Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. 101
Nieder-Dorla, Langula). In Kleidung, Sprache, Sitten und Gebräuchen
weichen sie von den Umwohnern ab. Die Männer tragen einen blauen,
hemdartigen Leinenkittel, der bis übers Knie reicht, der a if den Schultern
und der Brust gelbrot bestickt ist und durch einen Gütel zusammen-
gehalten wird. Die gewöhnliche Kopfbedeckung ist die Zipfelmütze. Die
Frauen trageu kurze Röcke und eine Haube. Die Sprache der Vogteier
klingt etwa so:
„Kuan Aden halt Triät! I, wu kuan ich Triät gehal,
Gerg Aden het mich uf d'n Schlump'n getratn."
d. h. Johann Aden halte Tritt! I, wo kann ich Tritt halten,
Georg Aden hat mich auf den Schlappen (Pantoffel) getreten.
A. Haselhuhn.
Die Eichsfelder sind meist katholisch und streng kirchlich. Trotz ihrer
Ärmlichkeit und schweren Arbeit sind sie fröhlich, genügsam und in der
Kleidung sehr einfach. Der selbstgefertigte blaue Leinwandkittel ist das
gewöhnliche Oberkleid der Männer. Die Frauen tragen außer einem
dicken kurzen Warprocke eine kurze Sackjacke und als Kopfbedeckung ein
buntes Tuch. Mann und Frau gehen in nägelbeschlagenen Schnürschuhen.
Die Kuh ist das gewöhnliche Zugtier. Die Häuser sind meist einstöckige
Fackwerkbauten (Lehmschlag). Selten sieht man ein Fenster ohne Blumen,
und die Vorderseite des Hauses ist meist durch einen hochstämmigen,
weitverzweigten Rosenstock verziert.
Die Bewohner des Stnfenlandes gehören meist der evangelischen
Religion an. Sie zeichnen sich dnrch eine besondere Begabung für Gesang
und Musik aus. Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit, Zufriedenheit und Gast-
freuudschaft sind ihre besten Eigenschaften. Der Fürst Karl Angust
von Weimar konnte deshalb mit Recht sagen: „Einen so kräftigen, schönen
Menschenschlag wie meine Thüringer, so treu und ebrlich und so lieder-
reich — den gibt es sonst nicht im deutschen Reich". Das Land ist
ungemein reich an Sagen. Bald lehnen sich diese an eine der vielen
Ritterburgen und Klosterruinen, bald an ein Schloß oder Dorf, bald an
eine Höhle oder einen Stein, einen Berg, ein Tal, ja an einen Baum an.
Am Althergebrachtesten hat der Thüringer bis hente vielfach treu fest-
gehalten. Zu Lichtmeß weckt man den Langschläfer mit einer Rute und
ruft: „Ich will die Lerche wecken". Am Fastnachttage läßt man das
Spinnrad ruhen, damit nicht Frau Holle den Flachs verwirre. Um
Mitternacht am Ofterheiligabend holt man Ofterwafser und besprengt damit
alle Gegenstände im Hause, auch das Vieh, um Unglück fernzuhalten.
In der Walpurgisnacht steckt man Holunderzweige an den Rand des
Flachsfeldes und springt darüber. So hoch man springt, so hoch wächst
in dem Jahre der Flachs. Am Johannistage schmückt man die Häuser
mit Blumenkränzen, um das Glück festzuhalten. Bei der letzten Getreide-
snhre bringt man den Erntekranz. Die Kirmeß beschließt die Ernte.
Das Hauptvolksfest ist aber das Vogelschießen. — In den Städten finden
sich hänsig noch altertümliche Giebelbauten. Bei Mühlhausen spricht
man etwa so:
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Gerg Johann_Aden Johann Georg_Aden Karl_Angust
von_Weimar Karl
110
8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
v. Übersicht über die Beschäftigung der Kewohncr.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes ist Acker-
bau. Dieser liefert besonders an der Saale, der Mulde und der Weißen
Elster reiche Erträge an Weizen, Raps und Gerste, Zuckerrüben, Zichorien
und Gemüse, rechts von der Mulde hauptsächlich Roggen und Kartoffeln.
