61
Verordnung des Monarchen gesetzliche Gültigkeit, wenn dieselbe nicht von
einem der ernannten Minister mit unterzeichnet oder contrasignirt ist. Der Mo-
narch hat das Recht, seine Staatsräthe oder Minister zu ernennen und zu
entlassen. Die Abgeordneten des Volkes, welche sich gewöhnlich in zwei
Häusern oder Kammern (das Einkammer- und das Zweikammersystem) ver-
sammeln, haben das Recht, das Budget, d. h. den Staatshaushalt, zu prüfen,
die Steuern zu bewilligen, die vom Ministerium vorgelegten Gesetzesentwürfe
zu genehmigen, abzuändern oder zu verwerfen, selbständige Vorschläge und
Anträge vorzubringen, die Verwaltung zu überwachen und eine Verletzung
der Constitution zu ahnden. Die Beschlüsse der Abgeordneten haben ohne
Zustimmung des Monarchen, mit Ausnahme von Strafanträgen und Unter-
suchungen, keine Geltung; der Monarch kann mit andern Worten ein „Veto"
einlegen.
Unterschieden von der constitutionellen Monarchie ist die ständische Ver-
fassung. Diese gibt dem Volke bei den wichtigsten Angelegenheiten kein Recht,
sich im Allgemeinen an der Verwaltung des Staates irgendwie zu betheiligen,
sondern stellt es der Krone oder dem Monarchen anheim, sich in wichtigen
Fällen des Rathes erblicher, nach Ständen erwählter Vertreter zu bedienen.
In einem Freistaat (Republik) wird die Verwaltung vom Volke selbst
oder von gewählten Beamten geübt, welche nach Ablauf einer bestimmten
Amtszeit wieder in das Privatleben zurücktreten. Gewöhnlich steht an der
Spitze eines Freistaates ein verantwortlicher Präsident, wie z. B. in den Ver-
einigten Staaten Nordamerikas. Ein Präsident wird auf eine Reihe von
Jahren vom Volke entweder direct oder indirect gewählt. In der Schweiz
bekleidet ein Bundesrath von 7 Mitgliedern die Präsidentschaft des Frei-
staates. Im Allgemeinen handelt der Präsident und der Bundesrath nicht
selbständig, sondern führt die Beschlüsse der obersten Rathsversammlungen (in
Nordamerika des Senats und der Repräsentantenkammer, in der Schweiz
des Stände- und Nationalraths) aus. Die republikanischen Verfassungen
sind entweder aristokratisch, oder demokratisch, je nachdem die Verwaltung der
Staatsangelegenheiten den Angesehensten, den Reichsten oder Gebildetsten, oder
der Gesammtheit des Volkes übergeben ist. Von der Demokratie ist die
Ochlokratie wohl zu unterscheiden; darunter versteht man die Herrschaft des
Pöbels, der ungebildeten Volksmasse, welche sich der Staatsgewalt bemäch-
tigt hat.
8 52.
Die Völker und Staaten von Europa.
Die Völker von Europa sind unter den Völkern der ganzen Erde die
gebildetsten und mächtigsten. In keinen: andern Erdtheile finden sich so thä-
tige Bewohner, wie in Europa. Ackerbau, Handel, Kunst und Industrie,
insbesondere die Wissenschaften sind nirgends in solcher Blüthe, wie in Europa.
Die vortheilhafte Lage Europa's in der Nähe zweier anderer großen Con-
tinente, die große Entwicklung der Küsten und die vielen Meereseinschnitte
haben das Innere leicht zugänglich gemacht und dem Handel geöffnet.' Europa
herrscht jetzt über die ganze Erde; überall entstehen neue Colonien von Euro-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Nordamerika Europa Europa Europa Europa Europa
Alles ist ihnen Gegenstand der Spekulation, denn Alles will reich werden
und Schätze sammeln und zwar so rasch als möglich. „Zeit verloren, Alles
verloren" -- denken sie. Die natürlichen Wasserstraßen, die zahlreichen
Kanäle, Eisenbahnen, Kunststraßen, Posteinrichtungen befördern den Handel
ungemein. Keine Zölle hindern den Binnenhandel. Ausgeführt werden ins-
besondere Baumwolle, Neis, Mehl, Mais, Fleisch, Fett, Häute, Tabak, See-
fische, Holz und Metalle. Die wichtigsten Seehandelsplätze sind Neu-Uork,
Philadelphia, Baltimore, Neu-Orleans, Charleston, Providence (Neu-Jersey),
Portland, Norfolk, Savannah, Brooklyn, Alexandria, San Franzisko.
