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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 97

1914 - München : Oldenbourg
— 0)7 — damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen. 163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden. Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." — (Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.---------------- 13. Schwedennol in Würz bürg. Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte. Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt. J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 140

1914 - München : Oldenbourg
— Ho — getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl." Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit: V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick, | von Fechenbach, oon Speth. (Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes. Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente. | Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer- diener. 5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam- \ merötener, \ Kammerlarei. 6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch. 7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer- | laset, \ btlberdtener. 8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört- 9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | ' ^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener. 2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage. 9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800). Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 243

1913 - Leipzig : Hahn
243 eigenen Familie nicht entzogen. Was sagst du nun, Bruder Schmied?" fängt an, mir einzuleuchten", war die Antwort. „Wir mache« es geradeso mit unserm Burkhard. Er geht zum Agenten einer Lebens- versicherung, und wir bringen die Sache bei dem Vorschußverein ins reine; dann ist uns allen geholfen. Hast recht, Schulten, es ist doch eine schöne Sache um die Lebensversicherung!" „Ich sollt's meinen," rief Schulten heiter, „zwei Bürgen und eine Police! Eine dreifache Schnur reißt nicht, Burkhard! Dir machen nur die Prämien noch Sorge, das merk' ich schon; aber wenn's in der ersten Zeit auch einmal damit hapert, so springen wir ein; denn wir schnitten uns sonst ja ins eigene Fleisch, und dann mußt du wissen, daß eine gute Lebensversicherung dem Ver- sicherten auf seine Police sogar ein Darlehn gewährt. Darum Mut, Bruder, mit Gottes Hilfe bist du bald wieder der Meister Burkhard und wohnst vielleicht noch einmal unter deinem eigenen Dache!" Dem guten Burkhard war es zumute wie einem Träumenden, und Hoffnung. Mut und Lebenslust zogen wieder in sein Gemüt ein. Was die Freunde versprochen, wurde unverweilt ausgeführt. Der Vorschußverein lieh Burkhard eine Summe, für die er das nötigste Handwerkszeug anschaffen und sich wieder selbständig machen konnte. Anfangs mußte sich's der Meister freilich sauer genug werben lasten und am roten Heller sparen; denn der Vorschußverein hatte sich 5 Prozent Zinsen ausbedungen und verlangte, daß vom zweiten Jahre ab das Kapital in Teilbeträgen zurückerstattet wurde. Daneben mußte Burkhard die Lebeusversicherungsprämie erschwingen. Aber es fehlte auch nicht am Gelingen, und als er die letzte Rate forttrug, begleitete ihn Freund Schulten, damit er ein zweites Darlehn aufnehmen und an einer belebten Straße einen Laden einrichten könnte. Nun kam Burkhard rasch vorwärts, und nach wenigen Jahren war seine Schuld getilgt, ohne daß die Bürgen für ihn hatten eintreten müssen. Das Schriftstück, durch das ihm die Lebensversicherung ein schönes Kapital in Aussicht stellte, hütete er wir einen Schatz, und auf demselben Wege sicherte er sich eine Summe, die ihm einst die Ausbildung seiner drei Söhne erleichtern sollte. Oft aber gestand er mit bewegtem Herzen, daß er nächst seinen treuen Freunden jenem Brandunglück, das ihn zum armen Manne gemacht, sein Glück zu verdanken habe. Heineckes „Lesebuch f. gewerbl. Fortb.-Schulen". 106. Mutter und Sohn. Aus dem äußersten Süden wurde mein Regiment in eine weit im Norden des Landes gelegene Stadt kommandiert. An einem schönen Frühlingsabend langte es in der neuen Garnison an. Müde vom Marsch standen die Soldaten in Gruppen umher. Mitten unter einem kleinen Trupp siel mir ein schlanker, schmächtiger Mensch mit bartlosem Gesicht und hellen, blauen Augen besonders auf. Mbgleich feine Züge einen ernsten Ausdruck hatten, schien er der fröhlichste unter seinen Aameraden zu sein; ja manchmal kam er mir sogar 16*

