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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 35

1883 - Hannover : Helwing
Otto I. 35 Adelheid verlebte, wie die Sage erzählt, in einem grauenhaften Kerker, von einer einzigen Magd bedient, vier bange Monate ihres Lebens. Den abscheulichsten Mißhandlungen war sie ausgesetzt; man raufte ihr das Haar aus und bejchimpfte sie mit Schlägen. Da gelang es" ihr, zu entfliehen. Mit Hülfe ihrer Dienerin und eines treuen Priesters grub sie unter der Erde einen Gang, der aus dem Turme ins Freie führte; auf diesem Wege entkam die Königin. Den Tag über verbarg sie sich in Kornfeldern, bei Nacht wurde die Flucht fortgesetzt. So gelangte sie nach dem festen Schloße Canossa, westlich von Modena. Der fromme Priester Martin aber machte sich auf nach Deutschland zum Kaiser Otto mit einem Schreiben Adelheids, in welchem sie ihn um Schutz anrief. Otto, der feit 5 Jahren Witwer war, eilte mit einem Heere nach Pavia. Von hier aus sandte er vertraute Männer mit reichen Geschenken als Boten zu der Königin, die für ihn um Adelheids Hand werben sollten. Freudig willigte sie ein, und bald ward zu Pavia die glänzende Hochzeit gefeiert. 6. Kampf gegen die Söhne. Aber der neue Glanz war nicht ohne trüben Schatten. Mißmutig und unzufrieden entfernte sich der älteste Sohn Ottos, der Schwabenherzog Ludolf. Er fürchtete, daß nachmals ein begünstigter Sohn der Stiefmutter ihn, den ältesten, vom Throne ausschließen werde, zu dem er bereits bestimmt war. Auch mit seinem Oheim Heinrich war er verfeindet; denn dieser hatte Ludolf einst verspottet, als derselbe gegen Berengar unglücklich gekämpft hatte. Und gerade Heinrich wurde von Otto aufs höchste geehrt. Zu Ludolf gesellte sich der Erzbischoffriedrich von Mainz. Ihm und seiner schlechten Unterhandlung beim Papste gab Otto die Schuld, daß er nicht gleich die Kaiserkrone erhalten hatte. Otto kehrte nach Deutschland heim und ließ seinen Schwiegersohn, Herzog Konrad von Lothringen, zur Unterwerfung Berengars zurück. Diesem verbürgte Konrad eine ehrenvolle Ausnahme beim Kaiser. Als Otto aber den bisherigen Feind zu Magdeburg streng und verächtlich behandelte, fühlte Konrad sein gegebenes Wort verletzt und gesellte sich zu den Empörern. Am meisten tobte der Streit um die Stadt Mainz, die Otto und Heinrich ver- geblich belagerten. Der König ließ feine Söhne zu ihrer Rechtfertigung vor sich bitten. Sie ver- sicherten ihm feierlich, daß sie nur gegen ihren Oheim stritten, gegen den sie gerechte Ursache hätten. Da wandte sich Heinrich gegen Ludolf und sprach: „Nicht so viel" — er nahm dabei einen Halm von der Erde — „sollst du mir von meiner Macht entziehen. Aber was erhebst du dich gegen deinen Vater, warum führst du deine Scharen nicht gegen mich? Hast du Kopf und Herz auf der rechten Stelle, so laß deinen Zorn an mir aus. Ich wahrlich fürchte mich nicht vor dir!" Auf solche Rede antwortete der Jüngling nichts, sondern wandte den Rücken, und Konrad folgte ihm. Da nahm Brun, Ottos Bruder und Erzbischof von Köln, feinen Neffen bei- leite und sprach unter anderm: „Siehst du nicht, wie das ehrsurchtgebietende Haupt deines Vaters um deinetwillen ergraut? Du versündigst dich gegen Gott, wenn du den Vater nicht ehrst. Er wird dir verzeihen, wird bald auch deinen Genossen vergeben, wie heftig er auch jetzt noch ihnen zürnt. Irrtum und nicht Verbrechen wird er ihr Vergehen nennen, wenn er dich nur wieder sein nennt, den er mehr liebt als sich selbst." Aber dennoch kehrten die beiden zum Kampfe nach Mainz zurück. Da setzte Otto beide Herzöge ab, 952. Lothringen gab er seinem Bruder Brun, der sich fast scheute, Erzbischof und Herzog zugleich zu sein; Otto aber sprach: „Fürchte dich nicht, wir sind nicht hülflos, nur muffen wir uns selbst nicht verlassen." Da stürzte ihm Brun unter Thränen in die Arme und nahm das hohe Amt an. Konrad wurde von 3*

2. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 11

1892 - Breslau : Hirt
Meder und Perser. 11 1). Religion. Meder und Perser verehrten Sonne, Mond und Sterne, sowie das Feuer. Es gab nach ihrer Meinung einen guten Gott, den Beherrscher des Lichtreiches, der Himmel und Erde geschaffen, dem die guten Geister dienten, und einen bösen Gott, den Herrn der Finsternis und den Urheber alles Bösen, dem die bösen Geister dienten. Zwischen beiden bestand ein fortwährender Kampf; wer dereinst in das Lichtreich kommen wollte, mußte sich schon auf Erden an diesem Kampfe beteiligen, das Böse unterdrücken, das Gute befördern, Gärten, Haine und Quellen pflegen. c. Geschichte der Meder. In alten Zeiten waren Meder und Perser den Assyrern unterworfen; dann machten sich die Meder frei und unterwarfen die Perser. Auf kurze Zeit wurden sie das mächtigste Volk Asiens; ihre Könige erbauten sich eine große Hauptstadt, Ekbatana. Die Köuigsburg war mit sieben Mauern umgeben, die nach innen immer höher wurden; die Wände des Palastes waren aus Cedernholz und mit Goldblechen behängen, das Dach hatte silberne Ziegel. Doch die Herrschaft der Meder währte nicht lange, schon unter ihrem zweiten Könige, Astyages, wurden sie Unterthanen der Perser. Astyages, so erzählt die <->age, träumte einst, aus dem Schoße seiner Tochter Mandane wachse ein Baum, der ganz Asien überschatte. Die Magier-erklärten auf Befragen: seine Tochter werde einen Sohn bekommen, der gan; Asien erobern und auch ihn entthronen werde. Um dies zu verhüten, verheiratete er seine Tochter an einen Perser; denn diese waren wenig angesehen. Als Mandane einen Sohn gebar, übergab Astyages das Kind seinem Diener Harpagns mit dem Aufträge, es zu töten. Dieser mochte aber die Mordthat nicht selbst begehen, sondern gab das Kind einem Hirten, der es im Gebirge aussetzen sollte. Der Hirt aber ließ sich durch die Bitte seiner Frau bewegen, das Kind als sein eigenes zu erziehen. Der Gerettete wurde Cyrus genannt und wuchs zu einem kräftigen Knaben heran. Als er einst im Spiel mit anderen Knaben zum Könige gewählt war und den Sohn eines vornehmen Persers züchtigen ließ, wurde er von dem Vater desselben verklagt und vor Astyages geführt. Diesem sielen der Mut, die klugen Antworten und die Ähnlichkeit des Knaben mit seiner Tochter ans. Durch Drohungen brachte erden Hirten zum Geständnis und erkannte nun in Cyrus seinen eigenen Enkel. Den Harpagns bestrafte er dadurch, daß er ihm dessen eigenen Sohn als Braten vorfetzen ließ; Cyrns behielt er bei sich. Als dieser ein Mann geworden und als Statthalter nach Persien geschickt war, beschloß Harpagns, sich an Astyages zu rächen. Zunächst überredete er die vornehmen Meder, es sei besser, den Cyrns au des Astyages Stelle zum Könige zu machen. Durch Geschenke gewann er den Cyrus und schloß eilten Bund mit ihm zur Entthronung des Astyages. Cyrns stellte sich an die Spitze der Perser, welche die Herrschaft der Meder nur unwillig trugen; er besiegte das Heer der Meder, eroberte Ekbatana und nahm Astyages selbst gefangen, behandelte ihn aber milde. Darauf brachte er alle Völker östlich vom H^lys teils mit Güte, teils mit Gewalt zur Unterwerfung. Durch diese Fort- 558 v. Chr.

3. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 102

1892 - Breslau : Hirt
102 Das Mittelalter. Weihrauch, Zuckerrohr, Kaffee, Feigen, Datteln, Weizen und viele andere nützliche Pflanzen. | Die Wüstenbewohner oder Beduinen führen ein wanderndes Hirtenleben voll Einfachheit und Mäßigkeit; ihr Reichtum besteht m edlen Pferden und Kamelen, ohne welche sie die Wüste garnicht bewohnen könnten.! An der Küste liegen auch Städte und Dörfer deren Bewohner lebhaften Handel treiben und nicht selten reich und dem Wohlleben ergeben sind. Die Araber sind ein begabtes Volk; in ihrem hagern, kräftigen Körper wohnt ein mutiger, lebhafter Geist. Sie besitzen große Freiheits-üebe und Anhänglichkeit an den väterlichen Stamm, halten fest an dem gegebenen Worte und üben edle Gastfreundschaft; daneben sind sie aber auch blutdürstig und raubgierig, und die Blutrache vererbt bei ihnen von Geschlecht zu Geschlecht. Die Dichtkunst wird von allen Arabern hochgeschätzt und von den meisten gepflegt. Den wahren, in der Bibel geoffenbarten Gott kannten sie nicht, sondern sie verehrten die Sterne; ihr größtes Heiligtum war die Kaaba zu Mekka, ein Tempel, in dessen Außenmauer sich ein schwarzer Stein befindet, der vom Himmel gefallen sein soll und deswegen von den Arabern für heilig gehalten wird: feine Oberfläche ist durch ihre vielen Küsse schon ganz ausgehöhlt. Die Kaaba soll schon von Adam erbaut und nach der Sündflut von Abraham wieder aufgerichtet sein. Neben derselben entspringt eine Quelle, mit deren Wasser Hagar ihren Sohn Jsmael (1. Mos. 21, 19) vor dem Verschmachten gerettet haben soll; diesen verehren die Araber als ihren Stammvater. Jn,der Kaaba hatte jeder Stamm seinem besondern Götzen eine Bildsäule errichtet; dorthin fanden alljährlich große Wallfahrten statt, und in dieser Zeit ruhte der Krieg, friedlich nahmen Freund und Feind an den heiligen Handlungen teil. — Außer den Heiden gab es in Arabien auch Juden und Christen. v. Mohammed stiftet eine neue Religion. In diesem Lande und unter diesem Volke wurde um 570 zu Mekka Mohammed geboren, der Stifter einer neuen Religion. Sein Baker, ein armer Handelsmann, war schon vor der Geburt des Kindes gestorben; schon im siebenten Jahre verlor er auch seine Mutter und war nun ganz auf die Liebe seines Großvaters und seines Oheims angewiesen. Da aber auch diese unbemittelt waren, mußte der Knabe sein Brot selber erwerben helfen und sogar für andere Leute die Schafe hüten. Später trat er in den Dienst einer reichen Kaufmannswitwe, machte für sie mehrere größere Reisen und erwarb sich so sehr das Wohlgefallen seiner Herrin, daß sie sich mit ihm vermählte. Aber obwohl Mohammed dadurch ein äußerlich glückliches Leben erlangte, sah man ihn oft schwermütig einhergehen; ihn quälte die bange Frage: „Was muß ich thun, daß ich selig werde?" Christen hatten ihm von dem einen wahren Gotte und von dem jüngsten Gerichte erzählt; daß der Götzendienst seiner Landsleute Sünde sei, glaubte er fest; aber auch die jüdische und die christliche Lehre befriedigten ihn nicht. Denn beide kannte er nur sehr unvollkommen; dazu waren die