Die ganze gesetzgebende Gewalt ist durch die Konstitution dem Kon-
gresse, und die vollziehende Gewalt dem Präsidenten der Union übertragen.
Der Kongreß besteht aus dem Senate und dem Hause der Repräsentanten.
In den Senat sendet jeder von den 36 Staaten 2 Abgeordnete, welche die
gesetzgebende Versammlung der einzelnen Staaten auf 6 Jahre wählt. Alle
2 Jahre scheidet ein Drittel der Senatoren aus. Nur wer 30 Jahre alt,
9 Jahre Bürger der Union gewesen und ein Einwohner des Staates ist,
in welchem er gewählt wird, kann zum Senatoren gemacht werden. Präsi-
dent des Senats ist der jedesmalige Vice-Präsident der Union; er stimmt
nur mit, wenn die Stimmen einstehen. Der Senat nmß jede Bill ohne
Ausnahme, welche im Repräsentantenhaus angenommen ist, berathen; nimmt
auch er sie an, so wird dieselbe zum Gesetze erhoben, wenn der Präsident
sie unterzeichnet. Geschieht das nicht, so muß eine neue Berathung in bei-
den Häusern stattfinden. Sprechen sich dann in jedem 2/3 der Stimmen
für das Gesetz aus, so hat dasselbe auch ohne des Präsidenten Zustimmung
volle Gültigkeit. Die Repräsentanten werden alle 2 Jahre von dem Volke
der einzelnen Staaten gewählt. Wählbar sind nur diejenigen, welche ein
Alter von 25 Jahren erreicht haben, 7 Jahre Bürger der Union gewesen
und zur Zeit der Wahl Einwohner des Staates sind, in welchem sie ge-
wählt werden. Nach der letzten Zählung kamen auf 70,700 Köpfe (5 Sklaven
— 3 Freien) ein Repräsentant und überdies noch einer mehr, wenn der
Rest der Bevölkerung mehr als die Hälfte von 70,700 Seelen beträgt.
Die Repräsentanten (gegenwärtig an 240) wählen sich ihren Sprecher
(— Präsident) selbst. Der Präsident der Union wird aus 4 Jahre und
gleichzeitig mit ihm der Vice-Präsident, sein Stellvertreter und Ersatzmann,
gewählt. Wählbar ist nur ein Bürger der Union, welcher seit 14 Jahren
daselbst wohnt und 35 Jahre alt ist. Beide werden in jedem Staate von
einem Wahlkörper gewählt, welcher aus so viel Mitgliedern besteht, als der
betreffende Staat Mitglieder zu dem Kongreß absendet. In der ganzen
Union wird diese Wahl am gleichen Tage vorgenommen; die Stimmenmehr-
heit entscheidet. Der Präsident ist zugleich Oberbefehlshaber des Heeres und
der Flotte; er hat zunächst die Beschlüsse des Kongresses auszuführen, die
laufenden Staatsgeschäfte zu überwachen und mit Einwilligung des Kongresses
Verträge und Bündnisse zu schließen, die Beamten der Union zu ernennen
und dem Kongresse Botschaften zu bringen, d. h. er muß schriftlich Mit-
theilungen über die innern und äußern Verhältnisse der Union machen; denn
weder der Präsident, noch seine Minister haben Zutritt zum Kongreß. Das
Kabinet des Präsidenten besteht aus dem Minister des Staats, der Finanzen,
des Kriegs, der Marine, dem General-Staatsanwalt und dem General-Post-
Cassian, Geographie. 4. Aufl. ^9
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt]]
400
Amerika.
fuhr betrug 1878 einen Wert von 1773v2 Million Mark, die Aus-
fuhr dagegen einen Wert von e. 2900 Mill. M.; hierzu kam an edlen
Metallen eine Einfuhr von c. 97 Mill. M, eine Ausfuhr von
113 Mill. M. — Die Handelsflotte zählte Mitte der 70er Jahre
25 260 Schiffe, worunter 4478 Dampfer. — Die Eisenbahnen hatten Ende
1878 132 000 Kilom., die Telegraphenleitungen 152 400 Kilom. Länge.