Außerdem gewinnt man hier viel Holz (Waldwirtschaft). Da auch große
Wiesen flächen vorhanden sind, so treibt man viel Viehzucht (Vogt-
land), im O. mehr Schafzucht. Braunkohlen- und einige Stein-
kohlen gruben beschäftigen zahlreiche Bergleute. An der Weißen Elster
(Olsnitz) und ihren Nebenflüssen treiben die Anwohner die Fischerei
der echten Flußperlmuschel, deren kostbare Perlen man in den Handel
bringt. Auch die Bearbeitung der Schalen des Tieres gibt einer großen
Zahl Personen Verdienst. Indem man die Schalen beizt, schleift und
poliert, stellt man die prächtigen Perlmutterwaren her, z. B. Geldtaschen,
Knöpfe, Broschen, Messerschalen (Adorf). Andere Bewohner finden in
Ziegeleien und Steinbrüchen ihr Brot. Die holzreiche Gegend
rechts von der Mulde liefert das Brenn-, Bau- und Nutzholz. Hier
sinden auch die Beerensam mler im Sommer ihr tägliches Brot. Die
Bienenzucht ist hier zu Hause. In den Städten herrscht die Fabrik-
tätig keit vor, z. B. in Woll-, Baumwoll-, Leder-, Topfwaren,
Zigarren, Zucker, Zichorie, Stärke, Malz, Spiritus, Paraffin.
Welche Eisenbahnlinien durchschneiden das Gebiet?
E. Sprache» Sitten und Gebräuche der Kewohuer.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren meistens Slaven. Viele
Orts- und Flußnamen erinnern noch daran, z. B. Meißen = Schüssel,
Pleiße = kleines Wasser, Zeitz = Weizen, Lützen = Waldwiese. In
Zeitz gibt es noch heute einen „wendischen Berg" und eine „wendische
Straße". Jetzt sind die Bewohner Deutsche. Sie sprechen obersächsisch.
Hier und da hat sich auch noch wendische Sitte erhalten, so im Alten-
burgischen in der Kleidung. Die Frauen tragen hier kurze, enge Röcke
und Jacken. Eine gestickte Hanbe mit 18 langen, herabhängenden Seiden-
bändern bildet den Kopfschmuck. An den Füßen tragen sie weiße Strümpfe
und feidene Halbschuhe. Die weiblicheu Personen werden Märchen ge-
nannt. Die Männer tragen Kniehosen und ein kurzes Wams mit blanken
Knöpfen. Als Festtagsschmuck dient eine lange Kette aus großen Münzen.
Die Männer heißen Melcher. Ihre Sprache klingt etwa so: „Wenn'r die
Leite ämol su rächt vergnügt sän wullt, do mißt 'r ufs Vugelschießen
hängieh, besunnersch 'rt lätzten Sunnt'g. Os do ä Lärm! Härre des
Gewärche mißt 'r ämol sah!" E. Fischer. — In der Stadt Halle leben
als besonderer Menschenschlag die Halloren. Sie sollen von den Franken
abstammen. Schnallenschuhe, Kniehosen, ein langer Rock und ein dreieckiger
Hut machen ihre Kleidung aus. Sie befassen sich entweder mit der Salz-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. 115
Nieder-Dorla, Langula). In Kleidung, Sprache, Sitten und Gebräuchen
welchen sie von den Umwohnern ab. Die Männer tragen einen blauen,
hemdartigen Leinenkittel, der bis übers Knie reicht, der aus den Schultern
und der Brust gelbrot bestickt ist und durch einen Gütel zusammen-
gehalten wird. Die gewöhnliche Kopsbedeckung ist die Zipfelmütze. Die
Frauen tragen kurze Röcke und eine Haube. Die Sprache der Vogteier
klingt etwa so:
„Kuan Aden halt Triät! I, wu kuan ich Triät gehal,
Gerg Aden het mich uf d'n Schlump'n getratn."
d. h. Johann Aden halte Tritt! I, wo kann ich Tritt halten,
Georg Aden hat mich auf den Schlappen (Pantoffel) getreten.
A. Haselhuhn,
Die Elchsfelder sind meist katholisch und streng kirchlich. Trotz ihrer
Ärmlichkeit und schweren Arbeit sind sie fröhlich, genügsam und in der
Kleidung sehr einfach. Der felbstgesertigte blaue Leinwandkittel ist das
gewöhnliche Oberkleid der Männer. Die Frauen tragen außer einem
dicken kurzen Warprocke eine knrze Sackjacke und als Kopfbedeckung ein
buntes Tuch. Mann und Frau gehen in nägelbeschlagenen Schnürschuhen.
Die Kuh ist das gewöhnliche Zugtier. Die Häuser sind meist einstöckige
Fachwerkbauten (Lehmschlag). Selten sieht man ein Fenster ohne Blumen,
und die Vorderseite des Hauses ist meist durch einen hochstämmigen,
weitverzweigten Rosenstock verziert.
