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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 235

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
235 Macht zu Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten;- der alte deutsche Erbfehler, unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes Glied in ein Ganzes einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer Weise wieder geltend. Mit den welfisch gesinnten deutschen Fürsten ver- banden sich die lombardischen Städte und die Päbste; es war eine Zeit voller Unruhe und Aufregung. Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, Svenen durch Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerk- samkeit und ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien als auf ihr Vaterland richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war Konrad Iv., welcher im Jahre 1254 starb und einen zweijährigen Sohn Namens Konradin hinterließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unter- italien gehört, aber der Pabst belehnte mit seinem Erblande den Bruder des Königs von Frankreich, Karl von Anjou, welcher sich auch in Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohenstaufisch gesinnt waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin herangewachsen war, entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unter- zugehen ; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden, be- gleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die Alpen an. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da die Franzosen in Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht ward Konradin besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen. Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen, durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräther zumtode ver- urtheilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld an ihm, weil er im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei: alle bis auf einen, den knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Ge- fährten frei. Diese einzige Stimme genügte dem König, um jetzt aus eigener Macht das Todesurtheil über die Gefangenen zu sprechen. Konradin saß beim Schachspiel, als ihm der furchtbare Spruch ver- kündet ward. Der Jüngling zeigte eine seines Heldengeschlechtes würdige Fassung; er benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihm gelassene Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und Gebet auszusöhnen. Am 29.October 1268 wurden die Verurtheilten zum Blutgerüste geführt. Als Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf Befehl des Königs das Urtheil vorgelesen hatte, entstand ein dumpfes Ge- murmel unter den Anwesenden; aber die Furcht schloß allen den Mund, und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn, sprang zornig hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du frecher ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen Zorn, aber das Urtheil blieb ungeändert. Hierauf bat Konradin, daß man ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Vor Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 89

1877 - Oldenburg : Stalling
89 denn einst unterzeichnete: Louis Philippe Egalite, durch Ge-burt franzsischer Prinz zu seinem Unglck, aber Jacobiner bis zu den Fuzehen." Er hatte bedeutenden Antheil an den Schlachten der Republik bei Valmy und bei Jemappes, ward aber beim Beginn der Schreckensherrschaft in Dumouriez's Schicksal verwickelt, und floh auf streichisches Gebiet. Sodann begab er sich in die Schweiz, wo er als Lehrer der Mathe-matik an einem Privatinstitute zu Reichenau angestellt ward. Als die Strme der Revolution auch dieses Land erreichten, hielt er sich hier nicht mehr fr sicher, gab seine Stelle auf und bereiste Dnemark, Schweden und Norwegen. Im Jahre 1796 schiffte er sich nach Nordamerika ein, dessen Institutionen er kennen lernte, und lebte seit 1800 in England, das ihm 2000 Pfund Jahrgelder bewilligte. Nach dem Tode seiner jngeren Brder ging er nach Sicilien, vermhlte sich 1809 zu Palermo mit Maria Amalia, Tochter Ferdinands von Sicilien, und schwur Treue dem legitimen Souvern und Ha dem revolutionren Wahnsinn." Nach der Restauration kehrte er nach Frankreich zurck, wo er als kniglicher Prinz den Rang eines Generals erhielt und wieder in den Besitz seiner vterlichen Gter kam. Da er sich vom Gelsten nach der Krone fern zu halten wute, fand er bei Hofe Aufnahme, ohne da ihm der König, der ihm sogar den Titel knigliche Hoheit" verweigerte, oder die Herzogin von Angouleme volles Vertrauen schenkten. *) Louis Philipp sah irrt Palais Royal die vornehmsten Knstler, Dichter und Industriellen von Paris bei sich, wute seinem Leben einen gewissen brgerlichen An-strich zu geben und lie seine Shne in den ffentlichen Schu-len erziehen. Whrend er auf seinem Landgute Neuilly nur den wirtschaftlichen Sorgen fr seine Gter zu leben schien, unterhielt er im Geheimen Verbindungen mit der liberalen Partei und lie seinen Namen zum Hoffnungsanker der Un-zufriedenen werden. Bei der Krnung Karls X. rief er mit *) Als einst die Herzogin von Berry den König bat, ihr ein Ka-briolet zu geben, wie es der Herzog von Orleans habe, widerrieth ihr der König ein so gefhrliches Fahrzeug, und auf die Entgegnung der Berry, da es auch fr den Herzog gefhrlich fei, sagte er, ob dieser den Hals breche, sei ihm ziemlich gleichgltig.

