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die Thätigkeit seiner Bewohner standen beim Auslande in unbestrittenem Ansehen.
Friedrichs des Großen Zeitgenossen.
Der von Friedrich dem Großen bethätigte Grundsatz, daß der König der erste Diener des Staates sei, sowie die von den französischen Philosophen beherrschte Zeitrichtnng begeisterte die Regenten Europas, für das materielle Wohl ihrer Unterthanen eifrig zu sorgen, Toleranz und geistige Bildung zu pflegen. Man nennt diese Periode die Zeit des aufgeklärten Absolu-tismus oder der humanen Selbstherrschaft. Die Unterthanen verloren aber darüber oft den Trieb, selbst thätig zu sein; sie versanken in Gleichgültigkeit gegen die politischen Jntereffen des Vaterlandes und, da die Reformen der Regierenden häufig aus die Beseitigung des kirchlichen Einflusses gingen,
auch in Gleichgültigkeit gegen Religion und Sitte.
Den Anstoß zu der zur Zeit Friedrichs des Großen aufkommenden freigeistigen Richtung gab der Engländer John Locke (1632—1704), der in seinen „Untersuchungen über den menschlichen Verstand" zu dem Resultate kam, die Seele sei eine tabula rasa und nichts sei im Verstaude, was nicht vorher
in den Sinnen gewesen ist (Empirismus). Die Fortführung des Empirismus
zum Extreme, dem Materialismus, haben die Franzosen auf sich genommen und hängt eng zusammen mit den Zuständen des französischen Volkes und Staates im Zeitalter vor der Revolution (unter Ludwig Xv).
1. Frankreich. Ludwig Xv., 1715—1774, folgte auf Ludwig Xiv., der dem Volke eine Schuldenlast von 3000 Millionen Livres hinterließ. Während seiner Minderjährigkeit führte der Herzog Philipp von Orleans die Regierung, der die höchste Weisheit in der Kunst fand, das Leben zu genießen, und daher der Befriedigung aller Gelüste die Staatseinkünfte opferte.
a) Die Verwaltung Fleurys. Im Jahre 1726 übertrug der jugendliche König die Staatsleitung seinem Erzieher, dem Kardinal Fleury, bessert weise Sparsamkeit die Verwüstungen der Regentschaft schnell verschwinden ließ. Im polnischen Erbfolgekriege gewann Frankreich Lothringen (siehe S. 270) und im österreichischen Erbfolgekriege befolgte es seine alte Politik, sich den Feinden Habsburgs anzuschließen.
b) Änderung der Politik. Allmählich aber suchten die an Ränke und sinnlichen Genuß gewöhnten Höflinge Einfluß auf den König auszuüben und gewöhnten ihn an den Umgang mit sinnlich schönen und lasterhaften Frauen, von denen namentlich die berüchtigte Marquise von Pompadour eine verhängnisvolle Herrschaft über den König ausübte. Sie war der Mittelpunkt einer glänzenden Gesellschaft, welcher Schamhaftigkeit und Frömmigkeit fremd ivaren; keine der höheren Stellen wurde ohne ihre Einwilligung besetzt; ihre prachtvollen Schlöffer und ihre überreichen Einkünfte mehrten sich von Jahr zu Jahr. Millionen wurden vergeudet, während die notwendigsten Staatsausgaben unberücksichtigt blieben. Auch in die auswärtigen
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Frankreich Frankreich_Lothringen Habsburgs
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2. Die verderbliche Regierung Ludwigs Xv.
a) Der König selbst hatte durch sein unwürdiges, sittenloses Leben jede Achtung vor der monarchischen Würde im Volke erstickt.
b) Die äußere Politik war von den Maitressen des Königs beeinflußt. Die unnütze Beteiligung an Kriegen, die zum Teil der geschichtlichen Vergangenheit Frankreichs entgegen waren (österreichische Erbfolgekrieg, der siebenjährige Krieg und der Seekrieg mit England), hatten die Schuldenlast des Landes vermehrt und das Ansehen der Armee erschüttert. Ludwig Xiv. hatte eine Schuld von 3 Milliarden Frank hinterlassen; beim Regierungsantritte Ludwigs Xvi. betrug das jährliche Defizit 100 Millionen. Die Disziplin in der Armee war gelockert; die Regierung konnte sich auch aus die Offiziere nicht mehr verlassen, die meist durch Kaus in ihre Stellen gelangt waren.
c) In der inneren Politik war die königliche Gewalt aufs straffste angespannt und hatte alle Selbstverwaltung und mit ihr den Sinn für politische Freiheit und Selbständigkeit vernichtet. In jeder Provinz übte ein königlicher Intendant eine starke polizeiliche Gewalt aus und trieb mit Strenge die drückenden Steuern ein.
tl) Das Volk ermangelte auch eines sicheren Rechtsschutzes. Den Parlamenten, welche die obersten Gerichtshöfe bildeten, entriß der König die richterliche Befugnis. Jede Opposition wurde durch geheime Haftbriefe im Keime erstickt.
