du deu Wald? Dahin, dahin
Sehnt sich mein Herz °, drum laß mich ferne ziehn.
Kennst du das Thal, dort rollt der muntre Quell,
Die Fluten hin, so rein und silberhell,
Der Brunnkretz blüht an seinen Ufern auf,
Vergißmeinnicht umkränzen seinen Lauf,
Kennst du das Thal? Dahin, dahin,
Zu seinem Schatten möcht' ich gerne ziehn.*)
Wo die Selbitz bei dem reußischeu Orte Blankenstein in
die Saale mündet, beginnt er seinen 36 bis 40 Stunden langen
Zug in nordwestlicher Richtung bis zum Einflüsse der . Hörsel in
die Werra. Seinem Kamm entlang, in welchem die Übergangs-
passe geringe Einsattelungen bilden, läuft feit uralter Zeit ein
gebahnter, meist fahrbarer Weg, der 44 Stunden lange Renn-
stieg („Rainstieg," „Renniuuig" d. h. „Grenzweg"). Karl der
Große soll diese wundersame Straße, die ihresgleichen wohl nirgends
hat, als Grenzscheide zwischen Thüringen und Franken angelegt
haben; sie läuft an der Südgrenze unserer Oberherrschaften hin
und scheidet das Gebiet der Elbe von dem des Rheins und
der Weser. Diese Gebiete liegen so nahe beisammen, daß das
Wasser oft zweifelhaft ist, welchem von diesen Strömen es sich zu-
wenden soll. Ja, der Thüringerwald ist Deutschlands Herz, das
seine Adern, seine frischen klaren Quellen und Flüsse dem Rheine,
der Elbe und Weser zuführt.
Der Thüringerwald zerfällt seiner äußern Gestaltung und seiner
innern Beschaffenheit nach in 2 Hälften, geschieden durch eine
Linie vom Bleßberge (bei Eisfeld) nach dem Wurzelberge (bei Katz-
Hütte). Die südöstliche Hälfte ist ein 10 bis 14 Stunden breites,
wellenförmiges, gipfelarmes Hochland (mittlere Höhe 660 bis 750
Meter), in welches zahlreiche enge, gewundene Thäler einschneiden;
*) Aus „Thüringer Waldlied", dessen beide Anfangsstrophen weiter unten
folgen. Dieses Lied, das in seinen Anklängen an das Göthe'sche: Kennst du das
Land, wo die Zitronen blühn", erinnert, wurde von einem Musensohne des
Waldes gedichtet. (Siehe Fleischmanns kulturhistorische Bilder, 1. Heft).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 4 —
hier herrschen die Grauwacke (ein thoniges, sandsteinartiges Gestein)
und der Thonschiefer vor. Die nordwestliche Halste bildet dagegen
eine schmale, geschlossene Bergkette mit bedeutenden Gipfeln; Urge-
birge oder Massengestein (Granit, Porphyr :c.) ist hier herrschend.
Obschon die höchsten Bergkuppen (Beerbera 986 m, Schnee-
kopf 977 m, Jnselsberg 917 m) nicht auf schwarzburgischem Gebiete
thronen, so hat dasselbe dennoch eine Reihe ansehnlicher Gipfel auf-
zuweisen, z. B.:
Auf rudolstädter Seite: den großen Farmdenkopf (höchste
Zinne des 5 Stunden im Umfange haltenden Wurzelberges bei Katz-
Hütte und höchster Gipfel unserer Fürstentümer), 870 m, mit seinen
mehr als 300 Jahre alten Riesentannen, von denen eine einzige
60 bis 70 Raummeter Holz liefert*); den Rollkops bei Scheibe
840 m; den Lindigskopf bei Katzhütte, 744 in; die Mensel-
bacher Kuppe, 803 m; den Kirchberg bei Oberweißbach, 778 m ;
den Henneberg im Sormitzgebiete, 706 m; die Barigauer
Höhe, 622 m. Der erste und die 4 letztgenannten Berge bieten
entzückende Aus- und Umsichten.
Auf sondershänsischer Seite: den Rehberg, höchsten Punkt
des Landes, 834 m; den Arolsberg am Rennsteige, 840 m; den
Ersteberg, auch am Rennsteige, 840 rn; den Langenberg bei
Gehren, 818 m; den Kienberg bei Öhrenstock, 782 m, beide
mit herrlicher Aussicht; den großen Drei Herrn st ein (811 m)
am Rennsteig, wo Sondershausen, Weimar und Preußen zusammen-
grenzen.
