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1. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. I

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
der Fürstentümer Schwarzburg. Jür Schute und Accus bearbeitet von G. Wallenhauer, Rektor und Kantor an der Bürgerknabenschule zu Rudolstadt. Mit ritt« Spezialkarte vom Oberlehrer Aich. Zkerte» in Sondersyausen. Zweite veränderte und stark vermehrte Auflage. Mndotstadt, 1882. Druck und Verlag der Fürstlich priv. Hofbuchdruckerei. F. Mitzlaff.
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2. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. III

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
Vorwort zur Auflage. Im Gebiete der Rinne, bei Cordobang im Rndolstädtischen, führt ein hochgelegenes Ackergrundstück den Namen „die halbe Welt." wenn auch be- wogen durch die sich hier bietende weite Rundficht auf einen guten Teil des schwarzburgifchen Landes und darüber hinaus, mag es dem Erfinder dieser Benennung doch mehr oder weniger nur um einen Scherz zu thun ge- wesen sein, wäre der Namengeber ein Humboldt gewesen, nach dessen Worte die Natur in jedem Winkel der Erde ein Abglanz des Ganzen ist, dann könnte es wirklich in seiner Abficht gelegen haben, einen so verschwindend kleinen Teil der Erdoberfläche zum Rahmen der halben Welt zu machen; ja, er hätte sich alsdann noch weltumfassender ausdrücken und sür „ h a l b e Welt" „ganze, weite Welt oder Erde" sagen können. Und das mit Lug und Recht; denn wenn du genaue Kunde von deinem beimatsorte mit seiner nächsten Umgebung und von deinem engeren vaterlande erlangt hast, so legst du dadurch den besten Grund zum Verständnis der entlegensten Räume der Erde, und deine ibeimat wird dir zum Spiegelbild des Srdganzen. Unsere Heimat, so klein sie ist, ist mehr als manches andere deutsche Ge- biet dazu geeignet, die Erde im Kleinen darzustellen: jede ihrer Landschaften hat ihr eigentümliches Gepräge; die Formen und Arten des Rodens find mannigfaltig; fließende und stehende Gewässer find in reicher Anzahl und verschiedener Größe vorhanden; selbst die klimatischen Verhältnisse bieten ziem- lich schroffe Gegensätze, so daß z. R. der im milden Klima der Niederungen Erwachsene sich unter dem „schwarzburgischen Sibirien"*) das echte Sibirien vorstellt, oder umgekehrt, daß dem auf den rauhen, unwirtlichen höhen beimischen die milden Thalfluren zu Bildern für reizende Landschaften des Südens werden. Möchte es mir gelungen sein, durch diese Landeskunde das geographische wissen bei unserer lieben Schuljugend mehr zu begründen! Möchte sich auch der Wunsch erfüllen, durch dieses Schriftchen Liebe zum Fürsten und zum ganzen Fürstlichen tzause, Anhänglichkeit an die Heimat und Achtung gegen dieselbe und Liebe zum großen vaterlande zu wecken und zu fördern! Dieses Anschließen an die teure Heimat, dieses Festhalten derselben mit dem ganzen Gerzen warm zu pflegen, ist besonders Pflicht der Volksschule. Sie wird diese Achtung gebietende Liebe in den zugendlichen Berzen um so fröhlicher gedeihen sehen, je mehr sie in dieselben den Samen der Erkenntnis von dem eben zu liebenden Gegenstande ausstreut, eingedenk des schönen Wortes; „Die mensch- lichen Dinge muß man erkennen, um sie zu lieben." D. v. Vorwort zur 2. Auflage. ^er mehrfach ausgesprochene Wunsch, daß in diesem werkchen bei einer neuen Auflage jeder Grt Aufnahme finden möchte, hat den Verfasser bewogen, besonders nach dieser Seite hin eine Erweiterung eintreten zu lasten. Möge dieselbe zu allseitiger Befriedigung vollführt worden sein! Durch diese Stoff- Häufung wird das Schriftchen in den Augen desjenigen, der der Heimatskunde dem geographischen Gesamtunterrichte gegenüber ausschließlich einen propädeu- tischen Eharakter beimißt, diese Signatur noch mehr verleugnen, als bisher. Die Heimatskunde soll ja Vorschule für den geographischen Unterricht sein und hat deshalb in den Schulplänen für das I. bis Iv. Schuljahr wohlver- diente Aufnahme als besonderer Unterrichtsgegenstand gefunden. Sie hat aber Ulcht allein die Verpflichtung, die geographischen Elementarbegriffe**) durch Wort und Bild zur Anschauung zu bringen, sie soll auch mit dieser Ausrüstung die ## Zeichnet der Volksmund die höchstgelegenen Gegenden des Thiiringerwaldes. • r, } Borausgesetzt, daß jeder Seminarabiturient mit diesen Begriffen vertraut ist, sind ste hier nicht berücksichtigt worden.
