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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 77

1855 - Heidelberg : Winter
77 §. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus. kündigen und rüstete sie nach seiner Himmelfahrt mit Kraft aus der Höhe, mit dem heiligen Geiste dazu ans. Schon am ersten Pfing st feste wurde die erste Christenge- meinde gesammelt, welche senfkornartig allmählig zu einem Baume heranwachsen sollte, in dessen Schatten alle Völker Ruhe und Heil fin- den. Damit war der Grund zur christlichen Kirche gelegt, welche, auf den Fels des Glaubens an Christum, den Sohn des lebendigen Gottes erbaut, selbst von den Pforten der Hölle nicht sollte überwältigt wer- den können. Die erste Verfolgung der neuen Gemeinde von Seiten des hohen Raths veranlaßte zwar den Märtyrertod des Almosenpflegers Stephanus, aber auch die Ausbreitung der Gemeinde über andere Theile Palästinas und Syriens. Dieselbe Frucht schaffte auch die zweite Verfolgung durch Herodes Agrippa I , in welcher der Apostel Ja- kobus der Aeltere seinen Tod fand. Nachdem zuvor schon die Erstlinge aus den Heiden in die Gemeine ausgenommen worden waren, begann der vom Herrn selbst bekehrte und ausgerüstete Heidenapostel Paulus sein Werk, durchzog auf drei Reisen Kleinasien, Macedonien und Griechenland, stiftete allenthalben neue Christengenieinden und verkündigte zuletzt noch in der Weltstadt Rom das Evangelium von dem Gekreuzigten, in welchem allein das Heil zu finden ist. 2. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus/ §. 79. Während so die christliche Kirche in der Stille sich gründete, traten in dem römischen Kaiserreich verschiedene Wechsel ein. Noch zur Zeit des Angustns hatte der Kampf mit dem Volk der Germanen be- gonnen , welches zunächst berufen war, das Strafamt über das versun- kene Römerreich zu üben und darnach der Hauptträger christlicher Bil- dung und Gesittung zu werden. Die Germanen, dieses kräftige, nach Sprache und Blut unvermischte Volk, wohnten von dem Jura, den Vogesen und der Maas bis zur Weichsel, von der Donau bis zur Ost- und Nordsee, und waren in viele Völkerschaften getheilt, welche größtenteils ohne politischen Zusammenhang lebten. Sie zeichneten sich in leiblicher Beziehung durch hohe Körpergestalt, weiße Haut, blondes Haar, blaue, feurig blickende Augen, trotzige Haltung und große Kraft, in geistiger Hinsicht durch unbän- digen Muth, unbezwingliche Tapferkeit, Freiheitssinn, Vaterlandsliebe, Gottesfurcht, Züchtigkeit, Achtung gegen das weibliche Geschlecht, Gastlich- keit, Treue und Redlichkeit vor allen andern Völkern aus. Jeder Germane oder Deutsche, welcher ein Grundeigenthum, Allod, besaß, war frei. Wer aber einem Freien gegen ein Feod oder Lehens- gut oder um sonstigen Unterhalt diente, war dinglich — hörig. Die