4. Bd. 3 - S. 14

1793 - Hannover : Helwing
Dk Weltgeschkchte- J4 in Angst; ihre Nachte waren unruhig und schlaflos, und ihre Tage voll Last und Mühe. Und als nun wirklich der Augenblick sich näherte, da der junge Mensch aus dem mütterlichen Schooße hervorgehen sollte, da folterten unaussprechliche Schmerzen und Zuckungen ihren Körper. Sie gebar, und der Eeöohxne war ein Sohn, der den Namen Cllm bckmm Ihr Entzücken war unaussprech- lich, aber ihre Leiden waren es auch. Von Schmerzen abgemattet und an Kräften erschöpft, . mußte sie gleich- wohl dem jungen Menschen Labung aus ihren eigenen Brüsten, Pflege mit eigenen Hanhen, Ruhe mit Auf- opferung ihrer eigenen Bequemlichkeit geben. Und dies, lieben Kinder, ist nun auch das Loos fast aller menschli- chen Mütter. Auch die Eurigen haben Euch mit manchen bangen Seufzern unter ihren Herzen getragen; haben Euch unter unaussprechlichen Schmerzen gebohren; haben Euch mit großer Beschwerlichkeit gepflegt; haben Euch oft blu- tige mit brennenden Geschwüren befallene Brüste gereicht; haben Euch bey Euren Krankheiten, bey Eurer Zahn-Ar- beit, bey Euren Blattern mit unnennbarer Zärtlichkeit Eure Leiden zu versüßen gesucht, und eigene Leiden, ei- gene Schmerzen nicht geachtet; haben, wie Ihr noch Pflege von ihnen genösset, auch Eure jungem Geschwister mit vervielfachten Sorgen, Lasten und Beschwerlichkeiten ernährt und beschützt. O, daß Jhrs hier fühltet , meine lieben Kinder, welche Sorgen, Lasten, Leiden und Schmerzen Ihr Euren Müttern gemacht habet, es fühl- tet, und mit verdoppelter Liebe, und mit Dank und Hoch- achtung erkenntet! ^ Eva gebahr den zweyten Sohn Abel. Sie hatte schon alle Mutterschmerzen langst vergessen, und hofte nun mit ihrem Manne Dienstleistungen und Pflege von ih- ren Kindern. Aber ein neues Leiden, ein von solchen Eltern nie geahndeter Jammer kam über sie. Cluu, ein rm-

5. Bd. 3 - S. 15

1793 - Hannover : Helwing
Begebenheiten vor Christi Geburt. i$ ueidifcher Bösewicht, erschlug den Abet, seinen Bruder, weil dieser dem Schöpfer ein angenehmeres Opfer gebracht hatte, als er selbst. Wer kann den Jammer beschreiben, den die Eltern jetzt fühlten! Noch hatten sie nicht ge- wußt, was Tiod heißt, und jetzt mußte ihr eigener Sohn durch einen Brudermord ihnen dies grausenvolle Schauspiel geben. Der Unmensch nahm die Flucht, und seine El- tern waren nun kinderlos. Bey alle diesem Jammer leb- ten sie doch noch lange, und bekamen noch mehrere Söhne und Töchter, von welchen uns aber nur ein Sohn, Na- mens Seth, bekannt ist. Endlich nach einem langen Leben, das 930 Jabre gedauert hatte, starb Adam, der erste Mensch. Seine Kinder, Enkel und Urenkel, alle seine Nachkommen erbten mit seinem Blute auch seine Schuld. Auch sie mußten ein mühvolles Leben führen; auch auf sie warteten Krankheit, Elend und Tod. Weil jedoch das Ebenbild Gottes nicht ganz verlierbar ist, son- dern weil sich der Mensch durch den richtigen Gebrauch seines Verstandes und durch ein frommes und heiliges Herz fast völlig wieder zu dem Glücke emporhebcn kann, das Adam verloren hat; so gab es auch schon unter Adams Enkeln manche, die glücklicher wurden. Gott selbst hatte den trostlosen Gefallenen ein Mittel geschenkt, welches ihr Herz durch die Erinnerung an einen künftigen Befreyer von ihren verwürkten Strafen tnit Trost und Beruhigung erfüllte, und sie zur Ausübung dev Tugend wieder empor hob, nemlich das Opfer. Wirklich mach- ten sich einige frühere Nachkommen Adams durch Fröm- migkeit und Lugend die Mühseligkeiten dieses Lebens un- schädlich, und unter diesen ist besonders Henoch be- gannt, weswegen ihn Gott auch früh in den Himmel nahm. Andere suchten sich durch Scharfsinn, Erfind- samkeit und durch Künste und Wissenschaften die Beschwer- lichkeiten ihres Schicksals zu erleichtern. So baute sich