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3. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. IV

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
— Iv — Ke nntnis des Wohnortes mit seiner nächsten Umgebung und des Heimatslandes verbinden. Um diese Runde zu vertiefen und zu vervollständigen, darf sie auf den höheren stufen nicht ganz unberücksichtigt bleiben; auch dieses wissen muß sich konzentrisch erweitern. Cin tieferes Verständnis für die geographische Lage, für die geologischen und staatlichen Verhältnisse des Wohnortes und für andere schwierige geographische partieen kann erst dem reiferen Kindesalter zu- gemutet werden. Können keine besonderen Stunden für den heimatkundlichen Unterricht in den oberen Klaffen eingestellt werden, so berücksichtige man den- selben bei dem allgemeinen erdkundlichen insofern, daß die entsprechenden partieen der entlegenen Lerne mit denen- der Heimat in parallele gestellt werden; und die Nähe wird so immer wieder ein erleichterndes (resp. beleuchtendes) Spiegel- bild der Lerne. Die Benutzung dieser Heimatskunde geschehe immer nach dem weisen Divide et irnpera !*) So gelangt man auch zu der Meisterschaft eines „weisen Schulmeisters", die stch in der Beschränkung zeigt. „Lieber Beschränkung, damit Vertiefung möglich sei." In Bezug aus Ausführlichkeit in der Behaud- lung halte man ungefähr folgende Ordnung fest. Den höchsten Rang nimmt immer der Wohnort mit feiner nächsten Umgebung ein; jedes Objekt, das dieses Terrain enthält, muß wo möglich betrachtet und auf geographischen Exkursionen an Grt und stelle angeschaut werden. „Recht sehen macht den Künstler. Man habe auch tausendmal von einem Gegenstande gehört, das Tiaentümliche desselben spricht zu uns nur aus dem unmittelbaren Anschauen." (Göthe). Auf zweiter Stufe stehen: die Hauptstadt und die Nachbarorte, auf dritter die anderen Städte und fernliegende Ortschaften, die in Verbindung mit dem Heimatsorte stehen (z. B. durch Handelsbeziehungen) oder fönst weger einer Merkwürdigkeit Beachtung verdienen. Diese Rangordnung halte man sowohl bei den physischen, als auch bei den politischen Verhältnissen der Heimat fest; jene, als bleibende, sind mehr zu betonen, was auch den Verf. bewog, die Grt- fchaften hydrographisch zu ordnen. Der Lehrer muß natürlich selbst Herr des Stoffes und in der Heimatskunde hinreichend bewandert sein und nach einem festen Plane im Lehrzimmer und bei den Spaziergängen verfahren, wo der Raum und der Charakter des Schriftchens eingehende Behandlung verbot, schaffe der Lehrer eine solche. Der politisch-statistische Anhang giebt unter anderem dem Lehrer ein Hilfs- mittel dazu, die Bevölkerungsdichtigkeit für einen Bezirk, eine Ortschaft, ja selbst für jede Wohnung feststellen zu lassen. Die stch durch saubere, genaue Zeichnung und seine Darstellung auszeich- nende Karte wird gewiß jedermann willkommen sein. Sie ist das wert meines Lreundes und Kollegen, des Oberlehrers Rich. Merten in Sondershausen.