Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
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— 0)7 —
damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen.
163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden.
Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." —
(Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.----------------
13. Schwedennol in Würz bürg.
Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte.
Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt.
J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause
Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Aböls Gustav Julius
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— Ho —
getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl."
Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit:
V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick,
| von Fechenbach, oon Speth.
(Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes.
Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente.
| Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer-
diener.
5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam-
\ merötener, \ Kammerlarei.
6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch.
7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer-
| laset, \ btlberdtener.
8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört-
9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | '
^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener.
2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage.
9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800).
Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: August Georg_Karl. Fechenbach Speth Chaije Koch
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— \12 —
Eine Hauptverbindungsstraße wurde mit der Zeit die durch den Spessart führende Würzburger Straße von Würzburg über Roßbrunn, Lengfurt, Esselbach, Rohrbrunn, Hessenthal nach Aschaffenburg. Auf ihr reisten die Habsburger zur Kaiserkrönung nach Frankfurt. In Seligenstadt hatten Augsburger und Nürnberger Kaufleute je eine Herberge im „Riesen" und in der „Krone“.
mit Napoleon I. begann das Zeitalter der Chausseen. wurde
die Straße von Lohr über Rechtenbach nach Rothenbuch angelegt, die bei Hessenthal in die Würzburger Straße einmündet, von da an wurde das Straßennetz immer weiter ausgebaut.
Am 22. Juni 1(85) wurde die erste Bahn durch den Spessart mit den Stationen Laufach, Heigenbrücken, partenstein und Lohr eröffnet. Inzwischen sind weitere Eisenbahnlinien, wie überall im ganzen Lande, auch im Spessart gebaut worden, so daß sie ihn im Viereck umschließen und in den Tälern (Elsava, Kahl) in sein Inneres führen.
6. Die Postflation Esselbach (1675).
„Als noch bei Mannsgedenken zu Esselbach keine post gehalten, sondern die Reisenden noch von den Bauern mit Kleppern durch den Spessart geführt wurden, hat sich Konrad Doidt, des verstorbenen Post-halters Ahnherr, welcher ein Beckenknecht gewesen, auch um einen Klepper beworben, mit welchem er die Reifenden nach Aschaffenburg reiten lassen, er aber zu Fuß mitgelaufen so lange, bis er so viel Geld erübrigt, daß er zwei Klepper kaufen und mitreiten konnte.
Er ist endlich zu solchen Mitteln gekommen, daß er ein reicher Mann worden und der erste gewesen ist, wie ich jederzeit von den Esselbachern berichtet worden, dem die post zu halten und zu besorgen anvertraut worden. Nach dessen Absterben ist die posthalteret auf seinen Sohn und auf dessen Nachkommen übergegangen.
Der erste, Eonz Doidt, hat zu Esselbach, desgleichen auch fein Sohn anfangs zu Esselbach gewohnt; als er aber hernach die Schenke zum Goldenen Lamm zu Kredenbach, welches den Grafen zu Wertheim zuständig, kaufte, daselbst die Wirtschaft trieb, auch die Post, obwohl die Pferde zu Esselbach standen, in selbigem Haus abfertigte, habe ich nicht nachgelassen, bis gedachter Jörg Doidt gleich von der Schenkstatt herüber auf dem Würzburger Grund zu Esselbach ein neues Haus erbaut und allda die post gehalten."
Dadurch wurde die Post, die die Grafen von wertheim gerne auf ihr Gebiet nach Kredenbach verlegt hätten, für Esselbach erhalten. Der Posthalter war dem Kaiser!. Postmeister zu Nürnberg untergeben und wurde von diesem bestellt.
Kaiser und Könige stiegen aus der Reise von Würzburg nach Frankfurt auf der bedeutenden Poststation Esselbach ab. Die Einführung der Eisenbahnen war Ursache, daß ihre Bedeutung sank. Längst war der
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Kahl Konrad_Doidt Konrad Klepper Eonz_Doidt Jörg_Doidt
363
Man hatte in früheren Kriegen den jammervollen Zustand kennen gelernt,
in welchem sich verwundete und erkrankte Krieger während der Schlacht und
nach den Kümpfen befanden. Aus dem Krimkriege z. B. kehrten von 309000
ausgerückten Franzosen 95240 nicht wieder heim. Davon waren nur 20000
in Schlachten gefallen und ihren Wunden erlegen, 75 000 dagegen an
Krankheiten gestorben.