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 323

1913 - Leipzig : Hahn
323 daraus Ringe, wofür mehr als 100 Taler gelöst werden. Was das arme Volk aufbringen kann, wird eingesendet, mit der größten Opferfreudigkeit gerade von kleinen Leuten. Die Ausrüstung der freiwilligen Jäger allein, und was sonst fiir die Freischaren in den alten Provinzen gesammelt wurde, muß weit über eine Million gekostet haben. Und sie begreift nur einen kleinen Bruchteil der fteiwilligen Gaben und Einsendungen, welche das Volk brachte. Und wie war das kleine Volk verarmt! Nahe aneinander lagen auf der Schmiedebrücke in Breslau die beiden Werbestellen für die fteiwilligen Jäger und das Lützowsche Freikorps. Beide Truppen wurden ganz durch vaterländische Gaben einzelner ausgerüstet. Zwischen den Lützowern und den Jägern war ein Wettstreit, ein freund- licher und mannhafter; aber auch hier brach wieder der Gegensatz in den Richtungen hervor: ob mehr deutsch, ob mehr preußisch, noch waren es nur verschiedene Brechungen desselben Lichtstrahls. Nicht gleich war das Schicksal der beiden Freiwilligenbüros. Aus den 10 000 freiwilligen Jägern, welche den Regimentern zugeteilt wurden, ging die Kraft des preußischen Heeres hervor, sie haben dem preußischen Kriege von 1813 nicht nur die stürmische Tapferkeit, auch den Adel und hohen Sinn gegeben, welcher in der Kriegsgeschichte etwas ganz Neues war. Die Freischar Lützows dagegen erfuhr, daß rauhes Schicksal den Schöpfungen höchster Begeisterung gern feindlich gegenübertritt. Ihre Kriegstaten entsprachen nicht der hochgespannten Erwartung, womit man ihre Rüstung begleitete; sie hat später einen Teil ihrer tüchtigsten Kräfte an andere Heerkörper abgegeben. Aber unter ihren Offizieren war der Dichter, der vor anderen bestimmt war, kommenden Geschlechtern den hinreißenden Zauber jener Tage im Liede zu überliefern, er selbst von vielen rührenden Jünglings- gestalten jenes Kampfes eine der reinsten und herzlichsten im Leben, Lied und Tod: Theodor Körner. Auch in der großen Stadt, wo der Freiwillige sich die Ausrüstung zu besorgen hatte, fand er nicht ein lärmendes Getöse aufgeregter Masten. Kurz und ernsthaft tat jeder seine Pflicht, ebenso er selbst. Wer kein Geld hatte, den unterhielt der fremde Kamerad, der zufällig mtt ihm zu- sammentraf. Die einzige Sorge des Ankommenden war, seine Ausrüstung zu finden. Hatte er zwei Röcke, so ließ er, als Lützower, schnell den einen schwarz färben und zurichten, sein größter Kummer war, ob die Patronentasche auch zur Zeit ferttg würde. Fehlte ihm alles und konnte ihm das Büro nicht sogleich den Bedarf geben, so wagte er nur selten ein Zeitungsinserat, in dem er bat. Sonst war ihm das Geld so wenig von Bedeutung als seinen Kameraden. Er behalf sich dürftig, was lag jetzt daran; für tönende Phrasen und pattiotische Reden hatte er keine Zeit und kein Ohr. Wer ja gespreizt einherging in kriegerischem Putz, wurde verlacht, alles Großtun und Säbelklirren war verächtlich. So war die Stim- mung der Jugend. Es war eine tiefe Begeisterung, eine innige Hingabe ohne das Bedürfnis des lauten Ausdrucks. Gustav Freytag. 21 *