Die Bewohner des Stufenlandes gehören meist der evangelischen
Religion an. Sie zeichnen sich durch eine besondere Begabung für Gesang
und Musik aus. Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit, Zufriedenheit und Gast-
srenndschaft sind ihre besten Eigenschaften. Der Fürst Karl August
von Weimar konnte deshalb mit Recht sagen: „Einen so kräftigen, schönen
Menschenschlag wie meine Thüringer, so treu und ehrlich und so lieder-
reich — den gibt es sonst nicht im deutschen Reich". Das Land ist
ungemein reich an Sagen. Bald lehnen sich diese an eine der vielen
Ritterburgen und Klosterruinen, bald an ein Schloß oder Dors, bald an
eine Höhle oder einen Stein, einen Berg, ein Tal, ja an einen Baum au.
Am Althergebrachtesten hat der Thüringer bis heute vielfach treu fest-
gehalten. Zu Lichtmeß weckt man den Langschläfer mit einer Rute und
ruft: „Ich will die Lerche wecken". Am Fastnachttage läßt man das
Spinnrad ruhen, damit nicht Fran Holle den Flachs verwirre. Um
Mitternacht am Osterheiligabend holt man Osterwasser und besprengt damit
alle Gegenstände im Hause, auch das Vieh, um Unglück fernzuhalten.
In der Walpurgisnacht steckt man Holunderzweige au den Rand des
Flachsfeldes und springt darüber. So hoch man springt, so hoch wächst
in dem Jahre der Flachs. Am Johannistage schnlückt man die Häuser
mit Blumenkränzen, um das Glück festzuhalten. Bei der letzten Getreide-
führe bringt man den Erntekranz. Die Kirineß beschließt die Ernte.
Das Hauptvolksfest ist aber das Vogelschießen. — In den Städten finden
sich häufig noch altertümliche Giebelbauten. Bei Mühlhausen spricht
man etwa so:
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Gerg Johann_Aden Johann Georg_Aden Karl_August
von_Weimar Karl August Fran_Holle
124
8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
D. Übersicht über die Beschäftigung der Kewohuer.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes ist Acker-
bau. Dieser liefert besonders an der Saale, der Mulde und der Weißen
Elster reiche Erträge an Weizen, Raps und Gerste, Zuckerrüben, Zichorien
und Gemüse, rechts von der Mulde hauptsächlich Roggen und Kartoffeln.
Außerdem gewinnt man hier oiel Holz (Waldwirtschaft). Da auch große
Wiesen flächen vorhanden sind, so treibt man viel Viehzucht (Vogt-
land), im O. mehr Schafzucht. Braunkohlen- und einige Stein-
kohlen gruben beschäftigen zahlreiche Bergleute. An der Weißen Elster
ldlsnitz) und ihren Nebenflüssen treiben die Anwohner die Fischerei
der echten Flußperlmuschel, deren kostbare Perlen man in den Handel
bringt. Auch die Bearbeitung der Schalen des Tieres gibt einer großen
Zahl Personen Verdienst. Indem man die Schalen beizt, schleift und-
poliert, stellt man die prächtigen Perlmutterwaren her, z. B. Geldtaschen^
Knöpfe, Broschen, Messerschalen (Adorf). Andere Bewohner finden in
Ziegeleien und Steinbrüchen ihr Brot. Die holzreiche Gegend-
rechts von der Mulde liefert das Brenn-, Bau- und Nutzholz. Hier
finden auch die Beere nfam ml er iin Sommer ihr tägliches Brot. Die
Bienenzucht ist hier zu Hause. In den Städten herrscht die Fabrik-
tätig keit vor, z. B. in Woll-, Baumwoll-, Leder-, Topfwaren,
Zigarren, Zucker, Zichorie, Stärke, Malz, Spiritus, Paraffin.
Welche Eisenbahnlinien durchschneiden das Gebiet?
E. Sprache» Sitten und Gebräuche der Bewohner.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren meistens Slaven. Viele
Orts- und Flußnamen erinnern noch daran, z. B. Meißen = Schüssel,
Pleiße = kleines Wasser, Zeitz = Weizen, Lützen = Waldwiese. In
Zeitz gibt es noch heute einen „wendischen Berg" und eine „wendische
Straße". Jetzt sind die Bewohner Deutsche. Sie sprechen obersächsisch.
Hier und da hat sich auch noch wendische Sitte erhalten, so im Alten-
burgischen in der Kleidung. Die Frauen tragen hier kurze, enge Röcke
und Jacken. Eine gestickte Haube mit 18 langen, herabhängenden Seiden-
bändern bildet den Kopfschmuck. An den Füßen tragen sie weiße Strümpfe
und feidene Halbschuhe. Die weiblichen Personen werden Märchen ge-
nannt. Die Männer tragen Kniehosen und ein kurzes Wams mit blanken
Knöpfen. Als Festtagsschmuck dient eine lange Kette aus großen Münzen.