**) Dieselbe, sowie das revidierte, gut gestochene Wappen (berichtigt und neu an- gefertigt nach dem Lürstendiplom vom z. Juni J7|0) und der deutliche Druck beweisen, daß die Verlagsbuchhandlung keine Kosten scheute, das werkchen recht brauchbar zu machen. herzlichen Dank allen, die dem versasser bei dieser Ii. Auflage behilflich waren, namentlich meinem Kollegen, dem Herrn Kantor A. Hirschfeld in Immenrode für die reichen Notizen über die rudolst. Unterherrschaft. Auch in seiner neuen Gestalt gehe dieses Zchriftchen hinaus, einem schlich- ten Landmanne gleich, ausstreuend aufs neue den Samen echter Liebe zur Heimat, auf daß man allerorten in Wahrheit singen und sagen möchte: „Traute Heimat meiner Lieben!" D. v. *) Teile und du wirst herrschen! **) Eine Wandkarte der Heimat ist notwendiges Hilfsmittel beim Unterrichte in der Heimatskunde. Vortrefflich ist die ebenfalls von Oberl. R. M. gezeichnete Wand- karte über unsere U.-H. 1871. Selbstverl. Pr. 5,50 M. Eine Wandk. über die Oberherrschaften will er nächstens folgen lassen.
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4. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 1

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
Die Jürstentünrer Schnxarzburg - Mudotstcröt und Schnxarzburg-Sonderkäufen. I. Lage, Grenzen, Bestandteile und Größe. Unsere beiden Fürstentümer liegen in Thüringen, dem Herzen Deutschlands. Auf der Karte Thüringens sich zurecht zu finden ist keine leichte Sache; die Landesgrenzen lausen gar zu bunt und kreuz und quer durcheinander, und die Zerstückelung hat nicht ihres- gleichen. Zu dieser Buntfarbigkeit trageu die schwarzburgischeu Lande ihr gutes Teil bei. Sie bestehen aus der Ober- und der Unter- Herrschaft; an jeder haben beide Fürstenhäuser Anteil. Jene liegt am Nordostabhange des Thüringerwaldes zwischen großherzogl.- und herzogl.-sächsischen, preußischen und reußischeu Besitzungen; diese, südlich vom Harz gelegen, wird meist von der preußischen Provinz Sachsen, nur im So. von dem weimarischen Amte Oldisleben und im W. von dem gothaischen Amte Völkenrode begrenzt. Jede dieser Herrschasten bildet wiederum kein geschlossenes Ganze. Die rudolstädter O. H. zerfällt 1) in das Hauptland, von wel- chem die alteuburger Exklave Am- melstedt umschlossen wird, 2) in das durch das meining'sche Für- stentnm Saalfeld abgetrennte Amt Leutenberg und 3) bis 6) in 4 Exklaven: W e i ß b a ch im So. vom Hauptlande, Angel- rode im W., Elxleben und Öströda im N. Die rudolstädter U. H. besteht 1) aus dem größeren Gebiete mit Frankenhausen und 2) und 3) aus deu 2 Parzellen: Schlotheim und Immen- rode mit Straußberg. j Das Fürstentum Schwarzburg- ; Rudolst. hat also 9 getrennte Teile. Die Ober- und Unterherrschaften sind in ihren äußersten End- punkten 6 Stunden von einander entfernt. Wallenhauer, Heimatskunde. 1 Die sondershäusische O. H. be- steht 1) und 2) aus dem durch rudolstädter Gebiet getrennten Bezirke Arnstadt und Gehren und 3) und 4) aus den 2 Par- zellen: Rock hausen im N., und Geschwenda im W. jener beiden Bezirke. Die sondershäusische U. H. bildet ein zusammenhängendes Ganze. Das Fürstentum Schwarzburg- Sondershausen hat folglich 5 ge- trennte Gebietsteile aufzuweisen.