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 78

1855 - Heidelberg : Winter
78 §. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustos. Leibeigenen hatten gar kein eigenes Recht. Bei vielen germanischen Stämmen fand stch ein Adel, aus welchem die Graven oder Gaurichter, die Herzoge oder Kriegsführer und die Oberpriester gewählt wurden. Jeder Germane baute sich seine Wohnung auf feinem Grundeigentum. Seine Beschäftigung war Viehzucht und Jagd, als Vorübung für den Krieg. Denn Krieger zu seyn und nicht auf dem Bette, sondern im Kampfe zu sterben, war der höchste Ruhm und Wunsch. Dazu wurden auch die Knaben von frühester Jugend an gewöhnt und erzogen. Hatte der Jüngling ein gewisses Alter erreicht, so wurde er für wehrhaft erklärt und empfieng in feierlicher Versammlung die Waffen, welche er nie mehr ablegte. Erst spät, selten vor dem 30. Jahre traten die alten Deutschen in die Ehe und erwiesen ihren Frauen eine Achtung, wie man sie bei keinem an- dern Volke traf, wogegen auch die Frauen ihren Männern mit unwan- delbarer Treue anhiengen. Ihre Nahrung war einfach und naturgemäß. Fleisch und Milch bil- deten die Hauptnahrung, Bier, aus Gerste und Hafer bereitet, ihr Lieb- lingsgetränk. Wenn Krieg oder Jagd zu Ende waren, so lagen sir auf ihrer Bärenhaut und verkürzten sich die Zeit mit Trinken und Spielen, den beiden Hauptuntugenden der alten Deutschen. Das Würfelspiel be- sonders trieben sie mit solcher Leidenschaft, daß mancher seine eigene Per- son und Freiheit auf den letzten Wurf setzte, und sich dann, wenn er ver- loren, freiwillig in die Knechtschaft ergab. „Das nennen sie Treue!" setzt der Römer Tacitus hinzu. In Beziehung auf Kleidung und Bewaffnung waren sie sehr- sorgfältig. Der Schmuck der Frauen war ihr langes Haar und ihr selbst- gewobenes Linnengewand mit dem Gürtel; der Mann trug Felle wilder Thiere oder künstliche Rüstungen aus Eisen und Stahl. Die Grundzüge ihrer Religion sind in der Edda, einer Sammlung altnordischer Sagen, enthalten. Ueber dem ganzen All steht der sich selbst gleiche Schöpfer, A llfa d ur, aus welchem ein Göttergeschlecht und die Welt hervorgieng. An der Spitze des erstern steht Odin (Wodan). Beide aber, die Götter und die Welt, sind nicht ewig, sondern werden einst von Allfadur zertrümmert, worauf er eine neue Welt schaffen wird, in welcher kein Uebel mehr ist. Gegen dieses ihnen so gefährliche Volk suchten die Römer mit aller Macht die Rheingrenze zu befestigen und legten daselbst viele Castelle an. August's edler Stiefsohn Drusas drang in den Jahren 12 — 9 v. Chr. viermal in das Innere Deutschlands ein, starb aber in Folge eines Sturzes mit den: Pferd auf dem Rückzuge von der Elbe. Sein finsterer Bruder Tiberius unterwarf mehr durch Arglist als Tapferkeit den Nordwesten Deutschlands voin Rhein bis zur unteren Elbe, und es schien, als wollten sich die Deutschen das römische Joch recht gerne gefallen lassen, das ihnen der Statthalter Saturninus durch freundliche Behandlung annehmlich zu machen suchte. Als aber sein Nachfolger Quinctilius V arus sie durch Ruthen und Beile zum