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 186

1877 - Oldenburg : Stalling
186 seinen Geschften beunruhigt wurde, auf strenge Maregeln gedrungen hatte, so erregten doch der Belagerungszustand und die Kriegsgerichte als Ausnahmezustnde die Unzufriedenheit der Menge in solchem Grade, da die Regierung den Be-lagerungszustand nach elf Tagen wieder aufheben und die berfhrten Theilnehmer des Aufstandes den ordentlichen Gerichten berlassen mute. Der Widerstand, welchen die Julimonarchie bei jeder Gelegenheit erfuhr, die Gleichgltigkeit der Massen gegen dieselbe, nachdem der erste Taumel der Begeisterung verraucht war, nhrte in der lteren Linie der Bourbonen die Hoff-nungen auf ihre Wiederherstellung. Karl X., der von England nach Grz bergefiedelt war, unterhielt Verbindungen mit seinen Anhngern in Frankreich, den Legitimisten, ^ und hegte Plne zur Wiederherstellung seines Hauses, wollte jedoch den Gang der Ereignisse abwarten. Aber seine Schwiegertochter, Marie Karoline, Wittwe des 1820 ermordeten Herzogs von Berry und Mutter des Herzogs von Bordeaux, den die Legiti-misten Heinrich V. nannten, lie sich von ihren Anhngern, die sich in Modena bei ihr einfanden, berreden, da ihr persnliches Erscheinen in Frankreich einen Umschwung der Verhltnisse zu Gunsten ihres Sohnes herbeifhren werde. Mit wenigen Getreuen landete sie in Marseille, durchzog, da sie keine allgemeine Bewegung der Legitimisten hervorrufen konnte, Frankreich von Sden nach Westen und trat in der Vendse im Namen ihres Sohnes als Regentin von Frankreich auf. In einigen Gefechten wurden die Legitimisten, tapfer kmpfend, von der Uebermacht zersprengt. Die Herzogin htte sich noch retten knnen, aber unerschrocken, wie sie war, gefiel sie sich in den Gefahren der Flucht von Schlo zu Schlo, bis sie in Nantes einen verborgenen Aufenthalt fand und von da aus die Verbindung mit den Legitimisten unterhielt. Allein ein Jude, Namens Deutz, der ihr Unterhndler fr die Pariser Legitimisten war, verrieth sie fr 500,000 Francs. Sie wurde gefangen genommen. Ludwig Philipp war in Verlegenheit, welches Verhalten er gegen sie zu beobachten habe, als sie im Gefngni (Mai 1833) von einer Tochter entbunden ward, indem sie mit dem sicilianischen Grafen Luchesi-Palsi heimlich vermhlt zu sein erklrte. Dieser Um-

