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1. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 130

1912 - Rostock i. M. : Boldt
130 das Dorfoberhaupt. Bann schafft ihr fr jeden Mann 300 Taler, im ganzen 900!" befahl der Offizier. 900 Taler!" schrie vor Schreck der Schulze, woher sollen wir das viele Rekrutengeld nehmen?" Einerlei", erwiderte der Werber, Zhlt nur eure Bauern und (Anlieger zusammen und verteilt die Kleinigkeit auf die ganze Gesellschaft, in vier Stunden sehen wir dich im Kruge mit 900 Talern!" Damit verschwanden die Preußen und jagten zum Wirtshaus des Dorfes. Der Schulze aber nahm aus einem Strumpf, der unter einem Stein in der Kammer versteckt lag, Taler, steckte sie schweren Gerzens in einen Beutel und ging von Haus zu Haus. Hier bekam er 5, dort einen Taler, manchmal auch gar nichts. Nach drei Stunden war er im^Dorfe herum und brachte seinen Geldbeutel zum Werbeoffizier. Der zhlte die Summe und kam auf ^0 Taler. was", schrie er, nicht mehr? Dann mt ihr das Fehlende an Korn liefern!" Haben wir nicht", antwortete der Bauer, unsere Garben stehen noch auf dem Felde." wenn er aber glaubte, damit aus den -Hnden der Ruber entschlpfen zu knnen, so irrte er gewaltig. Denn sofort befahl der Werber, da das Korn vom Felde geholt und sogleich ausgedroschen werde. Bald ertnte denn auch der lustige Dreischlag der Dreschflegel; und nach zwei Tagen waren zwei wagen mit Korn beladen. Da aber noch viel an dem wert von 900 Talern fehlte, wurden aus einzelnen Husern Pferde, (Dchfen, Schafe, ja sogar Hhner und Gnse geholt und alles nach einem Platze zusammengebracht. Nun mute der Schulze mit noch andern lteren Mnnern antreten, um den ganzen Raub nach der brandenburg-mecklenburgischen Grenze zu schaffen, vorwrts ging derzug. Dieochfen brllten, die Pferde wieherten, und die Werber fluchten, als es ihnen zu langsam ging. Doch dauerte es nicht lange, da nahten ein paar Hndler, welche den Werbern wie die Geier dem Aase folgten, und kauften ihnen das Korn und das Geflgel ab. während nun die preuischen Ruber mit den greren Tieren nach der Grenze zogen, begaben sich die Hndler nach dem Dorf, dem der Raub entstammte, und verkauften den Leuten ihr Eigentum gegen einen hohen Preis. So kriegte der Alte Fritz Geld und Rekruten, während der ganzen Zeit des Siebenjhrigen Krieges hat er mehr als 15 Mill. Taler und in einigen Jahren wohl U500 Mann als Rekruten aus Mecklenburg geholt.

2. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 135

1912 - Rostock i. M. : Boldt
135 um Lebensmittel fr Menschen und Pferbe herbeizuschaffen. Am schwierigsten mar das Heranholen des erforderlichen Strohs fr die Reiter, weil das )ahr *8u eine schlechte (Ernte gegeben hatte und Stroh deshalb sehr knapp war. Wie eine Zentnerlast ruhte die Unterhaltung der Franzosen auf unferm armen Volke. Zder das letzte an Korn und Futtermitteln nicht freiwillig hergab, dem wurde es gewaltsam genommen. Das Jahr ;8u neigte sich zu (Ende und der Februar des neuen Lahres ebenfalls. Da wurde ein neuer Befehl des groen Eroberers bekannt: Mecklenburg hat bis zum *5. Mrz *500 Pferde nach Hannover zu senden, allerdings gegen Bezahlung. Um diesem Befehl den gehrigen Nachdruck zu verleihen, wurde sofort eine Drohung hinzugefgt, nmlich diese: Falls die Pferde nicht am bestimmten Termin an Ort und Stelle sind, werden die Franzosen die pferde zwangsweise ausheben und kein Stck bezahlen. So ging denn in allen Amtern eine eifrige Untersuchung der pferde los. Und obwohl die Zeit nur kurz war, konnte man bald lange pferde-Zge auf dem Wege nach Hannover sehen. Sie trafen prompt dort ein und wurden prompt bezahlt. Zwar kam dadurch eine schne Summe Geld ins Land, doch war der Verlust der vielen Tiere recht fhlbar. Kaum war diese Lieferung erfolgt, so e'rschien eine neue Order des Korsen, die letzte, aber auch die schlimmste: Mecklenburg soll Truppen zum Kriege gegen Rußland aufbieten. Auch bei diesem Befehl half kein Zaudern und Zgern. *,700 Mann schloffen sich den Franzosen an und zogen der aufgehenden Sonne entgegen. Anfangs schien es, als ob die Mecklenburger es gut haben wrden, weil sie zur Nachhut gehrten. Sie hatten auch die besondere Aufgabe erhalten, den Kriegsschatz Napoleons zu bewachen. Trotzdem haben sie die Schrecken Rulands grndlich durchkostet. Als sie elf Meilen hinter Smolensk anlangten, erhielten sie Befehl, wieder zurckzuziehen. Das geschah denn auch. Doch zu dieser furzen Strecke bis zurck nach Smolensk gebrauchten sie sieben Tage und verbrachten fnf davon ohne Brot. Kein Haus und keinen Menschen trafen sie unterwegs, dafr aber Fahrwege, die einfach unergrndlich waren. Als dann noch der weitere N)eg nach Knigsberg zurck-gelegt war und die Mecklenburger hier einrckten, zhlten sie nur noch 35 Kpfe. Aber obwohl abgemagert, zerlumpt und verstmmelt, verlieen sie doch nicht ihre Feldzeichen, sondern lieferten ihre Fahnen treulich in Ludwigslust ab.

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 97

1914 - München : Oldenbourg
— 0)7 — damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen. 163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden. Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." — (Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.---------------- 13. Schwedennol in Würz bürg. Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte. Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt. J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 140

1914 - München : Oldenbourg
— Ho — getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl." Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit: V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick, | von Fechenbach, oon Speth. (Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes. Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente. | Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer- diener. 5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam- \ merötener, \ Kammerlarei. 6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch. 7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer- | laset, \ btlberdtener. 8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört- 9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | ' ^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener. 2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage. 9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800). Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später

6. Mecklenburgische Geschichte zum Gebrauche in höheren Schulen - S. 34

1899 - Leipzig : Voigtländer
— 34 — Quitzow und Genossen durch räuberischen Überfall die ganze städtische Viehherde weggenommen, mehrere Grabower Bürger dabei erstochen und andere gefesselt mit sich fortgeführt hätten. Solche Räubereien gegen die Städter waren indessen recht gefährlich, denn diese hielten von ihren „Kuhtürmen" schärfen Ausguck, vergalten Gleiches mit Gleichem, und die Aussicht, jahrelang in den städtischen „Fangeltürmen" zu liegen, war für die Raubritter auch keineswegs verlockend. Beispielsweise thaten sich 1450 die Bürger von Perleberg, Kyritz und Wusterhausen zusammen, um an den Hahnen wegen ihrer langjährigen Räubereien Vergeltung zu üben. Sie drangen mit Erlaubnis ihres Markgrafen in Mecklenburg ein und verheerten die Hahnschen Güter durch Brand und Plünderung. Am gewinnreichsten, freilich auch am gefährlichsten, waren Überfälle auf Kaufmannsgüter, die von oder nach der reichen Handelsstadt Lübeck gingen. Da aber das Haupt der Hansa seine Wagentransporte durch bewaffnete Geleitmannschaft schützte, so wagten sich die mecklenburgischen Raubritter nicht allein an dies Unternehmen heran, sondern verbündeten sich zu diesem Zwecke mit den ihnen sonst so verfeindeten Genossen aus der Mark und Priegnitz. Gelang den Raubgeuossen ein solcher Überfall, und das ereignete sich nicht selten, so mußten die Lübecker froh sein, wenn durch Vermittelung der Fürsten die Gefangenen die Freiheit wieder erlangten; ihre Forderung auf Herausgabe der Güter oder Wiederersetzung des Schadens fand auch bei den Fürsten kein Gehör. Dies mag genügen, um zu zeigen, wie es mit der Sicherheit des Verkehrs im ausgehenden Mittelalter bestellt war. Allmählich besserten sich die Zustände etwas, als mit Magnus Ii. eine Reihe tüchtigerer Fürsten zur Regierung kam, und auch der aus dem Reichstage zu Worms 1495 angeordnete allgemeine deutsche Landfriede, durch den alle Fehden bei Strafe der Reichsacht verboten wurden, mag nicht ohne Wirkung geblieben fein. Aber noch lange blieben der Bevölkerung die Zeiten des gewohnheitsmäßigen Raubens und Plünderns an der Südgrenze in lebhafter Erinnerung, so daß man noch in

