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1. Allgemeine Erdkunde - S. 34

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 34 — häufig Steinkohlenlager vorkommen. Die unterste Schicht ist der Kohlenkalk (so genannt, weil der Kalk zur Kohlenformation gehört, nicht wegen Beimengung von Kohle), und auf ihm liegt das produktive Kohlengebirge, das zwischen Schichten von Kohlen- sandstein und Kohlenschieser Flöze von Steinkohlen enthält. Der Kohlenkalk ist eine marine Bildung, also aus Ablagerungen des Meeres entstanden, die übrigen Schichten hingegen sind Strand- bildungen. Die Kohlen sind aus Bäumen umgebildet, welche meistens riesige Schachtelhalme, Baumsarue oder sog. Siegelbäumen und Schuppenbäumen (Lepidodendren) waren und an den Küsten der Meere dichte, sumpsige Wälder bildeten. — Die schichtweise Wiederholung von Kohlenflözen deutet darauf hin, daß die betreffenden Gebiete mehrmals von Meeren überflutet wurden, welche die in der trockenen Zwischenzeit üppig ausge- schlossene Vegetation unter Schlamm und Sandmassen begruben. Die meisten Kohlenlager finden sich an den Ufern einstiger (sog. karbonischer) Meere (Ober- und Niederfchlesieu, Westfalen, Belgien, England und Nordamerika), andere dagegen an den Küsten von srüheren kontinentalen Seebecken (Böhmen, Saarbrücken). Am Ende der Karbonzeit fanden auf der Erde große tektonische Ver- änderungen mit bedeutender Gebirgsbildung statt. Damals sind wahrscheinlich gewaltige Gebirge entstanden, die den größten der Jetztzeit an Höhe und Ausdehnung nicht nachstanden. Sie wurden aber in den folgenden Zeiten meistens wieder abgeräumt und sind uur in Resten erhalten. Auch quollen in der Karbonzeit und in der folgenden Periode riesige Mengen von eruptiven Gesteinen hervor, und neben Graniten entstanden vor allem Porphyrmassen. 5. Perm oder Dyas.*) Der erste Name ist dem System nach dem russischen Gouvernement Perm, in dem es sich über weite Räume ausdehnt, gegeben; den zweiten hat es erhalten, weil es aus zwei Hauptgliedern besteht, dem Rotliegenden und dem Zechstein. Den Karbonschichten liegt zunächst das Rot- liegende aus. Es bildete sich vor allem aus den Trümmern älterer Gebirge und zeigt namentlich groben Sandstein und Konglomerate. Da von fossilen Pflanzenresten sich uur Land- pflanzen im Rotliegeuden vorfinden, daneben aber in ihm Fifche und Amphibien vorkommen, so wird es dadurch als eine Strand- bildung charakterisiert, zu der das Material wahrscheinlich durch die Flüsse herbeigeschafft wurde. Als echte Meeresbildung erweist sich hingegen der das Rotliegende vielerorts bedeckende Zech stein, der aus schwarzem, kupserreichem Schiefer und grauem Kalkstein besteht und als Beweis seines marinen Ursprungs außer fossilen Meerestieren reiche Gips- und Steinsalzlager (Zierenberg bei Berlin, Staßsurt) einschließt. — Harzrand, Thüringer Wald, Sudeten. *) Griech. Zweiheit.