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 83

1855 - Heidelberg : Winter
§. 85. Die Zeit der Miliiärherrschast von Commodus bis Konstantin. 83 Zeit die Bischöfe der Städte Rom, A n t i o ch i a, Alexandria, Ephesus Korinth, und unter oiesen besonders der von Rvm in den Vordergrund. Die Gemeinde oder Kirche als solche war nur Ein c und hieß im Gegen- satz zu den sich absondcrnden Seelen die a ll g em e in e (calholica). Denn es traten schon damals verschiedene Jrrlchrcr auf, welche entweder das Chri- stenthum mit heidnischer Philosophie vermischten (die G n o st i k e v), oder in unechter Ascetik das Heil suchten. Sie wurden aber durch die Kraft des in der Kirche noch waltenden Gottesgeistcs überwunden. 8. Die Zeit der Militärherrschaft von Commodus bis Konstantin. §.85. Mit Commodus beginnt mit den Jahren 180—305 eine Reihe meist schlechter, wenn auch kriegerischer Kaiser. Commodns"'^,r. selbst überließ die Regierung seinen Prätorianerpräfecten und trat als Herkules bei Thierhetzen und Stierkämpfen auf. Seine Grausamkeit schonte auch seine Umgebung nicht. Um daher ihrer eigenen Hinrich- tung zuvorzukommen, ließen ihn seine Bertranten durch seinen Fecht- und Ringmeister erwürgen. Nach dein würdigen Pertinax, der bald er- mordet wurde, und nach dem Didius Julianus, der den Thron von den Prätorianern erkaufte, folgte der schlaue Septimins Se- verus (107 — 211), der verschiedene glückliche Feldzüge im Orient unternahm. Er starb im Krieg gegen die Scoten zu Eboracum (Pork) in Britannien. Fast noch schlimmer als alle vorhergehenden waren Caracalla (211—217) und Heliogabal (216 — 222). Erst der treffliche Alexander Severus (222 — 235) schaffte wieder Ord- nung und sicherte die Ostgränze dadurch, daß er das parthische Reich stürzte. Er wurde aber ermordet. Nach der nur kurzen Regierung mehrerer Kaiser erlangte der kräf- tige, aber gegen das Christenthum mit Haß erfüllte D ec ins (240 — 251) den Thron. Unter ihm versuchten die Germanen, welche zu jener Zeit in vier großen Völkerbündniffen, den Allemannen, Franken, Sachsen und Gothen anstraten, einen allgemeinen Sturm auf das Römerreich, welchem der Kaiser trotz seiner Tapferkeit erlag. Hierauf trat bis 270 eine furchtbare Zerrüttung des Reiches ein. Erst Aurelian (270 —275) wurde der „Wiederhersteller des Reichs" durch die Wiederunterwerfung der abgefallenen Westtheile, durch die Zurück- treibung der Germanen über die Donau und die Besiegung der Königin Zenobia von Palmyras Er wurde aber, so wie auch sein tüchtiger Nachfolger Probns (276—282), ermordet. Divcletian endlich (284 — 305) machte sich zum unumschränkten Herrscher, leitete aber die künftige Theilung des Reichs dadurch ein, daß er zwei Mitregenten annahm. Zuletzt legte er zum Erstaunen Aller die Regierung nieder und starb zu Salona in Dalmatien. Unter ihm brach 6 *

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 84

1855 - Heidelberg : Winter
84 §. 86. Alleinherrschaft Constantin's. §. 87. Constantin's Nachfolger. die letzte Christenverfolgung aus. Nach seinem Tod entstand eine acht- zehnjährige Verwirrung, während welcher sechs, dann vier Imperatoren neben einander herrschten und sich untereinander bekriegten bis endlich 312constantin durch die Schlacht am rothen Stein bei Nom sich ii.chr.die Herrschaft über den Westtheil, und eilf Jahre nachher durch seine Siege bei Adrianopel und Chalcedou die Alleinherrschaft über das ganze Reich erkämpfte (323). 2. Wechselnde Ginigung und Th eilung der Reichs- gewalt von Constantin bis Theodosius. 1. Die Alleinherrschaft Constantin's und Sieg des Christenthnms. §. 86. Hun war auch für die Christen das Ende ihrer Leiden gekom- men; denn Constantin erhob das Christenthum zur herr- schenden Religion, gewährte zwar anfangs dem Heidenthum noch Duldung, verbot aber später dasselbe ganz. Trotz der Unlauterkeit seines Characters schützte er die Kirche auf jede Weise, wenn man auch sagen muß, daß die Verbindung derselben mit dem Staat ihr nicht blos Vor- theile, sondern auch entschiedene Nachtheile brachte. Um einen das ganze Reich erschütternden Kirchenstreit zu schlichten, veranlaßte er 325 das e rst e ökumenische Concilium, d.h. die erste allgemeine Kirchen- versammlung zu Nicäa, auf welcher der Arianismus oder die falsche Lehre des Presbyters Artus, welcher behauptete, Christus sei bloß ein Geschöpf, hauptsächlich durch die siegreiche Glaubenstrene des Athana- sius verworfen wurde. Constantin's Hauptthätigkeit aber war auf Einführung einer neuen Hof- und Staatsverfassung gerichtet, welche die Durchführung der völligen Selbstherrlichkeit zum Zweck und einen vorherrschend morgenländischen Character hatte. Er verlegte seine Residenz nach Byzanz, welches später nach ihm den Namen Co nstan- t i n o p e l erhielt. Nachdem er für das Wohl und die Sicherheit des Reiches nach Kräften gesorgt hatte, ließ er sich in seinem 65. Jahre taufen und starb 337 n. Chr. 2. Die Nachfolger Constantin's bis Theodosius. §.87. Aach langen Kämpfen zwischen seinen Söhnen vereinigte Con- sta ntius (353) wieder das ganze Reich, hatte aber alle Hände voll zu thun, um die im Osten und Westen eindriugenden Barbaren ab- zuhalten , was ihm in Gallien gegen die dort eindringenden Alemannen und Franken nur mit Hülfe seines tapfern Vetters Julianus gelang. Die christliche Kirche, in deren Inneres er herrschsüchtig ein- griff, verweltlichte unter ihm immer mehr; Glanz und Pracht, äußere