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 363

1913 - Leipzig : Hahn
363 Man hatte in früheren Kriegen den jammervollen Zustand kennen gelernt, in welchem sich verwundete und erkrankte Krieger während der Schlacht und nach den Kümpfen befanden. Aus dem Krimkriege z. B. kehrten von 309000 ausgerückten Franzosen 95240 nicht wieder heim. Davon waren nur 20000 in Schlachten gefallen und ihren Wunden erlegen, 75 000 dagegen an Krankheiten gestorben. Um nun solche Mißstände bei neu ausbrechenden Kriegen mög- lichst zu beseitigen, trafen die gebildetsten Völker Europas eine Verein- barung, die sogenannte Genfer Konventton (der erste darauf bezügliche Vertrag wurde am 22. August 1864 zu Genf abgeschlossen). Danach sollte das gesamte Personal und Gerät, das im Kriege zur Pflege und Heilung der Kranken und Verwundeten gebraucht wird, sowie alles, was damit zusammenhängt, als neutral (keinem der kriegführenden Völker zugehörig) angesehen, die Pfleger also nicht zu Kriegsgefangenen gemacht und ihr Material nicht als Beute betrachtet werden. Als gemeinschaft- liches Zeichen für alle, welche diesen Schutz genießen, wurde das rote Kreuz auf weißem Grunde gewählt. Es hat viel Segen gesttftet bei Freund und Feind. Unter seinem Schutze haben die Ärzte und Geist- lichen, die barmherzigen Schwestern und die Diakonissinnen sich ihrer Pflegebefohlenen treulich annehmen können, sie weder im Getümmel des Kampfes, noch in ihren von Seuchen und ansteckenden Krankheiten heim- gesuchten Lagerstätten, noch in der Gefangenschaft verlassen. Überallhin bemühten sie sich, ihnen für die Schmerzen des Leibes und der Seele Linderung zu bringen, und gar manche hauchten ihr Leben aus im Dienste für die Brüder. Aber auch die Soldaten selbst halfen oft in der menschenfteundlichstev Weise ihren verwundeten Kameraden. Der badische Feldgeistliche vr. Bauer schreibt: „Ein Einundzwanziger wurde bei den Kämpfen um Dijon gegen Ende Januar 1871 von einem französischen Soldaten durch einen Schuß verwundet, während er ihn durch einen Bajonettstich verletzte. Als der Preuße sah, daß der Franzose schwerer als er verwundet sei, wälzte er sich zu ihm hin, packte seinen Tornister aus, verband erst ihn und dann sich selbst und deckte einen Teppich und seinen Mantel über sie beide, und so lagen sie vierundzwanzig Stunden auf dem Schlachtfelde. Dann kamen sie in verschiedene Lazarette, und nun schickte der Franzose voll Unruhe überall bei uns herum, um zu fragen, was der Preuße mache, und ihm zu danken. Leider konnte ich den barmherzigen Samariter nicht finden." Folgende Erzählung zeugt von der guten Manneszucht im Heere und von dem menschenfteundlichen Verhalten vieler Offiziere den Soldaten gegenüber. Ein sächsischer Ulanenunteroffizier hatte einen Schuß in die Brust erhalten. Die Hilfe, welche ihm zwei seiner Kameraden gewähren wollten, lehnte er ab, indem er sie bedeutete, sich lieber selbst zu retten, um nicht mit ihm in Gefangenschaft zu geraten. Sie brachten ihn aber dennoch auf ein Pferd und ritten mü ihm zurück. Unterwegs begegnete den drei

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 396

1913 - Leipzig : Hahn
396 Dabei war das Schlimmste nach gar nicht vor der Tür. De: Holzhändler und auch die Maschinenfabrikanten waren anständige Leute, fast schien es, als ob sie Mitleid mit dem armen Manne hatten. Sie prolongierten die Wechsel noch einmal zu mäßigen Zinsen. Auch der Prozeß mußte nach Ansicht des Rechtsanwalts unbedingt gewonnen werden, obgleich der Bauunternehmer die raffiniertesten Einwände erhob und im Erfinden neuer Gründe zum Vertagen der Verhandlung unerschöpflich war. Immerhin konnten Monate ins Land gehen, ehe das Endurteil heraus war, und bis dahin waren sicher auch die letzten Spargroschen aufgezehrt. Den besseren Teil derselben hatte Herr Wiesling ja längst eingesteckt. So verstrich Woche um Woche, und aus den Wochen wurde ein Vierteljahr. Die einzelnen Tage waren wie die Schnecken dahin gekrochen, nun die Holzwechsel aber wieder fällig waren, schien dem Meister die Zeit wie im Nu verflogen. Diesmal empfingen Dahlo & Uhlmann den Bitt- steller sehr unfreundlich. Das Häusergeschäft sei heruntergegangen, meinten sie nicht mit Unrecht, die verpfändete Hypothek sei gefährdet; sie wollten zwar ein übriges tun und sich vorläufig begnügen, wenn ihnen Herr Kern diese völlig abtrete, er müsse aber für deren richtigen Eingang Bürgschaft leisten und dafür Wechsel hinterlegen. Das war nicht mehr als recht und billig, die Herren zeigten sich sogar noch so entgegenkommend, ihm den kleinen Restbetrag bar herauszuzahlen. Mit den Maschinenbauern ging's nicht ganz so glatt; sie holten ihm die Maschinen aus der Werkstatt ah, und er mußte noch die Summe, welche er von Dahlo & Uhlmann erhalten, zugeben, um die Klage zu vermeiden. Das war ein böser Tag, als die Wagen kamen und der Gasmotor, die Sägen und die große Hobelmaschine aufgeladen wurden. Der Meister konnte nicht lange zusehen, die dicken Tränen liefen ihm in den Bart hinunter, er stürmte aus dem Hause, und erst als er sich mitten im Menschengewühl befand, wurde ihm etwas leichter zumute. Noch hatte er ja einige Taler in der Tasche, und er kannte schon längst den Sorgen- brecher, den Vergessenstrank . . . Einige Stunden später stand er vor dem Neubau in der Tauben- straße , ohne selbst recht zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Er hatte nur wenige Glas Bier getrunken und wohl auch einige Nordhäuser darauf gesetzt, das hätte es nicht getan; aber die innere Erregung kam hinzu — das Blut süeg ihm siedendheiß zu Kopf, als er plötzlich die glänzende Fassade vor sich hatte: das große Tor dort war seiner Hände Arbeit, an den Fenstern im ersten Stock klebte sein Schweiß. Natürlich, jetzt war der Bau ja ziemlich vollendet, der kluge Wiesling hatte wohl- weislich mit dem Bruch gewartet, bis er den größeren Teil der Lieferung in Händen hatte. Der kluge Wiesling — der noble Wiesling — der Schuft: da kam er ja gerade mit seinen Rotschimmeln angefahren, so recht behäbig in die Kissen zurückgelehnt, die Zigarre zwischen den wulstigen Lippen! „Achtung!" rief der Kutscher. Aber der alte Mann hatte keine Augen für die Gefahr, er sah nur den Mann in dem Wagen und taumelte mit der hochgehobenen Rechten vorwärts. „Achtung" — die Pferde