2. Allgemeine Erdkunde - S. 40

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 40 — als die obengenannte an, so daß wir von der letzten Eiszeit eine kürzere Zeit entfernt sind, als diese von der vorletzten, und wir also vielleicht mitten in einer neuen Zwischeneiszeit stehen, der wieder eine Vergletscherung folgen kann. Das Klima der Jnterglacialzeiten war wahrscheinlich ein ver- hältnismäßig recht trockenes. Man schließt das aus der Ent- stehung gewaltiger Schichten von Löß, der z. B. in China über 500 m mächtig ist und in etwas veränderter Form als „schwarze Erde" (Tschernosiom) im südlichen Rußland weite Strecken deckt. Seine Entstehung ist namentlich der Wirkung des Windes zuzu- schreiben, der von den Gebirgen und aus Wüsten die feinsten Teile des verwitterten Gesteins als Staub hinwegführte und in benachbarten Ebenen absetzte. In vielen Fällen waren diese Ebenen Grassteppen, deren Pflanzendecke infolge der nieder- geschlagenen Staubmassen sich mit der Zeit erhöhte, während die absterbenden Wurzeln seine, meist vertikal gerichtete Hohlräume in dem etwas verfestigten Löß zurückließen. Der Lößboden, aus Tonstaub mit Salz- und Kalkgehalt gebildet, wurde an vielen Stellen vom Wasser ausgelaugt und so zu einer sehr fruchtbaren Erdschicht umgewandelt. Die Tier- und Pflanzenwelt der alteren Quartärzeit schließt sich unmittelbar an die des Tertiärzeitalters an und hat sich ohne große Veränderungen zu den heutigen Formen weiterentwickelt. Freilich sind manche Tiersamilien im Lause der Zeit ausgestorben, und von ihnen findet man hin und wieder Knochen, ja ganze Skelette in den quartären Bodenschichten und im Eise Sibiriens erhalten. So liegen in vielen Höhlen massenhafte Reste des jetzt verschwundenen Höhlenbären, und in Sibirien werden nicht selten vollständige Skelette riesiger Elefantenarten (Mammut) auf- gefunden. Wenn bezüglich der Tier- und Pflanzenwelt kaum eine Grenze zwischen Tertiär- und Quartärzeit zu ziehen ist, so wird letztere deutlich durch das Erscheinen des Menschen bestimmt. Zwar ist es nicht ganz unwahrscheinlich, daß auch schon in der Tertiärzeit Menschen lebten, doch sichere Spuren derselben (Steinwerkzeug u. s. w.) sind erst in den älteren Quartärschichten erhalten ge- blieben. Man pflegt das Quartärsystem wieder in zwei Abteilungen zu gliedern, in das Diluvium*) und das Alluviumwobei man zum Alluvium die seit der letzten Eiszeit entstandenen Bodenbildungen rechnet (Ablagerungen an Küsten, in Binnen- seen und in den Überschwemmungsgebieten der Flüsse, Torf, *) Lat., Wasserflut. Die Eiszeiten brachten neben dem Sinken der Temperatur eine außerordentliche Vermehrung der Niederschläge („Pluvial- periode"), die wieder eine gewaltige Vergrößerung abflußloser Seen be- wirkten. So sind z. B. der Kaspyche See, der Aralsee und der Große Salzsee nur kümmerliche Reste einstiger weit ausgedehnter Wasserflächen. **j Lat., Schwemmland.

