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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 49

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 49 — hatte eine lange Zeit heftige Fehde bestanden, die man mit dem Namen des Streites der Welfen und Waiblinger (italienisch Ghibellinen) zu bezeichnen pflegt, da den Hohenstaufen ein Schloß und Städtchen in Würtemberg mit letzterem Namen gehörte. Friedrich, der von mütterlicher Seite mit den Welfen verwandt war, hatte diese Fehde dadurch beendigt, daß er Heinrich dem Löwen, der bereits Sachsen besaß, sein väterliches Herzogthum Baieru zurückgab, das damals dem Herzog von Oesterreich, Heinrich Jasomirgott, gehörte, der zur Entschädigung dafür Oesterreich als unabhängiges, erbliches Herzogthnm mit Vergrößerung seines Landes erhielt. Heinrich der Löwe hatte feine Macht durch Eroberungen jenseits der Elbe vermehrt und dadurch den Neid der übrigen Fürsten rege gemacht; diese fielen über ihn her, Heinrich aber wehrte sich mannhaft. Nachdem Friedrich diese Streitigkeiten in Deutschland beigelegt hatte, zog er 1178 zum fünften Male nach Italien; anfangs ging Alles gut, und der Kaiser konnte nach Einäscherung Susa's zur Belagerung von Alessandria schreiten. Da nahte aber ein lombardisches Heer zur Entsetzung und Friedrich schloß einen Waffenstillstand, da er den größten Theil seines Heeres, dessen Dienstzeit abgelaufen war, entlassen mußte. Als er nun in einem dringenden Schreiben die Fürsten Deutschlands um Hilfe bat, erfuhr er zu seinem großen Schrecken, daß Heinrich sich weigere, ferner an den Feldzügen in Stalten Theil zu nehmen. Friedrichs Bemühungen, den stolzen Vasallen in einer Zusammenkunft zu Chiavenna umzustimmen, mißlang, obschon der Kaiser sogar einen Fußfall that, indem der fechsuudvierzig Jahre alte Heinrich fein Alter vorschützte; (wahrscheinlich aber hatte er die Ansicht, daß durch diese erfolglosen Züge die Kraft Deutschlands erschöpft werde). Dadurch ermuthigt, beschlossen die Lombarden, den Kaiser mit Heeresmacht anzugreifen, und es kam 1176 zur Schlacht bei Legnano, in welcher Friedrich vollständig geschlagen wurde und kaum sein eigenes Leben rettete. Nun überzeugte er sich, daß er die völlige Unterwerfung der Lombarden nicht werde erzwingen können und näherte sich dem Papste, von dem er eine Aussöhnung und Befreiung vom Banne sich auswirkte. Zugleich vermittelte der Papst einen sechsjährigen Waffenstillstand mit den Lombarden. Nach Deutschland zurückgekehrt, ließ Friedrich seine erste Sorge sein, Heinrich den Löwen wegen seines Ungehorsams zu züchtigen. Er ließ ihn drei- 4

2. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 51

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 51 — mächtigsten Fürsten Europas, Friedrich Barbarossa, Richard Löwenherz von England und Philipp Ii. König von Frankreich, schlossen sich der Bewegung an und unternahmen den dritten Kreuzzug (1189—1192). Nachdem Friedrich für die Angelegenheiten Deutschlands Sorge getragen und seinem Sohne Heinrich die Reichsverwesung übergeben hatte, zog er mit hundertundfünszigtansend Mann von Regensburg aus durch Ungarn und Griechenland, wo er viel mit den Ränken des Kaisers Isaak Angelus zu kämpfen hatte, bis er ihn endlich zwang, ihm Schiffe behufs der Ueberfahrt zu geben. In Asien hatten die Christen mit der größten Noth und mit Mangel an Lebensmitteln zu kämpfen, während die Seldschncken sie unablässig angriffen, bis sie nach Selencia und Cilicien gelangten, wo sie ausruhten. Als das Kreuzheer von hier aufbrach und über den Fluß Calykadnns (jetzt Seleph), an welchem jene Stadt liegt, setzten, sprengte der Kaiser, da ihm der Zug über die schmale Brücke zu lange dauerte, und er zu seinem Sohne Friedrich, der den Vortrab führte, zu gelangen wünschte, in den Fluß; aber die Wellen desselben rissen ihn fort, und die ©einigen, die ihm zur Hilfe kamen, brachten nur seinen entseelten Leichnam ans Land. So starb Friedrich, siebenzig Jahre alt, 1190. Groß war die Verzweiflung des Heeres. Viele kehrten nach Hause zurück, die Anderen zogen nach Antiochien weiter, wo man den Leichnam begrub*), und von da nach Ptolemais (Akkon, St. Jean d'acre), das man damals belagerte. Vor dieser Stadt starb auch Friedrich von Schwaben, des Kaisers Sohn, nachdem er den deutschen Ritterorden gestiftet hatte, dessen Aufgabe es war, neben den beiden anderen zur Zeit der Kreuzzüge gestifteten Orden, den Johannitern und Tempelherrn, die Pilger zu schützen und zu verpflegen. Richard Löwenherz und Philipp August belagerten Ptolemais noch weiter und eroberten es endlich; sie zogen dann weiter nach Jerusalem, konnten es aber nicht in ihre Gewalt Bringen und Richard, der zuletzt noch allein den Krieg fortsetzte, mußte sich mit einem Waffenstillstände begnügen, laut welchem den Christen die Wallfahrten dorthin gestattet und ihnen ein Strich Landes an der Küste eingeräumt wurde. *) Nach Einigen nur die Eingeweide und das Gehirn, den übrigen Körper in Tyrus. 4*

3. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 41

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 41 — verweigert, und sie fand vorläufig Unterkommen in einer unge-weihten Kapelle, bis endlich 1111 der Bann aufgehoben wurde, und nun die feierliche Beisetzung im Erbbegräbnisse statt fand. Heinrich Iv. ist ein warnendes Beispiel, wie wenig der Mensch selbst bei glänzenden Naturanlagen auszurichten vermag, wenn ihm Charakterfestigkeit fehlt, die nur durch eine gute Erziehung angeeignet und ausgebildet werden kann; diese aber hatte ihm in der Jugend gefehlt, wo er als Spielball der Parteien benutzt war. Er hatte bei all seinen Schwächen seine sehr guten Seiten; er war großmüthig, wohlthätig, milde, dabei ritterlich in seiner ganzen Erscheinung und persönlich tapfer; er focht persönlich in nicht weniger als zwei und sechszig Schlachten. §. 10. Der erste Kreuzzug, Gottfried von Bouillon. (1096—1099.) Schon in den ersten Jahrhunderten nach Chr. G. war es Sitte geworden, daß die Christen Wallfahrten nach dem Lande machten, wo Christus gelebt und gelitten hatte. Besonders seitdem Konstantin der Große und dessen Mutter, Helena, das heilige Grab hatten aufbauen und ausschmücken lassen, strömten die Pilger immer zahlreicher aus allen christlichen Ländern dorthin. Eine solche Wallfahrt wurde als ein ganz besonderes verdienstliches Werk angesehen, und die Heimgekehrten genossen zu Hause die größte Achtung und Ehre. Als die Araber kurz nach Mohammebs Tode das heilige Land eroberten, störten sie die Andachtsübungen der Christen nicht; als aber die wilden Seldschucken, ein türkischer Stamm, aus dem östlichen Asien ins Land eingedrungen waren (1073), wurden die heiligen Orte geplünbert, die Christen mißhandelt und ihre religiösen Uebungen gestört. Sobald bte Kunbe davon nach Europa kam, regte sich in Aller Herzen die Sehnsucht, das heilige Land den Händen der Ungläubigen zu entreißen. Schon Gregor Vii. hatte sich mit dem Plane befaßt, deswegen einen Zug dorthin zu veranstalten, war jedoch durch seine Kämpfe mit Heinrich Iv. daran verhindert worden. Da trat ein Mann aus dem Volke auf, der das ganze Abendland mit Begeisterung für das Unternehmen erfüllte; dies war Peter, aus Amiens in der Pikardie gebürtig. Dieser war in früherer Zeit Soldat gewesen; dann aber, da er in diesem Stande kein Glück

4. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 43

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 43 — von Niederlothringen, hervor, den wir schon oben in der Geschichte Heinrichs Iv. kennen gelernt haben. Ihn erwählte man zum Anführer des Zuges, der am 15. August 1096 aufbrechen sollte. Allein viele Ungeduldige, die diesen Zeitpunkt nicht erwarten konnten, brachen schon im Frühling desselben Jahres unter Führung des Peter und eines Ritters Walter, wegen seiner Armuth von Habe-nichts genannt, auf; sie fanden aber theils in Ungarn und Bulgarien, wo sie durch Plünderungen den Zorn der Bewohner erregten, theils in Asien durch das Schwert der Seldschuckeu den Untergang; so kamen gegen hunderttausend Menschen um, ohne das h. Land gesehen zu haben. Peter rettete sich nach Constantinopel. Mitte August 1096 brach Gottfried mit neunzigtausend Mann auf und durchzog, die strengste Mannszucht beobachtend, Deutschland, Ungarn und Bulgarien bis nach Constantinopel hin, wo er Halt machte, um andere Heerführer, die zum Theil von Italien her über das Meer kamen, zu erwarten. Der griechische Kaiser Alexius sah ungern die große Masse der Kreuzfahrer sich unmittelbar vor feiner Hauptstadt versammeln und machte ihnen allerlei Schwierigkeiten, obschon er selbst die Hilfe des Abendlandes gegen die Eroberungen der Seldschuckeu angerufen hatte. Endlich, nachdem ihm von Gottfried und den übrigen Fürsten der Eid der Treue geleistet war, bewilligte er ihnen die Schiffe zur Heb erfahrt. Bei Chalcedou, Constantinopel gegenüber, musterte man die Schaaren und man fand dreimalhunderttauseud Streiter zu Fuß, hunderttausend Reiter und mit dem Troß sechsmalhunderttausend Mann. Cs ist leicht zu denken, daß es für Gottfried sehr schwierig war, unter einer solchen Menschenmasse die Ordnung zu erhalten und dem Unternehmen eine einheitliche Leitung zu geben. Man wird zum Verständniß des Folgenden eine Karte von Kleinasien vergleichen müssen. Das erste Unternehmen war die Belagerung der starkbefestigten Stadt Nicäa; schon war sie nach mehrwöchentlicher Einschließung der Uebergabe nahe, als plötzlich Kreuzfahrer die griechische Fahne von den Thürmen wehen sahen. Die Griechen hatten heimliche Unterhandlungen mit den Einwohnern gepflogen und waren unbemerkt eingelassen worden. Um keine Zeit zu verlieren, rückte man weiter; bei Dorhlänm kam es zu einer

5. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 50

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 50 — mal vergebens vor einen Reichstag laden und sprach dann, als er auch zum vierten Male nicht erschien, 1080 die Acht über ihn aus, weil er das Reich in der Stunde der Gefahr verlassen und den schuldigen Gehorsam verweigert habe; zugleich erklärte er ihn seiner Lehen für verlustig, gab Sachsen dem Bernhard von Askanien, Sohn Albrechts des Bären, und Baieru dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach. Heinrich setzte sich freilich zur Wehre; da er sich aber durch seinen übermäßigen Stolz sehr verhaßt gemacht hatte, wurde er von seinen Vasallen verlassen und sah sich gezwungen, zu Erfurt die Gnade des Kaisers anzuflehen. Dieser verzieh ihm zwar, gab ihm aber seine Herzogthümer nicht zurück, sondern ließ ihm bloß seine Erbgüter Braunschweig und Lüneburg und verbannte ihn auf drei, und nachher noch einmal auf sieben Jahre, welche Zeit Heinrich bei seinem Schwiegervater, dem Könige von England, zubrachte. Als der sechsjährige Waffenstillstand abgelaufen war, schloß Friedrich mit den Lombarden den Frieden zu Constanz (1183) mit der Bestimmung, daß die Städte alle ihre Rechte innerhalb ihrer Mauern behalten, ihre Beamten selbst wählen, aber dem Kaiser als Lehnsherrn huldigen sollten. Um den wiederhergestellten Frieden zu feiern, veranstaltete er ein großes Reichsfest zu Mainz (1184), zu welchem eine große Menschenmenge zusammenströmte; seinem Sohne Heinrich ertheilte er den Ritterschlag. Dann ging er ohne Heer zum sechsten Male nach Italien, und wurde dort, wo man Alles vergessen zu haben schien, freundlich aufgenommen und hatte das Glück, seinen Sohn Heinrich mit der Constanze, der Erbin des Königs von Neapel und Sicilien, zu vermählen und so seinem Hause die Anwartschaft auf diese Länder zu erwerben. So hätte Friedrich seine letzten Tage in Ruhe und Frieden verleben können, wenn nicht die Kunde erschollen wäre, daß Jerusalem in die Hände der Ungläubigen gefallen sei. Saladiu, Sultan von Aegypten und Syrien, ein wegen seines Edelmnthes hochgeachteter Mann, hatte in Folge einer von christlichen Rittern seiner Mutter zugefügten Beleidigung, wofür man die Genugthuung verweigerte, die Christen mit Krieg überzogen, sie bei Tiberias geschlagen und dann Jerusalem erobert. Die Kunde davon brachte in Europa eine ungeheure Aufregung hervor; überall zeigte sich Begeisterung für die Wiedergewinnung des Landes und einen Krenzzug dorthin. Die drei

6. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 42

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 42 — fand, hatte er den Waffenschmuck mit dem Einsiedlerkleide vertauscht. Auf einer Wallfahrt, die er nach dem H. Lande machte, sah er mit eigenen Augen Die Bedrückungen, welche die Pilger zu erdulden hatten; das erfüllte seine Seele mit Unwillen und Entsetzen, und er beschloß, das Abendland gegen die Feinde des Herrn zu bewaffnen. Zudem glaubte er, von Gott selbst zur Vollendung dieses Werkes berufen zu fein und erzählte von einer Erscheinung Christi in der Auferstehungskirche, die ihm geworden. Peter kam nach Rom und theilte dem Papste Urban Ii. seinen Entschluß mit; dieser glaubte in dem Manne das richtige Werkzeug gefunden zu haben und gab ihm Briese au die französischen Barone und Herzoge mit. Auffallend schon war Peters äußere Erscheinung; auf einem Esel reitend, mit einer Mönchskutte angethan, ein dickes Seil um den Leib, barfuß und barhaupt, ein Crucifix in der Hand, durchzog er Italien und Frankreich; durch feine feurige Beredsamkeit, die zum Herzen des Volkes drang, wußte er die Gemüther zu entzünden. Er erzählte von den Leiden der Christen im gelobten Lande, las die Briefe des Patriarchen Simeon von Jerusalem vor und überzeugte Alle, daß er der von Gott Gesandte fei, der den heiligen Zug predigen solle. Urban berief eine Kirchenverfammlung nach Clermont im südlichen Frankreich, 1095; die Stadt faßte die Menschenmenge nicht, die hier zusammenströmte, und daher waren nicht nur alle kleinen Städte und Dörfer der Umgegend überfüllt, sondern man mußte sich auch trotz der Winterkälte in Zelten lagern. In der Mitte der weiten Gegend war ein Gerüst erbaut; dies bestieg der Papst, nachdem Peter eine lebhafte Schilderung der Leiden der Christen in Palästina entworfen hatte, und machte durch eine begeisterte Rede auf Alle einen solchen Eindruck, daß der allgemeine Ruf erscholl: „Gott will es, Gott will es!" Der Bischof Adernar von Pny bat zuerst den Papst um feinen Segen und die Erlaubniß, am Zuge Theil nehmen zu dürfen; ihm folgte eine Menge Geistlicher und Laien, welche sich alle nach alter Pilgersitte ein Kreuz von rother Wolle auf die rechte Schulter hefteten und daher den Namen Kreuzfahrer erhielten. Unter den Großen, die am Zuge Theil nahmen, ragte außer dem Herzog Robert von der Normandie, Robert von Flandern, Raimund von Toulouse, Bohemund von Tarent und Tankred von Brindisi, namentlich Gottfried von Bouillon, Herzog

7. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 44

1872 - Elberfeld : Bädeker
- 44 — Schlacht, die, anfangs für die Christen ungünstig, endlich durch die zeitige Dazwischenkunft Gottfrieds gewonnen wurde. In der glühendsten Sonnenhitze zogen die Pilger weiter, stets mit Noth und Gefahren. kämpfend; dazu brachen Zänkereien und Streitigkeiten aller Art unter ihnen aus, die zur Trennung eines Theiles der Mannschaft vom Hauptheere führten. Man gelangte vor Antiochia in Syrien; die Stadt war stark befestigt und Monate vergingen, ehe man etwas ausrichtete. Dazu trat der empfindlichste Mangel an Lebensmitteln, so daß man sich vom Fleische der Pferde, die auf zweitausend herabgeschmolzen waren, von Leder, Baumrinde und noch ekelhafteren Dingen nähren mußte. Viele verließen das Heer, unter ihnen auch Peter, der jedoch auf der Flucht ergriffen und zurückgeführt wurde. In den Einzelkämpfen mit den Türken gab Gottfried Proben seines Muthes und seiner Körperkraft, indem er z. B. einen riesenhaften Türken vom Wirbel bis zum Sattel zerspaltete. Bald aber erschien eine Flotte aus Genua und brachte Lebensrnittel herbei; es zeigte sich jeboch noch immer keine Hoffnung auf Uebergabe, und der Sultan Kerboga nahte mit einem Heere von zweirnalhunberttausenb Selbschucken. Da gewann Bohemunb einen Mann in der Stadt, Namens Pyrrhus, der ihm einen der festen Thürme überlieferte. In der Nacht bemächtigten sich die Christen desselben und drangen in die Stadt, deren sie unter furchtbarem Gemetzel Meister wurden (1098). Die Belagerung hatte acht Monate gedauert. Jetzt aber kam Kerboga herbei und belagerte die Christen selbst in der Stadt. Die Noth in berselben war bereits aufs Höchste gestiegen, als ein Priester, Petrus Bartholomäus, zum Grafen Raimunb kam mit der Melbung, der Apostel Andreas sei ihm im Traum erschienen und habe ihm angezeigt, wo in der Kirche des Apostels Petrus die H. Lanze verborgen sei, mit der die Seite des Heilandes durchstochen sei; durch diese würden sie siegen. Diese Lanze wurde denn auch wirklich gesunden, und die Christen, von neuer Kampfbegierde beseelt, machten einen Ausfall auf die zahllosen Schaaren der Feinde, die den wüthenden Angriffen nicht widerstehen konnten und eine vollständige Niederlage erlitten. Kerboga floh mit den Trümmern seines Heeres dem Euphrat zu.

8. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 45

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 45 — Durch eine furchtbare Pest aufgehalten, konnten die Christen ihren Marsch erst im Anfange des Jahres 1099 fortsetzen; endlich am 6. Juni gelangten sie über Emmaus auf eine Anhöhe, von wo sie Jerusalem erblickten. Das Gefühl einer unendlichen Wonne durchdrang bei diesem Anblick die ermatteten Kreuzfahrer; sie sanken auf die Kniee und priesen den Höchsten, daß sie am Ziele ihres Unternehmens seien. Doch noch fünf und dreißig Tage mußten sie Jerusalem belagern, dann noch zwei Tage stürmen, und erst am 15. Juli 1099 gelang ihnen die Einnahme der Stadt, in welcher sie ein schreckliches Morden anrichteten und so ihren Namen als Christen schändeten. Von den siebenzigtausend Einwohnern blieben weniger am Leben, als zur Bestattung der Todten hinreichten. Gottfried vermochte nicht, diesen Gräueln zu wehren; er war der erste, der im wollenen Büßerhemde sich zur Kirche des h. Grabes begab und dort dem Allmächtigen seinen Dank für die glückliche Vollendung des Unternehmens abstattete. Ihm folgte das ganze Heer. Man sah bald die Nothwendigkeit ein, in Jerusalem eine starke Regierung zu errichten, da man rings von Feinden umgeben war; man rief daher Gottfried zum Könige von Jerusalem aus. Er übernahm gerne die Regierung des neuen Staates, verbat sich aber den Königstitel und die Königskrone in der Stadt, wo sein Erlöser die Dornenkrone getragen habe, und begnügte sich mit dem Titel eines Beschützers des heiligen Grabes. Er erfreute sich nicht lange dieser Würde; nachdem er noch einzelne der heranziehenden Schaaren der Feinde geschlagen hatte, erkrankte er und starb, vierzig Jahre alt, zu Jerusalem. Ihm folgte mit dem Königstitel sein Bruder Balduin I. Das heilige Land war nun erobert; doch machten die Mohammedaner immer neue Versuche, dasselbe den Christen wieder zu entreißen, und um es zu behaupten, mußten immerfort Heere aus Europa nachgesandt werden. So unterscheidet man sieben Haupt* ^euzzüge. Fast zweihundert Jahre dauerten diese Kämpfe um deu Besitz Palästinas, bis es 1270 den Christen für immer verloren ging.

9. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 324

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
324 und sorgte für Deutschlands innere Ruhe und Ordnung. Auch nach Außen hin wurde deö Reiches Glanz und Ruhm mit Kraft und Glükk behauptet. Die Könige von Böhmen, Polen und Dänemark waren des Kaisers Vasallen, und gegen die Wenden wurden entscheidende Siege erfochten. Nur Italien grollte und trotzte. Hier stand das mächtige Mailand, und nach seinem'falle (1102) Verona mit andern lombardischen Städten und auch mit dem Papste im Blinde gegen deutsche Oberherrlichkeit, unh Friedrichs Romerzug und Krönung (1155) war die (Eröffnung eines schrekklichen Kampfes, welcher ihn zu noch vier Heerfahrten veranlaßte, in denen er durch. Heldenthaten glänzte, Schlachten gewann, aber nicht den Feind besiegte. Die große Schlacht bei Legnano (2!). Mai 1 i 7g ), welche durch die verweigerte Heeresfolge Heinrich des Löwen verloren ging, entschied endlich den Sieg der Städte und des Papstes. Der gebeugte Kaiser schloß Friede (1177). Der treulose Löwe aber, der während der Zeit sich tüchtig geregt hatte, um unter den Wenden in Mekklenburg und Pommern ein eigenes Reich zu schaffen, wurde in die Reichsacht erklärt, aller seiner Würden und Lehnsgüter entsetzt und nach kurzer Gegenwehr zu .demüthiger Unterwerfung gebracht (1182). Baiern kam an da« noch heute regierende Haus von Wittelsbach. Heinrich behielt nur seine (Erblande, Braunschweig und Lüneburg, und wurde der Stammvater der hannöverschen und englischen Königsfamilie. Nach so thatenvollem Leben unternahm der greise Barbarossa mit Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England noch einen Kreuzzug (1180—1101) und fand in Kleinasien im Kalhkadnos (Salrph) den Tod. Sein Sohn Heinrich Vi. (1190— 1107) stand an Geist und Tugend dem Vater nach. Mit blutiger Grausamkeit eroberte er Neapel und Sicilien, die Erblande seiner Gemahlin Konstantia. Zn Deutschland bemühte er sich vergebens, die alte Wahlfreist eit umzustoßen und das Reich für sein Geschlecht erblich zu machen. Nur sein Söhnlein Friedrich Ii. wurde als künftiger König anerkannt. Da dieser aber bei dem Tode seines Vaters erst drei Jahre zählte, setzte» die Anhänger des Hauses Hohenstaufen seinen Oheim Philipp, Herzog von Schwaben, auf den königlichen Stuhl (1107 — 1208). Ein anderer Theil der Fürsten wählte Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum Könige (1107 — 1215). Der alte Parteikampf zwischen Welfen und Weiblinger brach wieder los. Mit furchtbarer Wuth kämpften die beiden Gegeukönige zehn Jahre lang um den Besitz der Krone. Endlich, nachdem der Pabst für Philipps Alleinherrschaft sich entschieden, wurde dieser durch Otto von Wittelsbach ermordet, und Otto Iv. erhielt allgemeine Anerkennung als Kaiser und auch die Krönung vom Pabst. Aber nicht lange dauerte seine Herrschaft. Bald zerfiel er mit dem Pabst. Dieser sprach den Bann über ihn aus und forderte die deutschen Fürsten auf, die frühere Wahl Friedrich Ii. wieder in Kraft treten zu lassen. Das geschah. Friedrich Ii. (1212 — 1250) kam von Palermo nach Deutschland. Die Liebe des Volkes eilte ihm entgegen, Hand in Hand mit dem Glükk. Otto Iv. zog sich, nach vergeblicher Gegenwehr, gedemüthigt zurükk. Friedrich Ii., den 25. Juli 1215 in Aachen zum Könige und später auch in Rom zum Kaiser- gekrönt, war durch Tapferkeit, Hellen Verstand und jegliche Herrschcrtugend der ausgezeichnetste Kaiser des Mittelalters. Aber mit allen seinen trefflichen Eigenschaften kam er nur in desto größeren Streit mit den Päpsten. Wegen Verzögerung eines gelobten Kreuzzugcs (obwohl er ihn später mit glänzendem Erfolge unternahm) wurde der Bannfluch über ihn ausgesprochen, die lombardischen Städte zu neuem Ausstande und sein eigener Sohn Heinrich zur Empörung gegen ihn aufgereizt. Endlich erklärte ihn der Papst sogar für abgesetzt und ließ Heinrich Raspe von Thüringen (1240 — 1247), und nach diesem

10. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 390

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
390 Im Osten verband sich ein wildes Gebirgsvolk, die Türken, mit ihnen un nahm ihren Glauben an. Und als später die Macht der Araber abnahm, st m die der Türken an zu wachsen. Sie führten beständige Kriege mit dem morgen- ländischen Kaiserthumc, bis sie im Jahre 1453 die Hauptstadt desselben, Konstantinopel, einnahmen, und damit dem ganzen Reiche ein Ende machten. * • .Jerusalem wird vertreten werden von den Heiden, bis das« der Heiden Zeit erfüllet wird." (Luc. 21, 24.) Kreuzzüge. Jeder Mensch, dem etwas an seiner Seligkeit gelegen ist, und der seinen Gott und Heiland Jesum Christum von ganzem Herzen lieb hat, hört auch gern etwas von dem Lande erzählen, in welchem der Herr umher- gewandelt ist, wohlgethan hat und gekreuzigt und begraben wurde. Das haben die Frommen schon von jeher gerne gehört, und diejenigen, welche eü konnten, sind schon in den frühesten Zeiten nach dem heiligen Lande gereist und haben in Gethsemane und auf Golgatha gebetet und sich des erinnert, was dort für sie geschehen ist. Nach und nach thaten es aber auch Manche, weil sie meinten, Gott werde ihnen daun gnädiger sein, als daheim, und das war nicht gut; denn Gott will und um Christi willen die Sünde vergeben und nicht um einer Reise willen. Nicht der Boden, auf welchem Jesus ehenlals gewandelt, sondern der Weg, den er uns durch seine Lehre und sein Borbild gezeigt hat, soll und heilig sein; liicht auf jenen, sondern auf diesen sollen wir unsere Augen richten: wenn Christus in uns lebt, ist allenthalben heiliges Land um uns her. — So lange die Christen in Jerusalem herrschten, waren solche Pilger- natürlich willkommen. — Auch als die Araber die heilige Stadt einnahmen, wurden diese Wanderer noch immer freundlich behandelt; als aber die rohen Türken Jerusalem eroberten, änderte sich das sehr. Die Pilger wurden verlacht, verspottet, geschimpft, geschlagen, und wen» sie in die Kirche zum heil. Grabe gehen wollten, rnusite jeder von ihnen wohl 30 Thaler an die, habsüchtigen Türken bezahlen. Das betrübte die Pilgrime. Wehklagend kamen sie nach Europa znrükk und erzählten von dem Jammer in Jerusalem. Im Jahre 1005 kam auch der französische Einsiedler, Peter von Amieuö, znrükk, ging zum Papste Urban Ii. und sagte: „Heiliger Vater, ich komme gerades Weges von Jerusalem und habe in der heiligen Stadt große» Jammer und Noth gesehen. Und als ich dort bitterlich darüber weinte, erschien mir der Heiland im Traume und forderte mich auf: „„Eile in deine Heimath und wekke die Gläubigen auf zur Reinigung der heiligen Oerter!"" „ Eilig kehrte ich znrükk und warte nun deiner Befehle!" — „Gut," sagte der Papst, „so reife umher und fordere die Menschen auf, sich zu vereinen und das heilige Grab den Ungläuhigen zu entreißen!" Und nun setzte sich Peter, obwohl lahm, im groben, wollenen Möuchsrvkk, einen Strikk um den Leib, auf einen Esel und ritt von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. Barfuß, mit nie gekämmtem, schwarzem Haare, im bloßen Kopfe, das Kruzifix in der Hand, machte er eine wunderliche Figur. Das Volk lief zusammen, wenn cs ihn sah, und er redete begeistert zu der Menge: „Auf ihr Christen, der Heiland ruft euch! Ich selbst habe oft gehört, wie aus allen Winkeln der heiligen Orte der Weheruf ertönte: „„Rettet, ach rettet uns!"" „Und ihr wollt noch säumen, ihr erkornen Werkzeuge des Herrn?" Peter hatte sich's bloß eingebildet, daß der Heiland begehre, die Christen möchten das heil. Land wieder erobern; aber die Leute glaubten rö und wurden voll Eifers. Niemand bedachte in der Zeit, daß die Waffen der Christen geistlich seien, dein: man kannte das Wort Gotteö nicht. Der Papst berief Jedermann, wer könnte, nach Clermont in Frankreich zusammen, und bewog daselbst die große Versammlung zu einem Kriegszug wider die Türken. Er redete ab^'r seine eigenen Einfälle und nicht Gottes Wort. „Es i-st unsere
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