Die Männer heißen Melcher. Ihre Sprache klingt etwa fo: „Wenn'r die
Leite ämol fu rächt vergnügt fän wüßt, do mißt r ufs Vugelfchießen
hängieh, besunnersch 'n lätzten Sunnt'g. Os do ä Lärm! Harre des
Gewärche mißt 'r ämol sah!" E. Fischer. — In der Stadt Halle leben
als besonderer Menschenschlag die Halloren. Sie sollen von den Franken
abstammen. Schnallenschuhe, Kniehosen, ein langer Rock und ein dreieckiger
Hut machen ihre Kleidung aus. Sie befassen sich entweder mit der Salz-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Die Niederungen. 137
Eichenwald. Was anderwärts Landstraßen und Fuhrwerk bedeuten, das
gelten hier die Wasserarme und Kähne. Jung und alt versteht den kleinen
Kahn, den „Seelenverkäufer", meisterlich zu handhaben. Zu Kahn macht
man seine nahen und fernen Besuche, seine Einkauft, bringt den Dünger
aus den Acker, holt die Ernte heim. Der Kahn führt das Kind zur
Taufe, zur Schule, die Braut zur Kirche, den Toten auf den Begräbnis-
platz, den Briefboten, den Förster und Jäger an Ort und Stelle. Deckt
aber eine dicke Eiskruste die Wasserarme, so tritt an die Stelle des Kahnes
der Schlittschuh und der lange Eisspieß. Jung und alt fliegt dann Pfeil-
gefchwinv über die glatte Fläche, jeder zu seiner Arbeitsstätte. Im
Sommer ist der Spreewald eine unvergleichlich schöne Landschaft. Zahl-
lofe Fremde kommen dann hierher, um auf den sanften Fluten sich zu
ergötzen, an der Pracht der Natur sich zu erfreuen. Die Bewohner haben
wie die der Halligen ihre Häuschen auf künstlichen Hügeln erbaut, die ihnen
zugleich als Gemüfegärtchen dienen. Auch auf den größeren Ackerflächen
zieht der Spreewälder viel schönes Gemüse, das er nebst Fischen und
Geflügel nach Berlin liefert. (Der Spreewald ein Gemüsegarten für
Berlin.) „Saure Lübbenaner ißt Bürger und Bauer." Den Spreewald
bewohnt ein eigenartiger Menschenschlag Die Borfahren desselben waren
die heidnischen Wenden. Die Frauen kleiden sich durchweg noch wie die
Voreltern. Den Kopf ziert meist ein mannigfach verschlungenes Knoten-
tuch, den Leib ein rot und blau gestreifter Rock, die Brust ein Mieder.
Außer der vorherrschend wendischen Umgangssprache haben sie noch
mancherlei wendische Bräuche und Sitten erhalten, die namentlich bei
Familienfesten zur Geltung kommen. — Das Wasser (Fische, Krebse,
Geflügel), der Wald (Holzarbeit), die Wiese (Heu), der Acker (Gemüse),
die Jagd (Schnepfen und Hirsche) bieten dem sehr tätigen Spreewäldler
seinen Unterhalt.
In den vielen Tälern und Senken des östlichen Tieflandes stauten sich die
Wassermassen aus; große Strecken versumpften. Solche Sumpf- oder Bruchländer
befinden sich in besonders großer Ausdehnung an der Netze, der Warthe, der Oder
und Havel. Diesen Ödländern wandte der große Preußenkönig Friedrich Ii.
seine Aufmerksamkeit und Fürsorge zu. So ließ er bald nach seinem Regie-
rungsantritt das Havelland (Havel- und Rhinbruch) zwischen Rathenow und
Fehrbellin entwässern. Durch besondere Musterwirtschaften regte er die Land-
wirte an, dem Ackerbau große Sorgfalt zu schenken. Nach und nach entstanden
auf dem ergiebigen Neulande (4000 ha) 25 Dörfer. Der vorhandene gute Torf
diente bis vor kurzem allgemein als Hauptheizstoff in der ganzen Gegend. Um
das größte Sumpfgebiet, den Oderbruch bei Küstrin (660 qkm), in Frucht-
land zu verwandeln, wurde erst der Oderlauf durch Deiche eingefaßt. Die Ent-
wässerungsarbeiten dauerten über 100 Jahre und sind erst 1866 beendet worden.
