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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 97

1914 - München : Oldenbourg
— 0)7 — damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen. 163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden. Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." — (Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.---------------- 13. Schwedennol in Würz bürg. Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte. Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt. J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 140

1914 - München : Oldenbourg
— Ho — getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl." Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit: V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick, | von Fechenbach, oon Speth. (Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes. Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente. | Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer- diener. 5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam- \ merötener, \ Kammerlarei. 6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch. 7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer- | laset, \ btlberdtener. 8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört- 9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | ' ^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener. 2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage. 9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800). Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 363

1913 - Leipzig : Hahn
363 Man hatte in früheren Kriegen den jammervollen Zustand kennen gelernt, in welchem sich verwundete und erkrankte Krieger während der Schlacht und nach den Kümpfen befanden. Aus dem Krimkriege z. B. kehrten von 309000 ausgerückten Franzosen 95240 nicht wieder heim. Davon waren nur 20000 in Schlachten gefallen und ihren Wunden erlegen, 75 000 dagegen an Krankheiten gestorben. Um nun solche Mißstände bei neu ausbrechenden Kriegen mög- lichst zu beseitigen, trafen die gebildetsten Völker Europas eine Verein- barung, die sogenannte Genfer Konventton (der erste darauf bezügliche Vertrag wurde am 22. August 1864 zu Genf abgeschlossen). Danach sollte das gesamte Personal und Gerät, das im Kriege zur Pflege und Heilung der Kranken und Verwundeten gebraucht wird, sowie alles, was damit zusammenhängt, als neutral (keinem der kriegführenden Völker zugehörig) angesehen, die Pfleger also nicht zu Kriegsgefangenen gemacht und ihr Material nicht als Beute betrachtet werden. Als gemeinschaft- liches Zeichen für alle, welche diesen Schutz genießen, wurde das rote Kreuz auf weißem Grunde gewählt. Es hat viel Segen gesttftet bei Freund und Feind. Unter seinem Schutze haben die Ärzte und Geist- lichen, die barmherzigen Schwestern und die Diakonissinnen sich ihrer Pflegebefohlenen treulich annehmen können, sie weder im Getümmel des Kampfes, noch in ihren von Seuchen und ansteckenden Krankheiten heim- gesuchten Lagerstätten, noch in der Gefangenschaft verlassen. Überallhin bemühten sie sich, ihnen für die Schmerzen des Leibes und der Seele Linderung zu bringen, und gar manche hauchten ihr Leben aus im Dienste für die Brüder. Aber auch die Soldaten selbst halfen oft in der menschenfteundlichstev Weise ihren verwundeten Kameraden. Der badische Feldgeistliche vr. Bauer schreibt: „Ein Einundzwanziger wurde bei den Kämpfen um Dijon gegen Ende Januar 1871 von einem französischen Soldaten durch einen Schuß verwundet, während er ihn durch einen Bajonettstich verletzte. Als der Preuße sah, daß der Franzose schwerer als er verwundet sei, wälzte er sich zu ihm hin, packte seinen Tornister aus, verband erst ihn und dann sich selbst und deckte einen Teppich und seinen Mantel über sie beide, und so lagen sie vierundzwanzig Stunden auf dem Schlachtfelde. Dann kamen sie in verschiedene Lazarette, und nun schickte der Franzose voll Unruhe überall bei uns herum, um zu fragen, was der Preuße mache, und ihm zu danken. Leider konnte ich den barmherzigen Samariter nicht finden." Folgende Erzählung zeugt von der guten Manneszucht im Heere und von dem menschenfteundlichen Verhalten vieler Offiziere den Soldaten gegenüber. Ein sächsischer Ulanenunteroffizier hatte einen Schuß in die Brust erhalten. Die Hilfe, welche ihm zwei seiner Kameraden gewähren wollten, lehnte er ab, indem er sie bedeutete, sich lieber selbst zu retten, um nicht mit ihm in Gefangenschaft zu geraten. Sie brachten ihn aber dennoch auf ein Pferd und ritten mü ihm zurück. Unterwegs begegnete den drei