3. Allgemeine Erdkunde - S. 50

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 50 — Bogen von Neu-Seeland nach Neu-Guinea, von dort über Gilolo und die Philippinen nach Formosa, weiter über die japanischen Inseln nach Kamtschatka und über die Aleuten nach Alaska. Vom Eliasberg nach Süden hin liegen viele jetzt erloschene, aber noch am Schlüsse der Tertiärzeit tätige Vulkane., Am Kaskaden- gebirge beginnt wieder die Reihe der tätigen Vulkane und zieht sich, mit einigen Unterbrechungen, über Mexiko, Zentralamerika, Ecuador, Peru und Chile bis ins südliche Patagonien hin. Das Innere des so umrandeten Beckens hat in der Mitte die Riesen- vulkane der Hawaii-Inseln und außerdem noch wenige radial verlausende Vulkanreihen (Japan—ladronen, Neu-Seeland—sa- moa), ist aber im allgemeinen arm an tätigen Vulkanen (von den unterseeischen abgesehen). Außer dem Großeu Ozean haben noch das Mittelmeer, das Karibische Meer und die Sundasee an ihren Küsten Vulkanreihen. Die Ränder des Atlantischen und des Indischen Ozeans (abgesehen von den Antillen bezw. von den Sundainseln) sind arm an Vulkanen. Da die Mehrheit der Vulkane an den Meeresküsten liegt, so hat man früher unter Be- rücksichtigung der wichtigen Rolle, die der Wasserdamps bei den Eruptionen spielt, daraus gefolgert, daß die Nähe des Meeres eine wesentliche Bedingung für das Entstehen von Vulkanen sei. Dieser Annahme widerspricht nicht die Tatsache, daß in Mittel- europa eine Kette von erloschenen Vulkauen sich von der Auvergne bis nach Böhmen hinzieht; denn auch diese Linie war früher Küste alter Meere. Das Irrige dieser Anschauung wurde aber erkannt, als man in Tienschan, also im Herzen der asiatischen Landmasse, in der Mandschurei 800 Km von der Küste und in Zentralasrika tätige oder doch erst vor kurzem erloschene Vulkane sand. Nicht die Nähe des Meeres, sondern das Vorhandensein großer Bruch- spalten in der Erdrinde ist für das Entstehen von Vulkauen bedingend. Solche Brüche ziehen sich häusig an der Küste der Kontinente hin und sind bestimmend gewesen für die Verbreitung der Meere, und darum kann die Häufung der Vulkaue an der Meeresküste nichts Auffälliges haben. Daß Vulkane an der Küste des Atlantischen Ozeans — mit Ausnahme Westindiens und Mittelafrikas — fehlen, kommt daher, daß die Küsten von alten Schollen und nicht, wie die des Großen Ozeans, von jungen Faltengebirgen gebildet werden. Die Bedeutung der großen Bruch- linien für die Entstehung von Vulkanen wird dadurch deutlich erwiesen, daß an der großen Grabenversenkung, die von Syrien über das Tote und das Rote Meer zum Nyassa-See zieht,> neben vielen erloschenen einige noch heute tätige Vulkane liegen. (Fig. 27.) Wo mehrere Bruch linien sich kreuzen, entstehen ost ganze Gruppen von Vulkanen (Azoren, Kanarische Inseln u. a.). Über unterseeische Vulkane hat jtnan naturgemäß wenige Beobachtungen machen können. Daß aber dem Meeresboden vulkanische Ausbrüche keineswegs gefehlt haben, zeigt einesteils die Menge lockeren Auswurfsmaterials in den Tiefseeablagerungen,

4. Allgemeine Erdkunde - S. 52

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 52 — den Eruptionen und die Herkunft des dabei tätigen Wasserdampfes hat die Forschung bisher noch nicht vollständig befriedigend zu erklären vermocht. Ohne Frage spielt der - Wasserdampf beim Empordringen des Magmas eine sehr wichtige Rolle, und die durch ihn bewirkten Explosionen offnen gewöhnlich den Eruptions- kanal oder sprengen auch mitunter einen neuen Schlot durch die Gesteinsschichten. Da aber bei reinen Lavaausbrüchen die Dampf- explosionen fast gänzlich zurücktreten, so muß in solchen Fällen eine andere Kraft die Lava heben. Man nimmt hier als wirkend die Zusammenziehung der Erdrinde an, die das Magma gleich- sam hervorquetscht, und diese Annahme wird gestützt durch das häusige Vorkommen der Vulkane an den großen Bruchlinien der Erdrinde. Der letztgenannte Umstand weist zugleich daraus hin, daß der Wasserdamps bei den Eruptionen dadurch entsteht, daß Meerwasser oder Wasser aus den atmosphärischen Niederschlügen durch die Gesteinsspalten bis zu den Vulkanherden hinabsickert. Demnach müssen diese in nicht sehr erheblicher Tiefe unter der Erd- oberfläche liegen, so daß zu diesen sog. „Magmanestern" inner- halb der starren Erdkruste das bekanntlich auch festes, spalten- freies Gestein allmählich durchdringende Wasser hinabgelangen kann. Seit der Entdeckung von tätigen Vulkanen inmitten großer Landmassen gewinnt jedoch die Anschauung, daß das Magma an und sür sich Wasserdampf enthält, innner größere Berechtigung. Auch führt man das Entstehen von Eruptionen darauf zurück, daß die in der Tiefe liegenden Gesteine, welche infolge des un- geheuren Druckes der aufliegenden Massen einen erhöhten Schmelz- pnnkt haben, zum Schmelzen kommen und als Magma austreten, sobald durch eine Spaltenbildung der Druck verringert und ihr Schmelzpunkt daher erniedrigt wird. Jedoch auch dann ruft meist das durch die Spalten hinabsickernde Wasser die gewaltigen Dampfexplosionen und damit die furchtbaren Ausbrüche hervor. 2. Erdbeben. Wir beobachten nicht selten, daß der von uns bewohnte Erd- boden, den wir im allgemeinen als fest und unbeweglich anzn- sehen gewöhnt sind, durch das Fahren eines schlverbeladeuen Wagens, durch das Rollen eines Eisenbahnzuges, durch das Nieder- fallen gewichtiger Lasten und durch Ansannnlung großer Menschen- massen in geringem Maße erschüttert wird. Mit Hülse sehr empfindlicher Instrumente hat man außerdem nachgewiesen, daß sowohl die abwechselnde Erwärmung und Abkühlung der obersten Erdschicht infolge der täglichen Temperaturschwankungen, als auch Stöße des Windes und der Brandung an den Küsten oder Luft- druckschwankungen schwache Erzitterungen des Erdbodens bewirken können. Allen diesen Erschütterungen der Erdrinde liegt eine von außen kommende Ursache zu Grunde. Neben ihnen gibt es