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 86

1855 - Heidelberg : Winter
86 §. 89. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung. Der betrübende Anblick des in die Kirche immer mehr eindringenden Verderbens führte viele fromme Gemüther schon damals dem Mönch- thum oder Klosterleben zu. Das Einsiedler- und Klosterleben verdankt seine Entstehung dem Anto- nius, dem Sohne angesehener und reicher Eltern in Aegypten, der sich in eine Einöde zurückzog., nachdem er sein Vermögen unter die Armen vertheilt hatte. Viele folgten dem Beispiel dieses als Heiligen verehrten Mannes und widmeten sich aus seinen Antrieb dem Gebet und der Handarbeit, so daß sich bei seinem Tode (656) gegen 3000 Einsiedler in den Einöden Aegyptens befanden. Die berühmteste Vereinigung solcher Einsiedler war die, welche Pachomius auf der Nilinsel bei Thebals stiftete. Man nannte eine solche Vereinigung Cönobium oder Monasterium; Pachomius selbst hatte den Titel Abbas (Vater, Abt). Die Glieder einer solchen Vereinigung waren nach gewissen Ordnungen eingestellt, und trieben ihre Geschäfte und Andachtsübungen nach bestimmten Regeln. Dies war der Anfang des Klo- sterlcbens oder des Mönchthums, das zuerst nur im Morgenland sich ver- breitete, im nüchterneren Abendland aber erst später auskam und dort we- sentliche Verbesserungen erhielt, so daß die Klöster jener Zeit wohltbätige Pflegestätten für die leidende Menschheit wurden; doch verband sich mit ihnen auch bald eine gewisse Werkheiligkeit, die dem geistlichen Leben nachthcilig wurde. 4. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung. §.89. Der Kaiser Theodosins theilte vor seinem Tode das Reich 393 förmlich unter seine beiden unmündigen Söhne, und von da an wurde n.cl'rhie Trennung des östlichen und westlichen Theils eine bleibende. Das oströmische Reich mit der Hauptstadt Constantinopel wurde von Ar cadrus, das weströmische mit dem Regierungssitz Ravenna von Honorius und seinem Reichsverweser Stilicho, einem Vandalen, be- herrscht. Dieser hielt die germanischen Völker mit starker Hand noch von der Gränze zurück; aber nach seinem Sturz und Tod überflutheten die Westgothen unter ihrem König A l a r i ch Italien, erstürmten und plünderten die Stadt Rom im Jahre 410. Nach Alarichs gewaltsamem Tod zogen sie unter seinem Nachfolger Athaulf nach Gallien und von dort nach Spanien, wo sie das westgt'thische Neich gründeten, 419das nachher von der Garonne bis Lusitanien reichte und Tolosa (Toulouse) zur Hauptstadt bekam. Zuvor schon hatten sich andere germanische Stämme, Sueven, Ala- nen, Vandalen, nach Spanien gewendet und dort sich niedergelassen. Die Vandalen wurden von dem Statthalter Bonifacius in Afrika gegen die Kaiserin Placidia zu Hilfe gerufen, zogen unter ihrem König Gei- ser ich in wilden Schaaren nach Afrika hinüber, setzten sich im Lande 429 fest und gründeten das vnndalische Neich.