Die Perle der zahlreichen Thäler, die tief in den Kamm ein-
schneiden, ist unser Schwarzathal, dessen Lob in weitester Ferne
erschallt, es ist ein Längenthal. Die übrigen Thäler sind fast samt-
lich Qnerthäler.
Das Klima der „aufdem Walde" gelegenen schwarzbnrgischen
Landesteile ist im ganzen rauh, richtet sich aber natürlich nach
der Meereshöhe, welche der Ort hat, und nach der Richtung der
Thäler. Am mildesteu ist es im Unterlaufe der Schwarza und
Rinne und an der Saale hin, weniger mild bei Gehren und
Breitenbach. Eine Frühlingswanderung giebt das lebendigste Bild
der klimatischen Abstufungen. Während den Wanderer in den Niede-
rungen der volle Frühling anlacht, findet er oft auf dem Gebirge
die vollendetste Winterlandschaft mit riesigen Schneemassen und
lustigem Schneegestöber. Die Winter sind da oben gar streng;
beim Erwachen findet oft der Waldbewohner eine haushohe Schnee-
maner um sein Hütte gebaut. In der rauhen Jahreszeit werden
die meist einstöckigen Häuser, die ohnehin mit Brettern, auch wohl
mit Schiefer beschlagen sind, mit einem dichten Mantel aus Reisig
*) Einige dieser Riesentannen führen, bezeichnet von dem früheren Förster
Liebmann, Namen berühmter Forstmänner und Naturforscher: Cotta, Humboldt?c.
Eine Buche ist ausgezeichnet durch den Namen B. Sigismund.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
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— 5 —
ober Moos umkleidet. Nach dem 5 -6 Monate langen Winter ent-
wickelt sich die Pflanzenwelt wie mit einem Zauberschlage. Doch
beginnt die Ernte in den niederen Strichen oft über 14 Tage
früher, als im Gebirge.
Auf den höchsten Höhen gedeihen Kartoffeln von vorzüglicher
Güte, Sommerkorn, Hafer, Flachs und etwas Kraut (Kohl); der
Kirschbaum ist der einzige Obstbaum, der seine Früchte zur Reise bringt.
Die häufig wachsenden Preißelbeeren („Mehlbeeren," „Hölperle")
und Heidelbeeren („schwarze Beeren"), die massenhaft gesammelt
und suderweise ausgeführt werden, geben einen geringen Ersatz für
das fehlende Obst. An tieser gelegenen Orten läßt das Klima nach
und nach den Bau aller einheimischen Getreidearten und Hülsenfrüchte
zu; die milden Thalfluren liefern auch Gemüse, besonders bei Schwarza.
Das bedeutendste Pflanzenprodukt liefert der Wald in den 2/? des
Bodens bedeckenden Waldungen, besonders Nadelwaldungen; zwischen
ihnen breiten sich, besonders im Bezirk Gehren, Gebirgswiesen („Wald-
röder", „Geräumde") aus. Für „den Wald" kann wegen des Klimas
der Ackerbau nur Nebengeschäft sein; nur aus den Hochflächen des
Sormitzgebietes und im Gebiete der Rinne und Sorbitz treiben die
meisten Dörfer bloß Ackerbau. In diefen Dörfern allein findet sich
die Schafzucht; die Bewohner der Gebirge beschäftigen sich mit
der Rind Viehzucht. Die vielen Kühe, welche der thüringer
Waldrasse entstammen, sind trotz ihres kleinen, zarten Baues kräftige
Zugtiere und liefern die wohlschmeckende Waldbutter, die weithin
versandt wird. Noch bedeutender ist die Zahl der Ziegen, „des
Melkviehes" der Armen. Kühe und Ziegen werden, so lange es das
Wetter gestattet, aus die Weide getrieben. Das harmonische Schellen-
geläute einer Kuhherde hat für ein musikalisches Ohr großen Reiz.