5. Allgemeine Erdkunde - S. 56

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 56 — benachbart sind und sehr gestörte Erdschichten haben. Zu den von Erschütterungen oft betroffenen Ländern gehören Italien, Griechen- lanb, die Schweiz, das Gebiet der Ostalpen, der West- und Nord- rand Südamerikas, Zentralamerika, Kalifornien, Island, viele Südseeinseln und vor allem Japan. In letzterem Lande beob- achtete man in den Jahren 1885—1889 599 Beben, also durch- schnittlich 120 in einem Jahre. Die Zahl der einzelnen Stöße, deren jedes Beben gewöhnlich mehrere bringt, war in diesem Zeiträume natürlich ganz erheblich größer. * Sehr wenig Er- schütterungen hat das große Tiesland in Norddeutschland, Ruß- land und Nordasien erfahren. — Die Dauer eines Stoßes beträgt meist nur einige Sekunden; aber das Erzittern des Bodens währt oft noch mehrere Minuten nachher. Nur fehr selten besteht das Erdbeben aus einem einzigen Stoße; in der Regel erfolgen in kürzeren oder längeren Zwischenräumen mehrere Stöße, und oft vergehen Jahre, ehe die Erde au der erfchütterteu Gegend wieder vollständig ruhig ist. Die Ursachen der Erdbebeu können dreisacher Art sein, und man unterscheidet nach ihnen vulkanische Beben, Ein- sturzbeben und tektonische Beben. a) Die vulkauischeu Beben geheu deu Ausbrüchen eines Bülkaus voran oder begleiten dieselben. Sie werden namentlich durch die Dampfexplosionen im Eruptionskanal hervorgerufen und hören meist auf, sobald die deu Schlot verstopfenden Massen herausgeschleudert sind und die Lava austritt. Gewöhnlich haben vulkanische Beben geringe Verbreitung, rufen aber trotzdem uicht selten furchtbare Verheerungen hervor. b) Die Einsturzb eb en werden dadurch veranlaßt, daß die Wandungen von Hohlräumen in der Erde (entstanden durch Auf- lösung von Steinsalz, Gips, Kalk u. s. w.) zusammenstürzen und Erschütterungen hervorrufen, die an der Oberfläche als Beben sich bemerkbar machen. Gleich den vulkanischen Beben erstrecken die Einsturzbeben sich auf kleine Gebiete. c) Die tektonischen oder Dislokationsbeben kommen vorzugsweise in der Nähe großer Bruchlinien der Erdkruste und in jüngeren Faltengebirgen vor. Schon dieser Umstand deutet daraufhin, daß sie infolge noch andauernder Dislokationen im Bau der Erdkruste hervorgerufen werden. Die tektonischen Beben haben meist weite Verbreitung, lange Dauer und große Heftigkeit. Bei ihnen ist das Schüttergebiet je nach der Ausdehnung des Erdbebenherdes gewöhnlich eine lange Linie oder eine weite Fläche. Danach unterscheidet man die tektonischen Beben in lineare und in Flächenbeben. Im Gegensatz dazu bezeichnet man die unter a und b genannten Erdbeben, deren Herd sehr beschränkt, also etwa punktförmig ist, als zentrale Beben; jedoch können auch Dislokationsbeben zentral sein. Diese genetische Einteilung gewinnt freilich erst dann volle praktische Bedeutung, wenn man

