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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
2m October I5i8 langte er zu Augsburg an, wo
damals der Reichstag versammelt war. Der Kurfürst
hatte ihn an seine Gesandten und einige Glieder des
Stadtrarhs bestens empfohlen. Selbst Kaiser Mari-
milian I., der damals noch lebte, bat den Nuntius,
mit dem armen Bruder säuberlich zu verfahren. Dieß
geschah auch. Luther hatte zwei Unterredungen mit
dem Cardinal. 2n der ersten empfing ihn dieser mit
väterlicher Sanftmut!). Nichts verlangte er von ihm, als
unbedingten Widerruf seiner Behauptungen; auf diesen
Fall versprach er ihm die Absolution und alles Gute.
Luther war gleich bereit alle seine Jrrthümer zurückzu-
nehmeü und Abbitte zu leisten; nur sollte ihm der Car-
dinal erst sagen, worin er sich geirrt habe, und es ihm
mit Schriftstellen beweisen. Der Cardinal gab ihm ei-
nige Satze an; allein Luther unterstützte sie siegreich
mit Sprüchen aus der Bibel, und ließ sich auf keine an-
dere Widerlegung ein. -^7
So endete sich die erste Unterredung. In der zwei-
ten, zu welcher Luther von drei kaiserlichen Rächen
und einem Notarius begleitet wurde, benahm sich an-
fangs der Cardinal wieder mit vieler Leutseligkeit. Da
aber Luther nochmals standhaft erklärte, er würde nichts
zurücknehmen, ohne erst widerlegt zu scyn, wurde der
Nuntius, der ein Mann von großer Gelehrsamkeit und
Beredsamkeit war, heftig, redete und schrie ununterbro-
chen fort, und ließ Lut Hern nicht zu Wort kommen.
Lange hielt dieser zurück; endlich aber ließ auch er mir
Macht seine Stimme hören, und kehrte die Einwürfe
des Cardiyals so treffend gegen ihn selbst, daß er ihn
zum Schweigen brachte. Der Nuntius hielt es jetzt unter
seiner Würde, noch länger mit einem Luther zu dis-
putiren: er befahl ihm zu gehen und nie wieder ohne
Piderruf vor seinen Augen zu erscheinen. Schmeiche-
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Der Mann, der so große Dinge ausführte, war M a r-
tin Luther, der Sohn eines armen Bergmanns in
dem Dorfe Möre zwischen Eisenach und Salzungen.
Luther war am loten November 1463 geboren.
Seine Mutter, die ihre Niederkunft noch nicht so nahe
glaubte, war mit ihrem Manne nach Eisleben auf den
Jahrmarkt gegangen, und hier war es, wo sie von ei-
nem Söhnchen entbunden wurde, das am folgenden Mar-
tinitag in der Stadtkirche getauft ward, und daher den
Namen Martin erhielt.
Das nächste Jahr zogen seine Aeltern nach Manns-
feld, wo Vater Luther eine bessere Stelle in den Berg-
werken erhalten hatte. Hier wurde der kleine Martin
sorgfältig erzogen, und zur Gottesfurcht, zum fleißigen
Besuch der Schule und zu allem Guten angehalten. In
seinem vierzehnten Jahre kam er auf das Gymnasium
nach Magdeburg, und im folgenden nach Eisenach, wo
seine Mutter Verwandte hatte. Hier mußte er sich sei-
nen Unterhalt kümmerlich, als armer Schüler mit Singen
vor den Thüren, verdienen, wo er oft statt der gehoff-
ten Gaben mit harten Worten abgefertigt wurde. Darum
ließ er aber den Muth nicht sinken. An Geld war er
Zwar arm, nicht aber an Talenten und an Fleiß. Eine
gute Frau, die ihn als einen wackcrn Jüngling kennen
lernte, nahm ihn an ihren Tisch; und nun hielt er sich
für geborgen. Unter der Leitung des braven Rectors
Trebonius machte er die schnellsten Fortschritte in der
lateinischen Sprache und in andern Wissenschaften, so
daß er schon in seinem achtzehnten Jahre nach Erfurt
auf die Universität gehen, und zwei Jahre darauf Ma-
gister werden konnte. Von seinem redlichen Vater wurde
er zwar hier nach besten Kräften unterstützt; der gute
Mann konnte aber nur wenig geben, denn er besaß
selbst nicht viel. Vielleicht war dieß ein Glück für den
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Extrahierte Personennamen: Martin Martin Muth Trebonius
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Sohn, denn da dieser nicht die Mittel hatte, wie andere
Studenten zu reiten, zu fahren, sich ganze Nächte lang
in die Bierhäuser ¿u setzen, so mußte er zu Hause blei-
den, wo von ibm die edle Zeit, die andere so unver-
antwortlich vergeuden, viel nützlicher zum Studieren
und zur Erweckung seiner Kenntnisse angeweudet wurde.