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 22

1858 - Breslau : Hirt
22 Blicke in die Vergangenheit Preutzcns. (1273), und es folgt in den nächsten 10 Jahren nun auch die Un- terwerfung der noch übrigen preußischen Landschaften. 4. Pes Ordens goldene Zeit. 1. Meinhard von Querfurt. Einst schaute ein edler Mann von Elbings Höhen gegen Westen und von der Marienburg nach Morgen, Abend und Mitternacht. Meilenweit sah er nichts als eine wilde Gegend voll Sümpfe und grundloser Moräste, welche verpestende Dünste aushauchten. Nur 5 ärmliche Dörfer auf mäßigen Anhöhen ragten aus der Sumpswildniß hervor. Alljährlich wurden die Nie- derungen überstuthet, und es galt, die Master der Nogat 4 Meilen weit durch Dämme einzufangen und in ihren Ufern zu erhalten. Einen ähnlichen starken Dammbau forderte auch der wilde Weichselstrom, weil beim Eisgänge seine Wassermasten sich 1 Meile weit ringsum neue Betten brachen. Meinhard von Querfurt, des Ordens Land- meister, hatte den Muth, das Werk auszuführen, das größte, was der Ritterorden für den Anbau in diesem Lande gegründet hat. Sechs Jahre waren Tausende von Menschen und Wagen in Arbeit und Be- wegung, bis 1294 das große Unternehmen vollendet war. Nun be- willigte der Landmeister Allen, die sich dort niederlassen wollten, eine 5jährige Freiheit von allen Lasten, Dienstbarkeiten und Abgaben, und der überaus fruchtbare Boden lockte zahlreiche Schaaren von Arbei- tern und Anpflanzern aus Deutschland herbei. Durch Vorbaue, Grä- den und Schleusenwerke wurden die noch übrigen Gewässer aufge- fangen wld abgeleitet, und so wurde die sumpfige, fast menschenleere Wüste zu einem üppigen Fruchtgefilde, wie es nirgends in ganz Preu- ßen und weit in den Nachbarländern zu finden ist. 2. Die Hochmeister in der Marienburg. Noch mitten im Kampfe 1274 legte der Landmeister Konrad von Thierberg den Grund zu der hochprangenden Marienburg; im Jahre 1309 verlegte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen seinen Sitz in diese hohe Ordensburg und baute noch ein neues Schloß, des Ordens Haupt- haus, zur hochmeisterlichen Wohnung. Jetzt beginnt die eigentlich sogenannte goldene Zeit des Ordens. Der Hochmeister gab weise Gesetze: Er verbot jedes Spiel um Geld, befahl den Sonntag in heiliger Stille zu feiern; jeder Handwerker mußte seiner Waare einen Stempel aufdrücken, damit der betrügerische Arbeiter leicht ausfindig gemacht und bestraft werden könnte; jede Herrschaft sollte ihre Dienst- boten zur Erlernung der deutschen Sprache anhalten. Er kaufte das altberühmte, handelseiftige Danzig mit Dirschau und Schwetz sammt den dazu gehörigen Gebieten. Dabei durfte das Schwert der Or- densritter gegen die heidnischen Litthauer, die oft sengend und brennend in's Land fielen, nicht ruhen. Da wurden nach und nach 70,000 Lit^ thauer gefangen nach Preußen geführt und mußten beim Aufbau von Mohrungen, Deutsch-Eilau, Preußisch-Mark, Salfeld, Preußisch-Hol- land u. a. Städten helfen. Dietrich von Aldenburg legte die Be-
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