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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 10

1911 - Magdeburg : Creutz
10 Ii. Kreis: Wanderungen im Heimatorte. I. Die Obrigkeit. a) Die Verwaltung des Borfcs*). An der Spitze einer Dorfgemeinde stehen der Genieindevorsteher (früher Schulze genannt) nebst zwei Schöpften und die Geineindeoer- tretung. Der Gemeindevorsteher und die Schoppen bilden den Ge- meindevorstand. (Er entspricht dem Magistrat einer Stadt und die Gemeindevertretung den Stadtverordneten.) Der Gemeindevorstand ver- waltet das Eigentum der Gemeinde, z. B. Acker, Wiesen, Wälder, und sorgt dafür, daß es möglichst viel einbringt. Zu dem Zwecke verpachtet er z. B. Äcker, Wiesen, Weideplätze und Obstgärten. Er hat aber auch für die Schulen, für die Instandhaltung der Straßen und ihre Be- leuchtung zu sorgen. Ferner liegt ihm die Unterstützung der Armen und das Feuerlöschwesen ob. Er zieht die Steuern ein und deckt alle Aus- gaben der Gemeinde. Die Gemeindevertretung berät in Gemeinschaft mit dem Gemeindevorstand alle Angelegenheiten der Gemeinde. Bei vielen Sachen bedarf der Gemeindevorstand der Zustimmung der Gemeinde- Vertretung, z. B. bei allen Zahlungen. Jedes Dorf, auch das kleinste, besorgt und verwaltet im allgemeinen alle seine Angelegenheiten allein. Die Polizeigewalt wird von einem Amts vorsteh er ausgeübt. Er hat für Sicherheit und Ordnung im Dorfe zu sorgen. Bisweilen bilden mehrere Dörser einen Amtsbezirk unter einem Amtsvorsteher. b) Tic Verwaltung der Stadt*). An der Spitze der Stadt stehen der Magistrat und die Stadt- verordneten. Beide verwalten (regieren) die Stadt und vertreten alle ihre Angelegenheiten. Der Magistrat besteht aus dem Bürgermeister und den Stadträten. Große Städte haben außerdem einen Ober- bürgermeister. Die Stadtverordneten werden von den Bürgern gewählt. Sie sind Bürger. Der Magistrat wird von den Stadtverordneten gewählt. Der Magistrat behütet das Eigentum der Stadt (Häuser, Äcker, Wiesen, Geld usw.). Er wacht darüber, daß es nicht geschädigt wird, nicht nutzlos daliegt, sondern etwas einbringt. So verpachtet er z. B. Wiesen, Acker, Gebäude und die Marktstände. Er legt die Straßen an, hält sie im Stande und sorgt für ihre Beleuchtung. Ihm liegt die öffentliche Armenpflege ob, die Unterhaltung der Feuerwehr, die Sorge für die Gesundheit der Einwohner, die Erbauung und Erhaltung der Schuleu, die Anstellung der Lehrer und der Beamten. *) Aus Th, Henze und E. Martini: „Heimatkunde der Stadt Magdeburg". Verlag von Ferdinand Hirt, Breslau 1899.