Heute erblickt man an Stelle der früheren Moorflächen Raps-, Weizen-, Gersten-
felder und 43 freundliche Dörfer mit wohlhabenden Bewohnern. Als der Oder-
brnch kaum zur Hälfte urbar_ gemacht war, konnte der König freudig voraus-
schauend ausrufen: „Hier habe ich eine Provinz gewonnen, ohne einen Blutstropfen
zu vergießen!" Gleich nach dem glücklich beendeten siebenjährigen Kriege wurden
der Netze- und Warthebruch (Landsberg) in ähnlicher Weise urbargemacht
und der Netze- oder Brombergerkanal angelegt, der die Weichsel mit der
Oder verbindet.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Spreewald Berlin Berlin Rathenow Fehrbellin Netze-
— 36 —
und Mihla, zeigt unter allen Zügen die meisten Lücken und endigt am Saalknie
bei Rudolstadt.
Dazu gehören die zwischen Hörsel und Nesse liegenden kahlen Hörselberge,*)
die nach Süden schroff zum Thale abfallen. An dieser Seite des großen Hörsel-
berges ist das Hörselloch, eine Kalkspalte, welche 20 m lang ist, in der Breite
zwischen 0,5 und 1,2 m wechselt und nirgends so hoch ist, daß ein Mann auf-
recht darin stehen kann.
Die zu Millionen in dieser Spalte umherschwirrenden Mücken verursachen eigentümliche
Töne, die sich wie ferner Gesang vernehmen lassen, und das dürfte wohl die täuschende Ursache
dafür gewesen sein, daß man Liederstimmen und Mädchengekicher aus dieser Spalte zu vernehmen
glaubte und sonach dort die Residenz der Frau Venus, der gefährlichen Zauberin des Mittelalters,
gefunden haben wollte. So ist diese Stelle ein Sagenmittelpunkt geworden. Vom Hörselberge
aus beginnt die wilde Jagd ans dreibeinigen Pferden, mancher Mann das Gesicht auf dem Rücken
oder den Kopf unterm Arm. Dem wilden Heere voraus zieht der getreue Eckart mit weißem Stabe
in der Hand und mahnt die Begegnenden, sich niederzuwerfen, die Jagd nicht zu seheu und den
Lärm vorüberbrausen zu lassen. Auch der edle Tannhäuser, ein Ritter aus Franken, kam nach aben-
tenerlichen Zügen hier vorbei und erlag den Lockungen der Frau Venns im Hörselberge. (cf. R.
Wagners romantische Oper „Tannhäuser".)
Jenseits der Unterbrechung bei Gotha erhebt sich der Seeberg, ein 410 m
hoher, welliger und schmal gestreckter Waldrücken mit vorzüglichen Sandsteinbrüchen
(Liassandstein) und herrlicher Aussicht.
Nach der Eiusenkung der Apselstedt folgen die Berge der „Drei Gleichen",
welche inselartig aus der Ebene aufsteigen. (Gleichen, Mühlberg, Wachsenburg,
schöne kegelförmige Berge mit alten Burgen, von denen die gothaische Wachsen-
bürg am besten erhalten ist.)
Der am weitesten nach Norden vorgeschobene Kegel unweit Wandersleben trägt die Ruine
der Burg Gleiche::, als Schauplatz lieblicher Sage bekannt. Ein Graf von'gleichen verlies; das
treue Weib, nahm an einem Kreuzzuge teil, fiel in die Hände der Ungläubigen und wurde nach jähre-
langer Gefangenschaft durch die Liebe einer Sultanstochter befreit; dafür wollte sie ihm als Gattin
angehören. Der Papst segnete den so ungewöhnlichen Doppelbund; von der Burg Gleichen kam an
der Stelle, die noch jetzt Freudenthal heißt, die erste Frau liebend und zustimmend den An-
kommenden entgegen.
(Diese Sage ist mit Recht angezweifelt. Im Dome zu Erfurt sieht man den Grabstein des
Grafen von Gleichen, der auf demselben zwischen seinen beiden Frauen dargestellt ist; doch hat
er sie wohl nacheinander, nicht zugleich gehabt.)
Jenseits der Gera, die hier den Planeschen Grund durchfließt, setzen die
Reinsberge den Höhenzug fort, und jenseits der Ilm stellen die letzten Höhen
dieses Zuges die Verbindung mit der Jlmplatte her.
I)) An das Eichsfeld schließt sich zwischen Werra und der obern Unstrnt der
2. Höhenzug, der mit dem Waldgebirge des Hainich (in der Höhe von 518 in)
beginnt. Daran setzen sich die Hartberge, welche die flachgewölbte Wasserscheide
zwischen Unstrnt und Nesse bilden; dann erhebt sich der Höhenzug wieder höher
in der Fahnerschen Höhe und geht bis zur Gera nach Erfurt, wo die äußersten
Ausläufer den Petersberg und die Cyriaksburg tragen. Auf der rechten Seite
des Geradurchbruchs erhebt sich der Steiger (380 in), ein vielbesuchter Wald.