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 87

1855 - Heidelberg : Winter
87 §. 90.. Stiftung germanischer Reiche im Westen. Eine andere Schaar germanischer Völker, Angeln und Sachsen, zogen unter Hengist und Horst dem brittischen Könige Vortigern gegen die Picten zu Hilfe und legten den Grund zu den nachmaligen sieben angelsächsischen Königreichen. Unterdessen hatte Attila die in Südrußland nomadisch lebenden Hnn- nenstämme alle unter sein Scepter vereinigt und das große Hunnenreich gegründet. Er schlug die Heere des oströmischen Kaisers Theodo-444 sius Ii., wendete sich dann nach Westen und drang in Gallien ein? Dort aber wurde die „Gottesgeißel" von den Weströmern und Westgothen 451 in der Hunnenschlacht auf den catalauni sch en Feldern (bei Chalons an der Marne) gänzlich geschlagen, so daß er nach Panno- nien zurückgieng. Nach einem neuen Einfall in Italien, der durch die Flucht der Veneter die Gründung der nachmaligen Republik Venedig herbeiführte, starb Attila plötzlich und sein Reich zerfiel. Ii. Das Mittelalter. I. Untergang des weströmischen Reichs und Sieg des Germanenthums. Dtttmar's hiftor. Atlas. Taf. Viii. vergl. mit Vii. 1. Stiftung germanischer Reiche im Westen. §. 90. Nachdem Rom und Italien noch mehrere Jahre unter den Plün- derungszügen verschiedener Barbarenvölker gelitten hatte, stieß endlich Odoaker, der Anführer der deutschen Soldtruppen im Jahr 476 den jungen Kaiser Romulus Momyllus (Augustulus) vom Thron. Nach dem Tode des Gegenkaisers Julius Nepos machte er sich zum Herrn von Italien, welches er als deutscher Heerkönig und römischer Patricins mit Verstand und Mäßigung beherrschte. Um dieselbe Zeit unterwarf Chlodwig, König eines fränkischen Stammes in Belgien, nach Besiegung des letzten fränkisch-gallischen Statthalters mit List und Gewalt die übrigen fränkischen Stämme seinem Scepter, und gründete so das fränkische Reich, 486 das er durch seine Siege über die Allemannen bei Zülpich (496), über die Burgunder bei Dijon (501)^ und über die Westgothen bei Vougle (507) bedeutend erweiterte. Chlodwig, zuvor noch Heide, gelobte im Gedänge der Schlacht bei Zülpich Christ zu werden und ließ sich nach dem Siege mit 3000 Franken taufen, ohne sich jedoch durch das Christenthum innerlich umwandeln zu las- sen , denn er war nach wie vor ein Mensch voll Hinterlist und Grausamkeit, der zwei seiner Verwandten mit eigener Hand tödtete, die andern aber um-