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 257

1877 - Oldenburg : Stalling
257 griff am 25. Juli die (Sorben Bei Custozza an. Er erfocht einen glnzenben Sieg, durch welchen Deftreich gerettet wrbe. Obgleich es den farbinifchen Truppen an Tapferkeit nicht fehlte, so Hinberte boch der Mangel an Planmigkeit in ihren Bewegungen allen Erfolg. Karl Albert, der sich im Gefecht der grten Gefahr rcksichtslos aussetzte, Besa keine Fhig-feit, das Ganze zu leiten, mate sich aber aus Eifersucht gegen Befhigtere Generale die Entscheibung stets allein an. Rabetzky verfolgte die Sarben mit reienber Schnelligkeit und zog am 6. August in Mailanb ein, wo Karl Albert durch feine planlose Kriegfhrung sich den Verbacht des Verraths zugezogen hatte, und sein Sebeit von Seiten der Demokraten Bebroht war. Er zog sich in sein Knigreich zurck und schlo am 9. August einen Waffenstillstand der ihn zur Rumung der Sombarbei verpflichtete. Der Sieg der ftreichifchen Waffen war auch auf das Schicksal Mittel- und Sbitaliens nicht ohne Einflu. Da Ferbinanb Ii. von Neapel die Insel teilten aller ihrer frheren Rechte Beraubt hatte, und als Bloe Provinz Behanbelte, so war in Palermo am 12. Januar ein offener Aufstanb aus-gebrochen. Die tabt hielt stanbhaft ein Bombarbement aus und nthigte die Besatzung, sich nach Neapel einzuschiffen. Der glckliche Erfolg der ficiltanifchen Erhebung wirkte auf Neapel zurck, wo der König am 29. Januar eine Verfassung nach franzsischem Muster versprach, die am 10. Februar Bekannt gemacht wrbe, und ein liberales Ministerium ernannte. Diese Verfassung wrbe von teilten abgelehnt. Hier warb ein Parlament nach der Verfassung von 1812 einberufen, und die Februarrevolution zwang Ferbinanb Ii. zur Anerkennung berfelben. Aber bamit waren die Leiter der Bewegung nicht zufrieben; sie verlangten fr icilien Besonbere Verwaltung und ein eigenes Heer und wollten zwischen Neapel und icilien nur eine Personalunion einrumen, eine Forberung, die von Ferbinanb Ii. verworfen wrbe. In Neapel wrbe die Verfassung nur von dem gebilbeten und freisinnigen Mittel-stanb mit Begeisterung aufgenommen; Abel und Geistlichkeit und das von den Priestern in Dummheit und Aberglaube erhaltene Volk wiberstrebte jeber politischen Vernberung. Auer der reactionren Partei gab es in Neapel auch eine republi- Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 17

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 211

1877 - Oldenburg : Stalling
211 Montpensier schifften sich nach England ein. Der Prinz von Joinville und der Herzog von Aumale befanden sich gerade in Algerien; auch sie zogen sich auf die Kunde von der Er-richtung einer Republik nach England zurck, wo Anfangs Mai die Familie Orleans versammelt war*). Am 25. Februar wurde von der provisorischen Regierung die Einfhrung der Republik unter Vorbehalt der Genehmi-gung durch das Volk bekannt gemacht. Die Ministerien wur-den besetzt: Lamartine bernahm das Aeuere, Ledru-Rollin das Innere. Alle Staatskrper, geistliche und weltliche Be-Hrden, die Befehlshaber der Land- und Seemacht erklrten die Anerkennung der provisorischen Regierung. Am 4. Mai sollte eine constituirende Versammlung eintreten. Frankreich aber war durch den Zusammenbruch des Juli-thrones einem Zustande der Anarchie Preis gegeben, und der Widerhall des furchtbaren Donners, der ihn zertrmmerte, sollte weithin die Völker Europas durchzucken. *) Ludwig Philipp erhielt noch in Dreux die Nachricht von der Errichtung der Republik, und eilte darauf, tief erschttert, mit der K--night nach der Kste der Normandie. Hier wollte er auf einem Fischer-boote nach England bersetzen, wurde aber durch das strmische Wetter verhindert. Er ging nach Havre, wo ihm der englische Viceconsul ein Schiff zur Verfgung stellte, das ihn und seine Gemahlin unter falschen Namen an die englische Kste brachte. Er nahm seinen Aufenthalt auf dem seinem Schwiegersohne, dem Könige der Belgier, gehrigen Schlosse Claremont in der Nhe von London, wo er als Graf von Neuilly am 26. August 1850 in einem Alter von 77 Jahren starb, ohne Hoffnung auf Wiederherstellung seiner Dynastie. 14*