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5. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 2

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
- 2 — Die Größe der gesamten schwarzburgischen Lande beläuft sich auf 180 253 ha 71 a 28 □ m oder 32 Quadrat-Neumeilen und bald 254 da mit 151403 Einwohnern*), die in 17 Städten, 12 Markt- flecken und 228 Dorfgemeinden wohnen. Die größte Ausdehnung hat die O. H. in der Haupt- masfe von S. nach N., (der füdlichste Ort: Alsbach am Rennsteige, der nördlichste: Elxleben), die U. H. von W. nach O. (der West- lichste Ort: Keula, der östlichste: Ringleben). Die Fürstentümer liegen zwischen 50" 10' 26" und 51° 26' 25" nördlicher Breite und zwischen 28" 10' 4" und 29° 18' 29" östlicher Länge von Ferro. Ii. Die Landschaften. Gebirge. Gewässer. 1. Uebersicht der Gebirge. Das Hauptgebirge unserer Fürstentümer, zugleich das wich- tigste Gebirge ganz Thüringens, ist der Thiiringerwald, der im So., vom Wetzsteine bei Lehesten ab bis zur Saale den Namen Frankenwald führt; an seinem Nordostabhange liegt der südliche Teil der O. H. Er streicht südlich bis zur Werra; weiter östlich verliert er sich in der Hochebene des Frankenwaldes, zwischen ihm und dem Fichtelgebirge gelegen. Die Grenze seiner nördlichen und nordöstlichen Ausläufer bezeichnet eine von Eisenach über Ohrdruf, Plaue, Paulinzella, Blankenburg bis zur Schwarzamündung gezogene Linie; von hier ab bis zur Einmündung der Selbitz setzt die Saale die Grenzlinie fort. Nordöstlich von dieser Linie breitet sich zwischen dieser und dem Harze, der Werra und Saale das Thüringer Hiigel- land aus. Dasselbe steht durch das Eichsfeld mit den Weserbergen in Verbindung. Dieses Hügelland bedeckt den nördlichen Teil der O. H. und die ganze U. H; der größte Teil desselben ist preußisch und herzogl.-sächsisch; nur die beiden nordöstlichen Züge (Hainleite und Windleite mit Kyffhänsergebirge) sind fast ausschließlich schwarz- burgisch. Rechts von der Saale (bei Cumbach, einem 1 Viertel- stunde südlich von Rudolstadt gelegenen Dorfe) reihen sich die Heideberge mit dem Kulm an, und an diese schließt sich saal- aufwärts der Saalwald, der einen kleinen Teil des Leutenberg er Amtes bedeckt. 2. Die Gebirge im besonderen, a) Der Thüringerwald. Er ist eins der schönsten Ketten-Gebirge unseres großen Vater- landes. Gottes Hand hat über ihn viele Naturschönheiten ausge- gössen. Er bietet großartige Ansichten, Naturmerkwürdigkeiten und *) Nach der Volkszählung vom 1. Tecember 1880.
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6. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 3

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
geschichtliche Erinnerungen mancherlei. Seine vom herrlichsten Vogelfang belebten Waldungen, seine saftigen Wiesen, seine felsigen, steilwandigen, gewundenen Thäler mit klaren, schäumenden Bächen und Flüssen, seine freundlichen, gewerbethätigen Orte — das alles dient zu seinem Preise. „Er ist ein grünes Blatt, das sich Deutsch- laud zu Schmuck und Zierde an seine treu schlagende Brust ge- steckt hat." Wie ein Riesenarm streckt er sich durch die thüringer Lande und bildet fast auf feiner ganzen Ausdehnung die Grenze zwischen Franken und Thüringen. Kennst du den Hain, den dunklen Fichtenwald, Wo rings der Schlag des muntern Finken schallt, Die Drossel sroh auf schlankem Zweig sich wiegt, Das zarte Moos sich an den Ahorn schmiegt, Kennst du deu Wald? Dahin, dahin Sehnt sich mein Herz °, drum laß mich ferne ziehn. Kennst du das Thal, dort rollt der muntre Quell, Die Fluten hin, so rein und silberhell, Der Brunnkretz blüht an seinen Ufern auf, Vergißmeinnicht umkränzen seinen Lauf, Kennst du das Thal? Dahin, dahin, Zu seinem Schatten möcht' ich gerne ziehn.