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 88

1855 - Heidelberg : Winter
88 §. 91. Lehensverfassung, Literatur und Kirche. bringen ließ, um sich die Alleinherrschaft in allen fränkischen Landen zu ver- schaffen. Während der Stiftung des Frankenreichs war der hochbegabte O st- gothenkönig Thevdorich mit seinem ganzen Volk ans Ungarn auft gebrochen und nach Italien gezogen, hatte dort Odoakers Herrschaft 490vernichtet und das ostgothische Reich gegründet, in welchem er wäh- rend seiner 33jährigen Regierung bemüht war, Ruhe, Ordnung und Wohlstand zu fördern. Das Reich Theodor ich s des Großen umfaßte außer Italien und Si- cilien noch den größten Theil der Länder zwischen den Alpen und der Donau, sowie Istrien und Dalmatien, und wurde von ihm mit großer Weisheit und Mäßigung regiert. Theodorich bildete sein Heer nur aus Gothen und hielt es beständig in Lagern; Handel und Gewerbe überließ er den Römern. Er war ein Regent, den alle Fürsten seines Zeitalters mit Hochachtung betrachte- ten und auf dessen weisen Rath sie gerne hörten. Nur am Ende seines Le- bens, als der Religionshaß der Römer gegen ihn, den Arianer, erwachte, ließ er sich von der Bahn der Besonnenheit abbringen, und verurtheilte zwei edle gebildete Römer, Boethins und Symmachus, unschuldig zum Tode. 2. Lehensverfassung, Literatur und Kirche. §.91. Dn den von den Germanen eroberten Ländern bildete sich in dieser Zeit die Lehensverfassung und Rechtspflege aus. Der König behielt nämlich einen Theil des eroberten Landes für sich, einen Theil ließ er den seitherigen Bewohnern und einen Theil vertheilte er unter sein Gefolge als Eigenthum (Allod). Dafür hatte jeder Allodbesitzer auch fernerhin die Pflicht, in den Heerbann mitzuziehen. Um nun aber die somit unabhängiger gewordenen Gefolgsglieder wieder mehr an sich zu fesseln, gab der König an Einzelne nach Verdienst oder Gunst Theile seiner königlichen Güter zu lebenslänglichem Genuß. Ein solches Gut hieß L e h n s g u t oder F e o d, (Feudum) und die damit Belehnten, welche dem Herrn stets zu treuem Dienste gewärtig sein mußten, nannte man Leudes (Vasallen, Dienstmannen). Ver- säumte einer derselben seine Pflicht, so zog der Lehnsherr sein Gut wieder zurück. Auch entstanden damals schon die ersten schriftlichen Aufzeichnungen für die Rechtspflege bei verschiedenen germanischen Völkern, z. B. bei den Fran- ken, Allemannen, Bayern re. Aus jedes Vergehen war Geldbuße gesetzt, nur auf Feigheit und Landesverrath der Tod. Konnte kein Beweis geführt wer- den , so wurde auf einen Eid, bei schwereren Fällen auf ein Gottesurtheil oder Ordal (Zweikampf, Wasser- und Feuerprobe re.) erkannt. In Beziehung auf das Ch riftenthum erhielt im Abendlande das allgemeine (katholische) Bekenntniß die Oberhand, feit die Franken das- selbe angenommen hatten. Der Arianismus aber fand mit allen Völkern, welche ihm bleibend anhiengen, den Untergang. Unter den Schriftstellern auf kirchlichem Gebiet ist aus jener Zeit derkirchen- vatera ugustinus (354—430), Bischof von Hippo in Afrika, zu nennen.

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 89

1855 - Heidelberg : Winter
89 §t 92. Das oströmische Reich. 3. Das oströmische Reich und seine Kämpfe im Westen. §.92. In dem oströmischen Reiche regierten von Theodosius an meist schwache Kaiser, welche dasselbe kaum gegen die andringenden Grenzvölker zu schützen vermocbten, und unter welchen in dem Reiche selbst durch beständige theologische Streitigkeiten, an denen sie Antheil nah- men, die größte Verwirrung einriß. Erst der strenge und verständige Justins, schuf wieder mehr Ord- nung, und unter der Glanzregiernng Juftènian s l (527 — 565) kam das Reich nochmals zu bedeutendem Aufschwung. Er verbesserte das Rechtswesen durch eine Sammlung der Gesetze (Codex Justinianeus), schuf Ruhe im Innern durch die Vernichtung der Parteien des Cirrus, legte an der Donau viele Festungen an zur Abwehr der nördlichen Völker und trieb durch seinen Feldherrn Bielisar auch den neupersischen König Kosrul., genannt Nushirvan, in seine Gränzen zurück. Ebenderselbe Be- li s a r zog alsdann auf Jnstinian's Befehl mit einem Heere nach Afrika, schlug den Vandalenkönig Ge lim er, machte seinem Reich ein Ende 534 und unterwarf dasselbe wieder dem griechischen Kaiserthnm. Zu dem- selben Zwecke wurde der ruhmgekrönte Feldherr nach Italien gesandt, wo im ostgothischen Reiche große Unordnung eingerissen war. Belisar eroberte den größten Theil von Italien mit Rom und Ravenna, wurde aber deßungeachtet vom Kaiser abberufen und gegen die Perser gesandt. Darauf entrissen die Gothen unter Totilas den Byzantinern wieder fast ganz Italien, bis Belisar abermals nach Italien abgeschickt wurde und Rom wieder einnahm. Weil er aber ohne Unterstützung gelassen wurde, bat er selber um seine Entlassung. Sein Nachfolger Narses, der mit deutschen Miethtruppen über Jllyrien nach Italien zog, schlug die Gothen bei Tagenä in Etru- rien , wo Totilas den Heldentod fand, nahm dann Rom ein und rückte 555 nach Unteritalien. Dort errang er den Sieg bei Nocèra über den letzten Gothenkönig Tejas und führte so den Untergang des ost- gothischen Reichs herbei. Italien wurde ein byzantinisches Exar- chat, welches Narses 14 Jahre lang verwaltete. Weil er abgesetzt wurde, soll er aus Rache die Longobarden, die damals in Panno- nien saßen, herbeigerufen haben. Sie kamen unter ihrem König A lb oi n, 568 der Italien bis zur Tiber eroberte und das longo bardische Reich in Oberitalien mit der Hauptstadt Pavia gründete. Als Alboin von seiner Gemahlin Rosaniunde aus Rache ermordet wurde, trat große Verwirrung ein, bis (584) der neugewählte König A ut h aris wieder Ordnung schuf. Die Longobarden aber traten unter der Ne- gierung seiner Gemahlin Theodelinde, der Tochter des Herzogs