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 99

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Nüssen in Carlshof. 2. Wagen, Maschinen in der Landwirtschaft, Getreidevorräte geraubt........................................................... 2 000 M. 3. Drei Anstaltsscheunen niedergebrannt..............................16 000 „ 4. Die volle Ernte des Jahres.................................... 10 000 „ 5. Ausfall der freiwilligen Liebesgaben und der Hauskollekte im Jahre 1914 ............................................... 30 000 „ 6. Die Störung und Einstellung der 7 Handwerksbetriebe in der Krüppellehranstalt und Dampfwäscherei, Ausfall . 10 000 „ 7. Durchzerstörung der Ortschaften, welche für ihre siechen Pfleglinge Pfleqegeld gezahlt haben und jetzt nichts zahlen können, Verlust......................................... 8 000 ,, Summe des Schadens 86 000 M. Angerburg i. Ostpreußen. H. Braun, Superintendent. 64. Die Russen in Carlshof. Anstaltsdirektor Dembowski. In dem Gebiete Ostpreußens, das von den Schrecken und Nöten des Krieges mit Rußland furchtbar heimgesucht ist, liegen an der Bahnstrecke Angerburg-Rastenburg die Anstalten der Inneren Mission in Carlshof bei Rastenburg. Beim Anblick dieser glaubt man ein liebliches Städtchen vor sich zu haben. In der Mitte ragt der schlanke Turm einer Kirche hervor; rings herum scharen sich Häuser, die in anmutigen Gärten gelegen, etwa 950 Epileptiker*) und Schwachsinnige beherbergen. Es schließen sich ihnen die Trinkerheilstätten mit einer Pfleglingszahl von 60 Alkoholkranken an, die hier Genesung von ihrem schweren, Geist und Körper zerrüttenden Leiden suchen und oft auch finden, dann ein Siechenhaus, ein Arbeitslosenheim, in dem arbeitslose Leute Obdach suchen, hier zu zweckmäßiger Arbeit angehalten und sehr oft zu geordnetem Leben geführt werden, ferner ein dreistöckiges Krankenhaus und die Erziehungsanstalt für schulentlassene Fürsorgezöglinge mit über 100 sittlich gefährdeten Jünglingen, die hier zu einem ordentlichen Beruf erzogen werden. In der Carlshöfer Diakonissenanstalt werden die zu dieser christlichen Arbeit durchaus nötigen christlichen Pfleger ausgebildet. Aufgenommen werden darin Jünglinge, die schon irgend ein Handwerk erlernt oder in einem andern Beruf gearbeitet haben, und die nun in mehrjährigem Kursus für ihr Amt vorbereitet werden. Die Anstalten stehen unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin, sind im Jahre 1881 gegründet und 30 Jahre hindurch von Pfarrer D. Dr. Dembowski bis zu seinem Lebensende geleitet und durch sein segensreiches Wirken zu seiner jetzigen Größe angewachsen. 1500 Personen finden hier Pflege und Arbeit. — *) Epilepsie — die Fallsucht, eine Krankheit des Nervensystems, Krämpfe und Bewußtlosigkeit.

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 105

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Trakehnen und das ostpreußische Pferd im Weltkrieg. 105 Vieh einen traurigen Zug, eine Riesenkarawane, die erst nach vierzehntägiger Wanderung im Landgestüt Marienwerder Unterkunft fand. Aber die große Masse der kleinen Züchter ist von den Russen überrascht worden oder mußte Hals über Kopf flüchten. So fielen eine riesige Anzahl wertvoller Zuchtstuten den Russen in die Hände, und viele Pferde, die von den flüchtenden Bauern nicht mitgenommen werden konnten, gingen an Futtermangel, Krankheiten und Beschädigungen, die sie sich bei dem freien Herumstreifen zugezogen hatten, zu Grunde. Wie groß die Anzahl des Abganges auf diese unrühmliche Art gewesen sein mag, geht daraus hervor, daß noch Anfang Dezember 1914 17 000 Pferde im Lande herrenlos umherliefen. Inzwischen hatte Hindenburg die Russen aus Ostpreußen hinweggefegt. Ende September kehrten Oberamtmann Conradi und eine Anzahl der Beamten und Bediensteten nach Trakehnen zurück, und sie erlebten eine angenehme Überraschung: Die Russen hatten sich verhältnismäßig anständig benommen. Während ringsum alles verwüstet war, zeigte das Gestüt nur geringe Beschädigungen. Zwar hatte man in den Häusern geplündert, und es fehlte auch nicht an vereinzelten Zerstörungen; aber im großen und ganzen hatte man das Gestüt geschont — und zwar auf ausdrücklichen Befehl des russischen Oberkommandierenden v. Rennenkampf, der in Insterburg bei einer Tafelei davon gesprochen hatte, daß er sich das Gestüt vom Zaren als Belohnung für seine Feldherrntat ausbitten werde. Anfang November 1914 brachen die Russen zum zweiten Male in Ostpreußen ein und hausten fast noch schlimmer als in den Augusttagen,, und jetzt wurde auch Trakehnen nicht geschont, weil diesmal ein Beschützer fehlte, wie es Rennenkampf aus selbstsüchtigen Gründen gewesen war. Mit besonderem Haß wurde alles staatliche Eigentum zerstört. Das Schulhaus, das größere Gasthaus, die Apotheke, die Gestütsschmiede, das Postamt und fast alle Wirtschaftsgebäude wurden ausgeraubt und niedergebrannt. Das 1867 erbaute Getreidemagazin war nach dem Russenabzug nur noch ein gewaltiger Trümmerhaufen. Über dem danebengestandenen neuen Mühlspeicher hing das Dach frei auf dem Riesenloch, das die Sprengbombe in das Gebäude gerissen hatte. Der erst vor zwei Jahren mit einem Kostenaufwand von 130 000 Mark erbaute neue Hauptstall gewährte einen grausigen Anblick; durch Sprengbomben war er in eine Ruine verwandelt worden. Die neue Reitbahn war insofern ein Kunstbau, als das Dach nur von Eisenbeton-wandungen ohne Stütze getragen wurde. Auch sie lag in Trümmern — anscheinend durch Dynamit gesprengt — und das schwere Dachgefüge drohte jeden Augenblick einzustürzen. Nach der Vertreibung der Russen wurde bald mit dem Wiederaufbau der berühmten Zuchtstätte begonnen. Vieler Arbeit und bedeutender Geldopfer hat es bedurft, das zerstörte Gestüt wieder herzustellen. Und so wird Trakehnen auch in Zukunft der Mittelpunkt und die Grundlage der ostpreußischen Pferdezucht bleiben; denn gerade dieser Krieg hat gezeigt, ein wie wertvolles Kriegspferd das ostpreußische Pferd Trakehner Zucht ist. Nach Lothar Wende. Swillus, Unser Ostpreußen. I. 8

