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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 10

1911 - Magdeburg : Creutz
10 Ii. Kreis: Wanderungen im Heimatorte. I. Die Obrigkeit. a) Die Verwaltung des Borfcs*). An der Spitze einer Dorfgemeinde stehen der Genieindevorsteher (früher Schulze genannt) nebst zwei Schöpften und die Geineindeoer- tretung. Der Gemeindevorsteher und die Schoppen bilden den Ge- meindevorstand. (Er entspricht dem Magistrat einer Stadt und die Gemeindevertretung den Stadtverordneten.) Der Gemeindevorstand ver- waltet das Eigentum der Gemeinde, z. B. Acker, Wiesen, Wälder, und sorgt dafür, daß es möglichst viel einbringt. Zu dem Zwecke verpachtet er z. B. Äcker, Wiesen, Weideplätze und Obstgärten. Er hat aber auch für die Schulen, für die Instandhaltung der Straßen und ihre Be- leuchtung zu sorgen. Ferner liegt ihm die Unterstützung der Armen und das Feuerlöschwesen ob. Er zieht die Steuern ein und deckt alle Aus- gaben der Gemeinde. Die Gemeindevertretung berät in Gemeinschaft mit dem Gemeindevorstand alle Angelegenheiten der Gemeinde. Bei vielen Sachen bedarf der Gemeindevorstand der Zustimmung der Gemeinde- Vertretung, z. B. bei allen Zahlungen. Jedes Dorf, auch das kleinste, besorgt und verwaltet im allgemeinen alle seine Angelegenheiten allein. Die Polizeigewalt wird von einem Amts vorsteh er ausgeübt. Er hat für Sicherheit und Ordnung im Dorfe zu sorgen. Bisweilen bilden mehrere Dörser einen Amtsbezirk unter einem Amtsvorsteher. b) Tic Verwaltung der Stadt*). An der Spitze der Stadt stehen der Magistrat und die Stadt- verordneten. Beide verwalten (regieren) die Stadt und vertreten alle ihre Angelegenheiten. Der Magistrat besteht aus dem Bürgermeister und den Stadträten. Große Städte haben außerdem einen Ober- bürgermeister. Die Stadtverordneten werden von den Bürgern gewählt. Sie sind Bürger. Der Magistrat wird von den Stadtverordneten gewählt. Der Magistrat behütet das Eigentum der Stadt (Häuser, Äcker, Wiesen, Geld usw.). Er wacht darüber, daß es nicht geschädigt wird, nicht nutzlos daliegt, sondern etwas einbringt. So verpachtet er z. B. Wiesen, Acker, Gebäude und die Marktstände. Er legt die Straßen an, hält sie im Stande und sorgt für ihre Beleuchtung. Ihm liegt die öffentliche Armenpflege ob, die Unterhaltung der Feuerwehr, die Sorge für die Gesundheit der Einwohner, die Erbauung und Erhaltung der Schuleu, die Anstellung der Lehrer und der Beamten. *) Aus Th, Henze und E. Martini: „Heimatkunde der Stadt Magdeburg". Verlag von Ferdinand Hirt, Breslau 1899.