6. Allgemeine Erdkunde - S. 57

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 57 — inistand e ist, für jedes Beben die Ursache bestimmt anzugeben Das ist aber in vielen Fällen bis jetzt noch nicht möglich. Teebeben und Erdbebenfluten. Ahnliche Erschütterungen, wie sie ein Erdbeben im sesten Lande hervorruft, erleiden auch die Wassermassen der Meere. Man nennt sie Seebeben. Sie entstehen durch Ausbrüche unterseeischer Vulkane oder durch Lagerungsstörungen im Meeresboden. Die Stöße pflanzen sich vom Meerboden durch das Wasser fort und werden auf zufällig vorüberfahrenden Schissen auch als solche empfunden, mitunter so stark, daß sie den Eindruck hervorrufen, als sei das Schiff auf ein Riff aufgefahren. Ein donnerartiges, unterseeisches Getöse pflegt die Erscheinung zu begleiten, indes Wellenbewegungen oft gänzlich fehlen. — Ruft ein Seebeben im Meeresspiegel und an den Küsten nur geringe Bewegungen des Wassers hervor, so sind im Gegensatz dazu die sog. Erdbebenfluten von außerordentlich vernichtender Wirkung. Bei ihnen tritt in der Regel das Meer erst weit von der Küste zurück, um dann in ungeheurer Welle mit unglaublicher Gewalt zum User zurückzufluten und dieses zu verheeren. Dieser schreckliche Vorgang pflegt sich mit kurzen Pausen mehrmals zu wiederholen. Die Erdbebenfluten verbreiten sich meist mit ungemeiner Schnelligkeit über die größten Ozeane. So lief die ungeheure Flutwelle, welche durch den letzten Krakatau- Ausbruch 1883 erzeugt wurde, und die an den benachbarten Küsten Javas und Sumatras reichlich 20 m hoch war, um Süd- afrika herum bis nach dem Kap Hoorn in Südamerika; sie legte die 14000 km lange Strecke in 17 Std. zurück und hatte noch beim Kaplande in Afrika eine mittlere Geschwindigkeit von 700 km in der Stunde. 8. Strcrndverl'cbtebitvtcjen. Wir haben gesehen, daß die Erdbeben in ruckweisen Ver- schiebungen von Teilen der festen Erdrinde bestehen. Die Wir- kungen dieser plötzlichen Erschütterungen bemerken wir als Stöße oder Schwankungen; aber nach dem Beben können wir Lagen- Veränderungen der Erdschollen in der Regel nicht erkennen. Im Gegensatz zu den Erdbeben kommen auch Bewegungen großer Teile der Erdkruste vor, von denen uns nur die eintretenden Lagenveränderungen Kunde geben, während wir die Bewegungen selbst nicht unmittelbar verspüren. Diese Krustenbewegungen bestehen in Aufwölbungen oder Senkungen großer Erdschollen und erfolgen äußerst langsam, so daß man sie als säkulare*) Hebungen und Senkungen bezeichnet. Sie sind im Innern des Landes wegen des Fehlens von Vergleichungspunkten überaus schwer zu erkennen, aber an den Küsten durch Verschiebung der Strandlinie deutlich bemerkbar. *) Von lat. saeculum. Jahrhundert.