Während seines Aufenthalts zu Erfurt bekam Lu-
ther einmal auf der Universitätsbibliothek eine lateini-
sche Bibel in die Hände, die erste, die er in seinem Le-
den sah. Er durchblätterte sie begierig, und fand viel
mehr darin als er dachte. Nichts war ibm vorher da-
von bekannt als die Evangelien und Episteln, die an
den Sonn- und Festtagen in der Kirche verlesen wer-
den; hier aber hatte er vollständig das alte und neue
Testament im Zusammenhänge, er konnte beides mitein-
ander vergleichen, und sehen, wie wenig die Lehren der
römischen Kirche mit den einfachen, sanften und ver-
ständlichen Lehren Jesu Übereinstimmung_______
Bis jetzt hatte sich Martin Lufsser^nach dem
Wunsche seines Vaters, dem Studium der Rechte gewid-
met; nun eckelte es ihn an, und es erwachte auf ein-
mal in ihm die Liebe zur Religionswissenschaft, der er
sich auch mit allem Eifer hingab. Ihn ängstigte nur
noch der Gedanke, ob er bei den Unvollkommenheiten
und Sünden, deren er sich bewußt war, auch würdig
sei, ein Diener Gottes zu heißen? Noch heftiger wurde
sein zartes Gewissen durch einen erschrecklichen Donner-
schlag aufgeschreckt, der auf einer Reise von Mannsfeld
nach Erfurt, seinen jungen Freund Aleris an seiner Seite
niederschmetterte. Luther hielt diesen Schlag für einen
Wink des erzürnten Himmels. Er hatte nun keine Ruhe
mehr in dem Getümmel der Welt; er faßte den Ent-
schluß, durch fromme Bußübungen in klösterlicher Ein-
A r
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Lie schon Antheil an der Verbreitung des neuen Lichtes
genommen hatten, ein Hutten, Sickingen, Schaum-
burg, drückten laut ihren Beifall darüber aus. Für die
lutherischen Christen gab es nun keinen Pabst mehr und
keine andere Glaubenssätze und Regeln, als die des
Evangeliums.
Luthers kühne That machte nicht geringen Lärm
in der Welt, und brachte ihn bei den Papisten, die
wütheud gegen ihn aufgebracht waren, in neue größere
Gefahr. Man wollte sich der teutschen Bestie, wie
die römischen Botschafter sich ausdrückten, entledigen,
was es auch kosten möchte; und da der Mann auf keine
Art zum Schweigen zu bewegen war, brachte man ihm
Gift bei. Allein Luthers starke Natur half sich durch
Ausleerungen. Seine Freunde, die wohl sahen, wie
wenig er seines Lebens sicher sei, boten ihm ihre Vesten
und Schweriner an; allein voll Glauben an die Gnade
des Himmels, wollte er von niemand geschützt seyn als
von Gott. Sein Vertrauen tauschte ihn nicht; er blieb
am Leben und vollendete das angefangene große Werk.
2.
Luther auf dem Reichstage zu Worms.