*) Wo die Selbitz bei dem reußischeu Orte Blankenstein in die Saale mündet, beginnt er seinen 36 bis 40 Stunden langen Zug in nordwestlicher Richtung bis zum Einflüsse der . Hörsel in die Werra. Seinem Kamm entlang, in welchem die Übergangs- passe geringe Einsattelungen bilden, läuft feit uralter Zeit ein gebahnter, meist fahrbarer Weg, der 44 Stunden lange Renn- stieg („Rainstieg," „Renniuuig" d. h. „Grenzweg"). Karl der Große soll diese wundersame Straße, die ihresgleichen wohl nirgends hat, als Grenzscheide zwischen Thüringen und Franken angelegt haben; sie läuft an der Südgrenze unserer Oberherrschaften hin und scheidet das Gebiet der Elbe von dem des Rheins und der Weser. Diese Gebiete liegen so nahe beisammen, daß das Wasser oft zweifelhaft ist, welchem von diesen Strömen es sich zu- wenden soll. Ja, der Thüringerwald ist Deutschlands Herz, das seine Adern, seine frischen klaren Quellen und Flüsse dem Rheine, der Elbe und Weser zuführt. Der Thüringerwald zerfällt seiner äußern Gestaltung und seiner innern Beschaffenheit nach in 2 Hälften, geschieden durch eine Linie vom Bleßberge (bei Eisfeld) nach dem Wurzelberge (bei Katz- Hütte). Die südöstliche Hälfte ist ein 10 bis 14 Stunden breites, wellenförmiges, gipfelarmes Hochland (mittlere Höhe 660 bis 750 Meter), in welches zahlreiche enge, gewundene Thäler einschneiden; *) Aus „Thüringer Waldlied", dessen beide Anfangsstrophen weiter unten folgen. Dieses Lied, das in seinen Anklängen an das Göthe'sche: Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn", erinnert, wurde von einem Musensohne des Waldes gedichtet. (Siehe Fleischmanns kulturhistorische Bilder, 1. Heft).
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7. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 4

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
— 4 — hier herrschen die Grauwacke (ein thoniges, sandsteinartiges Gestein) und der Thonschiefer vor. Die nordwestliche Halste bildet dagegen eine schmale, geschlossene Bergkette mit bedeutenden Gipfeln; Urge- birge oder Massengestein (Granit, Porphyr :c.) ist hier herrschend. Obschon die höchsten Bergkuppen (Beerbera 986 m, Schnee- kopf 977 m, Jnselsberg 917 m) nicht auf schwarzburgischem Gebiete thronen, so hat dasselbe dennoch eine Reihe ansehnlicher Gipfel auf- zuweisen, z. B.: Auf rudolstädter Seite: den großen Farmdenkopf (höchste Zinne des 5 Stunden im Umfange haltenden Wurzelberges bei Katz- Hütte und höchster Gipfel unserer Fürstentümer), 870 m, mit seinen mehr als 300 Jahre alten Riesentannen, von denen eine einzige 60 bis 70 Raummeter Holz liefert*); den Rollkops bei Scheibe 840 m; den Lindigskopf bei Katzhütte, 744 in; die Mensel- bacher Kuppe, 803 m; den Kirchberg bei Oberweißbach, 778 m ; den Henneberg im Sormitzgebiete, 706 m; die Barigauer Höhe, 622 m. Der erste und die 4 letztgenannten Berge bieten entzückende Aus- und Umsichten. Auf sondershänsischer Seite: den Rehberg, höchsten Punkt des Landes, 834 m; den Arolsberg am Rennsteige, 840 m; den Ersteberg, auch am Rennsteige, 840 rn; den Langenberg bei Gehren, 818 m; den Kienberg bei Öhrenstock, 782 m, beide mit herrlicher Aussicht; den großen Drei Herrn st ein (811 m) am Rennsteig, wo Sondershausen, Weimar und Preußen zusammen- grenzen. Die Perle der zahlreichen Thäler, die tief in den Kamm ein- schneiden, ist unser Schwarzathal, dessen Lob in weitester Ferne erschallt, es ist ein Längenthal. Die übrigen Thäler sind fast samt- lich Qnerthäler. Das Klima der „aufdem Walde" gelegenen schwarzbnrgischen