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 93

1855 - Heidelberg : Winter
93 §. 97. Karl der Große. in nähere Verbindung setzte, legte er den Grund zur späteren kirchlichen und politischen Einheit Deutschlands. 2. Karl der Große. 8-97. Uach Pipins Tod (768) regierten seine beiden Söhne Karl und Karlmann, und als der letztere starb, wurde Karl der Große All ein Herr der Franken, ein gewaltiger Geist, besonnen und ernst, fest und durchgreifend, dabei mild und fromm, umsichtig und tapfer. Dreißig Jahre lang hatte dieser eifrige Beförderer des Christen- thums mit den Sachsen, welche beständige Einfälle ins Frankenland machten und dem Heidenthum noch mit aller Macht anhiengen, einen eigentlichen Religionskrieg zu führen. Erst im Jahr 803 kam es zu einem bleibenden Frieden, worauf sie nach dem Vorgang ihres Herzogs Wit- tekind sich allgemein zur Annahme des Christenthums bequemten. Während dieses Kriegs besiegte Karl auch den Lombardenkönig De- siderius und setzte sich die Krone desselben auf. Auch die Araber in Spanien mußten (778) sein gewaltiges Schwert fühlen und ihm das Land bis zum Ebro abtreten, das den Namen spanische Mark erhielt. Ebenso schlug er das Herzogthum Bayern zu seinem Reich, unterwarf die Slaven an der Elbe, züchtigte die räuberischen Norman- nen und vereinigte das Land der Avaren zwischen der Donau und Theiß als Ostmark (Oesterreich) mit dem fränkischen Reiche. So gebot nun der große Karl vom Ebro bis zur Raab und Elbe von der Eider bis zum Ofanto (in Unteritalien). In allen Ländern schaffte er die Herzoge ab und setzte Grafen ein, deren Verwaltung jährlich durch königliche Sendboten untersucht wurde. Sämmtliche großen Vasallen versammelten sich jedes Jahr zum Reichstag (zuerst Märzfeld dann Maifeld, genannt), auf welchem alle öffentlichen weltlichen und geistlichen Angelegenheiten verhandelt wurden. Mit besonderer Sorgfalt nahm er sich der Kirche an, stiftete Bisthü- mer und Schulen zur Bildung und Hebung des geistlichen Standes und zog aus allen Ländern gelehrte und fromme Männer an seinen Hof, unter welchen Alcuin, sein Freund und Rathgeber, Eginhardt, sein Lebens- beschreiber, Peter von Pisa, Paul Warnefried und Angil- bert besonders hervortreten. Auch die Ausbildung der deutschen Sprache lag ihm sehr am Herzen, weshalb er spät noch schreiben lernte: er gab den Winden und Monaten deutsche Namen und ließ die alten Sagenlieder sam- meln. — Eben so unermüdet nahm er sich der äußeren Wohlfahrt seines Reiches an und suchte z. B. durch Musterwirthschaften auf seinen könig- lichen Mayerhofen den Landbau zu heben. Weil nun Karl der Große über den größten Theil des ehemaligen weströmischen Reiches gebot, so krönte ihn der Papst Leo I». zu Rom in der Peterskirche zum römischen Kaiser am Weihnachtsfest d. J-800