3. Der Einfluß der sogenannten Philosophen. Die Encyklopädisten Diderot und dälembert hatten für die Verbreitung der verschiedensten Kenntnisse unter dem Volke gewirkt. Die Litteratur der Philosophen war voll Spott und scharfer Angriffe auf die staatlichen und kirchlichen Zustände. Montesquieu stellte seinen Landsleuten die konstitutionelle Regierungsform als erstrebenswert hin, Rousseau forderte in dem „Gesellschaftsvertrage" demokratische Zustände.
4. Unter diesen Umständen mußte der Eindruck, den der Sieg der politischen Freiheit in Nordamerika bei den gebildeten Franzosen machte, ein mächtiger sein.
B. Die nähere Veranlassung. Unter Ludwig Xvi., der im Jahre 1774 den Thron bestiegen hatte, war das jährliche Defizit bis auf 198 Millionen Frank gestiegen, und Frankreich stand vor dem Staatsbankerott. Der König selbst war sittenrein, sparsam, aber zu wenig energisch, um durchgreifende Maßregeln zur Beseitigung der Geldnot treffen zu können. Seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, wurde bei ihrem arglos jugendlichen Benehmen inmitten eines verderbten Hofes das Opfer schamloser Verleumdungen; gegen sie besonders wandte sich der Haß des Volkes. Als die schnell wechselnden Finanzminister (Turgot, Necker, Calonne, de Brienne) sich in vergeblichen Versuchen zur Besserung der Finanzen erschöpft hatten, riet der zum zweitenmale ernannte Necker dein Könige zur Berufung der Reichsstünde, die seit 1614 nicht mehr versammelt worden waren. Mit dieser In-
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wärts vordrang. Die preußische Vorhut wurde bei Saalseld geschlagen, wo ihr Führer, der Prinz Louis Ferdinand, fiel. Am 14. Oktober erlag das Hauptheer in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt der französischen Übermacht unter Napoleon und Davonst. Die zerstreuten Abteilungen des preußischen Heeres ergaben sich einzeln; auch die bedeutendsten Festungen kapitulierten fast ohne Widerstand. Nur die schlesischen Festungen Glatz, Kosel und Silberberg, sowie Kolberg, von Gneisenau, Schill und Nettelbeck verteidigt, und Graudenz, wo Courbiöre kommandierte, leisteten tapferen Widerstand. Auch Berlin wurde von den Franzosen besetzt; der König begab sich nach Königsberg und von da nach Memel.
Von Berlin aus erließ Napoleon am 21. November 1806 gegen England das Dekret der Kontinentalsperre, das in den unterworfenen Ländern allen Handel und brieflichen Verkehr mit England untersagte. Er wollte auf diesem Wege den Vernichtungskrieg gegen England zum Ziele führen.
b) Die Schlachten bei Eylau und Friedland. Der Kaiser von Rußland stellte jetzt ein Heer ins Feld, um gemeinschaftlich mit Preußen gegen Napoleon zu kämpfen. Nach einigen unentschiedenen Gefechten folgte die mörderische Schlacht bei Preußisch-Eylan, welche beide Teile aus längere Zeit kampfunfähig machte. Die Verbündeten erhielten nun auch Hilfe von England und Schweden. Doch wurde in der Schlacht bei Friedland das russisch-preußische Heer besiegt, und die Verbündeten baten um Frieden.
c) Der Friede zu Tilsit, 1807. Die voraussichtlich ungünstigen Friedensbedingungen hatte die Königin Luise durch persönliche Bitten bei Napoleon zu mildern versucht, war aber von ihm mit Geringschätzung behandelt worden. Die Bestimmungen des zu Tilsit vollzogenen Friedens waren folgende:
1. Preußen verlor alle Länder westlich von der Elbe, nebst Magdeburg, und sämtliche polnischen Gebietsteile mit Ausnahme der in der ersten Teilung Polens gewonnenen;
2. es mußte 154 Millionen Frank Kriegskosten zahlen und durfte nur 42 000 Mann Militär halten;
3. die Kontinentalsperre wurde auch auf Preußen ausgedehnt.