Landesteile ist im ganzen rauh, richtet sich aber natürlich nach der Meereshöhe, welche der Ort hat, und nach der Richtung der Thäler. Am mildesteu ist es im Unterlaufe der Schwarza und Rinne und an der Saale hin, weniger mild bei Gehren und Breitenbach. Eine Frühlingswanderung giebt das lebendigste Bild der klimatischen Abstufungen. Während den Wanderer in den Niede- rungen der volle Frühling anlacht, findet er oft auf dem Gebirge die vollendetste Winterlandschaft mit riesigen Schneemassen und lustigem Schneegestöber. Die Winter sind da oben gar streng; beim Erwachen findet oft der Waldbewohner eine haushohe Schnee- maner um sein Hütte gebaut. In der rauhen Jahreszeit werden die meist einstöckigen Häuser, die ohnehin mit Brettern, auch wohl mit Schiefer beschlagen sind, mit einem dichten Mantel aus Reisig *) Einige dieser Riesentannen führen, bezeichnet von dem früheren Förster Liebmann, Namen berühmter Forstmänner und Naturforscher: Cotta, Humboldt?c. Eine Buche ist ausgezeichnet durch den Namen B. Sigismund.
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8. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 5

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
— 5 — ober Moos umkleidet. Nach dem 5 -6 Monate langen Winter ent- wickelt sich die Pflanzenwelt wie mit einem Zauberschlage. Doch beginnt die Ernte in den niederen Strichen oft über 14 Tage früher, als im Gebirge. Auf den höchsten Höhen gedeihen Kartoffeln von vorzüglicher Güte, Sommerkorn, Hafer, Flachs und etwas Kraut (Kohl); der Kirschbaum ist der einzige Obstbaum, der seine Früchte zur Reise bringt. Die häufig wachsenden Preißelbeeren („Mehlbeeren," „Hölperle") und Heidelbeeren („schwarze Beeren"), die massenhaft gesammelt und suderweise ausgeführt werden, geben einen geringen Ersatz für das fehlende Obst. An tieser gelegenen Orten läßt das Klima nach und nach den Bau aller einheimischen Getreidearten und Hülsenfrüchte zu; die milden Thalfluren liefern auch Gemüse, besonders bei Schwarza. Das bedeutendste Pflanzenprodukt liefert der Wald in den 2/? des Bodens bedeckenden Waldungen, besonders Nadelwaldungen; zwischen ihnen breiten sich, besonders im Bezirk Gehren, Gebirgswiesen („Wald- röder", „Geräumde") aus. Für „den Wald" kann wegen des Klimas der Ackerbau nur Nebengeschäft sein; nur aus den Hochflächen des Sormitzgebietes und im Gebiete der Rinne und Sorbitz treiben die meisten Dörfer bloß Ackerbau. In diefen Dörfern allein findet sich die Schafzucht; die Bewohner der Gebirge beschäftigen sich mit der Rind Viehzucht. Die vielen Kühe, welche der thüringer Waldrasse entstammen, sind trotz ihres kleinen, zarten Baues kräftige Zugtiere und liefern die wohlschmeckende Waldbutter, die weithin versandt wird. Noch bedeutender ist die Zahl der Ziegen, „des Melkviehes" der Armen. Kühe und Ziegen werden, so lange es das Wetter gestattet, aus die Weide getrieben. Das harmonische Schellen- geläute einer Kuhherde hat für ein musikalisches Ohr großen Reiz. Die reichen, früher unverwüstlich scheinenden Waldstrecken und die zwischen ihnen dahin rauschenden Waldbäche boten im 17. und 18. Jahrhundert religiösen Flüchtlingen ans Salzburg, Böhmen und Schwaben die günstigsten Plätze zur Anlegung von Glas- sabriken, um welche Dörfer entstanden (Schmalenbuche, Alsbach, Altenfeld). Noch mehr Dörfer (Ölze, Geiersthal, Leibis, Quelitz, Scheibe) verdanken ihre Entstehung dem früher schwunghaft be- triebeneu Eisenhüttenwesen, das jetzt leider wegen der kost- spieligen Beschaffung der Steinkohlen ganz darnieder liegt. Die Porzellanindustrie hat einen raschen und bedeutenden Auf- schwang genommen. Zwei