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 396

1913 - Leipzig : Hahn
396 Dabei war das Schlimmste nach gar nicht vor der Tür. De: Holzhändler und auch die Maschinenfabrikanten waren anständige Leute, fast schien es, als ob sie Mitleid mit dem armen Manne hatten. Sie prolongierten die Wechsel noch einmal zu mäßigen Zinsen. Auch der Prozeß mußte nach Ansicht des Rechtsanwalts unbedingt gewonnen werden, obgleich der Bauunternehmer die raffiniertesten Einwände erhob und im Erfinden neuer Gründe zum Vertagen der Verhandlung unerschöpflich war. Immerhin konnten Monate ins Land gehen, ehe das Endurteil heraus war, und bis dahin waren sicher auch die letzten Spargroschen aufgezehrt. Den besseren Teil derselben hatte Herr Wiesling ja längst eingesteckt. So verstrich Woche um Woche, und aus den Wochen wurde ein Vierteljahr. Die einzelnen Tage waren wie die Schnecken dahin gekrochen, nun die Holzwechsel aber wieder fällig waren, schien dem Meister die Zeit wie im Nu verflogen. Diesmal empfingen Dahlo & Uhlmann den Bitt- steller sehr unfreundlich. Das Häusergeschäft sei heruntergegangen, meinten sie nicht mit Unrecht, die verpfändete Hypothek sei gefährdet; sie wollten zwar ein übriges tun und sich vorläufig begnügen, wenn ihnen Herr Kern diese völlig abtrete, er müsse aber für deren richtigen Eingang Bürgschaft leisten und dafür Wechsel hinterlegen. Das war nicht mehr als recht und billig, die Herren zeigten sich sogar noch so entgegenkommend, ihm den kleinen Restbetrag bar herauszuzahlen. Mit den Maschinenbauern ging's nicht ganz so glatt; sie holten ihm die Maschinen aus der Werkstatt ah, und er mußte noch die Summe, welche er von Dahlo & Uhlmann erhalten, zugeben, um die Klage zu vermeiden. Das war ein böser Tag, als die Wagen kamen und der Gasmotor, die Sägen und die große Hobelmaschine aufgeladen wurden. Der Meister konnte nicht lange zusehen, die dicken Tränen liefen ihm in den Bart hinunter, er stürmte aus dem Hause, und erst als er sich mitten im Menschengewühl befand, wurde ihm etwas leichter zumute. Noch hatte er ja einige Taler in der Tasche, und er kannte schon längst den Sorgen- brecher, den Vergessenstrank . . . Einige Stunden später stand er vor dem Neubau in der Tauben- straße , ohne selbst recht zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Er hatte nur wenige Glas Bier getrunken und wohl auch einige Nordhäuser darauf gesetzt, das hätte es nicht getan; aber die innere Erregung kam hinzu — das Blut süeg ihm siedendheiß zu Kopf, als er plötzlich die glänzende Fassade vor sich hatte: das große Tor dort war seiner Hände Arbeit, an den Fenstern im ersten Stock klebte sein Schweiß. Natürlich, jetzt war der Bau ja ziemlich vollendet, der kluge Wiesling hatte wohl- weislich mit dem Bruch gewartet, bis er den größeren Teil der Lieferung in Händen hatte. Der kluge Wiesling — der noble Wiesling — der Schuft: da kam er ja gerade mit seinen Rotschimmeln angefahren, so recht behäbig in die Kissen zurückgelehnt, die Zigarre zwischen den wulstigen Lippen! „Achtung!" rief der Kutscher. Aber der alte Mann hatte keine Augen für die Gefahr, er sah nur den Mann in dem Wagen und taumelte mit der hochgehobenen Rechten vorwärts. „Achtung" — die Pferde