6. Bd. 3 - S. 16

1793 - Hannover : Helwing
il Die Wkltgefchichter schon Cakn, dieser Brudermörder, den Gott, um ihn z« bessern, vor einem gewaltsamen Tode geschützt, oder, wie die heilige Schrift redet, dem er ein Zeichen gemacht hatte, einen Wohnort von mehreren festen Hütten an, b. i. er baute eine Stüdt, die er nach dem Namen ser» n § Sohnes Hanoch nannte. Sein Nachkömmling im sechsten Glieds, Judal, verfertigte sich aus Schilf Mo- ten, und aus den Gedärmen gefchlachteter Thrcre ein mit Saiten bezogenes Instrument: er erfand also die Musik, und gab mit dieser Kunst den Menschen ein Mittel in die Hand, nach übcrstandcncn Mühseligkelten und Sorgen des Tagcs sich in sanfte Empfindungen einzuwiegen. Ein Bruder von ihm, Tubal, der schon längst die gewalti- gen Wirkungen des Feuers kannte, erfand die Kunst, Me- talle zu schmelzen, zu hämmern und zu formen, und machte sich zur Erleichterung seiner beschwerliche Ackerbau- geschäfte allerhand nützliche Gerathe, d. i. er erfand die Schmiedekunst. Der größte Theil des Menschengeschlechts kömmt durch eine Fluch um. Obgleich Adam ein Alter von 932 Jahren erreichte, und also für sehr viele seiner Nachkommen ein Prediger der Tugend seyn konnte, so nahm doch unter seinen spä- teren Nachkommen das Lüfter überhand. Die Menschen vergaßen ihrer hohen Abkunft, und hörten nicht auf die wundervollen Erzählungen Adams und Heuochs und auf ihre weisen Lehren. Einige formten sich Götzen, und schlachteten diesen todttn Holzklumpen Opfer; andere spotteten ganz über alle Religion; noch andere gebrauch- ten ihre Größe und Stärke, um Menschen zu unterjochen und zu Sclaven zu machen. Selbst die Familien der Frommen wurden von den Greueln der Gottlosen dadurch angesteckt, daß Söhne der wahren Gottcöverehrcr die

7. Bd. 3 - S. 90

1793 - Hannover : Helwing
90 Die Weltgeschichte das Schrecken, das diestr Carthager um sich der verbrei- tete, war so groß, daß man mit dem Namen Hünnüvck in Rom die Kinder stille Zu machen pflegte, so wie manche alberne Wärterin bcy uns mit dem Namen Nickis um sich wirft, wenn sie Kindern Angst machen will. Die allerfürchterlichste Schlackt war die bey Cannü in Cala- brien. Sie qeschab am 8. Jul. 5734. Es blieben darr» die beydcn cowmandirenden römischen Consuls, 23 Her- ten , die schon Consuls gewesen waren, 8s Senatoren, 2700 römische Ritter und 40000 S ldaten auf dem Platze. Non aber beaienq der Sieger eimn Fehler: er hatte gleich auf Rom gehen müssen, welches er aber nicht that. Im Gegentherl li^ß er den Römern Zeit, sich zu erholen: b> im sie brachten jetzt wieder ein Heer zusam- men, und tr ^.en ein.in gewissen Herrn, ,vatiu$ faem, Mus , das Cemmardo auf. Dieser ermüdete d'n Hanni- bal durch bloße Marsche, ohne sich mit ihm cinzulassen; und ein anderer General, Marcellus, schlug ihn in einer Schlacht. Nun sassn die Römer, daß Hannibal nicht unüberwindlich war, und der carthagrsche Held erlitt ein Unglück über, das andere. Und als die Cartbager ihn Mangel an Geld und Truppen leiden ließen, schlug ihn ein sehr tapferer Römer, Namens Sclpio, ganz aus Ita.icn. Nun kam cs zum Frieden, in welchem die Car- thagcr ^ ' die schimpflichste Werse gedemüthrgt wurden. Hannfdtu "nte diese Schmach Nicht ertragen, er ver- ließ sein Vater, d und wondcrte von einem König zum andern, um den R mcrn Feinde zu erwecken. Auf dieser Wanderschaft kam er auch durch Ephesus. Hier wollten ihm seine Freunde ein Vergnügen machen, und schlugen ihm daher vor, dem öffentlichen Unterricht eines dasigen berühmten Gelehrten, Namens Phormio, auf eine Stunde bcyzuwohnen.. Hannibal ließ sich den Vorschlag vjcfiüun; man meldete dem Phormio dre Absicht, und der der