*) Hörselberge nach dem Flusse Hörsel bezeichnet; ahd. liorsc = schnell, aha =. Wasser, also
schnelles Wasser, schneller Fluß.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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54
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
fest wird tüchtig gefeiert. Oa binden die Mägde aus Haferähren den Erntekranz,
schmücken ihn mit bunten Ländern und tragen ihn auf einer Stange ins Haus, hier
hält der Großknecht eine Rede, die in ein Lebehoch auf den „Herrn" ausklingt. Dieser
dankt den Schnittern für ihre fleißige Arbeit und dem lieben Gott für seinen reichen
Segen. Alle singen inbrünstig das
Lied: „Nun danket alle Gott".
Ein fröhlicher Schmaus und ein
Erntetanz, bei dem der „Herr"
mit der Itcagd, die „Zrau" mit
dem Knecht tanzt, beenden die Fest-
lichkeit. Oas hauptoolksfest in den
Städten ist das Vogelschietzen,
das meist eine ganze Woche hin-
durch gefeiert wird. Zu Kind-
taufen und Hochzeiten geht's
ebenfalls hoch her.
Oie Volkstracht der Thürin-
ger Lauern ist leider verschwunden.
Oie prächtigen Zlügelhauben und
Mäntel der Frauen sieht man nur
noch in den Museen. Nur die
Bewohner der v o g t e i südlich
von Mühlhausen, in den Dörfern
(Dber-, Niederdorla, Langula,
haben ihre Volkstracht, Sprache,
Sitten und Gebräuche fast rein er-
halten. Oie Männer tragen Ga-
maschen oder Schaftstiefel, kurze
Kniehose und einen blauen Leinen-
kittel, der bis ans Knie reicht. Er
wird durch einen Gürtel zusam-
mengehalten und ist auf den
Schultern und der Brust gelbrot
bestickt. Oie Kopfbedeckung ist die
dunkelblaue Zipfelmütze, bei feier-
lichen Gelegenheiten der „Orei-
m a st e r". Oas ist ein breit-
krempiger Hut. Seine Krempe ist
nach vorn und seitwärts aufge-
bogen und wird durch Schnüren
festgehalten. Oie Krauen tragen
Schnallenschuhe, dunkelblaue
Strümpfe, kurze, faltenreiche
Nöcke, bestickte Mieder. Oie langen
Ärmel der Hemden sind bauschig
zurückgeschlagen. Oen Kopf ziert
eine schwarze Haube mit langen
Bändern oder eine einfache dunkle Landmütze mit einem breiten, seidenen Kopf-
läppen, der die Stirn bedeckt.
2. Volksdichte. Infolge der günstigen Errverbsverhältnisse und des leb-
haften Verkehrs ist das Mitteldecken dicht besiedelt. Zahlreiche Lauerndörfer
und kleinere Städte bedecken das Land. Die Städte sind meist Landstädte.
Kbb 40. Taufe in Thüringen. (Nach einer Photographie
aus Martins Kunstverlag, Erfurts
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
B. Das Tiefland der Provinz Sachsen.
77
Leipzig und h a l l e. Nach allen Richtungen ziehen von hier aus Handelsstraßen
und Eisenbahnlinien, von Halle aus neun, von Leipzig aus zehn. Eine wichtige
Handelsstraße zieht durch das Saaltal und vermittelt den Verkehr zwischen Nord-
und Süddeutschland. Eine zweite führt von Leipzig über Halle nach Nord-
Hausen, eine dritte
von Halle über ll)it-
tenberg nach Berlin.
Iii. Besiedelung.
1.Dte Bewohner
sind meist Thüringer
und ein arbeitsamer,
fröhlicher Menschen-
schlag. Im Menbur-
ger Lande hat sich auf
entlegenen Dörfern
vielfach noch die alte
Tracht erhalten. Oer
Mann heißt Melcher
(Melchior), die Zrau
Marje (Marie). Oer
Melcher trägt einen
kleinen Hut, ein
schwarzseidenes hals-
tuch, eine dunkle Tuch-
jacke, lederne Hosen
und lange Stiefel. Oie
Marje ist mit weißen
Strümpfen und seide-
nen Halbschuhen be-
kleidet. Oen Kopf ziert
eine Haube mit 18 her-
abhängenden Seiden-
bändern. Ein eng ge-
falteter Rod umschließt
wie ein Panzer den
Leib und läßt die lva-
den frei. Oie große
Schürze ist mit langen
Bändern geschmückt.
In Halle wohnen die
Halloren, d. i.