Um nun solche Mißstände bei neu ausbrechenden Kriegen mög-
lichst zu beseitigen, trafen die gebildetsten Völker Europas eine Verein-
barung, die sogenannte Genfer Konventton (der erste darauf bezügliche
Vertrag wurde am 22. August 1864 zu Genf abgeschlossen). Danach
sollte das gesamte Personal und Gerät, das im Kriege zur Pflege und
Heilung der Kranken und Verwundeten gebraucht wird, sowie alles, was
damit zusammenhängt, als neutral (keinem der kriegführenden Völker
zugehörig) angesehen, die Pfleger also nicht zu Kriegsgefangenen gemacht
und ihr Material nicht als Beute betrachtet werden. Als gemeinschaft-
liches Zeichen für alle, welche diesen Schutz genießen, wurde das rote
Kreuz auf weißem Grunde gewählt. Es hat viel Segen gesttftet bei
Freund und Feind. Unter seinem Schutze haben die Ärzte und Geist-
lichen, die barmherzigen Schwestern und die Diakonissinnen sich ihrer
Pflegebefohlenen treulich annehmen können, sie weder im Getümmel des
Kampfes, noch in ihren von Seuchen und ansteckenden Krankheiten heim-
gesuchten Lagerstätten, noch in der Gefangenschaft verlassen. Überallhin
bemühten sie sich, ihnen für die Schmerzen des Leibes und der Seele
Linderung zu bringen, und gar manche hauchten ihr Leben aus im Dienste
für die Brüder.
Aber auch die Soldaten selbst halfen oft in der menschenfteundlichstev
Weise ihren verwundeten Kameraden.
Der badische Feldgeistliche vr. Bauer schreibt: „Ein Einundzwanziger
wurde bei den Kämpfen um Dijon gegen Ende Januar 1871 von einem
französischen Soldaten durch einen Schuß verwundet, während er ihn durch
einen Bajonettstich verletzte. Als der Preuße sah, daß der Franzose schwerer
als er verwundet sei, wälzte er sich zu ihm hin, packte seinen Tornister
aus, verband erst ihn und dann sich selbst und deckte einen Teppich und
seinen Mantel über sie beide, und so lagen sie vierundzwanzig Stunden
auf dem Schlachtfelde. Dann kamen sie in verschiedene Lazarette, und
nun schickte der Franzose voll Unruhe überall bei uns herum, um zu
fragen, was der Preuße mache, und ihm zu danken. Leider konnte ich
den barmherzigen Samariter nicht finden."
Folgende Erzählung zeugt von der guten Manneszucht im Heere
und von dem menschenfteundlichen Verhalten vieler Offiziere den Soldaten
gegenüber.
Ein sächsischer Ulanenunteroffizier hatte einen Schuß in die Brust
erhalten. Die Hilfe, welche ihm zwei seiner Kameraden gewähren wollten,
lehnte er ab, indem er sie bedeutete, sich lieber selbst zu retten, um nicht
mit ihm in Gefangenschaft zu geraten. Sie brachten ihn aber dennoch
auf ein Pferd und ritten mü ihm zurück. Unterwegs begegnete den drei
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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168
Aus dem Hauswerke entwickelte sich nach und nach das Lohn-
werk. Noch heute ist dieses in den Alpenländern die vorherrschende
Betriebsweise auf dem Lande. Der steirische Schriftsteller Peter Nosegger
sagt: „Die Bauernhandwerker — der Schuster, der Schneider, der
Weber, der Böttcher — sind in vielen Alpengegenden eine Art Nomaden-
volk. Sie haben wohl irgendeine bestimmte Wohnung, entweder im
eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes,
wo ihre Familie lebt, wo sie ihre Sonn- und Feiertage zubringen;
am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werkzeug auf den Rücken
oder in die Seitentaschen und gehen auf die Stör, d. h., sie gehen auf
die Arbeit und heimsen sich im Bauernhöfe, wohin sie bestellt sind
(und von dem sie auch alle zur Herstellung der gewünschten Güter
nötigen Rohstoffe erhalten), so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit,
den Hausbedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich wieder zu
einem andern Hofe." Wir erkennen leicht aus diesem Beispiele den