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194 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons
Dienern (die Prfekten bekamen 1224 000 Frks. jhrlich, jeder Staats-rat 25 000, die Prsidenten 35000 Frks.). Der erste Konsul zeigte aber auch ein bewundernswrdiges Verstndnis fr alle Zweige des ffentlichen Lebens. Es gibt kaum ein Gebiet der gesamten nationalen Lebensttig-keit, in das Napoleon nicht ordnend und bessernd eingriff. Eine erstaunens-werte Arbeitskraft entwickelte er in der kurzen Zeit des Friedens, und es gelang ihm, in unermdlicher Arbeit nach kurzer Zeit den franzsischen Staat finanziell, wirtschaftlich und geistig zu heben. Es ist nicht mglich, in diesem engen Rahmen seine groartige Regierungs- und Verwaltungs-ttigkeit erschpfend zu schildern; einige Beispiele mgen gengen, seine eigenartigen, durchaus modernen und praktischen Gedanken und die von ihm ausgehenden Anregungen zu kennzeichnen.
Die Steuerreform der Konsulatsregierung von 1799 brachte schnell eine Besserung der Finanzlage des Staates hervor. Mit dem neuen Glauben an die Staatsgewalt wurden der Staatskasse Darlehen zugefhrt, so da sich die Finanzen schnell besserten (Grndung der Bank von Frankreich). Die Ordnung des Mnzwesens (1803) vollendete die Finanzreform. Die neuen vorgeschlagenen Gesetze wurden infolgedessen vom Tribunat und vom gesetzgebenden Krper ohne nderung angenommen.
So auch das neue Wehrgesetz (Mrz 1800), auf dem die Heeresreform beruhte. Es lt ebenso den praktischen Blick, die der Wirklichkeit Rechnung tragende Auffassung Napoleons, wie seine nchterne und richtige Beurteilung der Menschen erkennen. Die allgemeine Wehrpflicht wird eingefhrt, doch mit der Einschrnkung, da die Ausgehobenen, die nicht imstande sein sollten, die Strapazen des Krieges zu ertragen, sowie die, von denen anerkannt werden wird, da sie durch Verbleiben bei ihren Arbeiten oder ihrem Studium dem Staate ntzlicher sein werden, als im Heerdienste, sich durch einen Ersatzmann vertreten lassen knnen." Napoleon rechnete im Gegensatze zu den Schwarmgeistern der Revolution mit der Selbstsucht der menschlichen Natur, die die meisten Männer abhlt, sich nach unbezahlten Ehrenmtern oder nach dem persnlichen Waffendienst zu drngen. Im Interesse der Selbsterhaltung mu der Staat seine Untertanen zur Arbeit und zur Heerespflicht zwingen. Das Recht der Stellvertretung im Heeresdienst war eine politische Tat allerersten Ranges; die besitzende und gebildete Klasse ward dadurch von einem wahren Alp-druck befreit; der Verwaltung aber, die in jedem Fall das Recht auf Stell-Vertretung versagte oder verlieh, wuchs eine neue Quelle ungeheuren Einflusses auf die Bevlkerung zu." x)
J) In der Verordnung der die Ergnzung des Landheeres heit es (Art. 4): Die Unterprfekten entscheiden nach Anhrung des Maires, ob ein Dienstpflichtiger
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435
uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist.
Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii.
5. sterreich.
Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie".
Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer.
Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet.
6. Rußland und die orientalische Frage.
a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im
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Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer:
Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen,
Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz."
Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach.
Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha
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des hohen und niederen Pbels; doch auch Pisaner und Genueser blieben bei der blinden Leidenschaftlichkeit des Volkes nicht verschont. In diesen Wutausbrchen schien sich dann die Kraft der Haupt-stdtischen Bevlkerung verzehrt zu haben; sonst htten sich wohl aus ihrer Mitte der Verteidigung zahlreiche Hnde hilfbereit an-bieten mssen. Des Krieges wirklicher Ernst fand dieses Volk thatenschen. Opferfreudige Vaterlandsliebe, unglckgesthlte Herrscher-treue fehlten ihm eben. Die Kaiser selbst in langer Reihe hatten es diesen Tugenden entfremdet.