6. Teil 2 - S. 25

1903 - Berlin : Schnetter
25 und Nahrung ein Vorbild der Einfachheit und Genügsamkeit. Auf seiner Tafel dnldete er nur gute Hausmannskost. Anstatt der teuren Perücke trug er den einfachen Zopf, und seinem Beispiele mußten alle preußischen Beamten und Soldaten folgen (Zopfzeit). Seit 1725 erschien er im knappen Soldaten- rock seines Potsdamer Leibregiments; es wurde dadurch bei den Fürsten Sitte, Uniform zu tragen. Der König war vom frühen Morgen bis zum Abend im Dienst des Staates unermüdlich tätig; darum aber verlangte er auch von seinen Beamten die gleiche Pflichttreue. Unwahrheit, Unpünktlichkeit und Unordnung ahndete er mit harten Strafen. Nicht selten strafte er lässige und pflichtvergessene Beamte eigenhändig mit seinem Rohrstocke. So prügelte er den Torschreiber von Potsdam mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" aus dem Bette heraus, weil dieser Morgens die Bauern lange vor dem Tore warten ließ. b) Der absolute König. Er sagte: Die königliche Gewalt ist von Gott eingesetzt und mir übertragen worden; meine Macht ist unbegrenzt. Deshalb verlangte er von jedem Untertanen, von dem Minister bis zum Tagelöhner herab, unbedingten augenblicklichen Gehorsam ohne Widerrede. „Räsonniere er nicht!" fuhr er den an, der nicht augenblicklich gehorchte. Die Stände berief er nicht. Den Ständen von Preußen, die sich 1716 über Beeinträchtigung ihrer Rechte beschwerten, erklärte er, ba^s er die Souveränität feststelle tvie einen Felsen von Erz. So regierte Friedrich Wilhelm nur nach seinem Willen, er regierte absolut. Sein Wille aber kannte eine Schranke, das lvar sein Gewisseit, das Bewußtsein: Du hast für alle deine Handlungen Gott, der dich eingesetzt hat, Rechenschaft abzulegen. v) Die Gestaltung des Heerwesens. Wie der Große Kurfürst, so er- kannte auch Friedrich Wilhelm mit seinem klaren Blick, daß Preußen nur dann eine gesicherte Stellung unter den übrigen Mächten erringen könne, wenn es über eine starke und tüchtig geschulte Armee verfüge. Unablässig war er deshalb für Mehrung und tüchtige Ausbildung des Heeres tätig; er brachte es von 38 Ooo Mann auf 83 000 Manu. Preußen stand damals mit seinen kaum 2% Millionen Einwohnern in der Reihe der europäischen Staaten an zwölfter Stelle; dagegen hatte es nach Frankreich, Rußland und Österreich das größte Heer. Ein großer Teil dieses Heeres wurde im Jn- und Auslande für Geld angeworben. Die fehlenden Soldaten gewann der König durch das Kantonssystem. Das Land wurde in militärische Bezirke, Kantons genannt, eingeteilt; jedes Regiment erhielt einen Kanton überwiesen, aus dem es seinen Rekrutenbedarf deckte. Gewisse Klassen befreite der König aus wirtschaftlichen Gründen von der Wehrpflicht. Geschont wurden die selb- ständigen Leute, die Besitzer der Güter, auch die einzigen Söhne der Bauern, in den Städten die Hausbesitzer, Kaufleute und Gewerbetreibenden. Zur Aushebung gelangten also meist Knechte, Tagelöhner, Gesellen und die jüngeren Söhne der Bauern. Des Königs Lieblingsregiment war sein Leibregimeut in Potsdam, das aus „langen Kerlen" bestand. Für die Anwerbung und Unterhaltung dieses Regiments gab er trotz seiner Sparsamkeit Riesensummen aus. Diese Riesengarde und das Regiment des alten Dessauer in Halle

7. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 39

1903 - Berlin : Nicolai
39 erhielt einen Bestimmten Bezirk (Kanton), aus dem es Rekruten ansheben durfte. Von der Wehrpflicht ausgenommen waren die Söhne der Edelleute und der Bürger in den Städten, die ein sicheres Vermögen von mindestens 6000 Talern aufweisen konnten. Diese Ausnahmen wurden gemacht, weil die Edelleute meist freiwillig eintraten, um Offiziere zu werden, die wohlhabenden Bürgerlichen aber dem Gewerbe nicht entzogen werden sollten. Berlin hatte die Gunst des Königs verscherzt, weil es das Riesenregiment nicht bei sich aufnehmen wollte. Dieses wurde daher anfangs nach Brandenburg, später aber nach Potsdam verlegt. In Berlin wurden daher alle Bürger zu Soldaten ausgehoben. Jeder Berliner Junge erhielt eine rote Binde zugeschickt als Zeichen, daß er in die Liste eingetragen sei. Mit der Zeit wurde milder verfahren. Es währte lange, bis die jungen Leute gern Soldat wurden. Wenn die Zeit der Aushebung kam, flohen manche aus den Dörfern und versteckten sich. Söldner suchten „auszureißen", wo sie konnten. War einer entflohen, so wurde die Lärmkanone gelöst, und die Bauern der Umgegend mußten versuchen, den Deserteur wieder einzufangen. Sorge für die Staatsverwaltung. Um eine größere Einheit in der Verwaltung und ein einheitliches Zusammenwirken aller Beamten herzustellen, setzte der König als oberste Behörde das General - Direktorium ein, dessen allgemeine Leitung in seinen eigenen Händen lag. Für die Räte erließ er eine sehr genaue Dienstanweisung. In den Provinzen wurden Unterbehörden eingerichtet, die den Namen „Kriegs- und Domänenkammern" führten. Auch richtete er die Oberrechnungskammer ein, die alle Einnahmen und Ausgaben des Staates prüfen mußte. Sie befindet sich noch heute in Potsdam. Die Post betrachtete er als das Ol der Staatsmaschine; deshalb legte er auch viele neue Postanstalten an. „Zu einem kultivierten Lande gehören Posten", lautet eine von den vielen eigenhändigen Randverfügungen des Königs, wie sie noch jetzt im Reichspost-Museum (Historische Sammlung) zu finden sind. Sorge für die Rechtspflege. Gleich nach seinem Regierungsantritt hatte der König gesagt: „Die schlimme Justiz schreit gen Himmel, und wenn ich's nicht ändere, so lade ich die Verantwortung auf mich." Besonders forderte der König, unterstützt von dem Kammergerichtspräsidenten von Cocceji, die Beschleunigung

8. Neue Rechtschreibung - S. 58

1909 - Berlin : Oehmigke
58 entgegnete abermals der Mann, indem er mit dem übrig- gebliebenen Gelde in der Hosentasche klapperte, „was wollen wir wegen solch einer Lumperei unsern Wunsch vergeben? Die Kuh und das Pferd kriegen wir auch so." Und richtig, nach abermals einem Jahre waren die Kuh und das Pferd reichlich verdient. Da rieb sich der Mann vergnügt die Hände und sagte: „Wieder ein Jahr den Wunsch erspart und doch alles bekommen, was man sich wünschte. Was für ein Glück wir haben!“ 7. Doch die Frau redete ihrem Manne ernsthaft zu, endlich einmal an den Wunsch zu gehen. „Ich kenne dich gar nicht wieder," versetzte sie ärgerlich. „Früher hast du immer geklagt und gebarmt und dir alles Mögliche gewünscht, und jetzt, wo du es haben kannst, wie du es willst, plagst und schindest du dich, bist mit allem zufrieden und lässt die schönsten Jahre vergehen. König, Kaiser, Graf, ein grosser Bauer könntest du sein, alle Truhen voll Gold haben — und kannst dich nicht entschließen, was du wählen willst.“ — „Lass doch dein ewiges Drängen und Treiben!“ erwiderte der Bauer. „Wir sind beide noch jung, und das Leben ist lang. Ein Wunsch ist nur in dem Hinge, und der ist bald vertan. Wer weiss, was uns noch einmal zustößt, wo wir den Hing brauchen! Fehlt es uns denn an etwas? Sind wir nicht, seit wir den Hing haben, schon so herauf ge- kommen, dass sich alle Welt wundert? Also sei verständig! Du kannst dir ja mittlerweile überlegen, was wir uns wün- schen könnten.“ 8. Damit hatte die Sache vorläufig ein Ende. Und es war wirklich, als wenn mit dem Hinge der volle Segen ins Haus gekommen wäre; denn Scheuern und Kammern wurden von Jahr zu Jahr voller und voller, und nach einer längeren Heihe von Jahren war aus dem kleinen, armen Bauer ein grosser, reicher Bauer geworden. Den Tag über schaffte und arbeitete er mit den Knechten, als wollte er die ganze Welt verdienen; nach der Arbeit aber saß er behäbig und zufrieden vor der Haustür und ließ sich von den Leuten „Guten Abend!“ wünschen. I
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