Unterschied des Lohnwerkes vom Hauswerke: während seither beim
Hauswerke alle gewerbliche Technik in enger Verbindung mit dem
Grundbesitze und der Herstellung der Rohstoffe ausgeübt wurde, löste
sich nunmehr der geschickte Hauswerkarbeiter von dieser Verbindung ab
und begründete gerade auf seine Geschicklichkeit eine eigene, vom Grund-
besitz allmählich unabhängig werdende Existenz. Aber er hat bloß sein
einfaches Werkzeug, kein eigentliches Betriebskapital. Er betätigt daher
seine Kunst immer an fremdem Rohstoff, den ihm der Erzeuger des
Rohstoffes liefert. Zuweilen ging und geht der Lohnwerker nicht ins
Haus des Konsumenten, sondern er hat eine eigene Betriebsstätte, und
es wird ihm der Rohstoff hinausgegeben, für dessen Bearbeitung er
Lohn erhält, wie dies z. B. beim Leinweber, beim Müller, beim Lohn-
bäcker auf dem Lande der Fall ist.
Aus dem Lohnwerke entstand im Mittelalter das eigentliche
Handwerk. Anfänglich erfolgte die Rohstofflieferung noch durch
die Besteller selbst, und dies dauerte in vielen Fällen noch Jahrhunderte
hindurch fort, auch als der Besteller den Rohstoff nicht mehr in
eigner Wirtschaft erzeugte, sondern ihn kaufen mußte, wie das Leder
für den Schuster, das Tuch für den Schneider. Nur sehr langsam
bürgerte es sich ein, daß der Meister den Rohstoff selbst besorgte,
anfangs bloß für die ärmeren Kunden, später auch für die vermögen-
deren. So entstand das Handwerk in dem Sinne, in dem es heute
gewöhnlich verstanden wird; neben ihm aber erhielt sich noch lange
das Lohnwerk, und in manchen Gewerben, so z. B. bei den Bauhand-
werkern, Schneidern und Schneiderinnen, hat sich das Lohnwerk bis
auf die Gegenwart erhalten. Wodurch sich aber das eigentliche Hand-
werk vom Lohnwerk und der Fabrik unterscheidet, das erkennen wir,
wenn wir uns die Arbeit eines bestimmten Handwerkers vorstellen.
Der Schuster bezieht vom Gerber das Material zur Anfertigung seines
Kunstproduktes selbst; er fertigt mit seiner Hände Arbeit und mit dem
ihm selbst gehörenden Werkzeuge die Ware und verkauft den fertigen
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TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
225
Zeichnung des „Allgemeinen Postvereinsvertrags", welche von den Bevoll-
Nächtigten 22 größerer und kleinerer Staaten ausgeführt wurde.
Um das Ereignis in seiner ganzen Größe zu erkennen, ist es nötig,
kmen Blick auf das Postwesen früherer Zeiten zu werfen. Da sah es
hiermit naturgemäß nicht besser aus als bei allen übrigen deutschen Staats-
emrichtungen. Das Postwesen beruhte auf einem der Familie Thurn
und Taxis gehörigen alten Vorrechte; mit diesem hatte es folgende
Bewandtnis:
Maximilian I., deutscher Kaiser und römischer König, der von 1493
bis 1519 regierte und meist in Wien Hof hielt, lebte in den mannig-
fachsten Kriegen und Fehden mit Italien, Ungarn, besonders aber mit den
Niederlanden. Seine Anwesenheit war oft an der einen Grenze so nötig
wie an der andern. Als er einst in verzweifelte Klagen ausbrach, daß
er nicht an allen Orten zugleich gegenwärtig sein könnte, daß aber die
Boten, so seine Briefe und Befehle an die Grenzen und ins Burgunder-
land tragen sollten, an keinem Wirtshaus vorbeigehen könnten, ohne
anzuhalten dem Wein zuliebe, auch sonst ihren Botendienst verabsäumten
und höchst unzuverlässig wären, da trat einer seiner Hofherren, namens
Taxis, mit dem Anerbieten hervor, die kostenfreie Beförderung sämtlicher
kaiserlichen Befehle, Briefe und Botschaften zu übernehmen. Er verpflichtete
sich für Sicherheit und Schnelligkeit seiner Boten und forderte dafür als
Gegenleistung das ausschließliche Recht zur Ausübung und Ausbreitung
der neuen Beförderungsart, sowie die gesamten daraus entspringenden
Einkünfte für sich und seine Nachkommen.