Der Kriegsrat, welchen Dandolo auf asiatischer Seite berief, entwarf Plan und Weise des Angriffes. Bei der geringen Ziffer des eigenen Heeres es zhlte vielleicht 40000 Mann namentlich ferner bei dem ungewhnlichen Umfange Konstantinopels war eine regelrecht durchgefhrte Einschlieung von vornherein unthnnlich, umsomehr, da ein jeder Versuch der Aushungerung gerade bei dieser Stadt aussichtslos bleiben mute. Die Bezwingung Konstantinopels konnte nur gelingen, wenn das Kreuzheer seine ganze Kraft sammelte, um durch einen ebenso berraschenden wie wuchtigen Angriff auf einen" Punkt der Befestigung sich den Eintritt in die Stadt zu erzwingen. Es blieb also mehr auf einen khnen Handstreich in groem Stil als auf eine kunstgerechte Belagerung abgesehen, wie dies auch dem Sinne der Ritter, welcher dem Ungewhnlichen und Tollkhnen zuneigte, zusagte.
Dandolo riet aus Grund eigener Erfahrung davon ab, von der Landseite her den Sturmlauf zu wagen. Doppelte Mauern zogen hier in einem Bogen von nahezu 5 Kilometer Ausdehnung von Meer zu Meer. Gewaltige Trme, 118 an der Zahl, gaben den-selben besondere Festigkeit. Ein Graben von 20 Meter Breite, welcher durch Schleusenwerke mit Wasser angefllt werden konnte, erschwerte den Zugang zur ueren Mauer. Zudem entbehrte man ander europischen Kste eines gesicherten Ankerplatzes fr die Flotte; man htte sich zunchst die Landung erkmpfen mssen. Ebenso wenig schien es ratsam, von der Bosporusseite her den Angriff zu unternehmen. Die Strmung des Meeres, welche gerade am europischen Ufer vorbeizieht, war zu mchtig, als da die Schiffe dort ruhigen Ankerplatz finden konnten; und doch htte von den Schiffen aus der Angriff vorbereitet und untersttzt werden mssen. So blieb die dritte Seite brig, woselbst sich das goldene Horn zwischen Konstantinopel einschob und die Vorstdte Galata und Pera, woselbst zumeist Franken d. h. Abendlnder ihre Lagerrume und Werksttten, ihre Kauflden und Wohnhuser hatten. Ein Angriff, welcher vom goldenen Horn ausging, versprach am ehesten
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sich in altersgrauem quadergefgten Mauerwerk in die Nordostecke der Stadtumwallung hochragend einschiebt.
Der 17. Juli es war ein Donnerstag wird zum Tage des allgemeinen Sturmes auserkoren. Die Franzosen sollen von der Nordseite her den Anlauf wagen, woselbst Mauerbrecher und Wurf-Maschinen die Stadtumwallung bis zur Bresche erschttert haben. Die Venetianer gedenken von den Schiffen aus die Mauer zu er-steigen. Dandolo, dessen Rache je nher der Erfllung um so ruhe-loser, um so erfinderischer wird, hat an den Schiffsmasten hinaus schlanke Gerste emporbauen lassen, welche weitreichende Fallbrcken tragen, auf da die Krieger unmittelbar von den Fahrzeugen aus die Zinnen der feindlichen Mauer erreichen knnen. Er hat alles aufgeboten, den Mut der Seinigen bis zur Tollkhnheit zu ent-flammen. Glnzende Belohnungen sind allen zugesagt, die sich hervor-thun im Streite. Ihn selbst duldet es im Augenblick der Entscheidung nicht in der uuthtigeu Ruhe des Lagers. Mit ritterlicher Rstung angethan steht der halberblindete Greis inmitten der Seinigen, das Banner der Vaterstadt, die Fahne des heil. Markus in der Hand; sein Rat soll helfen und sein Besehl leiten; sein Zuruf soll er-muntern und seine Gegenwart begeistern.