Die reichen, früher unverwüstlich scheinenden Waldstrecken und
die zwischen ihnen dahin rauschenden Waldbäche boten im 17. und
18. Jahrhundert religiösen Flüchtlingen ans Salzburg, Böhmen
und Schwaben die günstigsten Plätze zur Anlegung von Glas-
sabriken, um welche Dörfer entstanden (Schmalenbuche, Alsbach,
Altenfeld). Noch mehr Dörfer (Ölze, Geiersthal, Leibis, Quelitz,
Scheibe) verdanken ihre Entstehung dem früher schwunghaft be-
triebeneu Eisenhüttenwesen, das jetzt leider wegen der kost-
spieligen Beschaffung der Steinkohlen ganz darnieder liegt. Die
Porzellanindustrie hat einen raschen und bedeutenden Auf-
schwang genommen. Zwei Glasmeister aus Alsbach, Gotthelf und
Gottfried Greiner, und der aus Cursdorf gebürtige Candidat Mache-
leid erfanden im vorigen Jahrhundert das thüringische Porzellan.
Glaskünstler von Ruf, geschickte Barometer-, Thermometer- und
Glasaugen-Verfertiger besitzt der Wald. Die Glasperlenfabrikation
wird besonders in Neuhaus und Umgegend von jung und alt stark
betrieben. — Die Holziudustrie ist sehr bedeutend. Da giebt's
Muldenhauer (Breitenbach und Umgegend), Kisten- und Kastenmacher
(Mellenbach, Meuselbach), Spielwarenversertiger, Streichholzfabri-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
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kanten (besonders in Neustadt am Rennsteige, wo sonst viel Feuer-
schwamm bereitet wurde und Cursdorf), geschickte Holzschnitzer (in
Böhlen), Sägemüller, Lattenschneider, Span- und Wurzelkorbflechter
(besonders in Horba), Besenbinder (Oberwirbach und Unterweiß-
bach); und beim Schachtelmacher kann man ganze Familien von A
bis Z in voller Thätigkeit sehen. In der Gegend von Breitenbach
und in den Amtsbezirken Königsee und Oberweißbach hat sich das
einträgliche Laborantenwesen stark entwickelt. Dieses eigen-
tümliche Gewerbe ist bald nach dem 30jährigen Kriege durch den
aus Oberweißbach stammenden Apotheker I. M. Mylius von Breiten-
dach ausgegangen. Nach Schwaben und der Schweiz, nach Preußen,
Polen, Ungarn, Holland zc. werden Arzeneien und Olitäten (d. h.
Ole) durch die Olitäteuhäudler oder Balsamträger ausgeführt. Be-
sonders in den Dörfern um den Langenberg wird die Baum-
wollen Weberei, seit wenig Jahren auch die Holzweberei stark
betrieben.
Hauptsächlich auf schwarzburgischem Gebiete birgt der Thüringer-
Wald einen nicht unbedeutenden Reichtum von Mineralien in
seinem Schöße. Das edle Gold findet sich bei Goldisthal und im
unteren Schwarzathale, am ersteren Orte häusiger, als am letzteren. Im
Natnralienkabinet zu Rudolstadt wird eiue Quarzgoldstufe im Werte
von 4 bis 5 Dukaten (40 bis 50 M.) gezeigt, die bei Goldisthal ge-
funden worden sein soll. Im unteren Schwarzathale zeigt sich das
meiste Gold in dem rötlich gefärbten Tone, der sich am Ufer oder in
den Spalten des zerrissenen Felsenbettes abgelagert hat; der Kies ent-
hält sehr selten einige Spureu dieses Metalls. Die Goldwäscher fassen
das thonige Erdreich in Mulden mit schwarzem Boden und spülen
dasselbe behutsam und mühsam ab; wenn das Glück will, glänzen
vom schwarzen Boden dem freudigen Auge des Wäschers Gold-
blättchen, oder wohl gar Goldkörnchen so groß wie Linsen, selbst
wie Erbsen, aber äußerst selten, entgegen. Die Schwarzagoldwäsche,
sonst häufig betrieben, ist fast ganz wegen des geringen Ertrags
eingegangen; sie beschränkt sich jetzt nur auf einzelne Personen, die
sie als Nebenerwerb und in Mußestunden üben.*)
Das dem Golde zunächst stehende Edelmetall, das Silber,
fiudet sich in geringer Menge bei Blankenburg, am Langenberge
und bei Breitenbach. —
*) Das jetzt noch gewaschene Gold sammeln die Fürstlichen Herrschaften zu
Rudolstadt und verwenden es meistens zur Anfertigung von Gedenkringen, Ver-
lobungs- und Trauringen bei Verlobungen und Trauungen des Fürstlichen
Hauses. — Es giebt eine ziemliche Anzahl in Sammlungen vorhandener Schwarza-
gold-Dukaten. ... ,
Manche Baueru des schwarzb.-rudolst. Dorfes Schwarza sollen ihre Gänse
nur ausgeschlachtet verkaufen, in der Erwartung, im Kröpfe oder Magen dieser
Wasservögel Gold zu finden. Einen solchen Fund im Kröpfe einer Schwarzer
Gans, eine winzigkleine Ouarzgoldstuse, bewahrt das Naturalienkabinet zu Rudol-
stadt auf.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Kup fer und Kobalt (ein bleigraues Erz, das zu blauer
Farbe und farbiger Glasbereitung verwendet wird) bergen die
Umgebungen von Blankenburg, Köuigsee, Böhlen, Möhrenbach, das
Kysfhäusergebirge; Vitriol die Umgebungen von Reschwitz (a. d.