7. Allgemeine Erdkunde - S. 10

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 10 — sich nicht alle in einem Punkte. Sind zwischen zwei Paar Nor- malen in der Nähe des Äquators bezw. des Poles die Winkel- abstände gleich (ov = o'v' = o" v"; Bogen wv = w'v' = w"v"), so sind die zwischen ihnen liegenden Stücke des Meridians un- gleich, und zwar ist das am Äquator liegende kleiner als das dem Pol benachbarte, weil die Ellipse gegen den Äquator hin stärker gekrümmt ist (a'b' ^ m'n'). Auf einem Sphäroid wird also die Länge der Meridiangrade vom Äquator nach den Polen zu größer. 4. Dcrs Geoid. Bei^ den wiederholt mit großer Genauigkeit ausgeführten Gradmessungen ergaben die Resultate stets kleine Abweichungen, die man srüher nur als Beobachtungsfehler oder lokale Unregel- Mäßigkeiten anzusehen und durch rechnerische Methoden möglichst aus das kleinste Maß zurückzuführen pflegte. Ahnliche Ungenauig- feiten gegen die rechnungsmäßig festgestellte Zahl der Schwin- gungen wiesen viele Pendelbeobachtuugen auf. Man hatte längst beobachtet, daß das Bleilot von der Richtung, die ihm die allge- meine Schwerkraft gibt, in der Nähe von Gebirgen n. s. w. durch die Anziehung, welche diese Massen ausüben, abgelenkt wird. Außer diesen lokalen Lotabweichungen wurden aber auch Ab- lenkungen von der Normalen an solchen Orten gefunden, wo eine ablenkende Gesteinsmasse äußerlich nicht wahrzunehmen ist. Diese regionalen Lotabweichungen ziehen sich oft über weite Strecken hin und deuten eine Verschiedenheit in der Dichte der Bodenschichten an. Besonders ausfällig war die Beobachtung, daß das Sekundenpendel auf den ozeanischen Inseln länger sein mußte als — unter gleicher geogr. Breite — an den Küsten der Kontinente oder gar im Innern der letzteren, obwohl das Wasser viel geringere Dichte hat als die Erdschichten des Festlandes. Man schloß daraus, daß das Niveau des Meeres mitten im Ozean dem Erdmittelpunkte näher sein müsse als an den Küsten der Erdteile. So ergaben die Pendelversuche auch für das Meer das- selbe, was die Gradmessungen sür das Land vermuten ließen, daß nämlich die wahre Erdgestalt nicht genau dem regelmäßigen Rotationsellipsoid gleiche. Man nennt die wirkliche, freilich bis jetzt noch nicht im einzelnen festgestellte Gestalt der Erde das Geoid. Wir haben uns seine Oberfläche als eine allseitig gekrümmte Fläche zu denken, die aus vielen Einzelflächen von größerer oder geringerer Krümmung, welche ineinander übergehen und stets ihre kouvexe Seite nach außen kehren, zusammengesetzt ist. Sie geht, gegen die Kontinente hin allmählich ansteigend, innerhalb dieser etwas über das regelmäßige Sphäroid hinaus, liegt hingegen im Ozean dem Erdmittelpunkte näher als die Sphäroidsläche. An der Erforschung der wirklichen Erdgestalt arbeitet gegen- wärtig die „Vereinigung der internationalen