Kaiser Maximilian I. war im Jahr 1619 gestor-
den, und sein Enkel, Karl V. an seine Stelle als rö-
mischer Kaiser getreten. Dieser Fürst versammelte im
Jahr 1521 zu Worms einen Reichstag, bei welchem auch
Luthers vorgebliche Ketzereien zur Sprache kamen. Es
wurde beschlossen, ihn vorzuladen, seine Rechtfertigung
anzuhoren, und den Widerruf seiner Irrlehren zu ver-
langen. Luthers Landesherr, der Kurfürst Fried,
rich der Weise von Sachsen, war damit einver-
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standen, bat sich aber von dem Kaiser und den Land-
grafen von Hessen sicheres Geleit für seinen Unterthan
aus, welches ihm auch zugestanden wurde. Ein kaiser-
licher Herold erschien nun zu Wittenberg mit einer förm-
lichen Vorladung, und fand Luthern bereit, seine Leh-
ren vor dem ganzen versammelten Reiche zu vcrtheidi-
gen. Von wenigen Freunden begleitet, reifete er am
aten April 1521 ab. Allentbalbcn, wo sein Weg ihn
durchführte und seine Ankunft bekannt wurde, sah er sei-
nen Wagen von einer Menge Menschen umringt, die
begierig waren, den Mann kennen zu lernen, der es
wagte, allein und öffentlich vor dem Kaiser und den
Fürsten des Reichs, die Vorurtheile und Mißbräuche ei-
nes ganzen Jahrtausends anzugreifen und dem Pabst
und seiner Klerisei den Krieg anzukündigen. Als er sich
der Stadt Worms näherte, wurde das Gedränge im-
mer größer. Aus Worms allein strömten ihm mehr als
zweitausend Menschen zu Roß, zu Wagen und zu Fuß
entgegen. Alle wünschten sich rühmen zu können, den
berühmten Mann gesehen zu haben, der nun vielleicht
bald nicht mehr unter den Lebendigen wandeln würde.
Von einem vertranten Freunde erhielt Luther jetzt noch
eine wohlgemeinte Warnung. Allein er war fest ent-
schlossen, keine Gefahr zu scheuen und seinem Schicksal
muthig entgegen zu gehen. Ich muß hinein, rief er aus,
sollten auch so viel Teufel darin sitzen als Ziegel auf
den Dächern.
So hielt er denn seinen Einzug in einem offenen
Wagen, umgeben von dem Gewühl des neugierigen Vol-
kes. Gleich am folgenden Tage wurde er von dem
Reichs-Erbmarschall, dem Grafen Ulrich von Pap-
penheim, vor die Reichsversammlung geführt. Es war
der 17. April 1521. In einem großen Saale saß der
Kaiser auf seinem Thron; ihm zur Rechten und zur Lin-
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gab seinem Geiste einen höheren kühneren Schwung.
Seine geistvollen Vorträge auf der Kanzel und in dem
Hörsale, verbreiteren seinen Ruhm in ganz Teutscbland
und machten' ihn als einen der achtungswürdigsten Be-
förderer der Aufklärung bekannt. Ermuntert durch den
allgemeinen Beifall, regte sich jetzt sein Selbstgefühl und
er wurde aus dem ehemaligen blöden, schwermüthigen,
hypochondrischen Manne, der er ehemals war, der heiterste
offenste, angenehmste Gesellschafter, der seinen Umgang
durck Witz, Munterkeit und die lustigsten Einfälle würzte.
Während Luther mit so viel Beifall zu Wittenberg
predigte und lehrte, durchzog ein leipziger Dominicaner-
mönch, Johann Tezel, unter großem Zulauf des Vol-
kes, das Land von Ort zu Ort, und verkaufte, im Na-
men deo Pabstes, um baares Geld Vergebung der Sün-
den. Für ein paar Groschen befreiete er Seelen aus
dem Fegfeu r, und um den billigsten Preis verhandelte
er an Bösewichte den Himmel. Er führte mit sich zwei
große Kisten herum, in der einen befanden sich päbstliche
Ablaßbriefe für alle erdenkliche Sünden, von denen jede
ihre besondere Tare hatte, und in der andern waren
die Thaler, die er damit gewonnen hatte, und die er an
Alb recht von Brandenburg, Kursivsten und Erz»
bischoff von Mainz und Magdeburg, verrechnen mußte,
denn dieser war des Pabstes Gencralpächter für den
Ablaß. Er bekam die Hälfte von dem ganzen Ertrag,
der ungeheure Summen betragen mußte, denn aus der
einzigen Stadt Freiberg wurden zwei tausend Gulden
weggeschleppt. Reiche Sünder fanden ein solches Mittel,
sich mit dem Himmel abzufinden, und dem Fegfeuer und
den ewigen Strafen auszuweichen, ungemein bequem.