Glasmeister aus Alsbach, Gotthelf und Gottfried Greiner, und der aus Cursdorf gebürtige Candidat Mache- leid erfanden im vorigen Jahrhundert das thüringische Porzellan. Glaskünstler von Ruf, geschickte Barometer-, Thermometer- und Glasaugen-Verfertiger besitzt der Wald. Die Glasperlenfabrikation wird besonders in Neuhaus und Umgegend von jung und alt stark betrieben. — Die Holziudustrie ist sehr bedeutend. Da giebt's Muldenhauer (Breitenbach und Umgegend), Kisten- und Kastenmacher (Mellenbach, Meuselbach), Spielwarenversertiger, Streichholzfabri-
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9. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 6

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
- 6 — kanten (besonders in Neustadt am Rennsteige, wo sonst viel Feuer- schwamm bereitet wurde und Cursdorf), geschickte Holzschnitzer (in Böhlen), Sägemüller, Lattenschneider, Span- und Wurzelkorbflechter (besonders in Horba), Besenbinder (Oberwirbach und Unterweiß- bach); und beim Schachtelmacher kann man ganze Familien von A bis Z in voller Thätigkeit sehen. In der Gegend von Breitenbach und in den Amtsbezirken Königsee und Oberweißbach hat sich das einträgliche Laborantenwesen stark entwickelt. Dieses eigen- tümliche Gewerbe ist bald nach dem 30jährigen Kriege durch den aus Oberweißbach stammenden Apotheker I. M. Mylius von Breiten- dach ausgegangen. Nach Schwaben und der Schweiz, nach Preußen, Polen, Ungarn, Holland zc. werden Arzeneien und Olitäten (d. h. Ole) durch die Olitäteuhäudler oder Balsamträger ausgeführt. Be- sonders in den Dörfern um den Langenberg wird die Baum- wollen Weberei, seit wenig Jahren auch die Holzweberei stark betrieben. Hauptsächlich auf schwarzburgischem Gebiete birgt der Thüringer- Wald einen nicht unbedeutenden Reichtum von Mineralien in seinem Schöße. Das edle Gold findet sich bei Goldisthal und im unteren Schwarzathale, am ersteren Orte häusiger, als am letzteren. Im Natnralienkabinet zu Rudolstadt wird eiue Quarzgoldstufe im Werte von 4 bis 5 Dukaten (40 bis 50 M.) gezeigt, die bei Goldisthal ge- funden worden sein soll. Im unteren Schwarzathale zeigt sich das meiste Gold in dem rötlich gefärbten Tone, der sich am Ufer oder in den Spalten des zerrissenen Felsenbettes abgelagert hat; der Kies ent- hält sehr selten einige Spureu dieses Metalls. Die Goldwäscher fassen das thonige Erdreich in Mulden mit schwarzem Boden und spülen dasselbe behutsam und mühsam ab; wenn das Glück will, glänzen vom schwarzen Boden dem freudigen Auge des Wäschers Gold- blättchen, oder wohl gar Goldkörnchen so groß wie Linsen, selbst wie Erbsen, aber äußerst selten, entgegen. Die Schwarzagoldwäsche, sonst häufig betrieben, ist fast ganz wegen des geringen Ertrags eingegangen; sie beschränkt sich jetzt nur auf einzelne Personen, die sie als Nebenerwerb und in Mußestunden üben.*) Das dem Golde zunächst stehende Edelmetall, das Silber, fiudet sich in geringer Menge bei Blankenburg, am Langenberge und bei Breitenbach. — *) Das jetzt noch gewaschene Gold sammeln die Fürstlichen Herrschaften zu Rudolstadt und verwenden es meistens zur Anfertigung von Gedenkringen, Ver- lobungs- und Trauringen bei Verlobungen und Trauungen des Fürstlichen Hauses. — Es giebt eine ziemliche Anzahl in Sammlungen vorhandener Schwarza- gold-Dukaten. ... , Manche Baueru des schwarzb.-rudolst. Dorfes Schwarza sollen ihre Gänse nur ausgeschlachtet verkaufen, in der Erwartung, im Kröpfe oder Magen dieser Wasservögel Gold zu finden. Einen solchen Fund im Kröpfe einer Schwarzer Gans, eine winzigkleine Ouarzgoldstuse, bewahrt das Naturalienkabinet zu Rudol- stadt auf.