Im Jahre 1516 erteilte Kaiser Maximilian dieses Privilegium, und
damit war dem Hause Taxis eine Gerechtsame verliehen, die zunächst
nicht sehr bedeutend erschien, in der Folge aber die Jahrhunderte hindurch
sich als ein richtiger Goldstrom für die Eigentümer erwies. Die erste
Linie der Taxisboten ging von Wien nach Brüssel. Die Boten waren
gut beritten und trugen die Briefschaften in einem Felleisen bei sich. Die
Taxis waren klug genug, jene erste Botenlinie sehr bald durch Zweigkurse
nach Frankreich, Hamburg und im Süden nach Mailand, Venedig, ja bis
nach Rom zu erweitern und in den wichtigsten Städten und Grenzorten
Anstalten zum Sammeln und Ausgeben der Briefe wie zum Wechseln der
Pferde zu errichten. Das erste deutsche „Postamt" in einem eigens zu
dem Zwecke angekauften Hause befand sich in dem durch seine Lage nabe
der Landesgrenze und der Festung Philippsburg sehr wichtigen Dorfe
Rheinhausen am Oberrhein.
Zunächst sollte wohl die Post dem Kaiser dienen; wie sie dessen
Botschaften kostenfrei besorgte, so nahm sie auch die Briefe aller Fürsten
und ihrer Behörden unentgeltlich zur Beförderung an, durch deren
Länder ihre Botenkurse gingen. Dadurch erreichte die Post der Taxis
nicht nur freien Durchgang durch die betreffenden Länder, sondern durfte
auch das Postgeld (Porto) für die Korrespondenzen der Untertanen nach
Belieben festsetzen.
Wie gut die Taxis dabei „herauskamen", geht daraus hervor, daß
s. Fortbmungsschulen rc. Allg. Teil. jñ
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian_I. Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Bevoll-
Nächtigten Wien_Hof Italien Ungarn Burgunder- Wien Brüssel Frankreich Hamburg Mailand Venedig Rom Rheinhausen
330
Arndt sagte: „Dahin wollte es fast mit uns kommen, daß es endlich nur
zwei Menschenarten gab, Menschenfresser und Gefressene!" Dem Ge-
schlechte, das solches gesehen, blieb für immer ein unauslöschlicher Abscheu
vor dem Kriege, ein tiefes, für minder heimgesuchte Zeiten fast un-
verständliches Friedensbedürfnis. § znttmte.
141. Die alten Zollschranken.
ist eine allbekannte Sache, daß unser deutsches Vaterland
früher in ungleich mehr Länder und tändchen zerrissen war als jetzt,
und daß zwischen jedem Lande Zollschranken errichtet waren, die
jedes Land vom anderen wirtschaftlich trennten.
Da mochte man nun zu jener Zeit von Norden nach Lüden
oder von Westen nach Osten reisen, man stieß zuweilen alle paar
Stunden auf einen Schlagbaum. Bei jedem Schlagbaum befand sich
ein Zollhaus, und vor jedem Zollhaus standen Zollwächter. Diese
Tag und Nacht strenge Wache haltenden Beamten fragten jeden
Reisenden, ob er „etwas Zollbares" bei sich habe; nach Befinden
durchsuchten sie sein Gepäck oder gar seine Taschen nach zollbaren
Waren oder Lachen. Schöpften die Zollbeamten Verdacht, so
schleppten sie ihre Opfer mit ins Zollhaus, wo sie gründlich unter-
sucht wurden. Fand man etwas Zollpflichtiges, was der Reifende
verschwiegen hatte, so wurde die eingeschmuggelte Ware „kontreband"
gemacht, d. h., sie wurde dem Besitzer als eingeschmuggelt weg
genommen. Außerdem mußte der letztere noch tüchtige Strafgelder
bezahlen. Besonders gründlich wurden die Wagen untersucht, selbst
Autschwagen waren nicht ausgeschlossen.