Salzarbeiter. Sie verrichten die Arbeit in der halleschen Saline. Sie tragen Schnallen-
schuhe, Kniehose, dunkle Weste, mit großen, silbernen Knöpfen geschmückt, einen
langen Rock und einen dreieckigen Hut. Jedes Jahr am Neujahrstage bringen sie dem
Kaiser ihre Glückwünsche dar. Oabei überreichen sie ihm als Geschenk eine große
Schlackwurst und Soleier, die in eine Salzpmamide gestellt sind.
2. Volksdichte. Oie Landschaft ist sehr ungleichmäßig besiedelt. Am
dichtesten ist die Lraunkohlengegend zwischen Saale und Elster bevölkert. Venn
dort finden viele Leute guten Verdienst. Darum sind die Dörfer und Städte
flbb. 50. Hallore, Mach einer Photographie von Müller, Halle.)
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
B. Das Tiefland der Provinz Sachsen. 85
hat Fabriken in Seide, Tuchen und Handschuhen und ist berühmt durch seine Pferde-
markte und das Zerbster Bitterbier.
Die größte Stadt des Gebietes ist Burg an der Ihle (24). Die Industrie
in Schuh-, Handschuh- und Tuchwaren steht hier in hoher Blüte. Besonders Militär-
tuche werden hergestellt. Die Stadt verdankt ihre rasche Entwicklung zu einem wich-
tigen Handelsplatz ihrer Lage am Ihlekanal und an der Berlin-Magdeburger Eisenbahn,
gm plaueschen Kanal hat sich Genthin zu einer lebhaften Handelsstadt entwickelt.
Im Schlosse zu Schönhausen am Elbdeiche ist Fürst Bismarck geboren worden. In
der Nähe des Städtchens Loburg liegt der Truppenübungsplatz Alten-Grabow.
Die Nonne in Loburg.
Eine arme lvitwe in Loburg wollte in der nahen Wassermühle Niehl ein-
kaufen zum hochzeitsfeste ihrer Tochter. Aber der Müller hatte nichts vorrätig. Betrübt
trat sie deshalb den Heimweg an. Da saß eine Frau im Nlosterkleide am Zaune und ver-
sperrte ihr den Weg. Die lvitwe drängte sich an ihr vorüber. Zu Hause erzählte sie
ihrer Tochter den Hergang. „Ei," sagte diese, „das ist die Nonne vom Schlosse! Die
hättest du anreden sollen, vielleicht hätte sie dir eine Gabe zu meiner Hochzeit geschenkt!"
Da kehrte die Mutter um. Doch die Nonne war verschwunden, flm Zaune hing aber
ein Beutel, durch dessen Maschen Gold glänzte. Schnell steckte sie den Fund ein und
eilte voll Freuden heim. Im Beutel lagen 50 Goldstücke und 2 Kreuze mit prächtig
glänzenden Edelsteinen. „(D Ntutter, nun sind wir reich, nun können wir Hochzeit
feiern", sagte die Tochter.
Kunz aber, der lvitwe zukünftiger Schwiegersohn, sagte: „Beschwert euer herz
nicht mit dem Golde! Tragt den Beutel dorthin, wo ihr ihn gefunden habt!" Nur un-
gern folgte die lvitwe dem Nate. Km Zaune sahen sie nun die Frauengestalt gebückt
am Boden umherblicken. Kunz reichte ihr den Beutel. Sie gab ihm dafür eine Nose.
Die setzte er zu Hause in ein Wasserglas. Hm Abend fiel ein Blatt von der Blüte ab.
Km anderen Morgen war es ein Goldstück. Die Nose selbst war unverändert. Der nächste
Morgen brachte wieder ein Goldstück. So löste sich Blatt auf Blatt und verwandelte
sich in Gold. Dadurch wurde der arme Maurer Kunz ein reicher Mann. Glücklich und
zufrieden lebte er mit seiner Frau bis in sein hohes Alter.
(Aus „Altmärkischer Sagenschatz".)
3. Das nördliche Harzvorland und die Magdeburger Sörde.
Landschaftsbild.
1. Lage. Die Landschaft breitet sich zwischen dem harz im Süden, der
Ohre im Norden, der Oker im Niesten und der Saale und Elbe im Osten aus.
2. Bobenbeschaffenheit. Das Land ist meist mit Schwemmland bedeckt.
Seine obere Schicht bildet in der Magdeburger Börde eine y2 w dicke Ackerkrume aus
Humus. Diese ist locker, so daß die Feuchtigkeit leicht eindringen kann. Ihre dunkle
Farbe hält die lvärme fest. Darunter liegt eine dicke Lehmschicht. Sie hält die Feuchtig-
keit fest und gibt sie bei anhaltender Dürre an die Humusschicht ab. Darum gehört die
Börde zu den fruchtbarsten Gegenden des deutschen Vaterlandes. An mehreren Stellen
besteht der Loden aus fruchtbarem K e u p e r. Am Nordrand des Harzes tritt auch
Kreide auf. Sie bildet mit dem Muschelkalk und Buntsandstein meist die höhen-
züge. Das Erdinnere birgt ungeheure Schätze an Salzen und Braunkohlen.