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10. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 7

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
_ 7 — Kup fer und Kobalt (ein bleigraues Erz, das zu blauer Farbe und farbiger Glasbereitung verwendet wird) bergen die Umgebungen von Blankenburg, Köuigsee, Böhlen, Möhrenbach, das Kysfhäusergebirge; Vitriol die Umgebungen von Reschwitz (a. d. Saale) und von Böhlen. Auch der Bergbau aus diese drei Mine- ralien ist wegen geringer Ausbeute eingegangen. Bei Blankenburg, wo die Kupserspureu in den schönen blaugrünen Malachitadern des Quarzes zu Tage treten, war im 13. und 14. Jahrhundert die Ausbeute an Kupfer reich. Neuere Untersuchungen der alten Atollen und Schachte ergaben, daß dort wertvolles Kupfer in sogenannten Nestern von bedeutender Ausdehnung, weniger in Gängen auftritt; ein soches Nest wurde gewiß mit dem freudigsten „Glückauf!" begrüßt. Obschou das unentbehrlichste aller Metalle, das Eisen, in großer Mächtigkeit bei Amtgehren und namentlich im Eisenberg (südöstlich von Blankenburg) auftritt, liegen doch auch diese sonst reich- lich befahrenen Stollen und Schachte verfallen und verödet da, wartend aus unternehmende Männer, welche die Schätze heben. — Braunstein und Hansmanit (ein eisenschwarzes Mineral) findet sich bei Öhrenstock (unweit Ilmenau), Schwerspat bei Leutnitz (oberhalb Blankenburg), Flußspat am Rehberg bei Wilden- spring, Steinkohlen (wenig) bei Gehren und Langewiesen, Torf bei Neuhaus und am Singerberge, Färb erde bei Reschwitz, Dösch- nitz und zu Wallbrück bei Breitenbach, P o r z e ll a n e r d e bei Scheibe, Töpser- und Pfeifenthon an vielen Orten, viele Arten Schiefer, besonders bei Böhlscheiben (Griffelf chieferbei Leibis), Marmor bei Döschnitz, Sandstein besonders bei Blankenburg, Buntsand stein bei Scheibe, Granit bei Heberndors, Glasbach, Meuselbach und am Wurzelberge, Grünstein bei Mellenbach, Por- phyr bei Katzhütte, Ölze, am Rehberge, Zech st ein mit vielen Versteinerungen bei Scheibe und am Nordsaume des Thüringer- Waldes entlang, Stinkkalk bei Rudolstadt, Gyps bei Königsee und Allendors („Alabaster"). Wohl finden sich an einigen Orten (z. B. bei Leutenberg, Paulinzella) Quellen, die mit stark eisenhal- tigem Wasser („wie Tinte schmeckend") versetzt sind; sie eignen sich aber nicht zu Bädern, weil sie der übrigen Bestandteile (besonders der Kohlensäure) entbehren. Dasür ist der Thüringerwald reich an Quellen des reinsten, erquickendsten Wassers, die schon vielen Ge- suudbruunen geworden sind. b) Das Thüringer Hügelland. Dasselbe ist aus Höhenzügen und Hügelreihen zusammengesetzt; zwischen ihnen breiten sich Niederungen mit überaus reichem Anbaue aus. Es wird im S. vom Thüringerwalde, im N. vom Harze überragt, weshalb es als Vorland dieser beiden Gebirge austritt und als solches oft bezeichnet wird. Diese Hügellandschaft gleicht
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