8. Allgemeine Erdkunde - S. 14

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 14 — Die neutrale Schicht zeigt überall eine etwas höhere Tem- peratur, als das Jahresmittel der Luftwärme an deui betreffenden Orte beträgt. Die Temperatur nimmt also von der Erdober- fläche nach dem Erdinnern hin im allgemeinen zu. Diese Er- scheinung tritt noch deutlicher bei Beobachtung der Temperatur in größeren Tiefen hervor. b) Tiefentemperaturen. Das Hervordringen warmer Quellen aus der Erde ließ neben dem Aufsteigen heißer Dämpfe und den mannigfaltigen vulkanischen Erscheinungen seit langer Zeit vermuten, daß die Erde im Innern eine hohe Eigenwärme besitze. In Bergwerken beobachtete man längst, ehe bestimmte Messungen angestellt wurden, daß mit der größeren Tiefe die Temperatur erheblich zunimmt. Um hierüber genaueren Auf- schlich zu erhalten, hat man in neuerer Zeit vielfach in Berg- werken, in Bohrlöchern oder bei Tunnelbauten die Temperatur in verschiedenen Tiefen gemessen und namentlich festzustellen gesucht, um wieviel Meter die Tiefe vergrößert werden mich, da- mit die Erdwärme dort um 10 C. steigt. Dieses Tiefenmaß nennt man eine geother mische Tiefen st use. Freilich blieben diese Messungen immer auf verhältnismäßig geringe Tiefen be- schränkt; denn selbst bei den 'tiefsten Bohrungen zu Schladebach (im Kreise Merseburg) mit 1748 m (1650 ni it. d. Meeresspiegel) und zu Paruschowitz (Kreis Rybnik in Oberschlesien) mit 2003 m Tiefe (ca. 1750 m it. d. Meeresspiegel) beträgt die dnrchsenkte Erdschicht wenig mehr als V3200 des Erdradius von 6370 km. Alle Messungen haben ergeben, daß eine allgemein gültige mittlere geothermische Tiesenstuse nicht sestzustellen ist; sie mag für die obere 1000—2000 m dicke Erdschicht etwa 33 m betragen. Zum ungleichen Wachstum der Erdwärme nach dem Erdimtern hin tragen mancherlei Umstände bei, vor allem das ungleiche Wärme- leituttgsvermögen der Gesteine; so ergaben die Messungen an mehreren Orten oft recht verschiedene Resultate. Im Schlade- bacher Bohrloch fand man die Tiefenstnse zu 35,7 m, im Parnscho- witzer zu 34,1 m und in dem 340 m tiefen Bohrloch zu Neuffen in Württemberg nur zu 11,3 m. Jedenfalls ist anzunehmen, daß die Erdwärme nach dem Mittelpunkte der Erde hin beständig zu- nimmt. c) Zustand des Erdinnern. Von dem Zustande des Erd- innern fehlt uns jede sichere Kenntnis; es lassen sich nur Ver- mutungen über seine Beschaffenheit aussprechen. Im Anschluß an die Erkenntnis von der Zunahme der Erdwärme in der Tiefe und an die Beobachtungen von Lavaansflüfsen bei vulkanischer Tätigkeit hat man lange Zeit geglaubt, das Erdinnere sei von einer glutslüssigen Masse, dem Magma*), ausgefüllt. Daß sich unter der starren Erdkruste Magma befindet, ist wohl _ kaum zweifelhaft; ob aber der innere Kern der Erde glutflüssig ist, er- *) Griech. — Teig.

9. Allgemeine Erdkunde - S. 64

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 64 — ist infolge der bedeutenden Unterschiede zwischen Tag- und Nacht- temperatur die mechanische Verwitterung sehr groß, obgleich Frostwirkungen hier wegen der mangelnden Feuchtigkeit fehlen; chemische Verwitterung tritt des fehlenden Wassers wegen ganz zurück. Letztere ist auch in den Hochgebirgen und in höheren Breiten gering, da kaltes Wasser das Gestein weniger beeinflußt als warmes; dagegen ist dort die mechanische Zertrümmerung der nicht vom Schnee bedeckten Gebirge durch den häufigen und scharfen Frost ganz gewaltig. Kontinentales Klima begünstigt infolge der großen Temperaturschwankungen die mechanische, ausgeprägtes Seeklima durch die vielen Niederschläge die chemische Verwitterung. In den dichten Tropenwäldern, wo Wärme, große Feuchtigkeit und reiche Vegetation zusammenwirken, greift die Umgestaltung des Bodens auf chemischem Wege besonders tief, während die mechanische Verwitterung der Gesteine fast gar nicht in Frage kommt. Bodenbildung durch Verwitterung. Durch die mecha- nische Verwitterung wird das feste Felsgestein in Steinschutt (Blöcke, Geröll und Sand) ausgelöst. Aus diesem entsteht, vor allem durch die chemische Verwitterung und durch die Vermischung der Verwitterungsprodukte bei ihrer Wegführung und Ablagerung, die fruchtbare Erdkrume, die befähigt ist, eine Vegetation zu ernähren. Nach seiner Zusammensetzung teilt man den Boden in verschiedene Arten. Sandboden enthält wenigstens 80 °/0 Sand, Tonboden mindestens 65 °/0 Tonmasse; Lehmboden ist ein Gemenge von Ton und seinem Sand; Mergel setzt sich aus höchstens 75 °/o Ton, mindestens 15% Kalk und noch anderen Beimischungen zusammen. Aus zersetztem Gestein und verwesenden Pflanzen- resten entsteht durch Vermengung beider zu etwa gleichen Teilen der Humusboden. Bei seiner Bildung sind in erheblicher Weise die Regenwürmer dadurch beteiligt, daß sie große Mengen Erde nebst vielen Pslanzenstossen verschlingen und wieder ausscheiden. In tropischen Gegenden werden durch chemische Verwitterung mächtige Lagen von Laterit^) gebildet. Dieser Boden ist ein sandig-lehmiger Verwitterungsrückstand, ähnlich unserm Lehm; er hat durch starken Eisengehalt ziegelrote Färbung erhalten. Würden die Verwitterungsprodukte an Ort und Stelle liegen bleiben, so würden sie die ganze Landoberfläche zudecken und dem weiteren Fortschreiten der Verwitterung Einhalt tun, so daß die Umgestaltung der Erdoberfläche durch Verwitterung, namentlich die Herausarbeitung der vielgestaltigen Verwitterungsformen (S. 67) nur in beschränktem Maße möglich wäre. Die Gesteins- trümmer bleiben aber nur in der vollkommenen Ebene an Ort und Stelle liegen, soweit der Wind sie nicht von hier fortschafft. In allen Gegenden, die nur im geringsten geneigt sind, werden sie jedoch außer vom Winde noch durch Absturz infolge ihrer *) Von lat. later, Ziegelstein.