Die wertvollsten Exportartikel waren Baumwolle, Mehl, Fleisch,
Fische, Baumwollenwaren, Gold, Silber, Felle, Potasche,
Butter, Getreide, Tabak, Reis, Petroleum und Zucker. — Zahl-
reiche Dampferlinien verbinden das Land mit England, Deutschland und
Frankreich; drei Telegraphenkabel vermitteln den Depeschenverkehr mit
Europa. Von den Eisenbahnen ist die großartigste die Pacificbahn, vom
Osten nach San Francisco (1869 eröffnet).
Die gesetzgebende Gewalt ist durch die Konstitution dem Kon-
gresse und die vollziehende Gewalt dem Präsidenten der Union
übertragen. Der Kongreß besteht aus dem Senate und dem Hause der
Repräsentanten. In den Senat sendet jeder von den 39 Staaten
2 Abgeordnete, welche durch die gesetzgebende Versammlung der einzelnen
Staaten ans 6 Jahre gewählt werden. Alle 2 Jahre scheidet ein Drittel der
Senatoren aus. Präsident des Senats ist der jedesmalige Vicepräsident
der Union. Die Repräsentanten werden alle 2 Jahre von dem Volke
der einzelnen Staaten gewählt. Der Präsident der Union wird auf
4 Jahre und gleichzeitig mit ihm der Vice-Präfident, sein Stellvertreter
und Ersatzmann, gewählt. Wählbar ist nur ein Bürger der Union, welcher
seit 14 Jahren daselbst wohnt und 35 Jahre alt ist. Der Präsident ernennt
die Beamten, kommandiert Heer und Flotte, sorgt für Ausführung der Gesetze
und vertritt den Staat nach außen. Zur Erhaltung des Friedens und der
Verfassung besteht noch eine dritte Staatsgewalt, das Bundesgericht, mit
lebenslänglichen Mitgliedern, welches vom Kongreß und Präsidenten uuab-
hängig ist und über die Verfassungsmäßigkeit der gefaßten Beschlüsse und
Gesetze, sowie über Streitigkeiten zwischen Ünionsstaaten :c. entscheidet. Ein
stehendes Heer von 25 000 Mann dient nur dazu, die Cadres der verschie-
denen Regimenter im Falle eines Krieges zu bilden; dagegen umfaßt die
Miliz alle Bürger vom 18. bis 45. Lebensjahre mit Ausnahme der Lehrer,
Geistlichen, Richter, Advokaten und Matrosen. Die Kriegsmarine zählt 121
Fahrzeuge, worunter 19 Panzerschiffe und kleinere Kriegsfahrzeuge, welche
teils in Häfen der Union, teils in Brasilien, teils im Mittelmeere, teils im
chinesischen Meere stationiert sind.
In kirchlicher Beziehung herrscht in der Union die unbeschränkteste
Freiheit. Die politischen Rechte sind durchaus unabhängig vom religiösen
Glaubensbekenntnis, da der Staat über die unzähligen Religionsparteien das
Oberaufsichtsrecht nicht in Anspruch nimmt und den Gemeinden die ge-
samte Sorge sür die Kultusangelegenheiten überläßt. Im^allgemeinen
ist das amerikanische Volk, trotz der unbeschränkten Religionsfreiheit, sehr religiös.
Die Zahl der kirchlichen Sekten wächst mit jedem Jahre, eine der jüngsten
bilden die Mormonen, seit 1850 in dem Territorium Utah angesiedelt,
berüchtigt durch ihre Vielweiberei.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: M.
Extrahierte Ortsnamen: Amerika England Deutschland Frankreich Europa San_Francisco Brasilien Territorium_Utah
Einleitung. 33
Diese Volksvertretung ist entweder in einem oder in zwei Häusern (Kam-
mern) vereinigt. Das Staatsoberhaupt ist im konstitutionellen Staate selbst
unverantwortlich, indem die von ihm frei ernannten Minister und Beamten
diese Verantwortlichkeit übernehmen. Die Volksvertretung besitzt außer dem
Rechte, die vom Ministerium vorgelegten Gesetzentwürfe zu genehmigen, ab-
zuändern oder zu verwerfen, sowie selbständige Gesetzentwürfe einzubringen,
namentlich das Steuerbewilliguugs- (Budget-) Recht und das Recht, die ge-
fetzmäßige Verwaltung des Staates zu kontrollieren. Die Beschlüsse der
Volksvertretung dagegen bedürfen der Genehmigung des Monarchen, der
außerdem die Vollstreckung der Gesetze und das Recht der Begnadigung hat.