Auch Arme wollten lieber hier einen Tag fasten als dort
ewig brennen; und so erklärt sich leicht der außerordent-
liche Zulauf, den die Ablaßkrämer fanden.
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Ursachen überwunden und überwiesen werde, so kann
und will ich nicht widerrufen, weil weder sicher noch
gerathen ist, etwas wider Gewissen zu thun. Hier stehe
ich; ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen."
Der Kaiser war nun erbötig, die Rcichsacht über
den Angeklagten auszusprechen, wie es mit dem päbst-
lichen Legaten war verabredet worden, im Fall Luther
auf seinen Ketzereien bestehen würde. Allein die Fürsten
verlangten einen dreitägigen Aufschub, weil einige im-
mer noch hofften, ihn zum Widerruf zu bewegen. 'Aber
alles war vergeblich. Luther war zwar bereit dazu;
aber er verlangte Widerlegung aus der heiligen Schrift,
und diese sprach ganz wider seine Gegner. — Es
fehlte nicht an Hofschranzen, die jetzt den Kaiser zu be-
reden suchten, Luthern das freie Geleit nicht zu hal-
ten, und mit ihm zu verfahren, wie es mit Huß ge-
schehen war; allein Karl V. besaß mehr Ehrgefühl als
Kaiser Sigismund; er verabscheuete eine solche Treu-
losigkeit, und Luther durfte sich ungehindert wieder ent-
fernen. — Die zu erwartende Rcichsacht und noch
mehr andere Umstände deuteten aber auf seinen nahen
Untergang.
3.
Luther auf der Wartburg.
Auf der Rückreise von Worms nach Wittenberg,
konnte Luther sich nicht das Vergnügen versagen, das
Dörfchen Möre zu besuchen, wo einst seine Aeltern leb-
ten, und das er als seinen Geburtsort ansah. Er langte
ohne Unfall bei seinen dasigen Verwandten an. Als er
aber seine Reise weiter nach Wittenberg sortsetzen wollte,
wurde er in einem Walde von fünf verkappten Reitern
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So wie das Geld im Kasten klingt.
Die Seele aus dem Fegfeur springt.
Kommt also alle herbei, ihr die ilu mühselig und
beladen seyd, ihr denen an der Erlösung eines verstor-
benen Vaters, Bruders, Kindes, einer-Frau oder ei-
nes Ehegatten gelegen ist; für vier Groschen will ich
euch erquicken, will ich euch eure Lieben aus dem Fege-
feuer in den Himmel einführen. Könnt ihr euer Geld
seliger anwenden? — So bethörte er das leichtgläubige
Volk. Mancher arme Mensch, selbst Wittwcn und Wol-
lenspinnerinnen gaben ihren letzten Heller für einen Ab-
laßzettel hin. Tezel hatte auch Milch- und Butter-
briefe feil; wer einen lösete, dem war erlaubt, in der
Fastenzeit Milch und Butter zu speisen.
Mit seinem Ablaßkram fand sich Tezel auch in
dem Octobermonath 1517 zu Iütcrbock ein. Eine Menge
Menschen zogen ihm auch aus der Stadt Wittenberg nach
und kauften sich Ablaßbriefe. Mit einem solchen Papier
in der Tasche, erlaubten sie sich die gröbsten Laster; und
kamen sie in den Beichtstuhl, so verbaten sie sich alle
Buße, da ihnen ihre Sünden schon erlassen seien. Dar-
über ergrimmte Luther, und donnerte in einer Predigt
wider Tezels Ablaßkram; auch schlug er an das Thor
der Schloßkirche von Wittenberg 95 Sätze wider diesen
Handel an, die er sich gegen jedermann zu vertheidigen
erbot. Dieß geschah am Listen Oktober 1517 und von
diesem Tag an rechnet man den Anfang der Reforma-
tion. — In wertiger als vierzehn Tagen verbreiteten
sich Luthers Streitsätze in ganz Teutschland. Jeder-
mann wunderte sich über seine Kühnheit, aber niemand
wagte cs, laut seinen Beifall zu äußern, doch auch nicht
sie mündlich zu widerlegen. Nur Tezel, den Luthers
Angriff verdroß, trat mit Gegcnsprüchen oder Gegensä-
tzen auf, die er zu Frankfurt au der Oder vertheidigen