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 258

1877 - Oldenburg : Stalling
258 kanische, der die gemachten Zugestndnisse nicht gengten. Da nun Ferdinand Ii. ein dem Parlament eingerumtes Recht, die Verfassung zu reformiren, spter zurcknahm, so fam es am 15. Mai, wo die Kammern erffnet werden sollten, zu einem Kampfe, in dem die kniglichen Schweizertruppen Sie-ger blieben. Nun berlieen sich Soldaten und Lazzaroni dem Morden und Plndern. Ferdinand Ii. hielt sich an seine Versprechungen nicht mehr gebunden und begann jetzt mit mehr Hrte und Willkr als vorher zu regieren. Das Hlfs-corps, das unter Wilhelm Pepe dem König von Sardinien zum Beistand nach Norditalien zog, erhielt Befehl zum Rck-zug; aber Pepe weigerte sich und wandte sich mit 1500 Mann nach Venedig, bei dessen Verteidigung er sich auszeichnete. In Sicilien war indessen am 13. April der König von Neapel von beiden Kammern einstimmig der sicilianischen Krone fr verlustig erklrt worden. England begnstigte eine Trennung Siciliens von Neapel, der Frankreich entgegen war, um den englischen Einflu auf der Insel nicht vorwiegen zu lassen. Whrend sich König Ferdinand nach den Siegen Radetzky's den constitutionellen Institutionen immer feindseliger zeigte, und die am 1. Juli erffneten neapolitanischen Kammern bis zum 3. November vertagte, wurde die Wiedereroberung Sici-liens mit desto grerem Eifer betrieben. Eine Flotte mit 8000 Mann ging unter Filangieri, Fürsten von Satriano, nach der Insel (6. September). Die Stadt Messina wurde von der Flotte und der Citadelle, die im Besitz der Neapolitaner geblieben war, Tag und Nacht bombardirt, wodurch der schnste Theil der Stadt zu einem Schutthaufen wurde, dann erstrmt und ausgeplndert. Die franzsischen und englischen Kriegsschiffe nahmen die Flchtigen auf, verhielten sich aber sonst neutral. Auf Vermittelung der Admirale derselben kam es zu einem Waffenstillstand. Whrend die Sicilianer in Parteien gespalten waren, berief ihr Ministerium den Polen Mieroslawski zum Oberbefehlshaber, und dieser warf sich nach Catania. Als am 29. Mrz 1849 der Waffenstillstand abgelaufen, griff Filangieri Catania an; die Neapolitaner wur-den zurckgeschlagen, aber die nachrckenden Schweizer er-strmten nach verzweifeltem Widerstande die Stadt (6. April 1849). Nun zog Filangieri nach Palermo, wo die Macht-

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 29

1877 - Oldenburg : Stalling
29 Sie beabsichtigte daher, Ferdinands Bruder, Don Carlos, auf den Thron zu erheben, und in der That wurde dieser im Jahre 1827 in Catalonien unter dem Rufe: Es lebe Don Carlos! Es leben die Mnche und die heilige Inquisition!" zum König ausgerufen. Das knigliche Heer wurde geschlagen, doch wute Ferdinand den Aufstand zu dmpfen. Gleichwohl beruhte die Hoffnung der Apostolischen auf Don Carlos, dem bei der Kinderlosigkeit des Knigs der Thron gesichert schien. Da starb im Mai 1829 des Knigs dritte Gemahlin, und noch im December desselben Jahres vermhlte sich der sechs-undvierzigjhrige Ferdinand zum vierten Male, und zwar mit Marie Christine, der blhenden und lebenslustigen, aber auch rnkeschtigen Tochter des Knigs Franz von Neapel. Theils aus Liebe zu ihr, theils aus Abneigung gegen seinen Bruder hob er im Mrz 1830 das seit 1713 in Spanien fr die Erbfolge bestehende salische Gesetz, das die Frauen vom Throne ausschliet, durch die pragmatische Sanction auf und stellte die weibliche Thronfolge wieder her. Durch diese Anordnung verloren des Knigs Brder und deren Shne alle Aussicht auf den Thron, da Christine am lo.oct. 1830 eine Tochter, Jsabella, gebar, deren Thronfolge am 10. Juni 1833 feierlich anerkannt wurde. Don Carlos und seine Partei, die Apostolischen und Absolutisten, bestritten freilich die Gl-tigkeit der pragmatischen Sanction; als aber Ferdinand am 29. September 1833 starb, folgte die dreijhrige Jsabella Ii. unter der Regentschaft und Vormundschaft ihrer Mutter Christine auf dem Thron. Nun entbrannte ein Brgerkrieg, der sowohl von den Anhngern Don Carlos, den Carlisten, als denen der Regentin, den Christinos, mit der grten Wuth gefhrt wurde und den Wohlstand des Landes vollends zu Grunde richtete. In die Zeit von Ferdinands Regierung fllt auch der Abfall der spanischen Kolonien in Amerika vom Mutterlande. Das spanische Amerika zerfiel in vier Viceknigreiche: Mexiko oder Neuspanien, Neugranada, Buenos-Ayres oder Rio de la Plata und Peru, und in fnf Generalcapitanate: Guatemala, Venezuela, Chile, Havanna oder Euba und Portorico. Diese Colonien dienten dem spanischen Mutterlande nur als Absatz-Pltze. Sie durften daher nur spanische Waaren gegen hohe