Eine unvollkommuere Vorstufe der konstitutionellen Monarchie ist die stän-
dische Verfassung, bei welcher das Staatsoberhaupt sich des Rates erblicher,
nach Ständen gegliederter Vertreter bedienen kann, ohne jedoch hierzu ver-
pflichtet zu sein.
In einer Republik (oder einem Freistaat) liegt die Regierung in der
Hand vou Beamten, die durch die Wahl des Volkes auf eine bestimmte Zeit
an die Spitze derselben berufen werden, um fpäter wieder ins Privatleben
zurückzutreten. Konzentriert sich die Regierungsgewalt auf eine Anzahl von
Familien (wie in der alten römischen Republik), so ist die Republik eine
aristokratische; übt dagegen das ganze Volk die Regierungsrechte aus
(wie in der Schweiz), so ist die Republik eine demokratische. Gewöhnlich
steht an der Spitze eines Freistaates ein verantwortlicher Präsident, wie
z. B. in den vereinigten Staaten Nordamerikas. Derselbe wird auf eine
Reihe von Jahren vom Volke entweder direkt oder indirekt gewählt. In
der Schweiz führt ein Bundesrat von 7 Mitgliedern die Regierung des
Freistaates; der Vorsitzende des Bundesrates heißt Bundespräsident.
Im allgemeinen handeln der Präsident und der Bundesrat nicht selbständig,
sondern führen die Beschlüsse der obersten Ratsversammlungen (in Nordamerika
des Senats und der Repräsentantenkammer, in der Schweiz des Stände-
und Nationalrats) ans.
Cassian, Geographie. 6. Aufl.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
— 60 —
Der Monarch hat das Recht, seine Staatsräthe oder Minister zu ernennen
und zu entlassen. Die Abgeordneten des Volkes, welche sich gewöhnlich in
zwei Häusern oder Kammern (das Einkammer- und das Zweikammersystem)
versammeln, haben das Recht, das Budget, d. h. den Staatshaushalt, zu
prüfen, die Steuern zu bewilligen, die vom Ministerium vorgelegten Ge-
setzentwürfe zu genehmigen, abzuändern und zu verwerfen, ^ selbständige
Vorschläge und Anträge vorzubringen, die Verwaltung zu überwachen und
eine Verletzung der Constitution zu ahnden. Die Beschlüsse der Abgeordnet
ten haben ohne Zustimmung des Monarchen, mit Ausnahme von Straf-
anträgen und Untersuchungen, keine Geltung; der Monarch kann mit an-
dern Worten ein „Veto" einlegen.
Unterschieden von der constitutionellen Monarchie ist die stän-
dische Verfassung. Diese giebt dem Volke bei den wichtigsten Angelegen-
heiten kein Recht, sich im Allgemeinen an der Verwaltung des Staates
irgendwie zu betheiligen, sondern stellt es der Krone oder dem Monarchen
anheim, sich in wichtigen Fällen des Rathes erblicher, nach Ständen er-
wählter Vertreter zu bedienen.
In einem Freistaat (Republik) wird die Verwaltung vom Volke
selbst oder von gewählten Beamten geübt, welche nach Ablauf einer be-
stimmten Amtszeit wieder in das Privatleben zurücktreten. Gewöhnlich
steht an der Spitze eines Freistaates ein verantwortlicher Präsident, wie
z. B. in den vereinigten Staaten Nordamerikas. Ein Präsident wird auf
eine Reihe von Jahren vom Volke entweder direct oder indirect gewühlt.
In der Schweiz bekleidet ein Bundesrath von 7 Mitgliedern die Präsi-
dentschaft des Freistaates. Im Allgemeinen handelt der Präsident und der
Bundesrath nicht selbständig, sondern führt die Beschlüsse der obersten
Rathsverfammlungen (in Nordamerika des Senats und der Repräsentan-
tenkammer, in der Schweiz des Stände- und Nationalraths) aus. Die re-
publikanischen Verfassungen sind entweder aristokratisch, oder demo-
kratisch, je nachdem die Verwaltung der Staatsangelegenheiten den An-
gesehensten, den Reichsten oder Gebildetsten, oder der Gesammtheit des
Volkes übergeben ist. Von der Demokratie ist die Ochlokratie wohl
zu unterscheiden; darunter versteht man die Herrschaft des Pöbels, der un-
gebildeten Volksmasse, welche sich der Staatsgewalt bemächtigt hat.
8 52.
Die Völker und Staaten von Europa.