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 95

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Rujien inlandsberg und Preußisch-Eylau. 95 Als ich im November in mein Heimatstädtchen Preußisch-Eylau kam, spürte ich auch hier die Kriegsnot. Ein von den Russen abgebrannter Gasthof am Eingänge der Stadt und die vielen Wagen der durchreisenden Flüchtlinge auf dem Marktplatz waren die äußeren Zeichen. 14 Tage hatten zwei lange Eisenbahnzüge auf dem Bahnhof gestanden. Sie dienten 72 Familien von Eisenbahnbeamten, die aus Lyck und Umgegend hatten flüchten müssen, als Wohnungen. In den letzten Tagen waren die Wagen für Heereszwecke gebraucht worden, und die 72 Familien mußten in der Stadt untergebracht werden. Jeder Winkel in Häusern, Ställen, Remisen*) und die Schulen dienten als Herberge für die Flüchtlinge. Es ist wesentlich einem Manne und zwar dem Superintendenten Ebel zu verdanken, daß unsere Stadt von den Russen nicht geplündert und verwüstet wurde. Am späten Nachmittag des 28. August tauchten die ersten Kosaken in Preußisch-Eylau auf und zerstörten das Postamt, auf dem bis zur letzten Stunde der Fernsprechbetrieb durch den Postmeister wenigstens teilweise aufrecht erhalten worden war. Bereits am Tage vorher mußte sich die Landsturmkompagnie von ungefähr 120 Mann auf Zirtten zurückziehen. Mit ihr verließen viele Einwohner und die Behörde die Kreisstadt. Am 29. August war Preußisch-Eylau von durchziehenden feindlichen Truppen aller Waffengattungen überschwemmt. Im allgemeinen wurde nicht gerastet. Der Superintendent hat in der von den meisten Bewohnern verlassenen Stadt für Ruhe und Ordnung gesorgt. Er war in diesen schweren Tagen alles. Sein Amtszimmer hätte in jenen Tagen eigentlich acht Schilder erhalten müssen: Pfarre, Standesamt, Magistrat, Polizeiverwaltung, Auskunftei, O.uartieramt, Verpflegungsbureau (spr. büro) und Gerichtsstätte. Er errichtete eine freiwillige Schutzmannschaft, die durch Armbinden mit dem Roten Kreuz gekennzeichnet wurde. Die von Eigentümern verlassenen Läden ließ eröffnen und setzte Verkäufer ein. Eine eingerichtete Ausgabestelle für Brot und Fleisch versorgte die Einwohner und die große Schar auswärtiger Flüchtlinge teils unentgeltlich, teils zu ermäßigten Preisen mit Nahrung. Allen diesen Maßnahmen ist es zu verdanken, daß der Stadt Preußisch-Eylau das traurige Schicksal anderer Städte erspart geblieben ist. Trotzdem entging unser Städtchen nur mit knapper Not der Brandfackel. Am 2. September abends wurde nämlich eine Kosakenpatrouille in der Nähe eines Gasthofes am Eingänge der Stadt von einem Radfahrerkommando aus Königsberg beschossen, ein Kosak getötet und ein anderer schwer verwundet. Glücklicherweise gelang es dem Superintendenten, den Tatbestand unter Zeugen sofort festzustellen und einem russischen Offizier mitzuteilen. Den Bitten des Superintendenten gelang es, daß von einem allgemeinen Strafgericht gegen die Stadt Abstand genommen wurde. Die Russen beschränkten sich darauf, den Gasthof am folgenden Tage anzuzünden. Von jedem Verkehr mit der Außenwelt abgeschnitten, verlebten die zurückgebliebenen Einwohner unruhige Tage, bis endlich am 4. September in die *) Remise — Wagenschuppen.