8. Bd. 3 - S. 214

1793 - Hannover : Helwing
214 Die Weltgeschichte. Parthey der Welfen, die von Welf, Stammvater den mütterlichen Vorfahren des Hauses Braunschweig - Lüneburg den Namen hatte, und in Bayern und Italien große Güter besaß, machte die sächsische Parthey aus, die Gtdcllinen aber, die von einem schwäbischen Gute Weidlingen den Namen führten, gehörten zur Parthey des Kaisers. Herzog Heinrich starb während dieses Streites; allein sein Bruder W^lf setzte den Krieg fort. Emst hatte dieser sich mit dem Kern seines Heeres in die Festung Weinsberg geworfen. Der Kaiser unternahm eine Belagerung, und ängstigte den Herzog so sehr, daß dieser sich nicht anders retten zu können glaubte, als durch einen muthigen Ausfall. Da er aber hiebey seine besten Leute verlohr, so mußte er sich aufgnade und Ungnade ergeben. Conrad bewilligte dem sämmtlichm Frauenzimmer einen freyen Abzug, mit der hinzugefügtm Srlaubniß, daß jede von ihren Habseligkeiten so viel mitnehmen solle, als sie tragen könne. Das Thor öfnete sich, und die Sieger standen in Reihen, in der vollen Erwartung, einen Zug von Weibern zu sehen, wovon jede ihren Schmuckkasten und ihre besten Kleider aufgeladm haben würde. Siehe da erschien die ganze weibliche Proccssron, jede mit ihrem Manne auf dem Rücken, und die Herzogin mit ihrem Wzclf war an der Spitze de- Zuges. Dies seltene Schau- spiel ehelicher Zärtlichkeit rührte den Kaiser so sehr, daß er mit Thränen in den Augen dem Welf die Hand reich- te, und auf der Stelle einen Vergleich mit ihm traf. Daß Conrad auch einen Kreuzzug unternahm, habe ich Euch schon gesagt. Er verlor fast seine ganze Armee, worunter allein 70,000 Edellcute waren. — Der be- rühmteste unter dm schwäbischen Kaisern war Conrads Brudersohn, Friedrich l, genannt der Rothbark. Seine erste Bemühung war, den wieder rege gewordenen Streit der Welfen und Gibellincn beyzulegen. In die- ser