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 101

1877 - Oldenburg : Stalling
- 101 es bestanden zwei Kammern, ein Senat, aber ohne Erblichkeit, und eine Reprsentantenkammer. Der König, der nicht als Herr alles Grundes und Bodens, sondern als erbliches Ober-Haupt der Nation galt, hatte den Titel: König der Belgier. Diese Verfassung wurde am 7. Februar 1831 vom Congre einstimmig angenommen: ein Werk der Migung und der Eintracht, das die Nation vor allen Strmen der Folgezeit bewahrt hat. Es kam nun darauf an, fr den neuen Staat einen König zu whlen. Die Wahl fiel zunchst auf den Herzog von Nemours, den zweiten Sohn Ludwig Philipp's. Allein der König der Franzosen sah voraus, da die brigen Mchte eine solche Vergrerung des franzsischen Einflusses nicht dul-den wrden und lehnte ab. Da wandten sich die Blicke auf den Herzog von Leuchtenberg, den Sohn des ehemaligen Vice-knigs Eugen; aber Ludwig Philipp wollte keinen Enkel Na-poleons zum unmittelbaren Nachbar und lenkte ein; er schien einer Wahl seines Sohnes, des Herzogs von Nemours, nicht mehr entgegen zu sein, und dieser wurde am 3. Februar 1831 mit schwacher Majoritt zum König gewhlt. Nun waren damals die Gesandten der Gromchte in London versammelt, um die Verhltnisse zwischen Belgien und Holland auf fried-lichem Wege zu ordnen. Nachdem die Trennung beider Staaten ausgesprochen, waren durch die Protokolle vom 20. und 27. Januar 1831 die Grenzen des neuen Staates dahin bestimmt worden, da das Groherzogthum Luxemburg, das zum deutschen Bunde gehrte, bei Holland verbleiben sollte. König Wilhelm nahm die Beschlsse der Londoner Conferenz an, aber die Belgier verweigerten die Zustimmung unter dem Vor-wnde, da das Groherzogthum sich mit ihnen gegen Holland erhoben habe und nicht wieder unter die Herrschaft des Hauses Dramen zurckkehren wolle. Diese Weigerung des belgischen National-Congresses brachte neue Schwankungen hervor. Bei der Ungewiheit der Grenzfrage wnschte man wenigstens die ; Wahl des Knigs gesichert zu sehen, und trug dem Herzog von Nemours zum zweiten Male die Krone an. Allein Ludwig Philipp, der keine andere Absicht hatte, als nur den | Herzog von Leuchtenberg zu beseitigen, schlug im Namen sei-nes Sohnes die belgische Krone aus. Nun fiel die Wahl