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 116

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
116 Kriegsschäden in Ostpreußen und Kriegshilfe. Noch nie ist in einem Kriege ein so ungeheurer Schaden angerichtet worden; derselbe beträgt einschließlich der Gebäudeschäden etwa 1,1/4 bis 11/2 Milliarden Mark. 2. Kriegshilfe. Es wurden in ganz Deutschland Sammlungen für die Flüchtlinge und Kriegsgeschädigten veranstaltet. Auch brachte der Preußische Staat schnell Hilfe, indem er ihnen gleich nach der Befreiung des Landes vom Feinde eine Vorentschädigung gewährte. Die Zahl derjenigen, die eine solche zu erhalten hatten, war bis zum 1. Mai 1916 auf 710 671 gestiegen. Im ganzen hat die Regierung bis dahin 482 758 565 Mark als Vorentschädigung ausgezahlt. Nachdem von militärischer Seite im April und Mai 1915 die Rückkehr der Flüchtlinge freigegeben wurde, war der Rückstrom derselben sehr stark. Er belief sich in den ersten Monaten auf mehr als 200 000 Personen. Am ganzen sind im Frühjahr 1915 von den 866 752 Flüchtlingen 724 680 zurückgekehrt, davon aus dem Regierungsbezirk Königsberg 181 500, aus Gumbinnen 267 680 und aus Allenstein 275 500. Die Einwohnerzahl Ostpreußens betrug vor dem Kriege 2 093166, im Frühjahr 1915 nach der Rückkehr der Flüchtlinge nur 1 803 979, war also um 289 187 zurückgegangen. Erfreulich war, daß nicht nur die große Mehrzahl der Grundbesitzer, sondern auch viele Arbeiter in die Heimat zurückkehrten. Doch waren nicht genügend Pferde vorhanden, um den Acker zu bestellen. Da hat die Landwirtschaftskammer geholfen. Pferde wurden aus Polen angekauft, Beutepferde eingestellt, etwa 5000 bayrische Zugochsen angekauft und Geschirre zur Verfügung gestellt. Mit Staatshilfe wurden 130 Kraft-pflüge angeschafft. Auch die Kriegsverwaltung überließ zwölf Motorpflüge. Die Landwirtschaftskammer stellte Saatgut und Düngemittel zur Verfügung. Die Bestellungsprämien bis 25 Mark für den Morgen in Höhe von zusammen etwa 19 Millionen Mark waren sehr wirksam. Im Frühjahr 1915 konnten daher 800 000 Morgen (oder 200 000 Hektar) bestellt werden. Nur 160 000 Morgen (oder 40 000 Hektar) sind unbestellt geblieben. Die Beihilfe des Preußischen Staates zur Beschaffung von Saatgetreide, Pferden, Zugochsen, Geschirren und Kraftpflügen betrug 29 599 000 Mark. Als Ostpreußen im Frühjahr 1915 nach Vertreibung der Russen wieder freigegeben wurde, brachte die Landwirtschaftskammer das inzwischen untergestellte Vieh und zahlreiches ans Rußland und dein Jnlande stammendes anderes Vieh in die Provinz, um eine Wiederaufnahme der Landwirtscbaft zu ermöglichen. Die Landwirtschaftskammer hat eingeführt in runden Zahlen: 50 000 Pferde, 43 000 Stück Rindvieh, 17 000 Schweine, 42 000 Scbafe, 1000 Ziegen, 33 000 Hühner und 5 000 Gänse, im ganzen 191 000 Strick Vieh. * Von allen Seiten sah man es als eine Ehrenpflicht an, Ostpreußen wieder herzustellen und es zu seiner alten Blüte zu bringen. Es wurden im deutschen

10. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 44

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
44 Bei den Verwundeten von Tannenberg. Der Fahrstuhl hielt, wir stiegen aus und traten auf den Hellen Dachgarten hinaus. Es war doch so etwas wie ein beklemmendes Gefühl, das auf uns lastete. In wenigen Augenblicken sollten wir den Schrecken des Krieges ins Auge sehen. Da lagen auch schon die ersten in bequemen Liegestühlen, mit sauberen, blauweiß gestreiften Anzügen bekleidet. „Na, wie geht's?" und es ist, als ob man das zu einem altbekannten Freunde spräche. Der junge Bursche dreht sich herum: „Ach, ganz gut, macht sich." 1 , i Ein braunverbranntes Gesicht lacht uns an. „Schwer verletzt?" „Die Schulter ist wohl ziemlich dahin, aber mit der Zeit wird es schon werden." Dann kommen ihm die Worte von den Lippen, immer hastiger, so zum Zerspringen voll ist ihm das Herz. Er ist ein junger Mann, 24 Jahre alt, und hat wie alle seine Kameraden, die hier liegen, bei Tannenberg gefochten. Verwundet war er liegen geblieben. Abends hatten ihn die Russen mit einem großen Leiterwagen aufgelesen und nach Neidenburg geschafft, das sie damals besetzt hielten. Er konnte sich nicht beklagen, die russische Infanterie hatte wacker und ehrlich gekämpft. Auch als Gefangener war es ihm nicht schlecht gegangen. Russische Offiziere hatten ihm Tee und Zigaretten gebracht und sich der Verwundeten wohl angenommen. Es lag kein Groll- in seinen Worten. Aber vom Nebenlager blitzt es herüber. „Ja, die Infanterie! Aber die Kosaken!" Dabei drohen Tränen dem Braven die Stimme zu ersticken. Die Kameraden berichten: er ist jung verheiratet, sein Heimatdorf mit seiner Besitzung ist niedergebrannt, und seine Frau ist — ja, wer weiß, wo. Zu Hause hielt man ihn schon für tot, endlich hat er ein Lebenszeichen von seinen Eltern erhalten. „Aber bald komm' ich hier wieder heraus," grollt er herüber, „dann " Der Rest ist eine Bewegung der Wut; er will sofort ins Feld, zu seinem geliebten Hauptmann. — — Zigarettenringel steigen fröhlich in die warme Sommerluft empor. Frieden atmen rings die Schläfer. Langsam schreiten wir weiter. Vom Dachgarten geht's hinunter über blitzende Fliesen durch saubere Küchen und Waschräume in die Stockwerke. Die Vorsteherin weist auf eine neue Tür. „Der ist immer ganz allein, gehen Sie nur zu ihm." Doppeltüren klappen, auf weißem Bette sitzt aufrecht ein lachender Mann. Durch seine Hände gleitet eine kleine schwarze Bleikugel. Auch er ist gleich gut Freund. Am Tage zuvor haben sie ihn mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und dann das Ding herausgeholt. Im Knie war es ihm stecken geblieben. „Die Russen schossen ja immer zu kurz, die Kugel war auch schon vorher aufgeschlagen." Dann erzählte er noch: 8000 Mann hatten sie lange, lange 35 000 Russen nicht nur aufgehalten, sondern zurückgeschlagen, bis diese in den Wäldern saßen; da konnten sie dann nicht mehr heraus. „Die Sümpfe waren es weniger, aber die Wälder, da erstickten sie in der eigenen Masse." Auch dieser war nach Neidenburg gekommen. Sechzig qualvolle Stunden hatte die Bahnfahrt gedauert von dort bis Berlin. Über Danzig, Stettin war es gegangen. Überall hatten sie verwundete Kameraden abgegeben. Drei waren nicht mehr zum Ziele gekommen.
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