10. Allgemeine Erdkunde - S. 21

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 21 — schätzt man auf 366 Mill. qkm, so daß von den 510 Mill. qkm der gesamten Erdoberfläche nur 144 Mill. auf das Land entfallen. Land und Wasser stehen also an Fläche im Verhältnis von rund 2:5. Die Verteilung des Landes über die Erdoberfläche ist nicht gleichmäßig. Aus der nördlichen Halbkugel überwiegt das Wasser nur etwas (Verhältnis des Wassers zum Lande 1,5:1); auf der südlichen hingegen übertrifft es an Flächenraum das Land ganz bedeutend (Verhältnis 6:1). Wie dick die feste Erdrinde ist, entzieht sich unserer Beobachtung, so daß wir darüber keine Kenntnis haben. A. Innerer Aufbau der Erdrinde. 1. Geftemsbildung. Wie die gebirgsbildenden Fels arten (zu denen anch alle lockeren Bodenbedeckungen, wie Sand, Löß, Humuserde u. s. w., gezählt werden müssen) entstanden sind, können wir uns ver- stellen, wenn wir beobachten, daß noch jetzt auf vierfache Art die Bildung solcher Gesteine vor sich geht. Aus tätigen Vulkanen quellen feuerflüssige Massen heraus, die langsam erkalten und erstarren. Staubteilchen, Sandmassen, Schlamm, Gerölle werden auf mechanischem Wege vom Winde oder vom strömenden Wasser zusammengetragen und aufeinander ge- schichtet; durch Bindemittel werden sie unter dem Druck der auf- liegenden Massen allmählich verkittet und verfestigt. Im Wasser chemisch gelöste Stoffe (Salze, Kalke, Kieselsäure) schlagen sich nieder und bilden mit der Zeit feste Massen (vergl. Tropsstein- bildungen, Niederschlag aus sog. hartem Wasser in Wasserkesseln). Endlich helfen organische Wesen zur Bodenbildung. Der Torfboden entsteht durch Absterben von Pflanzenteilen; Korallen- tierchen bauen Felsriffe auf, und im Wasser, namentlich im Meere, sinken sort und fort die Reste von Milliarden absterbender Tiere in die Tiese und lagern sich dem Boden ein. Auf dieselbe Weise haben sich in früheren Zeiten all die Bodenschichten, die Felsarten gebildet, die wir jetzt als Massen von zum Teil außerordentlicher Härte in der mannigfaltigsten Struktur*) und Lagerung in der Gesteinshülle unserer Erde vor uns haben. Dabei sind sie natürlich durch die Berührung mit feuerflüssigen oder hoch erhitzten Gesteinen oder durch den Ungeheuern Druck aufliegender Massen aus chemischem oder mechanischem Wege vielfach umgestaltet worden. Alle gebirgsbildenden Felsarten sind also entweder aus dem Erdinnern hervorgequollen, oder sie haben sich durch Aufschichtung *) D. i. das durch Größe, Form, Lage und Verbindungsweise der Gesteinselemente bestimmte Aussehn des Gesteins. Von lat. stmctüra^au.
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