Um die Zollplackereien, die damals in Deutschland herrschten,
recht deutlich zu machen, will ich eine Geschichte erzählen:
Gin Professor aus Thüringen reiste zur Ferienzeit des Jahres
t82f mit feiner Gattin nach Bremen, wo sie Verwandte besuchen
wollten. Sie hatten sich ein tohngeschirr gemietet und fuhren damit
in der schönen Sommerzeit nach Norddeutschland.
In Bremen hörte die Professorin, wie außerordentlich billig die
Aolonialwaren zu erstehen waren, und konnte der Versuchung nicht
widerstehen, ein Säckchen Aaffee dort zu kaufen. Dieser Handel war
geschlossen worden, als der Herr Professor gerade nicht zugegen war.
Als er aber von dem Säckchen Aaffee hörte, welches, im Wagen
versteckt, heimlich mit über die Grenzen genommen werden sollte, sc
war er darüber sehr ungehalten und verlangte, daß der Handel rück-
gängig gemacht werde. Die Frau Professorin versprach dies endlich,
um ihren Gatten zu beruhigen.
Ohne Sorgen bestieg daher der Herr Professor seinen Autsch-
wagen, um die Heimreise wieder anzutreten, auch die Frau Professorin
nahm in fröhlichster Stimmung im Wagen Platz, und die Reise
ging fort.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Arndt
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bremen Norddeutschland Bremen
396
Dabei war das Schlimmste nach gar nicht vor der Tür. De:
Holzhändler und auch die Maschinenfabrikanten waren anständige Leute,
fast schien es, als ob sie Mitleid mit dem armen Manne hatten. Sie
prolongierten die Wechsel noch einmal zu mäßigen Zinsen. Auch der
Prozeß mußte nach Ansicht des Rechtsanwalts unbedingt gewonnen werden,
obgleich der Bauunternehmer die raffiniertesten Einwände erhob und im
Erfinden neuer Gründe zum Vertagen der Verhandlung unerschöpflich war.
Immerhin konnten Monate ins Land gehen, ehe das Endurteil heraus
war, und bis dahin waren sicher auch die letzten Spargroschen aufgezehrt.
Den besseren Teil derselben hatte Herr Wiesling ja längst eingesteckt.
So verstrich Woche um Woche, und aus den Wochen wurde ein
Vierteljahr. Die einzelnen Tage waren wie die Schnecken dahin gekrochen,
nun die Holzwechsel aber wieder fällig waren, schien dem Meister die Zeit
wie im Nu verflogen. Diesmal empfingen Dahlo & Uhlmann den Bitt-
steller sehr unfreundlich. Das Häusergeschäft sei heruntergegangen, meinten
sie nicht mit Unrecht, die verpfändete Hypothek sei gefährdet; sie wollten
zwar ein übriges tun und sich vorläufig begnügen, wenn ihnen Herr
Kern diese völlig abtrete, er müsse aber für deren richtigen Eingang
Bürgschaft leisten und dafür Wechsel hinterlegen. Das war nicht mehr
als recht und billig, die Herren zeigten sich sogar noch so entgegenkommend,
ihm den kleinen Restbetrag bar herauszuzahlen. Mit den Maschinenbauern
ging's nicht ganz so glatt; sie holten ihm die Maschinen aus der Werkstatt
ah, und er mußte noch die Summe, welche er von Dahlo & Uhlmann
erhalten, zugeben, um die Klage zu vermeiden.
Das war ein böser Tag, als die Wagen kamen und der Gasmotor,
die Sägen und die große Hobelmaschine aufgeladen wurden. Der Meister
konnte nicht lange zusehen, die dicken Tränen liefen ihm in den Bart
hinunter, er stürmte aus dem Hause, und erst als er sich mitten im
Menschengewühl befand, wurde ihm etwas leichter zumute. Noch hatte
er ja einige Taler in der Tasche, und er kannte schon längst den Sorgen-
brecher, den Vergessenstrank . . .