Die Völker von Europa sind unter den Völkern der ganzen Erde
die gebildetsten und mächtigsten. In keinem andern Erdtheile finden sich
so thätige Bewohner, wie in Europa. Ackerbau, Handel, Kunst und In-
dustrie, insbesondere die Wissenschaften sind nirgends in solcher Blüthe,
wie in Europa. Die Vortheilhafte Lage Europa's in der Nähe zweier an-
derer großen Eontinente, die große Entwickelung der Küsten und die vielen
Meereseinschnitte haben das Innere leicht zugänglich gemacht und dem
Handel geöffnet. Europa herrscht jetzt über die ganze Erde; überall ent-
stehen neue Colonien von Europäern, und wo bereits in der neuen Welt
mächtige Staaten sich gebildet haben, werden sie europäischen Ursprungs
sich rühmen müssen.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Nordamerika Europa Europa Europa Europa Europa
- 291 —
bührt dem hochgeseierten Benjamin Franklin, die Nagelmaschinen, welche
täglich 200,000 Nägel liefern, Säge-, Hanfspinn-, Dampfpapiermaschinen,
die amerikanische Mahlmühle, stammen alle von Amerika; unzählig sind
die Verbesserungen, welche man in Brauereien, Gerbereien, Spinnereien ic.
daselbst gemacht hat. Allen Gerätschaften und Werkzeugen der Nordameri-
kaner wird allgemein das Zeugniß beigelegt, daß sie besonders praktisch
sind. Hauptsitze der nordamerikanischen Industrie sind die nördlichen Staa-
ten, besonders Massachusetts, Rhode-Island, Connektikut, Neu-Aork,
Neu-Jersey, Delaware, Peuusylvanieu. Maryland und Ohio, und
von den Städten vorzüglich Neu-Aork, Boston, Philadelphia, Balti-
more, Neu-Orleans, Lowell, Pittsburg, Cincinnati, Rochester, Utica,
Albany!c.
Die Nordamerikaner sind aber entschieden die thätigsten und unter-
nehmendsten Handelsleute der Welt. Je mehr Schwierigkeiten sich ihren
Unternehmungen darbieten, desto größer ist ihr Eifer, dieselben zu über-
winden. Alles ist ihnen Gegenstand der Spekulation, denn Alles will reich
werden und Schätze sammeln und zwar so rasch als möglich. „Zeit ver-
loren, Alles verloren" — denken sie. Die natürlichen Wasserstraßen, die
zahlreichen Kanäle, Eisenbahnen (1871: 11581 geogr. Meilen), Kunst-
straßen, Posteinrichtungen, Telegraphen (1871: 15890 geogr. Meilen) be-
fördern den Handel ungemein. Keine Zölle hindern den Binnenhandel.
Ausgeführt werden insbesondere Baumwolle, Reis, Mehl, Mais, Fleisch,
Fett, Häute, Tabak, Seefische, Holz und Metalle. Die wichtigsten See-
Handelsplätze sind Neu-Hork, Philadelphia, Baltimore, Neu-Or-
leaus, Charleston, Providence (Neu-Jersey), Portlaud, Norfolk,
Savannah, Brooklyn, Alexandria, San-Franzisko.
Die gesetzgebende Gewalt ist dnrch die Konstitution dem Kon-
gresse und die vollziehende Gewalt dem Präsidenten der
Union übertragen. Der Kongreß besteht ans dem Senate und dem Hause
der Repräsentanten. In den Senat sendet jeder von den 37 Staaten
2 Abgeordnete, welche die gesetzgebende Versammlung der einzelnen Staaten
ans 6 Jahre wählt. Alle 2 Jahre scheidet ein Drittel der Senatoren aus.
Nur wer 30 Jahre alt, 9 Jahre Bürger der Union gewesen und ein Ein-
wohner des Staates ist, in welchem er gewählt wird, kann zum Senatoren
ernannt werden. Präsident des Senats ist der jedesmalige Vicepräsident
der Union; er stimmt nur bei Stimmengleichheit mit. Der Senat muß
jede Bill, welche im Repräsentantenhaus angenommen ist, berathen; nimmt
auch er sie an, so wird dieselbe zum Gesetze erhoben, wenn der Präsident
sie unterzeichnet. Geschieht das nicht, so muß eine neue Berathung in bei-
den Häusern stattfinden. Sprechen sich dann in jedem 2/3 der Stimmen für
das Gesetz aus, so hat dasselbe auch ohne des Präsidenten Zustimmung
volle Gültigkeit. Die Repräsentanten werden alle 2 Jahre von dem Volke
der einzelnen Staaten gewählt. Wählbar sind nur diejenigen, welche ein
Alter von 25 Jahren erreicht haben, 7 Jahre Bürger der Union gewesen
und zur Zeit der Wahl Einwohner des Staates sind, in welchem sie ge-
wählt werden. Die Repräsentanten (gegenwärtig an 240) wählen sich ihren
Sprecher (— Präsident) selbst. Der Präsident der Union wird auf 4 Jahre
und gleichzeitig mit ihm der Vice-Prüsident, sein Stellvertreter und Er-
satzmann, gewählt. Wählbar ist nur ein Bürger der Union, welcher seit
14 Jahren daselbst wohnt und 35 Jahre alt ist. Beide werden in jedem
Staate von einem Wahlkörper gewühlt, welcher aus so viel Mitgliedern be-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
— 119 —
Leinenwebereien von Appenzell, die Papierfabrikation von Basel, die Gold-
und Silberwaaren von Genf, die Uhren von Genf und Neuenburg gehen
in alle 5 Welttheile und finden wegen ihrer Güte großen Absatz. Ebenso
sind die Holzschnitzereien des Berner Oberlandes gesuchte Artikel. Beson-
ders lebhaft ist der Transithandel aus Deutschland nach Italien über den
Splügen und St. Gotthardt. Basel, Zürich, St. Gallen, Luzern, Neuen-
burg, Bern, Genf und Chnr sind die Haupthandelsplätze der Schweiz.
Eine besondere Eigentümlichkeit der Schweizer besteht darin, daß sie
des Verdienstes willen ihre Heimat auf längere oder kürzere Zeit verlassen
und später mit dem Erwerbe in die Heimat zurückkehren. So wandern
namentlich aus Tessin jedes Frühjahr Tansende von Männern und Jüng-
lingen uach Italien oder Tyrol und erwerben sich daselbst als Glaser,
Maurer, Tagelöhner oder Handlanger so viel Geld, daß sie im Winter
von dem Ersparten sich und ihre Familie erhalten können. Besondere Be-
rühmtheit haben von diesen wandernden Schweizern die Graubnndtner
Zuckerbäcker erhalten, deren „Schweizer-Conditoreien" in allen größeren
Hauptstädten Europa's wohl besucht sind. Ebenso werden Erzieher und
Erzieherinnen aus den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg und Freiburg
aller Orten geschätzt. Wiederum treten Andere in römische oder ueapoli-
tonische Kriegsdienste, in welche man die Schweizer wegen ihrer Treue und
Tapferkeit immer gern aufgenommen hat, und erwerben sich daselbst für
die alten Tage ausreichende Pensionen neben der Erfahrung im Kriegs-
Handwerk. Aber Allen bleibt in der Ferne eine Liebe und Anhänglichkeit
zum Vaterland und zur Heimat, welche sich bei allen Gelegenheiten durch
Wort und That frisch und kräftig erzeigt.
Die Schweiz ist eine Födera tiv - Republik. Sie besteht aus
22 Kantonen, von denen jeder souverain ist, und von denen drei wieder
in 2 selbständige Landestheile zerfallen: Unterwalden (in Ob- und Nid-
walden), Appenzell (Außer- und Jnnerrhoden) und Basel (Basel-Stadt und
Basel-Land). An der Spitze der Gesammtheit steht der Bundesrath, welcher
aus 7 Mitgliedern besteht und die Beschlüsse des Stände- und National-
raths auszuführen hat. Seine Amtsdauer erstreckt sich auf drei Jahre.
Der Ständerath besteht aus 44 Abgeordneten der Kantone; jeder Kanton
schickt 2 Ständeräthe nach Bern; in den getrennten Kantonen sendet jeder
Landestheil ein Mitglied ab. Der Nationalrath besteht aus den Abgeord-
neten des Volkes. Je 20,000 Einwohner oder eine Bruchzahl über 10,000
wähleu eiu Mitglied. Soll ein Gesetz oder Vorschlag zum Bundesgesetz
erhoben werden, so müssen beide Rüthe ihre Zustimmung ertheilen. Bun-
dessitz ist Beru.
Jeder Kanton ordnet seine inneren Angelegenheiten selbständig. Die
Spitze eines jeden Kantons bildet das fouveraine Volk, welches seinen
Willen ans verschiedene Weise kund thut. In Uri, Glarns, Unterwalden
und Appenzell versammelt sich die gesammte Bürgerschaft und stimmt über
vorgeschlagene Gesetze, Verträge und dergl. ab. In andern Kantonen, und
zwar in den meisten, wählt das Volk Repräsentanten zu einer Versamm-
luug, welche gewöhnlich der Große Rath genannt wird und im Haupt-
orte des Kantons ihre Sitzungen hält. Amtszeit dieser Groß-Räthe, so
wie die Zahl der Mitglieder ist nach den Kantonen verschieden. Der Große
Rath hat über alle wichtigen, den Kanton betreffenden Fragen zu beratheu
und zu entscheiden, den Kleinen Rath und audere Beamten zu wählen.
Der Kleine Rath hat die Beschlüsse des Großen Raths auszuführen und
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
415---------------------
der einzelnen Staaten möglichst zu beschränken und an die Stelle des Staatenbundes den centralisirten Bundesstaat zu setzen. Als 1860 der Republikaner Abraham Lincoln zum Präsidenten gewählt ward, ergriffen die Südstaaten in der Voraussicht entschiedenen Vorgehens der Nordstaaten die Initiative durch den Austritt aus der Union und constituirten sich (Februar 1861) als „conföderirte Staaten" unter der Präsidentschaft von Jesserson Davis. Anfänglich schien das Glück den Süden zu begünstigen, der sich auf die drohende Krisis vorbereitet hatte, wohlorga-msirte Heere unter vorzüglichen Führern (Beauregard, Lee, Johnston, Stonewall, Jackson) besaß und alle seine Krast für Erreichung feiner Zwecke einsetzte, während auf Seiten der Nordstaaten anfänglich die Widerstandskraft des Feindes unterschätzt und daher nicht energisch genug vorgegangen wurde. So blieb im Anfange der bevölkerungs- und mittelreichere Norden, her zudem zur See übermächtig war, auf die Defensive beschränkt und erlitt ansehnliche Verluste. In demselben Grade aber, als bei den Nordstaaten die Erkenntnis der Bedeutung des Kampfes und die Bereitwilligkeit zu ausdauernder Anstrengung zunahm, wuchs auch der Erfolg, so daß schon Ende 1862 die Eonföderirten durch die energischer und weniger vereinzelt wirkenden Unionsheere überall zurückgedrängt waren (Mac Elellan, Halleck, Burnside, Hooker, Meade). Die Mittel des Südens drohten sich zu erschöpfen, und nur der Tüchtigkeit seiner Generäle verdankte er auch noch im Jahre 1863 und zu Anfang des folgenden Jahres einzelne nicht unbedeutende Erfolge; von da ab ward es immer gewisser, daß der Norden siegreich aus dem Riesenkampfe hervorgehen werde, namentlich seit der talentvolle General Grant an die Spitze der Nordstaaten-Armeen gestellt wurde. Die Bewegungen der Hauptarmee gegen Richmond wurde durch die sühnen und glücklichen Operationen des Generals Sherman im Süden unterstützt. Nach dem Verluste einer blutigen Schlacht (Ende März 1865) wurde Lee gezwungen, Richmond zu räumen und sich bald darauf (am 9. April) zu ergeben. Bald darauf kapitulirten auch die übrigen Armeen des Südens, die letzte am 25. Mai. Inzwischen war leider der überall geachtete und beliebte Präsident Lincoln in Washington im Theater das Opfer eines fanatischen Meuchelmörders, der Staatssecretär Seward von einem anderen Verschworenen verwundet worden (14. April). An die Spitze der wieder vereinigten Republik trat der bisherige Vicepräsident Andreas Johnson. Im März 1866 nahm der Eongreß von Washington das Gesetz an, welches allen Bürgern der Union ohne Unterschied der Race gleiche Rechte sicherte. Nach Johnson ward der General Grant zum Präsidenten der Republik erwählt. Die Ruhe ward nicht gestört und Amerika fand Zeit, sich durch erneuerte Thätigkeit von den Wunden, die ihm der Krieg geschlagen hatte, zu erholen. Die ungeheure Schuldenlast zu vermiudern, das Finanzwesen zu ordnen und den Staat zu rcorganisiren, war seitdem die Aufgabe der amerikanischen Staatsmänner.
Wie alle Staaten des mittleren und südlichen Amerika's hatte M exiko seit seiner Trennung von Spanien an innerer Zerrüttung und fortwährenden Unruhen zu leiden. Im Jahre 1858 siegte der aus einem alten Aztekengeschlechte stammende Juarez über die konservative Partei und wurde zum Präsidenten der Republik erhoben. Die neue Regierung fand die Staatskassen erschöpft, die Schuldenlast aus's äußerste vermehrt. Sie griff zu dem Mittel die Kirchengüter einzuziehen, die Zölle zu verdoppeln und die Zinszahlung der in England aufgenommenen Schuld auf zwei Jahre zu verschieben. Hierauf bewog Spanien, durch die Wegnahme eines spanischen Schiffes von Seiten der Mexikaner beleidigt, die Regierungen vonfrank-
Meriko.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Abraham_Lincoln Abraham Jesserson_Davis Beauregard Johnston Jackson Hooker Meade Sherman Seward Andreas_Johnson Johnson Grant Meriko
Extrahierte Ortsnamen: Burnside Richmond Richmond Washington Washington Amerika Spanien England Spanien
99
§ 22.
Die Könige von Rom (753—509).
Es wird erzählt, daß sich zu den Ureinwohnern Italiens frühzeitig neben andern Einwanderern anch „der fromme Aeneas" nach dem Brande von Troja (1184) begeben und in Latium niedergelassen, sein Sohn Jullls daselbst Alba Longa gegründet habe und Ahnherr eines Königsgeschlechtes geworden sei. Der 14. König nach ihm, Sil-vius Procas, hatte 2 Söhne, den Nnmitor und Amnlius. Der jüngere Amulins verdrängte den Nnmitor, tödtete dessen Sohn und machte die Tochter des Bruders zur vestalischeu Jungfrau. Diesen Priesterinnen war das Heirathen untersagt. Allein Nhea Silvia wurde Mutter-zweier Knaben, des Romulus und Remns. Die Mutter ließ Amulius Romulus alsbald einkerkern, die Kinder aber in die angeschwollene Tiber werfen. u"bti^fb™f Sie wurden wunderbar erhalten, von einer Wölfin gesäugt und vom Vöm.m Hirten Fanstnlus aufgezogen. Als sie groß geworden waren, erfuhren sie ihre Herkunft, todtsten den Amulius und baten ihren Großvater Numitor, an der Stelle, wo sie ausgesetzt waren, eine Stadt bauen zu dürfen. So entstand Rom, welches nach Romulus so benannt worden ist, nachdem die Vogelschau auf dem aventinischen Hügel durch Romulus und auf dem Palatinischen durch Remns vorgenommen worden war.
Remns hatte zuerst 6 Geier, später Romulus 12 erblickt. Beide legten dies zu ihren Gunsten ans; es entstand aus dem Wortwechsel ein Streit, in welchem Remus erschlagen ward. Nach einer andern Sage soll Remns, um den Brilder zu höhnen, über die niedrige Mauer gesprungen sein, dieser ihn aber mit einem Steinwnrs getödtet haben. Man feierte den 21. April als den Stiftungstag Roms (Palilia) und nimmt 753 als das Gründnngsjahr der Stadt an.
Romulus eröffnete, um die Zahl seiner Bürger zu vermehren, ein Asyl (Freistätte); auf diese Weise siedelten viele Leute aus der Nachbarschaft nach Rom über, Gute und Böse, Freie und Sklaven.
Da die Völker der Umgebung den Bürgern Roms ihre Töchter zu Frauen versagten, so veranstaltete Romulus zu Ehren des Neptun Festspiele, lud die Nachbarn mit Weib und Kind dazu ein und ließ 'während derselben Mädchen und Frauen rauben. Dieser Raub der D» Raub
r • • r , j • ^ V ., , ^ ,. «/***•• der Sabine-
toabtnertnnen hatte einen Krieg mit den Lattnern und Sabmern rinnen, zur Folge, welcher damit endete, daß Sabiner in die neue Stadt übersiedelten. Die Sabiner behielten anfangs ihren König Titus Tatius und erhielten Sitz und Stimme im Senat, welchen Romulus zu seiner Hilfe in der Verwaltung des Staats aus 100 angesehenen Männern errichtet hatte und nun um hundert Sabiner vermehrte. Die Mitglieder des Senats hießen Väter (patres); ihre Nachkommen, die Patrizier, befanden sich lange allein im Genufse der Staatsämter und der eroberten Ländereien, während die ärmere Volksklasse, die Plebejer, welche sich vorzugsweise aus den nach Rom verpflanzten Einwohnern bildete, ihnen gehorchen mußte und mancherlei Unrecht erfuhr.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod]]
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]