In stolzer Linie steuert die venetianische Flotte dem feindlichen Ufer zu. Von den Schiffen aus schleudern die zahlreichen Wurf-mafchiuen Felsblcke hinber, das Mauerwerk zu erschttern; nnge-zhlte Pfeile schwirren hinber, die Mauerzinnen von Verteidigern zu entblen. Von den hohen Mauern her entsenden die Griechen mit ihren Wurfgeschossen Wunden und Tod in die Reihen der An-greiser; mit verderblicher Sicherheit handhaben sie das griechische Feuer, welches durch das Geheimnivolle wie durch das Entsetzliche seiner Wirkung gleich furchtbar erscheint, und bringen manchem Schiffe jhe Vernichtung. Viele der Angreifer strzen zerschmettert in die See; viele sinken todeswund auf das Deck. Doch die Ge-nossen zhlen die Opfer nicht; mit gellendem Kriegsruf bertnen sie der Getroffenen Schmerzensgeschrei. Die Schiffe nhern sich stetig dem Ufer und sichern sich den Ankerplatz; ihre Fallbrcken erreichen die Mauerkrone, und die Krieger strzen hinber in wetteifernder Hast und fassen in blutigem Ringen festen Fu auf der Mauer. Eine betrchtliche Mauerstrecke wird behauptet; von 25 Trmen be-reits weht siegverkndend das Banner des geflgelten Lwen. Mit gesteigertem Mute erkmpfen sich die Venetianer von der Mauer aus den Eintritt in die Stadt; ein entsetzliches Ringen entspinnt sich; unaufhaltsam indes dringen sie vor in dem Gewirre der Gassen. Der Tag scheint gewonnen: da kommt jhe Wendung.
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sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft.
Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit.
Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen.
Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205.
Viii.
us der Jett der Reformation.
a. Ein Deutsches Bauernparlament.
Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;
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Extrahierte Personennamen: Dandolo Dandolo
Extrahierte Ortsnamen: England Konstantinopel Jerusalem Flandern Konstantinopel
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9. Rechtsvergehen sollen durch Strafen gebt werden, deren Art und Ma nach dem schriftlich berlieferten Herkommen nicht aber nach Gunst oder Neid festgesetzt wird. 10. Gemeindebesitz, welcher gegen Herkommen und Vertrag der Gemeinden entzogen oder in der Nutznieung beschrnkt worden, soll den Gemeinden frei gegeben werden. 11. Die Abgabe, welche man Todfall" (mortuarium) auch Sterbefall" oder Besthaupt" hie, soll in Wegfall kommen. Beim Tode des Grundholden nmlich erhob der Lehnsherr (Gutsherr) eine Art Erbschaftssteuer, die je nach Brauch vom 20. bis zum 3. Teile des Wertes des Lehnhofes stieg. 12. Jede dieser Bestimmungen sollte hinfllig werden, sobald sie auf Grund der Schrift als unzulssig dargethan worden. Desgleichen soll es indes den Bauern auch vorbehalten bleiben, auf Grund der Schrift andere Forderungen aufzustellen.
An der Hand der berlieferten Weistmer" d. h. Rechts-satzuugen alter Zeit lt sich der Nachweis erbringen, da die meisten der in den Xii Artikeln aufgestellten Forderungen ehedem zu Recht bestanden haben. Die Bauern wollten also hierin Verhltnisse wieder herstellen, wie sie dem alten Rechtszustande entsprachen. Neu d. h. bislang noch nicht thatschlich in die Rechtssatzungen auf-genommen, sind die Forderungen der Pfarrerwahl, Zehnterhebung, Aufhebung der Leibeigenschaft und Abschaffung des Todfalles". Die Xii Artikel schaffen indes auch in diesen Punkten nichts Neues; sie machen sich hierin lediglich Forderungen zu eigen, die immer und immer wieder in den buerlichen Bewegungen vergangener Tage zum Durchbruch gekommen waren. Neu ist es auch, da die Xii Artikel als Forderungen der deutschen Bauernschaft in ihrer Gesamtheit auf-treten; sie nennen sich ausdrcklich: die grndlichen und rechten Hauptartikel aller" Bauernschaft und Hinterfassen der geistlichen und weltlichen Obrigkeit. Die rein rtliche Bewegung einzelner Land-schuften wchst damit zu einer die ganze Bauernschaft umfassenden Bewegung an.
Die Xii Artikel sind nichts anderes als ein Entwurf zur verbessernden Umgestaltung der wirtschaftlichen Lage des buerlichen Standes. Diesem Entwurf darf das Lob weiser Mahaltung nicht vorenthalten bleiben. Die Lasten der Bauern sollen nicht etwa abgeschafft werden unter Nichtachtung der geltenden Herrenrechte; sie sollen an der Hand von Satzung und Vertrag nur auf ein ertrgliches Ma zurckgefhrt werden. Damit wrde dem Bauernstande die Kraft erhalten und das Bestehen gesichert werden. Jegliche Strkung des Bauernstandes indes mute damals noch mehr wie
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]