Einige Stunden später stand er vor dem Neubau in der Tauben-
straße , ohne selbst recht zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Er
hatte nur wenige Glas Bier getrunken und wohl auch einige Nordhäuser
darauf gesetzt, das hätte es nicht getan; aber die innere Erregung kam
hinzu — das Blut süeg ihm siedendheiß zu Kopf, als er plötzlich die
glänzende Fassade vor sich hatte: das große Tor dort war seiner Hände
Arbeit, an den Fenstern im ersten Stock klebte sein Schweiß. Natürlich,
jetzt war der Bau ja ziemlich vollendet, der kluge Wiesling hatte wohl-
weislich mit dem Bruch gewartet, bis er den größeren Teil der Lieferung
in Händen hatte. Der kluge Wiesling — der noble Wiesling — der
Schuft: da kam er ja gerade mit seinen Rotschimmeln angefahren, so
recht behäbig in die Kissen zurückgelehnt, die Zigarre zwischen den wulstigen
Lippen! „Achtung!" rief der Kutscher. Aber der alte Mann hatte keine
Augen für die Gefahr, er sah nur den Mann in dem Wagen und taumelte
mit der hochgehobenen Rechten vorwärts. „Achtung" — die Pferde
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Regionen (OPAC): Posen
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große Summen. Er ließ Gärtner aus der Pfalz kommen, damit die Landeseinwohner von ihnen lernten und ihnen nacheiferten. Selbst der Fischerei widmete er seine Aufmerksamkeit. Der Landplage durch die große Menge von Wölfen und anderen Raubtieren ein Ende zu machen, traf er vielseitige Maßregeln; die das Land unsicher machenden Vagabunden und Landstreicher ließ er durch streifende Husaren ausgreifen.
Über die zumeist arg gelichteten und verwahrlosten Waldungen setzte er Förster und ließ die Forsten in Reviere einteilen; an die Spitze des Forstwesens stellte er einen Oberforstmeister mit Sitz und Stimme in der Bromberger Domänenkammer. Das bedeutendste Werk Friedrichs des Großen in dem neugewonnenen Lande ist der Bau des Bromberger Kanals, der Netze und Brahe und so Oder und Weichsel verbindet und für den Holz- und Getreidehandel der neuen Provinz, wie des polnischen Hinterlandes von großer Bedeutung geworden ist. Ein Hauptaugenmerk richtete der König auf die tief gesunkenen Städte. Er ließ eine ordentliche Stadtobrigkeit einrichten und aus Sachsen, Thüringen und Franken Handwerker beschaffen, welche die notwendigsten Lebens- und Verkehrsbedürfnisse zu befriedigen imstande waren. Mit seiner Sorge für das Aufblühen von Handel und Gewerbe ging Hand in Hand die für die Gesundheit und die sittliche Hebung des Volkes. Neben Ärzten und Chirurgen wurden Apotheker etabliert, die bisher fast ganz gefehlt hatten. Hauptsächlich trug die Einrichtung von Wochen-und Jahrmärkten zur Hebung der Städte bei. Besondere Anziehungskraft übten die vier Messen von Bromberg. Durch diese und durch die Anlegung des Kanals nahm die Stadt schnell einen bedeutenden Aufschwung. Eine große Zahl neuer
wohlgebauter Häuser, von Fabriken und Mühlen entstand. So
zählte die Stadt, welche 1772 nur 500 Einwohner hatte, 1774 schon 1380, 1781 fast 4000 Seelen.
Ein Po st wesen hatte es indem neuen Gebiete überhaupt nicht gegeben; Friedrich schuf es. Freilich standen keine geringen Schwierigkeiten entgegen: die schlechten Wege, die Unsicherheit der Straßen, die Entlegenheit der Ortschaften in den immer noch zahlreichen öden Landstrichen. Aber des Königs fester Wille besiegte jedes Hemmnis. Schnell ging das Werk von statten. Am 20. Juni 1772 war der Befehl zur Einführung der Posten gegeben; bereits am 1. Oktober öffneten sich die
Schalter, und die preußischen Postwagen rollten durch das Land. — Scharfe Maßregeln, wie sie sonst nicht in der Regierungsweise des großen Königs lagen, ergriff er gegen die
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich