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51. Bd. 1 - S. 679

1835 - Eisleben : Reichardt
Großherzogl. und Herzog!. Sächsische Länder. 679 sen (Kirmes, Kirchweihfest) oben an. Hochzeiten und Kindtaufen werden von ihnen ebenfalls sehr freudig und festlich begangen. Ackerbau und Viehzucht befinden sich bei ihnen im Flor, und es herrscht daher große Wohlhabenheit unter denselben, wovon auch ihre meistens kleinen Dörfer und Höfe zeugen. Die Männer tra- gen lange Westen und darüber schwarze Kittel oder auch weiße Röcke, die vorn am obern Theile mit einer Reihe kleiner Knöpfe besetzt und hinten ohne Oeffnung sind, und etwas über die Kniee gehen, schwarze, weite Beinkleider, Stiefeln, kleine runde Hüte und hart am Nacken verschnittenes kurzes Haar. Die Frauens- personen tragen das Haar in Flechten oben auf dem Kopfe in ei- nen Wulst zusammengedreht, mit einem langen, schwarzen Aufsatze, vor dem Busen einen weit herangehenden Lasi, worüber das Ka- misol mit Bändern kreuzweise befestigt ist, Hemden mit kurzen, bunten Aermeln und mehrere sehr kurze, dicke Röcke mit vielen Falten über einander. Liebenstein oder Sauerbrunn, welches der eigentliche Namen des Dorfes ist, liegt im Herzogthum Meiningen, 1 Meile von Salzungen und 2^ M. südlich von Eisenach, in einem ro- mantischen, reizenden Thale, am südwestlichen Abfalle des Thü- ringerwaldes, ist wegen seines Sauerbrunnens und als Badeort bekannt, und empfiehlt sich mit Recht dem Besuche derer, die hier Genesung oder Vergnügen suchen. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: das herzogliche oder Fürstenhaus. Das Schauspielhaus daneben und das diesen Gebäuden gegenüber auf einer sanften Erhöhung an der nördlichen Bergwand erbaute, 220 F. lange und 3 Stockwerk hohe Gasthaus mit vielen Zimmern für Badegäste. Vor dem Hause ist ein großer Platz, auf welchem sich, im Schutze hoher Baume die Gaste gegen Abend oder auch früh zu versam- meln pflegen. Unterhalb zieht sich ein geräumiger, mit Blumen beeten und^ Gesträuch umgebener, grüner Rasenplatz mit einem Springbrunnen hin. Auf einem freien großen Platze, nahe am Schauspielhause steht das Brunnenhaus, unter welchem der Sauer- brunnen gefaßt ist. Westlich unmittelbar am Orte, erhebt sich aus dem Thale ein mit Laubholz bewachsener Berg auf dessen Gipfel das alte Schloß Liebenstein thront, eine der schönsten Burgruinen Deutschlands, fest auf Felsen gegründet und zwischen Felsen erbaut. Geht man von dieser Ruine weiter in den Wald hinein, so wird man im Dunkel desselben durch eine lange Fel- senwand mit Grotten überrascht. Die ausgezeichnetste nnter diesen Grotten ist die sogenannte hohle Scheune. Die romantischste und besuchteste Partie in der Umgegend ist Alten stein, ein herzogliches Schloß auf einem Berge, das aus dem alten Schlosse (einer bloßen Ruine), dem Amthause mit den neuerdings beträcht- lich erweiterten Wirtschaftsgebäuden und einem kürzlich errichteten Gestüte und aus dem geschmackvollen Lustschlosse der Herzog!. Fa-

52. Bd. 1 - S. 683

1835 - Eisleben : Reichardt
Großherzogl. und Herzog!. Sächsische Länder. - 683 herabblickt. Auf dem Gipfel des Ettersberges, auf dem das von einem parkähnlichen Walde umgebene Jagdschloß Ettersburg sieht, hat man eine der weitesten Aussichten in ganz Thüringen. Alle die große Hochebene Thüringens umgebenden Berge, vom Harz an bis zum Thüringerwalde, die Hessischen Berge, so wie die Höhen an der Unstrut und Saale, darunter der Petersberg bei Halle, die vielen Städte, Dörfer und Thaler, die vom Etters- berge ins flache Land hinablaufen, sind dem Auge sichtbar und ge- wahren eine außerordentliche Abwechslung. Weimar ist weder groß (nur von 10,000 Menschen bewohnt), noch regelmäßig und schön, aber es fehlt dennoch nicht an vielen großen, ansehnlichen und geschmackvoll erbauten Hausern. Unter den öffentlichen Ge- bäuden ist das Schloß das merkwürdigste, von dem verstorbenen Großherzog Karl August, in einem einfachen, aber edlen Style, an der Stelle der 1774 abgebrannten Wilhelmsburg wieder erbaut, ein weitläufiges Gebäude, das aus dem Hauptgebäude und 2 Flügeln besteht, wovon der rechte noch nicht ganz ausge- baut ist. Das Innere ist geschmackvoll eingerichtet; vor allem sind darin sehenswerth, die künstliche Haupttreppe im linken Flügel, der große Saal, das Ritterkabinet, dem edlen und großen Bern- hard des 30jährigen Krieges geweihet. In einem besondern Ge- bäude, das im Innern in eine Rotunde verwandelt ist, befindet sich die bedeutende großherzogliche Bibliothek, d"ie jetzt 125,000 Bände gedruckter Bücher, eine ansehnliche Sammlung von Handschriften, eine Sammlung von Stammbüchern in 325 Bänden in sich faßt, und mit welcher gewissermaßen die aus- gesuchte Militärbibliothek des Großherzogs verbunden ist, wo- zu 4000 Bände und 6000 Landcharten gehören. In demselben Lokal werden auch die ausgesuchte Kupferstichsammlunq und das Münzkabinet, reich an alten Griechischen und Römischen Mün- zen, und vollständig an Kur - und Herzogl. Sächs. Gold - und Silbermünzen, aufbewahrt. In der Nähe des Schlosses ist der 171 Acker haltende, großherzogl. Park, von der Ilm durchschnitten, eine herrliche Anlage des Großherzogs Karl August, die durch ihre reizen- den und schattigen Alleen, durch die überall so kunstvoll geordneten und doch so natürlichen Baumgruppen und durch das lebendige Grün des Rasens, in Deutschland bei einer Residenzstadt einzig ist, auch sich zugleich durch die überraschendsten Partien und Aussichten auszeich- net. Als die vorzüglichsten Punkte nennen wir den Stern, eine romantische Partie von hohen Bäumen beschattet, und von vielen sternartig sich durchkreuzenden Wegen durchschnitten; das Römische Haus, im antiken Style erbaut; den sogenannten Salon im Go- thischen Geschmacke rc. Hart am Ende des Parks liegt Oberwei- mar, wo eine Musterwirthschaft mit schönem Schweizerrindvieh, eine Merinosschäferei als Stammschäferei für das ganze Land und eine der größten Bierbrauereien des Landes bestehen. Eine schöne

53. Bd. 1 - S. 879

1835 - Eisleben : Reichardt
Preußk scher Staat. 879 Böhmen, der Kesselberg, das große Rad, der Jserkamm rc. — Bon der Riesenkoppe nordöstlich folgt dann der Forst kämm, Ì M. lang, eben ganz mit Knieholz, weiter unten mit dichter Fichten Waldung bewachsen, an besten östlichem Ende sich die 4260 F., hohe Schwarze Koppe erhebt. Ueber sie laust, wie über alle Koppen des Schlesischen Kammes und über die Niesenkoppe selbst die Schlesisch-Böhmische Gränze, so daß an £ des Riesen- gebirges dem Oesterreichischen Staate und nur £ dem Preußischen angehören. An der Ostseite der schwarzen Koppe ist ein tiefer Waldgrund; jenseits desselben der F o r st b e rg. Mit ihm beginnt der Rücken des S ch m i e d e b e r g e r Kammes, der sich nach Südost zieht, von welchem dann südwärts das R a b e n g e b i r q e, als Granzmarke zwischen Schlesien und Böhmen, bis zum Reh- H orn-Berge fortläuft, der hier als Gränzpfeiler des Riesenge- birges zu betrachten ist. Der Schmiedeberger Kamm selbst aber theilt sich zuletzt in 2 Aeste, die beide nach Südosten streichen, wovon der eine am Bober endet. Das Siebengebirge ist ein Gebirge, das sich im Kreise Sieg des Regierungsbezirks Cöln, am rechten Ufer des Rhein, in der Nähe der Stadt Königswinter erhebt und seinen Namen von den sieben hohen Kuppen hat, die aus dem ganzen Gebirge (das jedoch aus mehr als 7 Bergen besieht) weit hervorragen und das Malerische dieser Rheingegend sehr erhöhen. Uebrigens ist das Siebengebirge von keiner ausgezeichneten Größe und Höhe. Seine Hauptmaste liegt zwischen dem Heisterbache, der bei Nieder- dollendorf in den Rhein fällt und einem andern bei Henef sich in den Rhein ergießenden Bache; auf der Ostseite erstreckt es sich nicht ganz bis an den Pleisbach, und nimmt etwa einen Raum von 1 O.. M. ein. Zwei Thaler, welche sich von D. nach W. ziehen, durchschneiden ziemlich das ganze Gebirge. Mit seinem höchsten Berge, dem Löwenberg erhebt es sich kaum -1500 F. über die Meeresfläche und 1500 F. über den Rheinsptegel bei Königs- winter *). Die sieben ausgezeichneten Berge des Siebengebirges sind folgende: der Drachenfels, der steilste von allen, welcher sich dicht am Rheine, gleich einer kolossalen Wand erhebt und von seinem Gipfel, auf welchem ein Lusthauschen nebst Sitzen, die Ruinen einer alten Burg und ein Obelisk zum Andenken der 1814 beim Rhcinübergange der Verbündeten gebliebenen Land- wehrmanner stehen, eine der reichsten und interessantesten Au6- *) Nach barometrischen Messungen Neuerer, wobei der Nheinspiegel zu Königswinter auf 170 F. angenommen worden ist, beträgt die abjolute Höhe des Löwenberg 1444 und der Ruinen da- selbst 1514 F.

54. Bd. 1 - S. 426

1835 - Eisleben : Reichardt
426 Italien. ten Linie wenig abweichenden Winkel zu messen. Um daher die Riesengroße des Aetna gehörig zu würdigen, muß man nothwen- diger Weise auf seinem Gipfel gestanden haben; denn dort schwin- det jene Täuschung ganz oder sie wirkt vielmehr durch die grö- ßere Entfernung aller Gegenstände auf scheinbare Erhöhung des Standortes. Man pflegt den Aetna in drei Regionen zu theilen, die untere, die waldige und die wüste, welche sich, vermöge ih- rer ungleichen Färbung, aus ziemlicher Entfernung, deutlich von einander unterscheiden lassen. Die grüne Farbe herrscht vor in der ersten; düster und einen schwarzen Streifen bildend ist die zweite; weiß erscheint die dritte, welche fortwährend mehr oder we- niger mit Schnee bedeckt ist. Die untere oder angebaute Re- gion ist wegen des durch verwitterte Lava und Asche ungemein ergiebigen Bodens sehr fruchtbar, und die an den Seitenwänden des Berges in dieser Region zerstreuten Dörfer, Flecken, Städte und Weiler, deren Anzahl sich auf 77 belauft, sind mit Einschluß der Bevölkerung von Catania von 170,000 Menschen bewohnt; und man sieht hier zahlreiche Getraidefelder, üppige Weinberge, Gärten, Olivenanpflanzungen, welche die reichsten Ernten der In- sel liefern. Diese Region erstreckt sich bis zu 3380 F. Höhe über der Meeresfläche. Die waldige Region beginnt oberhalb Nico- losi und erstreckt sich bis zu 5280 F. Höhe, ist etwa 2 bis 3 Stunden breit, und hat ihrer Basis nach 15 bis 20 Stunden im Umkreise. Die Waldung dieser Region besteht vorzüglich aus Ei- chen; doch findet man auch Buchen nebst vielerlei Gebüschen. Ge-, gen das Ende der Waldregion trifft man auch, obwohl nicht sehr häufig, Fichten, Tannen und Birken. Nun folgt die oberste Re- gion, die wüste, auch nackte und wohl Sch n ee r eg i on genannt von 5580 bis 10,400 F. Einige Beschreiber des Aetna theilen letztere noch ab in die Schneeregion, welche bis an die zu 9200 Fuß angenommene Begetationsgränze reicht und noch stellenweise niedrige, kraut-und strauchartige Gewächse zeigt und in die Feu- erregion von 9200 F. bis vollends zum Gipfel, indem hier we- gen der innern Wärme nicht einmal der Schnee haften kann. Zur Winterszeit bedeckt sich die ganze Waldregion mit Schnee und die- ser reicht zuweilen bis zu 3060 F. hinab, selten jedoch auf lan- ge Dauer. Zeitig schmilzt er bis zur obersten Baumgränze weg, da denn, während der Frühlingsmonate, der Gürtel düsterer Wäl- der einen sehr malerischen Kontrast zur Schneeregion bildet. Man muß aber nicht glauben, daß die ganze dritte Region durchaus mit ewigem Schnee bedeckt sey, denn die Gränze des ewigen Schnees wird auf dem Aetna zu 9000 F. Höhe angenommen, und auch selbst in dieser Höhe schmilzt der Schnee in sehr heißen Som- mern, doch nicht vor Ende Juni oder Anfange Juli gänzlich, und erhält sich einzig noch in den Schründen. Ein Reisender, der den

55. Bd. 1 - S. 640

1835 - Eisleben : Reichardt
S40 Deutschland. bedeckt und von der Elbe durchbrochen wird. Don diesem Ge- birge nennt man insbesondere denjenigen Theil Sach/i sehe Schweiz, welcher den südlichen Theil des Meißnischen Kreises auf beiden Ufern der Elbe einnimmt, im N. von dem Flüßchen Wefenitz, im O. von dem Gebirge des Hohwaldes (in einer über Stolpen und Neustadt laufenden Linie), südöstlich und süd- lich von Böhmen und im W. von dem Gottleubeflüßchen, (wel- ches dasselbe vom Erzgebirge scheidet), begränzt wird, und in sei- ner größten Lange 5 und eben so viel M. in der Breite hat. Das Elbthal ist das Hauptthal der Sachs. Schweiz, indem alle andern Flüsse und Thaler, zum B. die Kirnitzsch, Sebnitz, Po- lenz und Wesenitz auf der rechten und die Biela und Gottleube auf der linken Seite der Elbe zufallen. Das Saudsteingebirge, welches die Sächsische Schweiz bildet, ist außerordentlich zcrspült und zerklüftet, und tragt eben durch diese Beschaffenheit zu den Naturschönhelten dieser durch ihre reizenden Partien berühmten Gegend bei; denn es wechseln hier stundenlange Felsenketten von den sonderbarsten Und schauerlichsten Gestalten, bald kahl, bald mit Baumen bewachsen, und einzeln stehende, oft mehrere hun- dert Ellen hohe, zum Theil gar nicht ersteigbare Sandsteinfelsen und mannigfaltig zusammengestellte Gruppen von Felsen, die sich aus der Tiefe erheben, mit freundlichen, romantischen Thalern, von forellenreichen Bachen durchschlängelt, wo Wein, Obst- und Gartenfrüchte gedeihen, und mit tiefen, engen, sich lang hinzie- henden und von kolossalen Felsenmassen eingefaßten Gründen, die nur hier und da eine einsame Mühle belebt, so daß die Natur bald in wilden und rohen, bald in sanften und mildern Gestalten die Aufmerksamkeit des Reisenden fesselt. Unter dem üppigen Pflanzenwuchse, der Berge und Thaler schmückt, finden sich sel- tene Alpengewächse und unter den Moosen und Flechten der Fel- senwände sind viele nur im höhern Norden häufig. — ßurn Be- such der Sächsischen- Schweiz ist die Mitte des Mai's bis zu An- fange des Julius, der September und Anfang des Oktobers am geeigentsten; indem in den heißen Sommermonaten die Hitze zu drückend und der Horizont selten hell genug ist. Von zwei Haupt- seiten her kommen die meisten Fremden, entweder von Dresden oder von Prag und Teplitz über Tetschen in Böhmen. Von Dresden reiset man entweder über Pirna und Königstein- gerades Weges nach Schandau, dem Mittelpunkte der Sächsischen Schweiz oder über Pillnitz und Liebethal, welches letztere an der Wesenitz und gleichsam am Eingänge der Sächsischen Schweiz von dieser Seite, in dem durch seine Steinbrüche berühmten Liebethaler Grunde, gleichsam der Vorhalle der Sachs. Schweiz liegt. Dieser Grund ist von beiden Seiten mit Sandsteinwänden eingeschlossen, die 50 bis 60 Ellen hoch sind, und an Höhe zunehmen, je wei- ter der Grund sich aufwärts zieht. Kaum ist man in demselben

56. Schul-Lesebuch - S. 447

1863 - Berlin : Stubenrauch
447 neu, sandigen Landstrich, an dem die Wellen sich ruhiger verlau- fen. Von Ueberschwemmungen des Meeres hat man in Palästina keine Kunde. So bestätigt die Beschaffenheit des Meeres die schöne Zuversicht der Weisen und Dichter des alten Bundes, daß Gott die Macht der Meeresgewässer in ihren Grenzen erhallen und das bewohnte Land vor ihren Uebergriffen schützen werde. (Hiob 38, 8—11.) — 2. Der Libanon. Der Libanon, dessen Name so viel als weißer Berg bedeutet, besteht aus weißlichem Kalkstein, in welchem man auch Muscheln und Versteinerungen von Fischen der Vorzeit findet. Sein Gipfel liegt 10,000 Fuß hoch und ist mit der Schneedecke eines ewigen Winters umgeben, während die engen Schluchten seiner unteren Thäler die Gluth der Sommersonne gefangen halten. So stufen sich auf den verschiedenen Höhenpunkten des Gebirges verschiedene Zonen ab, und jede bringt ihre eigenthümlichen Erzeugnisse: unten Getreide in Ueberfluß; in der Mitte der heitere Anblick immer grüner Bäume, Gärten mit den schön- sten Früchten, eine milde Luft und reiche Bewässerung; oben das unbewohn- bare Gebiet der Wolken und des Eises. Vor Allem finden wir die Cedern dieses Gebirges in der heiligen Schrift bewundert und gepriesen, sie, „die der Herr gepflanzt hat" (Ps. 104, 16). Lics Hefe!. 31, 3 — 9. — Zu den schönsten Werken des Alterthums wurden diese edlen Bäume verwendet. Die tyrischen Schiffe trugen Masten von Cedernbäu- men; in Kisten aus ihrem eisenfesten, wohlriechenden Holze führten die tyrischeu Kaufleute ihre Purpurgewänder, ihre seidenen und gestickten Tücher auf die Märkte; aus Cedern baute sich David einen Palast auf Zion (2. Sam. 5, 11); Cedern des Libanon erbat sich Salomo von Hiram, dem Könige von Tyrus, für den prachtvollen Ausbau des Tempels zu Jerusalem. (1. Kön. 5.) Heut stehen etwa noch 400 Stämme auf dem Libanon. In einem weiten, kesselför- migen Thale erheben sich diese stolzen, weitschattigen Nadelbäume, die ihre Wipfel wie Pyramiden gen Himmel strecken. Die stärkste der Cedern hat 40 Fuß im Umfange; die Zweige der größten unter ihnen sind 111 Fuß ausgebreitet, und ihre Höhe beträgt 98 Fuß. — Gegen Osten fällt daö Gebirge in ein wei- tes, fruchtbares Thal ab, welches Cölesyrien d. i. das hohle, zwischen Bergen gelegene Syrien genannt wird. Jenseits des Thales steigt der Antilibanon steil empor. Sein höchster Gipfel heißt der Hermon, von dessen mit ewigem Eis bedeckter Spitze sich lange, schmale Gletscherstreifen an den Seiten herab- ziehen. Er ist die Nordgreuze des gelobten Landes. 3- Zakiläa. . Am südlichen Abhange des Libanon liegt Galiläa. Es wird im Osten begrenzt durch den Jordan und den See Genezareth, im Süden durch Samarien, im Westen durch das phönizische Küstenland. Es ist ein wafser- und waldreiches, mit Hügelwellen durchzogenes Hochland, welches sich nach dem Mittelmeere hin all-

57. Schul-Lesebuch - S. 455

1863 - Berlin : Stubenrauch
455 und Saatfelder umkränzen das nordwestliche Ufer. Aus den Büschen ertönt das Lied der Drossel und Nachtigall und aus den Felsenhöhlen von Magdala die Stimme der wilden Taube. In diesem gesegneten Seethale drängte sich sonst eine unermeßliche Volks- menge im rührigsten Verkehre. Blühende Städte und Flecken, wie Capernaum, Chorazin, Bethfaida, Magdala, Tiberias sammt ihren reizvollen Gärten, Fel- dern und Obsthainen umgürteten den See. Gegen zwölshundert Fischer fanden hier ihre Nahrung; drittehalbhundert Fahrzeuge durchkreuzten den Wasserspiegel. Hier war der heitere, gesegnete Schauplatz der Wirksamkeit des Herrn. Hier erlas er sich die tüchtigsten seiner Apostel; hier und im ganzen. Umkreise dieser Gestade predigte er von dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit; hier heilte er Biele, die von Krankheit und Seuche geplaget waren. Aber von Capernaum, „die bis in den Himmel erhoben war," von Chorazin und Bethfaida, den Städten, „in welchen am meisten Seiner Thaten geschehen und hatten sich doch nicht gebessert," ist keine Spur mehr zu finden, als wären sie ,chis in die Hölle hinunter gestoßen." Die Wälder und Weingärten sind von den Hügeln verschwunden; Palmen-, Feigen-und Oliven- bäume stehen nur noch vereinzelt umher. Dicht am See auf einer schmalen Ebene, fünf Viertelstunden von-Mag- dala, von wannen Maria Magdalena stammte, liegt Tiberias, welches He- rodes Antipas erbauete. Heut ist die Stadt klein und unansehnlich und liegt halb in Trümmern. — Von dem Südende des See's Tiberias beginnt das Jordanthal, welches sich 25 Stunden weit, bis zum todten Meere hin, absenkt. Zu beiden Seiten wird es von felsigen Kalkgebirgen begleitet. Die hohen Wände des Thales drängen die Sonnenhitze in ihm zusammen und wehren den kühlenden Westwinden den Zutritt. Das Wasier des Flufies ist trübe und geht in rascher, aber geräuschloser Strömung. Im Sommer ist der Fluß seicht; aber im Frühling wächst er an Tiefe und reißender Schnelle. Seine Ufer find dicht mit Buschwerk besetzt, mit Weiden, Pappeln, Schlingpflanzen, reiterhohem Schilfrohr. In diesem Dickicht hausen Vögel, Hasen, wilde Schweine, Schakals, Luchse, Leoparden, vormals auch wohl Löwen. An den Jordan heran tritt die berühmte Ebene von Jericho, einst geschmückt mit Palmeuwäldern, Zucker- rohr, Rosenhecken und Balsamgärten, heut dürr und öde. Daneben liegt die Wüste von Jericho, ein rauhes' Gewirr von Berg und Thal, öden Felsen- klippen mit grausenhaften Abgründen, Klüften und Höhlen; der Boden ist ver- brannt und ausgedorrt, aschenfarbig und braun und völlig nackt. Hierher ver- setzt uns das Gleichniß vom barmherzigen Samariter. Noch heute heißt ein wildes, enges Thal das Mordthal. In der Wüste von Jericho hielt sich der Herr auf, als er vom Teufel versucht ward. Der Jordan ergießt sich endlich in das todte Meer. Im alten Testamente wird es das Salz me er genannt. Das Wvsser hat einen schönen, grünlichen Schein und ist ziemlich.klar, hat aber einen widerlichen, salzigen Geschmack. Es hat eine außerordentliche Hebungskraft, so daß man sich, auch ohne schwimmen zu können, mit Leichtigkeit aus der Ober- fläche des See's erhält. Die starke Ausdünstung aus dem Meere macht, haß seine Salze, besonders in der Sommerzeit, an verschiedenen Theilen des Ufers sich

58. Schul-Lesebuch - S. 456

1863 - Berlin : Stubenrauch
456 ansetzen. Sandbänke, Inseln und Ufersteine sind mit einer Salzkruste überzogen. Jähe Kalksteinfelsen umschließen das Meer. Eine drückende Gewitterschwüle liegt über dem todten Meere; mindestens 600 Fuß tief unter dem Meeresspiegel gelegen, von Felsenketten fast rings umschlossen, ohne den Schatten einer Wal- dung, ohne den Zutritt kühlender Winde, ist dieser See sieben bis acht Monate lang den brennenden Strahlen einer unumwölkten Sonne ausgesetzt. Kein Fisch läßt sich in seiner Fluth entdecken. Kein Schiff, kein Waffervogel durchrudert den See; keine Muschel liegt am Gestade; kein Gebüsch, noch Gras begrünt die User und Felsen. Todtenstille ruht auf der weiten Einöde; hier ist die Einsamkeit des Friedhofs. — Vor Zeiten lag hier das blühende Siddim, um dessen Besitz sich Lots und Abrahams Knechte stritten. Hier stand Sodom und Gomorra; sie sind versunken., und die stumme Fluth bedeckt sie wie ein Meer der Vergessenheit. Nur die Schrift hat ihr trauriges Andenken aufbe- wahrt und den wild zersplitterten Felsen, die in finsterm Ernste jenes Todten- reich umgürten, das tief erschütternde Zeugniß eingegraben: „Gott hat die Städte Sodom und Gomorra zu Asche gemacht, umgekehrt und verdammet, damit, ein Exempel gesetzt den Gottlosen, die hernach kommen würden." (2. Petr. 2, 6.) 56. Der Sinai. In seltsamen Amrissen, düster und drohend, steigen die Vor- gebirge des Sinai in die Höhe, steil und wild durch einander ge- worfen, als wollten sie jeden Zutritt zu dem innern Heiligthum verwehren. — Das eigentliche Gebirge besteht aus Porphyr und Granit. Von der Gluth der Sonne geschwärzt, von dem Anprall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht auf- gerichtet, nehmen die Felsen immer wundersamere Formen an. Ueber die rothbraunen Flächen der Gramtwände sieht man hier und oort wilde Streifen von dunkelblauer Stahlsarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feuerbahn durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben. Die Thäler des Sinai sind zum Theil wüst und öde, mit unge- heuren Steinblöcken und Felsengeröll überlagert oder mit Trieb- sand bedeckt; andere dagegen sind fruchtbar und wohlbewässert. In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch und Weide ge- nug für die Heerden eines wandernden Hirtenvolkes. — Ein Thal besonders, welches sich durch die Bergstrecken windet, ist lieblich. Dort blüht die vaterländische Königskerze auf sonnigen Hügeln; hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellrg zusammen; prachtvolle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Luft, und wäh- rend das freigelassene Kameel des Pilgers am Ginster rupft, lockt ihn selber ein Hcuiggeruch in das baumhohe Tamariskengebüsch, an dessen Zweigen das Manna wie geronnene Thautropfen, wie weißglänzcnde Perlen hängt. — Von hier aus tritt man in das Sch er kt hak, welches im weiten Bogen die Nordseite des inne- ren Gebirges umkreist und ernst und großartig bis an den Fuß
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