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 363

1913 - Leipzig : Hahn
363 Man hatte in früheren Kriegen den jammervollen Zustand kennen gelernt, in welchem sich verwundete und erkrankte Krieger während der Schlacht und nach den Kümpfen befanden. Aus dem Krimkriege z. B. kehrten von 309000 ausgerückten Franzosen 95240 nicht wieder heim. Davon waren nur 20000 in Schlachten gefallen und ihren Wunden erlegen, 75 000 dagegen an Krankheiten gestorben. Um nun solche Mißstände bei neu ausbrechenden Kriegen mög- lichst zu beseitigen, trafen die gebildetsten Völker Europas eine Verein- barung, die sogenannte Genfer Konventton (der erste darauf bezügliche Vertrag wurde am 22. August 1864 zu Genf abgeschlossen). Danach sollte das gesamte Personal und Gerät, das im Kriege zur Pflege und Heilung der Kranken und Verwundeten gebraucht wird, sowie alles, was damit zusammenhängt, als neutral (keinem der kriegführenden Völker zugehörig) angesehen, die Pfleger also nicht zu Kriegsgefangenen gemacht und ihr Material nicht als Beute betrachtet werden. Als gemeinschaft- liches Zeichen für alle, welche diesen Schutz genießen, wurde das rote Kreuz auf weißem Grunde gewählt. Es hat viel Segen gesttftet bei Freund und Feind. Unter seinem Schutze haben die Ärzte und Geist- lichen, die barmherzigen Schwestern und die Diakonissinnen sich ihrer Pflegebefohlenen treulich annehmen können, sie weder im Getümmel des Kampfes, noch in ihren von Seuchen und ansteckenden Krankheiten heim- gesuchten Lagerstätten, noch in der Gefangenschaft verlassen. Überallhin bemühten sie sich, ihnen für die Schmerzen des Leibes und der Seele Linderung zu bringen, und gar manche hauchten ihr Leben aus im Dienste für die Brüder. Aber auch die Soldaten selbst halfen oft in der menschenfteundlichstev Weise ihren verwundeten Kameraden. Der badische Feldgeistliche vr. Bauer schreibt: „Ein Einundzwanziger wurde bei den Kämpfen um Dijon gegen Ende Januar 1871 von einem französischen Soldaten durch einen Schuß verwundet, während er ihn durch einen Bajonettstich verletzte. Als der Preuße sah, daß der Franzose schwerer als er verwundet sei, wälzte er sich zu ihm hin, packte seinen Tornister aus, verband erst ihn und dann sich selbst und deckte einen Teppich und seinen Mantel über sie beide, und so lagen sie vierundzwanzig Stunden auf dem Schlachtfelde. Dann kamen sie in verschiedene Lazarette, und nun schickte der Franzose voll Unruhe überall bei uns herum, um zu fragen, was der Preuße mache, und ihm zu danken. Leider konnte ich den barmherzigen Samariter nicht finden." Folgende Erzählung zeugt von der guten Manneszucht im Heere und von dem menschenfteundlichen Verhalten vieler Offiziere den Soldaten gegenüber. Ein sächsischer Ulanenunteroffizier hatte einen Schuß in die Brust erhalten. Die Hilfe, welche ihm zwei seiner Kameraden gewähren wollten, lehnte er ab, indem er sie bedeutete, sich lieber selbst zu retten, um nicht mit ihm in Gefangenschaft zu geraten. Sie brachten ihn aber dennoch auf ein Pferd und ritten mü ihm zurück. Unterwegs begegnete den drei