Das S a l z l a g e r liegt mehr als 300 m tief. Um es zu erreichen, muß man
nacheinander das Schwemmland, den Muschelkalk, den Buntsandstein, Gips und zu-
letzt eine Tonschicht durchbohren. Der Ton findet sich über allen Salzlagern. Man
nennt ihn deshalb S a l z t o n. Ihm verdanken wir die Erhaltung der wertvollen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
F. Geschichtliches. 79
„Knau Aden halt Triät! I, tmt kuan ich Triät gehal,
Gerg Aden het mich uf d'n Schlump'n getratn/'
d. h. Johann Aden halte Tritt! I, wo kann ich Tritt halten,
Georg Aden hat mich ans den Schlappen (Pantoffel) getreten,
A. Haselhuhn,
Die Eichsselder sind meist katholisch und streng kirchlich. Trotz ihrer
Ärmlichkeit und schweren Arbeit sind sie fröhlich, genügsam und in der
Kleidung sehr einfach. Der selbstgefertigte blaue Leinwandkittel ist das
gewöhnliche Oberkleid der Männer. Die Frauen tragen außer einem dicken
kurzen Warprocke eine kurze Sackjacke und als Kopfbedeckung ein buntes
Tuch. Mann und Frau gehen in nägelbeschlagenen Schnürschuhen. Die
Kuh ist das gewöhnliche Zugtier. Die Häuser sind meist einstöckige Fach-
werkbauteu (Lehmschlag). Selten sieht man ein Fenster ohne Blumen, und
die Vorderseite des Hauses ist meist dnrch einen hochstämmigen, weitver-
zweigten Rosenstock verziert.
Die Bewohner des Stufenlandes gehören meist der evangelischen
Religion au. Sie zeichnen sich durch eine besondere Begabung für Gesang
und Musik aus. Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit, Zufriedenheit und Gastfreundschaft
sind ihre besten Eigenschaften. Der Fürst Karl August von Weimar
konnte deshalb mit Recht sagen: „Einen so kräftigen, schönen Menschen-
schlag wie meine Thüringer, so treu und ehrlich und so liederreich — den
gibt es sonst nicht im deutschen Reich". Das Land ist ungemein reich an
Sagen. Bald lehnen sich diese an eine der vielen Ritterburgen und Kloster-
ruinen, bald an ein Schloß oder Dorf bald an eine Höhle oder einen
Stein, einen Berg, ein Tal, ja an einen Baum an. Am Althergebrachten
hat der Thüringer bis heute vielfach treu festgehalten. Zu Lichtmeß weckt
mau den Langschläfer mit einer Rute und ruft: „Ich will die Lerche wecken".
Am Fastnachttage läßt man das Spinnrad ruhen, damit nicht Frau Holle
den Flachs verwirre. Um Mitternacht am Osterheiligabend holt man Oster-
wasser und besprengt damit alle Gegenstände im Hanse, auch das Vieh, um
Unglück fern zu halten. In der Walpurgisnacht steckt man Holunderzweige
an den Rand des Flachsfeldes und springt darüber. So hoch man springt,
so hoch wächst in dem Jahre der Flachs. Am Johannistage schmückt man
die Häuser mit Blumenkränzen, um das Glück festzuhalten. Bei der letzte»
Getreidefuhre bringt man den Erntekranz. Die Kirmeß beschließt die Ernte.
Das Hauptvolksfest ist aber das Vogelschießen. — In den Städten finden
sich häufig noch altertümliche Giebelbanten. Bei Mühlhausen spricht man
etwa so:
„No Nabbr, wi is dann; wu m an en bischen zun Voilschieß'n gih?
Me nahmen nnsre Fränwen mät. Nä, Jergewilme, blieb d'rheime. D'rheime
es d'rheime, wenns Stickchen Brnd nach klänner es". A. Haselhuhn.
F. Geschichtliches.
Einst war Thüringen ein mächtiges Königreich, das weit über den Harz
mnausreichte. Allein es unterlag im Kampfe mit den Franken und Sachsen. Unter
Karl dem Großen wurde Thüringen eine Grenzmark gegen die wendischen Sorben,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Gerg_Aden Johann_Aden Johann Georg_Aden A._Haselhuhn Karl_August_von_Weimar Karl August Karl_dem_Großen Karl