9. Bd. 3 - S. 232

1793 - Hannover : Helwing
Die Weltgeschichte? Lz2 nem>iche Vhrfurcht erweisen, die seiner Person ge- bührel Diese der Abgöcterey nahe kommende, schrmpsii- che'erniedrigung, zu welcher der unsinnige Landvoigt die freyen Schweizer zwingen^ wollte, brachte ihren Unwillen auf den höchsten Grad, und drey edle Männer, 28erne( Smuffucker, Walter Fürstund Arnold von M?ch- tbal, Sohn .des genannten unglücklichen Franz Von M cktbal, verschworen sich am 17. Oct. 1307, mit Hinzuziehung von noch 30 andern herzhaften Schweizern, zu dem Entschlüsse, die Rechte ihres unglücklichen Da- terlandes mit Leib und Leben zil vertbeidigen, und ihr Vorhaben in der nächsten Neujahrsnacht auszuführen. Ehe dieser wichtige Tag! heran.kam, machte folgender Vorfall die Verbundenen noch smuthiger zur Ausführung ihres großen Entwurfs. Wilhelm '^ckll, einer von den D.eyßigen, war vor der Stange vorbeygegangen, ohne bcin darauf steckenden Hute den vom nbermüthigen Geßlev verlangten Reverenz gemacht zu haben. Der deutsche Barbar ließ den Ungehorsamen ins Gefängniß werfen, und verdammte ihn Zum Tode. Ehe jedoch das Urtheil vollzögen wurde, ersann der Bösewicht eine] ganz eigene Strack, de nur das Herz eines solchen Unmenschen, der nie Vater gewesen ist, auösinnen kann: er verurtheil» te den edlen Teil, daß er in einer gewissen Entfernung einen Apfel vom Kopfe seines einzigen Sohnes wegschie« ßen sollte, dtll, ein treflicher Bogenschütze, unterwarf sich dieser Forderung des Barbaren, schoß zu und traf den Apfel glücklich, ohne sein Kind zu beschädigen. Als der wichtige Schuß geschehen war, bemerkte der jhöllische Richter, daß £di noch einen Pfeil "unterm Kleide ver- borgen habe, und fragte, wozu er diesen bey sich krage: „Dir — antwortete der herzhafte Schütze — ihn ins schwarze Herz zu schießen, wenn ich das Unglück gehabt hatte, meinen Sohn zu treffen." Der Unhold gab einen Wink

10. Bd. 3 - S. 237

1793 - Hannover : Helwing
Die Geschichte nach Christi Geburt. 237 gen bewog ihn der G ldmñngel, der im Anfänge seiner Regierung unbeschreiblich groß war. Neben einem drey- Ahngen Miswachs , den Deutschland erlitt, erregte die» sen Geldmangel noch eine ganz besondere Ursache, die Ihr schwerlich errathen würdet. Unsere Vorfahren, die noch immer im finstern Reich des Aberglaubens gefangen saßen, glaubten nemlich, Gott, der Vater der ickebe, könne auch zuweilen aufhdren, der Gott der Liebe zu ftyn; im Gegcntheil plage er zuweilen die Menschen, und gerade dieser dreyjährige Miswachs und die damit verbundene dreyjährige Hungersnoth sey eine solche von Gott geschickte Landplage. Man habe daher Ursache, Buße zu thun. Es bestehe aber die ächte Buße nicht darin, daß man seine Sünden hasse und dagegen frömmer werde, sondern daß man seinen Körper peinige und der grausamste Henker desselben werde. Nun machten sich unsere Vorfahren große G'ißeln von Drath, befestigten scharfe Nägel daran, giengen so mit nacktem Oberleibe von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt, zerfleischten sich den Leib und rie- fen: Thut Buß- ! Anfänglich trieben nur wenige Tho- ren dies grausame Spiel mit ihrer Gesundheit; aber gar bald folgten ihnen mehrere nach, und endlich waren alle Heerstraßen von solchen Büßenden, die man Geislsp, oder lateinisch Flñg llantén nannte, besetzt. Nicht et- wa Leute aus dem niedrigsten Pöbel begiengen diese er- bärmliche Thorheit, sondern Menschen aus allen Stän- den und Altern: Greise und Knaben, Mütter und Töch- ter, Ritterund Knechte, Herren und Diener rannten mit nacktem Oberlcibe in den Provinzen umher und zer- fleischten sich. Da auf solche Art alle Geschäfte und Gewerbe stille standen, indem ja die Erwerber von ihrer thörigten Grille in der Welt herum gejagt.wurden: wie war es da möglich, daß Nahrung und Wohlhabenheit statt finde» konnten? Zu diesem Elende gefetteten sich noch
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