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 396

1913 - Leipzig : Hahn
396 Dabei war das Schlimmste nach gar nicht vor der Tür. De: Holzhändler und auch die Maschinenfabrikanten waren anständige Leute, fast schien es, als ob sie Mitleid mit dem armen Manne hatten. Sie prolongierten die Wechsel noch einmal zu mäßigen Zinsen. Auch der Prozeß mußte nach Ansicht des Rechtsanwalts unbedingt gewonnen werden, obgleich der Bauunternehmer die raffiniertesten Einwände erhob und im Erfinden neuer Gründe zum Vertagen der Verhandlung unerschöpflich war. Immerhin konnten Monate ins Land gehen, ehe das Endurteil heraus war, und bis dahin waren sicher auch die letzten Spargroschen aufgezehrt. Den besseren Teil derselben hatte Herr Wiesling ja längst eingesteckt. So verstrich Woche um Woche, und aus den Wochen wurde ein Vierteljahr. Die einzelnen Tage waren wie die Schnecken dahin gekrochen, nun die Holzwechsel aber wieder fällig waren, schien dem Meister die Zeit wie im Nu verflogen. Diesmal empfingen Dahlo & Uhlmann den Bitt- steller sehr unfreundlich. Das Häusergeschäft sei heruntergegangen, meinten sie nicht mit Unrecht, die verpfändete Hypothek sei gefährdet; sie wollten zwar ein übriges tun und sich vorläufig begnügen, wenn ihnen Herr Kern diese völlig abtrete, er müsse aber für deren richtigen Eingang Bürgschaft leisten und dafür Wechsel hinterlegen. Das war nicht mehr als recht und billig, die Herren zeigten sich sogar noch so entgegenkommend, ihm den kleinen Restbetrag bar herauszuzahlen. Mit den Maschinenbauern ging's nicht ganz so glatt; sie holten ihm die Maschinen aus der Werkstatt ah, und er mußte noch die Summe, welche er von Dahlo & Uhlmann erhalten, zugeben, um die Klage zu vermeiden. Das war ein böser Tag, als die Wagen kamen und der Gasmotor, die Sägen und die große Hobelmaschine aufgeladen wurden. Der Meister konnte nicht lange zusehen, die dicken Tränen liefen ihm in den Bart hinunter, er stürmte aus dem Hause, und erst als er sich mitten im Menschengewühl befand, wurde ihm etwas leichter zumute. Noch hatte er ja einige Taler in der Tasche, und er kannte schon längst den Sorgen- brecher, den Vergessenstrank . . . Einige Stunden später stand er vor dem Neubau in der Tauben- straße , ohne selbst recht zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Er hatte nur wenige Glas Bier getrunken und wohl auch einige Nordhäuser darauf gesetzt, das hätte es nicht getan; aber die innere Erregung kam hinzu — das Blut süeg ihm siedendheiß zu Kopf, als er plötzlich die glänzende Fassade vor sich hatte: das große Tor dort war seiner Hände Arbeit, an den Fenstern im ersten Stock klebte sein Schweiß. Natürlich, jetzt war der Bau ja ziemlich vollendet, der kluge Wiesling hatte wohl- weislich mit dem Bruch gewartet, bis er den größeren Teil der Lieferung in Händen hatte. Der kluge Wiesling — der noble Wiesling — der Schuft: da kam er ja gerade mit seinen Rotschimmeln angefahren, so recht behäbig in die Kissen zurückgelehnt, die Zigarre zwischen den wulstigen Lippen! „Achtung!" rief der Kutscher. Aber der alte Mann hatte keine Augen für die Gefahr, er sah nur den Mann in dem Wagen und taumelte mit der hochgehobenen Rechten vorwärts. „Achtung" — die Pferde