Saale) und von Böhlen. Auch der Bergbau aus diese drei Mine-
ralien ist wegen geringer Ausbeute eingegangen. Bei Blankenburg,
wo die Kupserspureu in den schönen blaugrünen Malachitadern des
Quarzes zu Tage treten, war im 13. und 14. Jahrhundert die
Ausbeute an Kupfer reich. Neuere Untersuchungen der alten Atollen
und Schachte ergaben, daß dort wertvolles Kupfer in sogenannten
Nestern von bedeutender Ausdehnung, weniger in Gängen auftritt;
ein soches Nest wurde gewiß mit dem freudigsten „Glückauf!" begrüßt.
Obschou das unentbehrlichste aller Metalle, das Eisen, in
großer Mächtigkeit bei Amtgehren und namentlich im Eisenberg
(südöstlich von Blankenburg) auftritt, liegen doch auch diese sonst reich-
lich befahrenen Stollen und Schachte verfallen und verödet da,
wartend aus unternehmende Männer, welche die Schätze heben. —
Braunstein und Hansmanit (ein eisenschwarzes Mineral)
findet sich bei Öhrenstock (unweit Ilmenau), Schwerspat bei
Leutnitz (oberhalb Blankenburg), Flußspat am Rehberg bei Wilden-
spring, Steinkohlen (wenig) bei Gehren und Langewiesen, Torf
bei Neuhaus und am Singerberge, Färb erde bei Reschwitz, Dösch-
nitz und zu Wallbrück bei Breitenbach, P o r z e ll a n e r d e bei Scheibe,
Töpser- und Pfeifenthon an vielen Orten, viele Arten
Schiefer, besonders bei Böhlscheiben (Griffelf chieferbei Leibis),
Marmor bei Döschnitz, Sandstein besonders bei Blankenburg,
Buntsand stein bei Scheibe, Granit bei Heberndors, Glasbach,
Meuselbach und am Wurzelberge, Grünstein bei Mellenbach, Por-
phyr bei Katzhütte, Ölze, am Rehberge, Zech st ein mit vielen
Versteinerungen bei Scheibe und am Nordsaume des Thüringer-
Waldes entlang, Stinkkalk bei Rudolstadt, Gyps bei Königsee
und Allendors („Alabaster"). Wohl finden sich an einigen Orten
(z. B. bei Leutenberg, Paulinzella) Quellen, die mit stark eisenhal-
tigem Wasser („wie Tinte schmeckend") versetzt sind; sie eignen sich
aber nicht zu Bädern, weil sie der übrigen Bestandteile (besonders
der Kohlensäure) entbehren. Dasür ist der Thüringerwald reich an
Quellen des reinsten, erquickendsten Wassers, die schon vielen Ge-
suudbruunen geworden sind.
b) Das Thüringer Hügelland.
Dasselbe ist aus Höhenzügen und Hügelreihen zusammengesetzt;
zwischen ihnen breiten sich Niederungen mit überaus reichem Anbaue
aus. Es wird im S. vom Thüringerwalde, im N. vom Harze
überragt, weshalb es als Vorland dieser beiden Gebirge austritt
und als solches oft bezeichnet wird. Diese Hügellandschaft gleicht
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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