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 85

1855 - Heidelberg : Winter
§ 88. Literatur und praktisches Chrisienthum. 85 Form verdrängte die Einfalt und Demuth, die innere Kraft und Lau- terkeit des christlichen Lebens. Ihm folgte der obengenannte Julian (361 — 363), welcher den Zunamen Apostata, der Abtrünnige, erhielt, weil der sonst geistvolle und sittenstrenge, aber leidenschaftliche und eitle Mann das Heidenthum wieder zu beleben und an die Stelle des Christen- thums zu fetzen suchte. Aber „die Wolke" mußte bald der Sonne des Christenthums weichen; Julian fiel im Kampfe gegen die Perser, worauf das Christenthum wieder in seine Rechte eingesetzt wurde. Sein zweiter Nachfolger war Val entintan I., der im Westen die Regierung übernahm, und seinem Bruder Valens den Osten überließ. Valens begünstigte den Arianismus und gab demselben auch bei den Gothen das Uebergewicht, von denen schon ein Theil von dem Bischof Ulphilas durch feine Uebersetzung der Evangelien in die gothifche Sprache für das Christenthum gewonnen worden war. Unter Kaiser Valens begann auch die Völkerwanderung im Jahre 373 jene gewaltige Strömung der Völker, welche in etwa hundertjährigem" Ehr. Lauf die gauze Gestalt der alteu römischen Welt nmwandelte. Der Sturm gieng von den Hunnen aus, einem unedlen Zweig des No- madenstammes der Türken, die, wild und schrecklich von Sitten und An- sehen, vom kaspischen Meere her sich auf die Alanen, mit diesen auf die Ostg oth en und dann auf die Westgothen warfen. Von diesen letztern wendete sich der heidnisch gebliebene Theil in die Karpathen, die meisten christ- lichen aber zogen in das thrazische Gebiet, wo sie jedoch schmählich behandelt wurden. Dafür rächten sie sich und schlugen die Römer in der Schlacht bei Adrianopel (378), in der Kaiser Valens das Leben verlor. Erst Theodosius der Große (378 — 395) wußte die Gotheu durch Heerverträge zu ruhigem Wohueu in den römischen Donau-Provinzen zu bringen. Er besiegte hauptsächlich mit ihrer Hülfe zwei Thronufurpa- toreu im Westen, und vereinigte so noch einmal das ganze römische Reich unter Einem Scepter. 3. Stand der Literatur und des practischcn Christenthums. §.88. Die heidnische Poesie brachte nur noch geschmacklose Lob- gedichte auf vornehme Personen zu Tag, während schon in dieser Zeit christliche Hymnologen die heilige Dichtkunst anbauten. Unter den christlichen Geschichtschreibern steht Eusebius oben an. Von den griechischen Kirchenschriftstcllern sind anzuführen: Eusebius, Athanasius, der Verfasser des nicänischen Glaubensbekenntnisses, Ba- silius der Große, Gregor von N az ia n z, Gr e g o r von N i ssa, fer- ner C yr il l u s, Johannes Ch rysostomus; von den lateinischen beson- ders Ambrosius, der Verfasser des ambrosianischen Lobgcsangs und Hieronymus, der die Vulgata fertigte, d. h. die Uebersetzung der heil. Schrift in die lateinische Sprache.
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TM Hauptwörter (200)200

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