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

6. Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt - S. 20

1890 - Breslau : Hirt
20 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt. Erfurt, Halberstadt. Halle, Magdeburg, Naumburg, Nordhausen. Stendal, Torgau, Dessau. — j 13 Amtsgerichte. Reichsgericht zu Leipzig. Die oberste geistliche Behörde der Evangelischen ist das Konsistorium zu Magdeburg, die katholischen Gemeinden stehen unter dem Bischof von Paderborn. Das Unterrichtswesen erfreut sich hoherblüte Die Universität Halle steht unter dem Ministerium. Die höheren Schulen stehen unter dem Provinzial-Schulkollegium zu Mag- deburg. Es sind 27 Gymnasien, 5 Realgymnasien, 2 Ober-Realschulen, 3 Progymnasien, 7 Real-Progymnasien, 1 Realschule, 1 höhere Bürgerschule. — 10 Seminarien, darunter 1 katholisches. — Fachschulen. Provinzial-Jrrenanstalten zu Halle und Alt-Scherbitz, Blindenanstalt zu Barby, Taubstummenanstalten zu Halberstadt, Erfurt, Osterburg, Weißenfels. — Proviuzial- Museum zu Halle. Staatsarchiv zu Magdeburg. — Prediger-Seminar zu Wittenberg. Zum deutschen Reichsheere stellt die Provinz und das Herzogtum Anhalt das 4. Armeekorps, (7. Division Magdeburg, 8. Division Erfurt) bestehend aus 8 Infanterie-, 4 Kavallerie-, 2 Feld-Artillerie-, 1 Fuß-Artillerie-Regiment, 1 Jäger-, 1 Pionier-, l Train- Bataillon, 19 Landwehr-Bezirken. Außerdem stehen in der Provinz noch Truppenteile des 3.Armeekorps (Wittenberg, Torgau) und des 11. Korps (Mühlhausen, Langensalza). In den Reichstag sendet die Provinz 20 Abgeordnete. Das Wappen der Provinz ist das sächsische Balkemvappen mit dem Rautenkranz, die Farben schwarz und gelb. B. Herzogtum Anhalt. Die Landesregierung führt der Herzog, unter ihm der aus 36 Abgeordneten be- stehende Landtag. Die oberste Verwaltungsbehörde ist das herzogliche Staatsministerium zu Dessau. Unter ihm stehen: 1. Die Finanzdirektion für die Verwaltung des Staatseigentums und der direkten Steuern; 2. die Zolldirektion für die indirekten Steuern; 3. die Herzog- liche Regierung (Abteilung des Innern und Abteilung für das Schulwesen) für alle übrigen Zweige der Verwaltung. — Landarmendirektion. An der Spitze der 5 Kreise stehen die Kreisdirektoren; daneben Kreisvertreter und Kreistage. Die geistlichen Angelegenheiten besorgt das Konsistorium, die Leitung des Schul- wesens hat die Regierung. Es giebt 4 Gymnasien, 2 Realgymnasien, 1 Realprogym- nasium, 1 höhere Bürgerschule, 1 Lehrerseminar. Das anhaltische Jnfanterie-Regiment (Nr. 93) gehört zum 4. Armeekorps. Ein Landgericht zu Dessau; außerdem 11 Amtsgerichte. Das Herzogliche Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. — Die Landesstrafanstalt zu Coswig. Im Zoll-, Gerichts-, Post- und Militärwesen steht Anhalt unter den entsprechenden höheren Behörden der Provinz Sachsen. Zum Reichstage wählt das Herzogtum Anhalt 2 Abgeordnete. Das kleinere Wappen von Anhalt ist längsgeteilt und zeigt links den halben roten Adler im silbernen Felde, rechts den sächsischen Rautenkranz. — Landesfarben: Grün und Weiß (auch mit Rot).

7. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 99

1911 - Breslau : Hirt
Die Franzsische Revolution. 99 Hof verdankten, nderten sie nach ihrer Wiederherstellung ihre Haltung nicht. An ihrem Widerspruche scheiterten schlielich alle Reformen, so schon die Tnrgots, des ersten Finanzministers, der im Sinne der Physio-traten" Hebung der Landwirtschaft und Besserung des Steuerwesens anbahnte. Durch zielbewute, zeitgeme Reformen htte sich auch jetzt noch die Revolution vermeiden lassen; diese waren aber auch unbedingt ntig, da die staatlichen Einrichtungen unhaltbar, die ffentlichen Lasten zu un-gleich verteilt, der Adel und die Geistlichkeit im Besitze von etwa zwei Dritteln des Grund und Bodens und dabei, abgesehen von dem Vorrechte auf Bekleidung der hheren mter, fast steuerfrei waren. Die zum Teil wohlhabenden Brger beklagten sich der politische Zurcksetzung, Zunft-zwang, Monopole und drckende Steuern. Die Bauern waren noch zum Teil leibeigen oder Pchter oder freie Besitzer nur kleiner Grund-stcke und seufzten unter schweren Abgaben. Aber der König war nicht entschieden genug, eine bestimmte Richtung der Politik ausschlielich und krftig zu verfolgen. Auch erlaubte er feiner Gemahlin Marie Antoi-nette, einer Tochter Maria Theresias, groen Einflu auf die Regierung, z. B. die Wahl der Minister. Die Knigin war in Frankreich unbeliebt, und deshalb verschlechterte sich die Stellung des ganzen Hoses zur Nation. Fr das Knigtum war es ferner ein verhngnisvoller Fehler, da es die Vereinigten Staaten im Kampfe gegen England untersttzte. Zwar war die Sache der Amerikaner in Frankreich fehr populr, auch stellte die Armee ihr Ansehen in diesem Kriege wieder her, und man schlo einen gnstigen Frieden, aber alle diese Vorteile wurden dadurch ausgehoben, da der Krieg die Nationalschulden ungeheuer vermehrte. Denn eben aus ihrer Geldnot entsprangen die schlimmsten Verlegenheiten der Regierung. Das Anwachsen der Schuld war aber um so verhngnisvoller, da gleich-zeitig die republikanischen Ideen gewaltig um sich griffen und der Genfer Bankier Necker, der sich als Finanzminister bemhte, durch eine sparsame Finanz Verwaltung das Defizit zu beseitigen, entlassen wurde. Einen weiteren Versuch, aus den Geldverlegenheiten herauszukommen, machte der Finanzminister Calonne; er berief Vertreter des Adels, der Geistlichkeit, der Parlamente und der Städte zusammen mit hohen Staatsbeamten zu einer Notabelnversammlnng und legte ihnen den Plan einer allgemeinen, auch die Privilegierten mit einschlieenden Besteuerung vor. Aber dieser Plan wurde abgelehnt. Der Nachfolger Calonnes (de Brienne) wandte sich vergeblich an die Parlamente; durch Steuerver-Weigerungen im ganzen Lande wurde die Ttigkeit des Staates lahm-gelegt. Daraus berief der König auf Vorschlag Neckers, der zum zweiten Male Minister geworden war, die Etats generaux und verlie so die Bahnen, welche die Monarchie unter Richelieu betreten hatte. Da aber bei der alten Zusammensetzung der Generalstnde die Privilegierten, der Adel und die hohe Geistlichkeit, die Mehrheit gehabt hatten und man von ihnen eine Beschrnkung der Monarchie frchten mute, fo entschlo

8. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 129

1911 - Breslau : Hirt
Die Reformen in Preußen. 129 Diensten und Abgaben verpflichtet. Ohne Erlaubnis durften sie nicht verziehen serbuntertuigkeit). Die Rittergutsbesitzer waren Adlige. Wenn ausnahmsweise ein Nichtadliger nach dem Edikt von 1775 ein Rittergut erwarb, erhielt er doch nicht dieselben Rechte. Nun lautete 1 des neuen Edikts: Jeder Preuße ohne Unterschied der Geburt und des Standes kann jeden Grundbesitz an sich bringen"; und weiter: Vom Martinitage 1810 sollen im Preuischen Staate nur freie Menschen sein". Das Edikt war von hchster wirtschaftlicher und politischer Bedeutung, denn nicht blo der Besitz wurde freigegeben, es wurde auch der Kastengeist mit Aufhebung der stndischen Gliederung des Staates beseitigt. Jedem wurde nun die Wahl des Gewerbes freigestellt. Es durste also der Edel-manu ohne Nachteil feines Standes brgerliche Gewerbe treiben, jeder Brger oder Bauer war berechtigt, aus feinem Stande in einen anderen berzutreten. Zur Weckung des Gemeinsinns erhielten im Jahre 1808 die Städte durch die satte) Stdteordnung die Selbstverwaltung ihrer Gemeinde-angelegenheiten durch felbstgewhlte Magistrate und Stadtverordnete. Steins weiteren Plnen machte Napoleons Ha ein Ende. Als sich nn Jahre 1808 die Nachricht verbreitete, da die sranzsischen Armeen in Spamen schwere Niederlagen erlitten hatten, regte sich auch in Deutschland der Wunsch nach Befreiung. Der Freiherr vom Stein sprach in einem Briefe an Wittgenstein, der im Knigreich Westfalen lebte, seine Gedanken Plne und Hoffnungen fr eine Befreiung von dem franzsischen Joche unumwunden aus. Dieser Brief fiel in franzsische Hnde und wurde im Momteur, der Staatszeitung, in Paris verffentlicht. Nachdem Stein seme Entlassung aus preuischen Diensten genommen hatte, wurde er von Napoleon, der sich zur spanischen Armee begeben hatte, gechtet und aus den Staaten des Rheinbundes verwiesen. Er flchtete nach sterreich wo er m tiefer Zurckgezogenheit lebte, spter nach Rußland. b) Die Jahre 1809 und 1810. Nach dem Ausscheiden Steins teilten sich in seine Geschfte vier Mi-nister, von denen Alt enstein der bedeutendste war. Auf zwei Gebieten besonders wurde in dieser Zwischenzeit im Sinne Steins gebessert: auf dem der Verwaltung und dem der Schule. Die obersten Staatsbehrden wurden umgestaltet und einheitlicher organisiert. Die viel angefeindete Kabinettsregierung wurde beseitigt wie auch die Einrichtung der Provinzial-minister. Au deren Stelle trat ein Gesamtministerium, bestehend aus den Ministern fr das Innere, das Auswrtige, die Finanzen, den Krieg und die Justiz. Die Verwaltung der Provinzen wurde Oberprsidenten ber-tragen, in straffer Abhngigkeit von oben, an die Stelle der Kriegs- und Domnenkammern traten die Regierungen". Das Schulwesen erfuhr unter der Leitung Wilhelms von Humboldt trotz aller Geldnot eine durchgreifende Umgestaltung aus allen Stufen. Pfeifer, Geschichte. Vi. (K) q

9. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 207

1911 - Breslau : Hirt
Das Deutsche Reich. 207 abzulsen. Fr das Reich wurde es als einheitliche Staatsverkehrsanstalt eingerichtet und verwaltet. Die Staatstelegraphen (den ersten elektrischen Telegraphen erfanden Gan und Weber in Gttingen 1833) wurden in der Reichstelegraphen-Verwaltung vereinigt. Beide Verwaltungen wurden (1876) zum Reichspostamt verschmolzen. Der Post steht ausschlielich die Berechtigung zu, alle Briefe und Zeitungen politischen In-Haltes zwischen zwei Orten zu bernehmen. (Postzwang.) Sie hat durch die Einfhrung der Postauftrge ihren Wirkungskreis erweitert. Im Jahre 1867 wurde das Einheitsporto fr ganz Deutschland, 1870 die Postkarte, 1909 der Postscheckverkehr eingefhrt. Das deutsche Postwesen umgestaltet und in allen Zweigen der Ver-waltung gehoben zu haben, ist das Verdienst von Stephans. Er ist der Schpfer des Weltpostvereins (1878), durch den der Postverkehr mit dem Auslande neu geregelt und erleichtert wurde. Die berschsse der Reichspostverwaltung stieen der Reichskasse zu. Bayern hat eine eigne Postverwaltung mit eignen Marken. Der erste Fernsprecher (Telephon) wurde 1877 in Berlin eingerichtet. Eisenbahnwesen. Die erste Eisenbahn wurde in Deutschland 1835 gebaut zwischen Nrnberg und Frth; es folgten die Strecken Leipzigdresden, Berlinpotdsam. Jetzt gehrt Deutschland zu den Lndern, die verhltnismig die meisten Schienenstrnge aufweisen (1910: etwa 50000 km, in Preußen Staatsbahnen 33000 km). Die deutschen Eisenbahnen sind berwiegend Eigentum der einzelnen Staaten, dem Reiche selbst gehren nur die Bahnen in Elsa-Lothringen. Die Verstaatlichung der preuischen Eisenbahnen hat Bismarck seit 1879 durchgefhrt. Im Interesse des allgemeinen Verkehrs haben sich die Bundesregie-nmgeit verpflichtet, die Bahnen wie ein einheitliches Netz zu verwalten. Neubauten sind nach einheitlichen Normen herzustellen, ineinandergreifende Fahrplne, gleiche Betriebs- und Polizeireglements sind einzufhren. Wenn es sich um die Verteidigung Deutschlands handelt, knnen durch Reichsgesetz Eisenbahnen auch gegen den Widerspruch der Bundes-glteder, bereit Gebiet sie durchschneiden, fr Rechnung des Reiches an-gelegt werden. Den Forderungen des Reiches fr Zwecke der Landesverteidigung haben alle Verwaltungen Folge zu leisten. Diese Kriegs-leistnngen sind durch Gesetz geregelt. In den letzten Jahrzehnten hat man auch dem Bau von Wasser-straen grere Aufmerksamkeit zugewandt (Kaiser-Wilhelm-Kanal, Dort-mnnd-Ems-Kanal, Elbe-Trave-Kanal). 124. Die Reichsfinanzen. Alle Einnahmen und Ausgaben des Reichs mssen fr jedes Jahr veranschlagt und auf den Reichshaus-Haltsetat gebracht werden. Zur Bestreitung aller gemeinschaftlichen Ausgaben dienen die aus den Grenzzllen, den gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern, aus dem Post- und Telegraphenwesen und der Reichserbschaftssteuer

10. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 208

1911 - Breslau : Hirt
208 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte. flieenden gemeinschaftlichen Einnahmen. Der gemeinsamen Besteuerung unterliegen einheimischer Zucker, Salz, Bier, Spiritus, Branntwein und Tabak. Durch die Reichssiuanzreform von 1909 sind die indirekten Steuern auf Verbranchsgegenstnde teils erhht, teils neu eingefhrt worden (Kaffee, Streichhlzer, Glhkrper it. dgl.). Die Einnahmen aus Zllen und Ver-branchsstenern sind die wichtigsten Einnahmen des Reiches; insoweit die Ausgaben durch diese Einnahmen nicht gedeckt werden, sind sie durch Bei-trge der einzelneu Bundesstaaten nach Magabe ihrer Bevlkerung aufzubringen (Matrikularbeitrge). Diese Beitrge wechseln jhrlich ihre Hhe, mssen aber stets so viel betragen, da ein Defizit im Reichshaus-halt nicht eintreten kann. Auerdem erhebt das Reich gewisse Stempel-abgaben von Wertpapieren, Kaufgeschften, Lotterielosen u. . Diesen Einnahmen stehen als die wichtigsten Ausgaben diejenigen fr Reichsheer und Marine, allgemeinen Pensionsfonds, Reichsinvaliden-fonds sowie Verzinsung und Verwaltung der Reichsschuld gegenber. 125. Zoll- und Handelswesen. Nach der Verfassung bildet das Deutsche Reich ein einheitliches Zoll-und Handelsgebiet, umgeben von einer gemeinschaftlichen Grenze. Die Freien Hansestdte Hamburg und Bremen, welche zunchst auerhalb des Zollverbandes blieben, haben inzwischen ihren Anschlu bewirkt. Hamburg hat einen Freihafen behalten. Das gesamte Zollwesen unterliegt der Gesetzgebung des Reiches. Bis zum Jahre 1879 herrschte im Reiche das Freihandelssystem, die frheren Zollstze waren teils' herabgesetzt, telis beseitigt. Mit der Revision des Zolltarifs in dem genannten Jahre wurde das Schutzzoll-fystem eingefhrt. Zlle sind entweder Finanzzlle, d. h. sie sollen in erster Lutte die Einnahmen eines Staates vermehren, oder Schutzzlle, welche den Zweck haben, die Erzeugnisse der einheimischen Produktion gegen den Wettbewerb des Auslandes zu schtzen. Die Zlle des Reiches dienen beiden Zwecken. Die Zlle des Reiches sind Einfuhrzlle; sie werden von Genu-und Nahrungsmitteln, Gegenstnden des Luxus, Fabrikaten und Roh-Produkten erhoben. Der Zolltarif, der die einzelnen Waren und die darauf ruhenden Zollstze auffhrt, gilt im Verkehr mit dem Auslnde allgemein, soweit nicht durch Handelsvertrge, die mit einzelnen Staaten abgeschlossen werden, abweichende Bestimmungen getroffen find*). 126. Das Reichskriegswesen. Die gesamte Landmacht des Reiches bildet ein einheitliches Heer, welches in Krieg und Frieden unter dem Befehle des Kaisers steht. Der Kaiser hat die Pflicht und das Recht, dafr Sorge zu tragen, da innerhalb des deutschen Heeres alle Truppenteile vollzhlig und kriegs- *) Die deutsche Handelsflotte hatte 1910 gegen 2700 Segel- und 2000 Dampfschiffe szusammen mit der 7 Millionen Registertonnen). (Vgl. 131.;
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