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auch eifrig an einer Übersetzung des neuen Testaments,
wobei er aber unaufhörliche Anfechtungen von dem Teufel
hatte, oder zu haben glaubte. Einst kam ihm der Böse
— wie Martin selbst erzählt, — über einen Sack Hasel-
nüsse, zerknackte sie an den Balken, rumpelte an seinem
Bette, polterte auf der Treppe und versetzte ihn in To-
desangst. Wahrscheinlich hatten das alles hungrige Rat-
ten gethan; aber Luther schrieb es lieber den Geistern
der Finsterniß zu, die nicht leiden konnten, daß er den
gemeinen Mann mit den Worten der heiligen Schrift
bekannt machte. Bei dem geringsten Geräusch fuhr er
daher zusammen. Einst sah er, während er an seiner
Arbeit saß, den Satan leibhaftig an der Fensterwand
stehen. Ueber diese Unverschämtheit gerieth er in solchen
Zorn, daß er in der ersten Hitze sein Dintenfaß nahm,
und es ihm an den Kopf warf. Er selbst erzählt zwar
nicht diese Geschichte, aber von andern wird sie erzählt,
und Reisenden, welche die Wartburg besuchen, zeigt man
noch bis auf diesen Tag die Spuren des Dintenfleckes
an der Wand. — Der Glaube an böse Geister hatte
sich in früherer Jugend Luthers Gemüthe so^ief einge-
prägt und hatte so feste Wurzeln geschlagen, daß er sich
auch als denkender Mann nicht mehr davon frei machen
konnte.
Bald nach Luthers Entfernung von Worms, wurde
die Reichsacht über ihn ausgesprochen; er kümmerte sich
aber wenig darum. Viel mehr ging es ihm zu Herzen,
daß der Kurfürst Alb recht von Mainz den Ablaßkram
wieder anfing. Luther schrieb ihm darüber von seiner
Wartburg aus einen derben Brief. Es hätte nur bei
ihm gestanden, sagte er in demselben, die Schuld des
abscheulichen Ablaßwesens auf dem Reichstage ganz allein
auf die Herren Kurfürsten zu schreiben, er habe aber sei-
ner und des Hauses Brandenburg schonen wollen, und
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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habe aus gutherzigem Mitleiden seinem Unverstand und sei-
ner Unerfahrenheit die meiste Schuld beigemessen. „Eure
kurfürstliche Gnaden, fuhr er fort, denken nur nicht,
daß der Luther todt fei, er wird auf den Gott, der
den Pabst durch ihn gedehmüthigt bat, frei und fröblich
pocken, und ein Spiel mit dem Erzbischoff von Mainz
anfangen, dessen sich nicht viele versehen." — Ihr wer-
det vielleicht zittern für Luthern, wenn ihr die Folgen
eines solchen Briefes erwägt; allein es erfolgte eine ganz
höfliche Antwort darauf. Der Kurfürst schrieb ihm, er
habe seinen Brief in Gnaden und zu allem Guten aus-
genommen, und werde künftig mit Gottes Hülfe so han-
deln, wie es einem geistlichen, frommen und christlichen
Fürsten gezieme. — Er fürchtete sich also mehr vor Lu-
thern, als Luther sich vor ihm.
4.
Unruhen in Luthers Abwesenheit.
Luther hatte sich losgesagt von der Herrschaft des
Pabstes und von allen Lehren, die nicht in dem Evan-
gelium gegründet waren. Gleichwohl hatte man noch.
Wie zuvor, Stifter und Klöster, es wurden Seelenmessen
gelesen und Wallfahrten gehalten, und das Abendmahl,
wie vorher, ohne Kelch ausgetheilt. Nun aber fing man
an sich zu fragen: Warum geschieht dieß noch alles, und
warum leben wir nicht nach unfern Lehren und Grund-
sätzen? Die meisten sahen ein, daß große Aenderungen
Vorgehen müßten. Zuerst versammelten sich die Augu-
stinermönche zu Wittenberg und erklärten alle Kloster-
gelübde und alle Ordensregeln für ungültig, dann wur-
den sämmtliche Kirchenmessen teutsch gelesen, das Abend-
mahl unter beiderlei Gestalt ausgetheilt, die Bilder aus
B
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