9. Erzählungen aus der deutschen und mecklenburgischen Geschichte - S. 77

1897 - Wismar : Hinstorff
77 barmungslos niedergemetzelt. Ja selbst noch an den gefallenen Helden lieen sie ihre Wut aus. Von der kleinen schwedischen Besatzung blieben nur etwa 50 Mann brig. Drei Stunden dauerte das Plndern, Rauben und Morden. Da endlich wurden die Kaiserlichen in ihrem grausamen Werk gehindert. Eine Feuersbrunst brach aus und rettete die Stadt vor gnzlichem Untergang. Viele Jahre wurde dieser Tag der Zerstrung als ein Butag gefeiert, und noch lange erinnerte man sich mit Grausen an diese Tilly Tieden". 3. Die Verwstung des Landes. In hnlicher Weise wie Neubrandenburg erging es den brigen Stdten und Drfern unseres Vaterlandes. Solange Gustav Adolf lebte, wurde treffliche s Zucht und Ordnung unter den Soldaten aufrecht erhalten. Nachdem er aber den Heldentod erlitten und Mecklenburg sein Bndnis mit den Schweden aufgehoben hatte, lsten sich alle Bande der Ordnung./^.- : 5 Die Jahre 1637 und 1638 waren wirkliche Schreckensjahre fr Mecklenburg. Die Schweden und Kaiserlichen wteten gleich schreck-lich. Man kmpfte nicht mehr gegen feindliche Heere, sondern beraubte friedliche Brger und Bauern. Geld und immer Geld suchten die Soldaten zu erpressen. Alle erdenklichen Martern und Foltern wurden angewandt. Am bekanntesten hiervon sind der so-genannte Schwedentrank" und Schwedenstrick". Erstem' bestand darin, da man die armen Opfer auf die Erde warf, ihnen mit Ge-walt den Mund ffnete und Jauche hineingo. Dann traten die entmenschten Soldaten mit solcher Gewalt auf die Brust des Ge-sesselteu, da die Jauche wieder zum Munde herausspritzte. Der Schwedenstrick" war ein knotiges Seil. Es wurde den Gefangenen um den Kopf gelegt und so lange geschnrt und geknebelt, da sich die Knoten tief in das Haupt eindrckten und die Augen aus dem-selben hervorquollen. Wer will es daher den armen Bewohnern unseres Vaterlandes verdenken, da sie lieber alles hingaben, ja lieber den Tod durchs Schwert wnschten, als unter solchen Martern und Foltern zu leiden? Wer noch konnte, floh mit der wenigen Habe in ferne Lnder, sobald rohe Kriegshaufen anrckten. Die Zurck-gebliebenen wurden teils schrecklich geqult, teils erschlagen und ihnen alles geraubt. So kam es, da Mecklenburg sst ganz entvlkert und dem Rande des Verderbens nahe gebracht wurde. Da es an Menschen, Korn und Vieh fehlte, konnte der Acker nicht bestellt und keine Aus-saat gemacht werden. Eine furchtbare Hungersnot entstand, und Hunde und Katzen, Ratten und Muse wurden gegessen. Die Stadt Sternberg z. B. war so verarmt, da sie von den sechs Soldaten, die der Herzog ihr zum Schutz sandte, vier wieder entlassen mute, weil sie dieselben nicht ernhren konnte. In Zinow, einem Dorfe in Mecklenbnrg-Strelitz, muten die Kirchenglocken verkauft werden, um fr das Geld zwei Ochsen kaufen zu knnen, mit denen dann der Ansang zur Ackerbestellung wieder gemacht werden konnte. 4. Die Pest. Zu diesem allen kam nun noch die Pest, eine
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