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 32

1877 - Oldenburg : Stalling
- 32 - treuen Anhngers, des Generals Sucre, bei Ahacucho, eine gnstige Wendung (1824). Der Boden von Peru war hiermit von Spaniern befreit. Ober-Peru nahm Bolivar zu Ehren den Namen Bolivia an. Auf der Insel Haiti riefen die Neger den General Dessalines, einen Neger, als Jakob I. zum Kaiser aus (1804). Dieser wurde jedoch schon 1806 ermordet, und die Insel zerfiel nun in eine Negerrepublik unter Heinrich Christoph, und in eine Mulattenrepublik unter Petion. Nach Heinrichs Tode wurde Petions Nachfolger Prsident der ganzen Republik Haiti, die von allen Regierungen, im Jahr 1825 auch von Frankreich anerkannt wurde, nachdem dieses seinen ehemaligen Pflanzern Entschdigungen und seinen Schiffen einen gnstigen Handelsvertrag ausgewirkt hatte. Iii. Portugal und Brasilien. Der Sturz Napoleons hatte auch Portugal von fran-zsischer Herrschaft befreit. Nach dem Tode seiner Wahn-sinnigen Mutter Marie (1816) bestieg Johann Vi. den Thron von Portugal und Brasilien. Das knigliche Haus Braganza war 1807, als die Franzosen das Land besetzten, nach Bra-silien geflohen. Whrend Heer und Volk dringend wnschten, da der König mit dem Hofe nun wieder nach Portugal bersiedeln und von Lissabon aus Brasilien als Colonie regiere, blieb Johann doch in dem letzteren und forderte sogar die Vornehmsten vom Adel und von den Kaufleuten zur Aus-Wanderung nach Brasilien auf, indem er die Regierung des Mutterlandes dem englischen Lord Beresford berlie, der. obgleich eine Regentschaft bestand, alle Macht in Hnden hatte. Es konnte daher nicht fehlen, da die Verwaltung im englischen Interesse gefhrt wurde; das Heer murrte der den vorwiegenden Einflu der Englnder, das Volk der drckende Stenern, der den Verfall des Handels und die groen Geldsummen, die nach Brasilien gingen, da die Portu-giesen gezwungen waren, ihre Colonialwaaren von Brasilien zu kaufen, während die Brasilianer ihre Fabrikwaaren kauften, wo sie wollten. Wenn auch die Aufhebung der Inquisition

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 35

1877 - Oldenburg : Stalling
tischen Schiffes, wo er die Theilnehmer seiner Verschwrung verrieth und Verzeihung erlangte. Die Verhafteten wurden sofort freigelassen. Eine knigliche Proclamation setzte das Volk vom Sachverhalt in Kenntni, und dieses schmhte nun den Infanten, der indessen trotzig zu den Fenstern der Kajte, wo er gefangen sa, herausschaute und seine Cigarre rauchend, an den Vorbergehenden seinen Hohn auslie. Um ihn der Volkswuth zu entziehen, schickte ihn der König ins Ausland (Mai 1824). Die Knigin, die sich krank stellte, wurde in einem Kloster bewacht. Der König berief nun die alten Cortes von Lamego*), um mit ihnen Verbesserungen im Staate zu berathen. Unter englischer Vermittlung kam auch eine Vershnung zwischen dem König und Don Pedro zu Stande, und Johann verstand sich dazu, die Selbststndig-keit und Unabhngigkeit des Kaiserthums Brasilien auszu-sprechen (1825). Schon im folgenden Jahre (10. Mrz 1826) starb König Johann Vi., nachdem er seine Tochter Jsabella an die Spitze einer Regentschaft gesetzt hatte. Sein Sohn, Don Pedro, Kaiser von Brasilien, verzichtete auf die Krone Portugals zu Gunsten seiner siebenjhrigen Tochter Maria da Gloria, unter der Bedingung, da sie sich mit ihrem Oheim Don Miguel vermhlen sollte. Zugleich verlieh er den Portugiesen eine freisinnige, nach dem Vorbilde der franzsischen entworfene Verfassung (carta de Lei), die auch Don Miguel in Wien beschwor. Zwar erhob auf Anstiften der verwittweten Knigin die Gegenpartei einen Aufstand gegen die Constitution, und rief Don Miguel als unumschrnkten König aus, aber ein englisches Heer landete in Lissabon, und der Aufstand wurde bald unterdrckt. Im Februar 1828 erschien Don Miguel in Lissabon, wo er bei seiner Verlobung mit Donna Maria als Regent die Verfassung zum zweiten Male beschwor. Aber allen Eiden zum Trotz lste Don Miguel die Cortes auf und berief die alten Cortes von Lamego, die ihn seiner Verpflich- *) Alphons I. hielt 1143 zu Lamego den ersten Reichstag ab, orbnete auf demselben die Thronfolge, bestimmte die Rechte des Abels und gab eine stnbtfche Verfassung, die unter dem Namen Satzungen von Lamego" Jahrhunderte lang das Grundgesetz der portugiesischen Monarchie blieb.
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